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Veröffentlicht am 28.07.2023

Schön düster

Vampyria - Der Hof der Finsternis
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Als Jeanne Froidelacs Familie durch die Inquisition des Königs Ludwig dem Unwandelbaren ausgelöscht wird, gelingt es ihr durch Zufall zu entkommen. Gemeinsam mit dem Vampir Alexandre gelangt sie nach Paris ...

Als Jeanne Froidelacs Familie durch die Inquisition des Königs Ludwig dem Unwandelbaren ausgelöscht wird, gelingt es ihr durch Zufall zu entkommen. Gemeinsam mit dem Vampir Alexandre gelangt sie nach Paris und ist aufgrund einer Verwechslung nun ausgerechnet das Mündel des verhassten Vampirkönigs. Während ihre Mitschüler am Internat alle dem Adel Vampyrias entstammen, muss Jeanne sich erst einmal versuchen anzupassen, doch mit eins ist sie sich klar, sie schwört Rache für ihre Familie.

Seitdem es viele glitzernde oder sonst wie romantisierte Vampire in der Buchwelt gibt, habe ich ein wenig Abstand zu solchen Inhalten genommen. Doch das Cover von Vampyria machte mich überaus neugierig, auch wenn der Klappentext zunächst nach einer romantischen Vampirgeschichte klang. Doch schon beim Einstieg merkte ich, dass ich mit Vampyria etwas ganz anderes als erwartet bekommen habe und das im absolut positivem Sinne gemeint.

Victor Dixens Schreibstil ist bildgewaltig und flüssig, manchmal etwas weit ausschweifend, doch stets fesselnd und mitreißend. Mit seiner Beschreibung der Begebenheiten und allen Ereignissen bekommt die Geschichte eine düstere und raue Atmosphäre, die für mich mit seinen vampirischen Charakteren absolut übereinstimmt. Das Worldbuilding ist ausgezeichnet gelungen, denn eigentlich schreiben wir das Jahr 2015, doch die Zeit ist mit der Wandlung König Ludwigs im Jahre 1715 regelrecht stehen geblieben. Auch sonst ist der Ideenreichtum des Autors extrem gut, so zahlen z. B. die Bürger Vampyrias ihre Steuern im Form von Blut, um den vampirischen Adel zu füttern.

Die Geschichte ist im Großen und Ganzen sehr spannend gehalten und vor allem kein bisschen vorhersehbar. Immer wieder konnte der Autor mich mit plötzlichen Plottwists überraschen und mit seiner Protagonistin Jeanne habe ich absolut mitgefiebert. Was mir einfach gefallen hat, sind auch die blutrünstigen Vampire, die einfach so sind, wie Vampire sein sollten, Monster der Nacht.

Ganz besonders gut jedoch hat mir Jeanne hier gefallen, denn sie ist einfach eine ungewöhnliche Protagonistin. Gleich zu Beginn litt ich mit ihr mit und konnte ihren Wunsch nach Rache tief im Inneren spüren. Was Jeanne für mich aber ganz besonders ausmacht, sind all ihre Ecken und Kanten. Sie macht Fehler, begeht Verrat, handelt manchmal vorschnell und all das macht sie authentisch und menschlich. Was in der Vampirwelt auch besonders ist.

Aber nicht nur die Protagonistin wird authentisch gezeichnet, sondern auch all die Nebencharaktere, die den Leser immer wieder in Gefühlswallung brachten. Ob Freund oder Feind, sie sind wirklich spannend dargestellt und sorgen ebenfalls immer wieder für Überraschungen.

Mein Fazit: mit Vampyria ist es Victor Dixen gelungen, einen spannenden, düsteren und vampirmäßig blutigen Roman zu schreiben. Worldbuilding, Plottwists, Charaktere, mir hat hier die gesamte Mischung gefallen und mich nicht nur gut unterhalten, sondern absolut fesseln können. Wer hier Glitzer und Romantik erwartet, könnte enttäuscht werden, doch für mich war dies hier wesentlich spannender. Klare Leseempfehlung und Band 2 ist vorbestellt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.07.2023

Wie immer ein Highlight

Die letzte Nacht
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Zwei Jahre ist es her, dass die junge Dani Cooper schwer verletzt in die Notaufnahme des Grady Hospitals eingeliefert wurde und verstarb. Doch kurz zuvor gelang es ihr, mit Dr. Sara Linton zu sprechen ...

