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Talaith

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Veröffentlicht am 17.10.2021

Unterhaltung, bei der man dazulernt

Probe 12
3

Zukunft. Die ganze Welt kämpft mit multiresistenten Erregern, gegen die es keine wirklich wirksamen Behandlungsmöglichkeiten gibt. Die Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg besucht ihren Ziehvater ...

Zukunft. Die ganze Welt kämpft mit multiresistenten Erregern, gegen die es keine wirklich wirksamen Behandlungsmöglichkeiten gibt. Die Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg besucht ihren Ziehvater in Georgien, der an einem Heilmittel forscht. Doch bevor sie sich mit ihm austauschen kann, wird er in einem Bombenanschlag getötet. Nina reist fluchtartig wieder nach Deutschland ab, um das Medikament wiederzubeschaffen. Dort trifft sie auf den Foodhunter Tom Morell, der, weil seine Tochter an einem multiresistenten Keim erkrankt ist, ebenfalls Interesse an der Beschaffung des Medikaments hat.
Doch auch in Deutschland sind sie nicht sicher.



Mir gefiel schon die Einleitung in das Buch. Es geht direkt rasant los, sodass man sehr schnell mittendrin ist, und auch "unterwegs" lassen Spannung und Tempo einem kaum Zeit für eine Verschnaufpause. Insgesamt erinnert das Buch dadurch ein wenig an einen Actionfilm, sowohl durch Handlung als auch durch das Tempo und die Bildhaftigkeit der Erzählung.

Die beiden Autorinnen haben Ahnung von dem Thema, über das sie schreiben, das merkt man direkt. Trotzdem sind auch die fachlichen Teile für Laien verständlich, und im Notfall gibt es hinten ein Glossar und auch eine kurze Beurteilung, wie realistisch das Ganze ist, die man aber erst am Schluss lesen sollte, da sie Spoiler enthält. Durch die wissenschaftlichen Inhalte und Erklärungen lernt man auch als Leser dieses Thriller etwas dazu, was besonders viel Spaß macht, weil es in so ein spannendes Setting eingepackt ist.

Das Buch ist aus mehreren Perspektiven geschrieben, sowohl von den Protagonisten als auch von den Antagonisten, was den Leser aber beim Entschlüsseln des großen Rätsels auch nur bedingt hilft, die Zusammenhänge erkennt man nur wenig früher als die Charaktere. Die Perspektivensprünge erfolgen ziemlich schnell, sodass man ständig springt. Darauf muss man sich einstellen, weil es etwas irritierend sein kann, auf einmal an einem völlig anderen Ort zu sein. Wenn man aber einmal durchblickt hat, dass eigentlich jeder Absatz einen Perspektivenwechsel anzeigt, kommt man ganz gut damit klar.

Die Handlung enthält ständig Wendungen, meist die schlimmstmögliche, was ein bisschen frustrierend ist, wenn man mit den Figuren mitfiebert und ihnen schon wieder Steine in den Weg gelegt werden. Einiges davon ist vorhersehbar, einiges aber absolut nicht, sodass man regelmäßig überrascht wird.
Die Spannungskurve ist die ganze Zeit oben, lässt keine Pause, in der man wieder Anlauf nehmen könnte, was einen praktisch dazu zwingt, das Buch in einem Rutsch zu lesen, weil man es nicht aus der Hand legen kann.

Die Charaktere sind unterschiedlich und durch die vielen Perspektivwechsel ist für jeden jemand dabei, den man sympathisch finden kann. Jede einzelne Figur ist individuell ausgearbeitet, was beim Lesen Spaß macht.

Das Thema ist ziemlich aktuell durch Pandemie, aber trotzdem so abstrahiert, dass man nicht das Gefühl hat, genau das Gleiche auch in den Nachrichten sehen zu können.

Das Cover springt ins Auge und passt ziemlich gut, es hat das richtige Farbschema für einen Thriller, und auch die Spannung der Handlung gibt es wieder.


Fazit:
Der Lesespaß ist hoch, weil man nicht nur eine spannende Unterhaltungslektüre mit gutgezeichneten Charakteren hat, sondern auch noch etwa dazulernt, Anreize bekommt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Jedem Menschen, der sich ein bisschen für wissenschaftliche Themen interessiert und actionreiche Thriller mag, würde ich dieses Buch empfehlen.

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Veröffentlicht am 25.08.2021

atemberaubend spannende Kombination von Themen, die für sich allein schon ausreichen würden

Die Gottesmaschine
1

Der Autor dieses Thrillers ist Wissenschaftsjournalist und studierter Elementarteilchenphysiker.
Noch vor Beginn des ersten Kapitels findet sich die Bemerkung Diese Geschichte beruht auf realen wissenschaftlichen ...

