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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2022

Schöne Winter- und Weihnachtsgeschichte

Weihnachtsreise zum Nordlicht
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Wie in jedem ihrer Winter- und Weihnachtsromane beschreibt Sarah Morgan auch hier wieder ein wunderschönes Setting. Viel Schnee, gemütliche Cottages, Schlittenfahrten und Nordlichter erzeugen eine ganz ...

Wie in jedem ihrer Winter- und Weihnachtsromane beschreibt Sarah Morgan auch hier wieder ein wunderschönes Setting. Viel Schnee, gemütliche Cottages, Schlittenfahrten und Nordlichter erzeugen eine ganz besondere Atmosphäre. Auch der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und oft humorvoll. Die Autorin beschreibt ihre Charaktere sehr lebendig und lebensnah. Ich mochte sie alle gern, aber die kleine Holly habe ich direkt in mein Herz geschlossen. Holly ist eine äußerst lebhafte Vierjährige, die ungefiltert sagt, was sie denkt, was oft zu lustigen Situationen führt. Auch der Schlagabtausch zwischen Alix (Christys beste Freundin) und Zac (Sebs bester Freund) hat mir gut gefallen und mich oft zum Lachen gebracht. Doch wie in jedem von Sarah Morgans Romanen gibt es auch hier zwischen den Charakteren unaufgearbeitete Konflikte, die zu Unstimmigkeiten führen und in langen Gesprächen gelöst werden müssen. Das war mir insgesamt zu viel und trübte die Weihnachtsatmosphäre etwas.

Fazit: „Weihnachtsreise zum Nordlicht“ ist eine schöne und größtenteils humorvolle Winter- und Weihnachtsgeschichte, die leider gegen Ende wegen der (zu) vielen ernsten Gespräche einige Längen hat.

Veröffentlicht am 10.11.2022

Ein dunkles Kapitel unserer Vergangenheit

Feldpost
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Inhalt: In einem Café setzt sich eine ältere Dame zu der Anwältin Cara Russo an den Tisch. Die Frau macht auf Cara einen verwirrten Eindruck und spricht von einer Adele, die sie nicht finden kann. Kurz ...

Inhalt: In einem Café setzt sich eine ältere Dame zu der Anwältin Cara Russo an den Tisch. Die Frau macht auf Cara einen verwirrten Eindruck und spricht von einer Adele, die sie nicht finden kann. Kurz darauf steht sie auf und verschwindet überraschend aus dem Café. Zurück lässt sie einen alten Koffer mit Feldpostbriefen, sowie Unterlagen über den Verkauf einer Villa in Kassel-Wilhelmshöhe zu einem symbolischen Preis und einige Fotos. Cara ist neugierig und beginnt zu recherchieren. Bald kommt sie einer überaus tragischen Geschichte auf die Spur.

Meine Meinung: Mechthild Borrmann erzählt in ihrem neuen Roman „Feldpost“ aus verschiedenen Perspektiven und auf zwei Zeitebenen. In den Jahren 1935 - 45 geht es um die beiden befreundeten Familien Martens und Kuhn und zudem um eine tragische Liebesgeschichte. Im Jahr 2000 versucht die Anwältin Cara mit Hilfe von Richard Martens - dem Absender der berührenden Briefe, den sie ausfindig machen konnte - herauszufinden, was damals geschehen ist. Der Autorin gelingt es wunderbar beide Zeitebenen miteinander zu verknüpfen und von Anfang an konnte mich die Geschichte fesseln. Schon nach kurzer Zeit gibt es eine Wendung, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte und die die Geschichte von den üblichen Liebesgeschichten, die wir aus der NS-Zeit kennen, etwas abhebt. Denn diese Liebe war in der damaligen düsteren Zeit verboten und äußerst gefährlich. Aber nicht nur die Liebesgeschichte ist hier ein Thema, sondern es geht auch um Flucht, Verrat und eine nicht wieder gutzumachende Entscheidung. Die oft dunkle und bedrohliche Atmosphäre gibt glaubwürdig den Zeitgeist des Krieges und des Nazi-Terrors wieder und auch die Charaktere habe ich als authentisch beschrieben empfunden.
Mich hat dieser Roman durch viele unvorhersehbare Wendungen immer wieder überrascht und von der ersten bis zur letzten Seite sehr berührt.

