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Raeubertochter

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2020

Eine toller 4. Teil

Abgrund
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Inhalt: Ein Toter wird erhängt auf einer alten Hinrichtungsstelle in einem Lavafeld gefunden. Was zunächst wie ein Selbstmord aussieht, entpuppt sich schnell als Mord, denn dem Toten wurde mit einem großen ...

Inhalt: Ein Toter wird erhängt auf einer alten Hinrichtungsstelle in einem Lavafeld gefunden. Was zunächst wie ein Selbstmord aussieht, entpuppt sich schnell als Mord, denn dem Toten wurde mit einem großen Nagel eine Botschaft in die Brust geschlagen.
Etwa zur gleichen Zeit finden Mitarbeiter des Jugendamtes einen kleinen Jungen ganz allein in der Wohnung des Toten. Der Kleine kennt den Toten nicht und kann sich nicht erinnern, wie er dorthin gekommen ist. Von seinen Eltern fehlt jede Spur.

Meine Meinung: Der Fall beginnt mit dem Mord und der anschließenden Bergung der Leiche. Da der Tote kaum erreichbar, aber in Sichtweite des Präsidentenpalastes hängt und ausgerechnet heute der chinesische Außenminister erwartet wird, hat die Polizei alle Hände voll zu tun, ihn so schnell wie möglich aus seiner außergewöhnlichen Position zu bergen. Das gestaltet sich schließlich etwas makaber und mit schwarzem Humor. Mit gefällt diese humorvolle Art der Autorin sehr gut, und auch im weiteren Verlauf der Geschichte musste ich ein paarmal schmunzeln. Viel dazu beigetragen hat auch Lína, die neue Berufspraktikantin und erste Hochschulstudentin der Polizeiwissenschaft in der Abteilung. Mit ihrer eifrigen und pedantischen Art eckt sie besonders bei ihrer immer muffeligen und unausstehlichen Vorgesetzten Erla an. Auch Huldars vorsichtige Versuche, Freyja wieder näher zu kommen, haben mir wieder gut gefallen. Die beiden mag ich sowieso besonders gern.
Die Handlung bleibt auf einem konstanten Niveau und ist nicht übermäßig spannungsgeladen, aber trotzdem interessant und durchgängig fesselnd. Es geht dabei hauptsächlich um die Ermittlungsarbeit der Polizei. Bis zum Ende konnte ich die Zusammenhänge nicht erkennen und das letzte Kapitel hat mich dann ein weiteres Mal überrascht.

Fazit: Obwohl „Abgrund“ eher ein Krimi ist als ein Thriller, hat mir auch dieser 4. Teil der Reihe - vor allem wegen der tollen Charaktere und des fesselnden und humorvollen Schreibstils - wieder richtig gut gefallen!

Veröffentlicht am 11.05.2020

Wunderschönes Hawaii

Hibiskustage
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Inhalt: Vor über zwanzig Jahren waren die Freundinnen Izzy, Mel, Kerstin und Sarah unzertrennlich. Doch nach der Schule trennten sich ihre Wege und seitdem halten sie über einen Gruppen-Chat Kontakt. Wie ...

Inhalt: Vor über zwanzig Jahren waren die Freundinnen Izzy, Mel, Kerstin und Sarah unzertrennlich. Doch nach der Schule trennten sich ihre Wege und seitdem halten sie über einen Gruppen-Chat Kontakt. Wie damals versprochen lädt Izzy ihre Freundinnen nun zu ihrem 40. Geburtstag ein - in ihr Haus auf Hawaii! Mel, Kerstin und Sarah reisen an, doch Izzy ist nicht da. Angeblich hat sie einen wichtigen Termin in Los Angeles und kommt erst einige Tage später. Die drei Freundinnen verbringen währenddessen traumhafte Tage auf der wunderschönen Insel und kommen einander langsam wieder näher.

Meine Meinung: Das farbenfrohe und sommerliche Cover hat mich sofort angesprochen und auch der angenehme und leichte Schreibstil gefällt mir sehr. Ganz besonders gut ist es der Autorin gelungen, dem Leser die Schönheit der Insel bildhaft nahe zu bringen. Die Beschreibungen der Begegnungen mit den Wasserschildkröten, den Walen und den Stairways to Heaven gehören zu meinen Highlights des Buches. Aber auch alle anderen Beschreibungen von Hawaii sind toll!
Erzählt wird die Geschichte im Wechsel aus der Sicht von Mel, Kerstin und Sarah, so dass man jede von ihnen gut kennenlernt. Und obwohl sie alle drei ganz unterschiedliche Probleme haben, die sie den Freundinnen bisher verschwiegen haben, ist die Atmosphäre des Buches trotzdem noch leicht. Alle drei Frauen fand ich authentisch und sie waren mir von Anfang an sympathisch, mit Izzy konnte ich dagegen nicht richtig warm werden. Als sie zur Handlung dazukam, änderte sich leider die Stimmung, so dass ich etwas enttäuscht war. Einige Passagen fand ich dann auch etwas kitschig. Das Ende ist in meiner Meinung nach zwar ziemlich unrealistisch, hat mir aber trotzdem ganz gut gefallen.

