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Veröffentlicht am 07.08.2019

ich bin nicht Crew, definitiv nicht

Crew (Wolf Crew 1)
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„In jeder Lage, gegen wen auch immer – du bist mir das Wichtigste. Deine Treue gilt zuerst der Crew, aber meine gilt dir. So war es schon immer.“ (Cross zu Bren in Crew)

Worum geht’s?

Bren ist das einzige ...

„In jeder Lage, gegen wen auch immer – du bist mir das Wichtigste. Deine Treue gilt zuerst der Crew, aber meine gilt dir. So war es schon immer.“ (Cross zu Bren in Crew)

Worum geht’s?

Bren ist das einzige weibliche Mitglied ihrer Crew, der Wolfscrew. Ihre Welt untergliedert sich in Crewmitglieder und Normalos, die keiner Crew angehören. Crews halten zusammen und es gilt, dass man füreinander einsteht. Egal, ob Gefahr droht, jemand beleidigt wird oder Gefahr von außen droht. Crew ist Crew, ohne Wenn und Aber. Doch auch in der Crew muss es Regeln geben. Und so lautet eine Regel: Verlieb dich niemals innerhalb der Crew. Als Bren sich mehr und mehr zu ihrem besten Freund Cross hingezogen fühlt, steht sie also vor einem großen Problem…

Crew ist Band 1 der Crew-Reihe von Tijan. Das Buch ist nicht in sich geschlossen und wird mit Folgebänden fortgesetzt.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Crew ist schlicht, unaufdringlich und wirkt dennoch stimmig. Es ist ein Buch, was Aufmerksamkeit auf sich zieht, weil man wissen möchte, was sich dahinter versteckt. Das Buch ist linear geschrieben und wird ausschließlich durch Bren in der Ich-Perspektive erzählt. So erfährt man teilweise ihre Gedanken, die der anderen Personen aber nicht. Der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig, wirkt abgehackt und ist sehr hauptsatzlastig. Das Buch enthält explizite Sprache, einige Gewaltszenen und oberflächlich-erotische Inhalte. Das Buch ist meiner Meinung nach nicht für Minderjährige, zumindest nicht für Leute unter 16 Jahren geeignet.

Mein Fazit

Ich liebe Dark Romance. Ich liebe Young/New Adult. Ich mag hin und wieder Geschichten, die düster sind und bei denen nicht überall kitschiger Zuckerguss klebt. Alles eigentlich gute Voraussetzungen, wieso ich Crew unbedingt lesen wollte. Als dann auch noch eine Freundin von dem Buch schwärmte, war es um mich geschehen. Doch am Ende blieb nur Frust und die Erkenntnis, dass Crew eines der schlechtesten Bücher 2019 für mich ist. Und ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll…

An dieser Stelle würde ich normalerweise die Geschichte kurz zusammenfassen und auf etwaige Spannungspunkte hinweisen. Das Problem allerdings? Nachdem ich alle 448 Seiten des Buches gelesen habe, weiß ich immer noch nicht, was die Handlung ist. Wir begleiten Bren zur Schule, wir begleiten die Crew zu irgendwelchen Aktivitäten (wahlweise saufen, Leute bedrohen, Schule schwänzen), erleben den ein oder anderen Streit zwischen Bren und ihrem Bruder Channing, der Brens Erziehung nach dem Tod der Mutter und der Inhaftierung des Vaters übernommen hat. Zwischendurch gibt es immer wieder Reibereien mit einer anderen Crew. Das war’s im Wesentlichen auch schon. Garniert wird das Ganze mit einer Liebesbeziehung zwischen Bren und Cross, die „From Friends to Lovers“ sein soll. Als Highlight gibt es zahlreiche Gewaltszenen, die teilweise fast schon kontextlos wirken. Ich hatte permanent das Gefühl, dass ich etwas in diesem Buch verpasst oder übersehen habe und vielleicht war es auch so. Das Buch endet mit einem ganz leichten Cliffhanger, als der neue Anführer einer anderen Crew vorgestellt wird.

Crew hat es mir nicht leicht gemacht. Ich habe ganze vier Anläufe gebraucht und habe es meistens nicht geschafft, mehr als 70 Seiten am Stück zu lesen, ohne genervt oder gefrustet zu sein. Der Schreibstil von Tijan ist hochgradig anstrengend. Ich kannte von der Autorin aus einem anderen Verlag bereits ein Buch und war da auch nicht begeistert, bei Crew setzt sie dem Ganzen aber die Krone auf. Viele kurze Sätze, fast schon wahllos aneinander gereimt, fast schon Gedankenliveticker-artig ohne jeglichen Filter. So kommt es auch, dass ich viele Sätze nochmal lesen musste und teilweise sogar einige Seiten neu angefangen habe, weil ich das Gefühl hatte, ich habe etwas verpasst, denn plötzlich wusste man nicht, wie sie von Thema A zu B zu Z gekommen sind, wieso plötzlich die Stimmung gekippt ist oder oftmals auch nicht, wer gerade überhaupt redet. Ich war allein vom Schreibstil schon so verwirrt, dass ich das Buch gar nicht richtig genießen konnte.

Doch auch inhaltlich war hier nicht viel Genuss vorhanden. Hatte ich vielleicht nach dem Klappentext etwas ganz anderes erwartet? Definitiv. Ich dachte, dass im Fokus der Geschichte die verbotene Liebelei zwischen Bren und Cross steht. So ist es aber nicht. Das Thema ist vollkommen nebensächlich. Die beiden sind seit Anfang an beste Freunde und führen sich stark zueinander hingezogen. Warum sie jetzt auf einmal von Freunden zu Liebhabern werden wollen, bleibt offen. Zumal Cross fleißig herumkommt und Mädels beglückt und Bren bis vor kurzem noch in einer Beziehung mit jemandem aus einer anderen Crew war. So kamen die ersten Fragezeichen. Es wirkte einfach, als hätte man versucht, etwas Schönes einzuflechten, was aber komplett verpufft und derart oberflächlich bleibt, dass man auch darauf hätte verzichten können. Die wenigen erotischen Szenen sind ganz passabel geschrieben, bleiben aber auch sehr oberflächlich.