Fazit: Ein spannendes und bewegendes Buch, das ich sehr gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 04.11.2022

Konnte mich nicht völlig überzeugen

Fräulein vom Amt – Die Nachricht des Mörders
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Klappentext: Baden-Baden 1922. Das Fräulein vom Amt Alma Täuber liebt ihre Arbeit als Telefonistin und meistert sie mit Geschick und Energie. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Emmi genießt sie es, ...



Klappentext: Baden-Baden 1922. Das Fräulein vom Amt Alma Täuber liebt ihre Arbeit als Telefonistin und meistert sie mit Geschick und Energie. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Emmi genießt sie es, frei und unbeschwert zu sein und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Als Alma bei einer Telefonschalte zufällig den Bruchteil eines Gesprächs mithört, lässt sie die Stimme des Anrufers, die von einem erledigten Auftrag „bei den Kolonnaden“ spricht, nicht mehr los. Alma stellt beherzt Nachforschungen an und findet heraus, dass genau dort eine Frau ermordet aufgefunden wurde. Doch bei der Polizei glaubt niemand an einen Zusammenhang zu dem Anruf - außer Kommissaranwärter Ludwig Schiller. In ihrer entschlossenen Art lässt Alma sich nicht beirren und begibt sich gemeinsam mit Schiller zwischen mondänen Bäderhotels und illegalen Casinos auf die Spur des Mörders.

Meine Meinung: Charlotte Blum ist das Pseudonym der zwei Schriftstellerinnen Regine Bott und Dorothea Böhme. Bei Gesprächen über ihre Großmütter kam ihnen die Idee zu dieser neuen Krimi-Reihe.
Alma ist eine sympathische junge Protagonistin, doch ihre Freundin und Mitbewohnerin Emmi Wolke, genannt Wölkchen mochte ich sogar ein klein wenig lieber. Emmi ist quirlig und äußerst lebenslustig, während Alma eher ruhig und vernünftig ist. Die Passagen mit den beiden Frauen brachten mich meistens zum Schmunzeln, ebenso wie Almas Cousin Walter, und haben mir wirklich gut gefallen. Im Laufe der Geschichte entwickelt Alma eine für sie gefährliche Neugier und wird immer mutiger, da ihrer Meinung nach die Polizei nicht genug tut, um den Mord aufzuklären.
Insgesamt habe ich das Buch allerdings als etwas zulangatmig empfunden und es konnte mich nicht konstant fesseln. Auch spannende Momente gab es nur wenige. Gegen Ende fand ich die Zusammenarbeit von Alma und der Polizei ziemlich unrealistisch. Die Auflösung hat mich dagegen völlig überrascht.

Fazit: ein solider historischer Kriminalroman mit sympathischen Charakteren, der mich leider nicht völlig überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 02.11.2022

Bewegend und melancholisch

Zur See
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Inhalt: Auf einer kleinen, weit entfernt vom Festland gelegenen Nordseeinsel, lebt seit fast 300 Jahren die Familie Sander. Nach alter Tradition fahren die Männer der Familie zur See. Hanne und Jens Sander ...


Inhalt: Auf einer kleinen, weit entfernt vom Festland gelegenen Nordseeinsel, lebt seit fast 300 Jahren die Familie Sander. Nach alter Tradition fahren die Männer der Familie zur See. Hanne und Jens Sander haben drei Kinder auf dieser Insel großgezogen. Hanne war oft allein mit den Kindern, während Jens auf einem Schiff unterwegs war. Und dann, vor etwa zwanzig Jahren, hat Jens seine Familie verlassen und auch die Seefahrt aufgegeben um ganz einsam als Vogelwart zu arbeiten, während Hanne mit den Kindern zurück blieb. Auch der älteste Sohn Ryckmer, inzwischen schon längst erwachsen, hat nach einem schlimmen Sturm auf See sein Kapitänspatent abgegeben. Er fürchtet sich vor einer großen Flutkatastrophe und sucht Trost im Alkohol. Seine Schwester Eske arbeitet im Seniorenheim und entspannt bei lauter Death und Heavy Metal Musik. Nur Henrik, der jüngste Bruder, scheint zufrieden zu sein. Er liebt das Meer und den Strand, sammelt Treibgut und baut daraus skurrile Kunstwerke. Keiner der Sanders schafft es, die Insel für längere Zeit zu verlassen.

