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Veröffentlicht am 20.10.2021

Ein absolut geniales Finale - nur das Ende wirkt etwas unspektakulär

Beta Hearts
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Wie auch schon aus „Cyber Trips“ bekannt, gibt es auch hier eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse der vorherigen Teile. Dies sorgt für einen reibungslosen Einstieg in das große Finale und alle Erinnerungen ...

Wie auch schon aus „Cyber Trips“ bekannt, gibt es auch hier eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse der vorherigen Teile. Dies sorgt für einen reibungslosen Einstieg in das große Finale und alle Erinnerungen werden noch einmal mit wenigen Sätzen aufgewärmt. Danach geht es nahtlos mit der Geschichte weiter, denn dank des fiesen Cliffhangers in Band 2, kann Band 3 von Anfang an so richtig Vollgas geben und des Leser direkt bei der Hand packen und mit sich zerren. Allgemein ist das Erzähltempo wieder enorm rasant und es gibt kaum Verschnaufpausen. Alles passiert Schlag auf Schlag; eine Überraschung jagt die vorherige und die Wendungen sind so geschickt und ausgeklügelt platziert, dass man alle Überlegungen, was wohl noch geschehen könnte, über Bord wirft und sich einfach mitreißen lassen muss. Marie Grasshoff hat es wieder geschafft, eine komplett undurchsichtige Storyline zu kreieren und übertrifft sich im Laufe des Buches immer wieder selbst mit ihren Ideen und Plots. „Beta Hearts“ zu lesen ist nicht mit normalem Lesen vergleichbar – es ist, wie ein Actionfilm, in dem man selbst die Hauptrolle spielt. Es ist, als wäre man alle Charaktere auf einmal, als würde man selbst ständig in Kämpfe verwickelt sein. Dieses Finale bringt Herzrasen, Bluthochdruck, Atemlosigkeit – es macht einen regelrecht fertig und kann einen, durch diese hohe Action-Komponente, komplett einfangen. Dazu kommt die Tatsache, dass sich die Erzählstränge [mehrere Perspektiven also] immer wieder begegnen, über eine gewisse Zeit Hand in Hand gehen, überkreuzen, auseinandergehen, nur um schlussendlich noch einmal aufeinander zu treffen; nämlich für den großen Showdown. Doch neben all diesem Lesegenuss, den das Buch mit sich bringt, setzt die Autorin noch auf etwas anderes: auf Tiefgründigkeit. Schon in Band 2 kamen erste Seitenhiebe gegenüber der Gesellschaft ans Licht; doch hier lässt uns die Geschichte nochmal alles, woran wir je geglaubt haben, in Frage stellen. Oder habt ihr schon mal über den bloßen Sinn der menschlichen Existenz nachgedacht? Über Nachhaltigkeit, Umwelt, Ausgrenzung und Politik? Das und noch vieles mehr wirbelt hier durch die Atmosphäre und regt immens zum Nachdenken an.
Spannend. Das ist es, was die ersten beiden Drittel sind. Doch dann kommt das epische Finale, die große Schlacht quasi, vor der wir Leser uns seit Band 1 fürchten. Dafür ist spannend wohl nicht mehr der richtig Begriff. „Nervenzerreißend“ passt hier schon deutlich mehr. Denn der große Showdown beginnt nicht etwa auf den letzten Seiten, sondern zieht sich über mehrere Kapitel und beherbergt zahlreiche Wendungen innerhalb des großen Finales. Das entgültige Ende, die große Auflösung kommt dann sehr aprupt, sehr schnell und ist in der nächsten Sekunde auch schon abgehandelt und vom Tisch gefegt. Das lief mir alles zu glatt, zu problemlos und es hätte durchaus mehr Drama und Fehlschläge vertragen. Gerade wenn man einmal vergleicht: die ersten beiden Bände PLUS die ersten zwei Drittel dieser Trilogie waren explosiv, gewaltvoll, spannend und vollgepumpt mit Rückschlägen, Opfern, etc. Und der finale Schlag gegen Kami lief dann so reibungslos ab. Für mich nur schwer zu verkraften, einfach weil ich mir so viel mehr gewünscht hätte. Selbst der Epilog konnte mich anschließend nicht mehr glücklich machen. In meinen Augen ein zu offenes Ende; zu viele nicht beantwortete Fragen und zu wenig Aufklärung über gewisse Verbindungen, Zukünften und Aussichten.

Der Schreibstil lässt sich allerdings drehen und wenden, wie man möchte; er ist und bleibt genial. Marie Grasshoff’s Worte erzeugen nicht nur eine enorm dichte Atmosphäe, sondern gleichzeitig auch einen enorm starken Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Man rauscht nur so durch die Seiten, kann sich dabei aber dennoch alles der bildgewaltig vorstellen und ist komplett im Neon Birds Universum versunken. Das Buch liest sich leicht und flüssig, bedarf aber aufgrund der Komplexität der Geschichte ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit. Doch in Anbetracht der durchweg nervenzerreißenden Spannung hat man ohnehin kaum Zeit, abzudriften mit den Gedanken. Desweiteren gibt es auch wieder etliche fast poetische Sätze, die einem unweigerlich ans Herz gehen und zum Nachdenken anregen. Marie kann mit Worten umgehen, wie kaum ein anderer Autor in diesem Genre und allein aus diesem Grund wird mir die Trilogie nicht nur lange nicht mehr aus dem Kopf gehen; sondern sicher auch ein ReRead werden zu gegebener Zeit.
Besonders gut gefiel mir auch hier wieder, wie ich es bereits in Band 1 und 2 gelobt habe, die unterschiedlichen Perspektiven, aus denen die Story erzählt wird. Die einzelnen Handlungsstränge verbinden sich immer wieder zu Teil miteinander, laufen wieder auseinander, nur um sich dann mit anderen Strängen zu verknüpfen. So entsteht ein regelrechtes Netz und es bereitet größte Freude, jedem einzelnen zu folgen. So wird es nie langweilig und bleibt stets abwechslungsreich und spannend. So muss eine Geschichte aufgebaut sein, um den Leser zu catchen und immer wieder zu überraschen.

