Profilbild von MinaM

MinaM

Lesejury Star
offline

MinaM ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MinaM über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.03.2019

Wo bleibt der Nachschlag? :)

Der Mann, der Sherlock Holmes tötete
2

Vorsicht: Spoiler. :)


INHALTSANGABE
1900 in London. Arthur Conan Doyle, Schöpfer von Sherlock Holmes, agiert mit Unterstützung seines Freunds Bram Stoker selbst als Detektiv, da seitens Scotland Yard ...

Vorsicht: Spoiler. :)


INHALTSANGABE


1900 in London. Arthur Conan Doyle, Schöpfer von Sherlock Holmes, agiert mit Unterstützung seines Freunds Bram Stoker selbst als Detektiv, da seitens Scotland Yard keine Aufklärung eines Mords an einem augenscheinlich 'leichten Mädchen' zu erwarten ist.
Arthur schreibt alles wie üblich in einem Tagebuch nieder – in einem Tagebuch, das auch hundertzehn Jahre später eigentlich immer noch unauffindbar sein sollte …

2010 in New York. Alex Cale, der nach fünfundzwanzig Jahre andauernder Suche verkündet hat, jenes verschwundene Tagebuch gefunden zu haben – liegt tot in einem Hotelzimmer. Vom Tagebuch selbstverständlich keine Spur. Harold White, Neuzugang bei den Baker Street Irregulars, der weltweit führenden Vereinigung aller Vereinigungen, die sich den Sherlock-Holmes-Studien verschrieben haben, kann nicht anders als sich ein Beispiel am berühmten Sherlock Holmes zu nehmen …


PERSÖNLICHE MEINUNG


In Graham Moores Schreibstil kann – und darf! – man sich verlieben. Für mich könnte nahezu jeder Satz der Beginn einer neuen kleinen oder großen Geschichte sein, so schön klingen sie in meinen Ohren – und so aussagekräftig sind sie vor allem. :) Graham Moore trifft offenbar einfach exakt meinen Geschmack (mit Ausnahme von zwei, drei Sätzen, die für mich leider keinen Sinn ergeben wollen, wie oft ich sie auch zu interpretieren versuche), 'Der Mann, der Sherlock Holmes tötete' hat sich vom ersten Kapitel an einen Platz in meinem Herz und nicht nur meinem Bücherregal verdient.
Lachen und schmunzeln lässt Graham Moore mich zudem regelmäßig, wofür ich definitiv schon mal zwei Pluspunkte obendrauf legen muss.
Besonders witzig (und gleichzeitig ganz selbstverständlich auch bedrückend) finde ich manche Reaktionen auf Sherlock Holmes' Tod – ich bin zweifellos der kleine Junge aus der Karikatur in der Times … (Kindheit zerstört, Mann oh Mann …! :) Alleine die Vorstellung von einer Welt ohne Sherlock Holmes bricht mir einen Teil von meinem Herz …)
Die Mischung aus wahren Begebenheiten und Fiktion verleiht dem Roman noch zusätzlichen Charme.

- Zur Handlung oder eher: Zur Umsetzung -
Der deutsche Titel „Der Mann, der Sherlock Holmes tötete“ könnte Leser in die Irre führen – mir ist es jedenfalls passiert. Ich habe eine völlig andere Geschichte erwartet. Enttäuscht bin ich jedoch nicht, da mir Graham Moores historischer Roman (Krimifans dürften aber auch nicht enttäuscht sein) sehr gefallen hat. Dem Genre wird er gerecht und was noch besser ist: im Nachhinein muss ich sagen, dass ich nicht erwartet hätte, mich für einen Roman aus diesem Genre restlos begeistern zu können – Graham Moore hat mich zu hundert Prozent abgeholt. Meine geringfügige Abneigung gegen historische Romane? Was? Leugne ich. :D
(Klar, um einen rein historischen Roman handelt es sich hierbei nicht – ich kann aber davon ausgehen, dass es mich nicht gestört hätte, wenn doch. Graham Moore versteht das Handwerk auf jeden Fall.)

