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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.10.2021

Unglaublich emotionale und tiefgründige Story

Someone New
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Der Sprung in die Geschichte entpuppte sich als äußerst einfach, offenbart aber auch schnell, worauf wir uns als Leser noch einstellen müssen. Zunächst lernen wir Micah kennen, oder Michaela, wie sie mit ...

Der Sprung in die Geschichte entpuppte sich als äußerst einfach, offenbart aber auch schnell, worauf wir uns als Leser noch einstellen müssen. Zunächst lernen wir Micah kennen, oder Michaela, wie sie mit vollem Namen heißt. Die junge Frau tat mir von der ersten Sekunde an total leid, denn ihre Familie war alles andere als angenehm. Absolut abgehobene, versnobte, reiche Leute, die an Arroganz kaum zu überbieten sind. Und obwohl sie ihre Tochter ganz offensichtlich lieben und nur das Beste für sie wollen, wird es mit jedem Treffen schwerer, Mutter und Vater zu ertragen. Micah nimmt das aber zunächst erstmal recht locker, kann sich arrangieren und geht damit erstaunlich gut um. Ganz allgemein ist sie ein total angenehmer, sympathischer Mensch, der so gar nichts von dem glasierten Verhalten ihrer Eltern an den Tag legt. Ich schloss sie unmittelbar nach dem Kennenlernen ins Herz und fieberte und fühlte sehr gern mit ihr mit. Ich fühlte mich wohl an ihrer Seite und konnte mich für ihre Liebe zu Comics und der Kunst ganz allgemein schnell erwärmen. Sie bringt so viel Lebendigkeit mit, dass man meinen könnte, sie wahrhaftig als Freundin bei sich zu haben. Und apropos Freundin: Micah war ihren Liebsten gegenüber so liebevoll und herzlich, so loyal und hilfbereit. Bodenständigkeit, Authensität und Glaubwürdigkeit rundeten ihre positiven Eigenschaften schließlich ab. Aber so wie jeder normale Mensch hat auch sie ihre Fehler – und ihr größter war wahrscheinlich ihre Naivität und das fehlende Rückgrat ihrer Familie gegenüber. Sie musste erst noch einsehen, dass sie bei diesen Leuten auf Granit beisst und lernen, darauf zu pfeifen, was von ihr verlangt wird. Dieser Prozess ließ recht langsam ab, fast gediegen und ich hab lange drauf gewartet, dass sie endlich die Erleuchtung traf.
Julian begegnen wir auch schon sehr früh, aber erst einmal nur flüchtig, ehe er eine tragendere Rolle einnimmt. Und schon beim Kennenlernen wird klar, dass dieser Mann einigen Ballast auf seinen Schultern trägt. Und als wir dann einen Blick hinter die, für Distanz sorgende, Fassade werfen dürfen, offenbart sich erst das ganze Ausmaß an Schrecklichkeit. Julian verbirgt seine Emotionen und sein großes Herz nicht umsonst hinter meterdicken Mauern; er hat triftige Gründe dafür und sein ganzes Verhalten erschließt sich erst mit dem Lüften der Geheimnisse. Und gerade das Tempo, mit dem er sich öffnet – nämlich sehr langsam – gefiel mir unbeschreiblich gut. Auch dass nicht alles wie am Schnürchen läuft und er sich auch immer wieder zurückzieht, sprach für die Echtheit und Greifbarkeit seiner Person. Ebenso war er liebenswürdig, sympathisch und realistisch, humorvoll, großherzig und loyal.
Die Nebenrollen waren zwar nicht alle unheimlich toll, lieb und süß, aber dafür umso greifbarer ausgearbeitet. Es spricht ja auch definitiv für die Autorin, dass die Eltern genau die Gefühle in mir weckten, die beabsichtigt waren. Da war Unglaube, Hass, Wut, Zweifel und eine ganz starke Abneigung. Gleichzeitig gab es auch Charaktere, die so viel Positivität, Toleranz und Sympathie ausstrahlten. Man merkt also, es gab ein breites Spektrum an auftauchenden Persönlichkeiten und sicher ist für jeden Geschmack die perfekte Besetzung da.

Und wo wir bereits bei den Nebenrollen sind, gehen wir gleich einmal zu der Idee/Handlung über – denn die spielen da auch nochmal eine gewisse Rolle. Der Grundgedanke hinter diesem New Adult ist auf den ersten Blick nichts außergewöhnliches, allerdings merkt man schnell, dass hier eine Menge Tiefgang eingebaut wurde und wir uns doch immer mehr vom Einheitsbrei entfernen. Laura Kneidl hat einige tiefschürfende Themen eingebaut, die alle ganz deutliche Messages senden: so gibt es den Part der Homosexualität, ebenso spielt Übergewicht bzw. Body Shaming eine Rolle und über Rassismus wird ebenfalls kurzzeitig gesprochen. Zuletzt wird auch noch eine Teenie-Schwangerschaft thematisiert. Ich muss gestehen, dass ich im ersten Moment etwas überfordert war von all diesen Elementen und manches auch deutlich zu kurz kam. Doch in Anbetracht der Folgebände, kann ich damit doch ganz gut leben. Da die Nebenrollen hier, die mit eben jenen Problemen zu kämpfen habe, die ich gerade aufgezählt habe, in den kommenden zwei Teilen dann eine der Hauptrollen übernehmen, bin ich mir sicher, dass alles nochmal genauer und expliziter behandelt wird. Aber zurück zu „Someone New“:
Die Geschichte rund um Micah und Julian weist, wie schon angeteasert, erstmal kaum Besonderheiten auf: die junge Frau aus reichem Hause, die sich endlich von ihren Eltern abkapseln will, es aber nicht so recht schafft und der junge Mann aus scheinbar ärmlichen Verhältnissen, der durch einen blöden Zufall auf die Frau trifft und sie sich danach näherkommen. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Romanen spielt sich der hier eher langsam ab. Der Einstieg ist zwar noch recht turbulent, doch danach geht es Schritt für Schritt weiter und nichts wird überstürzt. Es fühlt sich echt an, die beiden auf ihrem Weg zu begleiten und obwohl eine gewisse Ruhe eingekehrt ist, bleibt es auf emotionaler Ebene doch spannend. Denn das Knistern zwischen Micah und Julian lässt sich nicht leugnen. Beide öffnen sich nach und nach, offenbaren ihre Geheimnisse und es wird nie langweilig. Es gab stets was zu erfahren oder zu entdecken und wenn gerade mal Flaute herrscht, dann wird auf den Wohlfühl-Faktor gesetzt. Es sind vor allen Dingen die Kleinigkeiten, die begeistern und die Geschichte erst richtig rund machen. So hab ich den Kater, der hier auftaucht unheimlich ins Herz geschlossen und auch das Kind der Teenie-Mutter ist herzallerliebst und zuckersüß. Das sind eben die kleinen Feinheiten gewesen, die den Lesespaß nochmal vergrößerten.
Der Schluss haute mich dann schließlich komplett aus den Socken. Ich hätte niemals – ich wiederhole: niemals!! – mit dieser Offenbarung gerechnet. Die ganze Auflösung der Geschichte überraschte und schockierte gleichermaßen. Dabei wurden so viele Hinweise im Laufe der Handlung verteilt, aber ich wäre trotzdem niemals auf die Lösung gekommen. Mir gefiel der Tiefsinn, diese immense Überraschung und die großen Gefühle, die zum Ende hin noch aufkamen. Auch dass sich Laura Kneidl mit einer solch schwierigen Thematik auseinandergesetzt hat und diese in ein Jugendbuch eingewoben hat, spielte dem Buch einen zusätzliches Pluspunkt ein.

