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Veröffentlicht am 31.08.2022

Bewegende Geschichte über eine starke junge Frau

Findelmädchen
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Inhalt: Seit über sieben Jahren leben Gerda und Jürgen nun schon bei ihren Pflegeeltern in Frankreich, als sie überraschend erfahren, dass ihr leiblicher Vater aus der russischen Kriegsgefangenschaft heimgekehrt ...

Inhalt: Seit über sieben Jahren leben Gerda und Jürgen nun schon bei ihren Pflegeeltern in Frankreich, als sie überraschend erfahren, dass ihr leiblicher Vater aus der russischen Kriegsgefangenschaft heimgekehrt ist und nach ihnen sucht. Zurück in Köln, im Elternhaus ihrer Mutter, können die beiden Jugendlichen schnell ein gutes Verhältnis zu ihrem Vater aufbauen, obwohl sie keine Erinnerung mehr an ihn haben. Von ihrer Mutter fehlt nach wie vor jede Spur, aber Meta, die Schwester der Mutter, lebt bei ihnen. Doch Meta verhält sich sehr Helga und Jürgen gegenüber sehr abweisend und distanziert, ganz anders als die junge und fröhliche Mieterin Fanny, die schnell zu einer guten Freundin für Helga wird.
Während Jürgen eine Ausbildung bei Ford macht und damit sehr glücklich ist, ist es Helgas größter Wunsch, das Gymnasium zu besuchen. Sie möchte gerne Schriftstellerin oder Journalistin werden, doch ihr sonst so liebevoller Vater verbietet es ihr und meldet sie stattdessen an der Haushaltungsschule an. Während eines Praktikums in einem Waisenhaus muss Helga erleben, wie sehr die Kinder dort gequält und misshandelt werden. Besonders die kleine Bärbel, ein sogenanntes „Besatzerkind“, muss unter der Grausamkeit von Schwester Jovana, einer Nonne, leiden. Doch Helga kann nichts für die Kinder tun und von ihrer Familie bekommt sie keine Unterstützung.
Auch ihre Beziehung zu dem jungen Konradin, der mit seiner Großmutter auf dem Dachboden des großen Hauses lebt, gestaltet sich schwierig.

Meine Meinung: „Findelmädchen“ ist der Nachfolgeroman von „Trümmermädchen“, aber in sich abgeschlossen und problemlos ohne Vorwissen zu lesen.
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Helga erzählt, nur unterbrochen durch kurze und emotionale Tagebuchaufzeichnungen ihrer Mutter Elisa direkt nach Kriegsende. Einmal mit dem Lesen angefangen, konnte ich das Buch kaum noch zur Seite legen. Der Schreibstil ist absolut flüssig, warmherzig, bildhaft und lebendig und Helga ist mir sehr schnell ans Herz gewachsen. Sie ist intelligent und mutig. Da ihr Vater aber immer wieder wichtige Gespräche abblockt, handelt sie schließlich eigenmächtig und macht dabei Fehler. Das macht sie für mich allerdings nur nahbarer und liebenswerter.
Auch die anderen Charaktere werden glaubwürdig und interessant beschrieben und vor allem Fanny mochte ich gern.
Die Handlung ist sehr fesselnd und es passiert unglaublich viel. Einige Szenen fand ich nicht ganz realistisch. (Ein Beispiel: Helga ist während eines Praktikums nachts ganz allein mit den Kindern.) Lilly Bernstein beschreibt das Köln der Nachkriegszeit (die Zerstörung und den Wiederaufbau) sehr bildhaft, sowie auch den Zeitgeist dieser Jahre; den Hunger nach Leben, das Wirtschaftswunder, aber auch die immer noch in einigen Köpfen vorhandene nationalzozialistische Denkweise. Der Roman erzählt sowohl von den positiven Seiten der 50er Jahre, wie auch von den negativen.
Der Schluss ist dann etwas zu rosarot für die ernsten Themen dieses Romans, aber da die Geschichte fiktiv ist, freue ich mich trotzdem über ein Happy End!

Fazit: „Findelmädchen“ ist eine fesselnde und bewegende Geschichte, die mich sehr gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 30.08.2022

Temporeich und spannend

Die Spur − Er wird dich finden
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Inhalt: In Lissabon, sowie auch nur wenige Tage später in Salzburg, werden makaber zur Schau gestellte Leichen gefunden: Beide Toten wurden an belebten Plätzen als Statuen aufgestellt. Inga Björk und Christian ...

Inhalt: In Lissabon, sowie auch nur wenige Tage später in Salzburg, werden makaber zur Schau gestellte Leichen gefunden: Beide Toten wurden an belebten Plätzen als Statuen aufgestellt. Inga Björk und Christian Brand, zwei Topermittler von Europol, werden mit der Aufklärung beauftragt, denn die Fälle scheinen miteinander in Verbindung zu stehen. Die Spur führt die beiden zu einer Eliteschule für junge Talente in Bologna.

