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Veröffentlicht am 11.04.2023

Perfekt bis auf das letzte Drittel

Going Zero
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"Going Zero" von Anthony McCarten hat mich von Beginn an so gefesselt, dass ich ihn fast am Stück weggelesen habe. Einmal begonnen, kann man ihn kaum noch aus der Hand legen.
Um die CIA zu bedingungsloser ...

"Going Zero" von Anthony McCarten hat mich von Beginn an so gefesselt, dass ich ihn fast am Stück weggelesen habe. Einmal begonnen, kann man ihn kaum noch aus der Hand legen.
Um die CIA zu bedingungsloser Zusammenarbeit mit ihm zu bewegen, ruft Silicon-Valley-Wunderkind Cy Baxter zu einem Wettbewerb auf. 10 ausgewählte Kandidaten sollen einem neuen Überwachungsprojekt seiner Firma für 30 Tage entgehen und wer das schafft, dem winken 3 Millionen Dollar. Das ist eine sehr spannende Vorgabe, da man ja selber weiß, we schwer es ist, keinerlei Datenspuren zu hinterlassen. Und hinter diesen 10 Personen ist dann ja rund um die Uhr ein ganzes.perfekt ausgebildetes Team auf den Fersen, mit der neueseten Soft- und Hardware.
Die einzelnen Kandidaten werden eingeführt, das hätte für mich gerne noch ausführlicher sein dürfen, der Fokus liegt hier eindeutig und fast ausschließlich auf der Bibliothekarin Kaitlyn Day. Schade um das Potential, denn es wurden ja jeweils 5 Spezialisten und 5 Normalbürger ausgewählt.
Abwechselnd zu kurzen Kapiteln von den Kandidaten gibt es welche von den Verfolgern und auch dem Firmenchef Cy Baxter, der auch noch ein ganz eigenes Ziel verfolgt. Damit ist er aber nicht der einzigste, denn auch Kaitlyn verfolgt ganz eigene Pläne.
Sehr spannend ist diese Verfolgungsjagd gemacht, wenn vorgestellt wird, welche Methoden die einzelnen Kandidaten nutzen und was sie, letztendlich, verraten hat. Kaitlyns Tricks hätte ich auch gerne noch intensiver mitverfolgt, die werden erst später etwas aufgeklärt.
Ganz erschreckend wird hier herausgestellt, welche Methoden zur Überwachung und Verfolgung es schon gibt, die meisten sind uns alltäglich bekannt und was da noch denkbar wäre. Das macht auch Angst, wenn man nicht paranoid ist.
Das Buch hat von Anfang an viel Tempo, schon durch die kurzen, schnell wechselnden Perspektiven und dem Countdown mit der Zeit.
Im letzten Drittel des Buches gibt es nochmal eine komplette Wendung des Inhalts zu einem anderen Thema, die ich so überhaupt nicht gebraucht hätte und die mir so auch nicht gefiel, in diesem Zusammenhang. Das konnte mir das Lesevergnügen, welches ich bis dahin hatte, aber auch nicht mehr zerstören.
Wenn das Buch bei der begonnenen Thematik geblieben wäre, wäre es fast der perfekte Thriller gewesen.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Plötzlich alleinstehend mit Kind

Räume des Lichts
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"Räume des Lichts" von Yuko Tsushima ist schon 1979 erstmalig erschienen und ein wirklich zeitloser Klassiker.
Ich lese sehr gerne Bücher aus dem asiatischen Sprachraum, vor allen Dingen, wenn sie so gut ...