Zum Schreibstil gibt’s dann letztlich auch nicht mehr allzu viel zu sagen. Da die Gefühle der Figuren mich problemlos erreichten und fast durchgehend ergreifen konnten, ist schon mal klar, dass Laura Kneidl sehr eingehend und berührend erzählt. Sie schreibt locker, aber atmosphärisch. Setzt auf Emotionen und Lebendigkeit. Ich kam unheimlich schnell und einfach durch das Buch, konnte mir einzelne Szenen aber wunderbar vor Augen führen und mich davon gefangen nehmen lassen. Gerade die Waage zu halten zwischen spannendem Tiefgang und Wohlfühl-Stimmung beherrscht sie sehr gut und kann beide Parts sehr schön in Worte fassen.
Gerade auch die Tatsache, dass rein aus Micah’s Sicht erzählt wurde, machte das Buch noch einmal spannender – denn genau so wie Micah selbst, können wir Leser Julian nur vor den Kopf schauen und wissen oft nicht so recht, woran er gerade denkt, was er fühlt und wieso er das tut, was er tut. Gefiel mir total gut und auch wenn ich sonst mehr der Fan von zwei Perspektiven bin, war es hier genau richtig.

FAZIT:
„Someone New“ von Laura Kneidl hat wirklich das Potential fürs Highlight. Bis auf wenige kleinere Schwächen wie zum Beispiel die Flut an aufgegriffenen Themen ist das Buch nahezu perfekt. Mit einer super stimmigen, abwechlsungsreichen Atmosphäre, gepaart mit einer spannenden Handlung und undurchsichtigen Geheimnissen bringt das Buch alles mit, was ein tolles New Adult Werk haben muss. Zusätzliche Kleinigkeiten lockern den Lesefluss auf und bringen eine Menge Spaß. Für mich nur knapp am Highlight vorbei; aber eine 1000%ige Lese-Empfehlung für alle Fans des Genres und die, die es noch werden wollen. Hat extrem viel Spaß gemacht.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Ein Band hätte definitiv gereicht

Save You
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Da nun doch einiges an Zeit vergangen ist, seitdem ich Band 1 gelesen habe, glückte der Einstieg nicht ganz so problemlos, wie ich es mir gewünscht hätte. Die Erinnerungen an die Geschehnisse aus „Save ...

Da nun doch einiges an Zeit vergangen ist, seitdem ich Band 1 gelesen habe, glückte der Einstieg nicht ganz so problemlos, wie ich es mir gewünscht hätte. Die Erinnerungen an die Geschehnisse aus „Save Me“ waren entweder komplett verschwunden, oder zumindest sehr verwaschen. So hat es einige Zeit gedauert, bis ich mich an der Seite von Ruby & Co. wieder einigermaßen zurechtfand und dem Geschehen richtig folgen konnte. Doch selbst dann wollte sich nicht die erhoffte Spannung einstellen. Genau so wie in Band 1 herrschte auch hier dauerhaft ein ewiges Hin und Her und unnötiges, zum Teil sich wiederholendes Drama. Es wirkt, als wäre die Story wie Kaugummi in die Länge gezogen worden, nur um möglichst viele Bände herauszuholen.
Das was zwischen Ruby und James passiert, war schon zu Beginn der Trilogie nicht wirklich fesselnd, aber immerhin noch ganz interessant. In diesem zweiten Band gibt es so wenige Plots, dass die Handlung mehr oder weniger auf der Stelle tritt und man einfach aus meilenweiter Entfernung schon jede noch so kleine Wendung kommen sieht. Die Grundstimmung trug auch nicht unbedingt dazu bei, am Ball bleiben zu wollen. Sie ist unheimlich erdrückend, traurig und belastend und hat sich binnen weniger Sekunden auf mich übertragen. Und das ist, abwechslungshalber, nichts gewesen, was ich als positiv empfunden hätte – im Gegenteil. Es hatte beinah eine depressive Note und ich fühlte mich nicht wohl an der Seite der Figuren. Viel Geweine, tausende Missverständnisse und zu wenig Kommunikation. Dazu noch Alkohol,- und Drogenmissbrauch und eine gute Portion Egoismus und Gejammer. Damit lässt sich dieser zweite Band ganz gut beschreiben. Mal abgesehen davon, dass eine Triggerwarnung irgendwie doch angebracht gewesen wäre, fehlte auch sonst noch einiges, was es für eine gute NA-Story braucht. Denn hätte man mal einen nützlichen Dialog eingebaut, wäre dieser Band, und wahrscheinlich auch der nächste unnötig gewesen; weil alles hätte kinderleicht gelöst werden können. Obwohl; es gab einen kleinen Nebenstrang – also eine Geschichte, die sich parallel zu der von Ruby und James abspielt und die fand ich wirklich interessant. Zu wenig behandelt, als dass sie spannend gewesen wäre, aber es war dieser eine kleine Lichtblick, der mich durch dieses Buch trieb. Und es ist auch der Grund, warum ich Band 3 noch eine Chance gebe.
Denn bis auf den Epilog, der bereits ankündigt, was in besagten Nebenstrang geschehen könnte, war das Ende dieses zweiten Romans einfach blass und unglaublich vorhersehbar. Der ganze Aufbau des Buches war das, aber besonders das Ende ließ mich einfach ungläubig auflachen. Es lief supergut; und dann Überraschung!! Nächstes Drama. Ich bin ehrlich enttäuscht von Ruby und James, bin dafür aber umso glücklicher, Ember und Lydia näher kennengelernt zu haben & sie in Band 3 wieder zu treffen.

