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Veröffentlicht am 15.04.2020

Richard Schwarz ermittelt wieder

Die Maske der Schuld
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Dies ist der zweite Band der Reihe um den Wiener Ermittler Richard Schwarz.
Aus der Alten Donau wird ein Toter geborgen, der schnell als ehemaliger Polizeikollege von Richard identifiziert wird. Er war ...

Dies ist der zweite Band der Reihe um den Wiener Ermittler Richard Schwarz.
Aus der Alten Donau wird ein Toter geborgen, der schnell als ehemaliger Polizeikollege von Richard identifiziert wird. Er war zuletzt schwer erkrankt und an den Rollstuhl gefesselt. Die Ermittlungen in diesem Fall führen zu einer Selbsthilfegruppe, in der mit zweifelhaften Medikamenten Hoffnungen auf Heilung suggeriert werden.
Zeitgleich begibt sich die Psychologin Theres Lend wegen ihrer angeborenen Augenerkrankung in die Hände des Heilers Santianos, der mit Tränken ebenfalls Heilung verspricht. Doch schon bald kommen ihr Zweifel an der Wirksamkeit. Als in ihrer Gruppe dann auch noch ein Patient verschwindet, wendet sie sich an Richard.
Hätte Richard mit seinen beruflichen Fällen nicht schon genug zu tun, lässt ihn auch seine eigene Vergangenheit nicht ruhen. Nach wie vor ist er bestrebt, den Mord an seiner Mutter, den er als Kind mit ansehen musste, aufzuklären. Auch die Suche nach seinen Wurzeln kann er nicht abbrechen.
In all diesen Wirrungen heißt es für Richard trotz des heißen Sommers einen kühlen Kopf zu bewahren.

Wie nicht anders zu erwarten, wird der Leser bei Jennifer B. Wind wieder ohne Vorwarnung in die Geschichte geworfen. An detaillierten Beschreibungen der Taten des gestörten Täters, der sich selbst als Monster bezeichnet, wird nicht gespart. In den hierfür eingeschobenen Intermissionen zeichnet sich sehr eindrucksvoll das kranke Wesen des Täters. Die Beschreibungen seiner „Behandlungen“ sind so bildhaft und drastisch, dass ich auch in diesem Band immer wieder schlucken und innehalten musste, da sich mein Kopfkino automatisiert hat.
Auch im zweiten Band wird der Leser wieder mit Richards Vergangenheit konfrontiert. Noch immer will er den Mörder seiner Mutter finden. In diesen Abschnitten sind genügend Einzelheiten vorhanden, so dass auch Leser ohne Kenntnisse aus dem ersten Band gut mit der Handlung mitkommen. Deutlich interessanter ist es natürlich, wenn man den ersten Band vorher gelesen hat.
Auch im vorliegenden Band haben mich der Wechsel der Perspektiven und die Einblicke in die Sicht des Täters wieder fasziniert. Ergänzt wird das Ganze wieder durch die vielen gute recherchierten Details zur kriminalistischen Arbeit aber auch, in diesem Fall, über die Erkrankung Multiple Sklerose und ihren Auswirkungen für die Patienten. Auch im Pharmasektor kamen viele Informationen rüber. Allem zusammen merkt man der Autorin die Liebe zum Detail und zum Schreiben an, was es immer wieder zu einem Genuss macht, diese Bücher zu lesen.
Bereits dem ersten Band hätte ich gerne mehr als nur fünf Sterne vergeben. Das hätte ich auch hier gerne wieder getan, aber so muss es eben doch nur bei fünf von fünf Sternen bleiben.

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Veröffentlicht am 30.03.2020

Eine warmherzige Geschichte um den Wert der Freundschaft

Das Glück ist zum Greifen da
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Ana's Leben, so wie sie es sich vorgestellt hat, steht vor dem Aus. Mit dem Job in einem Kölner Start-Up Unternehmen klappt es in letzter Minute doch nicht. Doch davon war ihre Chance auf einen weiteren ...

Ana's Leben, so wie sie es sich vorgestellt hat, steht vor dem Aus. Mit dem Job in einem Kölner Start-Up Unternehmen klappt es in letzter Minute doch nicht. Doch davon war ihre Chance auf einen weiteren Aufenthalt in Deutschland abhängig. Nun droht die Ausländerbehörde damit sie und ihre beiden Söhne nach Serbien abzuschieben. auch der Vater der beiden Jungen ist keine Hilfe. Er hat Ana noch vor der Geburt sitzen lassen und hat ein Engagement als Musiker in den USA angenommen. Seither hat Ana nichts mehr von ihm gehört. Zum Glück hat Ana aber noch gute Freunde, die darum kämpfen, dass Ana mit ihren Kindern in Deutschland bleiben darf.

