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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.10.2019

beeindruckend und bedrückend

We Never Called It Love
1

„Der erste Kuss war etwas Magisches. Es gab ihn nur einmal und ich wünschte mir, ich wäre in der Lage eine Schneekugelerinnerung daraus zu machen, die ich immer wieder und wieder und wieder schütteln könnte.“ ...

„Der erste Kuss war etwas Magisches. Es gab ihn nur einmal und ich wünschte mir, ich wäre in der Lage eine Schneekugelerinnerung daraus zu machen, die ich immer wieder und wieder und wieder schütteln könnte.“ (Eden in We never called it love)

Worum geht’s?

Die fast 16-Jährige Eden hat es nicht leicht im Leben: Nachdem ihre Mutter gestorben und ihr Vater arbeitsbedingt kaum noch zuhause ist, zieht ihre tyrannische und herzlose Großmutter zu ihr und ihrer kleinen Schwester. Fortan wird Edens Leben von Miss-Wahlen, an denen die kleine, perfekte Mae teilnimmt, und der ständigen Tyrannei ihrer Großmutter bestimmt. Einziger Lichtblick: Ihre beste Freundin Nell und deren Bruder Nate. Denn Nate lässt Edens Herz jedes Mal schneller schlagen und schafft es, auch an dunkelsten Tagen ein wenig Licht in Edens Leben zu bringen. Blöd nur, dass Nate sie seit geraumer Zeit ignoriert. Bis zu einem Abend, der das Potenzial hat, alles in Edens Leben zu verändern…

We never called it love ist ein Einzelband und abgeschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das relativ abstrakte Cover ist in blau und rosa gehalten und passt gut zum Genre. Es gibt wenig Informationen über den Inhalt, erweckt aber auf jeden Fall das Interesse, sich das Buch genauer anzuschauen.

Die Geschichte wird ausschließlich durch Eden in der Ich-Perspektive erzählt. So erhält der Leser Einblicke in ihre Gedanken, die Gedanken der anderen Beteiligten bleiben jedoch im Dunkeln. Die Geschichte wird chronologisch erzählt, es gibt jedoch einige Zeitsprünge, die entsprechend betitelt sind. Der Schreibstil der Autorin ist locker-leicht, sehr gut lesbar und für ein Young Adult Buch passend. Das Buch verzichtet auf explizite Sprache, erotische Inhalte werden nur angedeutet.

Mein Fazit

We never called it love ist mein erstes Buch der Autorin und ich bin durch die Empfehlung einer Freundin darauf aufmerksam geworden. Bereits der Klappentext las sich recht interessant und versprach eine süße Geschichte aus dem Bereich der Young Adult Rubrik. Doch damit tut man diesem Buch Unrecht, denn ich durfte bereits schnell feststellen, dass die Autorin hier mehr als nur eine niedliche Jugendliebe etablieren wollte. Und so viel sei bereits verraten: Mich konnte sie damit vollkommen überzeugen.

Der Einstieg in das Buch gelang mir schnell und leicht. Dank des lebhaften Schreibstils war ich sehr schnell drin in Edens Leben und Edens Kopf. Schon nach wenigen Seiten erwarten den Leser die ersten Herzschmerzmomente – jedoch ganz unterschiedlicher Natur. Wir lernen die Protagonistin Eden kennen, die uns einen Überblick in ihre Familienverhältnisse gibt. Eden ist Halbwaise und hat eine kleine Schwester Mae, die von der zugezogenen Großmutter zur Schönheitskönigin gedrillt wird, während ihr Vater als FBI-Agent beruflich so gut wie nie gegenwärtig ist. Besagte Großmutter ist es auch, die Eden das Leben schwer macht. Denn für sie ist Eden nicht gut genug, der Grund wieso Edens verstorbene Mutter ihre Karriere aufgeben musste und sowieso ein einziger Störfaktor in der Familie. Eden schluckt diese ständigen Tyranneien tapfer – während dem Leser Seite für Seite das Herz noch weiter bricht. Zum Glück gibt es Edens beste Freundin Nell, deren Bruder Nate und ihre Eltern die Newmans. Sie bieten Eden stets bedingungslos Zuflucht. Aber nicht nur das. Von Nate wünscht sich Eden deutlich mehr als nur Zuflucht und Freundschaft. Und an einem Abend kurz nachdem sich Eden etwas Freiheit erkämpfen konnte und das erste Mal zu einer Party dufte, scheint es so, als würde alles besser werden. Doch Eden hat die Rechnung ohne ihre Großmutter gemacht…

Natürlich gibt es viele Bücher, die die klassische Situation „Verliebt in den Bruder der Freundin“-Konstellation betiteln und ich würde lügen, wenn ich sage, dass hier das Rad neu erfunden wird. Jedoch wird bei diesem Buch ein umfangreiches Drumherum mit vielen Thematiken eingesponnen, was dem Buch deutlich mehr Tiefe verleiht als den meisten anderen Romanen. Besonders die Thematik rund um die Misswahlen, denen sich Mae regelmäßig aussetzen muss, die damit verbundenen Einblicke „hinter die Kulissen“ und die doch fast schon absurd anmutenden Praktiken bei diesen Kinderschönheitswettbewerben waren für mich ein Novum und haben mir sehr gut gefallen. Ich mag es, wenn ein Buch zum Nachdenken anregt und das geschieht hier definitiv. Doch auch Mobbing, welches Eden einst aushalten musste, Ausbeutung und Erpressung von Kindern durch ihre Eltern und Trauerbewältigung spielen hier eine Rolle. Die Autorin hat sich wirklich sehr viel Mühe gegeben und geht diese Themen sehr vielseitig – und mit der ein oder anderen Überraschung – an. So unterhält sich Eden ausgerechnet mit der Person, die sie früher gemobbt hat, auf den Wettbewerben, zu denen sie gezwungenermaßen mitkommen muss, darüber, wie sehr ihre kleinen Schwestern leiden müssen. Dass hierhinter noch viel mehr verborgen liegt, erfährt der Leser erst später und auch, welches Ausmaß dahinter wirklich liegt.