Mir fällt es allerdings immer noch schwer, die Geschichte mit dem deutschen Titel zu verbinden – Arthur Conan Doyles Entscheidung, Sherlock Holmes loszuwerden hat im Grunde nichts mit der Handlung zu tun. Oder zu wenig, dass es ins Gewicht fällt. Vielleicht seht ihr es anders. Für mich auf jeden Fall zu wenig, um den Titel danach zu wählen.
Für meine Bewertung löse ich mich also (endlich) vom deutschen Titel und orientiere mich am schönen, treffenden Originaltitel „The Sherlockian“. Autor Graham Moore möchte ich nicht bestrafen (etwas hartherzig formuliert, wofür ich mich entschuldige – 'bestrafen' ist absolut nicht böse gemeint, ich habe mich mit einem Augenzwinkern für dieses Wort entschieden! ^^).

Gelegentlich könnte das Hauptgenre glatt vergessen werden. Genau das dürfte den Roman unterhaltsam machen: ich konzentriere mich in der Gegenwart überwiegend – dank des fehlenden Einblicks in den üblichen Alltag von Protagonist Harold und seiner Begleiter, wie es Arthur und Co. in den Vergangenheit-Parts zugestanden wird –, auf die Auflösung, kann es nicht erwarten, dass sich alles klärt … und tappe in die Falle, die Graham Moore vielleicht für seine Leser ausgelegt haben könnte.
An dieser Stelle hülle ich mich nun in Schweigen und springe zum nächsten Punkt weiter. Ich verrate im Eifer des Gefechts sonst wirklich alles. :)
Auf die Handlung möchte ich in meiner Rezension also nicht gezielt eingehen. So würde ich gegebenenfalls ja nur den Spaß nehmen und das will ich nicht verantworten, ob sich potentielle Leser nun bewusst entschieden haben, sich spoilern zu lassen oder nicht.

Wenige Szenen finde ich misslungen, beispielsweise Harolds Entdeckung von Alex Cales Leichnam. Hier hätte für mich deutlicher werden müssen, wie Harolds Blick denn bitte nicht zuerst auf Alex' Leichnam fallen kann – aber wahrscheinlich zur Überraschung der Leser (ehrlich: wer ist da noch aufrichtig überrascht oder schockiert gewesen?), hat Nachwuchs-Sherlock (<- alles andere als negativ gemeint!) Harold das Unglück erst im letzten Satz dieses Kapitels feststellen dürfen, nehme ich an. Leider hat es hier also an der Umsetzung gehapert. Ich bin auch beim zweiten Durchgang schlecht gelaunt, während ich die Szene lese. ^^° Vielleicht liegt es auch einfach an der Persönlichkeit von Harold White, dass er die Entdeckung erst nach der recht gründlichen Begutachtung des Mobiliars usw. macht, aber ich muss dabei bleiben – Glaubwürdigkeit: null. (Höchstwahrscheinlich der erste Moment, in dem ich mir gedacht habe: Im Film funktioniert die Szene so. Im Roman nicht. Eine Spur meiner Befürchtung, voreingenommen zu sein – Graham Moore ist mir vor 'The Sherlockian' eben nur als Drehbuchautor bekannt gewesen –, ist aber noch vorhanden, also bin ich nicht komplett überzeugt, dass ich meiner Reaktion auf diese Szene Glauben schenken darf. Haha. ;) ^^')

