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Veröffentlicht am 05.01.2023

Selten so ein ausgeklügeltes Magiesystem erlebt!

Der Hexenzirkel Ihrer Majestät. Das begabte Kind
1

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich liebe das Cover ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich liebe das Cover und die Liebe zum Detail! Auf den ersten Blick fällt hier der goldfolierte Reihentitel im Zentrum und der Untertitel am unteren Bildrand auf. Wenn man sich das Cover dann genauer ansieht, erkennt man, dass die hellblauen Schnörkeleien auf dem dunkelblauen Hintergrund um den Titel herum nicht bloß Schnörkeleien sind, sondern man findet ein Symbol, das stark an ein Auge erinnert und das auch an jedem Kapitelanfang wieder auftaucht, man findet Monde, Schlangen und eine Sonne – alles „witchy“ Symbole, die damit hervorragend zum Buch passen.


Meine Meinung:
Ein Buch über moderne Hexen in London? War klar, dass ich das lesen würde, hehe. Und es hat Erwartungen vollkommen erfüllt!

Zwar fiel mir der Einstieg ein wenig schwer, allerdings kann ich das gar nicht wirklich an einem bestimmten Aspekt im Buch festmachen. Vermutlich liegt es viel daran, dass ich das Buch im Anschluss an ein Jahreshighlight („The Seven Husbands of Evelyn Hugo“) gelesen habe, das nicht nur aus einem völlig anderen Genre stammt, sondern auch ganz anders geschrieben war.
Unabhängig davon kann ich mir aber vorstellen, dass es auch ein bisschen damit zu tun hatte, dass man hier an einem Punkt in die Geschichte einsteigt, zu dem in ihrer Welt bereits einiges passiert ist: Die Protagonistinnen haben vor wenigen Jahren in einem großen Hexen-Bürgerkrieg gekämpft und nur knapp gewonnen und haben jetzt immer noch an den Auswirkungen zu knabbern. Als Leser kennt man diese Vorgeschichte natürlich zunächst nicht, erst nach und nach wird enthüllt, was in der Vergangenheit passiert ist, wer beteiligt war und was genau die Protagonistinnen währenddessen durchgemacht haben. Das alles ist ein Teil der Geschichte des Auftakts von „Der Hexenzirkel Ihrer Majestät“, da die Vergangenheit natürlich immer noch die Leben der vier Frauen beeinflusst. Insofern ist es also nicht nur logisch und macht durchaus Sinn, dass sich die Autorin dafür entschieden hat, den Leser anfangs im Ungewissen zu lassen, sondern es trägt auch wesentlich zur Spannung bei.
Nichtsdestotrotz muss man sich erstmal darauf einlassen und daran gewöhnen, und das dauert eben seine 50-100 Seiten.


Der Punkt, ab dem mich der Hexenzirkel dann völlig von sich überzeugen konnte, ist der, an dem ich gemerkt habe, wie unfassbar genial, detailliert und grandios ausgearbeitet das Magiesystem ist. Das fällt einem nicht sofort auf, sondern wird einem erst nach und nach bewusst, wenn die verschiedenen Magiearten, die Stärken und vor allem Schwächen der Hexen sowie die Auswirkungen, die ihre eigene Magie und die der anderen auf sie hat, deutlich werden. Dabei webt die Autorin diese Informationen so geschickt in die Handlung ein, dass einem zunächst gar nicht bewusst wird, dass sie dem Leser gerade das Magiesystem erklärt – genau das ist das, was für mich ein guter Schreibstil ausmacht: Show, don´t tell!

„Jede Hexe musste auf die harte Tour lernen, dass ihre Gabe einen riesigen Haken hatte: Orakel lebten außerhalb der Zeit. Für Elementarinnen hielt jeder traurige Tag Regen bereit. Heilerinnen wurden unausweichlich mit Krankheit und Tod konfrontiert. Und Feinfühlerinnen hörten Dinge, die sie lieber nicht hören würden. Keine Gabe funktionierte wie ein Wasserhahn, der sich nach Belieben auf- und zudrehen ließ.“ (S. 327/473)

Ich habe schon viele Hexengeschichten gelesen, aber nur wenige haben es geschafft, die Magie so natürlich und authentisch wirken zu lassen, wie diese hier. Man glaubt Juno Dawson ohne Zweifel, dass es auf der Welt eine magische Parallelgesellschaft gibt, die wir „Profanen“ (die Menschen ohne Magiebegabung) aufgrund zahlreicher Glamour und Verschleierungszauber nicht wahrnehmen können.


Der zweite Aspekt, aufgrund dessen „Der Hexenzirkel Ihrer Majestät“ mich von sich überzeugen konnte, sind die vier wahnsinnig vielschichtigen Protagonistinnen und die ebenso interessanten Nebenfiguren, von denen keine einfach nur „gut“ oder „böse“ ist. Stattdessen folgt jede Figur einfach nur den eigenen Überzeugungen, die dem Leser so plausibel gemacht werden, dass er sich mit Leichtigkeit in jede Figur hineinversetzen kann und versteht, weshalb die Figur sich so entwickelt, wie sie es eben tut. Selbst Helenas Handlungen, die ganz offensichtlich fehlgeleitet ist, auch wenn ihre Motivation, vor allem ihre Tochter, aber auch die anderen Hexen vor dem Tod zu bewahren, ehrenhaft ist, kann man zu einem gewissen Grad nachvollziehen, auch wenn man sie nicht gutheißt. Aber man versteht, weshalb sie handelt, wie sie handelt, und woher ihre Überzeugungen rühren. Vor allem sie ist deshalb ein hervorragendes Beispiel dafür, dass Dawson ihre Figuren kennt und versteht und ihnen den Raum zur Entwicklung gibt, den sie brauchen, um zu greifbaren, lebensnahen Protagonisten zu werden.
Aber auch die anderen drei Hauptfiguren verfolgt man unglaublich gerne, wobei jede einzelne von ihnen sich grundlegend von den anderen dreien unterscheidet. Zwar hatte ich mit Niamh eine eindeutige Favoritin, da die meisten Kapitel aus ihrer Sicht geschrieben sind und der Leser somit leichter eine Bindung zu ihr aufbauen kann als zu den anderen dreien, aber ich konnte mich in jede Hexe gleichermaßen gut hineinversetzen. Das zeigt also, dass Dawson nicht nur ihr Worldbuilding beherrscht, sondern auch weiß, wie sie überzeugende Figuren schafft!


