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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.09.2018

wunderbares "Schlechtwetter"-Buch

Der Mann im Heuhaufen
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Birgit Hasselbusch hat mit Charlotte eine liebenswerte und charmante Hauptfigur geschaffen. Man mag sie einfach, weil sie so herrlich normal ist und sich auch nicht scheut für andere da zu sein. Sie wird ...

Birgit Hasselbusch hat mit Charlotte eine liebenswerte und charmante Hauptfigur geschaffen. Man mag sie einfach, weil sie so herrlich normal ist und sich auch nicht scheut für andere da zu sein. Sie wird im Zug von der Liebe überrascht und muss nun ihr Leben und ihre Liebe zu Kai überdenken. Will sie auch ein Haus, die Kinder und jeden Abend einen singenden Mann in der Küche? Auch, wenn es gut schmeckt, kann dies doch nicht alles sein. Charlotte ist hin und her gerissen und schafft mit ihrer Suche nach dem Mann aus dem Bahnabteil für jede Menge Verwirrung, aber auch für Freude. Denn durch sie werden Fäden miteinander verknüpft, die sich sonst nicht gefunden hätten. Mir hat zudem auch ihr Vater gut gefallen. Ein älterer Herr, der sich noch einmal in ein geschäftliches Abenteuer stürzt, die Welt des Smartphones erobert und Frauen zusammenbringt. Leider haben die Figuren eher einen oberflächlichen Charakter (könnten noch etwas mehr ausgebaut sein), was wahrscheinlich daran liegt, dass es auf 320 Seiten sehr viele davon gibt.

Trotzdem hat Birgit Hasselbusch ein wunderbares "Schlechtwetter"-Buch geschrieben. Ein Buch zum Schmökern und Treibenlassen und obwohl man weiß, wie es ausgehen wird, hat sie es geschafft durch kleine Spannungsmomente das Finale noch interessant zu halten.

Veröffentlicht am 06.09.2018

Bleibt spannend..

Die Zerrissenen
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"Die Zerrissenen" ist der dritte Fall von Carina Kyreleis. Für mich war es das erste Buch von Stephanie Fey und ihrer Protagonistin. Fey erwähnt zwar immer wieder einzelne Punkte aus den vorherigen Fällen, ...

"Die Zerrissenen" ist der dritte Fall von Carina Kyreleis. Für mich war es das erste Buch von Stephanie Fey und ihrer Protagonistin. Fey erwähnt zwar immer wieder einzelne Punkte aus den vorherigen Fällen, aber leider recht dies nicht, um wirklich hinter die Geschehnisse und Gefühle zu steigen. Ich hatte ab und an schon meine Probleme, die Zusammenhänge zu den alten Fällen zu erkennen. Zudem waren es, aus meiner Sicht, zu viele Figuren und Handlungsstränge, die das Nachvollziehen der Handlung etwas erschwerten. Jedoch kann genau dies daran liegen, dass ich die ersten beiden Fälle nicht gelesen habe.

Fey baute sehr viele Fakten aus der aktiven Zeit der RAF in die Geschichte ein und brachte somit ein brisantes Thema der vergangenen Jahre wieder zum Vorschein. Die Protagonisten waren gelungen und auch glaubwürdig, so dass man sich recht gut hineinversetzen konnte. Die Verknüpfungen waren geschickt gemacht und nur langsam zeigten sich die Verbindungen. Das trübe und nasse Wetter, welches die Autorin bewußt gewählt hatte, verdeutlichte noch einmal mehr die bedrückende Stimmung und die Angespanntheit der Figuren. Aber trotzdem schaffte sie es durch kleine Sticheleien und liebevollen Worten bzw. Gesten zwischen den Charakteren (Vater/Tochter) die Stimmung nicht völlig zu verdüstern, sondern immer wieder einen kleinen positiven Funken zu setzen.

Der Schreibstil von Stephanie Fey hat mir gut gefallen und so konnte man das Buch auch zügig lesen. Das Ende hat mich etwas irritiert und mit einem Fragezeichen zurückgelassen. Scheinbar wird es auch keinen weiteren Band geben, denn die Autorin schreibt hier von einer Trilogie. Insgesamt fand ich das Buch gut geschrieben und interessant, jedoch empfiehlt es sich die Reihenfolge einzuhalten, um der Handlung besser folgen zu können.

Veröffentlicht am 06.09.2018

Entspannte Geschichte

Der Gast im Garten
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Takashi Hiraide hat ein wundervolles ruhiges und schönes Buch geschrieben. Schon das Cover hat mich als Katzenfreund angesprochen und neugierig gemacht. Das Bild ist kein klassisches Katzenfoto, sondern ...

Takashi Hiraide hat ein wundervolles ruhiges und schönes Buch geschrieben. Schon das Cover hat mich als Katzenfreund angesprochen und neugierig gemacht. Das Bild ist kein klassisches Katzenfoto, sondern wirkt "verwaschen" und etwas fern und erzielt dadurch eine besondere Ausstrahlung.

