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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2020

Farbenfroh und witzig

Eine Hühnerschaukel für Rosa
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Inhalt: Die Henne Rosa wohnt zusammen mit anderen Hühnern und dem Hund Herr Konrad bei Hermine in der alten Villa am Dorfrand. Während alle anderen Hühner eifrig im Garten scharren, guckt Rosa lieber Hermine ...

Inhalt: Die Henne Rosa wohnt zusammen mit anderen Hühnern und dem Hund Herr Konrad bei Hermine in der alten Villa am Dorfrand. Während alle anderen Hühner eifrig im Garten scharren, guckt Rosa lieber Hermine bei der Dachreparatur zu, denn schon seit sie aus dem Ei geschlüpft ist, hat sie panische Angst vor Regenwürmern. Doch als der Postbote ein großes Paket bringt, herrscht große Aufregung bei den Hühnern und alle laufen eilig ins Haus und picken an dem Paket herum. Jedes Huhn hat einen anderen Wunsch und hofft, dass er endlich erfüllt wird: Finchen freut sich auf eine Lampe, Frida auf ein gemütliches Bett und Amelie hätte gerne einen Spiegel. Rosa wünscht sich schon lange eine Hühnerschaukel. Ob ihr Wunsch in Erfüllung geht?

Meine Meinung: Genauso farbenfroh und liebevoll illustriert wie das Cover, sind auch alle anderen Bilder der Geschichte. Auf jeder Seite gibt es unheimlich viel zu entdecken, viele kleine witzige Details fallen den Kindern vielleicht erst beim zweiten oder dritten Anschauen des Buches auf. Die vielen kleinen Käfer, Hummeln, Libellen und anderen kleinen Tiere, die auf jedem der Bilder zu finden sind, erinnern mich etwas an die Mucklas aus den Petterson und Findus Büchern. Super!
Aber auch die Geschichte ist niedlich und der Text kindgerecht. Schon die Idee, dass ein Huhn sich vor Regenwürmern fürchtet, finde ich witzig. Und dann die Aufregung, als das Paket kommt! Das kann wahrscheinlich jedes Kind gut nachvollziehen. Natürlich gibt es auch ein glückliches Ende und alle Tiere, sowie Hermine, sind zufrieden!

Fazit: Ein wirklich niedliches Bilderbuch für Kinder ab 4 Jahren

Veröffentlicht am 10.08.2020

Ein Stück deutscher Geschichte

Kinder ihrer Zeit
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Inhalt: Auf ihrer dramatischen Flucht aus Ostpreußen werden die elfjährigen Zwillinge Emma und Alice getrennt. Während beide die andere Schwester für tot halten, wachsen sie gar nicht so weit voneinander ...

Inhalt: Auf ihrer dramatischen Flucht aus Ostpreußen werden die elfjährigen Zwillinge Emma und Alice getrennt. Während beide die andere Schwester für tot halten, wachsen sie gar nicht so weit voneinander auf. Emma in Westberlin (BRD) und Alice in Ostberlin (DDR). Erst viele Jahre später finden sie sich zufällig wieder, doch durch ihre sehr unterschiedliche und prägende Erziehung in West und Ost, bleibt trotz aller Liebe zueinander eine gewisse Distanz zwischen ihnen bestehen. Durch Alice lernt Emma den Ost-Berliner Physiker Julius kennen und verliebt sich in ihn. Doch der wachsende Ost-West Konflikt macht es ihnen schwer und bringt sie in große Gefahr.

Meine Meinung: Claire Winter erzählt die Geschichte der beiden Schwestern in mehreren Zeitsprüngen von 1945 bis 1961.
Nach dem Prolog beginnt die Handlung damit, dass Rosa und ihre Zwillinge vor den immer näher kommenden Russen flüchten und ich war sofort gefesselt. So spannend und emotional! Sehr gerne hätte ich ihren weiteren Weg bis nach Berlin verfolgt. Dann folgt ein Zeitsprung von fünf Jahren und die nächsten Kapitel sind zwar ruhiger, aber nicht weniger interessant. Durch sehr viele Perspektivwechsel erhält die Geschichte eine Dynamik, der ich mich schlecht entziehen konnte und ich habe das Buch immer nur sehr ungern zur Seite gelegt. Die vielen, sehr unterschiedlichen Charaktere wirken authentisch und interessant.
Das Schicksal von Emma und Alice, aber vor allem die Beschreibungen der damaligen Situation während des Kalten Krieges, die hier auf unterhaltsame, anschauliche und mitreißende Weise geschildert werden, haben mich seht berührt und teilweise auch entsetzt. Claire Winter ist es sehr gut gelungen, Fiktion und Wirklichkeit geschickt und spannend miteinander zu verknüpfen. Vor allen gegen Ende steigt die Spannungskurve noch einmal rasant an.

