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Veröffentlicht am 09.09.2019

Wie starb Aurora?

Bis ihr sie findet
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Inhalt: Ein Sommerabend des Jahrs 1983. Sieben Jugendliche zelten in einem Wald. Die jüngste von Ihnen, die 14-jährige Aurora, gehört nicht zu der festen Clique der Schulfreunde, sondern ist die jüngere ...

Inhalt: Ein Sommerabend des Jahrs 1983. Sieben Jugendliche zelten in einem Wald. Die jüngste von Ihnen, die 14-jährige Aurora, gehört nicht zu der festen Clique der Schulfreunde, sondern ist die jüngere Schwester der hübschen und draufgängerischen Topaz. Die zurückhaltende Aurora fühlt sich zwischen den Älteren ziemlich unwohl und nicht wirklich dazugehörig. Am nächsten Morgen ist sie verschwunden. Trotz sofort eingeleiteter Suchaktionen fehlt von Ihr jede Spur. Erst dreißig Jahre später werden ihre sterblichen Überreste durch Zufall in einer kleinen Höhle gefunden. Die sechs Freunde, von denen jeder mehr oder weniger erfolgreich geworden ist, stehen immer noch in Kontakt miteinander. Detektiv Jonah Sheelds, der die Freunde damals flüchtig gekannt hat und vor dreißig Jahren gerade bei der Polizei angefangen hatte, beginnt erneut zu ermitteln. Hat einer von ihnen etwas mit dem Tod von Aurora zu tun gehabt?

Meine Meinung: „Bis ihr sie findet“ ist das Krimidebüt der jungen Engländerin Gytha Lodge und hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gut unterhalten und mich bis zum Schluss rätseln lassen, wer der Mörder sein könnte. War es einer der Freunde oder vielleicht doch ein Außenstehender? Was war das Motiv?
Der allergrößte Teil der Geschichte spielt in der Gegenwart und handelt hauptsächlich von der Ermittlungsarbeit der Polizei. Alle Beteiligten müssen erneut aussagen und bei den Einzelbefragungen ergeben sich einige Unstimmigkeiten zu den früheren Aussagen.
Detektiv Chief Inspektor Jonah Sheens wird von drei Mitarbeitern unterstützt, die ich authentisch und vor allem menschlich empfunden habe. Im Gegensatz dazu sind die sechs Freunde keine großen Sypmpathieträger.
Gytha Lodge hat sehr geschickt ganz kurze Rückblenden aus Auroras Sicht eingefügt, die dem Leser die Ereignisse des Abends im Wald nur häppchenweise schildern. Diese kurzen Kapitel fand ich besonders spannend, denn nach und nach lernt man dadurch die einzelnen Charaktere besser kennen und erfährt, was damals wirklich geschehen ist. Allerdings hat es mich persönlich nicht auf die richtige Spur gebracht.
Gegen Ende steigt die Spannungskurve, die bis dahin nicht besonders hoch ist, dann doch noch gut an und die Auflösung fand ich durchaus akzeptabel.

Fazit: Insgesamt hat mich „Bis ihr sie findet“ sehr gut unterhalten. Ein komplexer, gut zu lesender und kaum zu durchschauender Krimi, mit einem guten Ermittlerteam. Ich hätte mir vielleicht ein klein wenig mehr Spannung gewünscht.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Die Familie Mancini

Wo man im Meer nicht mehr stehen kann
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Inhalt: Der kleine Fabio wächst in einem kleinen Dorf in der Toskana auf. Als einziges Kind ist er der Mittelpunkt seiner exzentrischen Großfamilie. Die vielen unverheirateten Brüder seines verstorbenen ...

Inhalt: Der kleine Fabio wächst in einem kleinen Dorf in der Toskana auf. Als einziges Kind ist er der Mittelpunkt seiner exzentrischen Großfamilie. Die vielen unverheirateten Brüder seines verstorbenen Großvaters bezeichnen sich alle selbst als Fabios Opas und nehmen ihn gerne auf ihre manchmal etwas sonderbaren Unternehmungen mit, die oft weder kindgerecht noch legal sind. Als Fabio mit sechs Jahren in die Schule kommt, hat er noch keinen Kontakt zu Gleichaltrigen gehabt und kann mit deren Spielen wenig anfangen. Er wird schnell zum Außenseiter und hat es schwer, Freunde zu finden.
Als sein Vater nach einem Unfall im Koma liegt, glaubt Fabio fest an die heilende Wirkung des Vorlesens. Dabei lernt auch Fabio die ungewöhnlichsten Dinge.

