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Veröffentlicht am 05.10.2021

Grace auf dem Weg

Grace – Vom Preisträger des Booker Prize 2023 ("Prophet Song")
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Samhain, Herbst, 1845. In sperriger Sprache, nicht leicht zu lesen, wird
Grace letzter Tag im ärmlichen Zuhause beschrieben. Sie wird von der Mutter fortgeschickt, soll ihren Unterhalt selbst verdienen. ...

Samhain, Herbst, 1845. In sperriger Sprache, nicht leicht zu lesen, wird
Grace letzter Tag im ärmlichen Zuhause beschrieben. Sie wird von der Mutter fortgeschickt, soll ihren Unterhalt selbst verdienen. Fast unmöglich im gebeutelten, von Missernten und Schlechtwetterperioden heimgesuchten Irland.
Paul Lynch lässt sich Zeit beim Erzählen. Jedes Detail findet Erwähnung, jeder Gedanke, jedes Gespräch wird dargelegt. Aberglauben spielt eine Rolle. Bildhafte, vergleichende Sprache kennzeichnet seinen Schreibstil, philosophische Betrachtungen fließen ein.
Grace erlebt Schreckliches, verliert viel, klaut, wird beklaut, erkennt die Abgestumpftheit der notleidenden Bevölkerung. Durch Männerkleidung getarnt schlägt sie sich durch. Unter anderen als Viehtreiber, Hofhelfer, beim Straßenbau. Zwiegespräche mit ihrem Bruder, der ihr in simpler Sprache nützliche Lebensweisheiten vermittelt, helfen ihr, durchzuhalten. Sie zieht vorbei an Dörfern, Weiden, Straßen und findet keinen neuen Ort zum Bleiben, schließt viele Bekanntschaften und wird erwachsen. Hoffnung auf die neue, bessere Ernte im August wird jäh zerstört, als sich die Kartoffelfäule wieder zeigt. Was tun? Ich bin Grace lange gefolgt, aber irgendwann war es genug.
Schwere, bittere Lektüre liegt vor. Eine emotionale Schilderung von Irlands schlimmster Zeit.
Aus dem Englischen von Christa Schuenke, herausgegeben von
Oktaven, ein Imprint des Verlags Freies Geistesleben.

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Veröffentlicht am 01.10.2021

Unendliche Weiten

Universum
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Mike Warnock, unehrenhaft entlassener Bomberpilot, verlässt in einem Shuttle die Erde Richtung Omicron. Zusammen mit Frau und Sohn. Insgesamt sind es 17 Passagiere inclusive eines Ex-Knackis + Crew. Die ...

Mike Warnock, unehrenhaft entlassener Bomberpilot, verlässt in einem Shuttle die Erde Richtung Omicron. Zusammen mit Frau und Sohn. Insgesamt sind es 17 Passagiere inclusive eines Ex-Knackis + Crew. Die Warnocks erwartet ein karges Kolonistenleben auf einem fernen Planeten. Auf dem Weg dorthin gerät ihr Schiff vom Weg ab. Beträchtlich.
Passagierflugschiffkapitänin Christine Dillinger ist erfahren und gewissenhaft, jedoch nicht wirklich sympathisch. Ihr Schiff ist alt und sollte abgeschrieben werden. Natürlich kommt es zu einer Katastrophe. In jeder Sekunde, die das Schiff mit rasanter Geschwindigkeit durch das All rast, vergeht auf der Erde viel Zeit; Jahre, Jahrzehnte und mehr. Zurück? Aber wie? Wie werden die Eingeschlossenen reagieren? Einige vielversprechende Rettungsansätze scheitern. Philipp P. Peterson fügt zahlreiche technische Erklärungen, die nicht derart ausführlich sein müssten, ein. Trotzdem verfolgt man die Handlung gebannt.
Spannende Science-Fiction Lektüre mit vielen packenden Momenten, unerwarteten Ereignissen, ein wahres Fest für Zeitreisefans.
Herausgegeben von Tor/Fischer.

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Veröffentlicht am 30.09.2021

In einem abgelegenen irischen Dorf ...

Der Sucher
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Cal hat nach 25 Jahren Arbeit bei bei der Polizei von Chicago und einer Scheidung die Nase voll von Amerika und kauft im Westen Irlands ein marodes Häuschen, welches er ausbaut. Dann geschehen merkwürdige ...