Fazit: Ein mitreißender, emotionaler, informativer und fesselnder Roman über den Ost- West Konflikt bis zum Bau der Mauer.

Veröffentlicht am 10.06.2020

Die Vögel des Glücks - Kraniche

Der Ruf der Kraniche
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Dem Kranichforscher Bernhard Weßling ist es auf eine absolut unterhaltsame und humorvolle Art und Weise gelungen, ein interessantes und auch sehr informatives Buch über die „Vögel des Glücks“ - die Kraniche ...

Dem Kranichforscher Bernhard Weßling ist es auf eine absolut unterhaltsame und humorvolle Art und Weise gelungen, ein interessantes und auch sehr informatives Buch über die „Vögel des Glücks“ - die Kraniche - zu schreiben. Seit mehr als dreißig Jahren beschäftigt er sich mit der Beobachtung und Verhaltensforschung von Kranichen und gilt inzwischen als international anerkannter Kranichexperte.
Bernhard Weßling schreibt über Mythen und Fakten, über Verhaltensweisen der Vögel, ihre Kommunikation, über ihre Feinde (Menschen leider ebenso wie Tiere) und über vieles andere. Besonders gut gefallen haben mir die vielen kleinen Anekdoten und oft witzige Verhaltensweisen der Kraniche, die tatsächlich an menschliche Verhaltensweisen erinnern.
Auf jeder Seite spürt man die Liebe des Autors zu diesen Vögeln. Oft gibt er den Kranichpaaren, die er beobachtet, Namen (z.B. die Pioniere, die Schlitzohren, Romeo und Julia) und durch diese Emotionalität bringt er auch dem Leser die Kraniche näher. Mir persönlich haben am besten Weßlings Beobachtungen der Grauen Kraniche im Duvenstedter Brook gefallen, deswegen sind die Kapitel von Kranichen in anderen Ländern aber nicht weniger interessant. Am faszinierendsten fand ich allerdings den geglückten Flug der jungen Schreikraniche mit drei Ultraleichtflugzeugen als Leittieren von Wisconsin nach Florida über 1218 Meilen.
Ergänzt wird der Text mit mit faszinierenden Fotos auf zwei Bildstrecken.

Tipp: Bernhard Weßling war am 25. März zu Gast bei DAS! - im Gespräch mit Inka Schneider. Zu sehen in der ardmediathek - sehr interessant, inklusive Filmaufnahmen.

Fazit: Wenn ich jetzt im nächsten Herbst die Kraniche auf ihrem Weg in den Süden über unser Haus fliegen sehe, oder sie in der Boddenlandschaft von Fischland-Darß-Zingst beobachte, werde ich diese schönen Vögel mit anderen Augen sehen. Ich habe viel Interessantes und Wissenswertes dazugelernt und kann allen Naturliebhabern dieses tolle Buch nur ans Herz legen.

Veröffentlicht am 03.06.2020

Eine fesselnde Familiengeschichte

Belmonte
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Inhalt: Die junge Landschaftsgärtnerin Simona aus dem Allgäu erbt überraschend von ihrer Oma Franca deren Elternhaus in den italienischen Marken, von dessen Existenz sie bisher nichts wusste. Kurzentschlossen ...

Inhalt: Die junge Landschaftsgärtnerin Simona aus dem Allgäu erbt überraschend von ihrer Oma Franca deren Elternhaus in den italienischen Marken, von dessen Existenz sie bisher nichts wusste. Kurzentschlossen macht sich Simona auf dem Weg nach Italien, um sich ihr Haus in dem kleinen mittelalterlichen Ort Belmonte anzusehen. Im Haus, dessen Garten sie sofort mit Feuereifer bewirtschaftet, findet sie eine von Franca besprochene Kassette mit deren Lebensgeschichte. Nach und nach erfährt Simona immer mehr über ihre Großmutter, bis auch endlich die Wahrheit über ihre eigene Herkunft ans Licht kommt.