Meine Meinung: Die Mancinis sind eine ganz besondere Familie. Fabios Opas, bzw. Onkel, sind ziemlich skurril und schrullig, deshalb auch oft peinlich für ihn, aber sie haben ihr Herz am rechten Fleck. Die ganze Familie hält fest zusammen und ist sehr liebenswert. Die alten Männer wetteifern darum, etwas mit Fabio unternehmen zu dürfen. Zitat: „…nie kam Langeweile auf, selbst wenn ich mir welche gewünscht hätte.“
Die Geschichte wird aus Fabios kindlicher Sicht erzählt und trotz der verschachtelten Bandwurmsätze ist der Schreibstil anschaulich, humorvoll und flüssig zu lesen, mit außergewöhnlichen Formulierungen. Beim Lesen musste ich oft schmunzeln und sogar laut lachen, aber es gibt auch ernstere Passagen. Trotz aller Leichtigkeit und viel Witz ist die Geschichte doch auch tiefgründig, warmherzig und mit viel italienischem Flair.

Fazit: Die Geschichte der Familie Mancini hat mir insgesamt sehr gut gefallen, jedoch waren mir einige Kapitel einfach zu langgezogen, was den Lesespaß etwas gestört hat.

Veröffentlicht am 27.08.2019

Wunderschön illustriertes Bilderbuch

Der lange Weg zu dir
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Inhalt: Adam lebt bei seiner Großmutter auf der einen Seite des Meeres und sein Hund Rufus ist sein einziger Freund. Doch Rufus ist schon sehr alt und stirbt. Zur selben Zeit macht sich Sonia, die auf ...

Inhalt: Adam lebt bei seiner Großmutter auf der einen Seite des Meeres und sein Hund Rufus ist sein einziger Freund. Doch Rufus ist schon sehr alt und stirbt. Zur selben Zeit macht sich Sonia, die auf der anderen Seite des Meeres wohnt, zusammen mit ihrer Katze Miezi auf einen langen und abenteuerlichen Weg. Werden sie Adam erreichen, bevor er in seiner Traurigkeit versinkt?

Meine Meinung: „Der lange Weg zu dir“ ist ein wunderschön illustriertes Bilderbuch mit einem kindgerechten einfachen Schreibstil. Die stimmungsvollen Bilder von Emilia Dziubak sind fast alle relativ dunkel gehalten und passen perfekt zu der etwas melancholischen Atmosphäre der Geschichte. Im Wechsel erzählt der Autor Martin Widmark von Adam, der tieftraurig über den Verlust seines Hundes ist, und von der abenteuerlustigen und mutigen Sonia, die ihrer vorauslaufenden Katze hinterhereilt. Die Geschichte ist zwar teilweise traurig, aber auch voller Hoffnung auf einen Neubeginn.
Empfohlen wird dieses Buch für Kinder im Alter von 5 - 7 Jahren. Ich persönlich halte 5 Jahre allerdings für sehr früh und bin auch der Meinung, dass man diese Geschichte über Verlust und Neubeginn gemeinsam mit seinem Kind / Kindern lesen sollte, da sicher einige Fragen aufkommen, zudem ist die Geschichte doch ziemlich unrealistisch / märchenhaft (Sonias lange abenteuerliche Reise allein mit ihrer Katze). Fazit: Ein wunderschönes Bilderbuch, das sich auch Erwachsene immer wieder ansehen können.

Veröffentlicht am 22.08.2019

Häusertausch

STILL ALIVE - Sie weiß, wo sie dich findet
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Inhalt: Libby und Jamie wohnen in einer kleinen Wohnung in Bath. Als Libby einen Flyer für einen Wohnungstausch in ihrem Briefkasten findet, kann sie ihr Glück kaum fassen. Der wohlhabende Philip Heywood ...

Inhalt: Libby und Jamie wohnen in einer kleinen Wohnung in Bath. Als Libby einen Flyer für einen Wohnungstausch in ihrem Briefkasten findet, kann sie ihr Glück kaum fassen. Der wohlhabende Philip Heywood sucht für sich und seine Frau Tara eine Wohnung in der Nähe der Klinik, in der sich ihre Tochter einer lebenswichtigen Herzoperation unterzieht. In Cornwall erwartet das Ehepaar eine hochmoderne Villa an der Steilküste. Nach ihrer anfänglichen Überraschung sind beide begeistert von dem großen Haus und dem Luxus, doch schon bald geschehen merkwürdige Dinge und Libby fühlt sich zunehmend unwohl. Auch als sie wieder zurück in ihrer eigenen Wohnung sind, häufen sich unangenehme Ereignisse…

