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Veröffentlicht am 27.03.2022

Apfelzauber

Apfelblütenzauber
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Seit sechs Jahren leben Leonie, Stella und Nina in einer wunderschönen Villa in einem Hamburger Stadtteil. Im Kreise ihrer Freundinnen und Eltern feiert Leonie ihren 41. Geburtstag und ist glücklich, obwohl ...

Seit sechs Jahren leben Leonie, Stella und Nina in einer wunderschönen Villa in einem Hamburger Stadtteil. Im Kreise ihrer Freundinnen und Eltern feiert Leonie ihren 41. Geburtstag und ist glücklich, obwohl sie bisher noch nicht den richtigen Mann gefunden hat. Ihr Wunsch für das neue Lebensjahr ist, dass alles so bleiben soll wie es ist. Doch schon wenige Tage später ziehen graue Wolken auf. Das Restaurant La Lune, in dem Leonie arbeitet, soll abgerissen werden. In der Beziehung zwischen Nina und Alexander kriselt es und Stella überlegt mit ihrem Mann nach Husum zu ziehen. Doch damit nicht genug, denn die Ehe von Leonies Eltern scheint zu zerbrechen. Ihre Mutter reist nach Paris, um sich einen Wunsch zu erfüllen. Doch ihr Vater ist mit dem Apfelhof im Alten Land samt Pension und Hofladen überfordert. So hilft Leonie in ihrer alten Heimat aus und wird von ihren Freundinnen unterstützt.

Dieses ist zwar eine Fortsetzung von Gabriella Engelmanns Roman „Eine Villa zum Verlieben“, aber da die jeweiligen Geschichten völlig getrennt voneinander sind, kann man diesen Band ohne jede Vorkenntnisse lesen.

Die Autorin hat alles sehr bildhaft beschrieben, so dass ich Lust bekommen habe, die genannten Orte im Alten Land mit dem Fahrrad zu erkunden und dabei den Duft der Apfelblüten zu riechen. Neben den schönen Landschaftsbeschreibungen nimmt auch die Freundschaft der drei unterschiedlichen Frauen einen großen Raum ein, denn sie brauchen einander, um sich über ihre Wünsche und Ziele klarzuwerden. Neben der angenehmen Geschichte gibt es auch noch einige leckere Altländer Rezepte, ganz besonders hat es mir der Apfelblechkuchen mit Mandeln angetan.
Ich habe das Buch als „Wohlfühlroman“ empfunden, der perfekt in die Frühlingszeit passt und mir entspannende Stunden bereitet hat.

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Veröffentlicht am 21.03.2022

Mut zur Veränderung

Die Halligprinzessin
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Ella ist in Berlin aufgewachsen und hat die Apotheke ihrer Mutter in dritter Generation übernommen. An ihrem Geburtstag erhält sie das Schreiben eines Rechtsanwalts aus Husum sowie ein Tagebuch ihrer Urgroßmutter ...

Ella ist in Berlin aufgewachsen und hat die Apotheke ihrer Mutter in dritter Generation übernommen. An ihrem Geburtstag erhält sie das Schreiben eines Rechtsanwalts aus Husum sowie ein Tagebuch ihrer Urgroßmutter Charlotte. Ella ist plötzlich Alleinerbin eines Hauses auf der Hallig Südfall geworden. Ihr Freund Robert, mit dem Ella eine Fernbeziehung unterhält, erklärt sich bereit, den Verkauf der Warft mit dem Haus zu übernehmen. Ella entscheidet sich dafür, die Hallig selbst zu besuchen, es ist ihr wichtig, falls noch Familienerinnerungen vorhanden sind. Sie hofft, dass Robert sie begleiten würde, doch der hat keine Zeit.

Auf der Hallig findet Ella noch weitere Tagebücher ihrer Urgroßmutter Charlotte, die es 1938 auf die Sönkenswarft verschlagen und hier gemeinsam mit den wortkargen Fischer Pay und seiner Mutter gelebt hat. Als ein Sturm eine schnelle Abreise von der Hallig verhindert, bleibt Ella Zeit, über ihr Leben nachzudenken.