Zuletzt spricht die Autorin sensible und wichtige Themen wie Feminismus und Transsexualität quasi nebenbei, aber dafür nicht weniger lautstark und mit der erforderlichen Eindringlichkeit und Emotionalität an. Sie schneidet politische Diskussionen an, teilt dem Leser ihre eigene Meinung mit und gibt Betroffenen gleichzeitig eine Stimme, die jeder hören kann, der sich diesem Buch widmet.
Allzu viel möchte ich hierzu an dieser Stelle nicht sagen, da es doch ein wenig zu sehr spoilern würde, lasst euch hier einfach selbst überzeugen!
In diesem Zusammenhang finde ich übrigens die kleine Transflagge auf dem Buchrücken ein sehr schönes Detail in der Buchgestaltung!


Das Ende ist allerdings richtig BÖSE??????? Was soll denn das?????? Selbst wenn mich der Rest des Buches nicht so sehr begeistert hätte, wie es der Fall ist, hätte ich nach diesem letzten Satz keine andere Wahl gehabt, als die Fortsetzung zu lesen. Her damit!!!!


Fazit:
Zum Einstieg braucht man ein wenig, um in die Geschichte zu finden, weshalb es einen halben Punkt Abzug gibt. Ansonsten kann „Das begabte Kind“ nur überzeugen!
Vor allem das geniale, bis ins letzte Detail ausgeklügelte, geniale, authentische Magiesystem hat mich begeistert, aber auch die vier wahnsinnig vielschichtigen Protagonistinnen und ebenso interessanten Nebenfiguren, von denen keine nur „gut“ oder „böse“ ist, sondern jede einfach nur ihren eigenen Überzeugungen folgt, konnten mich begeistern.
Als i-Tüpfelchen spricht die Autorin wichtige Themen wie Feminismus, Transsexualität und Akzeptanz auf sensible, emotionale und vor allem lautstarke Weise praktisch nebenbei an.
Das Ende ist aber sehr böööööööööööse.
4,5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.12.2022

Schwieriges Buch, das große Überraschungen bereithält

Book of Night
1

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich finde es super, ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich finde es super, dass der Verlag das Originalcover übernehmen konnte, es passt einfach perfekt zum Buch! Der dunkelblaue Hintergrund scheint eine an den Ecken mit Stuck verzierte Wand zu sein, die in der Mitte von einem Riss durchbrochen wird, durch den ein schwarzer Nachthimmel mit stilisierten Sternen und einem Mond zu sehen ist.
All das zeigt auf den ersten Blick, dass das Buch in der Dunkelheit spielt – metaphorisch und buchstäblich.
Der Titel sowie der Autorinnenname sind in mattem Gold gehalten, was dem Buch etwas Edles gibt, und die schwarzen Innenklappen sind jeweils mit dem Mond vom Cover und einem Zitat aus dem Buch geschmückt. Insgesamt erhält das Buch so eine sehr hochwertige Aufmachung, die den doch sehr stolzen Preis von 18 € fast schon wieder rechtfertigt.
Wie immer bin ich von der Aufmachung des Verlages absolut begeistert!


Meine Meinung:
„Book of Night“ gehört zu den von mir am meisten ersehnten Neuerscheinungen des Jahres, da ich die „Elfenkrone“-Trilogie der Autorin geliebt habe und sehr gespannt auf ihr erstes Werk für Erwachsene war. Umso mehr habe ich mich dann natürlich über das Rezensionsexemplar gefreut!
Wegen meinen Klausuren Ende November kam ich dann wider Erwarten leider nicht sofort zum Lesen und in der Zwischenzeit habe ich dann bei Bookstagram die ersten Meinungen über das Buch mitbekommen – die leider alle eher nüchtern oder sogar negativ ausfielen. Aus genau diesem Grund versuche ich eigentlich insbesondere bei Büchern, auf die ich mich riesig freue, den Meinungen anderer Leser aus dem Weg zu gehen, bis ich mir selbst ein Bild machen konnte, damit meine Vorfreude nicht verloren geht. Da „Book of Night“ aber in letzter Zeit praktisch überall auf Instagram zu sehen war, wie es bei der Neuerscheinung einer großartigen Autorin ja auch gar nicht anders zu erwarten ist, kam ich dann aber doch nicht darum herum, sodass meine Begeisterung unweigerlich etwas gedämpft wurde.

Natürlich hat es das Buch verdient, dass ich das trotzdem nicht an mich heranlasse und mir meine eigene Meinung bilde, was ich auch getan habe, aber die Meinungen der anderen, insbesondere derjenigen, von denen ich weiß, dass sie einen ähnlichen Lesegeschmack haben wie ich, bleiben einem selbstverständlich trotzdem im Hinterkopf.
Die meisten haben dabei kritisiert, dass der Anfang viel zu langatmig und zäh sei, der Schreibstil zu distanziert und die Protagonistin nur wenig greifbar. Im Nachhinein kann ich das alles sehr gut nachvollziehen, wenn ich es auch nicht ohne Protest unterzeichnen würde. Es stimmt zwar alles, aber mit einer entsprechenden Erwartung an das Buch kann es einen trotzdem begeistern!

Gerade die erste Hälfte des Buches zieht sich aber sehr stark in die Länge, man kommt nur schwer in die Geschichte und muss sich sehr stark auf das Geschehen konzentrieren, um überhaupt eine Chance haben mitzukommen. Aus diesem Grund würde ich Genreeinsteigern auch sehr stark davon abraten zu diesem Buch zu greifen!

Denn „Book of Night“ ist ein sehr verworrenes Buch mit einem hochkomplexen und sehr detailreichen Magiesystem, dessen Regeln man sich erst einmal alle merken und dann auch noch verstehen muss.
Darüber hinaus lebt dieses Buch weniger von Action, flotten Dialogen oder Humor, was in Fantasy oft eine Stütze für den Leser bei schwierigem Worldbuilding sein kann. Stattdessen fokussiert sich Black in ihrer Erzählung auf die Arbeit von Charlie, wie sie ihr Handwerk gelernt hat, worauf sie bei Raubzügen achten muss und wie man Schlösser knackt. Der Plot ist dabei extrem auf Charlies Ermittlungen konzentriert, bei denen man selbst sehr gut aufpassen muss, damit einem keine Details entgehen, sodass man nicht zwischendurch den roten Faden verliert. Das wäre fatal, denn die Spannung steigert sich vor allem dadurch, dass man als Leser selbst miträtselt und versucht, die Geheimnisse, auf die Charlie stößt, zu verstehen, zu entwirren und zu lüften. Holly Blacks Erzähltempo ist also extrem langsam, und wessen Fall das gar nicht ist oder wer zwischendurch etwas Lockerheit braucht, wird „Book of Night“ sehr wahrscheinlich sehr anstrengend oder langweilig finden.


