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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.02.2021

Packender Auftakt!

Der andere Sohn
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„Der andere Sohn“ bildet den Auftakt zur Karlstad-Krimireihe vom Autorenduo Peter Mohlin und Peter Nyström. Das Debüt der besten Freunde spielt in ihrem Heimatort Karlstad in Schweden.

„Vor zehn Jahren ...

„Der andere Sohn“ bildet den Auftakt zur Karlstad-Krimireihe vom Autorenduo Peter Mohlin und Peter Nyström. Das Debüt der besten Freunde spielt in ihrem Heimatort Karlstad in Schweden.

„Vor zehn Jahren ist in der schwedischen Kleinstadt Karlstad eine junge Frau spurlos verschwunden. Ihre Leiche blieb verschollen, den einzigen Verdächtigen Billy musste man laufen lassen. Doch die Tat ist nie vergessen worden, die Schuldzuweisungen sind nie verstummt. Nun wird der Cold Case neu aufgerollt.“

Der direkte Einstieg mit rätselhaften Geschehnissen und einer ansteigenden Gefahr ist sehr gelungen. Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Die Eltern der vermissten Emelie Heimer und Sissela gehen mit der bedrückenden Ungewissheit und Trauer unterschiedlich um. Längst hat sich ein Keil zwischen sie geschoben. Der verdeckte Ermittler und FBI-Agent John Adderley trifft eine selbstmörderische Entscheidung, um ins Cold-Case-Team aufgenommen zu werden. Seine persönliche Verwicklung im Vermisstenfall sorgt für zusätzliche Spannung. Was ist damals geschehen? Wer ist der Täter? Die Fragen bilden den roten Faden der Geschichte. Emelie hatte ihre Geheimnisse und wenig von sich preisgegeben. Die Ermittlungen erweisen sich damals wie heute als schwierig. Johns Recherche ist unvoreingenommener. Er hat damit und auch aufgrund seiner Erfahrungen entscheidende Vorteile. John Adderley ist eine interessante Hauptfigur mit Stärken aber auch Schwächen. Ein Traumata macht ihm zu schaffen. Er eckt gerne mit seinen eigenwilligen Ermittlungen und Alleingängen an. Zwei Frauen bilden in dieser Geschichte einen ebenbürtigen Gegenpol mit ihrer scharfsinnigen und direkten Art. Wer hat etwas zu verbergen? Das Undurchsichtige, Rätselhafte und mögliche Gegenspieler und Verfolger sorgen für Spannung. Eine Freundschaft berührt. Dramatische Wendungen sind gut inszeniert. Es lässt sich nur wenig vorausahnen. Der Plot hat Raffinesse. Im letzten Buchdrittel zieht das Tempo an. Wer ist einen Schritt voraus? Schicksale erschüttern. John muss sich seinen eigenen Dämonen stellen. Ein fesselnder Krimi bis zum Schluss.

Cover und Titel wecken die Neugierde und stimmen auf eine packende Geschichte ein. Das Autorenduo fällt mit großer Schrift ins Auge. „Der andere Sohn“ überrascht mit einem geheimnisvollen Fall und Verstrickungen und entwickelt sich schnell zum Pageturner. Ein sehr gelungenes Debüt, das die Vorfreude auf Band 2 schürt.

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Veröffentlicht am 09.02.2021

Warmherzig und humorvoll

Das Leben braucht mehr Schokoguss
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In „Das Leben braucht mehr Schokoguss“ von Ella Lindberg verändert ein Praktikum Mias Leben. Ella Lindberg ist das Pseudonym von Mara Winter. Von ihr stammen u.a. „Das Glück fällt wohin es will“, „Glitzerkram“ ...

In „Das Leben braucht mehr Schokoguss“ von Ella Lindberg verändert ein Praktikum Mias Leben. Ella Lindberg ist das Pseudonym von Mara Winter. Von ihr stammen u.a. „Das Glück fällt wohin es will“, „Glitzerkram“ und „Das geheime Kapitel“.

Mia hat ein Praktikum in einer Schweizer Schokoladen-Manufaktur ergattert. Dummerweise gibt es gleich am ersten Tag Missverständnisse. Den Sprung ins kalte Wasser meistert sie besser als gedacht. Nur der gutaussehende Juniorchef macht sie zunehmend nervös.

