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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.12.2021

Eher schwach

Der Gräber
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Jedes Jahr am 6. November schlägt der Gräber zu - er gräbt sich durch den Keller in ein Haus und verschleppt sein Opfer unter die Erde. Dabei hinterlässt er eine Spur der Verwüstung, aber keine ...

Jedes Jahr am 6. November schlägt der Gräber zu - er gräbt sich durch den Keller in ein Haus und verschleppt sein Opfer unter die Erde. Dabei hinterlässt er eine Spur der Verwüstung, aber keine verwertbaren Spuren. Ermittlerin Cecilia und ihr Team tappen im Dunkeln. Unterdessen findet Verlagslektorin Annika ein Manuskript - scheinbar von einem ihrer Autoren, der seit Jahren verschwunden ist - welches sich mit dem Gräber befasst. Sie sorgt dafür, dass das Manuskript veröffentlicht wird. Damit nimmt das Unheil seinen Lauf.

Ich liebe Krimis, vor allem skandinavische, und habe mir von diesem sehr viel versprochen. Die Story gibt auch eigentlich einiges her, wurde aber meiner Erachtens nur mangelhaft umgesetzt. Der Schreibstil ist sehr distanziert, er holt mich nicht wirklich in die Geschichte hinein. Die Kapitel sind kurz, mehrere Handlungsstränge und Zeitebenen wechseln sich ab. Das ist an sich nicht nicht schlecht, jedoch sind jedem Kapitel einige Zeilen aus Tätersicht vorangestellt, aus welchen sich sehr schnell erraten lässt, wer der Gräber ist. Das macht zu einem sehr frühen Zeitpunkt einen Spannungsaufbau fast unmöglich.

Zu einem gelungenen Krimi oder Thriller gehört es für mich dazu, die Ermittler bei ihrer Arbeit zu begleiten und ihnen quasi in die Köpfe zu schauen. Hier darf ich die ermittelnde Kommissarin Cecilia Wreede leider nur bei ihren Joggingrunden begleiten, denn sie ermittelt fast gar nicht. Im wesentlichen dreht sich das Buch um die privaten und beruflichen Probleme der Lektorin Annika Granlund, die am Ende entscheidend zur Aufklärung des Gräber-Falles beiträgt. Endgültig verleidet wurde mir dieses Buch durch das Auftauchen der mysteriösen Erdwesen, hier driftet die Geschichte zu einem dürftigen Horrorroman ab. Offenbar konnte sich der Autor nicht entscheiden, ob er eine Horrorstory oder einen Krimi schreiben will. Der entstandene Mix ist leider misslungen.

Mein Fazit: Thema leider verfehlt, zu meinem Bedauern kann ich keine Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 28.12.2021

Ein heißes Thema

Strahlentod
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Im Verlauf einer Widerstandsaktion gegen die Castor-Transporte wird im Knüllwald ein Polizist von einem Steinewerfer getötet, ein Fall in dem Ralph Angersbach ermittelt. Neun Jahre später - ...

Im Verlauf einer Widerstandsaktion gegen die Castor-Transporte wird im Knüllwald ein Polizist von einem Steinewerfer getötet, ein Fall in dem Ralph Angersbach ermittelt. Neun Jahre später - der Castor rollt immer noch durch Hessen - wird am Rand der Demonstrationen ein Sprengstoffanschlag auf einen VW-Bus verübt, der Ralphs Vater gehören könnte. Trotz familiärer Verstrickung, auch wenn das Opfer nicht sein Vater ist, übernimmt Ralph gemeinsam mit seiner ehemaligen Kollegin Sabine, die jetzt für das LKA arbeitet, den Fall. Die Spuren im familiären Umfeld des Toten verlaufen ebenso im Sand wie die Ermittlungen im Umfeld der Castor-Gegner. Erst als zwei weitere Leichen auftauchen, gelingt den Ermittlern ein Durchbruch.