Zwei Jahre ist es her, dass die junge Dani Cooper schwer verletzt in die Notaufnahme des Grady Hospitals eingeliefert wurde und verstarb. Doch kurz zuvor gelang es ihr, mit Dr. Sara Linton zu sprechen und ihr zu erzählen, dass sie vergewaltigt wurde und der Beschuldigte ist der Sohn ihres ehemaligen Kommilitonen Mac. Nun muss Sara vor Gericht aussagen und sich dabei ihrer eigene Vergangenheit stellen. Ist es möglich, dass das, was ihr vor fünfzehn Jahren widerfahren ist, mit Dani in Verbindung steht?
Schon seit ich vor vielen Jahren Karin Slaughters Buch Belladonna gelesen habe, gehört sie zu meinen Lieblingsautorinnen. Ihr Schreibstil ist einfach genial, denn sie schafft es, dass man das Geschehen direkt vor dem inneren Auge mitverfolgt und gleichzeitig mit ihren Figuren eine Beziehung aufbaut. Ich freue mich jedes Mal, Sara und Will wiederzutreffen.
Dabei sind die Fälle, die der GBI Beamte Will Trend und Gerichtsmedizinerin Sara Linton bearbeiten, oftmals wirklich harter Tobak. Dieses Mal muss sich Sara ihrer Vergangenheit stellen und damit auch ihrer Vergewaltigung im Grady Hospital. Dadurch ist der Fall absolut spannend und die Atmosphäre teilweise erdrückend und beklemmend. Die Ermittlungen führen in die Vergangenheit und doch tauchen während der Ermittlungen ständig Bezüge zur Gegenwart auf. Wie abwertend die Männer über Frauen reden, macht fassungslos und wütend und wie selbstverständlich sie sich im Recht fühlen einfach nur erschreckend.
Die Handlung ist dieses Mal sehr komplex, Slaughter holt oftmals weit aus und schweift in die Vergangenheit. Dadurch, dass auch die persönlichen Geschichten der Protagonisten weitererzählt wird oder in Rückblicken dargestellt ist, macht es Sinn, die Bücher auch in chronologischer Reihenfolge zu lesen. Gerade in diesem Fall würde man hier zwar dank der ausschweifenden Erklärungen halbwegs parat kommen, trotzdem fühlt man viel mehr mit, wenn man die Charaktere kennt.
Mit ihren Protagonisten gelingt es Karin Slaughter auch immer wieder, dass ich mich fühle wie beim nach Hause kommen. Will und Sara, aber auch Faith sind mir richtig ans Herz gewachsen. Sie haben eine eigene Dynamik untereinander und man spürt, dass sie sich gut kennen. All das macht sie einfach authentisch und glaubwürdig.
Aber auch die Antagonisten werden extrem gut gezeichnet und sie lassen den Leser zwischen entsetzt, ungläubig und fassungslos zurück.
Mein Fazit: Karin Slaughter schafft es immer wieder aufs Neue, mich von ihren Büchern zu überzeugen. Auch mit dem elften Band der Reihe rund um Sara Linton konnte sie mich fesseln und ich habe das Buch erst aus der Hand legen können, als es beendet war. Für Liebhaber der Reihe ein Muss und für die, die diese nicht kennen: fangt endlich an!

Veröffentlicht am 26.07.2023

Gut umgesetzter Thriller

Tiefer als der Abgrund
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Nach zehn Jahren wurde der heute 26-jährige Elias aus der Haft entlassen. Damals soll der junge Mann mit gerade einmal 16 Jahren seine Schwester getötet haben, doch bis heute fehlt ihm jegliche Erinnerung ...

