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Veröffentlicht am 10.10.2024

Kindesentführungen 1986 - düster, finster, gelungen

Finster
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Es ist das Jahr 1986. Wir befinden uns in dem gottverlassenen kleinen Ort Katzenbrunn im Odenwald, dessen einziges Highlight die jährlich stattfindende Kirmes ist. Ein Junge verschwindet dort spurlos. ...

Es ist das Jahr 1986. Wir befinden uns in dem gottverlassenen kleinen Ort Katzenbrunn im Odenwald, dessen einziges Highlight die jährlich stattfindende Kirmes ist. Ein Junge verschwindet dort spurlos. Schon vor Jahren verschwanden Jungen. Der Täter wurde nie gefasst. Die Jungen blieben verschwunden. Hans Jörg Stahl kommt nach Jahren als nun pensionierter Kommissar in den trostlosen Ort zurück, um nun endlich den Täter, den er nie fassen konnte, zur Strecke zu bringen.

FINSTER ist nunmehr bereits der 3. Thriller von Ivar Leon Menger nach Als das Böse kam und Angst. Ich konnte den coolen Autor unlängst auf dem Krimifestival in Giessen am 01.10.2024 bei seiner Lesung dieses Buches beiwohnen, auf der er einige Annerkungen, Erklärungen und natürlich humorvolle Anektoden aus seinem Privatleben zum Besten gab.

Der Krimi spielt in einem Zeitraum, der vielen jungen Menschen hier nicht präsent sein dürfte. Tschernobyl war allgegenwärtig, Zigarettenrauch überall und die D-Mark war noch im Umlauf. Keine Handys, sondern Telefone mit Wählscheiben. Beim Lesen konnte ich so einiges wieder aus der Versenkung hervorrufen. Auch die damals aktuelle Musik konnte ich praktisch wieder hören.

Das Buch beginnt sehr langsam. Sehr viele Personen in sehr vielen sehr kurzen Kapiteln tauchen nach und nach in Katzenbrunn auf, die ExKommissar Stahl im Laufe seiner Privatermittlungen aufsucht. Obwohl hier zahlreiche Personen im Spiel sind, gelingt es dem Autor ohne weiteres, dass ich mir jede einzelne Figur ohne Probleme merken konnte. Ein Junge, der die Umgebung beobachtet, seine alkoholkranke Mutter, ein Ladeninhaber, eine alte Frau, die ihren Sohn durch Selbstmord verloren hat, ein merkwürdiges Ehepaar, ein Leiter einer psychiatrischen Klinik u.a. sowieden sog. Greifer.

Für mich ist die Zeichnung dieser Figuren das eigentlich tolle an diesem Buch. Die Figuren haben alle ihre Eigenheiten, ihre Schwächen, die sie wiederum so normal erscheinen lassen wie aber auch skuril. Dabei führt mich der Autor mehrfach aufs Glatteis, traute ich doch jederzeit jeder Person zu, der sog. Greifer zu sein.

Der Plotttwist ist der Hammer. Ich dachte, mich schon verlesen zu haben und blätterte einige Seiten zurück. Das hatte mich wirklich überrascht.

Finster ist dann tatsächlich, was der Greifer getan hat. Das erfährt man am Ende des Buchs. Damit das Ganze aber nich zu schwarz wurde, hat der Autor noch eine kleine Romanze eingebaut.

Leider fehlte mir an einigen Stellen doch etwas die Spannung.

Dennoch empfehle ich das Buch jedem Thrillerfan.

Ich kann es gar nicht abwarten, bis in 2025 sein neues Buch erscheinen wird.

⭐️⭐️⭐️⭐️ 4/5





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Veröffentlicht am 11.08.2024

Allie Burns neue Abenteuer in 1989 - cool!

1989 - Wahrheit oder Tod
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1989 Wahrheit oder Tod - Val McDermid

1989? Ist für mich schon lange her, die meisten von Euch waren wohl noch nicht geboren. Zusammen mit der Protagonistin Allie Burns habe ich eine unterhaltsame Zeitreise ...