Die Charaktere durchleben auch hier wieder eine wahre Höllenfahrt. Der Kampf um die Rettung der Erde liegt in ihren Händen und jeder geht damit komplett anders um. Die Ausarbeitung der unterschiedlichen Ansichten und Herangehensweisen ist der Autorin enorm gut gelungen und die Unterschiede heben sich kristallklar voneinander ab. So kann man zu einem jedem Charakter eine entsprechende Beziehung aufbauen. Aber was, wenn sich Pläne und Wesenszüge plötzlich ändern? Besonders eine Figur fiel mir da sehr negativ auf. Ihre Entwicklung wollte mir bis zum Schluss einfach nicht so recht einleuchten – woher plötzlich der Sinneswandel? Wieso auf einmal ganz andere Einstellungen? Sehr schade – das ist einer der Punkte, der mir am Ende gefehlt hat. Da wäre Aufklärung nötig gewesen. Ansonsten lässt sich allerdings sagen, dass die Charaktere (fast) alle wieder überzeugen können. Ein jeder legt eine glaubwürdige Entwicklung an den Tag; wächst mit seinen Aufgaben und bleibt sich selbst treu.
So gefielen mir die fünf Jugendlichen, Flover, Luke, Andra, Okijen und Byth, enorm gut! Sie alle habe ich unheimlich ins Herz schließen können und ich weiß schon jetzt, dass ich jeden einzelnen schmerzlichst vermissen werde. Sie harmonieren weiterhin extrem gut miteinander; agieren glaubhaft und lebendig und stehen in den unterschiedlichsten Verbindungen zueinander. Selten habe ich innerhalb einer Gruppe so eine Vielfältigkeit erlebt und ich bin zutiefst froh, sie alle kennenzulernen. Jeder vertritt eigene Werte und bringt uns anderweitig ins Grübeln. Die Konstellationen untereinander (Freundschaft/Liebe/Zuneigung/Antipathie) sind zahlreich vertreten und ebenfalls sehr gut ausgearbeitet.
Mein All Time Favourite wird definitiv Okijen bleiben, weil er so anders ist; so besonders; und sein Herz dennoch am rechten Fleck trägt. Weil er immerzu ein offenes Ohr hat und sein eigenes Wort so oft hinter das, der anderen stellt. Aber auch Andra, die Außenseiteri, macht sich hier gewaltig. Sie wird so viel reifer, erwachsener und einfach greifbarer. Sie blieb ja über die ersten beiden Bände hinweg sehr undurchsichtig und geheimnisvoll – inzwischen ist klar, warum. Und der Grund hat es in sich. Selbst Luke und Flover legen eine Wandlung an den Tag, mit der ich so nicht gerechnet hätte. Ihre Freundschaft war schon immer sehr tiefergehend, doch im dritten Band erzeugte das regelrechten Neid – diese bedingungslose Loyalität die zwischen ihnen herrscht. Wow. Beeindruckend und einfach wunderschön zu beobachten.
Ansonsten lässt sich gar nicht mehr allzu viel zu den Figuren sagen. Schön fand ich auch die Kennenlern-Phasen, zwischen den einzelnen. Denn während zuvor noch einige ihre eigenen Wege gegangen sind, fließen die Stränge nun allesamt zusammen und die Figuren begegnen sich unweigerlich. Das war höchst interessant zu verfolgen. Alle Randfiguren, die ebenso einen Teil zum Geschehen beitragen, waren wieder genau so detaillreich und greifbar, wie es auch die Hauptfiguren waren und besonders die großen Drei brachten einiges an Chaos ins Spiel.

FAZIT:
„Beta Hearts“ von Marie Grasshoff kann vom Lesespaß her definitiv mit den beiden Vorgängerbänden mithalten. Undurchsichtig, temporeich und hochgradig spannend! Was für ein legendäres Abenteuer, was ich da erleben durfte. Voller Überraschungen und Wendungen, geschickt eingefädelt und absolut abwechslungsreich. Auch die Charaktere begeistern durch realistische Entwicklungen. Nur leider kann zwar der Weg zum Ziel; nicht aber das Ziel selbst überzeugen. Für mich lief die Auflösung zu glatt ab und es gab so gut wie keine Rückschläge innerhalb des Showdowns. Auch die etlichen, noch offenen Fragen liegen mir doch schwer im Magen. Einiges bleibt ungeklärt und die Erklärung zu manch Plot fehlt. Meines Erachtens nach wurde es sich hier ein bisschen einfach gemacht. Besonders im Vergleich zum restlichen Verlauf der 3-teiligen Reihe ist das Finale leider schwach. Trotzdem blicke ich extrem positiv auf die Neon Birds Trilogie zurück und bin mir sicher, dass das zu gegebener Zeit ein absoluter ReRead-Kandidat ist.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Spannend, düster und so mitreißend!

Midnight Chronicles - Schattenblick
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Der Sprung in die Geschichte ist bereits sehr vielversprechend, indem das Autorenduo jede Menge Spannung und Action auf die ersten Seiten gebracht habt. Ich meine, wer lässt sich nicht gern von einem temporeichen, ...

