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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2021

Nicht zu Ende gedacht

Himmel oder Hölle?
5

Wir lesen die Geschichte der 17-jährigen Danielle aus Amsterdam, die mit ihren Freundinnen ein paar Tage zum Schilaufen nach Gerlos fährt. Dort lernt sie Dante kennen, ebenfalls aus Amsterdam, und verliebt ...

Wir lesen die Geschichte der 17-jährigen Danielle aus Amsterdam, die mit ihren Freundinnen ein paar Tage zum Schilaufen nach Gerlos fährt. Dort lernt sie Dante kennen, ebenfalls aus Amsterdam, und verliebt sich in ihn. Sie ist völlig aus dem Häuschen, als sie ihn in Amsterdam wieder trifft. Sie kommen sich näher, doch Dante hat ein düsteres Geheimnis. Danielle verstrickt sich immer mehr in diese Liebesgeschichte und würde das Geheimnis gerne lüften, um ihrer Liebe eine Chance zu geben. Dabei setzt sie ihre Freundschaften aufs Spiel und bringt sich selbst in Lebensgefahr.
Der einfache, flüssige Schreibstil ist gut und schnell zu lesen. Die Autorin beschreibt ihre Protagonisten sehr einfühlsam und scheint nahe an der Jugend dran zu sein. Stellenweise erschienen mir die Reaktionen der Handelnden etwas albern, aber das mag daran liegen, dass ich um einige Jahre älter bin als die eigentliche Zielgruppe der Autorin. Besonders gut hat mir gefallen, wie genau besonders Danielle und ihre drei Freundinnen charakterisiert wurden. Die charakterlichen Gegensätze kamen sehr deutlich zur Geltung. Der Spannungsbogen steigt nur sehr langsam an, in der ersten Hälfte des Buches passiert nicht viel. Einige wenige eingestreute kurze Kapitel schildern aus Tätersicht, wie eine junge Frau gefoltert wird.
Hieraus ergibt sich dann die Spannung in der zweiten Hälfte und die sehr überraschende Auflösung am Ende. Das ist sehr geschickt gemacht.
Danielle als Hauptperson ist mir nicht sehr sympathisch. Eigentlich müsste man Mitleid mit ihr haben, sie hat so gar kein Selbstwertgefühl, lässt sich von ihren „Freundinnen“ herumschubsen und herabsetzen. Ihr Ex-Freund stellt ihr weiter nach, kontrolliert sie und bombardiert sie mit Nachrichten. Dagegen wehrt sie sich ebenso wenig wie gegen Dantes herablassenden Umgang und seine ständigen Launen.
Was ich am meisten an der Geschichte vermisse, ist eine Weiterentwicklung Danielles, denn ein Jugendroman sollte doch einen Lerneffekt vermitteln. Das ist hier leider nicht der Fall. Stattdessen wird hier vermittelt, dass es in Ordnung ist, an ungesunden Beziehungen fest zu halten und sich selbst wegen Äußerlichkeiten herunterzumachen.

Mein Fazit: Leider kann ich hier keine Leseempfehlung aussprechen, denn der fehlende Lerneffekt ist meiner Meinung nach für einen Jugendroman ein sehr entscheidendes Kriterium.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 21.05.2021

Provenzalisches Savoir Vivre

Madame le Commissaire und der tote Liebhaber
0

Kommissarin Isabell Bonnet kommt frisch kuriert aus der Reha zurück ins Dörfchen Fragolin und muss gleich gegen ihren Willen den Mord an ihrem Ex-Freund Thierry aufklären. Der Bürgermeister in im Küstenstädtchen ...

Kommissarin Isabell Bonnet kommt frisch kuriert aus der Reha zurück ins Dörfchen Fragolin und muss gleich gegen ihren Willen den Mord an ihrem Ex-Freund Thierry aufklären. Der Bürgermeister in im Küstenstädtchen Sanary-sur-Mer brutal ermordet worden. Was hat ihn dorthin geführt? Mit wem hat er sich getroffen? Das sind die essentiellen Fragen, die Isabelle zusammen mit ihrem genial chaotischen Partner Apollinaire klären muss.

Das Cover hat mich direkt in die Provence entführt. Zusammen mit den ausführlichen Beschreibungen des dortigen Savoir Vivre mit ausgedehnten Mittagessen, Bädern im Meer zur Dienstzeit und dem ausgiebigen Genuss der örtlichen Weine ergibt eine sehr schöne Beschreibung dieser Kultur, aber leider keinen Krimi. Der Kriminalfall wird nur so nebenbei bearbeitet, so dass nicht die rechte Spannung aufkommen will. Auch die Auflösung ist nicht schlüssig. Wie ist denn Isabell darauf gekommen, das ominöse Beweisstück untersuchen zu lassen, das direkt zum Mörder führte? Woher kam der Verdacht? Nichts deutet vorher darauf hin, dass sie diese Person verdächtigt.

