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Veröffentlicht am 18.02.2025

Erstes Highlight des Jahres 2025

Portrait meiner Mutter mit Geistern
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Als ich die Inhaltsangabe zu "Portrait meiner Mutter mit Geistern" las, war mir sofort klar, dass ich den Roman unbedingt lesen möchte. Ich wollte erfahren, was es mit Martha und ihrer Familie auf sich ...

Als ich die Inhaltsangabe zu "Portrait meiner Mutter mit Geistern" las, war mir sofort klar, dass ich den Roman unbedingt lesen möchte. Ich wollte erfahren, was es mit Martha und ihrer Familie auf sich hatte und warum sie so lange schwieg. Nun, nachdem ich den Roman gelesen habe, fühle ich mich hilflos, denn mir fehlen die Worte, um Rabea Edels "Portrait meiner Mutter mit Geistern" gerecht zu werden.

"Jakob stand im Feld und sah zu Selma hinüber. Seit mehr als sechzig Jahren".

Zunächst einmal bewundere ich Rabea Edels Entschluss, keinen Gefälligkeitsroman zu schreiben. Sie hätte die Geschichte, die sie erzählt, für die Leserinnen wesentlich einfacher gestalten können, sie hätte ohne Ende Antworten auf all die Fragen liefern können, die sich mir als Leserin gestellt haben.

Stattdessen liefert sie ein Puzzle, das nach und nach zusammengefügt wird. Und am Ende bleiben trotzdem viele Leerstellen. Das mag für viele Leser
innen unbefriedigend sein, denn natürlich sind wir neugierig und möchten möglichst viel erfahren. Aber für mich fühlt es sich konsequent an, dass manche Fragen nicht beantwortet wurden. Es ist wie im echten Leben.

Ausgehend von Raisa, die sich nicht mit dem Schweigen ihrer Mutter Martha abfinden möchte, erfahren wir nach und nach bruchstückhaft die Geschichte der Familie. Vieles bleibt vage, wie das eben oft sie ist bei weit zurückliegenden Ereignissen innerhalb einer Familie. Vieles wird ganz bewusst verschwiegen - die Traumata, die diese Familie erlitten hat, vor allem die Frauen, sitzen tief. Und was die Frauen durchgestanden haben!

Umso schöner ist es, dass Martha, obwohl sie ebenso wie die anderen Familienmitglieder (zunächst) schweigt, versucht, einen anderen Weg zu gehen und im wahrsten Sinne des Wortes versucht auszubrechen, sich nicht damit abzufinden, dass sich alles wiederholt, sondern alles daran setzt, dass sich nichts wiederholt.

"Portrait meiner Mutter mit Geistern" basiert auf der Familiengeschichte der Autorin, ist aber keine reine Nacherzählung, sondern auch und vor allem Fiktion. Aber die Geschichte könnte sich tatsächlich so zugetragen haben, woraus sich für mich Mitgefühl und Grauen ergeben haben, die ich so nicht erwartet hatte. Dabei hält sich Rabea Edel zurück. Der Roman ist frei von Pathos und sentimentalen Kitsch. Gerade das aber habe ich als ausgesprochen wirkungsvoll empfunden.

Mir hat auch der Umgang mit Worten gefallen. Immer wieder schmuggelt die Autorin neue Umschreibungen für altbekannte Ereignisse ein, wodurch sie sich noch einmal anders in meinem Bewusstsein eingenistet haben und nicht nebenbei abgehakt wurden.

"Es gab Dinge, die unsagbar bleiben sollten, weil das Aussprechen sie real werden ließ. Ein Leben konnte kaputt erzählt werden. Aber es konnte auch gesund erzählt werden, (...)".

Das war für mich das Schönste: dass am Ende Martha ihr Mantra "nichts wiederholt sich" - das genaue Gegenteil dessen, was ihre Mutter Selma ihr ständig predigte ("alles wiederholt sich") - zu einem Erfolg und damit wahr werden lässt. Egal, welches Grauen diese Familie im Lauf des Jahrhunderts erlebt hat, am Ende gibt es Hoffnung. Und Liebe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.02.2025

Erstes Highlight des Jahres 2025

Portrait meiner Mutter mit Geistern
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Als ich die Inhaltsangabe zu "Portrait meiner Mutter mit Geistern" las, war mir sofort klar, dass ich den Roman unbedingt lesen möchte. Ich wollte erfahren, was es mit Martha und ihrer Familie auf sich ...