Der Autorin ist ein solider Spagat zwischen den „Drumherum“-Geschichten und der Liebesgeschichte gelungen. Während anfangs der Fokus auf dem Drumherum liegt, entwickelt sich dies zu einem Fokus auf der Liebesgeschichte, während der das Drumherum eher in den Hintergrund gerät, jedoch zu keiner Zeit vergessen wird. Und gerade, als man dabei ist, die ganz unschuldige und süße Beziehungsentwicklung zu genießen, kracht aus dem Hintergrund das ein oder andere Drumherum hervor und das Beben dieser Enthüllungen beeinflusst teilweise alles. Zu keiner Zeit hatte ich hierbei das Gefühl, dass es überzogen oder unrealistisch ist. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir gewünscht, dass hier etwas mehr Tiefe gewesen wäre, so wurde die Thematik Eden und ihre Großmutter für mich am Ende doch nur sehr oberflächlich geklärt und auch die Enthüllung um Mobberin Caroline war für meinen Geschmack etwas zu schnell weg vom Fenster. Dennoch bin ich mit einen zufriedenen und runden Gefühl aus dem Buch herausgegangen.

Generell lässt sich sagen, dass die Autorin in meinen Augen sehr realistische Charaktere kreiert hat. Eden, die mit ihren 15/16 Jahren schon einiges miterleben musste, ist eine starke Protagonistin, die jedoch auch mal an sich zweifelt. Sie befindet sich in einem permanenten Zwiespalt, den Attacken ihrer Großmutter zu entkommen, jedoch für ihre Schwester da zu sein. Sie hat ihre beste Freundin, verliebt sich aber zugleich in den Bruder ihrer besten Freundin und hat Angst, dass es die Freundschaft beeinflussen könnte. Eden kommt zu keiner Zeit naiv herüber, zeigt aber an einige Stellen typisch jugendliche Verhaltensweisen, während sie an anderen Stellen schon ziemlich reif agiert. Außerdem erlaubt die Autorin ihrer Protagonistin auch, den ein oder anderen Fehler zu machen. So zickt Eden Nate z. B. gelegentlich an, wohlwissend, dass dies unberechtigt ist – das sagt sie auch selbst. Edens größter Fehler führt zu einer fatalen Entscheidung, die sie noch Jahre später beeinflussen wird, ebenso Nate. Nate blieb für mich etwas eindimensional und zeichnete sich vor allem durch seine beschützerischeund verständnisvolle Art aus. Er ist ein süßer und passender Protagonist für so eine Geschichte. Die weiteren Nebencharaktere wie Nell, die kleine Mae und auch die Großmutter sind sehr gelungen und tragen mit ihrer ganz eigenen Persönlichkeit zu der Geschichte bei. Die Charaktere schaffen es, einen zur Verzweiflung, zum Lachen, zum Schreien, zum Weinen und auch zum Leiden zu bringen.

Insgesamt muss ich sagen, dass We never called it love ein wirklich toll geschriebenes Buch ist, welches mich mit seinen Thematiken sehr bedrückt und beeindruckt hat. Auch wenn ich mir hier und da etwas mehr Input oder etwas mehr Tiefe gewünscht habe, kann ich der Autorin nur meine Anerkennung aussprechen, wie gut sie es geschafft hat, eine wunderschöne Liebesgeschichte mit Höhen und Tiefen und einigen Überraschungen niederzuschreiben, aber zugleich auch einige sozialkritische und wirklich ergreifende Themen mit aufzunehmen, die einem das Herz brechen und es eng in der Brust werden lassen. Ein tolles Buch, das trotz seiner jugendlichen Protagonisten auch uneingeschränkt für (junge) Erwachsene zu empfehlen ist und mich auf eine wirklich emotionale Reise mitgenommen hat.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise von der Autorin überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 30.09.2019

hochgradig fesselnd und super spannend

Follow Me Back
1

„Ich dachte nur, dass am Ende jemand hier sein würde, der tatsächlich mit mir zusammen sein will.“
(Tessa in Follow me back)

Worum geht’s?

Nach einem schrecklichen Erlebnis verbarrikadiert sich Tessa ...

„Ich dachte nur, dass am Ende jemand hier sein würde, der tatsächlich mit mir zusammen sein will.“
(Tessa in Follow me back)

Worum geht’s?