Meine Meinung: Ein Jahr lang begleiten wir die Familie Sander, sowie den Inselpastor und einige andere etwas kauzige Inselbewohner. Der Erzählstil von Dörte Hansen ist sehr besonders. Poetisch, ruhig und unaufgeregt, dabei sehr eindringlich und bildgewaltig, erzählt sie aus der Sicht der Inselbewohner von dem steten Wandel des Lebens und der Traditionen auf der Insel. Auch die Einheimischen passen sich zwangsläufig der neuen Zeit an und verdienen ihr Geld mit den Touristen, die in der Urlaubssaison die Insel überschwemmen. Erst in den Wintermonaten kehrt wieder Ruhe ein und das Leben nimmt seinen „normalen“ Gang.
Die Autorin beschreibt ihre Charaktere sehr warmherzig, aber keiner von ihnen ist glücklich oder zufrieden mit seinem Leben und es entsteht eine bedrückende und melancholische Stimmung. Auch das Ende habe ich als sehr traurig empfunden.

Fazit: Eine großartig erzählte Geschichte, die genau die richtige Länge hat. Bewegend und melancholisch.

Veröffentlicht am 24.10.2022

Interessant und atmosphärisch

Das Leuchten der Rentiere
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Inhalt: Die kleine Elsa ist Sámi und erst neun Jahre alt, als sie am Rentiergehege ihrer Familie zufällig einem Mann begegnet, der nur kurz zuvor ihr kleines Rentierkalb getötet hat. Ohne ein Wort zu sagen, ...

Inhalt: Die kleine Elsa ist Sámi und erst neun Jahre alt, als sie am Rentiergehege ihrer Familie zufällig einem Mann begegnet, der nur kurz zuvor ihr kleines Rentierkalb getötet hat. Ohne ein Wort zu sagen, macht der Mann ein unmissverständliches Zeichen, mit dem er Elsa schreckliche Konsequenzen androht, sollte sie ihn verraten. Von nun an lastet dieses große Geheimnis schwer auf ihrer Seele, vor allem, weil das Töten der Rentiere nicht aufhört Die Anzeigen der Rentierzüchter bei der Polizei werden nicht wichtig genommen und verlaufen ins Leere. Erst viele Jahre später ergibt sich für Elsa die Gelegenheit für Gerechtigkeit zu sorgen.

Meine Meinung: Die Autorin Ann- Helén Laestadius ist gebürtige Samin und gibt einen sehr interessanten Einblick in das Leben und die Kultur der Sámen. Sie hat diese Geschichte in drei Teile unterteilt. In Teil 1 ist Elsa erst neun Jahre alt, dann gibt es im nächsten Teil einen Zeitsprung von zehn Jahren und Teil 3 spielt dann noch einmal zwei Jahre später. Der Schreibstil ist eher ruhig, oft eindringlich, an einigen Stellen aber leider auch etwas zäh und ich kam nur relativ langsam mit dem Lesen voran.
Die Protagonistin Elsa wird im Lauf der Geschichte erwachsen und ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Ich fand ihre Entwicklung vom Kind zur mutigen Frau sehr beeindruckend. Aber auch die anderen Charaktere werden anschaulich und authentisch beschrieben.
Die Schauplätze konnte ich mir durch die detailierten Beschreibungen sehr gut vorstellen und auch die bedrückende und düstere Atmosphäre der langen dunklen, kalten und schneereichen Wintermonate wird sehr deutlich geschildert. Dazu kommen die Ungerechtigkeiten der Polizei und der anderen Dorfbewohnern den Samen gegenüber, sowie die anhaltende Tierquälerei und Wilderei. Nicht jeder der Rentierhalter hält diesen psychischem Druck auf Dauer stand. Im letzten Viertel des Buches nimmt die Spannung dann deutlich zu und das Ende hat mir gut gefallen.

Fazit: „Das Leuchten der Rentiere“ ist ein ganz besonderes Buch, für das man sich Zeit nehmen sollte. Es beschreibt ungeschönt das Leben der sámischen Rentierhalter im nördlichen Schweden und deren häufige Konfrontation mit Wilderei und Rassismus, aber ebenso die Schönheit der Natur. Ich habe das Buch trotz einiger Längen gerne gelesen und die Geschichte werde ich sicher noch eine ganze Zeit im Gedächtnis behalten