Meine Meinung: Durch den flüssigen Schreibstil und die relativ große Schrift lässt sich das Buch schnell lesen. Der Spannungsbogen ist während Libbys und Jamies Zeit in Cornwall am höchsten und lässt dann langsam immer mehr nach. Die Atmosphäre in dem großen fremden Haus fand ich schon fast etwas gruselig und das Haus in einsamer Lage am Steilhang ist als Setting gut gewählt. Ich würde mich schon ohne merkwürdiger Vorkommnisse in so einem fremden Haus unwohl fühlen. Die Art, wie Libby und Jamie ihre eigene Wohnung für völlig Fremde hinterlassen haben, finde ich absolut unrealistisch. Niemand lässt wichtige und persönliche Dinge, wie z.B. Unterlagen, frei zugänglich in seiner Wohnung zurück.
In der zweiten Hälfte des Buches geht es fast nur noch um die Aufklärung und obwohl leider Buchtitel und Klappentext (ich habe in meiner Inhaltsangabe diesen Teil weggelassen) schon einiges verraten, nimmt die Geschichte plötzlich eine Wendung, mit der ich niemals gerechnet hätte und der Spannungsbogen steigt wieder etwas an. Trotzdem fand ich die Aufklärung in einigen Punkten unglaubwürdig.

Fazit: „Still Alive“ ist ein Thriller, bei dem nichts so ist, wie es zunächst scheint und trotz einiger Kritikpunkte habe ich das Buch gerne gelesen und fand es unterhaltsam.

Veröffentlicht am 20.08.2019

Man muss es versuchen...

Vom Himmel zum Meer
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Inhalt: 1892: Agnes Martin ist ein Findelkind und in einem Waisenhaus in Straßburg aufgewachsen. Als sie 21 Jahre alt und damit mündig ist, muss sie das Heim verlassen und wird Gesellschafterin bei der ...

Inhalt: 1892: Agnes Martin ist ein Findelkind und in einem Waisenhaus in Straßburg aufgewachsen. Als sie 21 Jahre alt und damit mündig ist, muss sie das Heim verlassen und wird Gesellschafterin bei der ruppigen Pfarrerswitwe Tilly Bevenkamp in Hamburg. Als sie sich gerade etwas eingelebt hat, bricht in Hamburg die Cholera aus und Agnes und Tilly fliehen zusammen mit elf Heimkindern an die Ostsee. Dort wohnen sie in einer kleinen Kate, die Tillys verstorbenen Eltern gehört hat. Um etwas Geld zu verdienen, verkauft Agnes selbst gebackene Backwaren an die reichen Strandgäste. Doch in der kleinen Küche der Kate wird es schnell zu eng. Die wunderschöne große Küche eines leerstehenden Herrenhauses würde sich für Agnes Zwecke perfekt eignen, doch leider verweigert der reiche Besitzer ihr seine Einwilligung. Aber so schnell lässt sich Agnes nicht von ihrem Plan abbringen…

Meine Meinung: Das Buch lässt sich wunderbar leicht und flüssig lesen und während es am letzten Sonntag ohne Unterbrechung regnete, konnte ich völlig in der Geschichte abtauchen. Sie ist zwar relativ anspruchslos, aber sehr unterhaltsam und warmherzig. Es macht Spaß, die vielen, meist etwas skurrilen Charaktere, kennenzulernen. Auch die, die zunächst etwas abweisend und brummig erscheinen, haben doch ein gutes Herz. Bis auf ganz wenige Ausnahmen wachsen einem alle Charaktere, vor allem Agnes, schnell ans Herz, auch wenn es im Lauf der Geschichte immer mehr werden.
Lisa Marcks hat die Zeit gegen Ende des 19. Jahrhunderts sehr anschaulich beschrieben; z.B. das Leben der ärmeren Bevölkerung, die Anstrengungen der Reisen und auch die Rolle der Frau. Heute ist es unvorstellbar für uns, wie prüde man damals war (googelt mal den Begriff „Badekarren“!). Nach den tollen Beschreibungen von Agnes köstlichen Backwaren hätte ich mir ein paar Rezepte auf den letzten Seiten gewünscht.
Gegen Ende fand ich die Geschichte etwas schwächer; alle Probleme lösen sich wie von allein und schließlich gibt es ein dickes Happy End.

Fazit: Insgesamt ein schöner und unterhaltsamer historischer Roman mit viel Frauenpower.