Das gilt umso mehr für diejenigen, die sehr stark figurbezogen lesen und vielleicht schonmal festgestellt haben, dass sie Schwierigkeiten mit einem distanzierten Schreibstil haben.
Black schreibt hier nämlich in der dritten Person und lässt kaum Nähe zu ihren Figuren, auch nicht zu ihrer Protagonistin Charlie zu; hin und wieder sind Kapitel aus der Sicht einer weiteren Person geschrieben, ohne dass man lange Zeit weiß, wer sich dahinter verbirgt. Das erschwert es einem natürlich, sich in Charlie hineinzuversetzen und mit ihr warm zu werden.
Darüber hinaus ist sie keine Heldin. Sie ist eine Verbrecherin, der es einen Kick gibt, andere Leute zu bestehlen und zu betrügen, die in ihren Raubzügen aufgeht und die auf sich selbst kaum achtet. Einzig ihre Schwester Posey ist ihr wichtig, alle anderen benutzt sie nur für ihre eigenen Zwecke. Sie hat keinen Moralkompass und handelt opportunistisch ohne Rücksicht auf Verluste. Charlie ist ziemlich „abgewrackt“ und man möchte nicht in ihrer Haut stecken.

„Wenn sie nicht verantwortungsvoll oder vorsichtig oder gut oder liebenswert sein konnte, wenn sie dazu verdammt war, ein loderndes Streichholz zu sein, dann konnte sie sich genauso gut etwas suchen, das sie verbrennen konnte.“ (S. 224/478)

Trotzdem hat sie mir als Protagonistin sehr gut gefallen. Nicht, weil ich all ihre Handlungen und Entscheidungen verstehen oder gutheißen konnte, sondern weil sie authentisch ist. Durch Rückblenden, Erinnerungen und innere Monologe kann man gut nachvollziehen, weshalb sie sich zu der Person entwickelt hat, die sie in der Gegenwart ist. Ihr Werdegang und ihr Verhalten sind zwar abschreckend, aber logisch und menschlich, und das macht sie echt. Der Hauptfokus des Buches liegt natürlich auf ihren Ermittlungen, aber Black webt ihre Charakterisierung und ihre Entwicklung so geschickt in die Handlung mit ein, dass sich die Figur Charlie lebendig anfühlt und trotz des durchaus sehr distanzierten Schreibstils nahbar und greifbar wird – vorausgesetzt, man kann sich an den Schreibstil gewöhnen. Dabei kann aber das Hörbuch stark helfen, das auch bei mir wesentlich dazu beigetragen hat, dass ich doch so gut ins Buch gefunden habe, also probiert es einfach mal aus. 😉

Auch die anderen Figuren, allen voran Vince und Posey, sind genauso interessant wie die Protagonistin und vor allem auch fast so vielschichtig. Wie bei Charlie weiß man insbesondere bei Vince die ganze Zeit über nicht so richtig, was man von ihnen halten soll, ob man ihnen trauen kann und was ihre eigentlichen Ziele sind. Zwar hat Black sie zwangsläufig nicht ganz so facettenreich ausgestaltet wie ihre Protagonistin, aber spannend und greifbar sind sie dennoch, und für die Fortsetzung ist sehr viel Potenzial da.
Charlies Beziehung zu Vince ist ebenso undurchsichtig wie die Figuren. Sie steht weniger im Fokus der Handlung als Charlies Ermittlungen, aber sie steht dennoch im Zentrum des Buches, ohne zu viel Raum einzunehmen. Die ganze Zeit über weiß der Leser nicht, ob er nun für Charlie und Vincent hoffen soll, oder ob er für die beiden lieber möchte, dass sie sich nicht wiedersehen. Wenn ein Satz jeden Aspekt, so auch diesen, dieses Buches widerspiegelt, dann folgender: Man weiß nicht, was gut und was böse ist. Und genau das macht in meinen Augen den Reiz von „Book of Night“ aus!


Wenn man sich dann nämlich erstmal an den Schreibstil gewöhnt und akzeptiert hat, dass das Erzähltempo einen nicht durch „Book of Night“ jagen wird, und man stattdessen sehr aufmerksam lesen muss, entpuppt sich Holly Blacks erster Roman für Erwachsene als ein bis ins letzte Detail durchdachter, sehr komplizierter und cleverer Urban Fantasy-Krimi, bei dem manche Elemente vielleicht offensichtlich erscheinen, der es aber doch immer wieder schafft, einen zu überraschen. Bis zum Schluss wusste ich nicht, wie Charlie die Rätsel und ihre Probleme lösen würde. Die Art, wie sie kontinuierlich alle austrickst, um die Ecke denkt und eine wirklich überzeugende Betrügerin ist, hat mich nicht nur durchweg begeistert, sondern letztlich wohl auch dazu beigetragen, dass ich nicht durchschauen konnte, wie das Buch enden würde! Da kann ich nur beeindruckt meinen Hut vor der Autorin ziehen.

Das Magiesystem ist hier ebenso schwer zu fassen und kompliziert wie der Plot, weshalb ich hier gar nicht allzu viele erklärende Worte verlieren möchte. Ich möchte nur noch sagen, dass ich die Idee der belebten Schatten so spannend und vor allem auch so glaubwürdig und echt beschrieben fand, dass ich beim Lesen nicht nur einmal auf meinen eigenen Schatten geschielt habe. Sobald eine Autorin das bei mir hinbekommt, ist die Katze eigentlich schon aus dem Sack! Ich würde von mir behaupten, dass ich grundsätzlich nicht so leicht zu überzeugen bin. Wenn es ein Magiesystem, das so vielseitig wie dieses hier ist, aber schafft, mich völlig einzunehmen, dann ist es einfach nur grandios ausgebaut und geschrieben!


Fazit:
Das Buch ist hundertprozentig nicht für jeden etwas, und vor allem auch nicht für ausschließlich jeden „Elfenkrone“-Fan. Zwar ist Charlie, wenn auch noch durchtriebener und egoistischer, ähnlich wie Jude eine Antiheldin, aber anders als „Elfenkrone“ mangelt es „Book of Night“ jeglicher Magie (im übertragenden Sinne). Das Buch ist düster, die Protagonistin ist eine Verbrecherin und ob man nun dem Guten oder Bösen die Daumen drückt, weiß man einfach nicht – es ist eben eindeutig für Erwachsene geschrieben.
Die weit verbreitete Kritik, der Anfang sei viel zu zäh, der Schreibstil zu distanziert und die Protagonistin nur wenig greifbar, kann ich sehr gut nachvollziehen; insbesondere der Einstieg fiel auch mir nicht leicht, da hat mir aber das Hörbuch viel weitergeholfen. Wer sich jedoch an Distanz gewöhnen kann, sich auf eine opportunistische, „abgewrackte“ Protagonistin einlassen und einem Buch folgen möchte, das ein sehr langsames Erzähltempo aufweist und weniger auf Action oder flüssige Dialoge, sondern auf Ermittlungen, Geheimnisse und Betrügereien setzt, bei denen man sehr aufmerksam lesen muss, um nicht verloren zu gehen, der wird in „Book of Night“ einen unheimlich komplexen, raffinierten und cleveren Urban-Fantasy-Roman mit starkem Krimibezug trotz aller Distanz greifbaren und nahbaren Figuren und einem so echt wirkenden Magiesystem finden, dass man selbst gegenüber dem eigenen Schatten misstrauisch wird.
Das Ende hält einige Überraschungen und einen besonders fiesen Cliffhanger bereit, der einen die Fortsetzung kaum abwarten lässt!
4/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 05.12.2022

Sehr unterhaltsam, aber auch genauso repetitiv

The Secret Book Club – Kein Weihnachten ohne Liebesroman
1

Vielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Bei dieser Reihe ...

Vielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Bei dieser Reihe mag ich es sehr gerne, dass sich die Cover alle nur in der Farbe und in dem im Titel hervorgehobenen Wort unterscheiden. Man hat bei Romance ja ohnehin meistens nur die Möglichkeit, echte Personen aufs Cover zu legen oder nichtssagende Pastellfarben zu wählen. Der Kyss-Verlag hat sich hier (zum Glück) für Letzteres entschieden, wobei die Cover durch diesen abgerissenen Papierstreifen, hinter dem sich immer ein Wort des Titels verbirgt, nicht nur einen großen Wiedererkennungswert bekommen, sondern auch einen Bezug zum Secret Book Club bekommen. Es ist zwar gerade bei den farblich sehr ähnlichen Büchern (insbesondere Band 2 und 3, die grün bzw. blau sind) sehr schwierig, die einzelnen Bände auseinanderzuhalten, aber entsprechend gut passen sie natürlich auch zusammen.
Bei diesem Band haben wir aber das kleine besondere Detail, dass unter dem abgerissenen Papierstreifen mehrere kleine stilisierte Schneeflocken abgebildet sind, die thematisch natürlich zum Winter und zu Weihnachten passen, ebenso wie die Farbwahl.
Darüber hinaus wirkt das Buch durch das mattglänzende Cover und den haptisch hervorgehobenen Titel sehr hochwertig verarbeitet.


Meine Meinung:
Band 1-3 habe ich mit sehr großer Freude gelesen bzw. gehört, wobei mir besonders der zweite und dritte Teil viel Spaß bereitet haben. Der vierte war nicht so ganz mein Fall, weshalb ich zu Beginn von diesem Buch durchaus ein wenig die Befürchtung hatte, dass ich in Bezug auf diese Reihe möglicherweise etwas übersättigt bin. Wenn es sich rückblickend auch als wahr herausgestellt hat, dass die Geschichte des Buchclubs nun vielleicht auserzählt ist, hatte ich mit Colton und Gretchen aber doch wieder mehr Spaß als mit Vlad und Elena, zumindest in der ersten Hälfte des Buches.


Vor allem Colton trägt einen großen Teil dazu bei.
Wer meine Beiträge schon ein wenig länger verfolgt, weiß, dass ich eine Schwäche für freche, großspurige Sunnyboys mit viel Liebe in ihrem großen Herzen haben, und genau so eine Figur ist Countrystar Colton Wheeler. Dabei ist es der Autorin hier besonders gut gelungen, die Figur Colton, die wir bereits in den vier Vorgängerbänden kennengelernt haben, beizubehalten und sogar ein klein wenig weiterzuentwickeln, was sie (vor allem bei Vlad) nicht immer geschafft hat.

Aber auch wenn er hier meine Lieblingsfigur war, bin ich insgesamt ein klitzekleines bisschen enttäuscht davon, was letztlich aus ihm geworden ist. Man lernt ihn als Playboy kennen, der aber augenscheinlich viel mehr im Herzen hat, als es nach außen zunächst den Anschein macht.
Man merkt, dass der Playboy also nur eine Fassade ist, um sich selbst zu schützen. Wovor er sich schützen möchte und was dazu geführt hat, dass er eine Mauer um sich herum errichtet hat, erfährt man allerdings nicht so richtig. Zwar wird durchaus erwähnt, dass seine Familie es in der Vergangenheit schwer hatte, aber wirklich darauf eingegangen wird nicht, geschweige denn, dass dies tatsächlich in seinen Charakter eingebaut wird und zu seiner Entwicklung beiträgt.
Während Colton also durchaus sehr gut unterhalten kann und einem schnell ans Herz wächst, bleibt er objektiv betrachtet doch eine eher oberflächliche Figur, deren Potenzial nicht im Ansatz ausgeschöpft wurde. Das hat die Autorin mit ihren anderen Jungs teilweise besser hinbekommen, Dass sie es gerade bei Colton nicht geschafft hat, ihm einen soliden, vielschichtigen Charakter zu geben, ist angesichts dessen, dass er ein Liebling ist, durchaus sehr schade.


Mit dem zweiten Teil des Paars, Gretchen, hatte ich gerade in den letzten 200 Seiten des Buches aber noch mehr Probleme.
Während der ersten Hälfte war sie mir noch sehr sympathisch. Sie ist ein Workaholic, dem ihre Mandanten und deren Schicksal wichtiger sind als ihr eigenes Leben. Mit entsprechend viel Herzblut geht sie an ihre Arbeit heran, ohne (unabsichtlich) auf irgendjemandes Gefühle Rücksicht zu nehmen, und wirkt dadurch vielleicht engstirniger, strenger und unnahbarer als sie es sein könnte. Das mag dazu führen, dass sie für so manchen Leser vielleicht von vornherein zu kühl ist, als dass man sich in sie hineinversetzen könnte, ich fand hingegen, dass sie gerade diese Eigenschaft, nämlich dass ihr die Arbeit so wichtig ist, sehr nachvollziehbar und menschlich macht. Sie kommt aus einer sehr reichen Familie und fühlt sich deshalb schuldig gegenüber den Menschen, die nicht so viel Glück haben wie sie. Dass sie sich mit Eifer für diese Menschen einsetzt und dabei ihr eigenes Glück hintanstellt, ist logisch für sie und lässt sie in meinen Augen stark wirken.

Leider bleibt es während der gesamten ~410 Seiten bei diesem einzigen Charakterzug. Sie durchlebt unzählige Momente, von denen sie lernen und an denen sie über sich hinauswachsen könnte, aber sie bleibt 95% des Buches dieselbe eingefahrene Einwanderungsanwältin, die vor sich selbst davonläuft, die man im ersten Kapitel kennenlernt. Ihr Charakter bleibt die gesamte Handlung über viel zu starr und eindimensional, lediglich am Ende legt sie gefühlt eine 180°-Wende hin, auf die im Vorfeld auf keinster Weise hingearbeitet wurde und die so letztlich völlig unglaubwürdig wirkt.
Gretchens Charakter bekommt mit ihren Schuldgefühlen, ihrer Familie und ihrer Kindheit ein starkes Fundament, auf das die Autorin aber leider nicht aufbaut. Sie gibt Gretchen keine Gelegenheit, aus ihren Fehlern zu lernen, sich gegenüber ihren Gegenspielern zu behaupten oder das Trauma ihrer Kindheit zu verarbeiten.
In einem noch stärkeren Maße als Colton bleibt Gretchen also eine eindimensionale, blasse Figur, mit der man zum Schluss aufgrund ihrer mangelnden Entwicklung noch nicht einmal mehr sympathisieren kann.