Nach einem schrecklichen Erlebnis verbarrikadiert sich Tessa in ihrem Zimmer. Unter einer Angststörung leidend traut sie sich kaum, ihr Zimmer zu verlassen, ganz zu schweigen davon, das Haus zu verlassen. Als sie über Twitter eine Fanfiction über ihr Idol Eric Thorne postet, sammelt sie plötzlich zig tausende Follower, mit denen sie über den Superstar redet. Eines Tages kommt ein weiterer Follower dazu. Was Tessa nicht ahnen kann: Es ist Eric, der eigentlich seinen Frust über die verblendeten Follower herauslassen möchte. Aber Tessa ist anders und so entwickelt sie eine Onlinefreundschaft zwischen den beiden. Als sie dann endlich aufeinander treffen wollen, endet alles in einer Katastrophe…

Follow me back ist der erste Teil einer Dilogie und nicht in sich geschlossen. Das Buch endet mit einer Enthüllung, die die Thematik für Band 2 vorgibt, die Grundthematik aus Band 1 ist allerdings abgeschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Follow me back ist in dunklen Farben gehalten, die mich sehr ansprechen, aber keinen Hinweis auf den Inhalt oder gar das Genre des Buches zulassen.

Das Buch verläuft linear (mit Ausnahme der Polizeivernehmungen, welche den Tag am Ende des Buches markieren) und wird in der dritten Person mit wechselndem Fokus erzählt. Die Perspektivenwechsel geschehen teilweise mitten im Kapitel und werden nicht gesondert ausgewiesen, es ist jedoch erkennbar, wer aktuell im Fokus steht. Der Schreibstil ist locker und gut lesbar. Sprachlich passt das Buch gut in den Bereich junge Erwachsene und auch den Charakteren altersangemessen. Das Buch hat keine sexuellen Inhalte. Zwischendurch werden immer wieder Tweets, Privatnachrichten und Polizeivernehmungen eingeführt.

Mein Fazit

Follow me back war eines der Bücher, auf das ich mich bei LYX dieses Jahr am meisten gefreut hatte. Der Klappentext klang sehr ansprechend und durch den Social Media Bezug war ich wirklich sehr interessiert. Am Ende sollte sich das Buch jedoch als etwas ganz anderes entpuppen, als ich je erwartet habe. Statt zuckersüßer Lovestory wie bei Cinder & Ella gibt’s hier Hochspannung, Sozialkritik, Dramen und jede Menge Tiefgang!

Der Einstieg in das Buch fiel mir relativ leicht. Die Geschichte hat ihre ganz eigene Dynamik, die einen direkt gefangen nimmt. Wir lernen Tessa kennen, die nach einem Erlebnis vor wenigen Monaten schlagartig ihr Sommercamp abgebrochen hat und seitdem nicht mehr wirklich aus ihrem Zimmer gekommen ist. Sie wird von regelmäßigen Panikattacken und Angstanfällen heimgesucht und von Anfang an merkt man, wie schlecht es ihr geht und wie verzweifelt sie ist. Ihr Tor zur Welt ist Twitter geworden – hier kann sie anonym den Sänger und Schauspieler Eric Thorne anschmachten und sich mit Gleichgesinnten austauschen. Eric Thorne ist jung, gutaussehend und erfolgreich. Aber er ist nicht glücklich, denn er lebt in ständiger Angst. Zu viele Menschen, zu viele Gefahren, zu wenig Rücksicht. Es macht ihn verrückt. Und auch sein Management und seine Plattenfirma nehmen ihn nicht ernst. Auf einmal kommt ihm die Idee, zurückzuschlagen, indem er sich online als Taylor selbst schlechtmacht – und so in Kontakt mit Tessa gerät. Nach einem mehr als holprigen Start fassen die beiden immer mehr Vertrauen zueinander. Doch Tessa kann nicht wissen, wer sich wirklich hinter Taylor verbirgt. Und noch weniger können beide wissen, dass im Hintergrund noch andere Gefahren lauern. Sind sie Fans oder sind sie Hater?

Follow me back ist in so vielen Hinsichten kein typisches LYX-Buch. Zunächst das Offensichtliche: Es ist keine klassische rosarote Liebesgeschichte. Die Charaktere haben ihre Päckchen zu tragen und davon nicht zu wenige. Das gesamte Buch ist recht negativ gehalten, einerseits durch Tessas Leben und die Teilhabe an ihren Therapiestunden, andererseits aber auch durch Eric, der die Vorstellung der Traumwelt Superstar Seite für Seite demontiert. Es sind aber auch die vielen wichtigen Themen, die angesprochen werden und zum Nachdenken anregen. Das Buch befasst sich so unter anderem mit dem Thema Stalking, der Obsession gegenüber Prominenten, dem Catfishing-Phänomen und dem oftmals fehlendem Verständnis der Gesellschaft für psychische Probleme. Und diese ganzen Themen setzt die Autorin wirklich klasse um. Das Buch ist vielschichtig, undurchsichtig und fesseln, zugleich ertappt man sich vielleicht an der ein oder anderen Stelle auch selbst.

Selten passiert es mir, dass ich bei einem Buch lange planlos bin, wie sich alles entwickeln könnte. Ich habe dutzende kleinere und größere Theorien beim Lesen entwickelt, die meistens nicht zutrafen oder nur im Kern in die richtige Richtung liefen. Es war faszinierend, wie hilflos man durchs Buch manövriert, zugleich aber merkt, dass etwas Großes und Schreckliches im Hintergrund lauert, man aber die Puzzleteile nicht ganz zusammenkriegt. Als sich am Ende alles entwirrte, war ich begeistert und schockiert zugleich. Während des Lesens saß ich so oft den Atem anhaltend vor dem Buch und konnte nur weiterblättern und weiterblättern, weil ich wissen wollte, was kommt. Das Buch verdient den Namen Pageturner auf jeden Fall. Insbesondere durch die Polizeivernehmungen wurde ich regelmäßig auf die falsche Fährte geführt, obwohl ich zugleich dachte, dass alles keinen Sinn ergibt.

