Toxische Beziehungen vs. Frauenpower
Fang jetzt bloß nicht an zu liebenIch hätte ganz ehrlich im Regal nicht nach diesem Buch gegriffen, da mich weder der Titel, noch das Cover besonders angesprochen haben. Dennoch bin ich nun froh, dass ich es gelesen habe - die Autorin ...
Ich hätte ganz ehrlich im Regal nicht nach diesem Buch gegriffen, da mich weder der Titel, noch das Cover besonders angesprochen haben. Dennoch bin ich nun froh, dass ich es gelesen habe - die Autorin hat es glänzend geschafft, wichtige Themen humorvoll und annähernd klischeefrei zu verpacken und mir dadurch angenehme und abwechslungsreiche Lesestunden zu bescheren.
Besonders gut gefallen hat mir, dass die Liebesgeschichte zwischen Harriet und Cal nur schmückendes Beiwerk war. Ein richtiger Slow Burn, der meines Erachtens auch unbedingt nötig war, da es in diesem Buch eben in erster Linie um Harriet und ihre Traumabewältigung geht. Er war zwar anwesend, drängte sich aber nicht auf. Sie brauchte ihn nicht, um mit ihrer Vergangenheit abzuschließen, sondern schaffte es aus eigener Kraft.
Die Handlung war logisch nachvollziehbar und zu keinem Zeitpunkt langweilig. Im Ganzen gesehen war der Anfang etwas langatmig, aber das hat mich nicht besonders gestört.
Ich bin immer wieder schockiert, wenn ich Bücher über toxische Beziehungen und emotionalen Missbrauch lese. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie perfide diese Menschen handeln. Im vorliegenden Roman bekommt man eine ungefähre Ahnung davon, wie das ganze abläuft, da sowohl Harriet als auch Scott ihre Sicht der Dinge darlegen. Sehr erschreckend...
Gut gefallen hat mir Harriets Bindung zu Lorna und später auch ihr Kontakt zu Nina und Marianne. Von der Szene im Hotel kann man jetzt halten, was man will (für meinen Geschmack etwas drüber), aber ich habe die drei sehr gefeiert und mich gefreut, dass sie den Mut gefunden haben, für sich selbst einzustehen.
Der Schreibstil war mitreißend, aber ich empfand ihn nicht als besonders modern. Es wurden jede Menge Ausdrücke verwendet, die der jungen Leserschaft schätzungsweise nicht geläufig sein dürften. Insofern eher ein Roman für Ü30-Leser.
Mein Fazit: Ich bin positiv überrascht und belohne das Buch mit 4 von 5 Sternen.