Die nächsten Fragezeichen brachte das Thema Crew an sich. Bereits von Anfang an hämmert Bren dem Leser mantra-artig ein „Wir sind Crew“ ein. Das Problem hierbei? Wieso es Crews eigentlich gibt, was der Sinn dahinter ist, so etwas wird nicht thematisiert. Alles, was man erfährt: Der Bruder von Bren ist Begründer des Crew-Systems und so etwas wie der Pate. Ansonsten bleibt man wohl primär während der Highschool in einer Crew, die Crews halten aber auch darüber hinaus zusammen. Es ist verwirrend und unklar und – mal wieder – frustrierend. Zu meiner Schulzeit nannte man Crews Cliquen. Aber Bren erklärt, dass sie weder eine Clique noch eine Bande noch eine Gang sind. Sie seien mehr als das, sie seien wie Familie. Die Abgrenzung zu den anderen Gruppenformen bleibt hierbei aber weiterhin unklar. Ich konnte die Wolfscrew mit ihren vier (ja, 4!) Mitgliedern sowieso nur begrenzt ernstnehmen. Vier Jugendliche, bei denen zwei permanent ans Flachlegen von „Normalo-Mädels“ denken und die anderen beiden permanent daran denken, sich gegenseitig flachzulegen. Zwischendurch wird Terror und Gewalt verbreitet. Auch innerhalb der Crew ist nicht alles gut, aber man hält halt zusammen, irgendwie. Weil, sie sind halt Crew. Oder so. Andere Crews haben übrigens teilweise 30 Mitglieder.

Und weiter geht es auch mit den Fragezeichen rund um das Thema Gewalt. Bereits zum Start des Buches bestraft die Wolfscrew einen Typen, der die Schwester eines Mitglieds vergewaltigen wollte. Zwar wird ein Krankenwagen gerufen, dennoch sieht man direkt von Anfang an das Gewaltpotenzial. Dieses zieht sich auch durch das Buch. Vor allem Bren zeigt sich hierbei als hochexplosive, tickende Zeitbombe. Hier würgt sie mal eine Mitschülerin, weil diese über Bren sagte „ihre Jungs würden das klären“ und es Bren gegen den Strich ging, weil sie ja auch Crewmitglied ist. An anderer Stelle reagiert sie auf die Berührung eines Mitschülers, der sie am Arm berührt, weil er sie was fragen möchte, mit der einzig adäquaten Reaktion: Messer an seine Kehle. Generell droht und bedroht Bren munter durch das Buch hindurch von Mitschülern bis Erwachsene so gut wie jeden. Der Höhepunkt entlädt sich, als sie auf eine unangebrachte – ja, sie war unangebracht, aber auch eine in Rage gefallene Bemerkung – Bemerkung des Schulleiters mit ihrem Messer reagiert und ihn in den Bauch sticht. Als sie Monate später von der neuen Schulleitung als „Problemkind“ bezeichnet wird, ist sie einfach nur schockiert. Arme Bren. Man könnte fast vergessen, dass in diesem Buch legitime Erwachsene vorkommen, denn permanent wird hier und da ein Auge zugedrückt, Brens Bruder Channing – selbst Crewmitglied – erhebt zwar hin und wieder den Zeigefinger, aber zieht trotzdem keine Konsequenzen. Auch das Thema Selbstjustiz, was in diesem Buch mehrfach vorkommt, zeigt die Haltung der Autorin sehr gut. Crews dürfen alles.

Rückblickend frage ich mich wirklich, wie ich das Buch durchgehalten habe. War ich getrieben von der Hoffnung, dass da noch irgendetwas kommt, was mich begeistern konnte? Denn mit Spannung kann das Buch definitiv nicht überzeugen. Es gibt schlichtweg keine. Vielleicht liegt es daran, weil das Buch auch keine wahre Handlung hat, alles sehr zufällig passiert, die Charaktere permanent sprunghaft handeln und man sowieso das ganze System anzweifelt. Die Protagonisten waren allesamt unsympathisch – mit Ausnahme von Cross, der aber gegen Ende hin sein besonnenes Gesicht ablegt und brenähnliche Tendenzen aufweist. Der Versuch, Brens Verhalten mit ihrer Vergangenheit zu erklären, schlägt vollkommen fehl, insbesondere da es weitere Fragen aufwirft, hinsichtlich Notwehrrecht etwa. Man mag gar nicht glauben, dass niemand erkennt, dass dieses Mädchen, die Crew, die anderen Crews eigentlich dringend Hilfe brauchen. Nö, Schulverweis reicht.

Crew hat genauso eine Identitätskrise wie die Protagonistin Bren. Für einen Jugendroman ist Crew deutlich zu gewalttätig, für ein Erwachsenenbuch sind die Protagonisten zu anstrengend und das Buch zu handlungslos. Crew hat mich darin bekräftigt, nie wieder ein Buch von Tijan in die Hand zu nehmen. Ja, das Ende mit dem leichten Cliffhanger weckt zwar schon das Interesse, erfahren zu wollen, wieso besagte Person Bren so schockiert und war da passieren wird, aber für keinen Preis der Welt würde ich mich erneut durch 400+ Seiten kämpfen, nur um hierauf Antworten zu finden.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 28.07.2019

viel Potenzial, was nicht genutzt wurde

Counting Stars
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„Ganz oft hatten wir wirklich draußen gelegen, in den Himmel gestarrt und jedem Stern einen Glücksmoment zugeordnet. Aber seit er gegangen war, hatte ich damit aufgehört. Nicht nur, weil es lange Zeit ...

„Ganz oft hatten wir wirklich draußen gelegen, in den Himmel gestarrt und jedem Stern einen Glücksmoment zugeordnet. Aber seit er gegangen war, hatte ich damit aufgehört. Nicht nur, weil es lange Zeit keine Glücksmomente mehr in meinem Leben gegeben hatte, die ich hätte zählen können, sondern auch, weil es mich zu sehr an ihn erinnerte.“ (Len in Counting Stars)

Worum geht’s?

