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Veröffentlicht am 11.02.2023

Interessante Welt und Charaktere

Das Lied der Krähen
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Kaz Brekker gehört zu einer der Gangs von Ketterdam, und man sagt ihm allerhand nach, auch, dass er Unmögliches möglich machen kann. Als einer der Kaufleute des Kaufmannrates sich an ihn wendet, hat dieser ...

Kaz Brekker gehört zu einer der Gangs von Ketterdam, und man sagt ihm allerhand nach, auch, dass er Unmögliches möglich machen kann. Als einer der Kaufleute des Kaufmannrates sich an ihn wendet, hat dieser einen wahrlich unmöglichen Auftrag für ihn, er soll jemand aus dem Eistribunal befreien. Kaz traut sich das schon zu, aber nicht allein, er muss zunächst noch ein paar besonders talentierte Mitstreiter rekrutieren – zu Sechst machen sie sich schließlich auf nach Fjerda, um Unmögliches möglich zu machen.

Der Roman spielt in der Grisha-Welt der Autorin, aber auch wenn man diese nicht oder nicht gut kennt, kann man ihn verstehen und genießen. Ich selbst habe vor Jahren „Goldene Flammen“ gelesen, und danach – leider – keinen weiteren mehr. Die Welt ist durchdacht, aber es gibt ja einige Romane, die in ihr spielen. Das Eistribunal befindet sich in Fjerda, wo auch die Drüskelle beheimatet sind, diejenigen, die, wie Hexenjäger, fanatisch nach Grishas suchen. Und, überraschenderweise wird unter Kaz Mitstreitern auch einer von ihnen sein. Zu Beginn des Romans gibt es eine Karte der Welt und eine des Eistribunals

Die Hauptcharaktere lernt man nach und nach besser kennen, dazu trägt auch bei, dass abwechselnd aus ihren verschiedenen Perspektiven erzählt wird, wobei – leider – einer von ihnen, nämlich Wylan, ausgelassen wird. Schade, wie ich finde. Jeder der Sechs ist besonders, und man erfährt nach und nach mehr über sie, Dinge, die zunächst noch Fragen aufwerfen, werden entschlüsselt. Ich kann gar nicht sagen, wen ich am liebsten mag, sie sind alle interessant und haben ihre guten und schlechten Seiten.

Zunächst fand ich den Roman recht langatmig, und ich wusste nicht, ob ich die vielen Seiten bis zum Ende durchhalte, obwohl es nicht uninteressant zu lesen war, doch dann, etwa zur Mitte, hat die Spannung ordentlich zugelegt, und ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Es endet mit einem Cliffhanger, aber es handelt sich ja auch um den ersten Band einer Dilogie – ich bin schon sehr gespannt auf den Nachfolgeband.

Es hat ein bisschen gedauert, doch dann hat mich der Roman sehr gefesselt. Sehr interessant sind auch die Welt und die Charaktere, über die man nach und nach immer mehr erfährt. Ich vergebe 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung für Genrefans.

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Veröffentlicht am 17.01.2023

Sehr unterhaltsam

Die Tausend Leben des Ardor Benn
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Ardor Benn, der Meister von List und Tücke, erhält von dem Geistlichen Eiland Halavend einen sehr komplexen Auftrag. Ihn zu befolgen, wird sein ganzes Genie fordern, aber die Belohnung ist das wert. Doch ...

Ardor Benn, der Meister von List und Tücke, erhält von dem Geistlichen Eiland Halavend einen sehr komplexen Auftrag. Ihn zu befolgen, wird sein ganzes Genie fordern, aber die Belohnung ist das wert. Doch zunächst sind Mitstreiter, viel Recherchearbeit und ein guter Plan von Nöten.

Schon der erste Satz hat mich in den Roman gezogen, ich mag solche Sätze, die mich direkt gespannt auf das weitere machen. Das gesamte erste Kapitel hat mich bereits atemlos lesen lassen und Lust auf mehr gemacht. Ardor Benn schien seinen Ruf zu verdienen.