Auch mit dem Stil der Autorin hatte ich zunehmend Schwierigkeiten. Zwar ist „The Secret Book Club“ vom ersten Band an keine besonders tiefgründige Geschichte gewesen, aber unterhalten konnte sie dennoch sehr.
Hier ist mir dann aber beim Lesen besonders stark aufgefallen, dass alle fünf Geschichten im Prinzip eigentlich genau gleich aufgebaut sind, bis hin zu Szenen die sogar 1:1 identisch sind. Nur um ein Beispiel zu nennen: In jedem der Bücher kommt es zu einem Punkt, an dem sich der männliche Protagonist praktisch bis zur Besinnungslosigkeit betrinkt, weil er alle Hoffnung verloren hat. Dann wird er von den anderen Jungs geweckt, die über dem Bett/ der Couch zusammenstehen und auf den Protagonisten herabschauen, ihn aufpeppeln und für die große Geste wecken, die dann letztlich zu einem Wendepunkt führt. Genau das passiert in jedem Buch der Reihe.
Zwar bin ich durchaus auch ein Fan von wiederkehrenden Motiven, Easter Eggs oder Anspielungen auf vorangegangene Bücher, aber dabei erwarte ich natürlich etwas Originalität. Hier hat man aber nicht nur das Gefühl, die Geschichte bereits vier Mal gelesen zu haben, es ist auch tatsächlich so. Die eben geschilderte Szene war nur ein Beispiel.
Auch bei dem Rest des Buches drängt sich einem der Eindruck auf, die Autorin hätte eine Blaupause der Handlung, in die sie dann jedes Mal nur neue Namen und einen etwas anderen Subplot einfügt – hier ist es die Sache mit dem Einwanderungsrecht, das aber auch nur allenfalls oberflächlich angeschnitten und nicht wirklich thematisiert wird, sowie Gretchens Konflikt mit ihrer Familie, der aber auch nicht besonders ausgereift oder originell, sondern wie aus einem amerikanischen Hallmark-Weihnachtsfilm übernommen wirkte (die auch alle gleich sind, daher kein Fan).

Entsprechend vorhersehbar ist dann der Plot. Nochmal: Ich erwarte nicht von jedem Buch, dass es besonders tiefgründig ist, gerade Liebesromane dürfen auch gerne mal oberflächlich sein oder nur aus Fluff/ Smut bestehen. Aber nichtsdestotrotz wünsche ich mir natürlich trotzdem etwas, das das Buch von anderen unterscheidet, und das fehlt hier; selbst innerhalb der Reihe gleicht sich der Inhalt so stark, dass man im Prinzip fünf Mal die gleiche Handlung liest.
Auch hier gibt es im Übrigen wieder die für den Fortlauf der Handlung absolut unnötigen Kommunikationsschwierigkeiten, von denen ich ohnehin kein Fan bin und die ich auch schon in allen Vorgängerbänden bemängelt habe. Ich hatte damit deshalb zwar auch hier schon gerechnet, aber nervig ist es natürlich trotzdem, wenn mit immer gleichen Problemen und immer gleichen Lösungen aufgewartet wird – vor allem bei einer Reihe: Wenn man ohnehin alle Figuren die gleiche Geschichte bekommen, kann man es auch bei einer belassen.


Der Aspekt, der die Reihe eigentlich gerade von anderen Romance-Büchern abhebt, nämlich der Buchclub, kommt hier meiner Meinung nach auch zu kurz. Die Treffen, Besprechungen und Tipps fanden schon immer eher am Rande statt, denn der Buchclub war natürlich in erster Linie als Comic Relief und dazu da, die Beziehung der Protagonisten voranzubringen.
Abgesehen von derselben Leier, die die Jungs, vor allem Malcolm und Mack bei jedem Zusammentreffen von sich geben, und die letztlich nur dazu führen, dass auch sie zu statischen Nebenfiguren ohne Charakter degradiert werden, hat der Buchclub hier aber tatsächlich kaum Bedeutung. Die Buchclub-Jungs sind mittlerweile keine eigenständigen Figuren mehr, sondern muten wie NPCs in Computerspielen an, die sich nur innerhalb ihrer Programmierung bewegen und immer nur denselben Dialog abspielen können, wenn man sie anspricht. Das ist natürlich gerade deshalb sehr schade, weil so ihre eigenen Geschichten an Bedeutung verlieren und auch der Buchclub nur noch ein bedeutungsloses Detail wird, das genauso gut weggelassen werden könnte.
Denn anders als insbesondere im ersten Band, als das Buchclub-Buch noch eine Bedeutung für die Handlung hatte und es Gavin tatsächlich geholfen hat, seine Frau besser zu verstehen, existiert das Buchclub-Buch in diesem Teil einfach nur, ohne jemals wirklich in die Handlung integriert zu werden. Zwar gibt es auch hier Parallelen zwischen dem Buch und dem Buch im Buch, aber ähnlich wie der Buchclub selbst ist es für den Plot eigentlich völlig irrelevant.


Nun will ich aber nicht nur meckern, ansonsten passt meine abschließende Bewertung objektiv ja überhaupt nicht zu dem Inhalt meiner Rezension. Aber vielleicht wisst ihr ja, wie das ist: Kritik lässt sich oftmals viel leichter und vor allem ausführlicher äußern wie Lob. :D
Denn das habe ich nämlich auf jeden Fall auch zu vergeben; die guten Aspekte überwiegen letztlich nämlich trotz meines vorangegangenen Rants, der einen völlig anderen Eindruck erweckt, erheblich!

Vor allem in der ersten Hälfte hat mir nämlich die Beziehung zwischen Colton und Gretchen trotz aller Oberflächlichkeit der Figuren mit Ausnahme von Mack und Liv aus der gesamten Reihe am besten gefallen!