Der Sprung in die Geschichte ist bereits sehr vielversprechend, indem das Autorenduo jede Menge Spannung und Action auf die ersten Seiten gebracht habt. Ich meine, wer lässt sich nicht gern von einem temporeichen, ausgeglichenen Kampf mitreißen? Die ideale Ausgangslage, um den Leser sofort ans Geschehen zu fesseln. Und in meinem Fall ist das 100% geglückt. Ich wollte nach diesem fulminanten Start sofort am Ball bleiben, und auch die Ruhe, die danach einkehrt, konnte mich nicht abschrecken. Es wurde sich Zeit genommen, die Hintergründe, Umstände und alle weiteren wichtigen Infos hervorzuheben und zu erklären. Besonders in Anbetracht, dass die Reihe einmal sechs Bände umfassen wird, ist es nur logisch, dass wir zunächst eher langsam an alles heran geführt werden. Und das ist völlig in Ordnung, denn diese Beleuchtungs-Phase dauert nicht zu lange an. Es wird auch zu keiner Sekunde langweilig, sondern einfach tempomäßig etwas gedrosselt. Dabei sind die eingespeisten Fakten äußerst interessant und der ganze Aufbau der Handlung begeistert durch vielschichtige und außergewöhnliche Elemente. Es macht Spaß, alle kennen zu lernen und mit ihnen ihre Aufgaben. Es erfüllt einen, immer tiefer in diese Welt der Hunter in London abzutauchen und den ganzen Wesen, die hier eine Rolle spielen, zu begegnen. Ist dies bewältigt, nimmt die Geschichte auch umgehend wieder an Fahrt auf und die Spannung steigt damit ebenfalls an. Es wird turbulent, mitreißend und es läuft, entgegen meiner Erwartungen nicht alles glatt. Es gab immer wieder unvorhersehbare Wendungen und allgemein wächst die Undurchsichtigkeit des Ausgangs dieses ersten Bandes mit jeder Seite weiter an. Man tappt quasi dauerhaft im Dunkeln, macht sich Gedanken um Zusammenhänge und sucht fieberhaft nach dem „Warum?“. Aber egal, wie lange man überlegt oder wie viele Wege das Rätseln einschlägt, man verirrt sich ständig und landet in Sackgassen. So entschied ich mich irgendwann dafür, mit einfach nur noch überraschen zu lassen und stellte meine eigenen Ermittlungen ein. Und das tat der Geschichte unheimlich gut. Dadurch häuften sich die Wendungen, die Spannung stieg zusätzlich an und dank der geschickt platzierten Richtungswechsel, fiebert man immens mit. Bianca und Laura haben es auch einfach raus, wie man den Leser an die Seiten kettet, indem sie mehrere Geschehnisse anteasern, worauf man sehnsüchtig wartet. Es gab auch, verhältnismäßig viele Rückschläge, die zum Teil sehr brutal ausfallen und für ein Jugendbuch doch sehr unerwartet kamen. Riesiger Pluspunkt!!
Das große Finale dieses ersten Bandes kann sich dann auch wirklich sehen lassen. Actionreich und explosiv, erstaunlich brutal und über genau die richtige Zeitspanne andauernd. Ich rauschte regelrecht durch die letzten Seiten und konnte das Buch schlicht nicht mehr aus den Händen legen, ohne zu wissen, wie es mit Roxy und Shaw zu Ende geht. Ein spannungsgeladenes Ende, das begeistert, Herzrasen verursacht und diesen ersten Band schlicht perfekt abrundet. Man hätte es nicht besser machen können; nicht einmal mit einem fiesen Cliffhanger – den es für mein Empfinden nicht gab. Aber auch das war eine willkommene Abwechslung und ich freue mich dennoch massiv auf den Nachfolger.

Die Gliederung, in Form der zwei unterschiedlichen Perspektiven spielt dem Buch auch ganz klar in die Karten. Wir bekommen so noch mehr Eindrücke von den Figuren geliefert und können so manch Handlung und Gedankengang um einiges besser nachvollziehen. Auch wenn die beiden sich meist in der Nähe des anderen aufhalten und es deshalb quasi nur einen Erzählstrang statt zwei gibt, ist es die perfekte Erzählform für den Auftakt dieser Reihe. Allgemein harmonieren die Schreibstile der beiden Autoren wunderbar miteinander und können uns detaillreich und bildgewaltig durch den Roman führen. Ich kam unheimlich schnell und locker voran, ohne dass dabei etwas dieser einnehmenden Atmosphäre verloren gegangen wäre. Sie umhüllte mich regelrecht und zog mich mitten hinein ins düstere London. Die Infos wurden geschickt ins Geschehen eingewoben und die gesamte Handlung ist verständlich wie logisch zugleich. Besonders gut gefiel mir hier auch der Spagat zwischen actionlastiger Urban Fantasy und Liebesgeschichte; denn beide Teile bekommen ihren Raum, um sich zu entfalten und den Leser zu erreichen. Es war zum Teil wirklich sehr prickelnd; das Knistern dabei deutlich spürbar und alles in allem einfach glaubhaft und realistisch in Szene gesetzt. Aber zugegeben, ich hab auch nichts anderes erwartet, bei diesem Duo!

Als letzten Punkt, den ich abhandeln möchte, geht’s nun zu den Figuren. Obwohl eine große Anzahl an Charakteren vertreten sind, bleibt doch keiner von ihnen auf der Strecke. Jeder, sowohl der wichtigste Protagonist als auch der nebensächlichste Zuschauer, ist ausreichend tiefgründig und greifbar ausgearbeitet und es fällt einem leicht, sich seine Meinung zu ihnen zu bilden. Auch die Vielfalt an Persönlichkeiten beeindruckte mich und es gab für jeden Geschmack garantiert den entsprechenden Lieblingscharakter. So hat mein Herz zum Beispiel, Warden im Sturm erobert.
Doch auch die Protagonisten Roxy und Shaw sicherten sich schon frühzeitig einen Platz in meinem Herzen. Besonders Shaw, der mehr als nur attraktiv ist, hatte ein leichtes Spiel bei mir. Durch seine undurchsichtige Vergangenheit, wächst das Interesse an ihm stetig an und man versucht sich, genau so wie er, krampfhaft daran zu erinnern, was vor der Besessenheit war. Shaw war ein herzensguter Kerl; mit Humor, Charme und dem gewissen Etwas. Sich in Shaw zu verlieben, fällt einfach leicht – weil es so aufmerksam, so empathisch und so mitfühlend ist. Gleichzeitig bringt er aber auch eine Portion Bad Boy mit sich; was sich gut ins Gesamtbild einfügt und ihn so zu einem wahren Book Boyfriend werden lässt.
Roxy hingegen ist eigen; was keineswegs heißt, dass sie keine gute Hauptfigur darstellte. Sie war einfach gezeichnet; gezeichnet vom Leben und dem Erlebten und es wird immer deutlicher, warum Roxy so distanziert und sarkastisch ist. Zum Glück wird man aber unweigerlich warm mit ihr; weil ihre Beweggründe immer nachvollziehbarer werden und sie selbst als Person auch immer mehr auftaut. Es war unheimlich spannend mitzuerleben, wie sehr Roxy für sich, für ihre Lieben und für alles, was ihr wichtig ist, einsteht – aber gleichzeitig auch eine verletzliche Seite an sich hat. Erstaunlicherweise habe ich mich, trotz dessen, dass sie und ich sehr unterschiedlich sind, wunderbar mit ihr identifizieren können, sodass mir auch das mitfiebern und mitfühlen wahnsinnig leicht fiel. Ich mochte Roxy, weil sie eben nicht der Sonnenschein war, den man sonst so in Romantasy-Romanen vorfindet. Sie hatte Tiefgang, Ecken und Kanten und ihre ganz eigenen Probleme. Und das machte sie für mich lebendig und greifbar.
Selbst die Interaktionen untereinander sind wunderbar herausgearbeitet und sehr abwechslungsreich und vielschichtig. So wurde es auch in den eher ruhigen Passagen nie zu langweilig; denn zwischen den Figuren flogen auch mal die Fetzen und nicht jede Anweisung von oben (also von den Chefs) wurde befolgt, sodass es immer wieder Explosivität gab. Und trotzdem wurde nichts überdramatisiert oder überspitzt dargestellt. Sehr schöne Verbindungen, die neugierig machen und Spaß bringen.