Pierre Martins Schreibstil ist flüssig und teilweise sehr detailliert, aber es gelingt ihm nicht, mir die Personen nahe zu bringen, mir fehlt der emotionale Aspekt. Es wirkt alles ein bisschen unterkühlt und distanziert.

Der Autor zeichnet ein genaues Bild von Isabell, die mir nicht wirklich sympathisch ist. Obwohl sie jahrelang mit Thierry zusammen war, hat man den Eindruck, dass sie ihn überhaupt nicht kennt. Sie wirkt egoistisch und wenig teamfähig, ist total überzeugt davon, dass nur sie diesen Fall lösen kann. Kollege Apollinaire ist mir dagegen eher ans Herz gewachsen. Chaotisch, aber genial trägt er maßgeblich zur Lösung des Falles bei und nimmt sich dabei noch Zeit, anderen zu helfen.

Insgesamt kann ich leider keine Lese-Empfehlung aussprechen. Wer gerne über provenzalisches Savoir Vivre liest, mag hier richtig sein, aber ein echter Kriminalroman ist das nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.05.2021

Mut kann man lernen

Der Verehrer
0

Anna, eine junge Frau, die seit sechs Jahren aus ihrem Heimatdorf bei Augsburg verschwunden war, wird ermordet in der Nähe dieses Dorfes aufgefunden.
Leona, langjährig verheiratet in Frankfurt, wird zur ...

Anna, eine junge Frau, die seit sechs Jahren aus ihrem Heimatdorf bei Augsburg verschwunden war, wird ermordet in der Nähe dieses Dorfes aufgefunden.
Leona, langjährig verheiratet in Frankfurt, wird zur gleichen Zeit von ihrem Mann verlassen und muss ihr Leben neu aufbauen.
Was diese beiden Handlungsstränge miteinander zu tun haben, ist zuerst sehr rätselhaft. Charlotte Link gelingt es jedoch meisterhaft, die Zusammenhänge nach und nach offen zu legen, so dass die Spannung sich von Seite zu Seite mehr aufbaut. Je mehr sich die Zusammenhänge erschließen, um so mehr spitzt sich die Handlung zu. Allerdings wird manches vorhersehbar ab dem Moment, in dem die Handlungsstränge zusammenfinden. Das tut jedoch der Spannung keinen Abbruch.

Ich mag den unkomplizierten Schreibstil von Charlotte Link sehr, man ist sofort drin in der Handlung. Ihre gelegentlichen Perspektivwechsel ermöglichen es, das Geschehen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

Besonders gefallen hat mir die Entwicklung von Leona. Zuerst ist sie das ideale Opfer, aber je mehr sich die Situation zuspitzt, umso stärker und mutiger wird sie. Und dann kommt es wie im wahren Leben - erst als sie nicht mehr versucht, das Problem auszusitzen, kann sie zur Lösung beitragen.

Fazit: Wieder ein typischer Charlotte Link-Roman - spannend bis zum Schluss. Man mag ihn ungern aus der Hand legen.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.05.2021

Leben zwischen zwei Welten

Laudatio auf eine kaukasische Kuh
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Der Titel ist herrlich schräg, das Cover so bunt wie der Inhalt. In sehr anschaulichem, teilweise schon fast poetischem Schreibstil schildert Angelika Jodl das Leben der angehenden Ärztin Olga. Sie möchte ...

Der Titel ist herrlich schräg, das Cover so bunt wie der Inhalt. In sehr anschaulichem, teilweise schon fast poetischem Schreibstil schildert Angelika Jodl das Leben der angehenden Ärztin Olga. Sie möchte ihre georgische Abstammung gerne vergessen, schämt sich fast ihrer Familie und versucht, ihre beiden Welten so strikt wie möglich zu trennen. Auch in ihrem Liebesleben sitzt sie zwischen den Stühlen und hat die Wahl zwischen Sekt und Selters.
Sekt – das wäre ein aufregendes, nicht planbares Leben mit Lebenskünstler Jack, den sie am Bahnhof kennen gelernt hat und der sie in Stalkermanier verfolgt. Trotz eines Uni-Abschlusses in Agrarwissenschaften schlägt er sich als Ghostwriter durchs Leben, der von allem ein bisschen was kann und kein wirkliches Ziel verfolgt.
Selters – das wäre ein Leben mit ihrem Kommilitonen und Verlobten Felix; sicher, von Ehrgeiz geprägt, arbeitsreich, durchgeplant und langweilig. Er hat einen ausgereiften Karriereplan und bereits die Immobilie für das gemeinsame Leben erworben.
Es braucht einige Irrwege und sogar eine Reise nach Tiflis, bis Olga den Mut hat, ihren eigenen Weg zu gehen.