Der Roman zeichnet sich durch seinen Humor (vor allem, aber nicht nur, zu Beginn), seine Spannung, seine überraschenden Wendungen und seine interessanten Charaktere aus. Mein Lieblingscharakter war sehr schnell Havalend, er tut für seine Überzeugungen alles und setzt dafür auch sein Leben aufs Spiel. Seine Mitstreiterin Lyndel ist eine Priesterin der Trothianer, die zwar humanoid, aber offenbar nicht menschlich sind, so haben sie eine ganz andere visuelle Wahrnehmung. Ich hoffe sehr, dass wir über sie noch mehr in den nächsten Bänden erfahren werden. Ardors engste Mitstreiter sind Raek, den ihn schon lange begleitet, und der seine Ideen technisch umsetzt, sowie Quarrah, eine Diebin, die extra für diesen Auftrag angeheuert wird. Besonders interessant sind auch Elbrig und Cinza, zwei Verkleidungskünstler, die nicht nur sich selbst auf unglaubliche Weise verändern können.

Leider sind die Charaktere nicht sehr tiefgründig gezeichnet, sie zeichnen sich durch ihr Können aus, aber viel darüberhinaus erfährt man nicht, Gedanken und Emotionen bleiben oberflächlich – nur Havalend kam mir gefühlsmäßig näher. Das ist schade, jedoch steht die Geschichte für sich, und hat genug eigenes Potential, so dass man den Roman dennoch mit Genuss lesen kann. Leider kann man dadurch aber auch die sich entwickelnde Liebesgeschichte nicht wirklich fühlen, vielleicht hätte man sie lieber als tiefe Freundschaft etabliert, in meinen Augen hätte die Geschichte damit auch funktionieren können.

Die Magie, die es in dieser Welt gibt, hängt eng mit den Drachen zusammen, die auf einer Insel leben, und leider vom Aussterben bedroht sind, da es keine Drachenbullen mehr gibt. Auch die Welt an sich ist besonders, sie besteht aus Inseln, über diese hinaus zu fahren scheint nicht möglich. Auf den inneren Umschlagseiten des Paperback kann man Interessantes zu den Ideen des Autors finden, außerdem gibt es eine Karte der Welt, leider aber weder Personenverzeichnis noch Glossar.

Es ist vor allem die Geschichte, die mich hier packt, so dass die recht oberflächlich gezeichneten Charaktere, die „nur“ ihr Können mitbringen – was sie alleine schon recht faszinierend macht – , nicht allzu sehr ins Gewicht fallen. Besonders die vielen überraschenden Wendungen haben mich die Geschichte genießen lassen, und meine Vorfreude auf den nächsten Band geweckt. Ich vergebe Leseempfehlung für Genrefans.

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Spannender historischer Kriminalroman

Verrat in Colonia
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260 n. Chr.: Die römische Sklavin Invita ist mit ihrer Herrin Marcella und dem Sklaven Flavus mit dem Tross des Finanzprocurators auf dem Weg nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Unterwegs werden sie ...

260 n. Chr.: Die römische Sklavin Invita ist mit ihrer Herrin Marcella und dem Sklaven Flavus mit dem Tross des Finanzprocurators auf dem Weg nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Unterwegs werden sie von germanischen Barbaren überfallen, und nur das rechtzeitige Auftauchen der Verstärkung verhütet Schlimmeres, aber auch so sind viele Menschen gestorben und die Hälfte des Soldgeldes gestohlen worden.

Doch in der Colonia angekommen, wird es noch schlimmer, ein Mord geschieht, und Flavus wird als Verdächtiger festgenommen. Und dann wird sogar die Stadt belagert, Hunger und Seuchen brechen aus. Für Marcella, Invita und Flavus wird es in diesem vierten Band der Reihe sehr persönlich, und alle drei schweben in immer größer werdender Gefahr.

Dieses Mal geht es also nach Köln, was mir als Kölnerin natürlich gut gefällt, zumal Maria W. Peter wieder sehr gut recherchiert hat, und das Praetorium, dessen Ausgrabung man heutzutage besichtigen kann, sowie ein weiteres Haus, das man als Kölner zumindest zum Teil kennt, eine Rolle spielen. Die Geschehnisse sind eingebunden in reale historische Ereignisse, und so tauchen auch historische Persönlichkeiten auf und spielen eine mehr oder weniger große Rolle. Auch das, zu dieser Zeit gefährdete Christentum, zu dem sich auch Marcella bekennt, wird thematisiert.

Neben den drei, den Kennern der Reihe bereits bekannten, Protagonisten, lernt man, außerhalb der historischen Personen, verschiedene andere Charaktere kennen, wie den Centurio Mucius Longinus, der aus einfachen Verhältnissen stammt, und sich zu Marcella hingezogen zu fühlen scheint. Longinus ist schnell sympathisch, auch, weil er sich gegen Ungerechtigkeiten stellt. Simon Patricius ist Christ und scheint Invita zu kennen, sie jedoch fühlt sich von ihm verfolgt. Ein weiterer Charakter hat sich mir eingeprägt, Lettius, der Cloacarius, ein für die Kanalisation zuständiger Sklave, den man öfter trifft, als zunächst vermutet.