FAZIT:
„Midnight Chronicles: Schattenblick“ von Laura Kneidl und Bianca Iosivoni ist ein mehr gelungener Auftakt einer vielversprechenden Reihe. Die Charaktere sind besonders und greifbar, der Stil wunderbar verständlich und atmosphärisch und die Handlung neu, innovativ und erstaunlich actionreich. So macht Romantasy Spaß! Aufgrund der immer wieder auftretenden Ruhe, die mit vielen Infos und wichtigen Fakten gefüllt ist, um die Handlung auch wirklich verstehen zu können, bin ich mir sicher, dass die Folgebände noch viel mehr zu bieten haben. So habe ich mich dazu entschlossen, noch ein wenig Luft nach oben zu lassen. Das Potential fürs „Highlight“ ist aber definitiv gegeben und ich freue mich schon jetzt, auf alles, was noch kommt.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Echte Gefühle vor der Kulisse eines kanadischen Nationalparks

Wild like a River
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Der Sprung ins Geschehen fällt einem außerordentlich leicht. Wir steigen inmitten eines kanadischen Nationalparks in die Geschichte ein und die atemberaubende Kulisse sorgt umgehend für eine traumhaft ...

Der Sprung ins Geschehen fällt einem außerordentlich leicht. Wir steigen inmitten eines kanadischen Nationalparks in die Geschichte ein und die atemberaubende Kulisse sorgt umgehend für eine traumhaft heimelige Atmosphäre. Obwohl gar nicht allzu viel passiert, fühlt man sich direkt wohl und kann sich wunderbar leicht ins weit entfernte Kanada entführen lassen. Wir lernen nach und nach die ersten Figuren kennen und bekommen dabei einen Einblick in die Lebensverhältnisse eines jeden einzelnen. Schon während den ersten Seiten spürte ich Fernweh in mir aufkeimen und die Lust auf einen Campingtrip wuchs mit jeder Sekunde. Das Leben von der Protagonistin Haven unterscheidet sich so grundlegend von dem, was man kennt und es bereitet Spaß, darin einzutauchen. Doch während ich anfangs noch dachte, die Geschichte würde rein von der Idylle und dem Wohlfühl-Faktor leben, musste ich recht schnell feststellen, dass ich damit falsch lag. Denn das Geschehen verlagert sich von der ruhigen Wildnis in die hektische Stadt. Und mit der Hektik kommen die Probleme. Für mein Empfinden hat es die Autorin meisterhaft geschafft, die Probleme einer unerfahreren jungen Frau, die plötzlich mit völlig neuen Situationen klarkommen muss, heraus zu arbeiten. Haven musste so vieles auf die harte Tour lernen, was wir bereits als normal ansehen, und dies geschah so lebendig und realistisch, dass ich gar nicht anders konnte, als immer weiterlesen zu wollen. Es war durchweg authentisch, nahm immer wieder neue Richtungen und wirkte schlicht glaubhaft. Es war zum Teil wirklich spannend; dramatisch und ich ertappte mich ständig dabei, wie ich mitfühlte und mitfieberte. Gerade weil es alltäglich war, was geschah, aber eben die besondere Note, in Form der Unwissenheit und Naivität der Hauptfigur mit brachte, war es so eine wunderbare Unterhaltung. Dazu der für mich so wichtige Aspekt des Tiefgangs – der sich nicht nur durch die Vergangenheit der Figuren ausdrückt, sondern auch durch wichtige Messages, die ans Herz gehen und einen doch sehr nachdenklich stimmen.
Es gab keine Überraschungen, die man so gar nicht kommen sah, aber es gab einige Wendungen, die Abwechslung boten und das Geschehen am Leben hielten. Es gab so vieles zu erleben innerhalb dieser Handlung und es konnte mich durchgängig bei Laune halten. Dazu trug natürlich auch die Stimmung bei, die während des Lesens herrschte. Es war die perfekte Mischung aus Wohlfühlen und Mitfiebern und deshalb wirklich ein Lesevergnügen.
Das große Finale rundete die Geschichte für mich schließlich ab. Es war stimmig, einfühlsam, ausdrucksstark und emotional. Außerdem werden gen Schluss nochmal alle wichtigen Messages hervorgehoben, die dieses Buch vermittelt. Der wohlige Seufzen am Ende der letzten Seite bleibt also nicht aus.

Den Schreibstil von Kira Mohn hatte ich noch sehr positiv in Erinnerung. Auch wenn mir ihre Art, Gefühle zu transportieren, nicht 100% zusagte. Hier in „Wild like a river“ sah das Ganze dann so aus: ein wirklich gelungener, bildhafter Stil, mit vielen Emotionen, mit vielen schönen Passagen, mit traumhafter Kulissen-Beschreibungen und einzigartigem Flair. Egal ob Erzählperspektive oder Dialoge – alles an der Art, wie Kira Mohn uns die Geschichte vermittelt, begeistert. Ich fühlte mich wohl in Kanada; hatte Spaß daran, Haven zu begleiten und empfand die Studenten-Szene als äußerst gut getroffen. Die Autorin hält es simple, alltäglich und bodenständig; verzichtet auf zu viel Drama und Hin & Her, und das macht das Ganze noch greifbarer und lebendiger.
Auch die Gliederung, in Form der zwei Perspektiven gefiel mir hier deutlich besser, als die einzelne Perspektive bei „Show me the stars“. Es brachte uns beide Parts, sowohl Haven als auch Jackson deutlich näher und die erheblichen Unterschiede zwischen den beiden kristallisierten sich noch klarer heraus. Ich hätte mir keine bessere Erzählform wünschen können und bin rund herum glücklich mit den zwei Sichten.
Ebenso glücklich bin ich allerdings auch über die beiden Sprecher Christiane Marx und Oliver Kube. Sie kenne ich ja bereits aus zahlreichen anderen Hörbüchern und habe bisher nie irgendwas an ihr auszusetzen gehabt. Ich mag ihre Stimme, ihre Art zu Sprechen und vor allem ihre Betonungen. Sie kann Gefühle wunderbar intensiv transportieren, bringt Humor total witzig rüber und spricht Dialoge wahnsinnig lebendig und emotional. Außerdem fiel mir hier auch auf, dass sie die Unsicherheit der Hauptfigur nochmal ein ganz neues Niveau anhebt mit zitternden, kleinlauter Stimmlage und Zögern innerhalb der Sätze. Also absolut großartig gemacht – mal wieder. Doch auch Oliver Kube kann sich sehen lassen, oder besser gesagt: hören lassen! Er verlieh Jackson mit seiner Stimme jede Menge Lebendigkeit und ließ ihn erst richtig greifbar werden. Genau so wie bei seiner Kollegin ist auch seine Stimmfarbe sehr angenehm und leicht verständlich und absolut melodiös. Ich mochte ihn einfach und hörte ihm all die 10 Stunden über sehr gerne zu.