Wo wir auch direkt bei den Figuren wären. Ruby und James als Protagonisten sind eigentlich nicht mal großartig verkehrt. Im Gegenteil. Sie könnten sogar ganz interessant sein; wäre da nicht das naive Verhalten und die tausend Fehler, die sie immer und immer wieder begeben. James gefiel mir dabei noch eine Spur besser, schlicht weil er noch ein bisschen realistischer dargestellt wurde als Ruby. James hatte weitreichende Probleme, mit denen er anfangs keineswegs so umgeht, wie es für richtig gehalten wird. Er zerbricht ein bisschen und weiß sich selbst nicht mehr zu helfen als sich in die tröstenden Arme von Alkohol und Drogen zu flüchten. (an dieser Stelle ein kleiner Einwurf: ich hätte mir definitiv mehr Aufklärung zu diesem Thema gewünscht – besonders in Bezug auf die Drogen. So vermittelt man schnell das Bild, Kokain und Co. wäre harmlos und ein „normaler Rettungsanker“). James musste jedenfalls einiges ertragen, stürzte aber fing sich irgendwann auch wieder auf und wuchs an den Hindernissen, die ihm das Leben in den Weg legte. Trotzdem komme ich nicht umhin zu sagen, dass ich ihn auch als reichlich naiv wahrnahm. Er trug sein Herz am rechten Fleck und opferte sich für seine Freunde regelrecht auf, aber das änderte nichts dran, dass er zu viel für selbstverständlich nahm und einfach anstrengend war. Aber alles in allem mochte ich ihn doch ganz gern, eben weil er lebendiger war und nicht fehlerfrei.
So wie Ruby. Ruby hatte es schon in Band 1 recht schwer bei mir. Ich fand sie sehr stereotypisch und gewöhnlich; fast ein bisschen zu glatt, für meinen Geschmack. Und dieser Eindruck verstärkte sich in diesem Band 2 noch zusätzlich. Ruby schien alles zuzufliegen, und als sie plötzlich merkt, dass das Leben kein Ponyhof ist, versinkt sie in weinerlichem Gejammer. Erst nach und nach versteht sie, dass die Welt nicht immer so schön ist und so problemlos, wie sie es kennt. Und erst ab dem Moment, in dem sie die Augen öffnet, fand ich auch wieder einen gewissen Draht zu ihr. Ruby war von einem Moment auf den anderen sympathisch, ja fast liebenswert. Nicht fehlerfrei, und manchmal auch echt nervig – aber sie schien an ihrem gebrochenen Herzen zu wachsen. Sie setzte sich plötzlich für ihre Freunde ein, tat alles in ihrer Macht stehende um ihnen zu helfen und für sie da zu sein. Das schenkte ihr definitiv den ein oder anderen Pluspunkt. Trotzdem fand ich so manch Gedankengang, und noch mehr Handlungen nicht so recht nachvollziehbar. Manchmal wirkte es fast ein bisschen weltfremd, wie sich Ruby gab und was die dachte. So komplett fern ab von jeder Glaubwürdigkeit. Es fällt mir schwer, diese zwiespältigen Eindrücke in Einklang zu bringen, aber ich denke, es schwankte einfach extrem. Mal mochte ich sie und bewunderte sie für ihre aufopferungsvolle Art; im nächsten Moment trieb sie mich mal wieder zur Verzweiflung.
Die Nebenrollen waren dafür mein Highlight in diesem Buch. Sie alle waren erstaunlich vielfältig ausgearbeitet, sehr glaubhaft und greifbar und alles in allem einfach viel besser dargestellt, als James und Ruby. Das kann natürlich auch daran liegen, dass uns Lesern zu wenig Zeit mit ihnen zugestanden wurde, um ihre Macken kennenzulernen aber Ember und Lydia, Wren und Co. gefielen mir extrem gut. Ich habe die beiden Mädels unheimlich ins Herz geschlossen, mit ihnen mitgefühlt und mitgefiebert und mich jedes Mal gefreut, wenn sie wieder auftauchten. Logischerweise gab’s natürlich auch die, die direkt einen tiefen Hass im Leser wecken und das gelang ihnen auch echt gut.

Zu guter letzt noch ein weiterer positiver Aspekt des Buches: Mona Kasten’s Schreibstil ist so angenehm und leicht wie eh und je. Auch dieser Band hat sich wieder sehr locker und vor allen Dingen schnell lesen lassen und war, je nach Situation, total atmosphärisch. Die Autorin versteht sich einfach darauf, Wohlfühl-Geschichte zu erzählen; wobei es hier sicher der Handlung geschuldet ist, dass ich mich persönlich nicht so recht fallen lassen konnte.Dennoch ist der Stil bildhaft und gut verständlich; vllt fast ein wenig zu „jung“ für die Thematiken, die behandelt werden, aber mir persönlich sagte er, wieder einmal sehr zu.
Ebenso gefiel mir auch die Gliederung. Soweit ich mich erinnere, haben wir Band 1 lediglich aus James‘ und Ruby’s Sicht gelesen. Hier kommen plötzlich auch Ember und Lydia’s Perspektiven dazu und gerade weil ich die beiden so gerne mochte, freute ich mich, nun auch durch ihre Augen blicken zu dürfen. Das brachte uns nicht nur James und Ruby näher, sondern eben auch vermeindliche Nebenrollen. Gut gelöst und passend zur Geschichte.