„Für alle, die ein paar tröstliche Worte, eine Umarmung oder eine Tasse heiße Schokolade brauchen.“ Mit wenige Worten wird ein breites Lesepublikum angesprochen. Anfangs stiehlt eine resolute Sitznachbarin im Flugzeug der Hauptfigur ein bisschen die Show. Mit Mias Hang zu katastrophalen Improvisationen steigt der Unterhaltungswert. Originell ist die Schokoladen-Manufaktur mit Laden und Café als Kulisse für eine Liebesgeschichte. Eine Verwechslung fordert Mia heraus, die sich gar nicht so schlecht schlägt. Ihr Ideenreichtum kollidiert ab und zu mit den besonderen Umständen. Fettnäpfchen pflastern nicht selten ihren Weg. Der Humor nimmt zu und gibt der Geschichte einen pfiffigen Anstrich. Mia hilft Juniorchef Fabian aus einer Patsche. Die beiden verstricken sich in einem einsturzgefährdeten Lügengebilde. Wie kommen sie da wieder raus? Es geht nicht weniger, als um die Rettung der Schokoladen-Manufaktur und um eine Großmutter, die mehr auf Zack ist als alle denken. Elisabeth ist ein Highlight, genau wie Maja aus dem Café. So ganz nebenbei hat die Geschichte ein paar Lebensratschläge parat. Immer mal wieder die Perspektive ändern kann hilfreich sein. Mia macht es vor. Manchmal steht selbst sie auf dem Schlauch. Anderen kann sie viel leichter helfen als sich selbst. Mit ihr geht eine Veränderung vor sich. Sie wird selbstbewusster und erkennt ihre Stärken. Eine liebenswerte, leicht chaotische Person, die ihren Beliebtheitsgrad im näheren Umfeld steigert. Bridget Jones lässt grüßen. Wer Fan der Filme ist, wird auch Mias Schoko-Abenteuer lieben. Im letzten Buchdrittel kommt der Humor aus Wendungs-Gründen zu kurz. Missverständnisse, Irrungen und Wirrungen werden etwas zu sehr ausgereizt. Die Idee fürs Ende tröstet, auch wenn reichlich Zuckerguss ausgeschüttet wird.

Das Cover setzt zurecht auf den Titel, der nicht nur Frauenherzen höher schlagen lässt. „Das Leben braucht mehr Schokoguss“, das ist eindeutig wahr. Eine warmherzige Liebesgeschichte nicht nur für Bridget-Jones-Fans, sondern für alle, die mal wieder schmunzeln und lachen möchten. Vorurteilen wird der Kampf angesagt. „Vielleicht war es auch einfach nur ein dummes Vorurteil, und vielleicht muss man von Zeit zu Zeit mal seine Glühbirnen austauschen.“ Kein schlechter Rat!

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Veröffentlicht am 01.02.2021

Originelle Idee zu kurz geraten

Von riesengroß bis klitzeklein
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„Von riesengroß bis klitzeklein“ - Ein Zoom-Bilderbuch“ von Sabine Rothmund lädt kleine und große Betrachter auf eine ungewöhnliche Reise ein.

„Zoom dich vom Wiesenblümchen bis ins Weltall ... und erlebe ...

„Von riesengroß bis klitzeklein“ - Ein Zoom-Bilderbuch“ von Sabine Rothmund lädt kleine und große Betrachter auf eine ungewöhnliche Reise ein.

„Zoom dich vom Wiesenblümchen bis ins Weltall ... und erlebe eine Geschichte voller überraschender Wendungen! Mit diesem Bilderbuch können Klein und Groß die Welt aus einer ganz neuen Perspektive betrachten! Wie durch eine Kamera, die immer weiter weg zoomt, gibt es auf jeder Seite so viel zu entdecken.“