Die Autorin hat in mir aber auch zahlreiche Emotionen hervorgerufen. Da war Mitleid mit Tessa und Eric, die beide so eingeschränkt waren in ihrem Leben, man konnte ihre Unzufriedenheit spüren. Dann war da jede Menge Wut, insbesondere auf Eric Manager, der seine Ängste nicht ernstnimmt, und Tessas Mutter und Tessas Freund Scott, die beide komplett empathielos Tessa als schwach darstellen und ihr die Schuld an ihrer Lage geben, sie würde es ja gar nicht anders wollen. Ich habe jede Menge Hoffnung gefühlt, da ich gehofft habe, Tessa und Eric können sich gegenseitig retten. Da war jede Menge Angst, als man erfasst hat, was wirklich passiert ist und was nun geschehen könnte. Ich habe eine Mischung aus Abneigung und Verblüffen für die Fans empfunden, die online ihre Stars anschmachten. Ja, dieses Buch kann sehr viel in einem hervorbringen.

Das Buch endet mit einem guten, nicht vorhersehbaren Ende, was auch nicht ganz in die Bilderbuch-Romantikschiene passt, aber einen würdigen Abschluss der Story bietet. Theoretisch ist Follow me back in sich geschlossen, denn die Thematik des Buches ist erledigt. Doch dann kommt an Ende eine weitere Polizeivernehmung, die plötzlich alles über den Haufen wirft, tausend Fragezeichen mit sich bringt und einen Zwiespalt hervorruft, ob man sich etwas Derartiges vorstellen kann. Ich bin daher sehr gespannt auf Tell me no lies und die Erklärung, was es mit dieser letzten Vernehmung auf sich hat.

Insgesamt ist Follow me back ein tolles, hochspannendes Buch mit jeder Menge versteckter Sozialkritik, zwei untypischen Protagonisten und einer twistreichen Story, die bis zum Ende undurchsichtig bleibt und einen dafür umso mehr schockiert. Ein gelungener Pageturner, der wohl am ehsten im Bereich Romance Thrill anzusiedeln ist, und absolut Lust auf Band 2 macht.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Gefühl
Veröffentlicht am 09.09.2019

wunderschön und sehr motivierend

Gib dir die Liebe, die du verdienst
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Was ist das?

Katharina Tempel ist Doktorin der Psychologie. Auf ihrem Blog und ihrer Youtubeseite, aber auch durch diverse Online-Coachings vermittelt sie ihr Fachwissen, insbesondere im Bereich der ...

Was ist das?

Katharina Tempel ist Doktorin der Psychologie. Auf ihrem Blog und ihrer Youtubeseite, aber auch durch diverse Online-Coachings vermittelt sie ihr Fachwissen, insbesondere im Bereich der „Positiven Psychologie“. Mit „Gib dir die Liebe, die du verdienst“ möchte sie dem Leser helfen, wie er sich auf sich selbst konzentrieren kann und lernt, für sich selbst liebevoll zu sorgen. Hierfür gibt sie Tipps und kleinere Übungen an die Hand.

Wie sieht es aus?

Das Buch ist eine Hardcover-Ausgabe mit einem matten Pappeinband. Das Format ist etwas kleiner als das klassische Din A5-Format. Das Cover ist weiß mit einem dunklen Rosaton sowie einer Goldprägung des Titels. Die Buchrückseite ist ebenfalls weiß mit dem dunklen Rosaton des Cover und schwarzer Schrift. Nicht gut gefällt mir der Buchrücken, der – passend zum Verlag – Knallgelb ist, allerdings damit nicht zum Design des Buches passt.

Die Innengestaltung ist sehr gradlinig und mit viel Liebe zum Detail gehalten. Es gibt farbliche Abhebungen wie Überschriften oder Zitate, der Grundtext ist schwarz in einer gut lesbaren Schriftart, während einige Elemente wie Übungen in Kursivschrift oder Tipps in Rosa gehalten sind. Es gibt einige Farbbilder im Buch und auch das ein oder andere ganzseitige Zitat in der Schriftart vom Cover. Insgesamt ist die Innengestaltung sehr übersichtlich und wirkt nicht erschlagend.

Das Buch wirkt wirklich sehr hochwertig. Auch wenn es mit 190 Seiten nicht wirklich dick ist, ist es den Preis absolut wert. Es wird hochwertiges Papier verwendet, das Buch befindet sich in einem Hardcover-Einband und zudem gibt es viele farbige Elemente im Buch – neben Textabschnitten auch zahlreiche Fotos. Die Haptik ist wirklich angenehm, allerdings ist das Buch anfangs etwas widerspenstig und möchte nicht ganz offen bleiben. Das Lesen ist daher vor allem am Anfang doch etwas anstrengend.

Was erwartet einen?

Thematisch befasst sich das Buch mit dem Thema Selbstliebe und ein Stück weit Selbstreflexion. Die Autorin möchte durch Positive Gedanken das Selbstbild beeinflussen und hierfür Ideen mit an die Hand geben. Das Buch besteht aus sechs verschiedenen Abschnitten, etwa „Du und die anderen“ oder „Zutaten für mehr Selbstliebe“, die wiederum in einzelne Kapitel unterteilt sind, die eine unterschiedliche Länge haben.