FAZIT:
„Save You“ von Mona Kasten hängt leider deutlich hinter dem Vorgänger her und beweist eigentlich nur, dass die Geschichte unnötig in die Länge gezogen ist. So manches, wenn nicht sogar alle Probleme hätten durch einfache Kommunikation vermieden oder zumindest gelöst werden können. Aber stattdessen wiederholt sich das unnötige Drama immer wieder und die Handlung wird zunehmend vorhersehbarer und klischeehafter. Lediglich die Nebenfiguren bringen noch etwas Lesespaß und auch nur sie sind der Grund, wieso ich Band 3 noch gerne lesen möchte. Ruby und James sind zwar stellenweise sympathisch, überzeugen aber nicht. Schade.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Großartige Dystopie voller Spannung, Action und Gefühlen

Die Tribute von Panem 1. Tödliche Spiele
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Suzanne Collins erzählt uns die Geschichte von Katniss wahnsinnig authentisch, bildhaft und mitreißend. Mit bloßen Worten erzeugt sie neben einer Menge Atmosphäre auch so einiges an Spannung. Immer wieder ...

Suzanne Collins erzählt uns die Geschichte von Katniss wahnsinnig authentisch, bildhaft und mitreißend. Mit bloßen Worten erzeugt sie neben einer Menge Atmosphäre auch so einiges an Spannung. Immer wieder wechselt sie die Tempi, sodass es mal ruhiger, mal actionreicher ist. Ich kam unheimlich gut voran, hatte von Anfang an keine Verständnisprobleme und genoss es regelrecht, in diese dystopische Welt abzutauchen. Die Autorin vermittelt sowohl gefährliche Passagen als auch die emotionalen Parts sehr glaubhaft und ergreifend und konnte mich so komplett in ihren Bann ziehen. Besonders gefiel mir auch, dass die Kampfszenen, die hier unweigerlich auftreten müssen, nicht zu derb und brutal dargestellt wurden, sondern kurz und knackig, aber eben trotzdem nicht zu schwammig. Allgemein hatte ich quasi dauerhaft das Gefühl, dass Suzanne Collins immer den richtigen Ton getroffen hat mit ihren Worten. Es wirkt alles super realistisch, wie aus dem echten Leben erzählt und ich konnte mir Charaktere sowie Szenen wunderbar leicht vor Augen führen und mich davon gefangen nehmen lassen.
Dazu die Gliederung, in Form von einer einzigen Sicht; nämlich Katniss‘ Sicht und die angenehm langen Kapiteln; die stets mit einem Cliffhanger enden. Wahrscheinlich hätte mir die Autorin auch etwas von einem Mehlsack erzählen können und ich wäre dennoch gebannt an ihren Lippen gehangen. Aber nein; zu dem ganzen gibt’s eben auch noch eine extrem spannende, innovative Geschichte.

Und das war das Stichwort für den nächsten Part: die Handlung. Schon der Einstieg zeigt uns ein mögliches Beispiel für die Zukunft. Wer weiß; vielleicht wird auch unsere Welt einmal in verschiedene Distrikte unterteilt und vielleicht müssen auch wir irgendwann ums Überleben kämpfen – in einer Arena. Das gesamte Konstrukt, auf dem die Geschichte errichtet ist, überzeugt; denn es sind so viele neuartige, erfrischende und innovative Ideen verbaut, dass man nur staunen kann. Und das, obwohl das Dystopie-Genre nicht erst seit gestern existiert.
Der Sprung in die erste Szene gelang mir ohne größere Probleme. Es beginnt alles noch recht gediegen und wir bekommen zunächst einmal ein paar Seiten lang Zeit, Katniss und ihre Lebensumstände; aber auch die Welt, in der sie lebt, kennen zu lernen. Es passiert trotz Einstiegsphase bereits einiges und es wird schnell klar, dass eine Menge Verantwortung auf den Schultern der 16-jährigen lastet. Sie muss nicht nur ihr eigenes Überleben sichern, indem sie jagen geht; sondern auch das ihrer Familie. Und schon da wird klar: sie ist nicht unerfahren oder naiv; sie ist unheimlich reif und weiß sich zu behaupten.
Doch kaum ist das Kennenlernen vorüber, geht es auch schon los und die Auslosung des diesjährigen Tributs steht bevor. Allein diese Szene bescherte mir bereits Gänsehaut. Und mit eben jener musste ich mich die gesamte Geschichte über abfinden. Denn während diese Szene schon extrem spannend, aber auch beklemmend zu verfolgen war, kehrt keine Ruhe ein – im Gegenteil; es geht los mit den Hungerspielen. Die Spannung hätte an der Stelle wohl nicht mehr größer sein können. Suzanne Collins hat hier die Plots fast nahtlos aneinander gereiht und so immer wieder unerwartete Wendungen und jede Menge Überraschungen erzeugt. In diesem Buch steht der Tod quasi an der Tagesordnung und zu wissen, dass nur einer überlebt, treibt den Spannungsbogen in ungeahnte Höhen. Doch wer jetzt denkt, die Kampfszenen würden ohnehin alle gleich aussehen, der irrt sich. Die Abwechslung innerhalb der Hungerspiele ist überraschend wie grandios zugleich. Nicht immer sind es andere Teilnehmer, die einem nach dem Leben trachten – auch der Zufall spielt eine besondere Rolle.
Der Aufbau dieses ersten Bandes ist schlicht genial und gimpfelt in einem fulminanten Finale, das innerhalb des Genres seinesgleichen sucht. Überraschend und actionreich; aber auch unglaublich mitreißend und packend; so spielen sich die letzten Szenen ab. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass es möglich wäre, so eine Undurchsichtigkeit in ein Jugendbuch zu erzeugen; doch die Autorin hat es geschafft, die Handlung immer wieder in andere Richtungen zu lenken und den Leser so gebannt an die Seiten zu fesseln. Wie schon gesagt, war dies sicher nicht meine erste Dystopie; aber in Sachen Handlung/Spannung definitiv eine der Besten. Ich freue mich auf Band 2; denn der Cliffhanger am Ende lässt die Vorfreude ganz schön ansteigen – und auch die Frage „was kommt denn bitte jetzt noch?“.

