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Veröffentlicht am 29.06.2022

Elle muss sich entscheiden: für ihren Mann und ihre Familie oder für ihre Jugendliebe

Der Papierpalast
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Elle Bishop, 50, ist eigentlich glücklich verheiratet. Sie liebt ihren Mann Peter, hat 3 Kinder mit ihm, und gemeinsam verbringen sie die Sommer immer im Feriendomizil von Elles Großeltern, genannt der ...

Elle Bishop, 50, ist eigentlich glücklich verheiratet. Sie liebt ihren Mann Peter, hat 3 Kinder mit ihm, und gemeinsam verbringen sie die Sommer immer im Feriendomizil von Elles Großeltern, genannt der "Papierpalast", weil die damaligen finanziellen Mittel nur für Auskleidung der Hütten mit Pappe gereicht hat.
Doch in diesem Jahr erfährt sie Unglaubliches aus ihrer Vergangenheit und daraufhin verbringt sie mit ihrer Jugendliebe Jonas eine unvergessliche Nacht, was sie vor die Entscheidung stellt: bei ihrem Mann bleiben oder doch zu ihrer ersten großen Liebe gehen, den sie liebt, seit sie ein Kind ist und sie wegen eben dieses Schicksalsschlags aus der Vergangenheit nicht mit ihm zusammen sein konnte.


Meine Meinung:
Ein melodramatischer Familien- und Liebesroman, der ohne großes Gedöns auskommt, aber trotzdem beeindruckt. Die Sprache ist eindrücklich, Elle gibt ihre Erlebnisse (in ich-Form) in kurzen Sätzen wieder. Leider kommt für meinen Geschmack viel zu oft das f-Wort vor, das hätte man auch milder umschreiben können.
Der Aufbau ist etwas gewöhnungsbedürftig, denn anfangs liest man hauptsächlich die Geschehnisse in der Gegenwart, die nur einen Tag ("Heute, 1. August") bzw. die Begebenheiten des Vortags umfasst, ab und zu gibt es Sprünge in Elles Kindheit. Diese beginnen bei ihrer Geburt im Jahr 1966 und werden zwischen den Gegenwartsbeschreibungen chronologisch weitergeführt.
Ab dem zweiten Drittel liest man nur mehr die Geschehnisse aus der Vergangenheit, die ein unfassbares Schicksal samt einer folgenschweren Tat enthüllt. Aufgrund dessen kann Elle nie mit Jonas zusammenkommen, obwohl sie ihn seit jeher liebt.
Erst als ein paar Tage vor dem heutigen Tag neue Erkenntnisse zu diesem Schicksalsschlag ans Licht gebracht wurden, kann Elle ihre Liebe zulassen. Und sie muss sich entscheiden: für ihren Mann oder ihre erste große Liebe.
Die Personen sind authentisch, aber die ganze Geschichte ist eher traurig und düster hinterlegt, obwohl Elles Leben sehr schön war und ist - nur jetzt eben ist sie in dieser Liebeszwickmühle, was aber die ganze Geschichte überlagert.
Oft kann man Elles Verhalten nicht nachvollziehen, aber man verfolgt emotional ihr Gefühlschaos und weiß bis zum Schluss nicht, wie sie sich entscheiden wird.
Ich war froh, dass ich mich mit diesem Buch mal aus meiner Komfortzone herausgewagt habe, denn es hat mir richtig gut gefallen, auch wenn mir die Grundstimmung zu melancholisch war.


Fazit:
Ein melancholisches Familien- und Liebesdrama mit vielen Geheimnissen, einem furchtbaren Schicksalsschlag und einer folgenschweren Entscheidung.

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Veröffentlicht am 21.06.2022

Fesselnder Thriller mit überraschenden Wendungen

Kaltherz
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Die fünfjährige Marie war nur acht Minuten alleine im Auto, während ihre Mutter auf der Toilette war - in dieser Zeit ist sie verschwunden.
Kommissarin Kim Lansky ermittelt und dringt dabei unerwartet ...

Die fünfjährige Marie war nur acht Minuten alleine im Auto, während ihre Mutter auf der Toilette war - in dieser Zeit ist sie verschwunden.
Kommissarin Kim Lansky ermittelt und dringt dabei unerwartet tief in ihre Vergangenheit ein.


Meine Meinung:
Ein fesselnder, flüssiger Schreibstil lässt einen trotz der komplexen Handlung nur so durch die Seiten fliegen - und gleich zu Beginn ein fesselnder Prolog, der viele Fragen aufwirft.
Die ständig wechselnde Perspektive aus Sicht von Lansky, Clara, Jakob und Marie, jeweils in ich-Form, hält die Spannung durchwegs aufrecht. Auch ist der Erzählstil perfekt an die jeweilige Person angepasst, sodass man eigentlich keine Namen über den Abschnitten bräuchte.