Vor zwei Jahren musste Leonie direkt zwei Schicksalsschläge erleiden. Bei einem Brand starben ihre Eltern und kurz danach ist ihr Freund Nick ohne jegliche Erklärung und Abschied einfach abgehauen. Einzig ihr Bruder Julian blieb ihr. Lens Herz wurde direkt mehrfach gebrochen und sie suchte ihre Erlösung in Alkohol, Partys und sinnlosen Bettgeschichten. Nie wieder wollte sie jemanden an sich heranlassen, denn Gefühle gab es in ihrer Welt nicht mehr. Doch als Nick kurz vorm Todestag ihrer Eltern aus dem Nichts wieder auftaucht, steht ihre Welt Kopf. Er will eine neue Chance. Doch Len will nicht, denn zu tief sitzt die Angst, dass er wieder geht…

Counting Stars ist in sich abgeschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das blaue Cover mit einem Sternenhimmel und dunklen Wolken passt sehr gut zu dem Buch und transportiert eine eher traurige Stimmung. Die orangene Schrift des Titels gefällt mir nicht so gut, sie passt nicht ganz zum Rest. Hier wäre eine goldene oder silberne Farbe sicher stimmiger gewesen. Dennoch finde ich die Umschlagsgestaltung sehr gelungen. Die Schriftgröße im Inneren ist wie bei den anderen Forever-Büchern eher klein, dennoch aber gut lesbar.

Die Geschichte wird ausschließlich durch Leonie als Ich-Erzählerin erzählt, wobei die Story linear mit einigen gedanklichen Flashbacks der Protagonistin verläuft. Der Schreibstil ist Autorin ist flüssig und gut lesbar, das Buch lässt sich verständlich lesen und ist sprachlich für (junge) Erwachsene passend. Das Buch enthält keine Kraftausdrücke und wenig sexuellen Content.

Mein Fazit

Counting Stars ist mein erstes Buch der Autorin. Der Klappentext hat mich sehr angesprochen und versprach eine emotionale Geschichte, bei der es um Verlust und Vergebung geht. Während ich also auf eine gefühlvolle Achterbahnfahrt gehofft hatte, muss ich am Ende leider sagen, dass das Buch mich doch mehr frustriert als begeistert hat.

Das Buch beginnt direkt mit Len in Action. Mal wieder ist sie im Club unterwegs, mal wieder trinkt sie, mal wieder landet sie belanglos mit einem Mann im Bett. Es ist ihre Art, ihren Gedanken zu entfliehen. Den Schmerz, den sowohl der Verlust ihrer Eltern als auch der enttäuschende Verrat ihrer großen Liebe Nick, will sie hiermit entkommen. Vor ihrem Bruder Julian möchte sie zugleich aber so tun, als sei alles in Ordnung. Als kurz darauf aus dem Nichts Nick wieder auftaucht, ihre lose Bettgeschichte David immer wieder feste Ansprüche andeutet und zudem sich der Todestag der Eltern jährt, befindet sich Len in einer schwierigen Lage. Als es dann noch neue Enthüllungen gibt, die den Tod ihrer Eltern betreffen, wird Len der Boden unter den Füßen weggerissen und sie und ihre Liebsten befinden sich plötzlich in großer Gefahr…

Len hat es mir von Anfang an sehr schwer gemacht. Ich wurde mir ihr nicht warm. Egal, wie sehr ich es versucht habe, sie wirkte wie ein trotziges Kind. Ihr Schmerz wird gut beschrieben, ihre Verzweiflung kommt auf dem Papier gut rüber und man merkt, wie ihr Leben etwas außer Kontrolle gerät. Das Problem ist aber, dass nichts davon bei mir im Herzen ankommt. Ich konnte nie mit ihr mitleiden, weil sie zu nervig war, zu flatterhaft. Ihre Erklärungen sind meistens sehr dürftig, insbesondere, wenn sie Nick wieder und wieder von sich weist, obwohl sie es gar nicht will. Ich habe es nicht nachvollziehen können. Highlight in der Geschichte ist wohl Lens Bruder Julian. Der Polizist ist stets bemüht, sich um seine Schwester zu kümmern, ist für sie da, gibt ihr Freiräume, aber sorgt sich auch um sie. Er hat mir von allen Charakteren am besten gefallen und wirkte als einziger tatsächlich einigermaßen reflektiert und erwachsen. Nick hingegen wirkt sehr eindimensional, spielt vor allem den Ritter aufm weißen Ross und ist bereit, für Len auch mal jemanden einen körperlichen Verweis auszusprechen. Seine Sprüche wirken viel zu kitschig und es war mir einfach zu ideal.

Was mir am Buch echt Sorgen bereitet hat, ist Len und ihr Blick aufs Leben. Hier ziele ich insbesondere auf ihren doch sehr ausufernden Alkoholkonsum ab. Immer wieder greift sie zu Alkohol, wahlweise als Betäubungs- oder Beruhigungsmittel, manchmal auch als Gedankenlöscher. Sagen wir, wie es ist: Len hat ein Alkoholproblem. Dem Leser dürfte dies offenkundig sein. Den Charakteren nicht so ganz, zumindest bleibt das Thema größtenteils unter den Teppich gekehrt (mit Ausnahme von Nick, der sagt, so sei Len nicht). Was ich aber besonders enttäuschend finde: Es wird auch nicht thematisiert, dass Len diesbezüglich Hilfe braucht. Sie entscheidet relativ fix, dass sie nicht mehr Trinken mag und dann ist das Thema auch begraben. Das hat mich doch sehr gestört, weil es einfach zu idealistisch ist.