Als letzten Punkt behandeln wir nun die Charaktere. Ich denke, die gesamte Lobeshymne spricht bereits schon dafür, dass ich Katniss & Co. mochte; schließlich hätte ich niemals so mitgefiebert, wie ich es schlussendlich getan hätte, wenn mir die Figuren nicht gefallen hätten.
Katniss als Protagonistin bereitet eine Menge Spaß; denn sie ist wesentlich reifer und erwachsener, als es für ein 16-jähriges Mädel üblich ist. Sie musste früh lernen, auf sich selbst zu achten – oder besser gesagt: sie musste lernen, auf eigenen Beinen zu stehen und ihre Familie dabei noch mitzutragen. Und das tut sie, mit einer Hingabe, die überrascht. Katniss ist total hart im Nehmen, kann mit Tod und Verderben sehr gut umgehen und provoziert es ja immer wieder auch selbst, indem sie jagen geht und dabei Tiere erlegt; um etwas Essbares auf den Teller zu bekommen. Doch neben dieser Härte, die sie ausstrahlt, ist sie manchmal doch immer noch der naive Teenager, der ziemlich unerfahren ins im Umgang mit dem anderen Geschlecht und immer wieder verzweifelt. Sie hatte Ecken und Kanten, war alles, nur nicht perfekt – aber eben das machte sie einfach perfekt. Katniss ist loyal, treu ergeben und verantwortungsbewusst. Sie ist im Grunde die perfekte Mischung aus Teenager und Kämpferin. Und beide Seiten wurden von Suzanne Collins toll herausgearbeitet, sodass Katniss dauerhaft glaubhaft und realistisch auf den Leser wirkt. Ihre Handlungen und Gedankengänge sind nicht immer total ausgeklügelt und durchdacht, aber immerzu echt.
Peeta hingegen war ein wenig schwerer zu durchschauen. Er kommt, für einen Protagonisten, erst relativ spät ins Spiel – bekommt aber mindestens genau so viel Aufmerksamkeit wie Katniss. Sich an Peeta’s Seite immer wohl zu fühlen, war nicht unbedingt leicht, aber das machte ihn wiederum sehr interessant. Was führt er im Schilde? Meint er immer das, was er sagt? Was steckt hinter ihm und seinem Verhalten? Man wusste es lange nicht und das machte ihn zu einem spannenden, aber auch passenden Charakter für diese Geschichte. Schlussendlich gefiel auch er mir und sein Herz trug er auch am rechten Fleck; aber das geheimnisvolle blieb lange Zeit erhalten. Peeta war einfach kein offenes Buch, sondern vielschichtig; brachte darüber hinaus aber auch einige wichtige Faktoren mit, die wir schon von Katniss kannten: Kampfgeist, Durchhaltevermögen und eine Menge Mut. Am Ende war es aber wohl seine Bereitschaft, für seine Freunde zu sterben, die mich komplett für ihn einnahmen. So wenig ich in Anfang auch greifen konnte, so nah fühlte ich mich ihm gen Ende.
Als letztes noch ein paar Worte zu den Nebenrollen, obwohl es da gar nicht allzu viel zu sagen gibt. Suzanne Collins hat sich definitiv mehr auf die beiden Hauptcharaktere konzentriert, hauchte nebenbei aber auch dem ein oder anderen „unwichtigen“ Part Tiefe ein. Es gab nicht viele Personen, die ich so richtig ins Herz schließen konnte (logisch, sind ja auch die Konkurrenten der Sympathieträger) aber manche schafften es eben halt doch. Rue wird für immer unvergessen bleiben; genau so wie Effie und Hamish; weil sie einzigartig waren und so nochmal eine neue Brise in das Buch brachten. Gefielen mir also trotz manch Oberflächlichkeiten sehr gut und waren ausreichend detailliert und greifbar ausgearbeitet, um sie mir bildlich vor Augen führen zu können und mir einen Eindruck zu machen.

FAZIT:
„Die Tribute von Panem 01: Tödliche Spiele“ ist eine unglaublich kreative, überraschungsreiche Dystopie, die so gut wie alles bisher dagewesene in den Schatten stellt. Eine absolut spannende, mitreißende und abwechslungsreiche Storyline gepaart mit sympathischen und greifbaren Figuren und einem atmosphärischen, einnehmenden Stil macht diesen Auftakt zu einer nahezu perfekten Unterhaltung. Fürs Highlight fehlte mir, wie so oft, noch der Wow-Effekt; aber da ich den Film bereits kannte, könnte er rein theoretisch auch dadurch verloren gegangen sein. Trotzdem 1000%ige Lese-Empfehlung; auch für alle Nicht-Fans des Genres. Lasst euch überraschen und überzeugen!

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Veröffentlicht am 20.10.2021

So viel Liebe für diese Geschichte

Never Doubt
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Der Einstieg war eher ruhig; gelingt aber dennoch auf Anhieb. Obwohl anfangs nicht allzu viel passiert und man stattdessen mit einigen wichtigen, wie auch interessanten Informationen versorgt wird, ist ...

Der Einstieg war eher ruhig; gelingt aber dennoch auf Anhieb. Obwohl anfangs nicht allzu viel passiert und man stattdessen mit einigen wichtigen, wie auch interessanten Informationen versorgt wird, ist es doch ein unheimlich passender Start in diese Geschichte. Wir lernen zunächst erst einmal Willow und ihre Familie kennen, können uns im selben Zug ein erstes Bild von den Verhältnissen untereinander machen und erhalten Einblicke in die Psyche der 17-jährigen Schülerin. Ich war ehrlich gesagt etwas überrascht, dass mich die ersten Kapitel noch etwas zwiespältig stimmten; doch jetzt rückblickend lässt sich sagen: dieser langsame und ruhige Start war ein wahrer Segen für den Roman – denn das was danach kommt, ist umso emotionaler und prägender.
Denn kaum ist der Umzug von Manhattan nach Harmony über die Bühne, beginnt die Geschichte damit, einen komplett in ihren Bann zu ziehen; und zwar mit Haut und Haaren. Die Emotionen werden von Seite zu Seite intensiver, die Atmosphäre immer dichter und die Handlung nimmt immer mehr an Fahrt auf. Die Thematisierung der Tragödie „Hamlet“ von Shakespeare machte mir zunächst Angst, da ich weder von dem Stück selbst noch von Theater großartig Ahnung habe; doch Emma Scott ist es gelungen, das Ganze verständlich und trotzdem authentisch einzubinden. Besonders positiv fällt hier der Spagat zwischen Schauspiel-Handlung und Roman-Handlung auf. Die Parallelen zwischen Hamlet und der Geschichte der Protagonisten war deutlich erkennbar, aber doch nicht aufdringlich. Und es passte so wahnsinnig gut. Manchmal wirkte es, als würden zwei verschiedene Storys erzählt werden; manchmal kamen Momente, in denen beide ineinander übergriffen und zusammen schmolzen.
Dadurch, dass sich die Lovestory zwischen Willow und Isaac nur langsam entwickelt, blieb genügend Zeit, um andere Plots einzubauen und ihnen dementspechend Raum zu geben. Denn die beiden Protagonisten haben auch noch eigene Probleme im familiären Umfeld, die neben der Ruhe und Zartheit der Liebe einiges an Zündstoff ins Spiel brachten. Dieser Zündstoff sorgte schließlich auch dafür, dass der Spannungsbogen stets am oberen Limit lag. Gerade wenn sich Lovestorys langsam entwickeln, passiert es schnell dass das Erzähltempo abnimmt – doch die Autorin hat es meisterhaft geschafft, das zu umgehen. Ich fieberte mit, fühlte mit, ließ mich treiben und zu Wuttiraden hinreißen. Jede noch so kleine Emotion kitzelte Emma Scott aus mir heraus und ließ mich zudem mehr als einmal mit den Tränen kämpfen. Und stets begleitet einen dieser immense Schmerz, der aus jeder Pore des Buches dringt, ohne runterzuziehen oder depressiv zu wirken. Ich raste nur so durch die Seiten, wurde durch unerwartete Wendungen immer wieder vor den Kopf gestoßen und der Ausgang dieses Romans war schon frühzeitig nicht mehr absehbar. Jeder hofft auf das Happy End; doch begleitet man Willow und Isaac erst einmal eine Weile, ist man sich bald schon nicht mehr sicher, ob wir überhaupt noch darauf hoffen können.
Und weil ich gerade da nichts vorweg nehmen will, gibt’s nur wenige Worte zum Schlussteil des Buches: es war phänomenal. Die Intensität der Gefühle überraschte und überwältigte mich, ließ mich mal weinen und mal lachen und mal beides zugleich tun. Der Nervenkitzel, der da zustande kam, war derart unvorherhsehbar, dass es mich regelrecht aus den Socken haute. Doch schlussendlich lässt sich nur sagen: es war die perfekte Schlussphase: stimmig und rund und zutiefst bewegend.