Lansky ist eine eigenbrötlerische, sture Person, die sich nicht an Gesetze, sondern Gerechtigkeit hält und somit immer wieder aneckt und Gefahr läuft, aus ihrem Job rausgeschmissen zu werden und deshalb als letzte Chance in die Vermisstenabteilung versetzt wird. Genau solche (klischeehaften) Ermittler/innen gibt es oft in Thrillern, was mich normalerweise nervt, doch Lansky ist eine Ausnahme in diesem gestörten und rebellierenden Ermittler-Meer. Vor allem ihren unterschwelligen Humor mag ich.
Auch Clara und Jakob polarisieren, mit Clara fühlt man (besonders als Mutter mit), Jakobs Verhalten kann man hingegen überhaupt nicht nachvollziehen - doch durch kleinste Puzzlestückchen, die man erfährt, scheinen sie nicht das zu sein, was sie vorgeben zu sein.
Es war faszinierend, wie sich der Handlungsstrang in der Gegenwart mit Lanskys Vergangenheit verwebt, womit nach nicht gerechnet hat.
Besonders berührend sind natürlich die Abschnitte aus Maries Sicht. So kindlich, manchmal auch reif. Und emotional, da doch plötzlich die Mama weg ist und eine Mami da ist. Und man hofft so sehr für sie, dass sie gefunden wird.

Ganz besonders überzeugt dieses Buch durch tolle und total überraschende Wendungen!! Und zwar gleich mehrmals! Damit hätte ich nie gerechnet, und in einem Thriller überrascht zu werden, kommt nicht so oft vor!


Fazit:
Packender Thriller mit wechselnden Perspektiven und daraus resultierendem hohen Spannungsbogen, einer außergewöhnlichen Ermittlerin und mehreren unerwarteten Wendungen.

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Veröffentlicht am 20.06.2022

Mord beim Seriendreh in St. Peter-Ording

Nordwestnacht
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St. Peter-Ording ist der neue Drehort für die beliebte Küstenkrimi-Serie "Tödlicher Norden", was besonders den jungen Polizisten Nils Scheffler freut, da er großer Fan ist.
Doch dann wird einer der Aufnahmeleiter ...

St. Peter-Ording ist der neue Drehort für die beliebte Küstenkrimi-Serie "Tödlicher Norden", was besonders den jungen Polizisten Nils Scheffler freut, da er großer Fan ist.
Doch dann wird einer der Aufnahmeleiter tot an den Stelzen eines Lokals gefunden - angebunden und ertrunken. Als dann auch noch eine der beiden Hauptdarstellerinnen, die neu dabei ist und frisches Blut in die Serie bringen soll, verschwindet, beginnt er gemeinsam mit seinem Chef Hendrik Norberg und seiner Kollegin Anna Wagner in diesem verworrenen Fall zu ermitteln.


Meine Meinung:
"Nordwestnacht" ist der dritte Teil der Reihe Soko St. Peter-Ording, kann aber eigenständig gelesen werden, da der Fall in sich geschlossen ist und auch Vergangenes aus dem Privatleben der Ermittler in genau der richtigen Menge enthalten ist.
Der Schreibstil liest sich flüssig , und der Spannungsbogen ist eher hoch gehalten.
Die Kapitel sind in Tage unterteilt, beginnend mit dem 24. Mai, gehend bis zum 1. Juni und die Tage danach.
Anna Wagner ist eine sympathische, taffe Ermittlerin mit einer guten Kombinationsgabe. Nils Scheffler jedoch hätte ich oft schütteln können - wie können klare Gedanken durch teenagerhafte Schwärmerei bloß so getrübt werden?
Und über die anfangs so sympathische junge Schauspielerin werden später Dinge offenbart, die sie plötzlich in einem ganz anderen Licht dastehen lassen. Das ist der Autorin wunderbar gelungen; ebenso die Präsentation verschiedener möglicher Täter.

Besonders gut gefällt mir der Lokalkolorit und die detaillierten Beschreibungen von St. Peter-Ording und der Lokalitäten, man kann sich alles ganz genau vorstellen.
Auch erhält man viel Hintergrundwissen zu Seriendrehs, was ich total interessant fand.
Und fesselnd ist natürlich auch die Kabbeleien und Probleme von (alternden) Serienstars, die ausgetauscht werden sollen, was ich immer total schade und nicht nachvollziehbar finde.
Die Auflösung des Falls und die Verstrickungen waren packend, authentisch und einleuchtend. Es ist toll, wie man gemeinsam mit den Ermittlern in aufmürbender Polizeiarbeit kleinste Puzzleteilchen ans Licht bringt, diese zusammensetzt und diese dann ein großes Ganzes ergeben.

Die Karte von St. Peter-Ording im inneren Buchdeckel fand ich sehr hilfreich; alle vorkommenden Orte sind eingezeichnet und man kann den Weg der Ermittler gut verfolgen.