Ansonsten muss ich sagen, dass die Geschichte sehr vor sich hin läuft, ohne dass man das Gefühl hat, es passiert etwas. Wenn dann etwas passiert, wirkt es viel zu übertrieben, viel zu unrealistisch oder viel zu zufällig. So muss sich Len z.B. ihrem Feuertrauma stellen, die Szene wirkte aber komplett willkürlich. Auch das Finale, was auf einer großen Enthüllung fußt und dann zu einer großen Gefahr wird, mutete kurios an. Es war für mich über das Ziel hinausgeschossen und konnte mich leider in keiner Weise überzeugen. Hinzu kommt, dass man von Anfang an das Gefühl hat, dass aus dem Tod der Eltern und den Hintergründen ein Geheimnis gemacht wird, die genauen Details erhält man auch erst im Verlauf der Geschichte. Da man dank Klappentext aber bereits um den Feuertod der Eltern weiß, war es für mich nicht ganz greifbar, wieso hier so ein Tara drum gemacht wurde.

Insgesamt muss ich sagen, dass die Geschichte für mich unglaublich viel Potenzial enthalten hat. Es ist eine Geschichte, die – abgesehen vom doch etwas überzogenem Ende – mit einer Einfachheit überzeugen könnte, wenn die Emotionen richtig ausgespielt worden wären und man sich mit Len und ihrem Schmerz hätte verbinden können. Doch mangels Bindung zur Protagonistin fehlt es dem Buch an Tiefe und es plätschert leider eher vor sich hin als zu begeistern, nur um dann in einem Finale zu enden, was für mich nicht gepasst hatte. Das Buch fühlte sich insgesamt nicht rund an, es hatte teilweise leichte Längen und andere Teile wirkten zu phrasenhaft, ohne dass das Gesagte zu Charakteren oder zum Buch passte. Daher verkümmert Counting Stars leider zu einem „für Zwischendurch ganz gut, für die großen Gefühle aber zu wenig“-Buch. Ich hatte mir jedenfalls deutlich mehr erhofft.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 28.07.2019

für mich die beste Dark Romance Reihe

Blood & Roses - Buch 4
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„Das einzige Leben, das ich je gekannt habe, ist nicht nur auf den Kopf gestellt, sondern bis auf die Grundmauern niedergebrannt, seit ich dir begegnet bin. Und ich komme trotzdem immer wieder zurück, ...

„Das einzige Leben, das ich je gekannt habe, ist nicht nur auf den Kopf gestellt, sondern bis auf die Grundmauern niedergebrannt, seit ich dir begegnet bin. Und ich komme trotzdem immer wieder zurück, Sloane.“ (Zeth zu Sloane in Blood & Roses 4)

Worum geht’s?

Nach den Enthüllungen um Sloanes Schwester Alexis am Ende von Band 3 steht Sloanes Leben Kopf. Noch immer unsicher, was sie denken und fühlen soll, versucht sie die Rückkehr in ihr altes Leben zu meistern. Doch wer einmal einen Schritt in die düstere Welt um Zeth gemacht hat, wird so schnell nicht wieder entkommen. Und schon bald befinden sich sowohl Sloane als auch Zeth in Gefahr, denn offenbar haben noch einige Leute Rechnungen offen…

Blood & Roses 4 ist der vierte Band einer sechsteiligen Reihe. Das Buch ist nicht in sich geschlossen und auch nicht abgeschlossen. Es wird fortgesetzt und der Leser benötigt Vorkenntnisse aus den drei Vorgängerbänden.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover fügt sich wieder hervorragend in die Reihe und spricht mich optisch an, vor allem, da es durchaus geheimnisvoll daherkommt. Die Farbgebung bleibt ähnlich den Vorgängerbänden. Auch Band 4 wird wechselseitig durch Sloane und Zeth in der Ich-Perspektive erzählt, was zahlreiche Einblicke in die Gedanken der Charaktere gewährt. Der Wechsel erfolgt kapitelweise, jedoch nicht mit jedem Kapitel. Das Buch startet direkt mit einem Kapitel aus Sicht einer anderen Person, nach dem ein zeitlicher Rücksprung erfolgt, ab dem Sloane und Zeth erzählen. Im Band erfolgt später ein Zeitsprung nach vorn um wenige Tage, was jedoch alles entsprechend beschriftet ist. Der Schreibstil der Autorin bleibt gewohnt locker, ist gespickt mit zahlreichen Kraftausdrücken, Flüchen und derber Sprache, jedoch in einem stets angemessenen Rahmen. Das Buch enthält leichte Gewaltszenen und erotische Inhalte.

Mein Fazit

4 Monate sind eine verdammt lange Zeit. Solange musste ich warten, bis es endlich mit Blood and Roses 4 weiterging. Nach dem hochgradig überraschenden Ende des dritten Teils war ich so verzweifelt, dass ich fast die englische Originalversion weitergelesen hätte. Umso glücklicher war ich, als dann endlich die deutsche Fassung erschien. Und was soll ich sagen? Ich habe sie noch am gleichen Abend verschlungen.

Der Einstieg in die Geschichte startete mit einer kurzen Verwirrung und einem fetten Fragezeichen, denn das erste Kapitel wird von einer fremden Person, die ich nicht zuordnen konnte, erzählt. Schon bald versteht man, wieso. Auf dem ersten Blick hat die Szene nichts mit dem Buch zu tun, doch zugleich war ich das ganze Buch hindurch gespannt, welche Rolle sie spielen wird. Und ich bin mir auch verdammt sicher, dass wir besagte Erzählperson in einem Folgeband wiedersehen werden. Doch zurück zu Sloane und Zeth. Nach den Enthüllungen am Ende eines wirklich atemberaubenden Band 3, der mit einem extremen Tempo erzählt wurde, geht es hier etwas sachter weiter. Sloane muss ihre Welt neu sortieren, die neuen Erkenntnisse einordnen und dann wäre da noch das fette Problem, dass sie eigentlich Ärztin ist und einen Job hat. Zeth hingegen hat keinen. Wobei, nicht ganz, sein neuer Job besteht eher darin, nicht umzukommen. Denn es haben echt einige Leutchen ein Hühnchen mit ihm zu rupfen -Zeth hat aber auch eine ziemlich lange Hitlist an Leuten, denen er gern mal die Leviten lesen mag. Und so fokussiert sich die erste Hälfte des Buches mehr auf die grundlegende Geschichte, Hintergrundinformation und vor allem: Die Beziehungsdynamik von Sloane und Zeth. Anfangs empfand ich es fast, als würde das Buch mit angezogener Handbremse fahren und war fast schon verärgert. Doch als die Erkenntnis kam, dass die Autorin hier Tempo rausgenommen hat, damit man sich etwas mehr auf die tieferliegenden Hintergründe konzentrieren kann, war ich hierfür sogar dankbar. Die zweite Hälfte des Buches hetzt den Leser dann wieder atem- und fassungslos durch einen Pageturner, der mit so vielen Enthüllungen endet, dass ich das Buch an die Wand schleudern wollte. Ich werde zurückgelassen mit einem Haufen Puzzleteilen und keinen blassen Schimmer, was gespielt wird. Und ich muss wieder warten, bis es weitergeht…