Als ich die Inhaltsangabe zu "Portrait meiner Mutter mit Geistern" las, war mir sofort klar, dass ich den Roman unbedingt lesen möchte. Ich wollte erfahren, was es mit Martha und ihrer Familie auf sich hatte und warum sie so lange schwieg. Nun, nachdem ich den Roman gelesen habe, fühle ich mich hilflos, denn mir fehlen die Worte, um Rabea Edels "Portrait meiner Mutter mit Geistern" gerecht zu werden.

"Jakob stand im Feld und sah zu Selma hinüber. Seit mehr als sechzig Jahren".

Zunächst einmal bewundere ich Rabea Edels Entschluss, keinen Gefälligkeitsroman zu schreiben. Sie hätte die Geschichte, die sie erzählt, für die LeserInnen wesentlich einfacher gestalten können, sie hätte ohne Ende Antworten auf all die Fragen liefern können, die sich mir als Leserin gestellt haben.

Stattdessen liefert sie ein Puzzle, das nach und nach zusammengefügt wird. Und am Ende bleiben trotzdem viele Leerstellen. Das mag für viele LeserInnen unbefriedigend sein, denn natürlich sind wir neugierig und möchten möglichst viel erfahren. Aber für mich fühlt es sich konsequent an, dass manche Fragen nicht beantwortet wurden. Es ist wie im echten Leben.

Ausgehend von Raisa, die sich nicht mit dem Schweigen ihrer Mutter Martha abfinden möchte, erfahren wir nach und nach bruchstückhaft die Geschichte der Familie. Vieles bleibt vage, wie das eben oft sie ist bei weit zurückliegenden Ereignissen innerhalb einer Familie. Vieles wird ganz bewusst verschwiegen - die Traumata, die diese Familie erlitten hat, vor allem die Frauen, sitzen tief. Und was die Frauen durchgestanden haben!

Umso schöner ist es, dass Martha, obwohl sie ebenso wie die anderen Familienmitglieder (zunächst) schweigt, versucht, einen anderen Weg zu gehen und im wahrsten Sinne des Wortes versucht auszubrechen, sich nicht damit abzufinden, dass sich alles wiederholt, sondern alles daran setzt, dass sich nichts wiederholt.

"Portrait meiner Mutter mit Geistern" basiert auf der Familiengeschichte der Autorin, ist aber keine reine Nacherzählung, sondern auch und vor allem Fiktion. Aber die Geschichte könnte sich tatsächlich so zugetragen haben, woraus sich für mich Mitgefühl und Grauen ergeben haben, die ich so nicht erwartet hatte. Dabei hält sich Rabea Edel zurück. Der Roman ist frei von Pathos und sentimentalen Kitsch. Gerade das aber habe ich als ausgesprochen wirkungsvoll empfunden.

Mir hat auch der Umgang mit Worten gefallen. Immer wieder schmuggelt die Autorin neue Umschreibungen für altbekannte Ereignisse ein, wodurch sie sich noch einmal anders in meinem Bewusstsein eingenistet haben und nicht nebenbei abgehakt wurden.

"Es gab Dinge, die unsagbar bleiben sollten, weil das Aussprechen sie real werden ließ. Ein Leben konnte kaputt erzählt werden. Aber es konnte auch gesund erzählt werden, (...)".

Das war für mich das Schönste: dass am Ende Martha ihr Mantra "nichts wiederholt sich" - das genaue Gegenteil dessen, was ihre Mutter Selma ihr ständig predigte ("alles wiederholt sich") - zu einem Erfolg und damit wahr werden lässt. Egal, welches Grauen diese Familie im Lauf des Jahrhunderts erlebt hat, am Ende gibt es Hoffnung. Und Liebe.