Natürlich tragen auch die Charaktere ihren Teil dazu bei, dass man sich als Leser so emotional ergreifen lassen kann. Willow und Isaac sind so fernab des Mainstreams, dass es manchmal erscheint, als wären sie nicht von dieser Welt. Beide bringen eine Besonderheit mit, die dafür sorgt, dass man sich ihnen nahe fühlt, obwohl man vielleicht (oder hoffentlich!) nie die selben Erfahrungen machen musste wie sie. Beide sind auf ihre Art komplett nachvollziehbar und mit einer Lebendigkeit gesegnet, die man nicht in Worte fassen kann. Nicht nur greifbar und authentisch, sondern wirklich und in jeder Form dem echten Leben entsprungen. Immer wieder gab es Momente, in denen ich die Figuren regelrecht hören konnte. Ihre Dialoge waren auf ganzer Linie glaubwürdig, ebenso wie es ihre Emotionen und ihre Handlungen waren.
Willow ist eine junge Frau im zarten Alter von 17 Jahren, die etwas erleben musste, das man nicht einmal dem schlimmsten Feind wünscht. Um den Klappentext zu zitieren: „dafür gibt es keine Worte“. Und trotzdem war Willow nicht das kleine Mäuschen, das still und heimlich in ihrem Zimmer weint – obwohl die genau das tut. Aber sie trägt eine Stärke nach außen, die die Dunkelheit vertreiben kann. Es ist die Hoffnung, die Willow am Leben hält; und mit ihr die Stimmung um sie herum. Willow ist sympathisch, 100% authentisch und in ihrem Tun und Denken stets nachvollziehbar. Es fiel mir so leicht, mein Herz an sie zu verschenken, obwohl ihres gebrochen war. Wie oft wollte ich das Mädchen einfach in die Arme schließen und sie von der Außenwelt beschützen? Und wie oft bewunderte ich sie für ihren Mut und ihre Kraft, ihren unerschütterlicher Willen. Willow brachte genau die richtige Menge von allem mit und zusätzlich dazu legt sie auch noch eine enorme Entwicklung an die Tag. Aber auch die ist, wie sollte es anders sein, zur Gänze authentisch.
Isaac. Der 19-jährige Mann aus ärmlichen Verhältnissen, der in der Kleinstadt als Außenseiter und Bad Boy und als Sündenbock verschrien ist. Aber was steckt hinter der Fassade? Was musste dieser junge Kerl alles ertragen, um eine so dicke Mauer um sich herum zu errichten? Während des Lesens wird schnell klar: diese Mauern sind gerechtfertigt. Aber das „Schöne“ an ihm ist, dass sein Herz nicht schwarz ist. Es schlägt; für das Theater und für seine Lieben. Er ist loyal, verantwortungsbewusst und zuverlässig und das sind Eigenschaften, die ihn zum Leben erwecken. Gleichzeitig ist es auch sein Mut und seine Stärke, die ihn greifbar machen und der Verlauf seiner Entwicklung. Himmel. Isaac ist nahezu perfekt, und das obwohl er so viel Ecken und Kanten hat und nicht immer das tut, was richtig ist. Ich mochte diesen Jungen von der ersten Sekunde an, weil er vielschichtig und facettenreich ist; aber auch weil er mein tiefstes Mitgefühl hatte und meine Bewunderung. Denn das was er auf der Bühne zeigt, löste in mir jedes Mal etwas aus; etwas, das nicht zu beschreiben ist.
Als letzten Punkt die Nebenfiguren. Ich bin immer ein großer Fan von Abwechslung. Mir ist es immer wichtig, dass es auch Charaktere gibt, die negative Gefühle in mir wecken – aber hätte ich gewusst, was mich hier erwartet, hätte ich diese Meinung schnell geändert. Emma Scott hat es geschafft, (wie noch niemals zuvor), mich emotional so zu binden, dass ich meine Wut auf gewisse Personen kaum im Zaum halten konnte. Die Handlungen mancher stießen bei mir auf komplettes Unverständnis, auf Sprachlosigkeit und tiefste Verachtung. Das in mir zu wecken ist eine Kunst, die die Autorin hier definitiv beherrschte. Doch neben Wut und Verabscheuung regten sich auch andere Gefühle in mir; denn es gab nicht nur die negativen Charaktere, sondern eben auch die, die nicht nur der Handlung gut taten, sondern auch den Protagonisten. Ich denke, ich spreche für alle, die das Buch gelesen haben, wenn ich sage: jeder von uns braucht eine Angie in seinem Leben.