Fazit:
Spannender Küstenkrimi mit viel Lokalkolorit und Nordseefeeling, lebendigen Ermittlern und einer authentischen Auflösung.

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Veröffentlicht am 16.06.2022

Wenn ein Podcast den Tod bringt...

Das Letzte, was du hörst
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Zwei Frauen, die süchtig nach dem Podcast Hörgefühlt sind - die samt deren Partner tot aufgefunden werden. Zuerst sieht alles nach Mord und Selbstmord aus, doch die Journalistin Roya Mayer ist schon lange ...


Zwei Frauen, die süchtig nach dem Podcast Hörgefühlt sind - die samt deren Partner tot aufgefunden werden. Zuerst sieht alles nach Mord und Selbstmord aus, doch die Journalistin Roya Mayer ist schon lange an diesem Podcast und dem Sprecher Marc Maria Hagen, dessen Stimme alle in den Bann zieht, dran.


Meine Meinung:
Den Plot finde ich innovativ und richtig fesselnd, die Idee, dass man die Stimme eines Podcasts hört, während man stirbt... brr Gänsehaut.
Schreibstil, Spannungsbogen und Tempo sind wieder Winkelmann-üblich rasant, man fliegt nur so durch die Seiten, trotz der teilweise vorkommenden kleinen Längen. Denn insgesamt will man einfach wissen, wie es weitergeht.

Auch die Protagonisten können überzeugen: die Journalistin Roya, die offen und mutig ist, denn sie will unbedingt das Verschwinden ihres Vaters vor 8 Jahren aufklären.
Und die Kommissarin Carola Barreis, die kurz vor ihrer Pension ist und die der Job und die vielen Toten schon extrem zermürbt hat. Trotzdem gibt sie alles, um diese Fälle aufzuklären.

Besonders toll hat mir die alte Mühle gefallen, auf der das Wochenend-Seminar von Marc Maria Hagen stattgefunden hat. Alles war anschaulich beschrieben, sodass ich das Grundstück und das Gebäude genau vor Augen hatte.
Wer der Täter war, habe ich zwar recht schnell herausgefunden, es wurden ja auch nicht soo viele mögliche Täter präsentiert - jedoch die detaillierte Auflösung für das Motiv war spannend und unfassbar zu erfahren.


Fazit:
Rasanter Thriller mit einem spannenden Plot, einer starken Protagonistin und einer psychologisch guten Auflösung.

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Veröffentlicht am 13.06.2022

warmherzige Freundschaftsgeschichte: das allererste Nilpferd sucht einen Freund

Nilpferdson & Erdmannson
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Nilpferdson ist das allererste Nilpferd auf dieser Welt: seine Mama ist ein Pferd und sein Papa ein Nils.
Die anderen Pferde und Nilse mögen ihn nicht, denn er ist nicht so schnell wie ein Pferd und nicht ...


Nilpferdson ist das allererste Nilpferd auf dieser Welt: seine Mama ist ein Pferd und sein Papa ein Nils.
Die anderen Pferde und Nilse mögen ihn nicht, denn er ist nicht so schnell wie ein Pferd und nicht so stark wie ein Nils.
Daher macht er sich auf die Suche nach anderen Tieren, die auch ausgegrenzt werden, so wie er. Und vielleicht findet er dabei einen Freund.

Der Text ist kindgerecht und liebevoll geschrieben und einfach zu verstehen. Zuerst erfährt man, wie das erste Nilpferd entstanden ist (auf humorvolle Art - ich mochte die Fantasie dahinter).
Der Text eignet sich gut zum Vorlesen oder zum Selberlesen für etwas geübtere Leser.
Auf jeder Doppelseite gibt es auch kleine schwarz-weiß Bilder beim Text und eine komplette Seite mit einer wunderschönen färbigen Illustration, auf der das Gelesene nochmals untermalt wird und es auch einiges zu entdecken gibt.

Viele wichtige Kinderthemen sind spielerisch in dieser Geschichte verpackt: die Suche nach sich selbst / Selbstvertrauen / Mut, Mobbing vs. Toleranz / Akzeptanz, Familie, Freundschaft und Zusammenhalt.
Und auf seiner Reise in den Dschungel findet Nilpferdson nicht nur einen Freund im Erdmännchen namens Erdmannson, der ebenfalls fremd ist im Dschungel, und der trotz des seltsamen und unbekannten Aussehens von Nilpferdson dessen Freund wird - weil es eben nicht nach dem Äußeren geht.
Nilpferdson trifft dabei auch viele andere Tiere, die ihm freundlich gesinnt sind.


Fazit:
Liebevolles Kinderbuch mit wunderschönen Illustrationen zu den wichtigen Themen "wer bin ich", Selbstvertrauen, Mut, Mobbing, Toleranz, Diversität, Familie, Freundschaft und Zusammenhalt. Zum Vorlesen und/oder Selberlesen.

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