"Räume des Lichts" von Yuko Tsushima ist schon 1979 erstmalig erschienen und ein wirklich zeitloser Klassiker.
Ich lese sehr gerne Bücher aus dem asiatischen Sprachraum, vor allen Dingen, wenn sie so gut übersetzt wurden, wie dieses hier.
Das Buch wird aus der Sicht einer jungen Frau erzählt, ihren Namen erfahren wir nicht, die alleine mit ihrer dreijährigen Töchter in eine neue Wohnung einzieht. Ihr Mann hat sie verlassen, zu ihrer Mutter will sie nicht wieder ziehen und diese Wohnung kann sie sich leisten.
Sie betritt zum ersten Mal die Räume auf dem Dach und in der Wohnung ist nichts, außer Licht, viel Licht. Die Protagonistin versucht sich mit ihrer Tochter wieder ein Leben aufzubauen, doch das scheint für eine alleinerziehende Mutter in dieser Kultur sehr schwierig zu sein.
Sie scheitert manchmal schon an den einfachsten Aufgaben, beispielsweise eine kleine Feier zum Geburtstag der Tochter zu organisieren. Hier wird sehr offen über ihre Emotionen und Träume gesprochen, hart und ungeschönt. Manchmal ist das schwer zu ertragen, fühlt man sich fast wie ein Voyeur.
Dabei kommt immer wieder die Meisterschaft der Autorin zum Vorschein, die es schafft Alltäglichkeiten in Literatur zu verwandeln und uns miterleben zu lassen.
Die Protagonistin leidet, sie hat es schwer, sie bräuchte Hilfe, aber man empfindet beim lesen keine Sympathie für sie, kommt ihr nicht nahe. Viele ihrer Handlungen kann ich auch nicht nachempfinden, was auch nicht an der anderen Kultur liegt. Diese Beschreibungen des Alltags und der Gepflogenheiten dort sind übrigens sehr gut und spannend eingebaut.
Eine zentrale Rolle spielt in all dem Licht hier auch der Tod, er ist unterschwellig immer greifbar, das Wechselbad der Gefühle gut spürbar. Dass man als Mutter nicht automatisch nur Liebe und Fürsorge empfindet, wird genauso gut dargestellt, wie die Rolle der Frau in der Gesellschaft.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Vergangenheit kommt nach

Verschwiegen
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"Verschwiegen" von Eva Björg Ægisdóttir ist der erste Band in einer Reihe von Island-Krimis.
Akranes ist eine überschaubare und beschauliche isländische Kleinstadt, in der jeder jeden kennt. Dann wird ...

"Verschwiegen" von Eva Björg Ægisdóttir ist der erste Band in einer Reihe von Island-Krimis.
Akranes ist eine überschaubare und beschauliche isländische Kleinstadt, in der jeder jeden kennt. Dann wird aber in der Nähe des Leuchtturms eine Frauenleiche gefunden, zunächst unbekannt, aber trotzdem keine Fremde in dem kleinen Ort.
Die Polizistin Elma, selbst aus diesem Ort stammend, übernimmt gemeinsam mit ihren Kollegen Saevar und Hördur die Ermittlungen. Was zunächst nach einer einfachen und überschaubaren Angelegenheit klingt, geht dann allerdings immer weiter in die Tiefe und auch in die Vergangenheit.
Die Geschichte wird abwechselnd in der Gegenwart und der Vergangenheit erzählt und es kommen hier eine Vielzahl von Beteiligten zu Wort, so dass recht häufig die Perspektive wechselt.
Als Hörbuch fand ich es da schon recht anspruchsvoll, immer genau zu folgen, wann und um wen es gerade geht, dafür hatte ich den Vorteil, die teils für mich sehr ungewohnten Namen vorgelesen zu bekommen.
Ich hätte nicht geahnt, wie weitreichend sich diese Geschichte entwickelt und wer und was da alles beteiligt ist und habe auch sehr lange gebraucht, um den Schuldigen zu erkennen. Viel hängt hier damit zusammen, was verschwiegen wird und aus welchen Gründen, was das noch Jahre später für Konsequenzen für die Betroffenen haben kann.
Die Geschichte ist eher eine der ruhigen, aber intelligent aufgebauten Kriminalfälle, Action sucht man hier vergeblich und auch die Spannung ist nur teilweise hoch. Doch durch das lokale Flair zog mich die Geschichte in ihren Bann und ich werde die Reihe auch weiter verfolgen.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Das Leben findet seinen Weg

Die Reise deines Lebens
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"Die Reise deines Lebens: 1 - Wien" von Jule Pieper ist eine unterhaltsame Geschichte, aber gleichzeitig auch ein Ratgeber zu Belangen des Lebens und dem Sinn, den man ihm gibt.
Betty langweilt sich in ...

