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Veröffentlicht am 04.11.2022

Spannend und humorvoll – ein Hörspass

Herzschuss
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Seit nunmehr 13 Jahren ermitteln Wallner und Kreuthner. Sie schätzen sich, zuweilen nerven sie sich auch gewaltig und nun steht Kreuthner unter Mordverdacht. Natürlich drängt Wallners neue Chefin Carla ...

Seit nunmehr 13 Jahren ermitteln Wallner und Kreuthner. Sie schätzen sich, zuweilen nerven sie sich auch gewaltig und nun steht Kreuthner unter Mordverdacht. Natürlich drängt Wallners neue Chefin Carla Tiedemann auf einen schnellen Abschluss. Schon klar, ein Polizist unter Mordverdacht trägt nicht gerade zum Renommee der Polizeiinspektion Miesbach bei.

Der 10. Fall um die beiden Kult-Ermittler Wallner und Kreuthner steht an und der hat es ordentlich in sich. Der Mord um den Abgeordneten Gansel will aufgeklärt werden, da wird so einiges aus der Vergangenheit zutage gefördert, das nicht jedem passt. Als herauskommt, dass Kreuthner früher mit Philomena, Gansels Frau, verbandelt war, schaut es für den Herrn Polizeihauptmeister erst recht nicht gut aus.

„Herzschuss“ kommt mit viel Lokalkolorit daher mit sympathischen Figuren und auch solchen, die ich eher nicht so mag. Schon auch kauzig und knorrig, ja eigenwillig sind sie, wie es halt ist im richtigen Leben, da kann man auch nicht mit jedem und mögen muss man sowieso nicht alle. Die Story entwickelt sich, ich erfahre so einiges über die hier Agierenden, kann sie schon einigermaßen einschätzen - es wird zunehmen spannend. Und nicht mittendrin, aber doch dabei ist Wallners schlitzohriger Opa – ein herrlicher Spaß.

Zu dem humorigen Schreibstil passt das Cover hervorragend. Da fühlt man sich doch gleich an ein stilles Örtchen mit einem doch eingeschränkten Blick auf den See versetzt. Ja, es erfüllt schon ein typisch bayerisches Klischee und doch wirkt es für diesen Kriminalfall nicht zu aufgesetzt.

„Jedes Verbrechen hat seine Geschichte.“ Und diese Geschichte hat mir Michael Schwarzmaier im Hörbuch vom Argon-Verlag sehr anschaulich geschildert. Er spricht hochdeutsch, gut verständlich auch für nicht-Bayern. Und doch ist sein Vortrag unverkennbar bayerisch eingefärbt, anders wäre es gar nicht möglich und würde dem Krimi seinen charakteristischen Charme nehmen. Er spricht so, wie einem Bayern der sprichwörtliche Schnabel gewachsen ist. Jedem einzelnen lässt er seine Eigenheiten, man kann sie alle gut auseinanderhalten. Er ist der perfekte Sprecher hierfür, ich bin von seiner Darbietung begeistert.

Ein gelungener Krimi mit launigen Dialogen, der mich gut unterhalten hat. Ein Hörgenuss. Immer wieder gerne wieder.

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Veröffentlicht am 31.10.2022

Cassie ermittelt

Wer mit den Toten spricht
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Raven & Flyte ermitteln – der zweite Fall um die Rechtsmedizinerin Cassie Raven und DS Phyllida Flyte ist gelöst. Ein Hörbuch von SAGA Egmont, Sprecherin Sandra Voss.

Es geht gleich mal heftig los. Auf ...

Raven & Flyte ermitteln – der zweite Fall um die Rechtsmedizinerin Cassie Raven und DS Phyllida Flyte ist gelöst. Ein Hörbuch von SAGA Egmont, Sprecherin Sandra Voss.