Sylvia Deloy hat hier eine wunderbar leichten romantische Geschichte zu Papier gebracht, die einem zu Herzen geht. Nicht nur, dass das Thema der drohenden Abschiebung durchaus aktuellen Charakter hat. Auch die einzelnen Personen sind mit soviel Liebe dargestellt, dass man sie einfach mögen muss. Selbst für den "ekligen" Beamten der Ausländerbehörde muss man am Ende ein wenig Sympathie aufbringen. In einem lockeren und leicht lesbaren Schreibstil zeigt die Autorin den Wert der Freundschaft, und dass man sich auch manchmal auf Menschen verlassen kann, von denen man es anfangs nicht gedacht hat.

Eine Geschichte, bei der einem warm ums Herz wird, und die man am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Durchaus gelungener romantischer Schauerroman

Die stummen Wächter von Lockwood Manor
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1939 stehen die Wirren des Zweiten Weltkrieges kurz bevor, und das Londoner Natural History Museum muss seine Sammlungen in Sicherheit bringen. Da kommt das Angebot, die Säugetiersammlung in Lockwood Manor ...

1939 stehen die Wirren des Zweiten Weltkrieges kurz bevor, und das Londoner Natural History Museum muss seine Sammlungen in Sicherheit bringen. Da kommt das Angebot, die Säugetiersammlung in Lockwood Manor unterzubringen gerade recht. Doch das alte Herrenhaus ist nicht nur in die Jahre gekommen, es droht zusehends zu verfallen. Und Hetty, die die Sammlung im Auftrag des Museums begleitet, muss schnell feststellen, dass sie alles andere als willkommen ist auf Lockwood. Schon in den ersten Tagen verschwinden Teile der Exponate, andere werden nachts immer wieder verstellt, teilweise sogar beschädigt. Einzig Lucy, die Tochter des Hauses, die erst vor kurzem ihre Mutter und ihre Großmutter bei einem mysteriösen Unfall verloren hat, freut sich über die Anwesenheit von Hetty und der Sammlung. Doch wird schnell klar, dass nicht nur der despotische Major Lockwood etwas zu verbergen hat, sondern auch die restlichen Bewohner des Herrenhauses. Auch das Haus selbst scheint seine Geheimnisse zu haben. Oder wie sonst sind die nächtlichen Geräusche, die Schreie und die umherwandelnden Schritte zu erklären? Gemeinsam mit Lucy versucht Hetty diesen Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Dabei nähern sich die beiden jungen Frauen einander immer weiter an.
Sehr schnell entwickelt dieser Roman eine Atmosphäre, die einen durch das komplette Buch hindurch nicht wieder loslässt. Als Leser fühlt man sich ein bisschen an die alten englischen Schauerromane erinnert, die mit einem subtilen Grauen und Horror daher kommen, den man nicht wirklich greifen kann. Untermalt wird dies durch die eingestreuten Kapitel, in denen der Leser immer wieder ein wenig aus Lucys Vergangenheit, ihrer Gedankenwelt und ihren Albträumen erfährt.
Auf der anderen Seite stehen die übrigen Bewohner von Lockwood Manor, die alle irgendwie ihre Geheimnisse haben, die aber lange Zeit nicht ans Licht kommen. Nur durch Andeutungen kann sich der Leser ein wenig zusammenreimen.
Etwas Auflockerung erfährt die Geschichte durch die Beschreibungen der Sammlung aus dem Museum, der sehr viel Liebe gewidmet wird, ganz so, wie Hetty sie für „ihre“ Tiere auch empfindet.
Alles zusammen treibt die Spannung auf einen kleinen Höhepunkt zu, der viele Auflösungen bringt, und schließlich in einem doch etwas überraschenden Ende mündet.
Bis auf einige wenige Längen im Laufe der Geschichte eine gelungener Roman, der sicher seine Anhänger finden wird.

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Veröffentlicht am 23.03.2020

Gut gemachter Thriller mit aktuellen Bezügen

Totsee
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Nora Dahn ist Personenschützerin. Ihr neuer Fall führt sie zu Kim Bergström. Eigentlich soll sie die junge Frau nur in ihren Urlaub an einem Bergsee begleiten. Doch was so einfach erscheint, entpuppt sich ...

