Kindesentführungen 1986 - düster, finster, gelungen
FinsterEs ist das Jahr 1986. Wir befinden uns in dem gottverlassenen kleinen Ort Katzenbrunn im Odenwald, dessen einziges Highlight die jährlich stattfindende Kirmes ist. Ein Junge verschwindet dort spurlos. ...
Es ist das Jahr 1986. Wir befinden uns in dem gottverlassenen kleinen Ort Katzenbrunn im Odenwald, dessen einziges Highlight die jährlich stattfindende Kirmes ist. Ein Junge verschwindet dort spurlos. Schon vor Jahren verschwanden Jungen. Der Täter wurde nie gefasst. Die Jungen blieben verschwunden. Hans Jörg Stahl kommt nach Jahren als nun pensionierter Kommissar in den trostlosen Ort zurück, um nun endlich den Täter, den er nie fassen konnte, zur Strecke zu bringen.
FINSTER ist nunmehr bereits der 3. Thriller von Ivar Leon Menger nach Als das Böse kam und Angst. Ich konnte den coolen Autor unlängst auf dem Krimifestival in Giessen am 01.10.2024 bei seiner Lesung dieses Buches beiwohnen, auf der er einige Annerkungen, Erklärungen und natürlich humorvolle Anektoden aus seinem Privatleben zum Besten gab.
Der Krimi spielt in einem Zeitraum, der vielen jungen Menschen hier nicht präsent sein dürfte. Tschernobyl war allgegenwärtig, Zigarettenrauch überall und die D-Mark war noch im Umlauf. Keine Handys, sondern Telefone mit Wählscheiben. Beim Lesen konnte ich so einiges wieder aus der Versenkung hervorrufen. Auch die damals aktuelle Musik konnte ich praktisch wieder hören.
Das Buch beginnt sehr langsam. Sehr viele Personen in sehr vielen sehr kurzen Kapiteln tauchen nach und nach in Katzenbrunn auf, die ExKommissar Stahl im Laufe seiner Privatermittlungen aufsucht. Obwohl hier zahlreiche Personen im Spiel sind, gelingt es dem Autor ohne weiteres, dass ich mir jede einzelne Figur ohne Probleme merken konnte. Ein Junge, der die Umgebung beobachtet, seine alkoholkranke Mutter, ein Ladeninhaber, eine alte Frau, die ihren Sohn durch Selbstmord verloren hat, ein merkwürdiges Ehepaar, ein Leiter einer psychiatrischen Klinik u.a. sowieden sog. Greifer.
Für mich ist die Zeichnung dieser Figuren das eigentlich tolle an diesem Buch. Die Figuren haben alle ihre Eigenheiten, ihre Schwächen, die sie wiederum so normal erscheinen lassen wie aber auch skuril. Dabei führt mich der Autor mehrfach aufs Glatteis, traute ich doch jederzeit jeder Person zu, der sog. Greifer zu sein.
Der Plotttwist ist der Hammer. Ich dachte, mich schon verlesen zu haben und blätterte einige Seiten zurück. Das hatte mich wirklich überrascht.
Finster ist dann tatsächlich, was der Greifer getan hat. Das erfährt man am Ende des Buchs. Damit das Ganze aber nich zu schwarz wurde, hat der Autor noch eine kleine Romanze eingebaut.
Leider fehlte mir an einigen Stellen doch etwas die Spannung.
Dennoch empfehle ich das Buch jedem Thrillerfan.
Ich kann es gar nicht abwarten, bis in 2025 sein neues Buch erscheinen wird.
⭐️⭐️⭐️⭐️ 4/5