Meine Meinung: „Die Spur“ ist schon der 3. Fall für die Schwedin Inga Björk und den Österreicher Christian Brand, aber für mich war es das erste Buch von Jan Beck. Da der Fall in sich abgeschlossen ist, hatte ich nicht den Eindruck, wichtiges Vorwissen verpasst zu haben, bis auf die Weiterentwicklung der beiden Protagonisten. Das hat mich aber auch nicht sehr gestört, ich war nur überrascht, dass die beiden sich auch bei dem dritten gemeinsamen Fall noch siezen.
Die Morde habe ich als sehr grausam und auch als absurd empfunden, konnte aber darüber hinwegsehen, da das Buch insgesamt sehr spannend ist und die Leiden der Opfer nicht allzu detailreich oder grausam geschildert werden. Da die Fälle, sowie auch die Spuren, denen die Ermittler nachgehen, länderübergreifend sind, wechseln nicht nur die relativ kurzen Kapitel schnell, sondern auch die Schauplätze, sowie die Erzählperspektiven. Daraus und natürlich auch aus dem permanent ansteigenden Spannungsbogen, entsteht ein ziemlich schnelles Tempo und ein Lesesog, dem ich mich schlecht entziehen konnte. Auch der Schreibstil gefällt mir gut, nur mit den beiden Protagonisten muss ich mich noch etwas anfreunden, vor allem Björk kann ich bisher nicht richtig einschätzen. Da ist es gut, dass Teil 1 „Das Spiel“ schon hier bereitliegt.
Von der Aufklärung hatte ich etwas Spektakuläreres erwartet, auch wenn ich die Zusammenhänge so nicht vorausgesehen habe.

Fazit: Ein temporeicher, gut konstruierter und spannender Thriller, der mich neugierig auf die zwei Vorgänger gemacht hat.

Veröffentlicht am 26.08.2022

Bewegender Gesellschaftsroman

Was auf das Ende folgt
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Inhalt: Eines Nachts verschwindet der 3-jährige Harry Monroe spurlos aus seinem Kinderzimmer. Trotz der intensiven Suche der Polizei gibt es auch Wochen später noch keine Spur von dem kleinen Jungen. Doch ...

Inhalt: Eines Nachts verschwindet der 3-jährige Harry Monroe spurlos aus seinem Kinderzimmer. Trotz der intensiven Suche der Polizei gibt es auch Wochen später noch keine Spur von dem kleinen Jungen. Doch während die verzweifelte Mutter an Türen klopft, immer wieder Plakate aufhängt und sich mit Alkohol und Männern abzulenken versucht, geht das Leben in der kleinen kalifornischen Kleinstadt Tall Oaks weiter. Jeder kennt hier jeden, und jeder hat Mitgefühl, aber auch eigenen Sorgen und Probleme. Und so wird jeder zum Verdächtigen und schließlich kommen gut gehütete Geheimnisse ans Licht …

Meine Meinung: „Was auf das Ende folgt“ ist kein Kriminalroman, wie man vielleicht zuerst vermuten würde. Das Verschwinden des kleinen Jungen ist eher die Rahmenhandlung und roter Faden, der sich durch die Geschichte zieht und die Beziehungen zwischen den verschiedenen Einwohnern von Tall Oaks deutlich macht. Und so wechselt die Handlung sehr oft zwischen den ungewöhnlich vielen Charakteren. Am Anfang fiel es mir wegen dieser Vielzahl an Personen nicht leicht, den Überblick zu behalten, doch ich konnte tatsächlich fast alle relativ schnell zuordnen. So gut wie alle Einwohner von Tall Oaks haben ihre speziellen Eigenheiten und werden teilweise skurril und humorvoll, teilweise aber auch traurig und erschütternd beschrieben. Die meisten Charaktere waren mir nicht besonders sympathisch, andere sind mir mit der Zeit richtig ans Herz gewachsen, so wie z.B. der großspurige Teenager Manny, der gerne Gangster werden möchte, aber eigentlich einen weichen Kern hat. Über ihn musste ich am häufigsten Schmunzeln.
Durch viele Geheimnisse, die nur angedeutet werden, gibt es ebenso viele Verdächtige und so war ich eine zeitlang auf der falschen Spur. Das Ende fand ich sehr emotional und es hat mich ziemlich hart getroffen, denn mit dieser Auflösung hatte ich nicht gerechnet.
Der Schreibstil von Chris Whitaker lässt sich sehr schnell und flüssig lesen und durch die vielen Perspektivwechsel und kurzen Abschnitte, kam ich sehr schnell mit dem Lesen voran. Obwohl die Geschichte tragisch ist, gibt es durchaus auch einige humorvolle Abschnitte.

Fazit: „Was auf das Ende folgt“ ist ein bewegender Gesellschaftsroman, bei dem sehr viele problembelastete und ungewöhnliche Charaktere aufeinandertreffen, von denen mir einige sicher noch eine Weile in Erinnerung bleiben werden.

Veröffentlicht am 25.08.2022

Stimmungsvoll und bewegend

Die Rückkehr der Kraniche
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Mit „Die Rückkehr der Kraniche“ hat sich Romy Fölck nach ihren erfolgreichen Kriminalromanen an ein neues Genre - eine Familiengeschichte - gewagt, was ihr meiner Meinung nach sehr gut gelungen ist.
Der ...