Die Causa Alexis spielt in diesem Band zunächst eine stark untergeordnete Rolle, scheint nach den End-Enthüllungen jedoch für Band 5 und 6 sehr wichtig zu werden. Zeth muss sich seinem gefährlichen Duell gegen seinen ehemaligen Chef stellen, der auch Sloane als Schachfigur auf dem Spielbrett positioniert. Garniert wird dies alles mit zahlreichen Schockmomenten und Gefahren, allerdings auch mit vielen fast schon gefühlvollen – aber gewiss nicht kitschigen! – Momenten, die die Beziehung zwischen Zeth und Sloane beleuchten. Hier liegt für mich der größte Knackpunkt dieses Buches: Die Bereitschaft der beiden, sich auf das Leben des anderen einzulassen, ohne sich selbst aufzugeben oder vom andere zu erwarten, dies zu tun. Vielleicht funktionieren die beiden – jenseits jeglicher Konventionen – deshalb so gut. Ich mag hierbei, dass die Autorin beiden weiterhin Raum für ihre eigene Persönlichkeit gibt und weder Zeth zum Softie noch Sloane zur Gangsterbraut mutiert, beide jedoch durchaus andere Züge von sich zeigen. Der böse Junge scheint ein Herz zu haben (zumindest für Sloane) und im zornigen Mädchen steckt verdammt viel Mut (zumindest, wenn es um Zeth geht). Thematisch werden neue Plots gesponnen, die sich überraschend an alte Plots anfügen und immer wieder ein neues Bild entstehen lassen. Doch ich bin mir sicher, dass in den Folgebänden noch so einige Enthüllungen kommen, die vieles in einem neuen Licht erscheinen lassen.

Auch in diesem Buch habe ich mich wieder sehr über die Dialoge zwischen Zeth und Sloane, ihre Wortduelle und Reibereien amüsiert. Dieses Mal kommen auch zahlreiche Handlungen dazu, die wahlweise Zeth, Sloane oder beide auf die Palme bringt. Es macht einfach Spaß, die beiden mitzuerleben. Highlight bleibt mal wieder Zeths grenzenloser Zynismus und seine bissigen Gedanken. Doch auch Sloane zeigt mehr und mehr, wie verdammt gut sie fluchen kann. Sie lernt halt vom Besten. Was Sloane auch lernt, ist die Vielseitigkeit von Zeths sexuellen Möglichkeiten. Natürlich spielt auch in diesem Buch Erotik wieder eine Rolle, allerdings empfinde ich die Sexszenen als auf den Punkt passend in die Story integriert mit einer interessanten Vielseitigkeit und einer wirklich sehr niveauvollen, anspruchsvollen Art erzählt. 0815 gibt es bei der Autorin nicht.

Band 4 reiht sich absolut würdig zu seinen drei Vorgängern ein. Ich bin jedes Mal begeistert, wie die Autorin es schafft, für jedes Buch eine neue Handlung zu präsentieren, ohne dass es langweilig, abgedroschen oder abgehoben wirkt. Hiervon können sich einige Autoren auf dem deutschen Dark Romance Markt eine heftige Scheibe abschneiden. Wie immer war der schlimmste Moment an diesem Buch die Erkenntnis, dass die letzte Seite angebrochen ist. Doch mit einem bittersüßen Zitat, jeder Menge Fragen und einer gehörigen Portion wurde ich aus dem Buch entlassen und fiebere Band 5 und 6 entgegen. Ich kann mich nur wiederholen: Blood and Roses ist und bleibt für mich die beste Dark Romance Reihe, die ich bisher gelesen habe. Und es bleibt die Frage: In was für ein Schlamassel ist die arme Sloane dort hineingeraten?

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 25.07.2019

wunderschön und emotional

Perfectly Broken (Bedford-Reihe 1)
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„Egal, wie unsere Geschichte ausgehen wird, ob Happy End oder nicht… ich werde hier auf meiner Seite der Wand auf dich warten.“ (Chase zu Brooke in Perfectly Broken)

Worum geht’s?

Ein Jahr ist es her. ...

„Egal, wie unsere Geschichte ausgehen wird, ob Happy End oder nicht… ich werde hier auf meiner Seite der Wand auf dich warten.“ (Chase zu Brooke in Perfectly Broken)

Worum geht’s?