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Veröffentlicht am 18.02.2025

Anders als erwartet

Hairball
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"Hairball" stammt aus der Feder von Matt Kindt sowie Tyler und Hilary Jenkins.
Erzählt wird die Geschichte des Mädchens Anna, das eines Tages einer schwarzen Katze begegnet. Die Katze erhält den Namen ...

"Hairball" stammt aus der Feder von Matt Kindt sowie Tyler und Hilary Jenkins.
Erzählt wird die Geschichte des Mädchens Anna, das eines Tages einer schwarzen Katze begegnet. Die Katze erhält den Namen Bestie und lässt fortan Anna nicht mehr aus den Augen. Anna vermutet allerdings bald, dass Bestie es nicht gut meint mit ihr und ihrer Familie.

"Hairball" ist eine gelungene Mischung aus verschiedenen Genres, allen voran Comic, Coming of Age und (Mini-Prise) Horror. In teils drastischen Bildern erfahren wir die Geschichte von Anna in Rückblenden. Der Kniff besteht darin, dass Anna offenbar bei einem Psychologen sitzt und ihm im Lauf der Jahre ihre Geschichte bzw. ihre und Besties Geschichte erzählt. Dass es sich um mehrere Sitzungen handelt, erkenne wir vor allem an Annas Kleidung, aber auch daran, dass sie von einer Jugendlichen zu einer Erwachsenen heranwächst.

Mir hat "Hairball" vor allem deshalb gefallen, weil zwar scheinbar viele Themen vermengt werden, am Ende aber letztlich alles darauf hinausläuft, dass wir der Realität ins Auge blicken und daraus resultierend für uns selbst (und gegebenenfalls für andere Menschen/Lebewesen) Verantwortung übernehmen. Der Weg dorthin ist nicht immer leicht, und so ist auch Annas Weg kein einfacher.

Die Story hat mir grundsätzlich gefallen, etwas mehr Tiefe hätte dem Comic aber nicht geschadet. Die Ausflüge in die ägyptische Katzen-Mythologie sind ganz nett, ergeben auch insofern Sinn, als sie Anna helfen, Bestie nicht nur als Teufel in Katzen-Gestalt zu sehen. Allerdings sind sie für diesen Effekt dann doch lang und oberflächlich geraten. Als Hommage an Katzen sind die Paneele natürlich großartig.

Die Bilder von den Jenkins' fangen das Geschehen gut ein, haben mich aber ehrlich gesagt nicht vom Hocker gehauen.

Für Kinder ist "Hairball" aufgrund seiner teils drastischen Bilder nicht geeignet. Horrorfans werden enttäuscht sein, denn Grusel und/oder Horror sind allenfalls in homöopathischen Dosen vorhanden - auch wenn die Inhaltsangabe anderes suggeriert.

Wer allerdings einen Comic zum Thema Erwachsenwerden und Eigenverantwortung lesen möchte und sich an einigen Gewaltspitzen nicht stört, erlebt einen kurzweiligen Comic. Und Katzen gehen sowie immer.

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Veröffentlicht am 16.02.2025

Gelungener Auftakt der geplanten Serie

Der Sternenstaubdieb
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3,5 Sterne

Chelsea Abdullahs "Der Sternenstaubdieb" führt uns in die Welt der Dschinns, Magie und ganz generell der Märchen aus dem mittleren Osten. Viele bekannte Märchenfiguren werden modernisiert und ...

3,5 Sterne

Chelsea Abdullahs "Der Sternenstaubdieb" führt uns in die Welt der Dschinns, Magie und ganz generell der Märchen aus dem mittleren Osten. Viele bekannte Märchenfiguren werden modernisiert und in einem neuen Kontext wiedergegeben. So treffen wir auf die 40 Räuber, auf eine abgewandelte Form der Geschichte von Schahriyar und Scheherazade und so weiter und sofort. Diese Geschichten in neuem Gewand in eine übergeordnete Geschichte rund um Intrigen, Mord und Verrat eingebettet (wieder) zu entdecken, macht ungemeine Freude.