Die Cover-Illustration zieht alle Blicke aufs Bilderbuch. Tierische Akteure stimmen auf eine ungewöhnliche Reise ein. Die Erwartungen schnellen hoch. Kunterbunt geht es auf der ersten Doppelseite zu. Ganz nah ist die Wildblumenwiese mit ihren Bewohnern. Gerne hätten es noch mehr Insekten sein können. Nur vier ziehen mit samt der Blumen die Blicke auf sich. Unerwartet sind die Verbindungen zwischen den einzelnen Doppelbildern. Es geht um den Natur- und Umweltschutz und das weltweite Müllproblem. Im Fokus stehen die großen Illustrationen. Der Text ist kurz und kindgerecht gehalten und stammt von Julia Klee. Mit einer Kuh beginnt eine ungewöhnliche Reise. So mancher Meeresbewohner wundert sich über den Müll, der ihnen in die Quere schwimmt. Das Bilderbuch ist für Kinder ab 5 Jahren gedacht und bringt ein Problem auf sanfte Weise auf den Punkt. Was fehlt ist der Humor vom Cover. Der Zoom-Effekt hat Überraschungen parat. Die Geschichte ist zu kurz geraten und hätte gerne noch den ein oder anderen Zauber parat haben können. Schön ist die Idee mit der Luftpost am Ende, auch wenn ein Luftballon nicht besonders umweltfreundlich ist. Die Giraffen sind sehr gelungen, und ihr Staunen steckt an. Auf den letzten Doppelseiten entwickeln die Botschaften des Buches nochmals Intensität. Fridays for Future weckt Impulse. Mitmachen kann jeder. Der Blick für den Reichtum der Natur wird geschärft. Die Idee zum Bilderbuch mit dem Zoom-Effekt ist originell. Es hätte sehr gerne noch mehr erzählt und gezeigt werden können. Kinder ab 5 Jahren haben vielleicht höhere Ansprüche an Unterhaltungswert und Umfang.

Die hohen Erwartungen an das Bilderbuch für die ganze Familie werden nicht ganz erfüllt. Die Illustrationen sind sehr gelungen. Der Text erzählt die Geschichte sehr treffend. Immer mehr von dem was eigentlich geschieht wird anhand der Zeichnungen offenbart. Ein warmherziges Abenteuer, das noch mehr als 48 Seiten verdient hätte.

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Aufrüttelnd und tiefberührend

Sprich mit mir
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„Sprich mit mir“ von Kultautor T.C. Boyle spielt Ende der 1970er Jahre und befasst sich mit den Themen „Primatenforschung“ und „Wildtiere in Gefangenschaft“.

In der Gameshow „Sag die Wahrheit“ sieht ...

„Sprich mit mir“ von Kultautor T.C. Boyle spielt Ende der 1970er Jahre und befasst sich mit den Themen „Primatenforschung“ und „Wildtiere in Gefangenschaft“.

In der Gameshow „Sag die Wahrheit“ sieht Studentin Aimee Villard Professor Dr. Guy Schermerhorn und Schimpanse Sam, der sich mit Gebärdensprache verständigen kann. Sie ist fasziniert und bewirbt sich als studentische Hilfskraft.

„Und was, wenn es wirklich möglich war, mit Angehörigen einer anderen Spezies zu kommunizieren, sich mit ihnen zu unterhalten, anstatt ihnen zu befehlen und sie abzurichten wie Papageien, die nur wiedergaben, was man ihnen beigebracht hatte?“ Schimpanse Sam fühlt sich als Mensch, liebt sein Zuhause und hat einen Lieblingsmensch. Als Melanie Guy und Sam verlässt, gerät der Schimpanse außer Rand und Band. Aimee wird für die Beiden zum Rettungsanker. Schimpanse Sam erobert auch die Leserherzen im Sturm. Er ist klug, erkennt Zusammenhänge, schmiedet Pläne, liebt es zu kuscheln und zu spielen und verströmt eine unbändige Lebensfreude. Er kann sich verständigen, seine Wünsche äußern und zeigt seine Emotionen ungefiltert. Perspektivwechsel ermöglichen den Blick auf die Ereignisse von mehreren Seiten. Die Wende erschüttert. Wie konnte es so weit kommen? Zwei Handlungsstränge, Gegenwart und Zukunft, laufen neben einander her und erhöhen die Intensität. Die Geschichte schafft es, ohne erhobenen Zeigefinger auszukommen und rüttelt durch den Erzählstil und Sams Gefühle wie Angst und Verzweiflung dermaßen auf. Vieles im Umgang mit Tieren wird in Frage gestellt. Auch die Vermenschlichung wird auf die Schippe genommen. Tatsächlich ist der Affe der bessere Mensch. „Wenn Schimpansen intellektuell und emotional auf dem Niveau dreieinhalb- bis vierjähriger Kinder waren, dann war es doch mehr als grausam, sie einzusperren.“ Das Thema „(Wild)Tiere in Gefangenschaft“, ob für Forschung oder andere Zwecke, berührt. Sam steht stellvertretend für viele Schicksale. Er muss erkennen, dass Menschen, die er liebt, ihn verraten. Packend und fesselnd bis zum Schluss. Das Ende rührt zu Tränen.