Als letzte Punkt behandeln wir jetzt noch fix die Charaktere: zu Beginn lebt die Geschichte noch von recht wenigen Beteiligten. Nachdem wir Haven und ihren Vater kennengelernt haben, kommen auch die zwei Männer, als Jackson und sein bester Freund Cay ins Spiel. Damit sollte es dann fürs erste auch gewesen sein. Die vier sind äußerst interessant, vielschichtig und vor allem grundverschieden. Während Haven sehr unerfahren ist, sind Jackson und sein bester Freund eher draufgängerisch veranlagt – und Haven’s Vater .. nun denn, er ist eben der typische Vatertyp. Mir gefiel die Konstellation extrem gut, denn sie bot Abwechslung, Spannung und jede Menge Zündstoff.
Erst als die Stadt ins Spiel kommt, schießt auch die Anzahl der Figuren in die Höhe. Noch so ein Punkt, der wahnsinnig geschickt gelöst ist. Das macht das ganze noch echter und einfach dynamischer. Ich muss sagen, dass es einige gab, die mein Herz nicht so richtig erreichen konnten; aber das war wohl bewusst so gewählt, um den Puls des Lesers in die Höhe zu treiben. Denn das konnten manche wirklich sehr gut. Andere wiederum war von Anfang an super sympathisch und enorm liebenswert. Die standen zwar im puren Kontrast zueinander, doch sie alle haben eins gemeinsam: sie bereichern die Geschichte. Neben den beiden Hauptfiguren Haven und Jackson, der liebevoll nur Jax genannt wird, sind es besonders 2-3 Nebenrollen, die mich komplett für sich einnahmen. Sie alle waren für ihre Verhältnisse ausreichend tiefgründig und detailliert dargestellt; überhaupt nicht blass und noch weniger distanziert.
Doch das Hauptaugenmerk liegt logischerweise auf den Protagonisten. Und sie beide waren großartig! Während Jackson ein bisschen etwas klischeehaftes an sich hatte, ist Haven einfach einzigartig. Und gerade die Kombination aus typisch und neu ist eine Wohltat! Ich hätte mir keine bessere Besetzung der Hauptrollen vorstellen können, als diese beiden Schätze. Haven ist unheimlich unerfahren und weltfremd. Sie wuchs inmitten eines kanadischen Nationalparks auf und kennt im Grunde nichts und niemanden außer ihren Vater und anderen Parkmitarbeiter. Sie dann plötzlich in einer riesigen Stadt zu erleben ist ein regelrechter Kulturschock, für sie wie für uns Leser. Trotzdem, oder gerade weil Haven so naiv ist, ist es unheimlich amüsant sie zu begleiten; mit ihr zu wachsen, zu lernen und sich selbst kennenzulernen. Ihre Vergangenheit ist unheimlich berührend, zum Teil fast schockierend und sorgt für Tiefgang und Emotionen. Alles in allem ist Haven einfach so liebenswürdig, dass man sie unweigerlich tief ins Herz schließt und problemlos mit ihr mitfühlen und mitfiebern kann.
Und Jackson, mit seinem großen Herzen und der bodenständigen Art ist die perfekte Ergänzung zur kindlichen Haven. Durch seine Normalität bringt er die Geschichte immer wieder runter, beruhigt die Handlung und ist dennoch nicht langweilig. Jackson ist das, was man einen Good Guy nennt – jemand, der im wahren Leben der perfekte Partner für jede Frau wäre. Doch auch er trägt sein Päckchen und ist nicht so losgelöst, wie er sich manchmal gibt. Durch seine Vergangenheit ist er ebenso tiefgründig wie greifbar und eben jene Last, die er da mit sich herumträgt, macht ihn erst so recht zum Book Boyfriend Material.
Beide Charaktere durchliefen eine enorm wichtige Entwicklung, reiften mit der Zeit zu richtigen Erwachsenen heran und lernten, mit ihren Problemen umzugehen und sich mit ihnen auseinander zu setzen. Eine unheimlich schöne, ausdrucksstarke Message die wichtige Werte vermittelt.

FAZIT:
„Wild like a river“ von Kira Mohn war ein super unterhaltsamer Roman voller Gefühl, Idylle und toller Atmosphäre. Es gab erstaunlich viel Spannung, zutiefst berührende Momente und einige wichtige Messages. Kein Highlight; dafür fehlte mir der Wow-Effekt, aber trotzdem total überzeugend und mitreißend, stimmungsvoll und einnehmend. Der Humor kommt dabei auch keineswegs zu kurz. Vor allen Dingen gefiel mir hier auch die Kulisse – Kanada -, die total authentisch und bildhaft dargestellt wurde. Die zwei Charaktere, die wir vorwiegend begleiten, ergänzen sich und gehen quasi Hand in Hand. Und auch der Schreibstil überzeugte mich wieder, obwohl das ja bereits abzusehen war.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Undurchsichtig, spannend, wendungsreich und brutal - Fitzek in Bestform!

Der Heimweg
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In dieser Geschichte begleiten wir, wie es der Klappentext auch schon verrät, gleich zwei verschiedene Figuren. Jede von ihnen bringt ihre eigene Perspektive mit und so wechseln sich die beiden in unregelmäßigen ...