Gut gefallen hat mir auch, dass Chelsea Abdullah ihre Charaktere nicht nur schwarz-weiß zeichnet, sondern - wie auch im echten Leben - viele Grautöne einfügt. Dadurch ist es möglich, dass sich zumindest einige Charaktere im Lauf der Geschichte charakterlich weiterentwickeln. Diesen Entwicklungen zu folgen, hat mir viel Spaß bereitet.

Natürlich gibt es "den Bösewicht". Wer das ist, ist relativ schnell klar. Und auch wenn er keine echte Entwicklung durchmacht, gibt Chelsea Abdullah ihm im Verlauf des Romans genug Hintergrundgeschichte, dass man ihn als LeserIn zwar immer noch furchtbar findet, aber immerhin versteht, wie es so weit kommen konnte.

Auch der Kampf zwischen Menschen und Dschinns wird nicht einseitig erzählt. Es gibt - wie im echten Leben - verschiedene Perspektiven auf die Gründe und die daraus resultierenden Konsequenzen, weshalb Menschen Dschinns und Dschinns Menschen töten. Und wie im echten Leben werden keine einfachen Antworten geliefert.

Chelsea Abdullah erschafft eine fantastische Welt, aber man merkt leider auch, dass es sich um einen Debütroman handelt. Einzelne Segmente sind unausgegoren. Immer wieder kommt es vor, dass sie Orten kein Leben einzuhauchen vermag, weil sie zu wenig Beschreibungen liefert. Ich brauche keine ausufernden Beschreibungen, aber wenn ein Diwan einfach als gegeben präsentiert wird und kaum beschrieben wird, bleibt er leblos. Immerhin wird das im letzten Drittel des Romans besser.

Ähnlich verhält es sich mit der Reise an sich. Eine Reise lebt von ihren Details. Diese fehlen hier fast komplett. Klar, unsere HeldInnen landen mal in einem Sandsturm, aber davon abgesehen fehlen mir viele Details, um die Reise vor meinem geistigen Auge tatsächlich stattfinden zu lassen. Stattdessen finden gefühlt vor allem Ortsprünge statt.

Ich hatte oft den Eindruck, dass die Autorin das Hauptaugenmerk auf die Action gelegt hat. Das zeigt sich unter anderem darin, dass praktisch kein Reiseabschnitt ohne eine Kampfszene auskommt - mit einem Endkampf zum Ende des Romans. Das ist grundsätzlich okay für mich, war aber letztlich durch die Menge dann letztlich austauschbar und irgendwann langweilig, zumal die vielen Kampfszenen nicht darüber hinwegtäuschen können, dass eine grundsätzliche Liebe zum Detail fehlt.

Und doch hat mir "Der Sternenstaub" alles in allem gefallen. Angelegt als Trilogie hat der Roman einen Cliffhanger, der aber aus meiner Sicht erträglich ist. (Ich hasse Cliffhanger.) Ich traue Chelsea Abdullah zu, den zweiten Teil ausgewogener und insgesamt deutlich besser zu präsentieren. Das Potenzial ist definitiv vorhanden.

Fazit: Auftakt einer Trilogie, der meiner Meinung nach oft unausgegoren ist, was daran liegen dürfte, dass es sich um einen Debütroman handelt. Mir gefällt die Idee sehr und es ist toll, die Entwicklung der ProtagonistInnen mitzuerleben. Ich bin sehr gespannt auf den zweiten Teil!

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Veröffentlicht am 13.02.2025

Tolles Buch mit Infos zu (ausgewählten) Gewürzen und wunderbaren Rezepten

Gewürzliebe
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Mich hat zunächst das Cover von "Gewürzliebe" angelacht. Ich mag die Farben und die Schlichtheit. Dennoch ist sofort erkennbar, um was es geht. Und dann ist da natürlich der Titel, der so hinreißend einfach ...

Mich hat zunächst das Cover von "Gewürzliebe" angelacht. Ich mag die Farben und die Schlichtheit. Dennoch ist sofort erkennbar, um was es geht. Und dann ist da natürlich der Titel, der so hinreißend einfach ist, aber dank der Einbindung des Wortes "Liebe" dermaßen positiv daher kommt, dass ich das Buch unbedingt lesen musste.

