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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.09.2022

Gut konstruiert mit kleineren Twists

Die Filiale
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Laura arbeitet bei der BWG Bank in Berlin. Nach einem versuchten Überfall behielt sie die Kontrolle und soll dafür zur stellvertretenden Filialleiterin befördert werden. Für Laura eine äußerst positive ...

Laura arbeitet bei der BWG Bank in Berlin. Nach einem versuchten Überfall behielt sie die Kontrolle und soll dafür zur stellvertretenden Filialleiterin befördert werden. Für Laura eine äußerst positive Nachricht, nachdem sie an dem Tag per Post die Kündigung für ihre Wohnung erhalten hat. Der Häuserblock, in dem Laura mit ihrem Mann Timo zur Miete wohnt, gehört ebenfalls der BWG Bank und soll an einen anderen Investor verkauft werden. Als Mieter gibt es ein Vorkaufsrecht, doch dafür braucht Laura einen Kredit, den ihre Bank ihr natürlich zu diesem Zweck nicht gewähren will. Sie macht sich demnach gleich unbeliebt und wird schon bald dafür büßen müssen...

Die Story wird in angenehm langen Kapiteln hauptsächlich aus Sicht von Laura erzählt. Diese ist eine unglaublich interessante Protagonistin. Schlau, gebildet, schlagfertig und überaus gewissenhaft. Sie hat mir regelrecht imponiert mit ihrem lockeren und mutigen Auftreten. Die Nebencharaktere waren ebenfalls authentisch und real gezeichnet und ihre Handlungen stets greifbar für mich.

Das Thema Aktienhandel steht hier klar im Fokus. Dem Leser wird hier einiges an Informationen geboten, die man gierig aufsaugt. Vor allem die Vorgehensweisen beim Handel im Darknet waren überaus interessant und zu keiner Zeit trocken oder langweilig.

Der Schreibstil war eloquent und flüssig und passte exakt zu den jeweiligen Geschehnissen. Gerade die bedrohlichen Sequenzen hat Etzold so real dargestellt, dass ich kurz das Atmen vergessen habe. Generell hält er die Spannung gekonnt aufrecht, weil es einfach ständig neue Entwicklungen gibt, die die Handlung immer wieder neu aufleben lassen.

Der Schlussteil war zwar vorhersehbar, wurde aber geschickt in Szene gesetzt und mit ein, zwei kleinen Überraschungen abgerundet. Ein gelungener Abschluss eines informativen und spannenden Thrillers sowie ein offenes Ende für die Fortsetzung der Reihe.

Fazit: Ein Reihenauftakt, der mich begeistern und zugleich bilden konnte. Wer an die Börse will, sollte hier erst Mal einen Blick reinwerfen.

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Veröffentlicht am 01.09.2022

Grausam, brutal, spannend - Carter!

Blutige Stufen (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 12)
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„Wie tötet man jemanden, ohne jemanden zu töten?“. Diese Frage beschäftigt die Ermittler Hunter und Garcia in ihrem neuesten Fall, der an Grausamkeit kaum zu übertreffen ist. Ein Serienmörder, der sich ...

„Wie tötet man jemanden, ohne jemanden zu töten?“. Diese Frage beschäftigt die Ermittler Hunter und Garcia in ihrem neuesten Fall, der an Grausamkeit kaum zu übertreffen ist. Ein Serienmörder, der sich selbst als Mentor bezeichnet, tötet nicht nur Menschen, sondern lässt diese bewusst ihren Todeskampf miterleben. Als ob das nicht schon schlimm genug ist, erhalten die Angehörigen ein paar Tage nach dem Mord Textnachrichten mit einem Video des grausamen Todeskampfes. Ein extremer Fall, der die beiden Ermittler und das ganze Team der UV-Einheit an seine Grenzen bringt…

„Im ersten Moment war Hunter wie gelähmt. Er begriff einfach nicht, weshalb der Täter Videos seiner Taten verschickte. [...] Doch diesem Täter ging es ganz offensichtlich um mehr als nur seine persönliche Befriedigung. Er hatte eine ganz neue Kategorie von Sadismus erschaffen.“ (Zitat)

Chris Carter versteht es, den Leser gleich zu Beginn abzuholen und ihn durch die Handlung zu schleifen. Die Grausamkeit der Taten ekelte mich einerseits an, faszinierte mich aber andererseits, da ich sowas Krankes und Perfides bisher noch nicht gelesen habe. Nicht mal vom Autor! Somit hat er sich hier selbst übertroffen.

