Eine Mischung aus gelungener düsteren Welt und unrelevanten Ereignissen
Frau Holles LabyrinthMeinung:
Ich habe mit der ein oder anderen Geschichte Märchenadaptionen für mich entdeckt und nachdem ich auch "Frau Holles Labyrinth" gestoßen bin, ist es direkt auf meine Liste gewandert. Das Buch kommt ...
Meinung:
Ich habe mit der ein oder anderen Geschichte Märchenadaptionen für mich entdeckt und nachdem ich auch "Frau Holles Labyrinth" gestoßen bin, ist es direkt auf meine Liste gewandert. Das Buch kommt für mich mit einem sehr schönen Cover und Farbschnitt daher, sodass ich mich noch ein Stück mehr darauf gefreut habe, das Buch in der Hand zu haben.
Wie der Titel nur unschwer verbergen kann, handelt es sich bei dem Buch um eine Adaption zu Frau Holle, wobei sie im Fokus der Geschichte steht, aber nicht Hauptprotagonistin ist. Erzählt wird vielmehr die Geschichte von Mary, die zum Geburtstag ihrer Schwester nach Hause fährt. Bei einem Streit zwischen den beiden fällt die Kette ihrer verstorbenen Mutter in den Brunnen und Mary bleibt nichts anderes übrig, als runterzuklettern und die Kette zu holen. Unten angekommen findet sie sich in der düsteren Welt von Frau Holle wieder, in der Erinnerungen eine besondere Bedeutung haben und das entkommen zu einer großen Herausforderung wird.
Die ersten Seiten bieten genug Platz um Mary und die Welt besser kennenzulernen, den schon ihre Welt bringt einen magischen Anteil mit sich, der mir schnell zugesagt hat. Obwohl es ein wenig dauert, bis Mary in die Welt von Frau Holle stolpert, war bei mir von Langeweile nichts zu spüren. Die Autorin weiß die ersten Seiten sehr gut zu füllen und kann gerade Mary und ihre Schwester sehr schön darstellen. Ich war am Anfang noch recht stark an die Geschichte gefesselt und das hat sich auch nicht geändert, nachdem Mary den Brunnen hinunter gestiegen ist. Der Leser trifft zusammen mit Mary auf eine sehr düstere Welt, die genau auf die richtige Weise umgesetzt wurde. Ich war von der Idee und der Umsetzung so sehr gefesselt, dass ich mich beim Lesen rundum in die Welt denken konnte. Es wird schnell deutlich, dass in der Welt etwas nicht mit rechten Dingen zu geht und obwohl ich das relativ schnell durchschaut habe, habe ich mit Mary komplett mitgefiebert. Es dauert ein wenig, bis Mary die neue Welt durchschaut und gerade das hat für mich auch einen großen Teil zur Spannung beigetragen, die für mich sehr greifbar war, wodurch ich ganz schnell weiterlesen musste.
So gelungen ich den Anfang und die Welt finde, so schnell war für mich leider dann auch schon die Luft raus. Die Geschichte verliert sich ab einem Punkt in unwichtige und schon fast langweilige Szenen, die sich im Grunde auch irgendwie ähneln und wenig neues mit bringen. Es gibt immer weniger Handlungen und die Geschichte wird von den immer gleichen Gedanken von Mary dominiert. Ich konnte ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehen und doch haben sie mich irgendwann einfach nicht mehr gefesselt. Es gibt nur weniger Überraschungen, obwohl die Welt sicher noch ein paar mehr unerwartete Aspekte geboten hätte. Für mich war relativ schnell klar, dass die Geschichte auf einen großen Showdown hinarbeitet, wodurch die Szenen schnell an Relevanz verloren haben, weil eben nur der erwartete Showdown im Blick lag. Das mag auch daran liegen, dass sich Mary irgendwie nicht richtig darauf vorbereitet, sondern eher in den Tag hineinlebt und plötzlich steht dann das Ende vor der Tür. Leider konnte mich auch die Welt nicht mehr so begeistern wie zu Anfang, da sich die Welt nach und nach wie nichts mehr besonderes angefühlt hat, da das meiste kaum noch Erwähnung gefunden hat. Frau Holle nimmt genau die richtige Rolle in der düsteren Märchenadaption ein, die mir an sich gut gefallen hat, aber die Umsetzung von ihr war mir dann doch etwas zu wenig. Es gibt nur wenige Szenen mit ihr und sie nimmt auch primär nicht wirklich Einfluss auf die Ereignisse. Für mich blieb sie durchweg irgendwie etwas zu unnahbar und blass. Lange Kapitel sorgen dafür, dass ich noch einmal mehr das Gefühl hatte, dass sich die Geschichte sehr zieht.
Neben Mary gibt es noch andere Protagonisten in der Geschichte, wobei diese aber eher weniger vertreten sind. Mir ist es beim Lesen nicht sonderlich aufgefallen, aber es gibt keine Figur, mit der man als Leser neben Mary irgendwie mehr warm werden kann. Alle Protagonisten sind eher zurückhalten und misstrauisch Mary gegenüber, was zwar sehr gut zur Geschichte passt, aber dadurch fehlen mehr Einblicke für den Leser und die nötige Abwechslung. Dabei sind die Figuren alle nur sehr schwer durchschaubar, wodurch es am Ende die ein oder andere Überraschung gibt, aber das Lesen verliert dadurch spürbar an Spannung.
Das große Ende nimmt nochmal etwas an Fahrt auf, aber bei mir war da leider schon die Luft raus. Mit dem Ausgang habe ich schon von Anfang an gerechnet und auch mit einer Überraschung habe ich schon früh gerechnet. Trotzdem gibt es noch andere unerwartete Auflösungen, die es für mich dann aber am Ende auch nicht mehr raus reißen konnten. Der Epilog lässt den Leser etwas unzufrieden zurück, da es Einblicke in eine Fortsetzung gibt, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht angekündigt wurde.
Fazit:
Die Welt steckt voller Potenzial und die düstere Umsetzung konnte mich auf den ersten Seiten sehr fesseln. Ich war sehr gebannt von der ganzen Welt und mochte die Idee sehr gerne. Leider wird das ganze schnell von unrelevanten und langweiligen Ereignissen abgelöst, die nur den Showdown ein wenig einläuten, wobei dieser vorhersehbar daher kommt. Die Figuren bleiben sehr blass, allen voran Frau Holle, was ich sehr schade fand. Das Ende bringt Unzufriedenheit mit, weil es auf eine Fortsetzung hindeutet, die noch nicht absehbar ist.
2,5 Sterne gibt es von mir für die tolle und düstere Welt, aber leider fehlt der Geschichte ansonsten viel.