Der Roman von Karen Elste ist sehr berührend mit viel Fingerspitzengefühl geschrieben, denn nichts wirkt kitschig. Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt. Die Vergangenheit erleben wir durch die Tagebucheintragungen von Charlotte und in der Gegenwart zeigt uns Ella eine neue Sicht auf das Halligleben. Da ich bereits selbst auf einer Hallig gewesen bin, fand ich die Schilderungen wunderbar bildhaft und konnte mir vieles sehr gut ausmalen. Die schwere Arbeit, die Charlotte damals leisten musste, ist kaum vorstellbar. Aber auch Ella muss mit der Einsamkeit klar kommen, hier hilft der Ornithologe Brar, der auf der Nachbarwarft arbeitet. Beim Lesen spürt man den salzigen Wind, der ums Haus weht und bei „Land unter“ hofft man, dass das Wasser nicht weiter steigt. Bei Geschichten auf zwei Zeitebenen gefällt mir oft eine Zeit besser, aber hier mochte ich beide Ebenen gleich und war immer gespannt, mit welcher Entwicklung ich überrascht wurde.

Mit dem Roman habe ich angenehme Lesestunden verbracht, ich fand ihn berührend und er hat mich gewärmt wie eine heiße Tasse Tee.

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Veröffentlicht am 19.03.2022

Ein spannender Ausflug an die Küst

Syltfluch
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Lene Cornelsen hat mit 19 Jahren ihre Heimat Sylt verlassen, um in Düsseldorf ein neues Leben anzufangen. Nach dem ihr Mann sie mit ihrer besten Freundin betrogen hat, kehrt sie zurück in ihre Heimat. ...

Lene Cornelsen hat mit 19 Jahren ihre Heimat Sylt verlassen, um in Düsseldorf ein neues Leben anzufangen. Nach dem ihr Mann sie mit ihrer besten Freundin betrogen hat, kehrt sie zurück in ihre Heimat. Doch Sylt macht es ihr nicht leicht. Mitten auf dem Hindenburgdamm hält der Zug, denn die Wetterlage ließ es nicht zu, dass der Zug weiterfuhr. Kurz entschlossen, zeigt Lene ihren Polizeiausweis vor, um aussteigen zu können. Der bayrische Journalist Michi Müller nutzt die Gelegenheit und hat sich hinter Lene aus dem Zug geschlichen. Er soll eine Story über das Wikinger-Wrack schreiben, dass vor der Küste angespült wurde. Als Lene sich in der Polizeistation meldet, bekommt sie sogleich ihren ersten Einsatz zu geteilt. Am Morsum-Kliff, in der Nähe des gestrandeten Wracks, wurde eine Frauenleiche gesichtet. Durch die Strömung war es unmöglich die Tote zu bergen, einziger Anhaltspunkt war ein Runenstein, den die Tote in der Hand hatte. Der Stein führt Lene auf die Spuren des Wikingers Frederic und einen schrecklichen Fluch.

Die Geschichte hat zwei Handlungsstränge. Der Vergangenheitsstrang erzählt eine alte Wikingersage, die der Autor geschickt mit der Gegenwart verwoben hat. Durch die bildhaften Beschreibungen konnte ich mir die Personen und Handlungsorte gut vorstellen. Die aufziehende Sturmflut und der Orkan waren spürbar.

Die Laufzeit des Hörbuchs umfasst 477 min. Etwas gestört haben mich die teilweise langen Hörbuch-Tracks. Die Hörbuchsprecherin Stefanie Wittgenstein konnte mich überzeugen. Ihr Sprechstil ist angenehm, so dass ich ihr gern zugehört habe und dem Hörbuch problemlos folgen konnte.

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Veröffentlicht am 16.03.2022

Spannende Familiengeschichte

Flüchtiges Glück
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Milla ist bei ihrer Mutter Jola in Berlin liebevoll aufgewachsen. Es fehlte ihr nie, nicht zu wissen wer ihr Vater ist. Nun ist Milla selbst schwanger. Auf Drängen ihres Freundes Navid, will sie nach ihren ...

Milla ist bei ihrer Mutter Jola in Berlin liebevoll aufgewachsen. Es fehlte ihr nie, nicht zu wissen wer ihr Vater ist. Nun ist Milla selbst schwanger. Auf Drängen ihres Freundes Navid, will sie nach ihren Wurzeln forschen. Navid reagiert sehr sensibel auf die unterschwelligen Signale, die die Familie aussendet. Gemeinsam mit ihren Eltern hat Jola kurz vor der Wende die DDR plötzlich verlassen. Nun möchte sie die Vergangenheit ruhen lassen und auch ihre Eltern weichen den Fragen aus. Als dann Milla von einem betrunkenen Mann erfährt, dass ihre Großmutter bei der Stasi war und seine Frau auf dem Gewissen hat, lässt Milla mit ihren Fragen nicht locker.