Ein Jahr ist es her. An ihrem Geburtstag erhält Brooke einen Hundewelpen namens Ghost, ein Geschenk ihres Freundes Thomas. Als Thomas noch kurz losmöchte, um einen Hundekorb zu holen, kehrt er nie wieder zurück. Brooke bleibt allein mit Ghost, in einer Welt aus Schmerz und Tränen. Alles erinnert sie an Thomas, die Liebe ihres Lebens. Darum entscheidet sie, von Manchester ins Örtchen Bedford zu ziehen. Dort angekommen findet sie eine tolle Wohnung zu einem Top-Preis. Nur einen Haken hat das Ganze: Es gibt dort eine Tür zur Nachbarwohnung, mitten in ihrem Schlafzimmer. Diese Tür ist seit Ewigkeiten verschlossen und niemand hat den Schlüssel. Schon bald stellt Brooke fest, dass sie dank der Tür alles aus der Nachbarwohnung hören kann. Doch als ihr Nachbar Chase anfängt, mit ihr durch die Wand zu reden, wird ihr Leben und ihr Herz auf eine harte Probe gestellt…

Perfectly Broken ist in sich abgeschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Perfectly Broken ist ein absoluter Hingucker. Obwohl es keinen Hinweis auf den Inhalt gibt, passt es sehr gut zum Buch. Die goldenen Schlingen im Hintergrund erinnern entfernt an Risse, was wiederum gut zum Titel passt. Das Cover wirkt sehr feminin und modern und hätte im Handel meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Die Geschichte startet mit einem kurzen Prolog und startet dann nach einem Zeitsprung in der Gegenwart. Im Anschluss verläuft die Geschichte linear, es gibt jedoch vereinzelte Rückblenden, welche durch Kursivschrift erkennbar sind. Die Geschichte wird teils durch Brooke, teils durch Chase erzählt, wobei nicht zwingend kapitelweise auch ein Erzählerwechsel erfolgt. Insgesamt überwiegen Brookes Kapitel etwas. Der Schreibstil ist sehr angenehm flüssig, leicht verständlich und zu den Charakteren passend. Es ist sprachlich angemessen für den Bereich junge Erwachsene. Es gibt keine derbe Sprache, einen sehr geringen Erotikanteil. Die Autorin präsentiert vor allem einen sehr emotionalen Schreibstil.

Mein Fazit

Perfectly Broken ist eines dieser Bücher, bei dem man denkt „oh, das klingt ja ganz gut“. So landete es auf meiner Leseliste. Von der Autorin kannte ich bislang nur ihre Dark Romance Selfpublisher Bücher, umso gespannter war ich auf einen Liebesroman. Als dann die Leseprobe rauskam und ich von der Leseprobe nach wenigen Seiten schon Gänsehaut hatte, wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt und auf jeden Fall lesen muss. Nachdem ich es verschlungen habe und ich das ein oder andere Tränchen verdrückt habe, kann ich definitiv sagen: Dies ist eines meiner Highlights 2019.

Die Geschichte startet mit einem Prolog, der mir bereits ordentlich Gänsehaut beschwert hat, denn er erzählt ansatzweise Brookes Vergangenheit mit Thomas. Nach einem Sprung lernen wir die Gegenwartsbrooke (mit Ghost an ihrer Seite) kennen, die beabsichtigt, Manchester zu verlassen und woanders neu anzufangen. So landet sie in Bedford und schaut sich eine Wohnung an, die jedoch einen Haken hat: Es gibt eine Durchgangstür, die zwar verschlossen ist, Brooke jedoch nicht ganz geheuer erscheint. Bald beginnt ein Dialog mit ihrem Nachbarn Chase, die beiden schieben sich Zettelchen unter der Tür durch, reden miteinander und eine Freundschaft entwickelt sich. Chase möchte die Unbekannte gern trösten, Brooke weigert sich aber vehement, Chase persönlich gegenüberzutreten. Denn sie hat das Gefühl, Thomas damit zu verraten und zu betrügen…

Anfangs fand ich die Idee mit der Kommunikation durch die Tür etwas urig und komisch. Doch die Autorin hat es sehr schnell geschafft, mich hierfür zu begeistern. Aus Zettelchen werden kurze Gespräche, aus kurzen Gesprächen werden längere und schon bald wird für beide der Dialog zu einem wichtigen, festen Bestandteil ihres Lebens. Es gibt allerdings auf beiden Seiten einen Haken: Brooke fühlt sich, als würde sie Thomas betrügen, die Liebe ihres Lebens. Chase hingegen ist in einer Beziehung, die an allen Enden kriselt. Es ist ein langer Weg, den Chase gehen muss, um Brooke aus ihrem Schneckenhaus zu holen und ein noch längerer Weg, den Brooke im Geiste gehen muss, um von ihren Schuldgefühlen Abstand zu nehmen. Hierbei erleben beide viele wirklich schöne Momente, die so passend und selbstverständlich vorkamen, dass ich zu keiner Zeit das Gefühl hatte, hier wurde zu viel konstruiert, zu viel gewollt und zu sehr übertrieben. Es sind Kleinigkeiten, wie das abendliche Vorlesen von Chase, der Brooke ihre Liebesromane vorliest, obwohl er sie hasst. Es sind Momente, die so süß sind, ohne kitschig zu wirken. Momente, die mir direkt ins Herz gegangen sind und mich sehr schnell an Brooke und Chase gebunden haben.

Die Autorin verliert hierbei aber nie die Ernsthaftigkeit der Situation aus den Augen. Brooke leidet und das nicht zu knapp. In einer unglaublich ergreifenden Art schafft Sarah Stankewitz es dabei, dieses Leid greifbar zu machen. Ich konnte Brookes Schmerz fühlen, er hat mir immer wieder das Herz gebrochen und ich habe mir so sehr für sie gewünscht, dass sie wieder Licht in ihrem Leben sehen kann. Damit einher geht auch die Frage, die sich dem Leser immer wieder stellt: Betrügt Brooke Thomas, wenn sie nach seinem Tod versucht, wieder glücklich zu werden? Verrät sie hiermit ihre Liebe? In einer behutsamen Art wagt sich die Autorin an dieses Thema.