Den Abschluss des gegenwärtigen Handlungsstrangs könnte ich als etwas zu gewollt bezeichnen – mache ich aber nicht. :) Wieso? Dieser Abschluss gefällt mir aus so vielen Gründen, dass die Aufzählung den Rahmen nochmal sprengen würde. Sebastians Reaktion hätte ich gerne noch gelesen, aber man kann sowieso überzeugt sein, dass er nichts vom Verbleib des Tagebuchs erfährt. Zumindest nicht von Harold und Sarah. In meiner Vorstellung jagt er Harold und Sarah gerade über den gesamten Erdball – oder lässt sie jagen. Brr, hoffentlich nicht … der Umschwung zu einem Thriller muss nicht sein. Nein – Sebastian hat bestimmt schon neue Handlanger angeheuert. Fragen sind also keine offen, der eigenen Fantasie wird aber Raum gelassen.
Den gesamten Roman empfinde ich als rund. Das Ende ist schockierend (besonders hinsichtlich Arthurs und Brams Erlebnissen; außerdem traurig wegen der Auswirkung auf ihre Freundschaft), aber rund.

- Zu den Charakteren -
Harold White ist mir sofort sympathisch gewesen – ebenso hat mich der Schreibstil mit dem ersten Gegenwartskapitel endgültig begeistert.
Harold ist ohne jeden Zweifel mein Lieblingscharakter. Arthur Conan Doyle folgt ihm mit einem nicht maßgeblichen Abstand, hat mich aber ein kleines Stück weit durch sein Auftreten nach dem Gefängnisaufenthalt verloren, obwohl ich mich mit seiner (kurzlebigen) Entscheidung anfreunden können habe. Traurigerweise hat er es nur nicht geschafft, den Knick in meiner Sympathie für ihn wieder gerade zu bügeln. :| Doch seine Schuld ist es nicht. Mir ist dieser … Wesenswandel schlichtweg zu plötzlich gekommen, ich finde keinen Zugang zu ihm, da meiner Empfindung nach nicht genug auf sein Gefühlsleben zu diesem Zeitpunkt eingegangen wird. Arthur habe ich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht mehr als den Mann wiedererkannt, der er bis zu seiner Freilassung noch gewesen ist – tatsächlich hat es sich angefühlt, als ob ich eine bis dahin unbekannte Figur kennenlerne. Bestimmt ist das so gewollt und hat somit den vermutlich vom Autor erwünschten Effekt auf die Leser, der Wandel geht mir wie gesagt nur etwas zu oberflächlich vonstatten. Dem Autor nehme ich dieses Ereignis nicht ab, Arthur im Grunde schon.
Aber: Arthur Conan Doyle muss man auf jeden Fall gern haben. Sein Herz sitzt am rechten Fleck. Mich für sich gewonnen hat er, von Anfang an und immer wieder. Ich behalte ihn in guter Erinnerung, auch wenn ich wegen erwähnter Enttäuschung ein klein wenig unglücklich bin …

Sarah für sich finde ich authentisch – wobei genau das traurig ist (darauf möchte ich nicht weiter eingehen, ich gehe in meiner Rezension allgemein schon zu sehr ins Detail).
Zwischenmenschlich betrachtet wirkt sie die meiste Zeit aber zu nüchtern auf mich. Von ihr hätte ich mir doch ein wenig mehr Gefühl gewünscht (denn lange bin ich mir nicht sicher gewesen, ob man sie mögen soll oder nicht – was ich persönlich eindeutig mit 'Ja, soll man' beantworte, weshalb es umso trauriger ist, dass man erst quasi im letzten möglichen Moment die Zweifel ihr gegenüber abwerfen und mit ihr warm werden darf. Muss das sein?), wobei sie unter anderem noch in einer Scheidung steckt – da erwarte ich nicht, dass sie die ganze Welt umarmen will und wäre selbstverständlich auch verwundert gewesen, hätte man ihr bewusstes Interesse an einer neuen Beziehung angemerkt. Etwas mehr Gefühl der positiven Art hätte es aber wirklich sein dürfen.
Oder besser gesagt: Ich denke sogar, ein fast nicht bemerkbares, aber unleugbares Knistern zwischen Sarah und Harold hätte der Geschichte (bezogen auf die Parts in der Gegenwart) gut getan, hätte ihr noch mehr Tiefe gegeben – denn ja, im direkten Vergleich mit den Charakteren aus Arthurs Geschichte und Arthur selbst könnte man Harold und Sarah etwas blasser wahrnehmen. Echtes Knistern, nicht nur das Interesse des hin- und hergerissenen Harolds. Anscheinend mögen sie sich ja und das aufrichtig, wie ganz zum Schluss nicht mehr von der Hand zu weisen ist. Da das selbstverständlich meine persönliche Ansicht ist und der Autor in dem Punkt völlig anderer Meinung sein könnte (seine Charaktere, seine Geschichte, nicht meine :)), fließt dieser Wunsch aber nicht in die Bewertung mit ein.