Innerhalb des Buches begleiten immer wieder neue Bilder die Geschichte und unterstreichen das Erzählte und regen die Fantasie des Lesers an. Die Geschichte selbst wird ganz unaufgeregt erzählt. Wer die japanischen Autoren kennt, weiß das sie wunderbare Geschichtenerzähler sein können. Sehr detaillverliebt und entspannt werden die Hauptcharaktere und deren Umgebung beschrieben. Das Lesetempo wird langsamer und ruhiger, um ja kein kleines Detail zu verpassen bzw. zu überlesen. Die Figuren sind irgendwie etwas eigen und doch symphatisch. Sie nehmen den Leser bei der Hand und zeigen ihm ihr Leben. Hiraide hat sehr schön beschrieben, wie Tiere insbesondere Katzen, das Leben eines Menschen verändern und beeinflussen können. Katzen leben ihr ganz eigenes Leben und lassen evtl. den Menschen daran teilhaben. Sie geben den Lauf der Dinge vor und behalten stets ihren Willen und ihre Freiheit. Auch in dieser Geschichte zeigt es sich, dass der Mensch sich freiwillig der Katze in gewiser Art und Weise unterordnet.

Das Buch entführt in eine entspannte Welt, in einen ruhigen "Raum" und lässt Platz zum Atmen und in sich kehren. Für mich ist es eine gelungene Kombination einer liebevollen Katzen-Menschgeschichte mit den tollen Illustrationen von Quint Buchholz.

Veröffentlicht am 06.09.2018

Schade...

Der Preis der Treue
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Ein Mann, der fremd geht, seine Frau und die Familie betrügt und sich dann auf gut 176 Seiten Gedanken darüber macht. Was erwartet man dann?

Reue?
Einsicht?
Klare Worte?
Irgendetwas in der Art, aber ...

Ein Mann, der fremd geht, seine Frau und die Familie betrügt und sich dann auf gut 176 Seiten Gedanken darüber macht. Was erwartet man dann?

Reue?
Einsicht?
Klare Worte?
Irgendetwas in der Art, aber in diesem Buch wird der Leser leider nur von recht flachen und langatmigen Gedankengängen eines älteren Anwalts unterhalten. Seine Familie wird anonymisiert, seine Geliebte hat als einzige Figur in dieser Geschichte einen Namen erhalten. Das Doppelleben, welches der Anwalt führt, ist bereits sehr ausgewachsen. Seit fast einem Jahr führt er es und sucht nun die Antwort auf seine Frage "Worauf warte ich?".

Ich bin enttäuscht von diesem Buch, auch wenn mir der Schreibstil gut gefallen hat, die Geschichte fand ich nur fad und ereignislos. Ein Buch, welches man schnell wieder vergisst, weil es einen nicht berührt oder ergreift bzw. zum Nachdenken anregt. Die angesprochene dramaturgische Spannung habe ich nicht gefunden und war am Ende leider froh, dass das Buch nicht so viele Seiten hatte.
Schade.

Veröffentlicht am 06.09.2018

Absolut lesenswert!

Der Duft von bitteren Orangen
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"Ismaels Orangen" ist eine bewegende und starke Geschichte von zwei Menschen, die sich den Vorurteilen der Menschen, der Religion und der eigenen Familien stellen.

Claire Hajaj reist mit dem Leser nach ...

"Ismaels Orangen" ist eine bewegende und starke Geschichte von zwei Menschen, die sich den Vorurteilen der Menschen, der Religion und der eigenen Familien stellen.

Claire Hajaj reist mit dem Leser nach Palästina und zeigt die andere Seite des Krieges. Die Menschen, die im Krieg leben, die vertrieben werden, weil sie einer anderen Religion angehören, die ihr Land verlieren und teilweise von vertrauten Menschen verraten werden. Auch ihre zwei Hauptcharaktere müssen sich dem Neuanfang stellen, um zu überleben und vorallem, um zusammen leben zu können. Claire Hajaj schreibt gefühlvoll ohne kitschig zu werden, sie öffnet den Blick für das Leben in diesem Gebiet. Obwohl es keine Biografie von ihr ist, merkt man, dass sie sich gut auskennt und ebenfalls ein Leben zwischen den Religionen und "Welten" führt. So ergeht es in Hauptcharakteren, die sich in England etwas aufbauen und weiterentwickeln und doch nicht zufrieden sind bzw. sich nicht angekommen fühlen. Auch das nagende Gefühl nicht anerkannt zu werden, kein vollwertiges Mitglied zu sein, wird hier sehr gut dargestellt. Sie beschreibt, wie anstrengend diese Verbindung zwischen einer Jüdin und einem Palästinenser ist, auch und besonders für die gemeinsamen Kinder. Es ist ein steter Kampf um Anerkennung, Freiheit und Rechte, der scheinbar von keiner Seite zu gewinnen ist. Es wird auch deutlich, dass festgefahrene Einstellungen und negativen Erfahrungen der eigenen Familie nur schwer zu überwinden sind und die Liebe es dabei schwer hat.

Der Schreibstil von Claire Hajaj zieht den Leser in die Geschichte und lässt ihn schon fast hautnah dabei sein, aber man bleibt auch nachdenklich zurück.