Fazit: Ein wirklich schön geschriebener Unterhaltungsroman mit einem außergewöhnlich bezaubernden Setting.

Veröffentlicht am 05.05.2020

Eine ungesunde und folgenschwere Mutter - Tochter Beziehung

Wild Game
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Inhalt: Die schöne und exzentrische Malabar beginnt eine Affaire mit dem verheirateten besten Freund ihres Ehemannes. Schlimm genug, doch sie macht von Anfang an ihre, zu dem Zeitpunkt erst 14 Jahre alte ...

Inhalt: Die schöne und exzentrische Malabar beginnt eine Affaire mit dem verheirateten besten Freund ihres Ehemannes. Schlimm genug, doch sie macht von Anfang an ihre, zu dem Zeitpunkt erst 14 Jahre alte Tochter Adrienne, zu ihrer Vertrauten. Zunächst ist der Teenager glücklich und stolz, von der Mutter in deren großes Geheimnis eingeweiht und plötzlich als beste Freundin und Komplizin behandelt zu werden. Erst als erwachsene Frau erkennt Adrienne die traurigen Auswirkungen auf ihr eigenes Leben.

Meine Meinung: In „Wild Game“ erzählt die Autorin autobiografisch über die ungesunde Beziehung zu ihrer Mutter.
Im ersten Teil des Buches schildert Adrienne Brodeur, wie sehr die heimliche und aufregende Liebesgeschichte ihrer Mutter, deren einzige Mitwisserin sie viele Jahre lang ist, ihr ganzes Leben begleitet hat. Adrienne, genannt Rennie, die sich nach der Liebe ihrer Mutter sehnt, sonnt sich plötzlich in der neuen Rolle als Mitwisserin, Komplizin und engste Vertraute. Zitat: „...das Mädchen am Steuer des Fluchtwagens, das mit laufendem Motor vor der Bank steht…“ . Sie empfindet Malabars geteilten Erlebnisse aufregender als ihr eigenes Teenagerleben, das sie praktisch völlig aufgibt. Dieser Teil konnte mich noch nicht besonders begeistern. Erst als Adrienne erwachsen ist und allmählich begreift, welche negativen Auswirkungen dieses Wissen für ihre eigene Entwicklung und ihre Beziehungen zu Männern hat, konnte mich die Handlung mehr und mehr fesseln. Auch der zunächst lockere Schreibstil wird später ernsthafter und tiefgründiger.
Die Charaktere werden sehr anschaulich und glaubwürdig beschrieben, besonders die beiden Protagonistinnen. Die egoistische und exzentrische Malabar, deren Mutter anscheinend einen ähnlichen Charakter hatte, mochte ich von Anfang an nicht und meine Abneigung wurde im Lauf der Geschichte immer größer. Ich konnte kaum glauben, wie eine Mutter, die von ihrer Tochter so bedingungslos geliebt wird, so handeln kann. Für die Autorin Adrienne Brodeur hoffe ich, dass das Schreiben dieses Buches eine Verarbeitung und Befreiung für sie war.

Fazit: Ein erschütternder Roman über eine tragische und folgenschwere Mutter - Tochter Beziehung, der mich leider erst ab der Hälfte der Geschichte packen konnte.

Veröffentlicht am 04.05.2020

Ein trauriges Schicksal

Die verlorene Tochter der Sternbergs
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Inhalt: Berlin 1939: Für die jüdische Familie Sternberg wird die Situation in Deutschland immer gefährlicher. Deshalb beschließt Amanda Sternberg auf Wunsch ihres Mannes Julian, ihre beiden kleinen Töchter ...

Inhalt: Berlin 1939: Für die jüdische Familie Sternberg wird die Situation in Deutschland immer gefährlicher. Deshalb beschließt Amanda Sternberg auf Wunsch ihres Mannes Julian, ihre beiden kleinen Töchter Viera und Lina mit der MS St. Louis zu ihrem Bruder nach Kuba zu schicken. Doch dann kann sie sich im Hafen nicht von der 4-jährigen Lina trennen. Sie vertraut Viera einem ihr unbekannten älterem Paar an und flieht zusammen mit Lina zu Freunden nach Frankreich, in den kleinen Ort Oradour-sur-Glane. Doch auch dort sind sie vor den Gräueltaten der Nazis nicht sicher.