Vielleicht hätte Sarahs und auch Harolds Entwicklung etwas mehr Zeit eingeräumt werden sollen. Vor allem Richtung Finale und bis zum Ende passiert mir vieles zu rasch – allerdings geht es mir mit bestimmten Ereignissen zu Arthurs Zeit genauso. Wo ich vorher immer begeistert davon war, dass nicht übertrieben und nicht untertrieben wird, gehen mir manche Beweggründe und die Gefühlslagen der Charaktere (insbesondere Arthurs) leider etwas zu sehr unter. Um ein Beispiel zu nennen: nachdem Arthur das Gefängnis verlassen hat, wirkt er beinahe aus heiterem Himmel wie ein anderer Mensch. Grundsätzlich kann ich – unter anderem dank der Informationen über Arthur Conan Doyle aus den Gegenwart-Parts – seine Reaktion nachvollziehen, hier ist meiner Meinung nach aber an Worten gespart worden. Also: in bestimmten Momenten beschleicht mich das Gefühl, dass zu zielorientiert geschrieben worden ist. Durch die Handlung gehetzt werden die Charaktere und der Leser aber dennoch definitiv nicht. Das i-Tüpfelchen, das Sahnehäubchen oder wie ihr persönlich es nennt, fehlt lediglich.
Alles in allem muss ich annehmen, dass mir Sarah als Protagonistin der Gegenwart besser gefallen hätte. Harold hätte ich dann aber auf jeden Fall vermisst – und seinen Platz als Protagonist hat er sich definitiv von Anfang an verdient. Außerdem hätte Sarah vielleicht anfangs das Herz und grundsätzlich die Leidenschaft gefehlt. Ihr Beweggrund ist bis zu ihrer Rückkehr, dass sie wieder als Journalistin Fuß fassen möchte und obwohl sie sich letztendlich doch noch als – ja – guter Mensch und echte Freundin beweist, hätte ihr (meiner Meinung nach) lange die richtige Motivation gefehlt, die Geschichte zu ihrem verdienten Ende zu bringen. Daher: 'The Sherlockian' hat in mir den Wunsch geweckt, Harold White auch in anderen Geschichten zu begleiten.
Erwähnen muss ich auch Emily, die ich tatsächlich ins Herz geschlossen habe – ihr Tod hat mich schwer getroffen. Fast will ich Graham Moore nicht verzeihen.
Die Morde, denen Arthur ein Ende setzt, machen mich immer noch traurig und werden eine Weile nachhallen. Zusätzliche Pluspunkte, da ich mitgelitten habe und noch mitleide. Auch mit Arthur, den diese eine (zum Glück fiktive) Bürde immer begleiten wird. Ganz zu schweigen von meinem Mitgefühl für Bram. …

Zum Schluss möchte ich mich noch für die Einbindung von Bram Stoker bedanken. Durch seine Art muss einem das Herz aufgehen. Neben Harold und Arthur werde ich Bram Stoker garantiert nicht vergessen.