Mein Fazit

Vorweg muss ich sagen, dass ich die Autorin des Buches vorher nicht kannte. Ich bin durch das Cover auf das Buch aufmerksam geworden und habe lediglich den offiziellen Klappentext gelesen. Ich kenne daher weder ihre Bloginhalte noch ihre Coachings und kann daher nichts dazu sagen, ob in diesem Vergleich die Inhalte neuwertig sind oder nicht.

Selbstliebe ist ein wichtiges Thema und vor allem eins, welches viel unterschätzt wird. Ich hatte keinen festen Grund, zu diesem Buch zu greifen, es hat mich einfach generell angesprochen. Ich denke, dass man sich auf so ein Buch auch einlassen muss, denn wenn man dem bereits skeptisch gegenübersteht, wird man wahrscheinlich nur positives Blabla in den Worten der Autorin sehen. Ich stand dem Ganzen neutral gegenüber und wurde dennoch positiv überrascht. Man fühlt sich abgeholt, motiviert und das Buch versprüht eine regelrechte Lebensfreude. Hierbei ist die Autorin nicht immer nur positiv, denn oft zeigt sie unbewusste Verhaltensweisen und wieso sie schädlich für uns sind. Besonders beeinflusst haben mich die Kapitel „Schluss mit den ewigen Vergleichen“ und „Mit der Vergangenheit Frieden schließen“.

Das Buch gibt wirklich sehr viele Anreize. Man merkt, dass in die Gestaltung viel Zeit geflossen ist und sich Mühe gegeben wurde, alles stimmig zu machen. Das beginnt mit der konsequenten Farbwahl, den zahlreichen Zitaten, einigen kleinen, unterstützenden Bildern, viele Tipps, viele Übungen, mehrere Aufzählungen – es gibt immer wieder etwas zum Entdecken und zum Entspannen. Das Buch ist stimmig und fühlt sich rund an, ohne überladen zu wirken oder mich als Leser zu verwirren mit zu vielen verschiedenen Gestaltungstechniken. Natürlich wird einiges im Buch nicht unbedingt neu sein, aber es fühlt sich gut an, alles so komprimiert zusammengefasst zu haben.

Für mich ist dies hier kein Buch, dass man in einem Rutsch durchliest. Ich habe immer mal wieder zu dem Buch gegriffen, 2-3 Kapitel oder einen Themenabschnitt gelesen, vereinzelt die Übungen gemacht. Einige Übungen habe ich mir auch gesondert markiert, um sie später zu machen, ohne an einem Tag mal etwas zu lesen. Hierfür ist das Buch wirklich gut geeignet, denn man kann das Buch verwenden, wie man mag, wann man mag und sich auch frei entscheiden, welche Themenkomplexe man lesen möchte.

Ein minikleines Manko ist für mich, dass das Buch für mich doch sehr weiblich ausgerichtet und an eine weibliche Leserschaft orientiert ist. Die sehr feminine Farbwahl ist hierfür bereits ein Indikator, aber auch vom Inhalt her wirkten viele der Tipps und Impulse eher für Leserinnen passend. Sicher kann man auch als Mann das Buch lesen, ich fühle bei dem Buch aber eher das Label „Frauenbuch“.

„Gib dir die Liebe, die du verdienst“ ist in jeder Hinsicht ein Schmuckstück. Sowohl optisch als auch inhaltlich wurde hier mit viel Liebe und Hingabe gearbeitet und ein inspirierendes Buch geschaffen, was einen wirklich berührt und seine Perspektive überdenken lässt.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise von dem Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 11.08.2019

Es hat wehgetan und ich hab's geliebt

Songs of our past
1

„Was stört uns daran, die Angst in unserem Innern zu überwinden, für das einzustehen, was wir wirklich wollen?“ (Carrie in ihrem Tagebuch in Songs of our past)

Worum geht’s?

Als erfolgreiche Künstlerin ...

„Was stört uns daran, die Angst in unserem Innern zu überwinden, für das einzustehen, was wir wirklich wollen?“ (Carrie in ihrem Tagebuch in Songs of our past)

Worum geht’s?

Als erfolgreiche Künstlerin fliegt Carrie aufgrund einer Ausstellung nach Seattle. Ausgerechnet die Stadt, in der sie sich vor drei Jahren Hals über Kopf in Evan verliebt hat, den Sänger der Rockband Broken Sons. Ausgerechnet die Stadt, die sie vor drei Jahren ohne jegliche Worte mitten in der Nacht verlassen musste und Evan ohne jegliche Erklärung zulassen musste. Als sie am ersten Abend der Stadt auf einen Drink in eine Bar geht, stolpert sie hierbei ausgerechnet in ein Konzert der Broken Sons. Ungewollt begibt sich Carrie auf eine Reise in die Vergangenheit, denn Evan singt über sie – und ihre Liebe, die nicht mehr ist. Oder etwa doch?

Songs of our Past ist der erste Teil der „12 Songs for Carrie“-Dilogie und nicht in sich abgeschlossen. Die Geschichte wird mit „Melody of our future“ fortgeführt.

Schreibstil / Gestaltung

Das in dunkleren Farben gehaltene Cover mit einer Hand an einer Gitarre passt thematisch sehr gut zu dem Buch und hat sofort meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Der angedeutete Sternenhimmel ist eine direkte Anspielung auf das Buch. Es ist definitiv ein Hingucker, der mal mit etwas anderem als halbnackten Rockstars punktet.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Ich habe das Buch in einem Zug durchgelesen und finde es verständlich geschrieben. Zwischendurch hat die Autorin immer wenige Zeilen Text in englischer Sprache eingefügt, was nicht übersetzt wird, mit normalen Englischkenntnissen aber gut verständlich ist.