„‚Ist es immer so, wenn dir eine Idee für einen Song kommt?‘
‚Nein.‘ Er schüttelte den Kopf. ‚Das heißt, es war lange nicht mehr so.‘ Er nahm sie bei den Schultern und gab ihr einen Kuss zum Niederknien auf die Lippen. ‚Ich glaube, du bist meine Muse.‘“ (S. 169/416)

Wer ein paar meiner Lieblingsbücher selbst kennt, wird feststellen, dass viele davon eines gemeinsam haben: enemies to lovers. Zwar sind Colton und Gretchen keine enemies to lovers, aber das, was ich an diesem Trope so liebe, nämlich die Schlagabtausche zwischen den Protagonisten, die mit den Händen praktisch greifbare (sexuelle) Spannung und die intensiven Gefühle haben auch Colton und Gretchen. Beide sind sehr clevere, schlagfertige Figuren mit großem Selbstbewusstsein, die zwar unterschiedlicher nicht sein könnten – das Grumpy (oder in dem Fall eher Grinch :D) x Sunshine-Trope setzt Adams hier äußerst mitreißend um! –, entsprechend unterhaltsam ist das Hin und Her hier also! Und auch an sexueller Spannung mangelt es den beiden nicht. 😉
Zwar hat es mir hintenraus nicht so gut gefallen, wie sich die Beziehung der beiden entwickelt (oder eben nicht, es passiert, wie gesagt, gegen Ende alles sehr plötzlich, ohne dass darauf hingearbeitet wird), aber der Anfang und der Mittelteil sind umso heißer; vor allem die eine spicy Szene hat mir sehr gut gefallen, hehe. ;)))


Fazit:
In der zweiten Hälfte vom fünften Band der „The Secret Book Club“-Reihe werden nicht nur die Schwächen der aktuellen Protagonisten, sondern auch die der gesamten Reihe besonders deutlich.
Sowohl Colton als auch Gretchen sind beides Figuren, die trotz ihres Potenzials leider sehr eindimensional und flach bleiben, wobei Colton aufgrund seiner Großspurigkeit und seines Charmes trotzdem noch in hohem Maße unterhalten kann.
Der große Knackpunkt der Reihe ist dabei aber, dass es sich im Prinzip fünfmal um die gleiche Geschichte mit teilweise identischen Szenen handelt, die sich, abgesehen von unterschiedlichen Namen und mal mehr, mal (wie hier) weniger intensiv behandelten Subplots in allen wesentlichen Punkten entsprechen. Auch die Rolle des Buchclubs und des Buches, das die Jungs gemeinsam besprechen, die ursprünglich ja gerade die Aspekte sind, die die Reihe von anderen Romance-Titeln unterscheidet, nimmt zunehmend ab und ist in diesem Band praktisch völlig irrelevant.
Nichtsdestotrotz konnte mich die Umsetzung des Grumpy/ Grinch x Sunshine-Tropes hier vor allem in der ersten Hälfte komplett überzeugen, die Schlagabtausche zwischen Colton und Gretchen sind absolut unterhaltsam und die (sexuelle) Spannung ist mit Händen greifbar.
Nicht mein liebster Teil der Reihe, aber doch mein zweitliebstes Pärchen (auf gleicher Stufe mit Noah und Alexis)! 😊
3,5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.12.2022

Schwieriger Start, aber hintenraus sehr vielversprechend

The Other Side of the Sky – Die Göttin und der Prinz
1

Vielen lieben Dank an vorablesen.de und den dtv-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an vorablesen.de und den dtv-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Buch war eindeutig mal wieder eine Coverauswahl! Zwar bin ich nicht unbedingt der größte Fan von großformatigen Personen auf dem Cover, vor allem, wenn sie den Betrachter direkt anschauen, aber hier finde ich es von der Gesamtkomposition durchaus passend, zumal das Mädchen auch in etwa so aussieht, wie ich mir Nimh vorgestellt habe.
Darüber hinaus gefällt mir die im Hintergrund angedeutete Skyline der Stadt, die sich augenscheinlich auf Wolken befindet, optisch sehr, und auch inhaltlich hat dies einen Bezug. Dieses Wolkenstadt-Thema setzt sich im Übrigen auch unter dem Umschlag auf dem naked cover fort, wodurch das Buch insgesamt sehr hochwertig aussieht. Den Abschluss bildet der goldfolierte Titel, der nicht nur ein hübscher Hingucker ist, sondern sich auch wunderbar in das restliche Bild einfügt.
Bei dem Titel finde ich es auch super, dass der deutsche Verlag den Originaltitel einfach übernommen und ihm nur einen Reihentitel zugefügt hat. Beide passen hervorragend zur Geschichte und stellen einen starken Bezug zu den beiden Protagonisten her. Die Aufmachung ist also ausnahmslos gelungen!


Meine Meinung:
Wie man es am Rezensionstitel („Schwieriger Start, aber hintenraus sehr vielversprechend“) schon erahnen kann, hatte ich anfangs so meine Schwierigkeiten mit dem Buch.
Das lag vor allem daran, dass gerade Nimhs Kapitel, die als Göttin einer eher mittelalterlich anmutenden Welt sehr isoliert unter Gelehrten aufwächst, einen doch gehobeneren Umgangston pflegt und ihre Sprech- und Denkweise dadurch etwas schwierig auf die eigene zu übertragen ist. Man braucht sehr lange, bis man sich an den Schreibstil in ihren Kapiteln gewöhnt hat. Darüber hinaus wird man praktisch ins kalte Wasser in diese neue Welt mit unbekannten, sehr verwirrenden Regeln, einem komplexen, ungewöhnlichen Magiesystem und fremden Umgangsformen geworfen. Ihr könnt euch also denken: Bis man sich da zurechtgefunden hat, dauert es eine Weile. Selbst mir, wo ich ja doch relativ viel High Fantasy lese, fiel das nicht ganz so leicht.

Das ändert sich dann aber schnell, sobald man mehrere Kapitel aus Norths Sicht gelesen hat. Er stammt aus der Himmelsstadt Alciel, die von ihren Gepflogenheiten und ihrer Sprache sehr modern ist und auch gut in unsere Welt passen würde. Dort gibt es, anders als in Nimhs Reich, keine Magie, stattdessen ist die Technik sehr weit fortgeschritten und man merkt, dass sich die Autorinnen dabei stark an unserer orientiert haben. Als Leser gewöhnt man sich also sehr leicht an Norths Welt, da man sich in ihm wiederfindet, wodurch der Bezug zu ihm zunächst natürlich stärker ist als zu Nimh.

Als North dann in Nimhs Welt fällt, kann man daher sehr gut nachvollziehen, wie es ihm geht. Ähnlich wie North versteht auch der Leser nämlich noch nicht so ganz was Sache ist und muss sich erstmal zurechtfinden. Norths Probleme helfen einem beim Lesen also sehr stark, in das Buch zu finden. Die Art und Weise, wie die Autorinnen den Leser damit also in das Buch eingebunden und ihm die Welt gezeigt haben, fand ich gleichzeitig genial und auch sehr subtil. Denn man merkt beim Lesen überhaupt nicht, dass sie North praktisch als „Schlüssel“ verwenden, um dem Leser die Welt und ihr Magiesystem näherzubringen. Man wird Schritt für Schritt durch die Konflikte und Regeln von Nimhs Welt geführt, Norths Unwissenheit sowie die des Lesers fügen sich absolut natürlich in die Geschichte ein. So löst sich der Knoten, den man zu Beginn noch hatte, mit Leichtigkeit und unbemerkt auf und man kann sich fallenlassen.