FAZIT


Graham Moore hat mit 'Der Mann, der Sherlock Holmes tötete' … oder 'The Sherlockian' … nichts falsch gemacht, von wenigen stilistischen Schwächen abgesehen – was zum Glück eine reine Frage des persönlichen Geschmacks ist. Die Leseempfehlung kann ich besten Gewissens und ohne den leisesten Zweifel aussprechen. :)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 22.03.2019

Zu schön, um aufzuhören

Alles auf Liebe
0

Vorsicht: Spoiler :)


Inhaltsangabe
Zwei Wochen vor ihrer Hochzeit einen Seitensprung gestanden zu bekommen, lässt Lindsey Hilliard aus ihrem behüteten Leben in New York nach Malibu fliehen, wo sie sich ...

Vorsicht: Spoiler :)


Inhaltsangabe


Zwei Wochen vor ihrer Hochzeit einen Seitensprung gestanden zu bekommen, lässt Lindsey Hilliard aus ihrem behüteten Leben in New York nach Malibu fliehen, wo sie sich selbst finden möchte.
Ihr Nachbar Levi Hardy, der sie Jahre zuvor tief gedemütigt hat, weiß dagegen, wer er ist und welches Leben er führen möchte. Ein Leben ohne das „Gefängnis“, das echte Freundschaften und vor allem Liebe darstellen. Für die „verwöhnte naive Prinzessin“ hat er wieder nur Unverständnis übrig – aber die Anziehungskraft ist nicht verflogen …

Persönliche Meinung


Jamie Beck hat wieder sowohl bei der Handlung als auch bei allen Charakteren den goldenen Mittelweg gefunden. Zur Handlung möchte ich meine ausführliche Meinung ausnahmsweise mal komplett für mich behalten – 'Alles auf Liebe' ist einfach zu schön für Spoiler.
Mit Levis und Lindseys Geschichte hat sich Jamie Beck jedenfalls endgültig bei meinen Lieblingsautoren eingereiht, weil ich ihre Romane und ihren Schreibstil nicht vermissen wollen würde. :)

Levi und Lindsey haben beste Chancen auf den Titel Protagonisten des Jahres. :)
Die Nebencharaktere haben mich ebenfalls nicht enttäuscht, alle sind authentisch und auf ihre Weise perfekt.
Inbesondere Levis Mama lässt mich keine Freudensprünge machen, klar, aber ich rechne es Jamie Beck hoch an, dass seine Mutter nicht nur für ihre Entscheidung bestraft worden ist und doch ein glückliche(re)s Leben führen kann.
Von Lindseys Ex-Verlobtem Rob hätte ich mir gerne ein noch deutlicheres Bild gemacht, wobei 'Alles auf Liebe' in Bezug auf ihn aber keine Fragen offen lässt, nur Raum für eigene Interpretation – was selbstverständlich positiv ist. (Der Vollständigkeit halber meine Erklärung: Mir ist nicht klar, welche Bedeutung seine Affäre wirklich für ihn hat und welche seine Beziehung mit Lindsey. Sollte in ihm doch ein guter Kern stecken, was mich nicht überraschen könnte, und Lindsey nur die Falsche für ihn gewesen sein – tja, ich würde es gerne erfahren und träume nun von einer Fortsetzung, in der Rob um sein Glück kämpfen darf. ^^)

Veröffentlicht am 18.03.2019

Überzeugende Umsetzung

Berühre mich. Nicht.
0

Klappentext
Sie dachte, dass sie niemals lieben könnte.
Doch dann traf sie ihn.

Als Sage in Nevada ankommt, besitzt sie nichts – kein Geld, keine Wohnung, keine Freunde. Nichts außer dem eisernen Willen, ...

Klappentext
Sie dachte, dass sie niemals lieben könnte.
Doch dann traf sie ihn.