Meine Meinung: Die Erzählperspektive wechselt zwischen Simonas Urgroßmutter Teresa (ab 1944), ihrer Großmutter Franca (ab 1951) und Simona selbst (Gegenwart). Dabei ist es der Autorin (Antonia Riepp ist das Pseudonym der bekannten Autorin Susanne Mischke) wunderbar gelungen, die Atmosphäre der jeweiligen Zeit einzufangen und lebendig werden zu lassen und jeder Protagonistin einen eigenen interessanten Charakter, sowie eine eigene Geschichte zu verleihen. Auch die bildhaften Beschreibungen Italiens, des fiktiven Ortes Belmonte und vor allem der großen Familie Ferri, haben mir gut gefallen.
Alle drei Erzählstränge haben mich gefesselt, doch Teresas Geschichte hat mich am meisten berührt. Ihr Leben ist am tragischsten verlaufen. Im und kurz nach dem zweiten Weltkrieg waren die Lebensbedingungen und gesellschaftlichen Regeln noch ganz anders als wir sie heute kennen und wichtige Entscheidungen wurden vom Vater bestimmt. Auch Franca hatte keine einfache Kindheit in Italien, obwohl sie das Glück hatte, in einer liebevollen Familie aufzuwachsen. Marina, Simonas Mutter, spielt die kleinste Rolle in der Familiengeschichte. Sie mochte ich auch am wenigsten. Das schwarze Schaf der Familie. Simona ist eine sympathische junge Frau, die noch nicht so recht weiß, wo sie hingehört. Ihre Zeit in Italien hilft ihr dabei weiter.
Mein einziger Kritikpunkt ist der viel zu ausführliche Stammbaum von Simona auf der Umschlag-Innenseite, da er viel zu viel spoilert! (Und ein Fehler ist auch noch drin)

Fazit: Eine mitreißende und lebendig erzählte deutsch-italienische Familiengeschichte über vier Generationen. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 14.05.2020

Eine toller 4. Teil

Abgrund
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Inhalt: Ein Toter wird erhängt auf einer alten Hinrichtungsstelle in einem Lavafeld gefunden. Was zunächst wie ein Selbstmord aussieht, entpuppt sich schnell als Mord, denn dem Toten wurde mit einem großen ...

Inhalt: Ein Toter wird erhängt auf einer alten Hinrichtungsstelle in einem Lavafeld gefunden. Was zunächst wie ein Selbstmord aussieht, entpuppt sich schnell als Mord, denn dem Toten wurde mit einem großen Nagel eine Botschaft in die Brust geschlagen.
Etwa zur gleichen Zeit finden Mitarbeiter des Jugendamtes einen kleinen Jungen ganz allein in der Wohnung des Toten. Der Kleine kennt den Toten nicht und kann sich nicht erinnern, wie er dorthin gekommen ist. Von seinen Eltern fehlt jede Spur.

Meine Meinung: Der Fall beginnt mit dem Mord und der anschließenden Bergung der Leiche. Da der Tote kaum erreichbar, aber in Sichtweite des Präsidentenpalastes hängt und ausgerechnet heute der chinesische Außenminister erwartet wird, hat die Polizei alle Hände voll zu tun, ihn so schnell wie möglich aus seiner außergewöhnlichen Position zu bergen. Das gestaltet sich schließlich etwas makaber und mit schwarzem Humor. Mit gefällt diese humorvolle Art der Autorin sehr gut, und auch im weiteren Verlauf der Geschichte musste ich ein paarmal schmunzeln. Viel dazu beigetragen hat auch Lína, die neue Berufspraktikantin und erste Hochschulstudentin der Polizeiwissenschaft in der Abteilung. Mit ihrer eifrigen und pedantischen Art eckt sie besonders bei ihrer immer muffeligen und unausstehlichen Vorgesetzten Erla an. Auch Huldars vorsichtige Versuche, Freyja wieder näher zu kommen, haben mir wieder gut gefallen. Die beiden mag ich sowieso besonders gern.
Die Handlung bleibt auf einem konstanten Niveau und ist nicht übermäßig spannungsgeladen, aber trotzdem interessant und durchgängig fesselnd. Es geht dabei hauptsächlich um die Ermittlungsarbeit der Polizei. Bis zum Ende konnte ich die Zusammenhänge nicht erkennen und das letzte Kapitel hat mich dann ein weiteres Mal überrascht.

Fazit: Obwohl „Abgrund“ eher ein Krimi ist als ein Thriller, hat mir auch dieser 4. Teil der Reihe - vor allem wegen der tollen Charaktere und des fesselnden und humorvollen Schreibstils - wieder richtig gut gefallen!