Sobald dieser Schritt überwunden ist, fällt einem dann umso stärker auf, wie komplex, genial und wahnsinnig gut durchdacht Nimhs Königreich und die Wolkenstädte sind, die unterschiedlichen Religionen, die sozialen Konflikte und das Magiesystem. Es wird offensichtlich, dass diese Dilogie unheimlich viel Potenzial hat und lange nicht den Hype erhält, den sie eigentlich verdient hätte.

Das ist nicht nur am Worldbuilding erkennbar, wobei das alleine für sich durch die Kontraste mit der vielfältigen Flora, den Flussländern, dem Tempel und den Ruinen auf der Erde und der modernen Stadt mit ihrem verborgenen Untergrund und dem Palast in der Wolkenstadt eigentlich mehr als eine Erwähnung in einem Absatz wert wäre. Wenn ich hier allerdings zu weit ausholen würde, würde ich erstens vermutlich gar nicht mehr aus dem Schwärmen kommen und zweitens ginge dann vielleicht auch der Zauber des Entdeckens bei euch verloren. 😉


Auch die beiden Protagonisten, Nimh und North, haben beide so unfassbar viel Potenzial, das zwar hier schon angekratzt wurde, das aber noch so viel mehr zu bieten hat.
Auch bei den beiden werden die oben bereits angesprochenen Kontraste wieder sehr deutlich: North, der moderne junge Prinz, der nicht an die Magie glaubt, abenteuerlustig und verspielt ist; Nimh, die sehr junge Göttin, die durch ihren Glauben und die Verantwortung, die auf ihren Schultern lastet, sehr eingeschränkt und zwangsläufig eher zurückhaltend ist.
Neben all den Kontrasten haben Nimh und North aber auch viele Gemeinsamkeiten, die man zusammen mit ihnen im Laufe der Handlung erkennt. Beide sind auf ihre Art einsam und isoliert, getrieben, sich selbst und Autoritäten in ihrem Leben etwas zu beweisen, und auf der Suche nach etwas Größerem.

Die Protagonisten sind im Einzelnen bereits wunderbar ausgearbeitet: Trotz anfänglicher Schwierigkeiten mit Nimh kann man sich in beide sehr gut hineinversetzen und ihre jeweiligen (inneren) Konflikte ausgezeichnet nachvollziehen und nachempfinden. Aber auch gemeinsam sind sie ein super Team, das sich untereinander ergänzt, herausfordert und stärkt.
Die Romanze zwischen ihnen ist dabei sehr subtil, diskret und eher ruhig im Hintergrund, aber dafür nicht weniger herzergreifend und mitreißend.

„‚Ich bin immer noch hier, hier bei dir‘, sage ich leise, jedoch laut genug, dass sie mich ansieht. ‚Und ich bin wirklich. Du hast mir beigebracht zu glauben, Nimh. An Dinge, die ich weder sehen noch anfassen kann. Aber mehr als alles andere glaube ich an dich.‘“ (S. 344/459)

Wie ihre Gegensätzlichkeiten und Gemeinsamkeiten, genau wie die beiden selbst, miteinander harmonieren, wird durch den (absolut gelungenen) Plottwist gegen Ende noch einmal besonders deutlich – ohne allzu viel zu spoilern: Es wird sehr spannend und es gibt einen fiesen Cliffhanger. 😉


Ich habe gar nicht mehr so viel zu dem Buch zu sagen. Es ist ein absolut unterschätzter Stern am YA-Himmel, der so viel zu bieten hat und hoffentlich bald viel mehr Lesern in die Hände fällt! Auch wenn es zu Beginn gerade für Genreeinsteiger sicher nicht leicht wird, dem Plot zu folgen, kann ich nur raten, durchzuhalten und auf Norths Ankunft auf der Erde zu warten – ab dann wird das Lesen einfacher und man kann gar nicht anders, als sich in dieser magischen, hochkomplexen, wunderbar durchdachten Geschichte zu verlieren und mit Nimh und North mitzufiebern.
„The Other Side of the Sky“ ist nicht perfekt und es ist noch einige Luft nach oben, aber ich habe hohe Erwartungen an die Fortsetzung!


Fazit:
Der Einstieg ist aufgrund der Fremdartigkeit von Nimhs Situation, der Gepflogenheiten und Regeln ihres Volkes sowie der Komplexität des Worldbuildings und Magiesystems alles andere als leicht. Sobald man das aber überwunden hat, merkt man, wie komplex, genial und wahnsinnig gut durchdacht Nimhs Königreich und die Wolkenstädte sind, die unterschiedlichen Religionen, die sozialen Konflikte und das Magiesystem. Es wird offensichtlich, dass diese Dilogie unheimlich viel Potenzial hat und lange nicht den Hype erhält, den sie eigentlich verdient hätte.
North stellt einen tollen Gegenpart zu Nimh dar; bei ihnen und ihren Welten spielen die Autorinnen viel mit Kontrasten, aber auch Gemeinsamkeiten. Sie sind tolle Protagonisten, denen man gerne folgt und über die man unbedingt mehr erfahren möchte!
4/5 Lesehasen.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.11.2022

Ein bisschen oberflächlicher als nötig, aber trotzdem wunderschöne (Vor-) Weihnachtsgeschichte

From Tokyo with Love
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Vielen lieben Dank an den one-Verlag und die #bloggerjury für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den one-Verlag und die #bloggerjury für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover finde ich richtig schön! Vor dem dunkelblauen Hintergrund ist der Titel, der mit seiner schnörkeligen, blauen Leuchtschrift, umrandet von einem pinken Kreis aussieht wie ein Neon-Leuchtschild. Im Fokus. Drumherum sieht man einige stilisierte große Schneeflocken sowie viele weiße Farbtupfer, die es aussehen lassen, als würde es vor dem Nachthimmel schneien. Alles zusammen erweckt sofort einen weihnachtlichen Eindruck und passt somit wunderbar zur Ästhetik des Buches.
Der Titel „From Tokyo With Love“ ist, wie man am Ende erfährt, nicht nur deshalb hervorragend gewählt, weil sich Finn und Hailee in Tokio verlieben.
Sehr süß und eine schöne Ergänzung zur Geschichte sind im Übrigen auch die Ausschnitte der Songtexte von Hailee und Finn (wobei mich ein Zitat aus Hailees „I like you more than I planned“ seeeeehr stark an die zweite Strope aus „Wildest Dreams“ von Taylor Swift erinnert hat :D).