Als Sage in Nevada ankommt, besitzt sie nichts – kein Geld, keine Wohnung, keine Freunde. Nichts außer dem eisernen Willen, neu zu beginnen und das, was zu Hause geschehen ist zu vergessen. Das ist allerdings schwer, wenn einen die Erinnerungen auf jedem Schritt begleiten und die Angst immer wieder über einen hereinbricht.
So auch, als Sage ihren Job in einer Bibliothek antritt und dort auf Luca trifft. Mit seinen stechend grauen Augen und seinen Tätowierungen steht er für alles, wovor Sage sich fürchtet. Doch Luca ist nicht der, der er auf den ersten Blick zu sein scheint. Und als es Sage gelingt, hinter seine Fassade zu blicken, lässt das ihr Herz gefährlich schneller schlagen …



- Ab hier beinhaltet meine Rezension Spoiler. -

Persönliche Meinung
Allein schon für den Titel möchte ich mich von Herzen bei Laura Kneidl bedanken. Perfekt getroffen. Bedanken muss ich mich auch dafür, dass der Liebesgeschichte nicht mehr als der meinem Empfinden nach angemessene Raum gegeben wird.
Am Schreibstil habe ich nur eines auszusetzen: Zeitangaben wie „am nächsten Morgen“, „am Abend“ sind mir ein Dorn im Auge, gerade, wenn mitten in Kapiteln ein Zeitsprung stattfindet. Laura Kneidl hat mir in „Berühre mich. Nicht.“ aber auch bewiesen, dass sie auf bessere Lösungen zurückgreifen kann – Stichwort 'Show, don't tell' ('Zeigen, nicht erzählen'). Daher kann ich hoffen, bezüglich Zeitangaben in Zukunft seltener auf 'tell' zu treffen.

Sages Angst, ihr Gefühlsleben, ihre Wünsche und Hoffnungen, aber an erster Stelle ihr Kampf gegen die Angst sind und bleiben für mich greifbar. Ich bin sogar mit jeder Seite trauriger geworden – was in Anbetracht ihrer Missbrauchserfahrung selbstverständlich als Pluspunkt von „Berühre mich. Nicht.“ anzusehen ist.
Bis auf Alan habe ich alle Charaktere ins Herz geschlossen. Sage und Luca allerdings ganz besonders.
Luca hat eine angenehme Persönlichkeit, insbesondere, weil er Sages spürbare Grenzen von Beginn an respektiert. Für mich ist es eine Wohltat, dass er Ruhe in Sages Leben bringen kann, auch wenn er wie jeder Mensch seine Päckchen zu tragen hat und selbstverständlich nicht immer ausgeglichen sein kann.
Meine Lieblingsszene ist daher auch …
»Setz dich.«
Er klappte den Sitz nach unten und nahm Platz. Demonstrativ schob er dabei die Hände unter seine Oberschenkel.
Ich runzelte die Stirn. »Was soll das?«
Er zuckte mit den Schultern. »Das letzte Mal, als du an meinem Gesicht herumhantiert hast, wolltest du, dass ich mich auf meine Hände setze.«

(Berühre mich. Nicht, S. 271f.)

Glücklicherweise nimmt Luca aber nicht alles hin und lässt Sage nicht einfach in ihr Unglück rennen, wie er oft genug beweist.

Mit dem Ende von Band 1 komme ich (zur eigenen Überraschung) problemlos zurecht, da ich Sages Beweggründe schließlich nachvollziehen kann. Zum Teil liegt das aber selbstverständlich auch an meiner gerechtfertigten Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft für Sage.

Fazit
Zu bedauern ist nur, dass man früher oder später die letzte Seite gelesen hat … ^^ – aber dann wiederum gibt es ja den Abschlussband „Verliere mich. Nicht.“.
„Berühre mich. Nicht.“ werde ich zweifellos nicht vergessen.

Veröffentlicht am 17.03.2019

Einzigartig und unvergesslich

Selection – Band 1 bis 3 im Schuber
0

UM WAS GEHT ES? (Inhaltsangabe zu Band 1)
Illeá. Ein Königreich, von der Familie Schreave regiert, von zwei Rebellenzusammenschlüssen bedroht. Und „bedroht“ von der siebzehnjährigen America Singer, die ...