Der Erzählstil des Buches ist etwas komplizierter. Es gibt eine Prolog und einen Epilog aus Sicht von Evan, die Kapitel selbst sind aus der Sicht von Carrie erzählt. Sie starten jeweils mit einem recht philosophischen Tagebucheintrag und springen dann munter zwischen Gegenwart (Carrie in der Bar) und Vergangenheit (Carrie und Evan vor drei Jahren), wobei nicht immer sofort ersichtlich ist, wo die Story gerade spielt. Auch in den Kapiteln kann es so zu mehreren Wechseln kommen.

Mein Fazit

Liebesgeschichten mit Musikern sind eine Sache, die bei mir sehr hoch im Kurs steht. So war es keine Frage, dass ich Songs of our Past lesen musste, insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass Evan über die Beziehung mit Carrie singt und sie dadurch in vergangene Zeiten katapultiert. Eins kann ich versprechen: Der Name ist Programm. Und noch dazu ein überraschendes, emotionales Programm.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir nicht ganz so leicht wie normalerweise bei vergleichbaren Romanen. Dies lag primär daran, dass es eine Vergangenheits-Carrie und eine Gegenwarts-Carrie gibt. Gegenwarts-Carrie sitzt in einer Bar, an der als Bedienung ihre ehemalige Freundin Mel arbeitet und auf der Bühne der Bar spielt an diesem Abend Broken Sons mit Evan als Lead-Sänger. Drei Jahre hat Carrie ihn nicht gesehen und von Anfang weiß man, dass zwischen den beiden viel verbrannte Erde existiert. Die Gründe hierfür erfährt man durch Vergangenheits-Carrie. Denn Carrie wird von den Liedern, die Evan singt, immer und immer wieder in die Vergangenheit katapultiert und erzählt dem Leser so, wie sich beide kennenlernten, wie aus einem One-Night-Stand eine Freundschaft Plus wurde, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, wie das Mädchen aus Schottland in Seattle Fuß gefasst hat, Freunde fand und sich in einen Jungen namens Evan verliebte, der ihr mehr als nur einmal das Herz bricht. Und nicht nur Carrie, auch mir.

Es ist eine Beziehung mit Turbulenzen, mit Konflikten, geprägt von Ängsten und dennoch dem Willen, es möglich zu machen. Und so steuert Vergangenheits-Carrie unweigerlich zu dem Punkt, bei dem sie Evan nur mit einem Abschiedsbrief ohne Erklärungen verlässt. Durch den Sprung zur Gegenwarts-Carrie, die sich selbst quält und die gesungenen Worte von Evan weiter anhört, erfährt der Leser hierbei, wie viel Schmerz Carries Entscheidung bei ihr, bei Evan, bei ihren Freunden hinterlassen hat. Und alles, was bleibt, ist ein Funken Hoffnung, dass aus den Worten der Vergangenheit doch noch Taten der Zukunft werden können, die zwei gebrochene Herzen wieder zusammenführen.

Von Anfang an fand ich Carrie sehr sympathisch. Stück für Stück fügten sich dank ihrer eigenen Erzählungen, dank der Rückblenden und der Kommentare von ihrer (ehemaligen) Freundin Mel die Puzzleteile zusammen, wer Carrie ist und was sie ausmacht. Es gibt schöne Momente, es gibt traurige Momente, es gibt auch einige lustige Momente. Evan hingegen ist ein Charakter mit zahlreichen Ecken und Kanten. Es kommt gut herum, steht aber auch dazu, und doch merkt man einige leichte Änderungen in seinem Verhalten, wenn Carrie in sein Leben tritt. Da Evan außer im Prolog und Epilog nie selbst zu Wort kommt und daher seine Gedanken nicht mitteilen kann, ist es gar nicht so leicht, ihn zu durchschauen. Sein Verhalten eckt dabei teilweise vielleicht auch an, etwa auch sei Vorschlag der Freundschaft Plus, da er kein Beziehungsmensch sei. Und trotzdem kann der Leser sich in ihn verlieben, da er an den richtigen Stellen das Richtige macht. Es gibt eine Situation in der Beziehung, die einige Leser sicher auf die Palme bringen wird und für manche unverzeihlich sein mag, aber sie passt im Kontext gut und ich finde, dass die Autorin hier auch nachvollziehbar eine Lösung für gefunden hat. Es gibt eine Handvoll Randcharaktere im Buch, die allerdings zum Großteil sehr zurückhaltend und oberflächlich bleiben, was mich jedoch nicht gestört hat.

Rückblickend finde ich es faszinierend, wie mich Evan mit seinen Songs und Carrie mit ihren Erinnerungen um den Finger gewickelt haben. Ich habe schlichtweg nicht mitbekommen, wie die beiden mich mit ihrer Geschichte in den Bann gezogen haben. Anfangs fand ich es eine tolle Geschichte, die sich gut lesen ließ und bei der man unbedingt wissen wollte, wieso es kein Carrie und Evan mehr gibt und wieso die Erinnerungen beiden so wehtun. Doch je mehr Erlebnisse Carrie erzählt, je mehr Facetten ihrer doch teils unkonventionellen und turbulenten Beziehung durch die Songs und Erinnerungen hervortraten, desto mehr tat mir mein Herz weh, desto mehr habe ich mit Carrie und Evan mitgelitten, wollte ihnen zurufen, keinen Fehler zu machen und sich nicht ins Verderben zu stürzen. Carrie und Evan sind beide weit entfernt davon, perfekt zu sein. Und das versucht die Autorin auch zu keiner Zeit geradezubiegen. Und vielleicht es gerade das der Grund, wieso mich Songs of our Past so mitreißen konnte und emotional getroffen hat.