Es geht gleich mal heftig los. Auf Cassies Seziertisch liegt ein Jugendlicher und die Frage drängt sich auf, ob er sich selbst stranguliert hat oder ob hier doch ein Verbrechen vorliegt. Neben diesem noch ungeklärten Tod ist sie auf der Suche nach den Umständen, wie ihre Mutter ums Leben gekommen ist. Als 4jährige hat sie beide Elternteile durch einen Autounfall verloren, zumindest hat sie dies bis jetzt geglaubt. Nach einem leichten Schlaganfall sieht sich ihre Großmutter, bei der sie aufgewachsen ist, genötigt, ihr endlich die Wahrheit zu sagen. Und diese ist nicht ohne. Cassies Vater, wurde damals angeklagt und verurteilt, seine Frau, Cassies Mutter, getötet zu haben. Und nun ist er frei, die beiden treffen aufeinander. Warum wurde sie über so viele Jahre angelogen?

Cassie, die mit ihren Piercings und Tattoos schon anders aussieht, will mehr wissen. Sie recherchiert, auch mit Flytes Hilfe, sie vergräbt sich schier in das Damals, in das Leben ihrer Mutter. Und sie stößt auf Schweigen, viele können oder wollen sich nicht mehr erinnern. Warum?

Sandra Voss hat mir diesen zweiten Teil der Forensik-Thriller-Reihe vorgelesen, sie hat dies gut gemacht. Bis auf die Großmutter ist sie allen Figuren stimmlich gerecht geworden. So konnte ich mich in den so spannenden wie mysteriösen Fall vertiefen. Hat Cassie sich verrannt? Aber nein, sie schaut genau hin, hört zu - eine, die mit ihren Toten spricht, ihnen Respekt zollt, deren Sinne sind geschärft. Sie sieht Kleinigkeiten und wird doch immer wieder von der Wirklichkeit eingeholt. So mancher versucht, seine Lügereien zu vertuschen. Lange ist nicht klar, wer denn nun für den Tod von Cassies Mutter verantwortlich ist und warum dies aus Sicht dieser Person geschehen musste.

Cassie ist mir sehr ans Herz gewachsen, sie ist ein unerschrockener und liebenswerter Charakter. Auch Flytes sprödem Charme konnte ich viel abgewinnen. Die beiden sind ein gelungenes Ermittler-Duo, denen ich noch gerne bei weiteren Fällen über die Schulter schauen würde.

Es ist der zweite Band der Reihe und doch kann er ohne Kenntnis des Vorgängers gehört bzw. gelesen werden. Ich mag es, wenn jedes Buch in sich abgeschlossen ist und das Wesentliche, das Wissenswerte, ins Geschehen mit einfließt.

Mit Cassie und den anderen Charakteren, die allesamt glaubhaft dargestellt sind, habe ich nun sowohl Bradleys Tod als auch den ihrer Mutter aufgelöst. Viel Unvorhergesehenes ist passiert, die Handlung war gut durchdacht, sie war in weiten Teilen nachvollziehbar und nun bin ich gespannt auf den nächsten Fall.

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Veröffentlicht am 30.10.2022

Schuld im Sinne von schuldig?

Als die Welt zerbrach
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Erst einmal musste ich tief durchatmen, das gerade Gelesene nochmal an mir vorüberziehen lassen. „Als die Welt zerbrach“ ist eine tieftraurige Erzählung um eine Schuld hinter der Schuld, dessen Namen die ...

Erst einmal musste ich tief durchatmen, das gerade Gelesene nochmal an mir vorüberziehen lassen. „Als die Welt zerbrach“ ist eine tieftraurige Erzählung um eine Schuld hinter der Schuld, dessen Namen die über 90jährige Gretel in ihrem langen Leben nie mehr aussprechen konnte. Sie hat viel erlebt, viel erlitten und noch mehr geschwiegen.

Die damals 12jährige flieht mit ihrer Mutter nach Frankreich, nachdem ihr Vater, ein hochrangiger KZ-Kommandant, hingerichtet wurde, aber auch in Paris holt die Vergangenheit sie ein. Als nach einigen Jahren ihre Mutter stirbt, wagt Gretel in Australien einen Neuanfang - immer darauf bedacht, ihr Lügenkonstrukt aufrecht zu erhalten. Selbst hier ist sie nicht sicher, London wird und bleibt ihr Zufluchtsort. Und hier lebt sie gut situiert in einem noblen Viertel, als in der Wohnung unter ihr Henry mit seinen Eltern einzieht. Der Neunjährige erinnert sie schmerzlich an Vergangenes und nicht nur das, sie schließt den verschlossenen Jungen ins Herz. Sie sieht viel zu viel, ringt mit sich selbst und kommt zu einem für sie folgenschweren Entschluss.