Mit „Die Rückkehr der Kraniche“ hat sich Romy Fölck nach ihren erfolgreichen Kriminalromanen an ein neues Genre - eine Familiengeschichte - gewagt, was ihr meiner Meinung nach sehr gut gelungen ist.
Der Roman wird im Wechsel aus den Perspektiven der vier Hansen Frauen, die drei verschiedenen Generationen angehören, erzählt. Jede der Frauen hat ein Geheimnis, das sie den anderen nicht anvertrauen mag. Denn über Sorgen und Gefühle wurde in der Familie noch nie geredet. Wilhelmine, die Mutter, bzw. Großmutter, hatte schon früh ihren Mann verloren und musste ihre zwei Töchter alleine großziehen, was sehr schwer für sie war. Sie war hart zu den Kindern und hart zu sich selbst, Gefühle zeigte sie nie und so lernten auch ihre Töchter nicht, Gefühle zuzulassen oder zu zeigen. Als Wilhelmine schwer erkrankt, kommen die Frauen im alten Landhaus inmitten der Elbmarsch zusammen und nur ganz langsam gelingt es ihnen, miteinander zu sprechen und ehrlich zu sein. Und auch wenn dabei alte Wunden wieder aufgebrochen werden, nähern sie sich doch einander wieder an.
Der Schreibstil von Romy Fölck gefällt mir sehr gut. Ruhig, anschaulich und mit wunderschönen stimmungsvollen Naturbeschreibungen erzählt sie diese Geschichte. Auch ihre vier Protagonistinnen beschreibt sie detailliert und authentisch und durch die häufigen Perspektivwechsel bekommt man gute Einblicke in die Gedanken und Gefühle der Frauen und lernt sie gut kennen. Grete mochte ich am liebsten, Anne dagegen war mir leider überhaupt nicht sympathisch.

Fazit: Ein ruhiges, stimmungsvolles und bewegendes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.

Veröffentlicht am 15.08.2022

Humorvoller Sommerroman

Neuanfang auf Whale Island
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Inhalt: Stella Minetti kommt als Restaurantmanagerin viel in der Welt herum. Jetzt hofft die Halbitalienerin zusammen mit ihrer 13-jährigen Tochter Feli auf einen Neubeginn in dem charmanten Inselhotel ...

Inhalt: Stella Minetti kommt als Restaurantmanagerin viel in der Welt herum. Jetzt hofft die Halbitalienerin zusammen mit ihrer 13-jährigen Tochter Feli auf einen Neubeginn in dem charmanten Inselhotel der Familie Cameron auf Whale Island. Nach einem Vorfall in Bangkok hat Feli eine schwere Zeit hinter sich. Seitdem leidet sie unter mangelndem Selbstbewusstsein und zieht sich ziemlich zurück.
Von Anfang an gerät die temperamentvolle Stella immer wieder mit dem aufbrausenden Chefkoch Aidan Cameron aneinander, obwohl sie sich eigentlich zu ihm hingezogen fühlt. Dann taucht auch noch der bekannte Sänger Jackson Porter auf und bringt noch mehr Unruhe…

Meine Meinung: „Neuanfang auf Whale Island" ist bereits der 2. Teil der Whale-Island Reihe, aber ganz problemlos ohne Vorwissen zu lesen (ich kenne den 1. Teil auch nicht). Möchte man allerdings alle drei Teile lesen, würde ich wegen der Weiterentwicklung einiger Charaktere empfehlen, bei Teil 1 zu beginnen.
Ich bin überhaupt kein Fan von Liebesromanen, aber die Romane von Miriam Covi lese ich immer sehr gerne. Ihr Schreibstil ist absolut mitreißend und sehr humorvoll, an einigen Stellen habe ich laut lachen müssen. Außerdem beschreibt sie ihre Charaktere so warmherzig und liebevoll, dass man fast den Eindruck hat, man würde sie persönlich kennen. Die Geschichte wird hauptsächlich aus Stellas Perspektive erzählt, doch einige Kapitel auch aus Aidans Sicht. So bekommt man Einblick in die Gedanken und Gefühle von beiden, was ich sehr gelungen finde.
Natürlich ist schon nach dem Lesen des Klappentextes klar, wie das Buch endet, aber der Weg dorthin, der amüsante Schlagabtausch zwischen Stella und Aidan, hat mir viel Spaß gemacht, auch wenn ich einige Szenen doch etwas überzogen fand.
Es werden aber auch ernste Themen angesprochen, wie z.B. Mobbing oder Bodyshaming.
Insgesamt hätte der Roman für mein Empfinden durchaus um einiges kürzer sein können. Nach etwa 400 Seiten fand ich die Geschichte etwas zu gewollt in die Länge gezogen, was aber auch dran liegen kann, dass ein Liebesroman nicht mein bevorzugtes Genre ist.

Fazit: Ein sehr unterhaltsamer und humorvoller Sommerroman mit einem wunderschönen Setting und liebenswerten Charakteren. Perfekt für den Urlaub oder für ein paar entspannte Stunden auf der Terrasse.