Nach zehn Jahren wurde der heute 26-jährige Elias aus der Haft entlassen. Damals soll der junge Mann mit gerade einmal 16 Jahren seine Schwester getötet haben, doch bis heute fehlt ihm jegliche Erinnerung an die Tat. Um sich wieder im Alltag zurecht zu finden, hilft ihm der Psychologe Malte Fischer. Dieser beginnt schnell daran zu zweifeln, ob Elias wirklich damals getötet hat. Zur gleichen Zeit verfolgen Freya Svensson und ihr Kollege die Spuren eines Mafiarings, der unter anderem mit Menschen handelt und jedes Register zieht, um nicht entdeckt zu werden. Als die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, fällt der Rechtsmedizinerin eine Parallele auf, denn die Art des Tötens war ungewöhnlich und nun wird auch Freya zu Elias geführt. Der Klappentext des Thrillers klingt spannend und so wurde ich neugierig. Der Einstieg in das Geschehen fällt leicht, zumal man schon im Prolog vor vielen Fragen gestellt wird. Autor Christian Kraus schreibt flüssig und mitreißend und durch die Perspektivenwechsel, die nahezu kapitelweise auftreten, fühlt man sich als Leser regelrecht versucht, immer noch ein Kapitel mehr lesen zu wollen. Insgesamt sind die geschilderten Fälle spannend und interessant, wobei ich die Handlung eher in Richtung Thriller als in Richtung Psychothriller einordnen würde. Es gab auf jeden Fall Abwechslung zwischen actionreichen und tiefgründigeren Szenen, was hier eine gute Mischung ergibt Protagonist Elias hat mir sehr gut gefallen. Als Leser erfährt man nicht nur von seinen Handlungen, sondern auch einiges, wie es in ihm aussieht. Seine Sorgen, Zweifel und Ängste sind eindrücklich geschildert, so dass man einen intensiven Blick auf den hochsensiblen und intelligenten jungen Mann bekommt. Gerade den Aspekt der Hochsensibilität fand ich sehr spannend, da ich bisher aus diesem Bereich nur wenig Kenntnisse hatte. Auch Freya Svensson fand ich äußerst sympathisch und auch bei ihr wurden Handlungen aber auch Gefühle/Gedanken glaubwürdig dargestellt. Aber auch die weiteren Nebencharaktere, von denen Psychologe Malte Fischer noch eine wichtige Rolle spielt, sind glaubwürdig gezeichnet und machen den Thriller spannend. Mein Fazit: ein spannender und interessanter Thriller, der mich gut unterhalten hat und mit authentischen Charakteren punkten kann. Was mir noch ein bisschen fehlte, war eine gewisse Sogwirkung, bei der ich z. B. mit einem der Charaktere hätte mitfiebern können. Nichtsdestotrotz ein gelungener Thriller für unterhaltsame Lesestunden

Veröffentlicht am 24.07.2023

Mega spannend

Wenn sie wüsste
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Millie kann ihr Glück kaum glauben, als ihr die steinreiche Nina mitteilt, dass sie ab sofort bei ihr als Haushälterin anfangen darf, denn sie hat eine Vergangenheit, die es ihr extrem schwer macht, etwas ...

Millie kann ihr Glück kaum glauben, als ihr die steinreiche Nina mitteilt, dass sie ab sofort bei ihr als Haushälterin anfangen darf, denn sie hat eine Vergangenheit, die es ihr extrem schwer macht, etwas zu finden. Nicht nur ein sicherer Job, sondern auch freie Kost und Logis sind enthalten. Doch schon kurze Zeit nach ihrem Einzug entwickelt sich Nina zu einer wahren Schreckschraube und ihr kleine Tochter als Minimonster. Zum Glück ist jedoch Andrew, Ninas überaus attraktiver Mann, ein wahrer Ruhepol, der Millie gegenüber rücksichtsvoll und zuvorkommend ist. Was stimmt nur nicht mit Nina? Hat sie zwei Gesichter? Oder doch ein Geheimnis?

Von diesem Thriller hatte ich bisher nur gute Meinungen gehört, so dass ich absolut neugierig war, was sich hinter der Geschichte verbirgt. Freida McFadden hat einen wirklich flüssigen und direkten Schreibstil, mit dem sie den Leser mit in die Luxusvilla der Familie Winchester mitnimmt.

Der Plot liest sich nicht nur unglaublich leicht und flüssig, sondern auch absolut spannend und über weite Teile fragt man sich einfach nur, was stimmt mit dieser reichen Nina eigentlich nicht? Der Plot ist auf jeden Fall sehr gelungen und hat so manch eine Wendung parat, mit der ich nicht gerechnet hatte. Erst so im hinteren Drittel wurde mir hier so manches klar und bei diversen Aktionen hätte ich den Protagonistinnen am liebsten applaudiert.

Der Thriller wird zum großen Teil aus Millies Sicht in der Ich-Form erzählt. Man erfährt recht schnell, was es mit ihrer Vergangenheit auf sich hat und trotzdem ist sie einfach sympathisch und man drückt ihr die Daumen, dass der Job der Job ihrer Träume ist. Nina hingegen fand ich absolut grauenhaft, sowohl ihre Handlungen als auch ihre gesamte Art war fürchterlich und ihre Tochter Cece eine kleine, verwöhnte Göre. Andrew wirkte hier absolut perfekt und man fragte sich echt, was er an dieser Henne findet.

Mein Fazit: ich halte diese Rezension extra kurz, da ich einfach nicht viel verraten möchte und jedem Leser das Vergnügen gönne, Millie und Co kennenzulernen. Ich hatte auf jeden Fall spannende Lesestunden und dabei ein riesiges Chaos an unterschiedlichsten Emotionen. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 24.07.2023

Würdest du Freiheit für Sicherheit aufgeben?