Behutsam ist sowieso ein Wort, was bei diesem Buch sehr gut passt. Hier gibt es keine Hauruck-Methode, mit der Chase versucht, Brooke für sich zu gewinnen. Es ist ein langer, steiniger Weg, ein stetes Auf und Ab, denn mal lässt Brooke die Nähe von Chase zu, mal macht sie komplett dicht. Es ist eine Achterbahnfahrt, bei der man absolut mitfiebert. Für mich ist das Buch tatsächlich auch ziemlich realistisch gehalten. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass nicht nachvollziehbare Sprünge gemacht wurden, plötzlich eine „alles ist gut“-Stimmung herrschte oder Brooke spontan von 0 auf 100 ihre Meinung geändert hat. Das hat mir sehr gut gefallen, weil die Geschichte somit für mich sehr greifbar war. Sicher ist das Buch nicht frei von Dramen, es wird aber auf – in meinen Augen – unnötige Dramen verzichtet, die nur dafür da sind, das Buch in die Länge zu ziehen. Es gibt eine doch dramatische und emotionale Enthüllung, die ich so zwar durchaus vorhergesehen habe, die mich ab Ende aber dennoch eiskalt erwischt hat – aufgrund der Emotionalität und wie die Charaktere damit umgegangen sind. Kurz vor Ende kommt erneut etwas Drama auf, welches jedoch auf einem seichten Niveau bleibt und vor allem für die Beziehungsdynamik durchaus notwendig war, da hiermit wichtige Erkenntnisse verbunden waren. Ansonsten empfand ich das Buch als dramenlos und spannungsarm – zwei Sachen, die das Buch aber auch gar nicht nötig hat, da es mit seiner Emotionalität bereits so stark punkten kann. Hier muss ich vor allem das Ende des Buches noch einmal hervorheben, welches mit einem unglaublich ergreifenden Brief schließt und bei mir unweigerlich direkt die Tränendrüsen angesprochen hat. Taschentücher braucht man bei diesem Buch definitiv.

Im Fokus der Geschichte stehen die beiden Protagonisten Brooke und Chase. Brooke ist sehr in ihrer Trauer gefangen, zugleich aber auch vom Willen getrieben, aus der Trauer zu entkommen. Sie ist stark, aber schwach zugleich. Sie wirkt manchmal auf eine positive Art und Weise unbeholfen und sie konnte mich als Leserin sehr schnell für sich gewinnen. Ich habe mit ihr gelitten, es hat mein Herz bluten lassen, was sie durchmanchen muss und musste. Chase hingegen muss definitiv auf jeden Bookboyfriend-Nominierungsliste, auch wenn er seine Schattenseiten hat (z.B. seine Freundin). Er gibt sich viel Mühe, ohne dabei stalkerhaft oder übergriffig zu wirken. Er ist sehr verständnisvoll und gewährt Brooke viele Freiräume, ist aber dennoch immer für sie da. Die beiden haben mir als Pärchen sehr gefallen. Es gibt zudem einige Nebencharaktere, etwa Chase besten Freund und Brookes Kollegin und Freundin. Die beiden spielen allerdings eher eine untergeordnete Rolle, bringen für mich aber Potenzial für eine eigene Story mit.

Ein klitzekleines bisschen Meckern muss ich dennoch: Im Vordergrund der Story steht Brooke und ihr Verlust. Als man später die Story von Chase erfährt, benimmt sich Brooke ihm gegenüber meiner Meinung nach unfair – hierfür kann sie im Zweifel nichts, einfach aufgrund ihrer Verfassung. Schade finde ich allerdings, dass diese Thematik später nicht noch einmal aufgegriffen wurde und aus den Augen verloren wurde, dass auch Chase einiges durchmachen musste. Es fühlte sich für mich unfair an, dass seinem Leid keine große Aufmerksamkeit gewidmet wurde, vor allem, nachdem er sich von Brooke einiges anhören musste.

Insgesamt kann ich nur sagen: Dieses Buch hat mein Herz gebrochen. Mehr als einmal. Hat mir mehr als einmal Gänsehaut beschert. Mir mehr als einmal die Tränen in die Augen getrieben. Es ist ein Buch, welches so schlicht daherkommt, mit einer Story ohne die üblichen großen Dramen und einen dabei so fertig macht, dass man weinen möchte. Die Autorin hat mit ihrem ergreifenden Schreibstil eine wunderschöne Geschichte gesponnen, die mich zerstört und wieder zusammengesetzt hat. Diese Liebesgeschichte um Brooke und Chase bekommt für immer einen besonderen Platz in meinem Herzen. Absolute Lese- und Heulempfehlung!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 25.07.2019

erstmals nicht komplett begeistert

Jagd auf die Bestie (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 10)
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„Du hättest all diese Menschen retten müssen. Das hier geht auf dein Konto, mein Freund.“ (Lucien zu Hunter in Jagd auf die Bestie)

Worum geht’s?

Er ist entkommen. Die Nachricht ist für Robert Hunter ...

„Du hättest all diese Menschen retten müssen. Das hier geht auf dein Konto, mein Freund.“ (Lucien zu Hunter in Jagd auf die Bestie)

Worum geht’s?

Er ist entkommen. Die Nachricht ist für Robert Hunter wie ein Schlag in die Magengrube. Ausgerechnet Lucien Folter, der wohl perfideste und intelligenteste Mörder, den Hunter jemals überführt hat, konnte aus dem Gefängnis entkommen. Und er hinterlässt eine Spur aus Leichen. Doch sein Ziel ist es nicht, für immer zu verschwinden. Nein, er möchte seinen alten Studienfreund Hunter zu einem letzten Spiel herausfordern. Sein Grund: Rache. Wer wird das Duell gutes Genie gegen böses Genie gewinnen?

Jagd auf die Bestie ist der 10. Teil der Buchreihe vom die Detectives Hunter und Garcia. Das Buch kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden, es empfiehlt sich allerdings, zumindest „Die stille Bestie“ gelesen zu haben.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist wieder relativ schlicht und nichtssagend, passt jedoch gestalterisch zu den Vorgängerbänden. Der Titel ist eine direkte Anlehnung an „Die stille Bestie, Band 6 der Reihe, in dem es um Lucien Folter ging. Dennoch würde weder Cover noch Titel meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Das Buch verfügt über 110 gewohnt kurze Kapitel, wie es stets bei Chris Carter der Fall ist. Die Kapitel enden obligatorisch mit kleineren Cliffhangern. Die Geschichte wird aus Sicht eines Erzählers, teils mit Fokus auf Hunter, teils mit Fokus auf Lucien erzählt. Somit hat man stets Einsicht, was der Jäger und was der Gejagte gegenwärtig macht. Der Schreibstil ist verständlich, leicht lesbar und es entsteht ein guter Lesefluss. Chris Carter verzichtet auf komplizierte Stilmittel und verursacht lieber mit Schlichtheit und Details das große Grauen. Das Buch enthält Gewaltdarstellungen, detaillierte Beschreibungen von Leichen und ist definitiv nichts für Zartbesaitete.