Die Geschichte ist spannend, man fühlt stark mit und bangt um die Charaktere. Manche Enthüllung konnte ich mir schon denken, die Auflösung aber hat mich überrascht, dennoch ist sie nachvollziehbar. Wie bei jedem guten historischen Roman gibt es auch hier zusätzliche Boni: Karte, Model des Praetoriums, Glossar, Personenverzeichnis, Reise- und Stöbertipps und ein sehr lesenswertes Nachwort der Autorin.

Auch Band 4 der Reihe hat mich wieder gut unterhalten. Mittlerweile hat man die Protagonisten liebgewonnen und bangt mit ihnen, vor allem in diesem Band hat man dazu reichlich Gelegenheit. Wer gut recherchierte historische Kriminalromane mag, ist bei dieser Reihe genau richtig.

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Veröffentlicht am 27.10.2022

Spannender Roman, bildhaft erzählt und voller gelungener Emotionen

Das verborgene Zimmer von Thornhill Hall
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England 1897: Colins Mutter hat ihn und seinen Vater vor Jahren verlassen, um Schauspielerin zu werden. Jetzt, wo sie neu verheiratet ist, und eine kleine Tochter bekommen hat, möchte sie ihn wiedersehen ...

England 1897: Colins Mutter hat ihn und seinen Vater vor Jahren verlassen, um Schauspielerin zu werden. Jetzt, wo sie neu verheiratet ist, und eine kleine Tochter bekommen hat, möchte sie ihn wiedersehen und lädt ihn ein, sie auf Thornhill Hall zu besuchen. Neben Colin sind weitere Gäste anwesend, u. a. das Medium Ismelda McKenzie und deren Neffe Teddy. Während Colins Mutter sich um seine Gunst bemüht, ist er noch zu verbittert, um ihr die Hand reichen zu können. Und dann scheint die Chance vertan, denn Colin stürzt auf der Treppe in den Tod.

Überrascht stellt er fest, dass es auf Thornhill Hall eine rege Geisterwelt gibt, zu der er nun auch gehört, und, dass er die Chance hätte, wieder zu leben, er muss nur einen verborgenen Raum finden. Die nächste Überraschung ist, dass Teddy ihn sehen kann, und Colin somit einen Verbündeten in der Welt der Lebenden hat.

Mir gefallen die Charaktere richtig gut, die lebenden, aber vor allem auch die toten, die als Geister auf Thornhill Hall existieren, und deren Tagesablauf sich gar nicht so sehr von dem der Lebenden unterscheidet.

Christian Handel lässt Colin selbst in Ich-Form erzählen, was perfekt passt. Der Erzählstil ist sehr bildhaft, man fühlt sich schnell mittendrin. Richtig gut gefällt mir, wie der Autor die Emotionen handelt, man kann sie fast greifen und sehr gut nachvollziehen. Die Liebesgeschichte fügt sich nahtlos ein, und auch hier sind die Emotionen immer passend und schön zu lesen. .

Auch wenn das Thema eher traurig und vielleicht sogar kitschig sein könnte, lässt sich der Roman prima lesen, ist überhaupt nicht kitschig, und unterhält gut. Colins Versuche, das Zimmer zu finden, die Hilfe, die er dabei bekommt, aber auch die Geschehnisse, die bereits vor dem Treppensturz stattfanden, sind eingängig und unterhaltsam erzählt. Neben der Suche nach dem verborgenen Zimmer steht auch immer die Frage im Raum wer Colin die Treppe hinuntergestoßen hat, denn dass er nicht von alleine gefallen ist, ist für ihn sicher. Als Leser:in erhält man die Möglichkeit, mitzuraten, auch der Krimipart ist gut gelungen.

Am Ende hat sich – fast – alles geklärt. In meinen Augen bleibt leider eine Frage offen, über die Hintergründe eines bestimmten Charakters hätte ich gerne mehr erfahren, vor allem, weil dieser eine wichtige und spannende Rolle einnimmt.

„Das verborgene Zimmer von Thornhill Hall“ ist ein spannender Roman voller Emotionen, der mich sehr gut unterhalten hat und den ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 25.10.2022

Auch der siebte Waringham-Band ist lesenswert

Drachenbanner
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England 13. Jahrhundert: Der Leibeigene Bedric und die Adelige Adela of Waringham wurden am selben Tag geboren, Bedrics Mutter Eldrida war Adelas Amme, so dass die beiden die ersten Jahre gemeinsam verbracht ...

