Spannend und atmosphärisch
NachtflutDer kleine Ort Bad Seeberg liegt direkt hinter dem Deich, doch als vor einer Sturmflut gewarnt wird, werden die Bewohner gebeten, ihre Häuser zu verlassen, da der Damm brechen könnte. Auch Elisa, die seit ...
Der kleine Ort Bad Seeberg liegt direkt hinter dem Deich, doch als vor einer Sturmflut gewarnt wird, werden die Bewohner gebeten, ihre Häuser zu verlassen, da der Damm brechen könnte. Auch Elisa, die seit dem Tod ihrer Schwester unter Angststörungen leidet, lebt hier. Als sie den Ort verlassen will, muss sie feststellen, dass ein umgestürzter Baum sie an der Flucht hindert. Gemeinsam mit ihren Nachbarn, die den Ort auch nicht verlassen haben, verweilt sie in deren Haus. Doch dabei muss Elisa feststellen, dass ihre Nachbarn wohl etwas zu verbergen haben. Als dann noch ein Stromausfall dazu führt, dass die Insassen einer nahen JVA fliehen können, spitzt sich die Situation zu, denn ihr Ziel ist Elisa.
Das Cover springt einen förmlich an und macht neugierig auf den Klappentext und auch der verlockte zum Lesen des Buches.
Dank eines leichten und flüssigen Schreibstils gelingt der Einstieg mühelos. Stine Westerkamp erzählt so bildlich, dass man die Bedrohung der nahenden Sturmflut regelrecht am eigenen Leib spüren kann.
Die Perspektiven innerhalb der Geschichte wechseln sich ab und immer wieder tauchen geheimnisvolle Tagebucheinträge auf, die man als Leser zunächst nicht zuordnen kann und über die man auch tatsächlich erst am Ende mehr erfährt.
Die Storyline ist insgesamt sehr spannend gehalten, allein durch die wechselnden Perspektiven kommt Tempo auf und man möchte wissen, wie es weitergeht. Es gibt ein paar leicht vorhersehbare Plottwists, aber auch Überraschungen. Insgesamt ist die Handlung spannend und absolut atmosphärisch.
Schwierig war für mich Protagonistin Elisa, mit der ich einfach nicht richtig warm wurde. Elisa ist seit dem Tod ihrer Schwester abhängig von Tabletten. Eigentlich hat sie Todessehnsucht, doch als die Lage bedrohlich wird, wächst ihr Überlebenswille. Klingt eigentlich gut, aber sie war irgendwie so auf sich bezogen, dass ich sie einfach nicht mochte.
Aber auch die Nebencharaktere sind sehr spannend gezeichnet und bieten eine Menge Abwechslung. Sei es Elisas Exmann Max, ihr Schwager Paul, der wegen Totschlags an Elisas Schwester eigentlich im Gefängnis saß oder die geheimnisvollen Nachbarn. Sie alle tragen dazu bei, dass die Spannung konstant bleibt.
Mein Fazit: Mit Nachtflut ist Autorin Stine Westerkamp ein unheimlich spannender und abwechslungsreicher Psychothriller gelungen, der gerade auch durch seine Protagonistin für einige Überraschungen sorgt. Neben der Bedrohung durch die Sturmflut ist auch sonst die Atmosphäre sehr düster. Wer spannende Unterhaltung sucht, ist hier gut aufgehoben.