Meine Meinung:
Ich hatte tatsächlich keine großen Erwartungen, als ich das Buch angefangen habe. Insofern bin ich umso überraschter davon, wie viel Spaß mir das Lesen hier gemacht hat!
Dabei gibt es hier durchaus ein, zwei Dinge, die mir nicht hundertprozentig gefallen haben, was letztlich für den minimalen Punktabzug am Ende gesorgt hat. Aber nichtsdestotrotz hat mich das Buch so sehr gefesselt, dass ich es fast vollständig in einem Rutsch durchgelesen habe.

Das liegt zum einen an der wunderschönen Kulisse des weihnachtlichen Tokios. Ich habe schon einige Bücher gelesen, die in Japans Hauptstadt spielen, aber keines hat es so sehr wie dieses geschafft, dass ich gleichzeitig Fernweh habe und mich dort wie zuhause fühle. Zusammen mit Hailee und Finn lernt man die Metropole und ihre Kultur ein klein wenig kennen und ist verzaubert von den Lichtern, der bunten Coziness und der Familiarität. Alleine das macht „From Tokyo With Love“ schon zu einem wunderbaren Buch zum Abschalten in der Vorweihnachtszeit (oder eben im Oktober), bei dem einen das Herz warmwird!

Darüber hinaus sind aber auch Hailee und Finn ein wesentlicher Grund dafür, weshalb man sich hier so leicht fallenlassen kann.
Hailee ist eine sehr sympathische Protagonistin, deren Begeisterung und Träume ansteckend sind, die aber auch Zukunftsängste hat, die man sehr gut nachvollziehen kann. Ihre Karriere nimmt einen großen Teil der Handlung ein und man kann sich den Druck, unter dem sie steht, sehr gut vorstellen.
Trotzdem hat einen frechen Humor, sie kämpft für ihre Träume und lässt sich von kleineren oder größeren Niederlagen nicht niederstrecken.

„‚Aber mal im Ernst. Meine Mutter hat immer gesagt, man soll sich das Jetzt nicht ruinieren, nur weil man denkt, dass da noch was kommt – was Besseres oder Schlechteres. Sie meinte, dass sie es bereut, nicht jeden Tag im Bikini am Strand getanzt zu haben, als sie zwanzig war. Stattdessen hat sie sich über ihre Oberschenkel aufgeregt.‘“ (S. 252 f./ 384)

Während es dabei auf den ersten Blick so scheint, als sei sie der Sonnenschein-Part im grumpy vs. sunshine-trope, wird im Laufe der Handlung deutlich, dass mehr in ihr steckt, als sie mit ihrem Lächeln zeigt. Ihr Bühnen-Alter-Ego steht dabei sinnbildlich für ihren inneren Konflikt und dieses Motiv hat mir sehr gut gefallen.

Finn ist demgegenüber der etwas grummelige, scheinbar unnahbare Rockstar, der zunächst eigentlich gar nichts mit ihr zu tun haben möchte, aber von seiner Managerin dazu gedrängt wird, Zeit mit Hailee zu verbringen. Dass auch hinter ihm mehr steckt, als es zunächst den Anschein hat, liegt auf der Hand. Er hat ein Trauma zu verarbeiten, aufgrund dessen er immer noch unter Panikattacken leidet. Zwar kann man sich auch in ihn gut hineinversetzen, allerdings hatte ich gerade bei seiner Vergangenheit oft das Gefühl, dass die Autorin nur an der Oberfläche kratzt und nicht ganz das rausholt, was an Potenzial in Finn Wolfcraft steckt. So wird seine Figur leider etwas oberflächlich, was schade ist. Trotzdem mochte ich ihn ebenso gerne wie Hailee, vor allem die Szenen, in denen sein Schalk zum Vorschein kommen, haben mir gut gefallen. Da hätte es gerne mehr von geben können! Die Zeit, die er braucht, um in Hailees Nähe aufzutauen, war mir dagegen etwas zu kurz.

Darüber hinaus hätte ich mir persönlich manchmal eeetwas mehr Kommunikation zwischen ihr und Finn gewünscht, so wie das meistens in dem Genre ist. Da die beiden aber durchaus (nachdem sie sich etwas unnötig aufregen) miteinander reden, fällt das hier nicht so stark negativ auf.


Etwas stärker gestört haben mich dagegen die winzigen Ungereimtheiten, die mir im Laufe der Handlung immer mal wieder aufgefallen sind, und die dafür gesorgt haben, dass ich mich dann doch nicht zu hundert Prozent fallenlassen konnte. So werden z. B. manche wichtige Aspekte bspw. hinsichtlich des Charakters der Protagonisten einfach nur schnell im Nebensatz in bereits relativ weit fortgeschrittener Handlung erwähnt, obwohl man da eigentlich erwartet hätte, dass das schon früher Thema gewesen oder jedenfalls ab diesem Zeitpunkt etwas mehr ausgebaut worden wäre. Dadurch, dass es eben nur einmal kurz erwähnt und dann nicht weiter aufgegriffen wird, wirkt das alles nicht ganz so rund und in sich schlüssig, wie es hätte sein können und stattdessen eher oberflächlich.


Das alles ändert aber nichts daran, dass „From Tokyo With Love“ ein mitreißendes, süßes Buch ist, das einen auf gemütliche Art und Weise durch die Vorweihnachtszeit trägt und gleichzeitig Fernweh nach Tokio weckt.
Nicht zuletzt der leichte, umgangssprachliche Schreibstil sorgt dann schließlich dafür, dass man sich trotz etwaiger Ungereimtheiten und Oberflächlichkeiten sehr gut fallenlassen, den Alltag für einige Stunden vergessen und das Buch in einem Rutsch weglesen kann.


Fazit:
Vom Setup erinnert „From Tokyo With Love“ ein wenig an Mona Kastens „Lonely Heart“, wobei solche Doppelungen in der Rockstar-Sparte dieses Genres ja gar nicht wirklich vermeidbar sind. Im Vergleich ist „From Tokyo With Love“ zwar nicht ganz so herzergreifend und tiefgründig, aber aufgrund des lockeren, leichten Schreibstils fällt es einem trotzdem alles andere als schwer, sich in Hailees und Finns Geschichte zu verlieren, die beide wirklich tolle Protagonisten sind.
Getoppt wird das ganze dann noch von dem wunderschönen weihnachtlichen Tokio, das Fernweh weckt und sich gleichzeitig wie zuhause anfühlt. Jedem, der kurz dem Alltag entfliehen und sich für eine Weile wegträumen möchte, spreche ich eine Herzensempfehlung aus!
4/5 Lesehasen.

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