Der Schreibstil von Emma Scott bedarf eigentlich keiner Worte mehr. Oder besser gesagt: ich finde ohnehin nicht die richtigen, um zu beschreiben, was diese Frau kann. In die Geschichte von Willow und Isaac einzutauchen ist, wie eine andere Welt zu betreten. Allein die einnehmende Stimmung und die vorherrschenden Emotionen treffen einen mit einer Wucht, die einen umhaut. Diese Atmosphäre verschlang mich jedes einzelne Mal, wenn ich nach dem Buch gegriffen habe und die Gefühle übertrugen sich so intensiv, dass ich auch Stunden später noch immer den Nachhall davon am eigenen Leib spürte. Dabei lässt sich das Buch dennoch wahnsinnig schnell und sehr einfach lesen; man rauscht nur so durch die Seiten und tut sich schwer, mal eine Pause einzulegen. Die Tiefe, mit der Emma Scott erzählt ist beeindruckend und in ihrer Sprache schwingt immer etwas poetisches mit. Es scheint, als habe sie jedes einzelne Wort genau da hingesetzt, wo es hingehörte und sich sich kein einziges Mal vertan. Dieser Schreibstil ist einfach perfekt; in jeder Form.
Dazu die Gliederung: die Kapitel sind kurz und knackig, beinhalten aber alles, was nötig ist, um zu begeistern und zu berühren. Wir dürfen hier sowohl aus Willow’s Sicht lesen, als auch aus Isaac’s Perspektive und der Tiefgang intensiviert sich mit jeder einzelnen Passage. Die zwei unterschiedlichen Sichten machen auch die Charaktere nochmal klarer; nochmal bildhafter und greifbarer und ist – wer hätte es gedacht – perfekt auf das Buch abgestimmt.

FAZIT:
„Never Doubt“ von Emma Scott hat mich von der ersten, bis zur letzten Seite komplett umgehauen. Diese unheimlich realistischen Emotionen sind, gefühlt, nicht von dieser Welt und konnten mich berühren, wie kaum etwas zuvor. Ich werde wohl, im Gegensatz zu der Autorin, nie die richtigen Worte finden, um meine Empfindungen dem Buch gegenüber auszudrücken – aber es war eine Wucht. Ein absolutes Jahreshighlight 2020 und deshalb gibt’s von mir auch eine bedingungslose Lese-Empfehlung. (eigentlich ein Lesezwang; aber so deutlich will ich das nicht sagen). Lest dieses Buch. Ihr werdet es in keiner Sekunde bereuen. Danke für dieses Erlebnis und danke für all die Tränen, die geflossen sind.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Viel stärker als Band 1!

Save me from the Night
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Die Charaktere in diesem Buch sind uns bereits aus Band 1 bekannt; jedoch tauchen im Laufe der Zeit auch neue Gesichter auf. Sowohl das Kennenlernen dieser als auch das Wiedersehen mit alten Freunden bereitet ...

Die Charaktere in diesem Buch sind uns bereits aus Band 1 bekannt; jedoch tauchen im Laufe der Zeit auch neue Gesichter auf. Sowohl das Kennenlernen dieser als auch das Wiedersehen mit alten Freunden bereitet schlicht großen Spaß. Gerade Liv und Kjer ein weiteres Mal zu begegnen war trotz unserer Differenzen im Auftakt der Trilogie einfach schön. Ich freute mich, sie wieder zu sehen; zu erfahren, was sich in der Zwischenzeit alles getan hatte und wie sie ihr Leben verbringen. Auch Airin und Dean sind wieder mit von der Partie und waren wieder genau so herzlich und sympathisch, wie ich sie in Erinnerung hatte.
Allerdings konzentriert sich Kira Mohn eindeutig auf die Protagonisten dieses Bandes. Die kurzen Begegnungen mit den anderen finden zwar immer wieder statt, sind jedoch zeitlich wie räumlich eher gering gehalten. Was mir schon mal extrem positiv gefiel! Immerhin kennen wir die Geschichte von Liv und Kjer schon und lernen Airin’s im letzten Band kennen. So liegt das Augenmerk definitiv auf Seanna und Niall und wir lernen ihre Charakterzüge und Eigenheiten ganz genau kennen. Wir erhalten Einblicke in ihre Sichtweisen, aber auch in ihre Vergangenheiten und dürfen miterleben, wie sie immer mehr an Tiefgang gewinnen. Und davon haben beide reichlich.
Seanna ist anfangs noch etwas distanziert, hüllt sich in Schweigen und bleibt für eine geraume Weile geheimnisvoll. So dauerte es auch etwas, bis ich einen richtigen Zugang zu ihr finden konnte, immerhin waren mir ihre Beweggründe gänzlich fremd und nicht so richtig nachvollziehbar erschienen. Doch nach und nach fielen die Mauern und wir erhaschten einen immer klareren Einblick in das, was Seanna bereits alles erlebt hat. Und das war einiges. Für das, was sie schon alles einstecken musste, ist sie eine erstaunlich starke Frau mit Mut, Kraft und Lebenswillen. Ich fand die junge Frau durchweg sympathisch, sehr liebenswert und spätestens ab dem Moment, in dem die Geheimnisse gelüftet wurden, auch 100% nachvollziehbar und glaubhaft. Ich konnte mich, trotz Ermangelung eigener Erfahrungen in dem Bereich, komplett auf sie einlassen und mit ihr mitfühlen; spürte ihren Schmerz am eigenen Leib.
Bei Niall war das etwas anders, immerhin sind Bad Boys mit fragwürdigen Auren inzwischen schon etwas sehr gängiges in New Adult Geschichten. Kein Wunder also, dass er mich direkt für sich gewann und ich ihm schon nach wenigen Seiten komplett verfallen war. Düster, geheimnisvoll, muskulös und tätowiert. Optisch schon mal ein Eyecatcher, aber auch seine Ausstrahlung catchte mich.Trotzdem barg er neben den offensichtlichen Eigenschaften auch noch einiges mehr und überraschte durch Tiefsinn, Emotionen und einer mehr als schrecklichen Vergangenheit. Lange Zeit ist unklar, wieso Niall so ist, wie er ist bzw. wieso er sich so verhält, wie er sich verhält. Doch genau wie bei Seanna bröckeln auch bei ihm immer mehr die Mauern und es kommen Dinge ans Licht, mit denen man niemals rechnen würde. Niall war also nicht nur ansehnlich, sondern auch vielschichtig und äußerst interessant.
Ich mochte also beide Protagonisten gleichermaßen gerne; doch das was mich so richtig überzeugte, waren die Nebenfiguren. Nicht nur die Personen, die wir schon kennen wie Airin, Liv und Kjer, sondern die neuen Bekanntschaften machten das Buch besonders. Allen voran natürlich Emmy. Ich hatte schon einmal erwähnt, dass ich Kinder immer besonders schwer einzufangen und darzustellen finde, doch Kira Mohn ist es bei dem kleinen Mädchen unheimlich gut gelungen und sie erreichte mein Herz auf einer Ebene, wie es Erwachsene niemals schaffen könnten.