In dieser Geschichte begleiten wir, wie es der Klappentext auch schon verrät, gleich zwei verschiedene Figuren. Jede von ihnen bringt ihre eigene Perspektive mit und so wechseln sich die beiden in unregelmäßigen Abständen ab. Jules Tanneberg, der am Begleittelefon dafür sorgt, dass Frauen nachts sicher nach Hause kommen; und Klara – eine Frau, die besagtes Begleittelefon in Anspruch nimmt. Beide Charaktere sind auf ihre Art unheimlich authentisch und greifbar, sehr lebendig und beide sind tiefgründig genug, um mit ihnen mitzufiebern. Mit Klara und Jules treffen Welten aufeinander, denn charakterlich unterscheiden sie sich wie Tag und Nacht. Jedoch sind beide vom Leben gezeichnet; sie gehen nur jeweils anders damit um. Jules, ein junger Mann, dessen Schicksal derart grausam ist, dass es dem Leser beinah körperlich weh tut, seine Geschichte zu erfahren; und Klara, die mit ihrer Hektik, ihrer Angst, ihren katatrophalen Lebensumständen für Beklemmung sorgt.
Ich mochte beide Parts enorm gern, fand zu beiden eine Verbindung und konnte mich ganz auf sie einlassen. Jules ist extrem sympathisch; beweist durch sein Einfühlungsvermögen ein großes Herz und sorgt mit seiner bedachten Art immer wieder für eine gewisse Ruhe – eine Ruhe, die die Handlung definitiv nötig hat. Er lockert die Beklemmung, die beim Leser unweigerlich auftritt, auf; animiert zum Durchatmen und ist alles in allem ein wirklich toller, vielschichtiger Charakter. Intelligenz und Mut sprechen ebenfalls für ihn, genau so wie Stärke, Kraft und die Fähigkeit, immer die richtigen Worte zu finden.
Klara hingegen ist rätselhaft, undurchschaubar und schon nach wenigen Seiten fängt man an, an ihr und ihrer Wahrnehmung zu zweifeln. Und exakt das macht sie irrsinnig interessant. Man weiß nie, woran man bei ihr ist, was Realität und was Einbildung ist. Klara ist hochgradig vielschichtig, beweist aber ebenso wie Jules auch ein großes Herz und wahre Stärke. Sie ist eine Kämpferin, eine Persönlichkeit, mit der man bedingungslos mitfiebern und mitfiebern kann und ihre Vorgeschichte wurde von Herrn Fitzek wirklich bis aufs Äußerste ausgereizt, sodass ihr Tiefgang wirklich beeindruckend ist. Dieser Schmerz, den Klara verströmt, nimmt einen für sie ein und egal wie hin und hergerissen man auch sein mag, man glaubt ihr und wünscht ihr von Herzen nur das Beste. Man will, dass die Geschichte gut ausgeht für sie – aber tut sie das?
Allgemein ist es dem Autor wieder meisterhaft gelungen allen Beteiligten eine Undurchsichtigkeit angedeihen zu lassen, die sprachlos macht. Man hat dieses Buch nicht aufmerksam gelesen, wenn man nicht jedem von ihnen mindestens einmal misstraute. Und am Ende entpuppen sie sich als das pure Gegenteil von dem, wovon man sich eigentlich sicher war, was sie im Schilde führten. Selbst der unwichtigste Nebencharakter rückt mal kurz ins Fadenkreuz des Lesers und verschwindet daraus wieder, nur um im nächsten Kapitel zurückzukehren. „Wer zur Hölle bist du, und was ist dein verdammtes Ziel?“ Das sind die zwei vorherrschenden Fragen, die einem während der Begleitung der Figuren durch den Kopf schossen. Und das spricht ganz klar für das unglaubliche Talent des Autors.

Der Schreibstil von Sebastian Fitzek muss wirklich nicht mehr groß thematisiert werden. Dieser Mann schreibt, gefühlt, um sein Leben und erzeugt mit bloßen Worten eine enorm intensive, packende Spannung, die einen immer und immer wieder den Atem anhalten lässt. Und trotz all dem, kommt man wahnsinnig schnell durch die Seiten. Ja man rauscht quasi nur so durch die Handlung und kann sich jedes noch so kleine Detail wunderbar leicht vor Augen führen. Wie auch schon bei seinen anderen Romanen fühlte ich mich auch hier wieder mehr in einen Action-Thriller-Film versetzt, als in ein „simples“ Buch. Ich war mittendrin, hörte überall verdächtige Geräusche und ertappte mich mehrmals dabei, wie ich zusammenzuckte, wenn dementsprechende Elemente vorkamen. Mich hat Herr Fitzek jedenfalls mit Haut und Haaren verschlungen, eingenommen und selbst heute, einige Tage nach dem Beenden, noch nicht richtig losgelassen. Diese Atmosphäre, die hier herrschte war so düster, so beklemmend und schmerzhaft, so unheimlich gruselig und brutal. Und da wären wir auch direkt beim nächsten Stichwort: was mir sofort auffiel, war die Brutalität, mit der der Autor die Geschichte erzählt. Hier wird nichts schön geredet, kein Blatt vor den Mund genommen oder irgendwas ausgespart – es ist grausam, gewalttätig und schockierend; aber es spiegelt mit Sicherheit das wahre Leben so manchen Menschen da draußen. (an dieser Stelle möchte ich gern nochmal drauf hinweisen, dass es hier explizit um häusliche Gewalt («- Spoiler) geht und dies auch sehr detailliert und eingehend beschrieben wird. Wer damit Probleme hat, sollte das Buch auf jeden Fall mit einer gewissen Vorsicht angehen. Oder die Finger davon lassen.)