Die Geschichte spielt auf wechselnden Zeitebenen. Ich muss gestehen, dass ich die Befürchtung hatte, damit durcheinander zu kommen, aber diese Ängste waren unbegründet. Schnell war ich im Geschehen und konnte feststellen, dass die Wechsel zusätzliche Spannung in die Geschichte bringen. Durch den leichten, flüssigen Schreibstil fliegt man regelrecht durch die Seiten. Ich fand es sehr interessant mehr über Bitterfeld und dem Stadtteil Wolfen zu DDR-Zeiten zu erfahren. Die Umweltsünden von damals waren mir bekannt, aber ich habe nicht darüber nachgedacht, was es mit der Gesundheit der Menschen damals angestellt hat. Vieles wurde zu der Zeit von den Obersten der DDR vertuscht.

Freunde, Nachbarn und Kollegen haben sich damals bespitzelt und für die Staatssicherheit gearbeitet. Vieles kam erst ans Tageslicht, als die Stasi-Akten einsehbar wurden. Dass die Großmutter damals bei der Stasi war, wurde von der Familie unter den Tisch gekehrt und man hat nie darüber gesprochen. Durch die Fragen von Milla wird eine Lawine losgetreten.

Mich hat diese spannende Familiengeschichte bewegt und auch nachdenklich gestimmt.

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Veröffentlicht am 06.03.2022

Als Frauen noch nicht dazu gehörten

Eine Frage der Chemie
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Das Buch spielt zu einer Zeit, als alles noch ganz anders war und Frauen noch nicht dazu gehörten. Die Chemikerin Elizabeth Zott arbeitet im Hastings Forschungsinstitut und musste täglich Demütigungen ...

Das Buch spielt zu einer Zeit, als alles noch ganz anders war und Frauen noch nicht dazu gehörten. Die Chemikerin Elizabeth Zott arbeitet im Hastings Forschungsinstitut und musste täglich Demütigungen über sich ergehen lassen. In Calvin Evans, ein Chemiker und Nobelpreiskandidat, hatte sie jemand getroffen mit dem sie reden konnte und der sich in ihren Verstand verliebt hatte. Calvin gab ihr den Rat, nicht gegen das System anzukämpfen, sondern es zu überlisten. Als ihr dann eine TV-Kochshow angeboten wurde, griff sie zögernd zu, aber die Stelle wurde besser bezahlt, als ihre Arbeit im Labor.

Bonnie Garmus gibt in ihren Roman wunderbare Einblick in die gesellschaftliche Stellung der Frauen Ende der 50er – Anfang der 60er Jahre. Als Frau hatte man es zu der Zeit viel schwerer, für sie galten die 3 K’s – Küche – Kinder – Kirche. Die Arbeitgeber hatten kein Interesse an Frauen in der Wissenschaft, sie wurden nur auf ihre Weiblichkeit reduziert. Elizabeth ist eine starke Persönlichkeit, die sich nicht so leicht unterkriegen lässt und sagt, was sie denkt. Jeder Mensch hat eine Grenze, was er oder sie ertragen kann und so nimmt Elizabeth die Stelle in der Kochsendung an. Neben Elizabeth gefiel mir auch der Charakter der Nachbarin Harriet. Sie unterstützt Elizabeth und da diese nun beim Fernsehen gut bezahlt wird, bekommt Harriet einen Lohn. Es war ihr erstes selbst verdientes Geld und dies tat ihrem Selbstbewusstsein gut.

Der ganze Roman liest sich flüssig, spannend und interessant mit einem besonderen Humor gewürzt. Bonnie Garmus jongliert mit den Worten. Es gibt wunderbare Satzperlen, die ich mir am liebsten notieren oder anstreichen möchte. Oft hatte ich beim Lesen ein Lächeln im Gesicht. Die Autorin hat mich mit einem außergewöhnlichen Roman beschenkt, der für mich ein Highlight dieses Jahres ist.

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