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Veröffentlicht am 14.01.2025

Kurzweiliger, unterhaltsamer Thriller

Die Schanze
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Ellens Leben in Hamburg, weit weg der Heimat, ist gescheitert. Trotz erheblicher Zweifel bricht sie ihre Zelte in der Großstadt ab und kehrt widerwillig in den winterlichen Ort ihrer Kindheit zurück, um ...

Ellens Leben in Hamburg, weit weg der Heimat, ist gescheitert. Trotz erheblicher Zweifel bricht sie ihre Zelte in der Großstadt ab und kehrt widerwillig in den winterlichen Ort ihrer Kindheit zurück, um sich hier als Hausärztin niederzulassen. Damit, dass die Vergangenheit, die Ellen vergeblich zu verdrängen suchte, eiskalt zurückschlägt und Leben kosten würde, hatte sie allerdings nicht gerechnet.

Schon im Prolog geht es einmal in die Vollen. Lars Menz legt damit den Grundstein für eine vielversprechende Story. Tatsächlich hat Menz ein Händchen für kurzweiliges Erzählen, aber gerade im ersten Drittel des Buches habe ich mich irgendwann gefragt, wann es mal so richtig losgeht. Doch das „Durchhalten“, so schlimm war es tatsächlich nicht, lohnt sich.

Menz streut in die gegenwärtige Handlung immer wieder Rückblicke. Langsam, aber sicher erschließen sich so die Geschehnisse aus Ellens Jugendzeit und legen Geheimnisse offen, die einen ganzen Ort zum Schweigen brachten. Doch jetzt scheint jemand Rache zu nehmen, und niemand weiß, wer das nächste Opfer sein wird. Gemeinsam begeben sich Ellen und der Journalist Merab auf Tätersuche und geraten dabei selbst ins Visier des Mörders.

Menz zeichnet seine Figuren facettenreich und realistisch. Besonders Ellen und Merab, aber auch die anderen Protagonisten fügen sich so glaubhaft in das Geschehen, dass man dem Autor die Story voll und ganz abnimmt.

Auch mit seinem Schreibstil konnte Menz mich absolut abholen. Insbesondere im letzten Drittel nimmt die Handlung noch mal richtig Fahrt auf. Der finale Twist hat mich überzeugt, auch wenn sich meine Vermutung damit bestätigt hat. Aber so gut mir „Die Schanze“ auch gefallen hat, bei einem Thriller würde ich persönlich doch etwas mehr Action erwarten. Nichtsdestotrotz ist dieses Buch gelungen und empfehlenswert.

Fazit: „Die Schanze“ ist ein kurzweiliger, unterhaltsamer Thriller, mit dem man sich stimmungsvoll die dunkle Jahreszeit vertreiben kann. Gerade zu Beginn hätte das Buch gern etwas mehr Fahrt aufnehmen dürfen, alles in allem liefert Lars Menz aber eine gelungene Story, die Lust auf mehr macht.

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Veröffentlicht am 10.01.2025

Ein solider Reihenauftakt mit Luft nach oben

Racheritual
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Racheritual ist der Auftakt einer neuen Reihe mit dem Hauptprotagonisten Baxter Kincaid, der im Morddezernat von San Francisco an einer Mordserie arbeitet. 9 Jahre später und nicht mehr offiziell im Polizeidienst, ...

Racheritual ist der Auftakt einer neuen Reihe mit dem Hauptprotagonisten Baxter Kincaid, der im Morddezernat von San Francisco an einer Mordserie arbeitet. 9 Jahre später und nicht mehr offiziell im Polizeidienst, wird er jedoch mit speziellen Ritualmorden konfrontiert; den Täter hatte er bereits hinter Gitter gebracht. Wie kann das sein?

Zitat S. 76:
"In San Francisco war es mehr oder weniger egal, was man anstellte, solange man dabei im richtigen Viertel blieb. Scheißegal, welchen Fetisch oder welche Sucht man hatte – Hauptsache, man kam niemandem in die Quere, der nach Geld süchtig war."

Ethan Cross hat sich für den Plot an Ritualmorden mit Bezug aus der nordischen Mythologie bedient. Klingt erst einmal spannend, wurde aber leider etwas langatmig, da Cross gerade zu Beginn viele Informationen dazu gibt. Leser mit Vorliebe zu diesem Thema kommen da bestimmt auf ihre Kosten.

Die vielen Perspektiven erschweren den flüssigen Lesefluss, bringen damit aber auch Abwechslung in die Story, die sich gut ineinander fügt.