1989 Wahrheit oder Tod - Val McDermid

1989? Ist für mich schon lange her, die meisten von Euch waren wohl noch nicht geboren. Zusammen mit der Protagonistin Allie Burns habe ich eine unterhaltsame Zeitreise ins Jahr 1989 gemacht, die bei mir einige schöne, aber auch schreckliche Erinnerungen geweckt hat.

Allie ist eigentlich eine Investigativjournalistin, doch ihr übermächtiger Boss Wallace "Ace" Lockhart zwingt sie ins Newsmetier. Es ist die Zeit des Bombenanschlags auf eine PanAm Maschine, die über Lockerbie niederging und der damals als "Schwulenseuche" um sich greifenden HIV-Erkrankung. Eine Heilung bestand nicht, die medizinische Versorgung war katastrophal. Insbesondere wohl in Edinburgh, in der meist viele Schotten strandeten und starben. Ganz zu schweigen von der Diskreditierung homosexueller Männer. Hier erfährt Allie durch Freunde von Medikamentenforschungen, die in Ostdeutschland hinter verschlossenen Türen durchgeführt werden und wittert einen großen Skandal. Kurzerhand macht Allie sich auf den Weg nach Ostberlin.....

Was sie dort erlebt, ist nicht erfunden, sondern hat sich so oder so ähnlich zugetragen. Auch die ständige Bespitzelung durch Stasimitarbeiter und IMs sind realitätsnah geschildert. Mein leider allzu früh verstorbener Arbeitskollege war ein ehemals Betroffener.

Zu Beginn des Buchs gibt es einen spannenden Prolog, der sich auf Ace Wallace bezieht. Erst später im Buch kommen weitere historische Momente hinzu, die bis in den 2.Weltkrieg zurück reichen und ein Massaker an polnischen Juden und einer Dorfgemeinschaft schildern.

Neben dem oben erwähnten Flugzeugattentat wird kurz berichtet über ein furchtbares Geschehen bei einem englischen Fussballspiel mit über 90 Toten und dem Mauerfall im November 1989.

Allie erlebt so manch kleines und größeres Abenteuer und deckt gar ein großes Verbrechen auf. Leider fehlte es ein wenig an Spannung in manchen Bereichen. Demgegenüber waren die Schilderungen der absolut mangelhaften Gesundheitsvorsorge wie auch der Geschehnisse in Ostberlin absolut glaubhaft geschildert.

Mit Allie Burns hat die Val McDermid eine starke und sehr sympathische Persönlichkeit geschaffen, die ihren Weg geht und sich, ohne eine Überheldin zu sein, nicht aus der Bahn werfen lässt. Mit Rona hat sie eine starke Partnerin an ihrer Seite. Die weiteren Personen sind ebenfalls tiefgehend beschrieben. Der Schreibstil hat mir gut gefallen.

Die Autorin hat zuvor bereits "1979 Jägerin und Gejagte" geschrieben. Es sollen dann noch Geschichten aus 1999 bis 2019 zu Allie Burns kommen. Ich freue mich jetzt schon darauf.

Und das Beste zum Schluß für Musikfreaks:

Am Ende stellt Val McDermid noch 40 Songs aus der Zeit vor, die man sich beispielsweise bei Spotify anhören kann. Ich habs gehört.

Ich vergebe hier 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 09.07.2024

Nichts für schwache Nerven mit Flugangst!

Absturz
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Wer Angst vor Fliegen hat wie ich, sollte diesen rasanten Thriller eigentlich nicht lesen. Denn wenige Minuten nach dem Start muss Flug 1421 aufgrund eines brennenden Triebwerks notwassern. Alleine das ...

Wer Angst vor Fliegen hat wie ich, sollte diesen rasanten Thriller eigentlich nicht lesen. Denn wenige Minuten nach dem Start muss Flug 1421 aufgrund eines brennenden Triebwerks notwassern. Alleine das verursachte bei mir absolute Gänsehaut. Doch damit nicht genug, sinkt das Flugzeug auf 60 Meter Tiefe und bleibt gerade so auf einem brüchigen Riff liegen.