Wir waren frei
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Wir schreiben das Jahr 71 p.c. Die Kontinente wie wir sie kannten existieren nicht mehr, denn nach einem verheerenden Krieg sind diese größtenteils zerstört. Nur auf dem künstlich angelegten Kontinent ...

Wir schreiben das Jahr 71 p.c. Die Kontinente wie wir sie kannten existieren nicht mehr, denn nach einem verheerenden Krieg sind diese größtenteils zerstört. Nur auf dem künstlich angelegten Kontinent Lex ist ein Leben noch möglich. Um die Sicherheit aller Bewohner zu gewährleisten, gibt es strenge Regeln und Vorschriften, für Frauen gilt, dass sie an ihrem achtzehnten Geburtstag einen Ehemann durch eine KI zugewiesen bekommen. Diese KI irrt sich nie und die auf Lex lebende Vinnie freut sich nun endlich ihren Seelenverwandten kennenzulernen. Doch dieser ist ganz anders als erhofft. Vinnie ist fassungslos, doch was soll sie tun? Als sie bei einem gemeinsam Ausflug mit ihrer Schwester ein Tagebuch findet, reifen Gedanken in Vinnie heran, die ihr das Leben ganz schön schwer machen könnten.

Ich mag Dystopien und bei Wir waren frei klang der Klappentext absolut überzeugend. Der Einstieg in diese Dystopie fällt sehr leicht, da Keah Rieger einen leicht lesbaren und flüssigen Schreibstil hat. Dabei schafft sie es auch sehr geschickt, das Leben auf Lex lebendig zu beschreiben, so dass man eine Ahnung hat, wie es dort aussehen könnte.

Dieses Setting machte eine sehr bedrückende Atmosphäre, eine Stadt modern und wie die andere, alles wirkt künstlich angelegt (was es ja auch ist) und irgendwie kalt. Sollte die Zukunft für die Menschheit so aussehen, wäre das völlig erschreckend.

Das Szenario, das die Autorin hier entwirft, ist glaubhaft, da sie so einige aktuelle Themen mit einbindet. Diese findet Protagonistin Vinnie in Form eines Tagebuches, in dem der junge Paul die Entwicklungen auf der Welt, aber auch auf Lex beschreibt. So war es zu Beginn auf Lex noch möglich, frei zu leben. Doch parallel zu den Entwicklungen auf der Welt, entwickeln sich die strengen Gesetze auf Lex. Das bringt den Leser absolut zum Nachdenken. Ist die Sicherheit wirklich jede Freiheit wert? Ist Selbstbestimmung mit unter ein höheres Gut, als man annehmen mag? Ich für mein Teil würde auf keinen Fall mit Vinnie tauschen wollen. Für mich war das gesamte Worldbuilding absolut gelungen dargestellt.

Viele Charaktere erleben wir hier nicht, im Mittelpunkt steht Protagonistin Vinnie und Paul, der durch sein Tagebuch zum Protagonisten wird. Paul fand ich sehr gut gezeichnet und seine Entwicklung, seine Gefühle und Gedanken konnte ich sehr gut nachvollziehen. Während seine Entwicklung aber noch recht linear verläuft, macht Vinnies Entwicklung einen regelrechten Sprung. Einerseits überlege ich, ob das nicht einfach zu schnell verläuft, ob jemand, der wie Vinnie mit strengsten Vorschriften aufwuchs, so schnell beginnt, innerlich zu rebellieren, doch andererseits ist die erste Begegnung mit ihrem zukünftigen Mann mehr als abschreckend, sogar ein absoluter Schock. Da sie ungefähr zum selben Zeitpunkt Pauls Tagebuch findet, scheint dieses wir ihr Rettungsseil. Ich kann ihre Handlungen auf jeden Fall verstehen, habe aber auch einen ganz anderen Hintergrund als Vinnie. Neben Vinnie und Paul bleiben weitere Charaktere eher Randfiguren, wie z. B. Vinnies Eltern, die Lex treu ergeben sind und wie alle Figuren auf Lex, wie gesteuert wirken.

Mein Fazit: mit ihrem Buch entwirft Keah Rieger ein erschreckend glaubwürdiges Szenario, da sie sich hier mit aktuellen Themen und deren Fortgang intensiv beschäftigt. So erschreckend und abschreckend das Worlbuilding auch ist, so ist all das leider auch sehr gut vorstellbar. Lediglich mit Vinnie und ihrer rasanten Entwicklung hadere ich ein wenig. Nichtsdestotrotz eine interessante und spannende Geschichte, die ich gerne Dystopiefans empfehle.