UM WAS GEHT ES? (Inhaltsangabe zu Band 1)
Illeá. Ein Königreich, von der Familie Schreave regiert, von zwei Rebellenzusammenschlüssen bedroht. Und „bedroht“ von der siebzehnjährigen America Singer, die von vornherein kein Interesse für die traditionelle Selection – ein Casting, in dem der nun volljährig gewordene Prinz Maxon Calix Schreave von Illeá seine Ehefrau und künftige Königin finden soll – aufbringen kann, aber, zum Missfallen König Clarksons, ihr Bestes gibt.
Leider gehört sie nun einmal zu den fünfunddreißig vermeintlich wohlüberlegt auserkorenen Erwählten. „Leider“ würde sie nie zulassen können, ihre Familie dem Schicksal zu überlassen. „Leider“ ist Prinz Maxon tatsächlich ein Freund, den sie nicht im Stich lassen kann. Leider … will sie gar nicht zurück, an den Ort, an dem sie nicht mehr zu Aspen, der sie aus gekränktem Stolz verlassen hat, gehört.
Vor allem aber Angriffe der Nordrebellen und Maxon lassen früh ernstzunehmende Zweifel in ihr aufkommen, ob sie nicht doch einfach für den Kampf um sein Herz und ihren Einsatz im Namen des Königreichs Illeá bestimmt ist …

PERSÖNLICHE MEINUNG
Den Grundgedanken der Reihe und dessen Umsetzung bewerte ich mit 5 von 5 Punkten. Es ist eine schöne Tradition, einer bürgerlichen Frau per Gesetz das Anrecht, ihre Heimat als Königin zu vertreten einzuräumen. Prinz Maxon hat auch nichts gegen diese – gegebenenfalls durchaus Schattenseiten aufweisende – Tradition einzuwenden.
An dieser Stelle komme ich gleich auf den unter dem Strich einzigen „Negativpunkt“ zu sprechen: das Genre (gemeint ist Liebesroman, nicht Jugendbuch). Ich persönlich liebe die Reihe, wie sie von Kiera Cass geschrieben worden ist und respektiere daher ihre Entscheidung, Americas und Maxons Liebesgeschichte in den Mittelpunkt gestellt zu haben. Dennoch muss ich mir eingestehen, dass manche der fesselnden Handlungssträngen abseits ihrer Liebesgeschichte noch etwas mehr ausgebaut werden können hätten. Ich bin mir sicher, auch andere Fans hätten gerne mehr Zeit mit der Trilogie verbracht – und diese Zeit bekommen können.

Nicht vollkommen glücklich (also, zu 99% habe ich nichts zu meckern – insbesondere beim ersten Band fühle ich mich während des Lesens wunderbar leicht) bin ich außerdem mit dem Schreibstil, der der Trilogie aufgrund einer bestimmten … Schwäche ein wenig von ihrem Zauber nimmt: Detailtreue muss ich einfach vermissen. Während Americas Zeit daheim in Carolina sehe ich bei beiden Gelegenheiten alles im Kopfkino vor mir, aber mit der Ankunft im Palast von Angeles verliert sich das leider bereits. Kiera Cass' Stärke liegt meiner Auffassung nach eindeutig darin, die Charaktere zum Leben zu erwecken und deren Beziehungen authentisch aufzubauen. Für die Charaktere verleihe ich ebenfalls 5 von 5 Punkten.


FAZIT


Einziges Manko sind die eher oberflächlichen Umgebungsbeschreibungen, wodurch leider nichts am Abzug eines Sterns vorbeiführt. Je nach persönlichem Geschmack könnten die Handlungsstränge neben Lady Americas und Prinz Maxons Zusammenfinden noch etwas mehr ausgeleuchtet werden, aber gerade, da der gesamten Geschichte ein runder Abschluss gegeben worden ist bin ich vollkommen zufrieden.
Mit 'Selection' bietet Kiera Cass eine einzigartige unvergessliche Geschichte, in der auch die Charaktere einzigartig und unvergesslich sind – und ich hätte nichts dagegen, bis in die Ewigkeit Geschichten aus Illeá zu lesen. :)

Veröffentlicht am 06.02.2019

Die Liebe schreibt die schönsten Geschichten! Grace und James' Gefühle füreinander könnten aber greifbarer sein ...