Die Autorin T.J. Newman ist ehemalige Flugbegleiterin gewesen und hatte zuvor bereits den Roman Flug 416 geschrieben.

Ich kann euch sagen, dass es ihr absolut gelungen ist, den Flugzeugabsturz und die verzweifelten gut 4 Stunden unter Wasser so darzustellen, dass ich meinte, mitten drin im Geschehen zu sein. Durch den sehr flüssigen Schreibstil mit vielen kurzen Kapiteln liest sich das Buch praktisch von ganz alleine. Fast alle Szenen sind von großer Spannung getragen.

Anfangs war mir die Personenanzahl zu groß und mit den Hauptprotagonisten wurde ich zunächst nicht ganz warm. Aber das dauerte nicht lange und ich fieberte mit jeder Person mit und hoffte, dass sie es schaffen würden, gerettet zu werden. 60 Meter scheinen nicht viel, aber unter Wasser ist es selbst für Profitaucher höchst gefährlich. Ständig änderte sich die Lage im Flugzeug, meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt.

Ich kann jedem, der Nervenkitzel mag, das Buch sehr empfehlen, weshalb ich 4,5 von 5 ⭐️ vergebe.

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Veröffentlicht am 22.06.2024

Düsteres Familiengeheimnis! Tolles Debüt!

Das Waldhaus
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Man sagt so schön, es gebe die Liebe auf den 2.Blick. Für dieses Buch trifft das für mich zu. Nachdem ich gut die Hälfte gelesen, aber mit der Protagonistin nicht ganz klar kam, habe ich die ersten 100 ...

Man sagt so schön, es gebe die Liebe auf den 2.Blick. Für dieses Buch trifft das für mich zu. Nachdem ich gut die Hälfte gelesen, aber mit der Protagonistin nicht ganz klar kam, habe ich die ersten 100 Seiten prompt nochmal gelesen. Und das war gut so.

Im Mittelpunkt steht die aus der Ich-Perspektive erzählende 37jährige Hannah, die mit ihrem Leben offenbar nicht klar kommt und keine einfache Persönlichkeit ist. Das wird bereits im ersten Satz deutlich "Normale Menschen essen keine rohe Quitten." (S.9).

Mit gerade 14 Jahren musste Hannah ein traumatisches Ereignis verkraften, als ihre Mutter mit einem Messer in der Brust im Wald hinter dem Haus aufgefunden wurde. Ihr Vater wurde trotz einiger Verdachtsmomente nie angeklagt. Ihr 4 Jahre älterer Bruder, der von der Schuld des Vaters überzeugt ist, verließ einen Tag nach der Beerdigung die Familie und ließ Hannah im Stich. Seit 15 Jahren besteht kein Kontakt mehr. Nun pflegt Hannah den demenzkranken und sterbenden Vater, der nach einem Sturz im Haus für ein paar Tage im Krankenhaus ist und dort Hannah mit der verstorbenen Mutter zu verwechseln scheint und sie seltsamerweise um Verzeihung bittet. Hannah kommen Zweifel an der Unschuld des Vaters und gräbt in der Vergangenheit nach.

Den Tod ihrer Mutter hat Hannah nicht wirklich verarbeitet, er hat Spuren hinterlassen. "Die Zeit hat mich nicht geheilt. Sie hat mich nur verhärten lassen."(S. 16). Das Buch behandelt in weiten Teilen ein sehr gut durchdachtes und interessantes Familiendrama. Hannah versucht die Geschehnisse der Vergangenheit aufzuklären und spricht dabei mit Personen, die mit ihrer Mutter befreundet waren, mit dem ehmals den Fall bearbeitenden Detective, mit ihrem Bruder, der nichts von der Vergangenheit wissen will und den seltsam sich verhaltenden Nachbarn und deren überaus zuvorkommenden Sohn. Immer wieder tauchen wir in die Vergangenheit ab und entdecken immer mehr dunkle und überraschende Familiengeheimnisse.

Liz Webb hat einen wunderbaren, tief gehenden und eindringlichen, aber auch humorvollen Schreibstil.