Nora Dahn ist Personenschützerin. Ihr neuer Fall führt sie zu Kim Bergström. Eigentlich soll sie die junge Frau nur in ihren Urlaub an einem Bergsee begleiten. Doch was so einfach erscheint, entpuppt sich schon sehr bald als eine Herausforderung, die auch Leben kosten kann. Als Nora bemerkt, dass mit Kim und ihrer Begleiterin, einer Psychiaterin, einiges im Argen liegt, ist es bereits zu spät, um sich aus dem Auftrag zurück zu ziehen.
Hier ist ein Thriller gelungen, der geschickt eine erdachte Story mit geschichtlichen und aktuellen Fakten kombiniert. Unter anderem werden hier auch die rechtsradikale Szene und die Flüchtlingssituation angesprochen und verarbeitet.
Die Personen, die diese Geschichte tragen, sind alle fein ausgearbeitet, und der Leser kann sie bei ihrer Entwicklung durch die Story verfolgen. Auch solche Personen, die dem Leser nicht unbedingt sympathisch sind, werden dennoch mit der nötigen Tiefe versorgt, so dass man mehr von ihnen erfahren möchte.
Auch die Handlung ist geschickt aufgebaut und entwickelt einen kontinuierlichen Spannungsbogen. Immer wieder werden Fährten gelegt, die den Leser in eine falsche Richtung laufen lassen. Dadurch kommt die Auflösung zum Schluss dann auch entsprechend unerwartet.
Die tollen Figuren, allen voran die etwas unkonventionelle Nora Dahn, und die Handlung haben mich dieses Buch innerhalb weniger Tage beinahe am Stück durchlesen lassen. Daher gibt es von meiner Seite aus eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 12.02.2020

Dieses Buch hat mich alle Gefühlsstadien durchleben lassen

Mein Ein und Alles
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Turtle lebt abgeschieden in der Nähe einer Kleinstadt allein mit ihrem Vater Martin in beinahe schon heruntergekommenen Verhältnissen. Nach dem Tod seiner Frau hat er sich voll und ganz auf seine Tochter ...

Turtle lebt abgeschieden in der Nähe einer Kleinstadt allein mit ihrem Vater Martin in beinahe schon heruntergekommenen Verhältnissen. Nach dem Tod seiner Frau hat er sich voll und ganz auf seine Tochter konzentriert. Aber diese Vaterliebe hat schon obsessive Züge angenommen. Nicht nur, dass er Turtle, außer dass sie zur Schule geht, fast vollständig von der Außenwelt abkoppelt, er lehrt sie den Umgang mit Waffen und missbraucht sie in jeglicher Hinsicht. Erst als Turtle die Bekanntschaft mit Jacob macht, beginnt sie zu realisieren, dass ihr Leben auch anders sein könnte. Aber Martin ist nicht bereit Turtle gehen zu lassen. Es entbrennt ein Kampf ums Überleben.
Dieses Buch zu beurteilen fällt mir nicht leicht, obwohl ich ihm volle fünf Sterne zugestehe. Schon vom ersten Kapitel an hat mich dieses Buch mit einer Wucht getroffen, die ich bis dato keinem Buch zugetraut hätte. Der Leser wird hier mit allen Ausformungen der Grausamkeit konfrontiert, die man einem Kind sowohl in physischer als auch psychischer Hinsicht antun kann. Und das alles in einer so bildgewaltigen Sprache, dass es einem beinahe die Luft nimmt. So kam es denn auch, dass ich schon nach dem ersten Kapitel das Buch erst einmal beiseitegelegt und mir überlegt habe, ob ich den Rest wirklich lesen will. Denn der Leser wird ohne große Vorgeschichte oder Einführung direkt in Turtels Leben geworfen. Etwas aufgehoben werden die detaillierten Grausamkeiten dadurch, dass auch die schönen Seiten, wie die Natur, eben auch sehr bildlich ausgearbeitet sind. So kommt man nicht auf den Gedanken, der Autor hätte hier nur einen brutalen und reißerischen Roman schreiben wollen.
Beschrieben wird die ganze Situation nicht aus der Sicht von Turtle, wie man vermuten könnte, sondern aus Sicht eines beinahe schon neutralen Beobachters. Man hat wirklich den Eindruck, man wäre mit Turtle und Martin zusammen in dem Haus. Und so kam es denn auch immer wieder vor, dass ich das Bedürfnis hatte Turtle zu sagen: Mensch, Mädel, merkst du nicht, dass das nicht normal ist? Ich war auf jeder Seite hin und her gerissen zwischen Bewunderung Turtle gegenüber, Trauer, Unverständnis und Wut. Ein solches Gefühlserlebnis hatte ich bisher noch nicht bei einem Buch.
Es fällt schwer, mehr über dieses Buch zu schreiben ohne zu spoilern. Aber es ist definitiv kein leichtes Buch. Wer nur schwer mit dem Thema Misshandlung und Gewalt umgehen kann, der sollte es vielleicht besser nicht lesen. Wer jedoch damit umgehen kann, der wird ein Leseerlebnis der besonderen Art haben. Mich jedenfalls wird dieses Buch so schnell nicht wieder aus seinen Fängen entlassen.

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