England 13. Jahrhundert: Der Leibeigene Bedric und die Adelige Adela of Waringham wurden am selben Tag geboren, Bedrics Mutter Eldrida war Adelas Amme, so dass die beiden die ersten Jahre gemeinsam verbracht haben. Daraus ist eine tiefe Freundschaft entstanden, die auch anhält, nachdem Eldrida und Bedric wieder die Burg verlassen.

Bedric ist 14 Jahre alt, als sein Vater durch einen Unfall stirbt. Seine Hoffnung, dessen Scholle nun selbst bewirtschaften zu können, zerschlägt sich, da Raymond of Waringham in Vertretung seines erkrankten Vaters die Entscheidung fällt, dass Bedric noch zu jung dafür ist und seine Mutter erneut heiraten muss. Raymond, Adelas Bruder, ist ein schwieriger Mensch und nicht gut auf Bedric zu sprechen.

Adela wird ungefähr zur selben Zeit Hofdame bei Eleanor Plantagenet, der Schwester König Henrys III, Tochter des „teuflischen“ John, und seit kurzem Ehefrau Simon de Montfort.s

Der bereits siebte Band der Waringham-Reihe hat erstmalig einen Protagonisten, der nicht dem Adel zuzurechnen ist, sondern als Leibeigener der Waringhams geboren wurde. Als Leibeigener hat man nahezu keine Rechte, gehört im wahrsten Sinne des Wortes seiner Herrschaft. „Der Leibeigene ist ein Ding ohne Rechte, nichts weiter als ein Besitzstück seines Herrn“ (Richard FitzNigel), das Eingangszitat des ersten Teils (insgesamt gibt es vier Teile) sagt schon sehr viel darüber aus. Für Bedric und seine Familie bedeutet das einiges Leid. Es ist aber auch interessant die Geschichte (in doppeltem Wortsinn) einmal aus dieser Perspektive zu erleben.

Mit Adela begibt man sich als Leser an das andere Ende der Hierarchie, dort steht König Henry III. Als Hofdame seiner Schwester kommt Adela und damit auch der/die Leser:in ihm sehr nahe, hier erleben wir dann auch die historischen Hintergründe jener Zeit, wie etwa Henrys zügelloses Auspressen der Bevölkerung für seine eigenen Bedürfnisse, und das sogar während einer langen Phase, in der Ernten ausbleiben, und das Volk hungert und an Seuchen stirbt. Eine große Rolle spielt hier auch Eleanors Ehemann Simon de Montfort.

Rebecca Gablés Romane leben davon, dass das persönliche Leben ihrer Protagonisten mit den historischen Ereignissen verquickt ist, und man diese so aus deren Perspektive miterleben kann. In diesem Band dauert es etwas, bis der historische Hintergrund Fahrt aufnimmt, dann jedoch ist man mitten drin. Die Protagonisten kommen einem sehr nahe. Und auch wenn man vielleicht nicht alles gut und richtig findet, was diese tun, es gibt auf jeden Fall genug, das die eigenen Emotionen anspricht. Ebenso ist das hier sehr stark auch bei der Familie Montfort der Fall, gerade auch, weil man die tatsächlichen historischen Ereignisse nicht ändern kann.

Das Ende bleibt relativ offen, was die Protagonisten angeht, so dass ich sehr hoffe, das es noch einen Anschlussband geben wird. Bis zu den Ereignissen der ersten Bände der Reihe, die ja später stattfinden, ist noch genug Zeit, ein weiterer Band davor also möglich.

Wie es sich für einen guten historischen Roman gehört, und von einem solchen kann man bei der Autorin ausgehen, gibt es wieder einige Extras. Neben einem lesenswerten Nachwort gibt es ein Personenverzeichnis mit Kennzeichnung der historischen Personen und eine Karte. Sehr gut gefallen haben mir auch die zum jeweiligen Teil passenden Illustrationen.

Ich habe auch Band 7 wieder sehr gerne gelesen, es ist einfach immer wieder schön, nach Waringham zu kommen. Er bringt einem die historischen Geschehnisse der Jahre 1238 bis 1265 durch das persönliche Erleben seiner Protagonisten nahe und gleichzeitig spannende und interessante Lesestunden. Sehr gerne empfehle ich ihn daher weiter.

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