Hunter und Garcia sind mir mittlerweile echt ans Herz gewachsen, weshalb diese Reihe für mich gar nicht mehr vom Buchmarkt wegzudenken ist. Und dieser Fall fordert die Ermittler nicht nur körperlich, sondern auch mental sehr stark. Die Morde, die schonungslose Härte, das Unverständnis darüber - all das geht nicht spurlos an ihnen vorbei, was der Leser auch deutlich zu spüren bekommt.

„Hunter war geneigt, seinem Partner zuzustimmen. Während ihrer Arbeit in der UV-Einheit hatten er und Garcia schon so manchen Mörder gejagt, dessen Hang zur Grausamkeit nicht von dieser Welt zu sein schien. Doch dieser hier übertraf sie alle.“ (Zitat)

Der Schlussteil ist für mich kaum in Worte zu fassen. Mit diesem Ausgang hätte ich nie und nimmer gerechnet. Mir ist wortwörtlich die Kinnlade runtergeklappt. Obwohl ich dachte, dass dieses Buch mir schon all meine Emotionen entlockt hat, hat das Ende dem Ganzen nochmal das i-Tüpfelchen aufgesetzt. Krass!

Fazit: Ein echter Schocker, der mir von Anfang bis Ende den Atem geraubt hat! Carter hat hier mal wieder all sein Können bewiesen. Wer auf kranke Geschichten und Blutvergießen steht, jedoch auf einen authentischen Background nicht verzichten möchte, ist mit „BLUTIGE STUFEN“ bestens bedient. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Teil - und muss das Gelesene bis dahin erst einmal verdauen.

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Wow! Ganz großes (Kopf)Kino!

Saving Grace - Bis dein Tod uns scheidet
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Kennt ihr diese Filme, die sich nur an wenigen Plätzen und mit einer begrenzten Anzahl an Charakteren abspielen? Ein, zwei Orte, zwei, drei Hauptfiguren. Oftmals ganz großes Kino. Und genau dieses kleine ...

Kennt ihr diese Filme, die sich nur an wenigen Plätzen und mit einer begrenzten Anzahl an Charakteren abspielen? Ein, zwei Orte, zwei, drei Hauptfiguren. Oftmals ganz großes Kino. Und genau dieses kleine Universum inszeniert auch B.A. Paris in ihrem Psychothriller „Saving Grace“. Für mich liegt darin die wahre Brillanz.

Paris schafft es, eine perfide Story einzig und allein um die beiden Hauptfiguren Grace und Jack zu erzählen. Nach außen sind die beiden DAS perfekte Paar. Beinahe niemand zweifelt an ihrer heilen Welt. Doch was wie das pure Glück erscheint, entpuppt sich hinter verschlossenen Türen als absoluter Albtraum! So sehr ich mit Grace mitgefiebert habe, so sehr haben mich die vollkommen von einander gelösten Persönlichkeiten von Jack fasziniert. Mit seiner charmanten Art erobert er jeden im Sturm. Nur sehr wenige Personen erkennen sein wahres Ich. Graces Situation scheint jedoch aussichtslos zu bleiben, denn Jack ist immer an ihrer Seite. Wirklich immer!

Die ständigen Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart lassen Zusammenhänge nur langsam erkennen. Die Autorin behält dabei aber stets das richtige Maß, um nicht Gefahr zu laufen, in langatmige Szenen abzudriften oder zu viel vorweg zu nehmen, und steigert so die Spannung ins Unermessliche.

Was mich an dieser Story besonders mitnimmt, ist der Gedanke, dass wohl jedem von uns auf die eine oder andere Art ein Jack und eine Grace begegnen könnten. Ohne es zu wissen könnten wir jemanden wie diese beiden kennen.

Fazit: Ein abgründiger Psychothriller mit äußerst überzeugenden Charakteren. B.A. Paris webt ein derartig bedrohliches Netz, dass man am liebsten flüchten und jeden davor warnen möchte. Hier zeigt sich, dass die leisen Töne, ohne viel Drumherum, die beängstigendsten sind.

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Veröffentlicht am 13.08.2022

Aufrüttelnd, ergreifend, wichtig

Ich bin nicht da
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Leo und Simon sind in ihren Dreißigern, haben aber immer noch viele Altlasten bei sich. Um die Realität zu überleben, halten sie sich aneinander fest und versuchen, den Stürmen der Vergangenheit gemeinsam ...

Leo und Simon sind in ihren Dreißigern, haben aber immer noch viele Altlasten bei sich. Um die Realität zu überleben, halten sie sich aneinander fest und versuchen, den Stürmen der Vergangenheit gemeinsam zu trotzen.