Baxter Kincaid ist der typische (Ex-)Ermittler, der fast auf wundersame Weise immer alle Zusammenhänge aufklärt. Hier hätte ich mir mal eine neue Idee und mehr Kreativität gewünscht, mehr Charaktertiefe, mehr Ecken und Kanten. Vor allem welche, die man nicht schon zig Mal gelesen hat. Zumindest das Drumherum ist aber mal was anderes und wurde gut konstruiert. Alles in allem war die Story solide, jedoch mit Luft nach oben.

Fazit: Ein solider Reihenauftakt mit interessanten Protagonisten, dessen zweiter Band bereits für Anfang 2026 geplant ist. Da werde ich sehr wahrscheinlich reinlesen - und hoffen, dass mir der Band besser gefällt.

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Veröffentlicht am 06.01.2025

Gut durchdachter psychologischer Thriller

Das Dinner – Alle am Tisch sind gute Freunde. Oder?
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Sie waren beste Freunde, bis eine von ihnen auf einem Festival spurlos verschwand. Da Maria eine Abschiedsnachricht hinterließ, wurde nie ermittelt - und die Freundschaft der anderen verlor sich. 5 Jahre ...

Sie waren beste Freunde, bis eine von ihnen auf einem Festival spurlos verschwand. Da Maria eine Abschiedsnachricht hinterließ, wurde nie ermittelt - und die Freundschaft der anderen verlor sich. 5 Jahre später laden Jonathan und seine Freundin Lotta die anderen zum ersten Mal wieder in dieser Konstellation zum Krimidinner ein. Doch das läuft völlig aus dem Ruder, als der Fall immer mehr an das Verschwinden ihrer einstigen Freundin erinnert. Was wird hier wirklich gespielt?

Die Kapitel werden aus Sicht jedes einzelnen der fünf Freunde erzählt. Schnell wird klar, dass sie sich alle nicht mehr gut verstehen und sich die letzten Jahre bewusst aus dem Weg gegangen sind. Dennoch sitzen sie nun alle an einem Tisch und machen gute Miene zum bösen Spiel. Als dann jedoch während des Krimidinners erste Parallelen zu Marias Verschwinden auftauchen, werden gegenseitige Vorwürfe laut, dass Maria nicht nur verschwunden ist, sondern ermordet wurde. Und alle fünf Spieler haben Motive.

Zitat S. 11:
"Seit jener Nacht weiß ich, dass mir der Teufel auflauert. Ich glaube, er lauert in uns allen. Darauf wartend, dass wir etwas tun, das ihn vom Fluch des stillen Beobachters befreit und zu dieser bösartigen Stimme in unserem Kopf macht, die uns tagein, tagaus quält."

Man verfolgt gespannt den Schlagabtausch untereinander, die gegenseitigen Vorwürfe und erfährt mit jedem Kapitel mehr Geheimnisse, sodass man gar nicht mehr weiß, wer infrage käme, Maria etwas angetan zu haben. Wie in einem richtigen Krimidinner rätselt man also mit allen Hinweisen mit - nur fürs Essen muss man selbst sorgen. Die Atmosphäre trägt zu einer bedrohlichen Stimmung bei, die sich mit jedem Hinweis verstärkt. Man ahnt, dass dieses Spiel nicht gut ausgehen wird.
Aber das lest selber...

Die Auflösung ist gut durchdacht und konnte mich überraschen. Und zu guter Letzt setzt die Autorin mit einer finalen Wendung noch einen drauf und lässt einen mit offenem Mund zurück.

Fazit: Ein durchweg spannender und gut durchdachter psychologischer Thriller, den ich uneingeschränkt empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 06.01.2025

Unvergesslicher Horrortrip

One Perfect Couple
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Willkommen im Reality TV! Nico sieht mit der Teilnahme an der Show "One perfect Couple" seinen großen Durchbruch als Schauspieler. Seine Freundin Lyla hat eigentlich keine Lust auf das Format, fügt sich ...

Willkommen im Reality TV! Nico sieht mit der Teilnahme an der Show "One perfect Couple" seinen großen Durchbruch als Schauspieler. Seine Freundin Lyla hat eigentlich keine Lust auf das Format, fügt sich aber Nico zuliebe dann doch. Und erstmal angekommen auf der Paradiesinsel, ist Lyla hin und weg. Doch die Freude ist nur von kurzer Dauer, denn ein Sturm zieht auf und schneidet die Teilnehmer von der Außenwelt ab. Der Kampf ums Überleben beginnt und damit der schlimmste Albtraum aller Teilnehmer ...

Die Story wird in drei Teilen und aus der Sicht von Lyla erzählt, wobei einige Kapitel aus verzweifelten Funknotrufen und Tagebucheinträgen der Teilnehmer bestehen. Die Charaktere hat Ruth Ware sehr detailliert und authentisch dargestellt. Es fiel mir leicht, einen Bezug zu ihnen herzustellen und ich fand sie alle auf ihre Art interessant. Lyla war mir als Hauptprotagonistin sehr sympathisch und ihre Entwicklung war faszinierend. So mausert sie sich von der anfangs noch naiven Schauspieler-Freundin zu einer mutigen und willensstarken Überlebenskämpferin.