Aber auch aus persönlichen Gründen interessiert mich alles, was mit Gewürzen (und Kräutern) zu tun hat. Ich darf nur 4 Gramm Salz pro Tag - und das nicht auf einmal, sondern gut verteilt - zu mir nehmen. Ich bin muss also meine Ernährung umstellen. Um nicht auf Geschmack verzichten zu müssen, bin ich auf Gewürze (und Kräuter) angewiesen. Auch aus diesem Grund hat mich "Gewürzliebe" sofort angesprochen.

Nun soll es aber endlich um den Inhalt gehen! Da wären natürlich erst einmal die wunderschönen Bilder, die die Texte und natürlich die Rezepte begleiten. Allein die machen schon wahnsinnig Appetit - und Lust, Gewürze einzusetzen und die Rezepte auszuprobieren.

Vor allem aber hat ich das Buch inhaltlich überzeugt.

Nach der mittlerweile üblichen "Einleitung", in der sich die Autorinnen vorstellen und die Gründe benennen, warum sie dieses Buch schreiben, folgt auch schon das Kapitel "Grundlagen", das vor allem für EinsteigerInnen in die Thematik Gewürze interessant sein dürfte. Hier wird bereits darauf eingegangen, wie man für sich die richtigen Gewürze aussucht, worauf man beim Einkauf achten sollte, wie die Gewürze nach dem Kauf richtig gelagert werden und wie man generell richtig mit ihnen kocht (also sie mahlt, röstet, backt und so weiter). Allein dieses Kapitel rechtfertigt meiner Meinung nach bereits den Kauf des Buches, denn es ist für mich absolut hilfreich und erhellend gewesen. Ganz am Ende gibt es noch eine Übersicht mit Hinweisen zu den Rezepten.

Dann geht es auch schon weiter mit dem Abschnitt "Gewürze". Die Vielfalt ist so groß, dass die Autorinnen natürlich nicht auf jedes einzelne Gewürz eingehen können. Deshalb haben sie sich entschlossen, eine kleine Auswahl - diese aber ausführlich - vorzustellen, die dann auch im späteren Rezeptteil auftauchen wird.

Den Auftakt macht Piment - und auch hier habe ich unglaublich viel gelernt, obwohl die Ausführungen gerade einmal zwei Seiten einnehmen. Herrlich! Weiter geht es mit Amchur, Kümmelsamen, Kardamom, Chili, Zimt, Koriandersamen, Pul Biber und so weiter und so fort. Alles in allem wird eine schöne Mischung aus weithin bekannten und weniger bekannten Gewürzen geboten. Zu jedem Gewürz erfahren wir viele interessante Hintergründe - wie sie nach Europa gelangt sind, was das Gewürz geschmacklich bietet, wie man es am besten zubereitet etc. Faszinierend fand ich diesbezüglich auch die Vielfalt von Kümmel! Kreuzkümmel, Schwarzkümmelsamen, Kümmel - es gibt eine Riesenauswahl, von der ich bisher gar nichts wusste!

Es war und ist extrem interessant, diesen Abschnitt zu lesen. Mir hat auch die Auswahl gefallen. Wer hätte gedacht, dass Pfefferkörner als Gewürz so viel mehr zu bieten haben als das, was wir im Supermarkt in den Gewürzregalen finden?

Den Abschluss des Abschnitts "Gewürze" bildet - und dafür bin ich sehr dankbar - Ausführungen zur "Golden-Milk-Gewürzmischung" inklusive Zutatenliste, so dass ich zukünftig selbst meine Mischung herstellen kann sowie "House Blend" der Firma Rooted Spices, ebenfalls inklusive Zutatenliste und Tipps.

Das Schöne ist, dass alles genau richtig präsentiert wird. Die Ausführungen sind weder zu lang noch zu kurz, sondern bieten genau das, was wir LeserInnen erwarten können (und vielleicht ein bisschen mehr).