Den beiden Autoren ist es brillant gelungen, diesen Kriminalfall in das leider immer noch brandaktuelle Geschehen rund um die Atommüll-Endlagerung einzubinden. Der Schreibstil ist modern und schnörkellos und hat mich direkt mitgenommen ins Geschehen. Die Entwicklung der Geschichte ist schlüssig und nachvollziehbar, die Auflösung für mich trotzdem überraschend.

Obwohl ich die vorhergehenden Fälle rund um das Ermittler-Team Angersbach/Kauffmann nicht gelesen habe, konnte ich der Geschichte von Anfang an gut folgen. Dieser sechste Band kann also gut für sich alleine stehen.

Trotz zahlreicher Wiederholungen z.B. bei den Personenbeschreibungen (die Schönheit und Eleganz der Bürgermeistersgattin wurde z.B. mehrfach sehr ausschweifend erwähnt) blieb die Spannung weitgehend erhalten. Gestört hat allerdings die ausführliche, ebenfalls mit zahlreichen Wiederholungen geschilderte verkorkste Liebesgeschichte zwischen Ralph und Sabine. Zeitweise habe ich mich gefragt, ob ich einen Krimi oder einen Liebesroman lese. Es ist zwar schön, wenn auch die menschliche Seite der Ermittler zur Geltung kommt, aber das war entschieden zu viel.

Mein Fazit: Ein solider Regionalkrimi mit einer schlüssigen Story und trotz einiger Schwächen durchaus lesenswert.

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Veröffentlicht am 06.12.2021

Spannend und lehrreich

Die Mission des Kreuzritters
4

Wir lesen hier die Geschichte der Königstochter Melisende im Jerusalem des 12. Jahrhunderts, inmitten der Kreuzzüge. Sie ist als Thronerbin erzogen worden, soll nun jedoch mit dem Grafen Foulqes verheiratet ...

Wir lesen hier die Geschichte der Königstochter Melisende im Jerusalem des 12. Jahrhunderts, inmitten der Kreuzzüge. Sie ist als Thronerbin erzogen worden, soll nun jedoch mit dem Grafen Foulqes verheiratet werden, der später König werden soll. Um dieser Ehe zu entgehen macht sie sich heimlich auf den Weg zu ihrer Schwester nach Antiochia. Dort wird sie aber nicht ankommen, denn sie wird von Seldschuken gefangen genommen und verschleppt. Ihr Vater schickt den Tempelritter Raol de Montalban mit dem Lösegeld zu ihrer Befreiung. Zusammen erleben die beiden eine abenteuerliche Heimreise nach Jerusalem.

Schon das Cover hat mich sehr angesprochen. Es passt sehr gut zur Geschichte. Der Schreibstil von Ulf Schiewe ist sehr mitreißend und man merkt sehr schnell, dass die historischen Fakten sehr akribisch recherchiert wurden. Manche Szenen waren mir fast ein wenig zu bildhaft beschrieben, die zu dieser Zeit üblichen Grausamkeiten hätte ich nicht ganz so deutlich vor Augen haben müssen. Sehr einfühlsam beschrieben ist die Annäherung zweier so unterschiedlicher Charaktere wie Raol und Melisende, die sich anfangs so gar nicht verstehen. Im Laufe ihrer gefährlichen Reise lernen sie sich durch tiefsinnige Gespräche über Religion, Krieg und ihrer beider Leben jedoch sehr viel besser kennen und machen beide eine beachtliche Persönlichkeitsentwicklung durch. Diese Gespräche sind es, die den Einblick in das Leben und Denken der Menschen im Heiligen Land zu dieser Zeit anschaulich gemacht und mir an diesem Buch am besten gefallen haben.
Melisende ist eine der historisch verbrieften Personen, ebenso wie ihr Vater Baudouin und ihr Bräutigam Foulques und noch einige andere Protagonisten. Es ist Ulf Schiewe perfekt gelungen, historische Personen und Begebenheiten mit fiktiven Ereignissen zu verknüpfen. Dabei bringt er seinen LeserInnen das Heilige Land und seine Bewohner in den wirren Zeiten der Kreuzzüge auf unterhaltsame und spannende Weise sehr nahe.
Ulf Schiewe ist hier nicht nur ein mitreißender historischer Roman gelungen, sondern auch ein leidenschaftliches Plädoyer für Verständigung und Frieden zwischen den Religionen. Leider zeigt es auch, dass es der Menschheit nicht gelungen ist, auf diesem Gebiet innerhalb von tausend Jahren auch nur das Geringste dazu zu lernen.