Meine Meinung: Der Einstieg in das Buch fiel mir sehr leicht, denn der Prolog macht auf die Geschichte neugierig und der Schreibstil lässt sich sehr flüssig lesen. Doch schnell fiel mir auf, dass ich keinen näheren Bezug zu den Charakteren fand. Vor allem Amanda blieb mir fremd und ich konnte ihre Handlungen nicht nachvollziehen. Die Erzählung wirkt insgesamt seltsam distanziert und emotionslos. Ich gehe davon aus, dass das so vom Autor gewollt ist, da die geschilderten oder angedeuteten Ereignisse auch ohne nähere Beschreibung schon schrecklich genug sind. Er setzt auch viel geschichtliches Wissen voraus, zum Beispiel das Schicksal der MS St. Louis, das Geschehen am 10. Juni 1944 in Oradour-sur-Glane, oder die Massenfestnahmen von Juden am 16. Juli 1942 in Frankreich. Eigentlich haben mir diese Andeutungen ganz gut gefallen und ich habe während des Lesens einiges recherchiert, anderes war mir schon bekannt. Viele Erzählstränge werden angefangen, aber nicht beendet, so dass auch hier wieder der Leser seine Fantasie spielen lassen muss. So bleibt das Schicksal einiger wichtiger Charaktere offen, was mir nicht so gut gefallen hat. Dazu kommt, dass ständig neue Charaktere auftauchen und wieder verschwinden.
Am meisten enttäuscht hat mich aber, dass nur die Geschichte von einer Tochter erzählt wird, wie es der anderen erging, wird gegen Ende in ein oder zwei Sätzen zusammengefasst.

Fazit: Die Geschichte ist tragisch und dramatisch und hat Höhen und Tiefen.

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Veröffentlicht am 27.04.2020

Die 50er Jahre in Deutschland

Neuleben
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Deutschland 1953: Therese studiert im 6. Semester Jura in Berlin. Von den wenigen weiblichen Studenten der ersten Semester ist außer ihr nur noch ihre Freundin Marie dabei. Die konservativen männlichen ...

Deutschland 1953: Therese studiert im 6. Semester Jura in Berlin. Von den wenigen weiblichen Studenten der ersten Semester ist außer ihr nur noch ihre Freundin Marie dabei. Die konservativen männlichen Kommilitonen und Hochschullehrer machen es den jungen Frauen in dieser Männerdomäne sehr schwer. Dazu kommt, dass Therese sich unvorteilhaft kleidet und frisiert und seit ihrer Kindheit unter einer schiefen Gesichtshälfte leidet. Gisela, die junge Frau ihres Bruders Felix, ist dagegen bildhübsch, lebhaft und immer nach der neuesten Mode gekleidet. Denn Gisela ist Schneiderin und liebt es, Kleider zu entwerfen. Sie hat große Pläne und wehrt sich gegen die reine Hausfrauenehe. Die Frauen kommen aus ungleichen Verhältnissen. Thereses Familie war wohlhabend und besaß ein Gut in Sachsen, bis sie enteignet wurden und im Westen neu anfangen mussten. Gisela dagegen kommt aus einfachen Verhältnissen. Beide Frauen haben in der Vergangenheit schon viel Leid erlebt, doch beide haben einen Traum, für den sie kämpfen.

In „Neuleben“ erzählt Katharina Fuchs aus der Vergangenheit ihrer Tante Therese und ihrer Großmutter Gisela und man spürt ihre Verbundenheit zu der Geschichte. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut und lässt sich flüssig lesen. Alle beschriebenen Charaktere wirkten sehr authentisch auf mich und beide Protagonistinnen mochte ich gern, vielleicht Gisela ein klein wenig mehr. Ihre Geschichten werden im Wechsel erzählt, dazwischen gibt es aber auch noch einige Kapitel aus der Sicht von anderen Familienangehörigen, was die Handlung abwechslungsreich macht. Gisela und Therese müssen viele Widerstände überwinden, um ihre Träume verwirklichen zu können, doch beide Frauen lassen sich davon nicht unterkriegen, sondern wachsen daran. Besonders über Thereses Wandlung gegen Ende des Buches habe ich mich gefreut.
Es ist der Autorin gut gelungen, die Atmosphäre der 50er Jahre wieder lebendig werden zu lassen. Ich finde es immer sehr interessant, mehr über die Nachkriegszeit in Deutschland zu erfahren, auch über die Unterschiede zwischen DDR und BRD, die hier auch thematisiert werden. Besonders deutlich wird in diesem Roman die damalige Rolle der Frau - für uns heute kaum noch vorstellbar.

Fazit: Ein unterhaltsamer Roman über zwei starke und mutige Frauen im Deutschland der 50er Jahre.