Ein Erlebnis!
HEN NA E - Seltsame BilderFür mich war Uketsus "HEN NA E - Seltsame Bilder" ein Erlebnis. Das Buch bietet einen Kriminalroman der etwas anderen Art: Uketsu erzählt seine Geschichte nicht nur, sondern er liefert auch noch Bilderrätsel, ...
Für mich war Uketsus "HEN NA E - Seltsame Bilder" ein Erlebnis. Das Buch bietet einen Kriminalroman der etwas anderen Art: Uketsu erzählt seine Geschichte nicht nur, sondern er liefert auch noch Bilderrätsel, Diagramme und noch einiges mehr, die zur Lösungsfindung beitragen (können). Der Verlag bezeichnet das Ergebnis durchaus treffend als Sketch-Mystery-Roman.
"HEN NA E - Seltsame Bilder" ist - ich gebe es zu - eins der wenigen Bücher, bei denen ich es bereue, mich für das E-Book entschieden zu haben, denn ich kann mir gut vorstellen, dass es gedruckt noch einmal das Erlebnis steigert.
Gleich am Anfang werden wir mit dem ersten Bilderrätsel konfrontiert. Es ist der Aufhänger für den Roman, der aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird. Es ist alles ein bisschen so, als würde man die unterschiedlichsten Schnipsel zusammensetzen. Das ist eine ganz eigenartige und interessante Leseerfahrung. Mir hat das zumindest sehr gefallen. Vor allem die ersten beiden Teile des Romans laden zum Miträtseln ein, während der dritte Teil die Auflösung(en) liefert.
So, wie der Roman konzipiert ist, müssen sich LeserInnen allerdings darauf einlassen können, dass es sehr viele Wiederholungen gibt. Das kann man als nervend empfinden oder als belehrend, für mich hat es zum allgemeinen Stil des Romans gepasst. Ich kann aber verstehen, dass sich LeserInnen daran stören.
Den Schreibstil von Uketsu habe ich als angenehm empfunden. Es ist eher ein Berichtsstil - auch bei Dialogen -, was dazu führt, dass sprachlich wenig Emotionen transportiert werden. Diese Ergeben sich mehr aus dem Inhalt des Gesagten bzw. Geschriebenen und weniger aus dem Wie.
Das Miträtseln bei den Fällen hat mir viel Spaß bereitet und genau das ist der Sinn der ganzen Sache. Die ersten beiden Teile erfüllen ihren Zweck diesbezüglich hervorragend: Die LeserInnen machen automatisch mit, es gibt allerlei Aha-Momente und vor allem entsteht nach und nach ein Bild, dass schon einige Antworten gibt, aber noch nicht alle.
Die werden im dritten Teil geliefert. Und genau da fangen für mich die Probleme an. Die ersten beiden Teile sind grandios. Sie sind super konstruiert, sie haben trotz vieler Wiederholungen ein klasse Tempo, sie sind eine Einladung an die LeserInnen. Ich war und bin echt begeistert. Der dritte Teil fällt dagegen deutlich ab.
Wir bekommen alles, wirklich alles bis ins kleinste Detail erklärt. Nichts gegen Details. Nichts gegen Erklärungen. Aber nicht so. Nicht in dieser Menge, nicht in dieser Ausführlichkeit, nicht in dieser Langatmigkeit. Zumal einfach zu viel an den Haaren herbeigezogen ist. Im dritten Teil wird in dem Bemühen, jedes noch so kleine Detail aufzuklären, völlig unnötig zumindest teilweise der Pfad einer wie auch immer gearteten Plausibilität verlassen. Es ist wirklich schade!
Gelungen ist dagegen, dass im dritten Teil der Bogen zum Anfang geschlagen wird, so dass sich am Ende der Kreis schließt. Das fand ich persönlich wieder toll.
Fazit: "HEN NA E - Seltsame Bilder" ist definitiv ein Erlebnis. Auf einiges - wie zum Beispiel viele Wiederholungen - muss man sich einlassen können. Schwachpunkt ist aus meiner Sicht der letzte Teil, der ohne Grund langatmig und teilweise unrealistisch geraten ist. Toll fand ich aber die ersten beiden Teile des Buches, in denen wir LeserInnen fleißig miträtseln konnten und sich nach und nach eine spannende Kriminalgeschichte entspann.