Ebenso gut gefiel mir auch der Schreibstil. Die Autorin schreibt sehr stimmungsvoll und bildhaft, dabei aber auch locker und verständlich. Sie schafft es, die verschiedenen Stimmungen gut einzufangen und wiederzugeben und verbreitet so eine abwechslungsreiche Atmosphäre. Auch das Setting wurde wunderbar ausgearbeitet und dargestellt und ich hab mich, mal wieder in das kleine Örtchen Castledunns verliebt. Woran es mir ein bisschen mangelte, waren die Emotionen bzw. das Knistern zwischen den Protagonisten. Wie schon in Band 1 erreichte mich die aufkeimende Liebe erst sehr spät. Ob dies nun dem Stil geschuldet ist oder der Handlung, kann ich auch rückblickend nicht sagen. Aber ich hätte mir da mehr Intensität gewünscht – nämlich genau die, die bei den anderen Gefühlen auftrat. Ich spürte den Schmerz von Seanna und Niall, die tiefe Trauer, die Sorge; aber auch die positiven Emotionen am eigenen Leib und konnte mic dem Sog, den sie erzeugten, kaum verwehren.
Erzählt wird dabei übrigens lediglich aus der sicht von Seanna, sodass es in Bezug auf Niall durchgängig spannend bleibt und das was er denkt und fühlt erst einmal verborgen bleibt. Gefiel mir hier sehr gut, auch wenn ich mir den ein oder anderen Einblick in Niall’s Kopf doch gewünscht hätte.

Die Handlung hinter diesem zweiten Band sagte mir, jetzt rückblickend betrachtet, auf alle Fälle mal mehr zu als die von Band 1. Die Idee hinter „Save me from the Night“ ist zwar erst einmal nichts außergewöhnliches, offenbart dann aber durch die Umsetzung einiges an Tiefgang und beeindruckt durch eine überraschend schwerwiegende Thematik. An der Stelle sollte vielleicht noch gesagt werden, dass eine Triggerwarnung doch angebracht gewesen wäre, immerhin ist es ein sensibles Thema, das manchen sicher schwer zu schaffen macht, falls sie in dem Bereich schon Erfahrungen sammeln mussten. Aber zurück zur Handlung/Umsetzung:
Der Einstieg gelang mir ohne große Probleme. Es passierte zunächst erst einmal nicht wahnsinnig viel, aber es war doch interessant genug, um mich bei Laune zu halten. Wir lernen Seanna ganz in Ruhe näher kennen, erfahren ein bisschen was aus ihrem Leben und begleiten sie in ihrem Alltag. Doch spätestens mit dem Eintreffen von Niall wird es temporeicher und emotionaler. Mir hat es wahnsinnig viel Freude bereitet, die beiden miteinander interagieren zu sehen; wie sie sich anfänglich kennenlernen, und dann näher kommen. Der Spannungsbogen wächst dadurch immer weiter an und als dann klar wird, dass sie beide mehr füreinander empfinden und sich annähern, zeigen sich dann auch die Geheimnisse.
Mir gefiel die Darstellung sowie die Ausarbeitung des Verhaltens der Beiden sehr gut. Es war realistisch und lebendig und die Gedanken, die sie sich machen, regten auch mich an, mitzurätseln. Nur eben die oben erwähnten fehlenden Gefühle zwischen ihnen waren mir lange Zeit ein Dorn im Auge. Ich konnte nicht nachempfinden, was sie so zueinander hinzog, weil das Knistern und die Funken nicht bei mir ankommen wollten. Es war so plastisch, wie sie miteinander umgingen, so oberflächlich irgendwie. Wie gesagt, es kann sowohl am Schreibstil und der Handlung liegen; ich weiß es schlicht nicht.
Doch ab dem letzten Drittel war dann auf einmal doch eine Chemie da. Eine Chemie, die mich komplett umfing und die ich dann umso stärker wahrnahm. Da war das Prickeln, das gegenseitige Vertrauen und der Rückhalt, den sie sich boten. Da war Emmy, und Seanna’s Probleme in ihrem familiären Umfeld. Vielleicht war gerade diese Kombination aus Drama, Schmerz und Hoffnung der Knackpunkt, der mich dann erweichte. Denn der Schluss dieser Geschichte könnte weder überraschender noch temporeicher sein. Es passiert unheimlich viel; die Ereignisse überschlagen sich und gerade in solch Ausnahmesituationen war die Verbindung zwischen Niall und Seanna spürbar. Die Unvorhersehbarkeit des Ganzen spielte dem Paar, aber auch der Geschichte, nochmal zusätzlich in die Karten und rundete für mich, diesen zweiten Band, schließlich zur Gänze ab.

FAZIT:
„Save me from the Night“ von Kira Mohn ist eine berührende Geschichte voller Schmerz, Leid und Rückzügen. Sie offenbart wie grausam das Leben einem mitspielen kann und zeigt gleichzeitig auf, dass es immer Hoffnung geben muss um nicht zu zerbrechen. Mir hat dieser zweite Band um einiges besser gefallen, als der Auftakt und konnte mich, bis auf das fehlende Knistern zwischen den Protagonisten, emotional packen. Auch der Schreibstil und die Handlung an sich glänzen und vom Ende möchte ich hier gar nicht anfangen; das hatte es nämlich in sich und kam mehr als überraschend. Ich kann euch, falls euch „Show me the Stars“ auch nicht umhauen konnte, auf jeden Fall empfehlen dran zu bleiben. Es lohnt sich. Ich freu mich auf das Finale der Geschichte; und somit auf das Kennenlernen mit Airin.

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