Das Cover setzt den Inhalt mit wenigen, aber eindringlichen Mitteln in Szene. Der Titel hat Ausdruckskraft und stimmt auf eine emotionale Geschichte ein. „Sprich mit mir“ übertrifft alle Erwartungen. Alle Charaktere, besonders Sam, wirken sehr real und greifbar. Sein Schicksal lässt einen nicht mehr los. Ein aufrüttelndes Buch, das hoffentlich Wandel und Veränderungen anregt und zum entschlossenen Handeln animiert. Was gibt uns Menschen das Recht, Tiere zu benutzen, zu manipulieren, ihnen Schmerzen und Leid zu zu fügen?

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Veröffentlicht am 13.01.2021

Filmreifer, raffinierter Pageturner

Ohne Schuld
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„Ohne Schuld“ ist Band 3 der Kate-Linville-Krimireihe von Autorin Charlotte Link. Nach Band 1 „Die Betrogene“ und Band 2 „Die Suche“ muss Polizistin Kate ein besonders kniffeliges Rätsel lösen.

Detective ...

„Ohne Schuld“ ist Band 3 der Kate-Linville-Krimireihe von Autorin Charlotte Link. Nach Band 1 „Die Betrogene“ und Band 2 „Die Suche“ muss Polizistin Kate ein besonders kniffeliges Rätsel lösen.

Detective Sergeant Kate Linville wird in einen mysteriösen Fall verwickelt. Auf ihren zukünftigen Vorgesetzten Detective Chief Inspector Caleb Hale kann sie nicht zählen. Der sitzt selbst in der Patsche und hat mit den Auswirkungen eines tragischen Falls zu kämpfen.

Das Thema „Angst“ steht im Zentrum des Krimis. Der Einstieg mit einer Zeugin ist sehr gelungen. Ein Zeitsprung untermalt das Rätselhafte. Bedrohungen steigern die Spannung. Bald ist Kate auf sich allein gestellt. Hobbydetektiv Colin mischt sich mehr ein als Kate lieb ist. Das erwartete Team Kate und Caleb wird auseinandergerissen. Caleb avanciert zur Randfigur. Wird er noch eine wichtige Rolle spielen? Die Ereignisse überschlagen sich. Es scheint keine Überschneidungen zwischen den Fällen zu geben, und doch muss da es etwas sein, was alles miteinander verbindet. Das Undurchsichtige wird sehr gut ausgespielt. Der Plot ist faszinierend raffiniert gestrickt. Die Spannung bleibt auf einem hohen Niveau. Kate und ihr neuer Chef tappen im Dunkeln. Immer wieder enden die Ermittlungen in Sackgassen. Der Täter ist clever, eiskalt und ihnen immer einen Schritt voraus. Spekulationen werden angeheizt. Es lässt sich nichts vorausahnen. Lügen und Geheimnisse, wer kennt die Wahrheit? Es fällt leicht mitzufiebern. Alle Charaktere wirken sehr real. Die Geschichte wird packend und filmreif erzählt. Nur ganz langsam lösen sich die Verstrickungen auf. Überraschungen und Wendungen sind perfekt in Szene gesetzt. Die Kaltblütigkeit des Täters sorgt oft für Gänsehaut. Bald ziehen sich die Schlingen zu, und es scheint kein Entrinnen zu geben. Mit der Aussichtslosigkeit steigt die Spannung. Ein Wettrennen gegen die Zeit beginnt. Jeder kleinste Fehler kann den Tod bedeuten. Bis zum Schluss Hochspannung pur! Auch die letzten Schachzüge sind sehr gelungen. Eine Auflösung fehlt. Geht es damit in Band 4 weiter?

Der Titel setzt den Inhalt perfekt in Szene. Die düstere Atmosphäre stimmt auf eine fesselnde Geschichte ein. „Ohne Schuld“ toppt die hohen Erwartungen und spielt in einer eigenen Liga. Sehr empfehlenswert für alle Krimi- und Thrillerfans!

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