Weiter geht geht es dann mit dem Rezeptteil. Den Anfang macht der Abschnitt "Frühstück und Brunch". Schon das erste Rezept hat mir so gut gefallen, dass ich es gleich nachgebacken habe. Und was soll ich sagen? Das Resultat ist ausgesprochen schmackhaft. Zutatenliste, Mengenangaben und Vorgehensweise funktionieren gut. Ich hatte keine Probleme. Die restlichen Rezepte sind ebenso ansprechend, aber ich konnte sie noch nicht ausprobieren.

Weiter geht es dann mit "Einfache Abendessen". Die Zutatenlisten wirken oft etwas lang, dafür, dass es sich um "einfache" Abendessen handelt, aber hat man alles vorrätig, ist alles nur noch halb so schlimm. Tatsächlich sind die Rezepte mit alles in allem ziemlich geringem Aufwand zuzubereiten. Wie schon bei den Rezepten zu "Frühstück und Brunch" ist alles stimmig. Mir gefällt auch, dass oben unter der Bezeichnung des Gerichts auf die Seiten, auf denen man die benötigten Gewürze näher beschrieben findet, verwiesen wird. So muss man nicht lange suchen, wenn man weitere Informationen zu den Gewürzen sucht.

Bei den einfachen Abendessen bietet sich schon eine sehr schöne Auswahl verschiedenster regionaler Einflüsse - japanisch angehauchte Rezepte finden hier ebenso wie Einflüsse aus der Karibik, dem Mittleren Osten und so weiter. Gut gefällt mir auch, dass einige vegetarische Gerichte Eingang gefunden haben. Insgesamt ist es aber doch fleisch- und fischlastig.

"Köstliches fürs Wochenende" ist schon etwas aufwändiger, aber immer noch relativ einfach bzw. ohne übermäßigen Aufwand nachzukochen. Hier dominieren Fleisch- und Fischgerichte, vegetarische Gerichte gibt es vor allem als Salate oder abgewandelte Beilagen. Klar, sie sind schmackhaft, aber abgesehen von einem wunderbaren indischen Gericht fand ich die Auswahl für VegetarierInnen ehrlich gesagt ziemlich einfallslos. Fleisch- und FischesserInnen kommen dafür aber voll auf ihre Kosten! Hier habe ich mich am Togarashi-Hähnchen probiert. Auch dieses Rezept funktioniert sehr gut, das Ergebnis ist ausgesprochen schmackhaft. Allerdings gehört es zu den Rezepten, die Zeit und Geduld erfordern. Dass es Geschmacksexplosionen verursacht ist also das Mindeste!

"Beilagen und Snacks" bietet verführerische Rezepte, die teilweise so einfach sind, dass ich mich frage, warum ich nicht von allein darauf gekommen bin. Aber auch dafür sind Rezeptbücher toll: Sie erinnern uns, dass gute Küche nicht immer superaufwändig sein muss. Einfacher als Ofenkürbis (diesmal mit Gewürzen zubereitet, auf die ich nie im Leben allein gekommen wäre) geht es kaum. Aber wie schön, dass dieses Rezept trotzdem den Weg in das Buch und. zu mir nach Hause geschafft hat!

Den Abschluss des Rezeptteils bildet mein Lieblingsabschnitt in jedem Kochbuch und bei jedem Menü: "Süßes und Gebäck". Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Wer da nicht schwach wird, lässt sich was entgehen! Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn ich nur daran denke, was ich mir da in nächster Zeit gönnen werde.

Den Abschluss des Buches bilden die übliche Vorstellung der Autorinnen, Danksagung und Register sowie Bezugsquellen.

Fazit: Ein wunderbares Kochbuch, das ich gerne nutze. Ich habe viel über ausgewählte Gewürze gelernt. Der Rezeptteil bietet eine große Bandbreite wunderbarer Gerichte. Von einfachen bis aufwändigen Gerichten ist alles dabei. Ich persönlich hätte mir etwas mehr Einfallsreichtum bei den vegetarischen Hauptgerichten gewünscht.

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