Leider kann ich keiner der Hauptpersonen Sympathie entgegenbringen. Olga lügt und taktiert mir einfach zu viel, um ihre beiden Welten auseinander zu halten. Jacks aufdringliche Art des „Werbens“ um Olga hat mich ein paarmal fast dazu gebracht das Buch endgültig weg zu legen. Ebenso genervt war ich von Felix` Perfektionismus und Arroganz. Außerdem ist er ein Muttersöhnchen. Auch Olgas Mutter mit ihrer übergriffigen, manipulativen Art war nicht mein Liebling.

Was mich bei der Stange gehalten hat, war der ausführliche Einblick in das Leben in Georgien, ein Land mit dem ich mich noch nie beschäftigt habe. Auch Angelika Jodls einfühlsame Art, die Nöte von Migranten zu beschreiben, hat mir gut gefallen. Dadurch fand ich die Geschichte lesenswert und spannend, weil die Autorin damit uns Lesern klar macht, wie schwierig das sein kann mit der Integration wenn man hier noch nicht und dort nicht mehr zuhause ist.
Sehr gut nachvollziehbar war auch Olgas Lernprozess im Lauf der Georgien-Reise. Indem sie ihre Wurzeln kennen lernt, findet sie auch einen Weg, ihre beiden Welten zusammen zu bringen. So hat sie es auch nicht mehr nötig, ihre Familie zu belügen.

Mein Fazit: Der Roman hat einige Schwächen, trotzdem fand ich ihn lesenswert. Letztendlich war es doch interessant, Olgas Weg zu sich selbst mitzugehen.

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Veröffentlicht am 01.05.2021

Heftig!

Verhängnisvolles Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 7)
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Eine Kinderleiche am Strand, ein ermordeter Drogeriekettenbetreiber, ein korrupter Geistlicher - damit beginnt Leon Ritters siebter Fall. Der Rechtsmediziner überschreitet gerne seine Kompetenzen und ermittelt ...

Eine Kinderleiche am Strand, ein ermordeter Drogeriekettenbetreiber, ein korrupter Geistlicher - damit beginnt Leon Ritters siebter Fall. Der Rechtsmediziner überschreitet gerne seine Kompetenzen und ermittelt auf eigene Faust, sehr zum Ärger von Capitaine Zerna, Polizeichef von Lavandou und Chef von Leons Lebensgefährtin Isabelle. Dieser Fall bringt ihn an seine Grenzen. Bis er ihn aufklären kann, werden weitere Kinderleichen gefunden und es geschehen noch einige Morde mehr. Auch Leon selbst gerät in tödliche Gefahr.

Leon Ritters siebter Fall ist mein erster mit ihm, diese Reihe ist bisher an mir vorbei gegangen. Durch die zahlreichen Perspektivwechsel ist es mir zuerst schwer gefallen, in die Geschichte hinein zu kommen. Doch es gelingt Remy Eyssen meisterhaft, die Spannung kontinuierlich zu steigern, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Sein Ermittler Leon Ritter ist eine starke Persönlichkeit, seine Schlussfolgerungen sind ebenso beeindruckend wie logisch und nachvollziehbar. Zusammen mit Isabelle kommt er der Lösung des brisanten Falls Schritt für Schritt näher. Zuzusehen, wie sich die beiden mit ihren unterschiedlichen Arbeitsweisen ergänzen und dabei getrennt voneinander zu den gleichen Schlussfolgerungen kommen, ist ein Genuss für jeden Krimifan. Die Identität des Täters hat mich trotz aller Nachvollziehbarkeit der Ermittlungsschritte doch überrascht. Es war mir klar, dass das Motiv für die Tat Rache sein muss. Es ging von Anfang an um den Missbrauch und die Morde an den Kindern. Aber den Verhafteten hatte ich als Täter nicht auf dem Zettel.

Meine Befürchtung, der Geschichte nicht folgen zu können, weil ich die vorhergehenden Bände der Reihe nicht kenne, hat sich nicht bestätigt. Dieser siebte Band steht für sich und hat mir Appetit gemacht auf mehr.

Mein Fazit: Sehr empfehlenswert für alle Krimifans.


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