Ich habe viele Enden erwartet, doch die „Schlichtheit“ des wahren Grundes für Carries Aufbrechen hat mir die Beine weggerissen. Carries Grund zu gehen war deutlich emotionaler als alles, was ich mir ausgemalt hatte, und ich möchte so gern mehr darüber und über Carries Leiden in den letzten drei Jahren erfahren. Ihr Grund hat mir gezeigt, dass nicht immer die Beteiligten der Grund sein müssen, wieso etwas in die Brüche geht. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Und manchmal opfert man eine Liebe für eine andere.

Ich habe mich nach dem Ende erwischt, wie ich überlegt habe, ob ich ähnlich wie Carrie gehandelt hätte, wie ich an Evans Stelle wäre und ob ihre Liebe in meinen Augen eine Chance hat. Und das macht ein gutes Buch aus: Dass man sich über das Ende hinweg mit dem Buch beschäftigt. Ich warte jedenfalls sehnsüchtig auf Band 2 und kann nur hoffen, dass hier zwei zerbrochene Herzen einen Weg zurückfinden, auch wenn mir klar ist, dass dieser Weg sehr steinig sein wird. Ich möchte wissen, wie es Carrie und Evan in der Zwischenzeit ergangen sind, wie Carrie den Grund ihres Verlassenes bewältigen konnte und hoffe, dass Evan in Band 2 auch selbst zu Wort kommt.

Songs of our Past ist ein wirklich gelungenes Werk von Emily Crown, was mit einer nicht ganz typischen Beziehung, vielen Emotionen und einer ergreifenden Story überzeugen kann, und von tollen Songtexten abgerundet wird, die die Story hervorragend unterstützen. Ganz klare Leseempfehlung.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 28.07.2019

für mich die beste Dark Romance Reihe

Blood & Roses - Buch 4
1

„Das einzige Leben, das ich je gekannt habe, ist nicht nur auf den Kopf gestellt, sondern bis auf die Grundmauern niedergebrannt, seit ich dir begegnet bin. Und ich komme trotzdem immer wieder zurück, ...

„Das einzige Leben, das ich je gekannt habe, ist nicht nur auf den Kopf gestellt, sondern bis auf die Grundmauern niedergebrannt, seit ich dir begegnet bin. Und ich komme trotzdem immer wieder zurück, Sloane.“ (Zeth zu Sloane in Blood & Roses 4)

Worum geht’s?

Nach den Enthüllungen um Sloanes Schwester Alexis am Ende von Band 3 steht Sloanes Leben Kopf. Noch immer unsicher, was sie denken und fühlen soll, versucht sie die Rückkehr in ihr altes Leben zu meistern. Doch wer einmal einen Schritt in die düstere Welt um Zeth gemacht hat, wird so schnell nicht wieder entkommen. Und schon bald befinden sich sowohl Sloane als auch Zeth in Gefahr, denn offenbar haben noch einige Leute Rechnungen offen…

Blood & Roses 4 ist der vierte Band einer sechsteiligen Reihe. Das Buch ist nicht in sich geschlossen und auch nicht abgeschlossen. Es wird fortgesetzt und der Leser benötigt Vorkenntnisse aus den drei Vorgängerbänden.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover fügt sich wieder hervorragend in die Reihe und spricht mich optisch an, vor allem, da es durchaus geheimnisvoll daherkommt. Die Farbgebung bleibt ähnlich den Vorgängerbänden. Auch Band 4 wird wechselseitig durch Sloane und Zeth in der Ich-Perspektive erzählt, was zahlreiche Einblicke in die Gedanken der Charaktere gewährt. Der Wechsel erfolgt kapitelweise, jedoch nicht mit jedem Kapitel. Das Buch startet direkt mit einem Kapitel aus Sicht einer anderen Person, nach dem ein zeitlicher Rücksprung erfolgt, ab dem Sloane und Zeth erzählen. Im Band erfolgt später ein Zeitsprung nach vorn um wenige Tage, was jedoch alles entsprechend beschriftet ist. Der Schreibstil der Autorin bleibt gewohnt locker, ist gespickt mit zahlreichen Kraftausdrücken, Flüchen und derber Sprache, jedoch in einem stets angemessenen Rahmen. Das Buch enthält leichte Gewaltszenen und erotische Inhalte.

Mein Fazit

4 Monate sind eine verdammt lange Zeit. Solange musste ich warten, bis es endlich mit Blood and Roses 4 weiterging. Nach dem hochgradig überraschenden Ende des dritten Teils war ich so verzweifelt, dass ich fast die englische Originalversion weitergelesen hätte. Umso glücklicher war ich, als dann endlich die deutsche Fassung erschien. Und was soll ich sagen? Ich habe sie noch am gleichen Abend verschlungen.