Die Liebe schreibt die schönsten Geschichten
0

Überwiegend kommt es mir so vor, dass die Kapitel nach dem Grundsatz 'In der Kürze liegt die Würze' geschrieben worden sein könnten – aber die richtigen Zeitpunkte sind meinem Gefühl nach noch nicht erreicht ...

Überwiegend kommt es mir so vor, dass die Kapitel nach dem Grundsatz 'In der Kürze liegt die Würze' geschrieben worden sein könnten – aber die richtigen Zeitpunkte sind meinem Gefühl nach noch nicht erreicht gewesen. Dementsprechend bin ich auch erst spät mit den Charakteren und der Geschichte selbst warm geworden: ab Kapitel 21.

Leider berührt mich „Die Liebe schreibt die schönsten Geschichten“ aufgrund des Schreibstils nicht so, wie es sein sollte. Da der Funke nicht übergesprungen ist, ist das Mitfiebern ausgeblieben. Zum Glück bleibt der Schreibstil eine Frage des Geschmacks.
Gelegentlich bin ich aber tatsächlich enttäuscht gewesen, wie beispielsweise bei «Stimmt», nickte ich [...] ¹. In einem verlegten Buch kann ich schwer über diesen Stil hinwegsehen.
Oder: Der Mann an der Bar schob ihm ein Pint Bier zu ², nicht 'der Barkeeper' oder eine sinngemäße Alternative, falls der Protagonistin Grace die Bezeichnung 'Barkeeper' nicht geläufig ist – was ich ihr ja keinesfalls verübeln würde.


SPOILER
Doch man muss bis auf Heather alle Charaktere ins Herz schließen. James, der nicht gleichzeitig denken und blinzeln kann (), ist allerdings meine unerreichbare Nummer 1. Grace folgt direkt auf ihn, denn ich habe es doch immer wieder geliebt, zu lesen, dass sie aus Nervosität redet und redet und redet, was letztendlich einfach nur unterhaltsam sowie einnehmend ist. Ihrer Küchenuhr-Anekdote, wie James sagt, spende ich Applaus.
SPOILER ENDE


Ja, ich habe mir gewünscht, dass im Roman Bezug auf den Titel „Die Liebe schreibt die Geschichten“ genommen wird. Ein ganz subtiler hätte mir schon gereicht. Nur ist der Originaltitel „You Are Loved“ (Du wirst geliebt), der perfekt zur gesamten Geschichte passt! Für den Abschluss habe ich mir dann erhofft, dass wenigstens noch auf Grace als Schriftstellerin eingegangen wird – so bedeutungslos kann ihre schriftstellerische Zukunft nun wirklich nicht sein, nachdem sie Rose als Haushaltshilfe vertreten hat, um bitter nötigen Abstand zu ihrem tatsächlichen Beruf zu gewinnen.

¹ Jo Platt: Die Liebe schreibt die schönsten Geschichten, Rowohlt Verlag GmbH, 2018
² Jo Platt: Die Liebe schreibt die schönsten Geschichten, Rowohlt Verlag GmbH, 2018


Fazit
Unter dem Strich bin ich nie zum Umblättern verleitet worden, bin ich nicht Teil der Geschichte gewesen. „Die Liebe schreibt die schönsten Geschichten“ ist ein bodenständiger, authentischer Roman, was mir zusagt. Etwas Prickeln hätte aber nicht geschadet: von der Anziehungskraft zwischen Grace und James spüre ich nichts.
3 Sterne mit einem aufrichtigen Dank an die Autorin Jo Platt für die Charaktere an sich und den Verzicht auf unnötige überzogene Dramen.