Cal hat nach 25 Jahren Arbeit bei bei der Polizei von Chicago und einer Scheidung die Nase voll von Amerika und kauft im Westen Irlands ein marodes Häuschen, welches er ausbaut. Dann geschehen merkwürdige Dinge. Cal will es nicht, wird aber von einem Schützling angeheuert, eine verschwundene Person zu suchen. Als Zivilist kann er nur sehr behutsam vorgehen.
Tana French hat einen anschaulichen, genau beschreibenden Stil. Ihre Figuren werden gut vorstellbar angelegt, haben alle Ecken und Kanten, können aber durchaus sympathisch sein. Auf Cal trifft das zu. Auch wenn er öfter den „Schwachkopf-Blick“ bekommt oder verschickt. Die Bewohner des abgelegenen irischen Dörfchens bilden eine verschworene Gemeinschaft, die Einmischung vehement ablehnt. Wer seine Nase zu tief in ihre Angelegenheiten steckt, lebt gefährlich. Derbe Späße und mehr sind an der Tagesordnung. Ob Cal sich davon abschrecken lässt?
Es geht auch um Etikette, Anstand und Manieren, zu denen Cal eine Meinung vertritt, die ich durchaus teile. Insgesamt ist er eine beeindruckende Person, über die ich gern mehr lesen würde.
Spannender und unterhaltsamer Krimi von Fischer Scherz, aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann.

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Veröffentlicht am 27.09.2021

Schwere Zeiten

Der schwarze Winter
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Es ist das Jahr 1946. Rosemarie und Silke sind Flüchtlinge, wollen unbedingt nach Hamburg. In der kriegszerstörten Stadt ist das Leben hart. Nur wer auf dem Schwarzmarkt etwas anbieten kann, kommt durch. ...

Es ist das Jahr 1946. Rosemarie und Silke sind Flüchtlinge, wollen unbedingt nach Hamburg. In der kriegszerstörten Stadt ist das Leben hart. Nur wer auf dem Schwarzmarkt etwas anbieten kann, kommt durch. Das ist gefährlich, Verhaftungen, Betrug, Diebstahl sind zu erwarten. Als Frau hat man es oft doppelt so schwer. Elternlose Kinder werden in Kinderheimen misshandelt und zur Prostitution gezwungen. Zum Glück finden die Schwestern Freunde, die ihnen helfen. Schiefhannes ist häufig Retter in der Not. Ungewöhnliche Lösungen sind ein Schritt auf dem Weg in ein besseres Leben. Eine emotionale und packende Schilderung. Leider schleicht sich ein belehrender Unterton ein, das hätte es in dieser Ausführlichkeit nicht gebraucht.
Clara Lindemann entwirft ein glaubhaftes und anschauliches Bild einer kaputten, aber dem Neuen entgegen fiebernden Stadt. Den Bensdorf-Schwestern nimmt man den Hunger aufs Leben, den Willen, ein erfülltes Dasein zu führen, unbedingt ab. So unterschiedlich sie sind, so sympathisch werden sie gezeichnet. Vor allem dürfen sie mutig, couragiert und entschlossen handeln. Das kommt gut an, liest sich spannend. Gut geschrieben ist es auch, ein interessanter historischer Roman aus dem HarperCollins-Verlag.

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Grübchenface und Teufelsbraten

Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
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Eine coole Party, ein blauhaariges Mädchen, eine rasante Verfolgungsjagd - ein fulminanter Beginn einer wahrhaft spannenden Story. Warum nur wird Quinn von einem Riesenvogel und einem Wolf gejagt? Und ...

Eine coole Party, ein blauhaariges Mädchen, eine rasante Verfolgungsjagd - ein fulminanter Beginn einer wahrhaft spannenden Story. Warum nur wird Quinn von einem Riesenvogel und einem Wolf gejagt? Und nebenbei: warum mag Mathilda diesen arroganten Fatzken? Dabei bezeichnet er sie als Posaunenengel, biblische Plage oder Schlimmeres.
Kerstin Gier lässt ihre Helden abwechselnd zu Wort kommen. Das tut sie in gewohnt genialer Weise: lebendig, unterhaltsam und in Jugendsprech. Das Szenario ist geschickt ausgearbeitet, detailreich, stimmig. Herrlich, wie Quinn und Grübchenface sich ergänzen. Sie erleben fantastische, spannende Abenteuer. Dabei sind sprechende Friedhofsstatuen oder lebende Tattoos noch die harmloseren Begegnungen. Und die Namen erst: Petze-Mariechen, Zwiebacktütengesicht, Karamellbäckchen.... Hilfreiche Tanten, eine beste Freundin, überaus nervige Verwandte und lebendige Wasserspeier runden die Geschichte ab. Riesenspaß und eine Liebesgeschichte dazu, bestens zu Lesendes aus dem Fischer Verlag.
Warnung: Nicht in der Öffentlichkeit lesen. Kaum zu verhindernde unvermittelte Lachflashs stoßen meist auf Unverständnis. Band zwei und drei werden ungeduldig erwartet!

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