Der Einstieg in die Geschichte startete mit einer kurzen Verwirrung und einem fetten Fragezeichen, denn das erste Kapitel wird von einer fremden Person, die ich nicht zuordnen konnte, erzählt. Schon bald versteht man, wieso. Auf dem ersten Blick hat die Szene nichts mit dem Buch zu tun, doch zugleich war ich das ganze Buch hindurch gespannt, welche Rolle sie spielen wird. Und ich bin mir auch verdammt sicher, dass wir besagte Erzählperson in einem Folgeband wiedersehen werden. Doch zurück zu Sloane und Zeth. Nach den Enthüllungen am Ende eines wirklich atemberaubenden Band 3, der mit einem extremen Tempo erzählt wurde, geht es hier etwas sachter weiter. Sloane muss ihre Welt neu sortieren, die neuen Erkenntnisse einordnen und dann wäre da noch das fette Problem, dass sie eigentlich Ärztin ist und einen Job hat. Zeth hingegen hat keinen. Wobei, nicht ganz, sein neuer Job besteht eher darin, nicht umzukommen. Denn es haben echt einige Leutchen ein Hühnchen mit ihm zu rupfen -Zeth hat aber auch eine ziemlich lange Hitlist an Leuten, denen er gern mal die Leviten lesen mag. Und so fokussiert sich die erste Hälfte des Buches mehr auf die grundlegende Geschichte, Hintergrundinformation und vor allem: Die Beziehungsdynamik von Sloane und Zeth. Anfangs empfand ich es fast, als würde das Buch mit angezogener Handbremse fahren und war fast schon verärgert. Doch als die Erkenntnis kam, dass die Autorin hier Tempo rausgenommen hat, damit man sich etwas mehr auf die tieferliegenden Hintergründe konzentrieren kann, war ich hierfür sogar dankbar. Die zweite Hälfte des Buches hetzt den Leser dann wieder atem- und fassungslos durch einen Pageturner, der mit so vielen Enthüllungen endet, dass ich das Buch an die Wand schleudern wollte. Ich werde zurückgelassen mit einem Haufen Puzzleteilen und keinen blassen Schimmer, was gespielt wird. Und ich muss wieder warten, bis es weitergeht…

Die Causa Alexis spielt in diesem Band zunächst eine stark untergeordnete Rolle, scheint nach den End-Enthüllungen jedoch für Band 5 und 6 sehr wichtig zu werden. Zeth muss sich seinem gefährlichen Duell gegen seinen ehemaligen Chef stellen, der auch Sloane als Schachfigur auf dem Spielbrett positioniert. Garniert wird dies alles mit zahlreichen Schockmomenten und Gefahren, allerdings auch mit vielen fast schon gefühlvollen – aber gewiss nicht kitschigen! – Momenten, die die Beziehung zwischen Zeth und Sloane beleuchten. Hier liegt für mich der größte Knackpunkt dieses Buches: Die Bereitschaft der beiden, sich auf das Leben des anderen einzulassen, ohne sich selbst aufzugeben oder vom andere zu erwarten, dies zu tun. Vielleicht funktionieren die beiden – jenseits jeglicher Konventionen – deshalb so gut. Ich mag hierbei, dass die Autorin beiden weiterhin Raum für ihre eigene Persönlichkeit gibt und weder Zeth zum Softie noch Sloane zur Gangsterbraut mutiert, beide jedoch durchaus andere Züge von sich zeigen. Der böse Junge scheint ein Herz zu haben (zumindest für Sloane) und im zornigen Mädchen steckt verdammt viel Mut (zumindest, wenn es um Zeth geht). Thematisch werden neue Plots gesponnen, die sich überraschend an alte Plots anfügen und immer wieder ein neues Bild entstehen lassen. Doch ich bin mir sicher, dass in den Folgebänden noch so einige Enthüllungen kommen, die vieles in einem neuen Licht erscheinen lassen.

Auch in diesem Buch habe ich mich wieder sehr über die Dialoge zwischen Zeth und Sloane, ihre Wortduelle und Reibereien amüsiert. Dieses Mal kommen auch zahlreiche Handlungen dazu, die wahlweise Zeth, Sloane oder beide auf die Palme bringt. Es macht einfach Spaß, die beiden mitzuerleben. Highlight bleibt mal wieder Zeths grenzenloser Zynismus und seine bissigen Gedanken. Doch auch Sloane zeigt mehr und mehr, wie verdammt gut sie fluchen kann. Sie lernt halt vom Besten. Was Sloane auch lernt, ist die Vielseitigkeit von Zeths sexuellen Möglichkeiten. Natürlich spielt auch in diesem Buch Erotik wieder eine Rolle, allerdings empfinde ich die Sexszenen als auf den Punkt passend in die Story integriert mit einer interessanten Vielseitigkeit und einer wirklich sehr niveauvollen, anspruchsvollen Art erzählt. 0815 gibt es bei der Autorin nicht.

Band 4 reiht sich absolut würdig zu seinen drei Vorgängern ein. Ich bin jedes Mal begeistert, wie die Autorin es schafft, für jedes Buch eine neue Handlung zu präsentieren, ohne dass es langweilig, abgedroschen oder abgehoben wirkt. Hiervon können sich einige Autoren auf dem deutschen Dark Romance Markt eine heftige Scheibe abschneiden. Wie immer war der schlimmste Moment an diesem Buch die Erkenntnis, dass die letzte Seite angebrochen ist. Doch mit einem bittersüßen Zitat, jeder Menge Fragen und einer gehörigen Portion wurde ich aus dem Buch entlassen und fiebere Band 5 und 6 entgegen. Ich kann mich nur wiederholen: Blood and Roses ist und bleibt für mich die beste Dark Romance Reihe, die ich bisher gelesen habe. Und es bleibt die Frage: In was für ein Schlamassel ist die arme Sloane dort hineingeraten?

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]