Sie beschreibt sehr gekonnt das Innenleben Hannahs, ihre allmählich bröckelnde Überzeugung von der Unschuld ihres Vaters und der Verherrlichung ihrer seinerzeit attraktiven Mutter. Nach und nach gibt es unglaubliche Enthüllungen und zahlreiche immer wieder überraschende Wendungen. Die seinerzeit kindische und verklärte Sicht auf die Eltern erfährt hier sehr überraschende Richtungen, gerade auch im Hinblick auf ihre Mutter "aber ich dachte nie daran, dass sie womöglich eine Existenz abseits von uns hatte, ihr eigenes Leben lebte"(S. 154).

Dieses Buch hat mich in seinen Bann gezogen. Von Seite zu Seite wollte ich immer mehr und schneller wissen ,was damals wirklich passierte und wie welche Personen, die Hannah nach und nach aufsucht, involviert gewesen sind. Was dabei heraus gekommen ist, hat mich immer wieder überrascht und fasziniert zugleich, sowie auch das überzeugende und überraschende Finale.

Wer einen Thriller aufgrund des Covers erwartet und insoweit entsprechende Maßstäbe ansetzt, dürfte sicher enttäuscht sein. Spannung kam erst zum Showdown so richtig auf.

Aber wer wissen will, wie das komplizierte Beziehungeflecht der Personen untereinder und das Familiendama aufgelöst wird und ob Hannah es schafft, ihr Traumata zu überwinden, sollte bei diesm sprachlich wirklich tollen Buch zuschlagen.

Ich empfehle dieses Buch mit 4,5 /5 ⭐️

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Veröffentlicht am 10.06.2024

Spannender Erstlingskrimi im schönen Chiemgau

Tod im Chiemgau
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Das nenne ich mal ein gelungenes Debüt!

Mit seinem ersten Krimi, der in Reit im Winkel im wunderschönen Chiemgau spielt, konnte mich Mathias Lehmann absolut überzeugen.

Auf gut 250 flott zu lesenden ...

Das nenne ich mal ein gelungenes Debüt!

Mit seinem ersten Krimi, der in Reit im Winkel im wunderschönen Chiemgau spielt, konnte mich Mathias Lehmann absolut überzeugen.

Auf gut 250 flott zu lesenden Seiten ermittelt die aus Ruhpolding kommende Kommissarin Roxana Marhofer in einem vermeintlichen Bergunfall. Toni Hauser kommt nach 10 Jahren wieder nach Hause, nachdem sein bester Freund Hans ums Leben kam und sein Vater kürzlich verstarb. Die Heimkehr verläuft alles andere als freundlich. Zugleich stirbt am nächsten Tag ein weiterer Freund von Toni bei einer geplanten gemeinsanen Bergtour. Unfall? Zufall? Mordanschlag? Möglicherweise möchte jemand Toni tot sehen...

Intrigen, Hass und Schuldgefühle zwischen zwei verfeindeten Unternehmerfamilien stehen im Mittelpunkt der spannend erzählten Geschichte, die zahlreiche Wendungen erfährt und durch viele kurze Kapitel schnell geschildert wird.

Gemeinsam recherchieren Roxana und Toni in diesem Fall. An deren Seite stehen noch der junge und enthusiastische Hubert sowie der kurz vor der Pension stehende Josef, die beide ein wenig klischeehaft rüberkommen, mir den Spaß am Lesen aber nicht genommen haben.

Widersacher ist der Bürgermeister Leopold, der Vater von Hans, der nicht gut auf Toni zu sprechen ist. Und natürlich gibt es auch zarte Anbandelungen zwischen Toni und Vicki, die ehemalige Freundin von Hans.

Mathias Lehmann schildert gekonnt in wenigen Sätzen die Charaktere der Protgonisten, ihre Ideen und Gedanken und er schafft es ohne weiteres diese lebendig wirken zu lassen.

Ich kann diesen Krimi uneingeschränkt mit 5/5⭐️ bestens empfehlen.

Hoffentlich gibt es bald weitere Krimis aus der Feder von Mathias Lehmann, sei es als Fortsetzung oder als Stand-Alone. Ich werde bedenkenlos zugreifen.

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