Plötzlich kündigt Simon von jetzt auf gleich seinen sicheren Job, weil er eine unfassbar gute Geschäftsidee hat, die er vermarkten möchte. Doch kaum lässt er den geregelten Tagesablauf eines festen Arbeitsverhältnisses hinter sich, bricht nicht nur um ihn herum, sondern auch in ihm Chaos aus. Sein Start-Up bleibt auf der Strecke, weil er keine Finanzierung bekommt, er wird antriebslos und fühlt sich beobachtet. Leo erkennt ihn nicht wieder, möchte ihm beistehen, muss aber erkennen, dass sie gar nicht weiß, wie. Sie kann niemandem vertrauen, sich niemandem anvertrauen. Bisher gab es immer nur sie und Simon, in ihrem Leben hatte niemand weiteres Platz. Leo lernt, dass sie nicht nur ihre eigene Kindheit verarbeiten muss, sondern auch die Vergangenheit und Gegenwart mit Simon.

Die Geschichte liest sich als Protokoll, denn Leo schreibt Simons „Phasen“ nieder. Jedoch nicht ausschließlich, viele Dinge erfährt der Leser über Rückblenden, die Sequenzen des gemeinsamen Lebens darstellen. Oft ist dem Leser schon klar, worauf Leo hinaus möchte, bevor sie es selber eindeutig formuliert. Man merkt, dass sie alles dran setzt, ihre Beziehung zu retten. Selbst als man das Gefühl hat, dass es nichts mehr gibt, um das es sich zu kämpfen lohnt.

Man begleitet nicht nur Simon, sondern besonders auch Leo dabei, wie sie versucht, sich selbst zu ergründen und dabei für Simon da zu sein. Während sie sich ihren Kummer als Kolumnistin von der Seele schreibt, bekommt man als Leser den Eindruck, dass es früher oder später knallen wird.

Auch wenn es um die große Liebe geht, ums Verlieren und Wiederfinden, Lize Spits Story ist keine kitschige, sondern vielmehr eine eindringliche Bitte, nicht wegzusehen. In unserer Gesellschaft sind psychische Krankheiten immer noch mit einem Makel versehen, werden oft abgetan und verharmlost. Doch nicht nur für die Betroffenen ist das schlimm, sondern auch für Angehörige, die sich nicht trauen, mit jemandem darüber zu sprechen.

Ein ziemlich aufwühlendes, aufrüttelndes und ergreifendes Buch, das ich sicher nicht vergessen werde.

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Veröffentlicht am 10.08.2022

Krasses Kopfkino!

Game On - Der Einsatz ist dein Leben
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Als waschechtes Psychoferkel brauche ich es meistens blutig, schmutzig und abgründig. Schon lange habe ich keinen richtig guten Thriller mehr gelesen, irgendetwas hat mir einfach immer gefehlt. Doch dieses ...

Als waschechtes Psychoferkel brauche ich es meistens blutig, schmutzig und abgründig. Schon lange habe ich keinen richtig guten Thriller mehr gelesen, irgendetwas hat mir einfach immer gefehlt. Doch dieses Buch hat meine Durststrecke beendet!

Barkers neues Werk startet ruhig. Das dauert so circa drölfzig Sekunden, dann explodieren bereits die ersten Taxis mitten in der Rush Hour New Yorks und man sitzt kerzengerade. Hups, watt war dat denn?! Es wird also direkt blutig und brutal. Insbesondere die Gedankengänge des Täters fand ich unheimlich spannend. Wie kann ein Mensch überhaupt in der Lage sein, so etwas Furchtbares durchzuführen? Heftiger Tobak!

Die Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht von Detective Cole Hundley und von der Radiomoderatorin Jordan Briggs erzählt. Cole ist definitiv der Sympathieträger, obwohl er dazu neigt, häufiger Befehle zu missachten. Auch die taffe Jordan lässt sich ungern etwas vorschreiben; Beleidigungen ihrerseits sind völlig normal. Sie rüpelt herum und eckt an. So jemanden hätte man doch gerne als Freundin/Kollegin, oder?

Superschnell hat die Geschichte an Fahrt aufgenommen. Es passierte irre viel, sodass ich kaum Luft holen konnte. Auf solche intelligenten Plot-Ideen muss man erst einmal kommen.

Die Auflösung des Ganzen gab es erst zum Schluss und ließ meine Kinnlade runterklappen wie ein Garagentor. Ich habe beim Lesen selten so mitgefiebert wie hier. Ganz großes Kino!

Fazit: Braucht ihr eine Definition von "literary popcorn"? Here it is! Ein spannungsgeladener und actionreicher Thriller, der die Nerven völlig blanklegt - ach, was: zerfetzt! Man fühlt sich nach dem Zuklappen der Buchdeckel wie ein demolierter Crash Test Dummie! Sollte verfilmt werden!

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