Mein Fazit

Ich bin ein bekennender Chris Carter Fan. Es gibt keinen Autor, bei dem ich blind zu den Büchern greife. Die Reihe um Hunter und Garcia gehört zu meinen absoluten Lieblingen. Daher war für mich klar, dass ich auch Band 10 der Reihe lesen musst. Erstmalig gibt es hierbei ein Wiedersehen mit einem alten Täter. Ich war sehr gespannt, wie der Autor dies löst.

Der Einstieg in das Buch gelang mir gewohnt einfach. Die Geschichte startet unmittelbar mit dem Ausbruchsgeschehen von Lucien, der nach Jahren in der Unterbringung auf gewohnt perfide Weise seinen Weg zurück in die Freiheit sucht. Hunter wird hiervon zeitnah informiert und das Spiel beginnt. Anders als bei „Die stille Bestie“ ist dieses Mal auch sein Partner Garcia mit dabei. Gemeinsam mit zahlreichen Behörden beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel. Schnell wird klar, dass Hunter die einzige Person ist, die Lucien überhaupt wieder einfangen kann. Und das sollte schnell geschehen, denn Lucien geht über Leichen.

Auch wenn ich schnell ins Buch gefunden habe, dauerte es dennoch einige Zeit, bis die Geschichte mit abgeholt hat. Vielleicht lag es daran, dass im ersten Drittel des Buches sehr viele Rückblicke und Erklärungen eingeführt wurden, damit Neu-Leser verstehen, wer Lucien ist, was ihn und Hunter verbindet und wieso er so eine Gefahr ist. Für Stamm-Leser war dies leicht ermüdend. Ich habe gewartet, dass es endlich losgeht. Denn es dauert alles seine Zeit und das war für mich bei einem Chris Carter sehr ungewohnt. Generell hatte ich lange, sicher zwei Drittel des Buches, das Gefühl, es würde kaum etwas passieren. Sicher, Lucien ist nicht untätig und es gibt nette Situationen, die es einem wirklich eiskalt dem Rücken runterlaufen lassen. Insgesamt wirkte das Buch für mich dieses Mal aber sehr gediegen in der Geschwindigkeit und ich hatte erstmals bei den 10 Büchern das Gefühl, keinen Pageturner vor mir zu haben. Während ich die Vorgängerbände wirklich teils in einem Rutsch verschlungen habe, habe ich Jagd auf die Bestie teilweise mehrere Tage liegen lassen. Erst relativ spät nahm das Buch für mich Fahrt auf, der gewohnte Chris Carter kommt wieder zum Vorschein. Perfide Situationen, psychologisch komplexe Spielchen von Lucien und Hunter sowie ein überraschendes, wenngleich auch etwas wirres Finale können das Buch noch retten. Der Weg dahin war allerdings etwas steinig.

Woran es liegt, vermag ich nicht ganz zu sagen. Vielleicht ist es, weil dieses Mal von Anfang an klar ist, wer der Täter ist und wieso er so handelt. Das war für mich ein Novum, denn gerade diese Fragen waren meist der Antrieb der Bücher. Dadurch, dass sich das Buch auf Lucien beschränkt, der zwar gern in die Trickkiste greift, aber für den Leser ansonsten ein offenes Buch ist, fehlte etwas. Es war klar, dass es zum großen Aufeinandertreffen kommen wird, nur das wie und wann war noch offen. Dadurch fühlte ich mich teilweise nicht so gut unterhalten und empfand das Buch als eher unspannend. Auch hatte ich dieses Mal das Gefühl, dass Ermittlungsarbeit kaum stattfand und so kommt es auch, dass das Aufeinandertreffen eher ein Zufallsakt ist, der von Lucien perfekt durchgeplant ist, von Hunter aber nicht. Generell wirkte Hunter in diesem Buch ungewohnt einfallslos. Zwar lehrt er dem Leser mit zahlreichen Informationen immer noch Vieles, aber es kam nicht dieses Feeling rüber wie bei den Vorgängerbänden.

Charakterlich hat das Buch wenig zu bieten. Carolos Garcia, Hunters Partner, ist anders als bei „Die stille Bestie“ mit von der Partie, geht für mich im Buch aber zu sehr unter. Oftmals ist er nur dafür da, Fragen zu stellen, die sich dem Leser aufgeworfen haben. Ansonsten ist er eine Randfigur. Gleiches gilt für die hinzugezogenen Agents, die vernachlässigbar sind. Hunter ist weiterhin der Scotch-Liebhaber und seine gegenwärtige Flamme spielt auch eine Rolle in diesem Buch, Chris Carter bevorzugt es aber mal wieder, Hunter ins Verderben zu stürzen. Lucien als böser Mastermind ist erneut erschreckend, aber zugleich eindimensional in die Geschichte integriert.

Insgesamt bleibt von diesem Buch wenig hängen. Ich habe mich nicht gelangweilt, ich hatte aber auch nicht die gleiche Lesefreude wie sonst. Für mich ist das Experiment „Fortsetzung“ gescheitert. Es fehlte hierdurch an elementar wichtigen Elementen, die den Leser bei Laune halten. Die Geschichte wirkte insgesamt nicht so rund und zufriedenstellend. Die komplexe Auflösung, die rückblickend erklärt wird, ist fast schon zu stark konstruiert und wirkt etwas wirr. Ich hoffe sehr, dass der nächste Band von Chris Carter, sofern er weiterschreibt, wieder mehr mit sich bringt. Jagd auf die Bestie ist im Vergleich zu den Vorgängerbänden eher Wunderkerze als Rakete.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]