In zwei sich stetig abwechselnden Ebenen erzählt John Boyne vom Gestern und vom Heute, von der betagten Gretel in London 2022 und geht zurück, wechselt ins Jahr 1946, gibt Einblicke in „Die Tochter des Teufels“. Er nimmt seine Leser mit nach Sydney, wo sie 1952 ankam, gibt Zwischenspiele in Polen oder am Zaun, um nur einiges zu nennen. So erfahre ich sukzessive ihre Lebensgeschichte. Eine Geschichte, die mich tief berührt und zutiefst traurig gemacht hat. Sie war Kind, als das Schreckliche geschah, die Lebenslüge wurde ihr aufgedrängt und einmal damit angefangen, wird sie sie nicht mehr los. Und nicht genug damit, sie nimmt auch danach ihre Umgebung wahr, sieht hinter die Kulissen und muss doch einsehen, dass die Welt sich zwar weitergedreht hat, die Menschheit aber immer Mittel und Wege findet, die eigenen Unzulänglichkeiten zu vertuschen.

Gretels Lebensweg bin ich gerne gefolgt - eine toughe Frau, vom Leben geprägt, auch die anderen Charaktere waren authentisch dargestellt. Der Autor hat sie empathisch sein lassen, ich habe so einige gemocht, andere wiederum so gar nicht.

Hat eine 12jährige eine Chance, sich der unrühmlichen Vergangenheit ihrer Familie zustellen? Muss sie sich gar dem stellen? Die Bürde der Schuld auf sich zu nehmen? Und darf eine erwachsene Frau zusehen, wie anderen Leid zugefügt wird? Die so einfühlsam erzählte Lebensgeschichte hat mich sofort gefesselt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Beileibe keine leichte Kost und doch so lesenswert.

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Veröffentlicht am 28.10.2022

Spannung pur

Düsteres Wasser: Thriller
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Der mittlerweile siebte Band der Julia Schwarz-Reihe aus der Feder von Catherine Shepherd, ein wiederum exzellenter Thriller, ist ausgelesen. Viel zu schnell war er gelesen, denn einmal angefangen, entwickelte ...

Der mittlerweile siebte Band der Julia Schwarz-Reihe aus der Feder von Catherine Shepherd, ein wiederum exzellenter Thriller, ist ausgelesen. Viel zu schnell war er gelesen, denn einmal angefangen, entwickelte auch dieses „Düstere Wasser“ einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte. Es auch gar nicht wollte.

Die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz wird von ihrem jungen Kollegen Ferdinand Meisner von seinem Weggang informiert - gerade dann, als sie eine junge Frau auf dem Seziertisch haben. Diese wurde aus dem Rhein gezogen, sie war von einer Brücke in den Tod gestürzt. Sprang sie freiwillig oder wurde sie gestoßen? Alles deutet auf letzteres, denn bald findet Julia einen in Folie eingeschweißten Abschiedsbrief. Es ist nur ein einziger Satz, der so eindeutig wie mysteriös ist. Und sie findet noch mehr bei der Obduktion, es ist eindeutig ein Fall für Florian Kesser, den Kriminalkommissar, der auch privat mit Julia verbandelt ist.

Schon der Prolog gibt Rätsel auf - wie passen diese Zeilen zu diesem Todesfall, dem weitere folgen werden? Alle Opfer, die auf Julias Seziertisch landen, weisen Ähnlichkeiten auf, alle Indizien sprechen dieselbe Sprache. Und zwischendrin lese ich vom Gestern. Von den Gedanken eines geheimnisvollen Unbekannten. Es sind immer nur kurze Passagen, die zwischendurch eingestreut werden. Auch diese extrem rätselhaft.