Das Setting, das die Autorin hier geschaffen hat, ist zwar nicht einzigartig, wurde aber dennoch gut gewählt. Eine traumhafte Insel, abgeschieden von der Außenwelt und damit perfekt für eine kleine Auszeit. Ja, da kam Fernweh bei mir auf! Ihr Schreibstil ist mitreißend und greift die angespannte und bedrohliche Atmosphäre gekonnt auf. Mit ihrer bildhaften Beschreibung des Sturms und seiner Folgen hat sie mich an die Handlung fesseln können und mir das Gefühl vermittelt, hautnah dabei zu sein. Einfach grandios!

Da ein Ereignis das nächste jagt, Teilnehmer verschwinden oder tot aufgefunden werden, ist hier permanent Action angesagt, und Ware hält den Spannungsbogen mit ihren unerwarteten Wendungen konstant oben. Bis zum Schluss tappte ich völlig im Dunkeln, wie diese Reise, die sich von Euphorie zu blankem Horror entwickelte, zu Ende gehen würde. Auch wenn ich mir vielleicht ein anderes, schlüssigeres Ende gewünscht hätte, hat mich die Autorin dennoch überrascht.

Fazit: Ruth Ware entführt uns auf eine einsame Insel und lässt uns an einem unvergesslichen Horrortrip teilhaben. Bildhaft und voller Spannung fesselt sie ihre Leser an die Story und sorgt damit für ein mitreißendes Lesevergnügen!

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Veröffentlicht am 27.12.2024

Luft nach oben

Once You're Mine
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Der Roman handelt von Calista, der Tochter eines in Ungnade gefallenen Senators, der kürzlich ermordet wurde. Bei dem verzweifelten Versuch, seinen Mörder zu finden, nimmt sie widerwillig die Hilfe von ...

Der Roman handelt von Calista, der Tochter eines in Ungnade gefallenen Senators, der kürzlich ermordet wurde. Bei dem verzweifelten Versuch, seinen Mörder zu finden, nimmt sie widerwillig die Hilfe von Hayden, dem Staatsanwalt im Strafverfahren ihres Vaters, an. Was Calista nicht weiß, ist, dass Hayden zwar beruflich auf der rechten Seite des Gesetzes lebt, in seinem Privatleben jedoch andere Regeln gelten. Es dauert nicht lange, bis Calista sich in Hayden verliebt und langsam entdeckt, dass mehr hinter seiner Fassade steckt, als man auf den ersten Blick sieht.

Haydens Charakter ist kontrastreich. Seine Fähigkeit, seine öffentliche Person zu steuern und gleichzeitig intensive Gefühle für Callista zu hegen, bietet den Lesern einen Einblick in die Komplexität seiner Psyche. Haydens Besessenheit ist zwar beunruhigend, verleiht seinem Charakter aber eine besondere Tiefe, was ihn als Figur faszinierend und manchmal überraschend greifbar macht.

Callistas Reaktion auf die Erkenntnis, dass sie einen Stalker hat, ist hingegen enttäuschend. Sogar etwas befremdlich. Es mangelt ihr an emotionaler Tiefe, wenngleich man die Mischung aus Angst und Anziehung zwischen den beiden durchaus wahrnimmt. Die verworrenen Gefühle zwischen Hayden und Callista sind greifbar, ihre Interaktionen reichen von erschreckend bis äußerst leidenschaftlich. Zudem schwankt die Story am Rande eines Psychothrillers, ist aber über weite Strecken nur wenig fesselnd und lässt den Leser stets nach mehr Spannung und einer tieferen Erforschung der Gefühlswelt der Charaktere verlangen. So ist der Plot quasi nichts Halbes und nichts Ganzes.

Im Verlauf der Geschichte wird deutlich, dass tiefere Geheimnisse in die Handlung verwoben sind. Und man hätte so viel mehr daraus machen können. Denn diese Kombination aus einem dramatischen Stalker, einem urkomisch perversen besten Freund und einer Kulisse aus vertrackten Geheimnissen schafft per se eine interessante und abwechslungsreiche Reise voller Freundschaft, Obsession und Selbstfindung. Das hat mich einerseits zum Lachen gebracht, andererseits hinterfragen lassen, was Liebe und Loyalität wirklich bedeuten. Trotzdem war nach oben hin immer reichlich Luft.

Fazit: Für diejenigen, die sich von der dunklen Seite der Romantik magisch angezogen fühlen, ist dieses Buch eine nette Ergänzung der Leseliste. Abgesehen von einigen Schwächen lässt sich das Buch wunderbar nebenbei schmökern.

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