"Die Reise deines Lebens: 1 - Wien" von Jule Pieper ist eine unterhaltsame Geschichte, aber gleichzeitig auch ein Ratgeber zu Belangen des Lebens und dem Sinn, den man ihm gibt.
Betty langweilt sich in ihrem Leben, obwohl es ihr nicht so richtig bewußt ist. Sie hat eine erfüllende Arbeit, einen Freundeskreis und viel nervlichen Stress mit ihrer Mutter. Wie langweilig das alles in Wirklichkeit ist, wird ihr aber erst bewußt, als sie ungewollt in einen falschen Zug steigt und nicht mal ihr Handy dabei hat.
Schon in der Bahn lernt sie Personen kennen, die ihr viel zu sagen und zu geben haben, sie ist aufmerksam und schafft es nach und nach auch anzunehmen, was ihr geboten wird. So lässt sie es darauf ankommen und fährt nach Wien, diesem zufälligen Ziel.
Da sie sich darauf einlässt, passiert ihr auf ihrer Reise und auch in Wien selber viel Gutes. Sie lernt sehr viele neue Menschen kennen, die ihr wichtig und vertraut werden und sie findet etwas, an dass sie nicht mehr glaubte.
Sie nimmt sich Zeit ihr Leben zu reflektieren und zieht auch Lehren und Schlussfolgerungen aus dem Erlebten. Daraus bildet sie eine Art Tagebuch, hier kommt dann doch der Ratgeber-Charakter stärker zum Vorschein und wiederholt die Leitthemen für die Lesenden.
Betty ist mir sehr sympathisch und schafft es, mir mit ihrer erfrischenden und natürlichen Art einige Tipps mit auf meinen eigenen Weg zu geben. Auch die Geschichte selber mag ich sehr und die vielen Charaktere, die man hier kennenlernen darf.
Stellenweise ist mir der Ratgeberstil etwas zu viel, aber ich habe das Buch sehr gerne gelesen und würde mich freuen mit Betty auch noch weitere Fahrten und Abenteuer erleben zu dürfen. Für mich selber habe ich auch so einiges mitnehmen dürfen.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Was ist Heimat für ein Gefühl

Wodka mit Grasgeschmack
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"Wodka mit Grasgeschmack" von Markus Mittmann ist die Geschichte einer Suche, einer Reise zu den eigenen Wurzeln, in die Vergangenheit und es ist doch auch ein ganz wunderbares Leseerlebnis.
Eine Familie, ...

"Wodka mit Grasgeschmack" von Markus Mittmann ist die Geschichte einer Suche, einer Reise zu den eigenen Wurzeln, in die Vergangenheit und es ist doch auch ein ganz wunderbares Leseerlebnis.
Eine Familie, die beiden erwachsenen Söhne mit ihren Eltern, sitzen gemeinsam in einem VW-Beetle und fahren Richtung Osten. Sie begeben sich auf eine Spurensuche zu den Orten und Erinnerungen ihrer Eltern aus deren Kindheit und finden dabei soviel mehr.
Auch als Leser findet man hier soviel mehr, als man erwartet hat, zumindest ging es mir so. Es war eine Reise in die Geschichte, Geschichte, die unsere Eltern und Großeltern so erlebt haben und über die es ihnen noch heute schwer fällt, zu reden. Der Autor findet hier genau den richtigen Rahmen , um diese Geschichte zu erzählen, eingebettet in ein modernes Roadmovie, er geht dabei sehr sensibel und voller Mitgefühl vor.
Wir reisen nach Polen, Schlesien, da wo die Eltern einst Kinder waren und glücklich und an das sie schöne Erinnerungen haben, aber auch ganz andere. Erinnerungen an den Krieg, die Vertreibung, Tote am Wegrand, Erschießungen, Hunger und Kälte, Heimatlosigkeit, Angst. Erinnerungen, die verdrängt und weggesperrt wurden. Aber auch Erinnerungen an Liebe und Güte, Hilfe, Heimat, an Menschen, die menschlich blieben und halfen. Nach und nach kommen diese Erinnerungen hervor und genauso werden sie hier erzählt.
Manchmal wirkt das wirr und durcheinander, ist es aber nicht, es ist der Lauf der Gedanken und Gefühle, die sich nach und nach bilden und weiter entwickeln.
Zwischendurch hatte ich Angst, wie es den Eltern damit geht, es zuzulassen, aber es wurde alles sehr behutsam angegangen. Für den Leser ist das trotzdem eine Wucht, gerade weil der Autor sehr bildhaft beschreiben kann.
Das Buch hilft Eigenheiten dieser Generation zu verstehen, Eigenheiten, die man teils selber übernommen hat und sich fragte, woher sie stammen. Auf viele dieser Fragen gibt es hier Antworten, für die Protagonisten und auch die Leser.
"Früher dachte ich, die Vergangenheit kann Nachgeborene nicht verletzen, dass Zeit eine Schutzschicht bildet und alles in ungefährliche Erinnerungen verwandelt. Heute weiß ich, keine schwere Zeit ist vorbei, nur weil sie vergangen ist. Der Phantomschmerz hat immer das letzte Wort."

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