Catherine Shepherd ist eine Meisterin des Verwirrspiels. Sie versteht es perfekt, ihre Leser auf Fährten zu locken, die viel zu oft ins Nichts führen. Alles ist sehr nebulös, hier ist keinem einzigen so richtig zu trauen. So mancher zwielichtigen Gestalt traue ich vieles, wenn nicht alles zu. Sie sind mir äußerst suspekt, sehr unsympathisch und höchst verdächtig. Die Spannung lässt keine Sekunde nach, von der ersten Seite bis zum verblüffenden Schluss fiebere ich mit, habe einen starken Verdacht, um dann doch wieder zu zweifeln. Die Charaktere sind allesamt authentisch – Typen wie aus dem echten Leben gegriffen. Natürlich ist auch ein wenig Privates eingestreut, schließlich sind Julia und Florian schon lange ein Paar. Nicht zu viel, aber doch viel genug, um ein stimmiges Bild der beiden mitsamt ihrem Umfeld zu erhalten.

Und wieder war es ganz anders, als ich die ganze Zeit vermutet hatte. Ich mag es, wenn ich als Leser immer wieder in eine Richtung tappe, die sich als ganz falsch erweist. Allen hätte ich es zugetraut, aber... denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Schade, dass das Buch zu Ende gelesen ist und schön, dass ich es gelesen habe. Ein so spannend wie nervenaufreibender Thriller der Extraklasse, den kein Thriller-Fan verpassen sollte.

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Schuld und Verrat

Feldpost
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Der Anfang vom Ende, das ist der 22. Dezember 2000, ein Freitag. Cara sitzt in einem gut besuchten Café, sie schreibt Weihnachtskarten. Eine Unbekannte bittet, sich an ihren Tisch setzen zu dürfen. Sie ...

Der Anfang vom Ende, das ist der 22. Dezember 2000, ein Freitag. Cara sitzt in einem gut besuchten Café, sie schreibt Weihnachtskarten. Eine Unbekannte bittet, sich an ihren Tisch setzen zu dürfen. Sie kommen ins Plaudern und so unauffällig wie diese Frau gekommen ist, ist sie wieder verschwunden. Lediglich eine Tasche mit Feldpost-Briefen bleibt zurück. Cara findet darin nicht nur Briefe, auch Unterlagen über den dubiosen Verkauf einer Villa kommen zum Vorschein. Was tun? Kurzentschlossen macht sie sich auf die Suche.

Es ist die Zeit des beginnenden Nationalsozialismus, dann folgt der Zweite Weltkrieg mit all seinen Schrecken. Man muss nicht Jude sein, um ins Visier der Machthaber zu gelangen. Eine unachtsame Äußerung genügt.

In zwei sich abwechselnden Zeitsträngen erzählt die Autorin von damals, ab 1935, von der Entfremdung zweier Familien und von der heutigen Suche nach dem Verfasser dieser Briefe, die er vor über 50 Jahren geschrieben hat. Cara findet ihn tatsächlich, jedoch bleibt das Schicksal des Adressaten ungewiss.

Jeder Feldpostbrief ist ein Lebenszeichen, er ist wertvoll, wird herbeigesehnt. Das Cover zeigt dies eindrucksvoll, es ist der gelungene Einstieg in ein beeindruckendes Buch, in eine düstere Zeit. Zunächst musste ich mich schon einlesen, Caras Interesse an den Briefen war für mich eher nicht so prickelnd. Aber dann bin ich abgetaucht in die Vergangenheit und diese hat mich nicht mehr losgelassen. Ihr Schicksal hat mich sehr berührt, das Familiendrama vor dem geschichtlichen Hintergrund ist lebendig und authentisch dargestellt. Das Weiterlesen war unabdingbar, ihre Geschichte wie ein Sog, dem ich mich nicht mehr entziehen konnte und es auch nicht wollte.

Eine verbotene Liebe, ein Verrat und die fatalen Folgen eines Hausverkaufs sind Thema dieses erschütternden Zeitdokuments. Die tragische Familiengeschichte wird zunehmend intensiver, Mechtild Borrmann hat mich mit ihrer „Feldpost“ tief in diese Zeit, in ihre gut recherchierte Geschichte gezogen, die auf wahren Begebenheiten beruht. Sehr lesenswert, absolut empfehlenswert.

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