Zuletzt noch der Abschnitt zur Idee und ihrer Umsetzung; der jetzt wohl sehr lang ausfallen wird. Schon der Einstieg signalisiert dem Leser, was da noch auf ihn zukommen wird. Die Spannung ist von der ersten Seite an nervenaufreibend und treibt einen immer wieder voran. Die Neugier darauf, was sich hinter allem verbirgt – ob Klara den Weg nach Hause ohne Vorkommnisse bewältigt; was wahr und was Wahn ist; wer hier eigentlich wirklich der Böse ist; wer welches Ziel verfolgt. Fragen über Fragen, die sich in meinem Kopf auftaten ließen das Buch schon früh zum Pageturner werden und immer neue, völlig überraschend auftretende Wendungen erhöhen den Lesespaß nochmal um ein Vielfaches. Aber von Spaß kann eigentlich keine Rede sein, immerhin ist das Buch wie ein Horror,- und ein Actionfilm zugleich. Die Idee hinter „Der Heimweg“ ist schockierend wie genial gleichermaßen und begeistert durch wahre Psychospielchen, die den Leser bis aufs Äußerste verwirren. Mir ist immer noch schleierhaft, wie man eine einfache Idee derart vielschichtig und ausgeklügelt ausarbeiten kann, um so eine Handlung zu kreieren. Jeder Plot, der hier verbaut wurde, ist grandios, 1000% unvorhersehbar und genau da, wo er hingehört. Es ist von Seite 1 bis Seite 400 eine rundherum stimmige Storyline ohne Logikfehler und ohne Langeweile, aber mit einem deutlich erkennbaren, roten Faden. Selbst im mittleren Teil des Buches spitzt sich die Lage von Klara und Jules immer weiter zu und steigert sich von Kapitel zu Kapitel weiter ins bodenlosen Grauen. Jede Empfindung der Protagonisten ging 1:1 auf mich über, egal ob sie vor Angst zitterten oder vor Kälte bibberten; ich tat es ihnen gleich.
Sebastian Fitzek spielt mit den Überlegungen des Lesers, jagt ihn ganz bewusst auf zahlreiche falsche Fährten und tat mir mit oben genannten Brutalität fast körperlich weh. Er entschied sich hier für ein immens schweres Thema, das einem auch Wochen später noch schwer im Magen liegen wird, weil es so alltäglich aber trotzdem so erschütternd ist. Er deutet mit dem Finger auf die Täter, stellt ganz deutlich klar, wie falsch das Verhalten derer ist; aber auch, wie falsch manche Opfer darauf reagieren. Mit dieser Thematik bringt er nochmal ganz frischen Wind in die Geschichte, weil es neben der Unterhaltung eben auch noch eine klare Botschaft gibt.
Das große Finale, der fulminante Showdown stellt dann doch tatsächlich alles woran man je geglaubt hat, in Frage. Es ist ein derart temporeicher, spektakulärer Schluss, dass man völlig sprachlos zurück bleibt. Diese Auflösung ist unbeschreiblich schockierend, kommt komplett überraschend und man muss seinen imaginären Hut ziehen vor so viel Talent. Jeder Gedanke, jede Idee, jede Überlegung die in meinem Kopf stattfand war dermaßen falsch, dass ich beinah darüber lachen muss. Und wäre das alles nicht so erschreckend, hätte ich das sicher getan. Das ist ein Geniestreich; lieber Herr Fitzek; ein Meisterwerk, das seinesgleichen sucht – besonders mit diesem grandiosen Ende. Es war perfekt!

FAZIT:
Hinten auf dem Buch steht “ [..] Sebastian Fitzeks bislang unheimlichster Psychothriller.“ und das unterschreibe ich zu 1000%. „Der Heimweg“ war für mich einer der, wenn nicht sogar DER beste Psychothriller, den ich in meinem Leben je gelesen habe! So viel Unvorhersehbarkeit, so viel Brutalität und so viel Beklemmung habe ich selten verspürt – schon gar nicht alles zur gleichen Zeit. Ich denke, es spricht auch für dieses Buch, dass ich nicht in der Lage war, es zu lesen, wenn ich allein zu Hause war. Ein grandioser Aufbau, der in einem Finale gipfelt, mit dem man niemals, ich wiederhole, niemals rechnen würde. Wie ausgeklügelt und geschickt kann eine Geschichte denn nur aufgebaut sein? Ich bin sprachlos – ehrlich sprachlos und möchte mehr davon; viel mehr. Deshalb sprenge ich mein Bewertungssystem und vergebe seltene 5+ von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Gute Unterhaltung für Zwischendurch, aber nicht mehr.

Secret Academy - Verborgene Gefühle (Band 1)
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Der Einstieg in die Geschichte fällt nicht weiter schwer. Durch den sehr angenehmen, leicht zu lesenden Schreibstil von Valentina Fast kann man sich die Begebenheiten und Charaktere direkt vor Augen führen ...

Der Einstieg in die Geschichte fällt nicht weiter schwer. Durch den sehr angenehmen, leicht zu lesenden Schreibstil von Valentina Fast kann man sich die Begebenheiten und Charaktere direkt vor Augen führen und es gab überhaupt keine Verständnisprobleme. Sie schreibt flüssig, einfach und man merkt schon früh, dass es wirklich durch und durch ein Jugendbuch ist – was ja nichts negatives ist; sondern einfach eine Tatsache, die ich gern erwähnt haben wollte. Die Sätze sind kurz und knackig, erzeugen aber dennoch die nötige Stimmung für diesen Roman. Allgemein herrscht eine sehr einnehmende, für ein Internat so charakteristische Atmosphäre, die mich komplett packen und für sich gewinnen konnte. In Sachen Details hält sich die Autorin eher zurück, überlädt die Geschichte nicht, sondern konzentriert sich auf die wichtigen Dinge wie Flair, Tiefgang und Spannung.
Die Sprecherin Nora Jokhosha war mir bis zu diesem Hörbuch gänzlich fremd, doch auch sie überzeugte mich mit ihrer Art, ihren verschiedenen Stimmlagen und den passenden Betonungen. Sie schafft es, sowohl die temporeichen Passagen wie auch die emotionalen Parts authentisch zu vertonen und den Figuren im gleichen Zuge eine Menge Leben einzuhauchen. Ich hab also mal wieder, in Bezug auf Schreibstil und Sprecher, nichts zu kritisieren.