Fazit: Geschichte spannend und unterhaltsam verpackt – ein historischer Roman der Extraklasse und unbedingt empfehlenswert. Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 01.11.2021

Wahlkampf auf die harte Tour

Die Kampagne
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Natasha Winthrop ist eine erfolgreiche Anwältin in Washington, bei der man Ambitionen auf das Präsidentenamt vermutet. Als sie in ihrem Haus von einem Vergewaltiger überfallen wird, tötet sie den Angreifer ...

Natasha Winthrop ist eine erfolgreiche Anwältin in Washington, bei der man Ambitionen auf das Präsidentenamt vermutet. Als sie in ihrem Haus von einem Vergewaltiger überfallen wird, tötet sie den Angreifer in Notwehr. Allerdings kommen im Lauf der Vermittlungen Zweifel an ihrer Version der Geschichte auf und sie wird unter Mordverdacht verhaftet. So kommt Washingtons bekannteste Troubleshooterin Maggie Costello ins Spiel, sie soll Natasha helfen, sich von dem Verdacht reinzuwaschen und gerät dabei nicht nur in den Strudel der Ereignisse um Natashas Vergangenheit, sondern auch in Lebensgefahr.

Sam Bourne hat mich mit seinem eindringlichen Schreibstil direkt in die Geschichte geholt. Trotz seiner sachlichen, unspektakulären Art hält er die Spannung von Anfang an hoch, so dass man das Buch am liebsten in einem Rutsch durchlesen möchte. Die Charaktere sind authentisch, ihr Handeln manchmal sehr nahe an der Realität. Besonders die Machenschaften im Wahlkampf kommen mir leider aus der jüngsten Vergangenheit sehr bekannt vor. Das beherrschende Thema, Vergewaltigung und der Umgang damit, wird mit realen Statistiken veranschaulicht und von weiteren Themen wie den Gefahren des Umgangs mit Social Media gestützt. Auch Organisationen zur Ausübung von Selbstjustiz finden Eingang in die Story.

Die Geschichte lässt bis zum Schluss sehr viel Raum für Spekulationen und Verdächtigungen, trotzdem ist das Ende ein eher überraschendes, wird aber schlüssig und nachvollziehbar hergeleitet.

Von Anfang bis Ende hat mich dieses Buch gut unterhalten, der Bezug zu aktuellen Themen machte es besonders spannend. Deshalb gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung und die volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Liebevoll gestaltet

Sing mit dem Rentier
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Das sehr liebevoll gestaltete und hinreißend gezeichnete Bilderbuch hat mich sofort angesprochen. Es erzählt die Geschichte des kleinen Rentiers, das seinen Traum-Weihnachtsbaum findet. Die kurzen, ...

Das sehr liebevoll gestaltete und hinreißend gezeichnete Bilderbuch hat mich sofort angesprochen. Es erzählt die Geschichte des kleinen Rentiers, das seinen Traum-Weihnachtsbaum findet. Die kurzen, kindgerechten Texte zum Vorlesen beinhalten Aufforderungen zum mitmachen und eignen sich auch für die Kleinsten.
Das Buch eignet sich perfekt zur Einstimmung auf Weihnachten und trägt zur Steigerung der Vorfreude bei. Die Kleinen müssen nicht passiv beim Vorlesen daneben sitzen, sondern können aktiv etwas tun, so dass auch kleine Zappelinchen gefesselt werden. Die Zeichnungen sind sehr detailreich, es gibt sehr viel zu entdecken.
Ich persönlich freue mich sehr darauf, in der Vorweihnachtszeit die Geschichte des kleinen Rentiers meiner Enkeltochter vorzulesen. Für dieses reizende Bilderbuch gibt es von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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