Womit ich hingegen nicht so richtig warm wurde, war die Protagonistin. Ich mochte Alexis gerne; das steht außer Frage. Aber mir wollte es einfach nicht gelingen, eine richtige Bindung zu ihr aufzubauen. Ich fieberte zwar mit ihr mit und drückte ihr die Daumen für all die Abenteuer, die sie bestehen musste, aber der zündende Funke sprang bis zuletzt nicht über. Die 19-jährige Agenten-Anwärterin war sympathisch, authentisch und auf ganzer Linie greifbar, bewies Mut und Stärke, aber auch Intelligenz und Scharfsinn. Nur in Sachen Gefühle fehlte mir etwas, das sich bis heute nicht benennen lassen will. Ich konnte nicht jede ihrer Emotionen nachvollziehen und fragte mich öfters, ob es denn nun an mir, oder an Alexis lag, dass der entscheidende letzte Schritt für eine perfekte Leser-Prota-Beziehung nicht gegangen wurde. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass mir Alexis hier und da noch etwas unreif vorkam, was ihre Gefühle betraf. Sie wirkte unerfahren und teilweise etwas überfordert mit der Männerwelt. Zumindest nahm ich das lange Zeit so wahr. Erst gen Ende stellte sich eine gewisse Besserung ein, aber so konnte das Ruder damit nicht mehr gänzlich herumgerissen werden. Nichts desto trotz war Alexis jemand, der zur Handlung passte und mit ihrem Misstrauen und der Vorsicht, die sie an den Tag legte, auch für Spannung sorgen konnte. Besonders ihre Gabe machte sie sehr interessant und lud zum mitfiebern ein. Ebenso wie ihre bedingungslose Liebe ihrer Schwester gegenüber und dem Mut, sich allem und jedem in den Weg zu stellen, der ihr etwas Böses wollte. Ihre Schlüsse folgerte sie oft richtig, sodass die Unerfahrenheit und die Naivität sich für mein Empfinden konplett auf das Zwischenmenschliche beschränkte – was gut war, weil sonst die ganze Geschichte gelitten hätte. Aber das war ja nicht der Fall.
Dean und Adam, die beiden männlichen Hauptfiguren gefielen mir soweit auch ganz gut. Vor allem Adam stach für mich auf der Masse an Figuren heraus, weil er etwas geheimnisvolles an sich trug und mir das ja ohnehin immer imponiert und sehr gefällt. Er war nicht so leicht zu durchschauen und barg einiges an Potential, was meiner Meinung nach zum Ende hin enorm gut ausgeschöpft wurde. Vielschichtig und dynamisch, ist so das erste, was einem zu Adam auffällt. Zu Dean hingegen sind es ganz andere Züge, die hervorstechen; so ist er ein wunderbarer Zuhörer, ein toller Freund und so loyal, dass es schon beinah weh tut. Er steht zu dem, was er sagt und würde für seine Freunde buchstäblich alles tun. Trotzdem ähneln sich die beiden Männer sehr; sind abwechslungsreich gestaltet und beide auf ihre eigenen Arten und Weisen authentisch und lebendig.
Alle weiteren Figuren sind ebenfalls sehr detaillreich und tiefgründig ausgearbeitet. Zum Teil sogar wirklich überraschend für einfache Nebenfiguren, die gar keine allzu tragenden Rollen einnehmen.

Die Handlung ist, ebenso wie der Schreibstil sehr schlicht gehalten, aber eben auch enorm spannend. Der rote Faden zieht sich straight durch die Geschichte und Nebenplots sucht man hier eher vergeblich – was ich persönlich sehr gelungen finde! Als Leser konzentrieren wir uns lediglich auf die Haupthandlung und werden von nichts abgelenkt. Schon der Prolog gibt Einblicke in die Vergangenheit unserer Protagonistin und zeigt auf, mit welchen Hürden sie im Leben bereits klarkommen musste. Der Sprung in die Gegenwart bzw. an die Akademie bewirkt dann quasi einen kompletten Umschwung und die Geschichte geht dann erst so richtig los. Und damit meine ich: so richtig richtig los. Der Spannungsbogen wird zunehmend gespannt, die Handlung nimmt Fahrt auf und es geschehen einige Dinge, die für jede Menge Potential sorgen. Gleichtzeitig spielt der besagte Prolog immer wieder eine wichtige Rolle und verbindet Vergangenheit mit Gegenwart. Allein das typische Internatsflair fesselte mich bereits an die Seiten und die Stimmung die dort im Allgemeinen, aber auch zwischen den Figuren allgemein herrscht bringt Dynamik und Leben ins Spiel. Leider flachte für mich die Spannung zur Mitte hin etwas ab und es geschah viel, was gar nicht allzu relevant für den weiteren Verlauf der Geschichte war. Aber langweilig wurde es dennoch nie. Die spritzigen Dialoge und die unterschwelligen Ermittlungen bringen weiterhin Unterhaltung, sorgen sogar für den ein oder anderen Lacher und lockern die Handlung zeitweilen wunderbar auf. Das große Problem sehe ich eher darin, dass ich eben so meine Probleme mit Alexis hatte und deshalb den Part der Lovestory (btw. eine Dreiecksgeschichte) nicht so recht nachempfinden konnte. Da der aber einen doch nicht ganz unerheblichen Teil des Buches einnimmt, war es nur klar, dass ich nicht komplett in Lobeshymnen verfalle.
Auch gab es im weiteren Verlauf nicht die ereignisreichsten Wendungen oder die mega Überraschungen, doch hin und wieder schaffte es die Geschichte doch, mich in die Irre zu führen. Vor allem als der große Twist dann näher rückte, steigerte sich das Tempo und mit ihm die Spannung, sodass das actionreiche Finale sehr geschickt eingeleitet wurde und dann auch wahrlich explodieren konnte. Es gab die ein oder andere Auflösung, mit der ich so nie gerechnet hätte und das charakteristische Agentenfilm-Feeling kam dermaßen stark auf, dass man nur so durch die letzten Seiten rauscht. Auch der Cliffhanger ist nicht zu verachten und macht definitiv Lust auf Band 2 der Reihe. Ich jedenfalls freue mich drauf, auch wenn dieser Auftakt nicht das Highlight bot, was ich mir erhofft hatte. Dafür ist die Idee, rund um eine Agenten-Schule echt gelungen und mal was anderes zwischen all den anderen Internaten, die meist mit Fabelwesen aufwarten.

FAZIT:
„Secret Academy: verborgene Gefühle“ von Valentina Fast ist eine super schöne, spannende und actiongeladene Geschichte, die für jede Menge Unterhaltung sorgt. Die perfekte Lektüre für alle jungen, – und junggebliebenen Leser, die keine großen Anforderungen haben und nicht die ausgeklügelste Storyline brauchen. Mir hat der Auftakt auf jedenfall einige unterhaltsame Lesestunden für Zwischendurch beschert und ich bin mir sicher, dass die Autorin mit dieser Idee eine Menge Fans für sich gewinnen wird. Mir persönlich fehlte am Ende doch noch der ein oder andere Punkt zum Highlight. Aber trotzdem gibt’s ne klare Lese-Empfehlung.

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