Der Autor dieses Thrillers ist Wissenschaftsjournalist und studierter Elementarteilchenphysiker.
Noch vor Beginn des ersten Kapitels findet sich die Bemerkung Diese Geschichte beruht auf realen wissenschaftlichen Theorien und Fakten.


Inhalt

Der katholische Weihbischof Stefano Lombardi, der im Buch nur als Lombardi beschrieben wird, reist auf Wunsch seines Freundes in ein Benediktinerkloster in den Schweizer Alpen, um nach dessen Ziehsohn Sébastien zu sehen, Mönch und Physiker. Das Kloster ist ein Ort, an dem durch den vorhandenen, extrem leistungsstarken Computer Naturwissenschaftler zusammen kommen, um zu forschen. Doch als Lombardi im Kloster eintrifft, findet er eine eigenartige Atmosphäre vor, die nicht nur an dem Sturm liegt, der angekündigt wurde. Doch im Stromausfall, den dieser Sturm hervorruft, zusammen mit einem totalen Abschnitt des Klosters von der Außenwelt, findet er Sébastien tot auf. Gemeinsam mit der Quantenphysikerin Samira Amirpour, die durch die Wetterbedingungen im Kloster festsitzt, versucht er, herauszufinden, wer hinter dem Mord steckt. Dabei stoßen sie auf Teile der Ergebnisse Sébastiens Forschungsarbeit, die die Frage aufwerfen, ob er womöglich einen wissenschaftlichen Gottesbeweis fand.


Meinung

Das Buch an sich ist ein echter Blickfang. Die Farbgestaltung des Covers passt zu einem Thriller im allgemeinen, zu diesem aber besonders, weil sie die Atmosphäre im Kloster einfängt und widerspiegelt. Zu sehen ist ein Kirchengewölbe, das man auf den ersten Blick aufgrund von Licht und Schatten aber auch für einen Roboterkopf halten könnte, was im weiteren Sinne zum Supercomputer passt.
Zentral im unteren Teil des Covers zwischen den beiden Ts des Titels findet sich klein ein Kreuz, hinter dem Licht scheint. Das finde ich ebenfalls gelungen, weil das ungefähr die Thematisierung der Religion im Buch wiedergibt: Sie ist thematisch immer dabei, im Hintergrund, schon allein wegen Ort und handelnder Figuren, ohne sich dabei aber zu sehr in den Vordergrund zu drängen.

Die Figuren sind besonders gut gelungen, jede einzelne ist individuell und klar erkennbar, unglaublich detailliert ausgeformt. Besonders die beiden Hauptfiguren finde ich sympathisch, sie wirken nahbar und echt. Der Autor schafft es, den Figuren verborgene Züge zu geben, sodass sie einen laufend überraschen. Gerade am Ende wechselt die Wahrnehmung der verschiedenen Akteure mit jedem Kapitel, man glaubt, man hätte alles durchschaut, und die nächste Seite stellt alle Theorien auf den Kopf, setzt sie wieder zusammen, um sie dann erneut zu widerlegen.

Die Handlung nimmt unglaublich schnell Fahrt auf. Die 400 Seiten lassen sich auf jeden Fall an einem Vormittag lesen, das Buch ist ein echter Pageturner. Schon bei der Hälfte des Buches glaubt man, das retardierende Moment gefunden zu haben und fragt sich, was denn noch alles passieren kann, und dann kommt so viel Schlag auf Schlag, dass das Ende fast schon überstürzt wirkt.
Der Schreibstil unterstützt dabei, schafft es, Lesende mit den ersten Seiten in den Bann zu ziehen und auf der einen Seite präzise genug die Dinge einzuleiten, dass man meint, die Handlung schreite gemütlich voran, wobei sie einen Sprint hinlegt, den man aber erst bemerkt, wenn man schon darin gefangen ist. In der zweiten Hälfte raubt die Geschwindigkeit den Atem, aber man kann trotzdem nicht schnell genug lesen, weil es so spannend ist.
Dazu tragen auch die Perspektivenwechsel bei, zu Beginn ist Lombardis Perspektive vorherrschend, mit kleinen Ausflügen in die Gedankenwelt des "Dieners", ab der Hälfte aber wechselt die Perspektive alle zwei Seiten, was ein unglaubliches Tempo zur Folge hat, zusätzlich kann man sich nicht entscheiden, welche Perspektive man als nächstes verfolgen möchte, da sie zwar auch geographisch auseinander liegen, aber sich trotzdem um einen kleinen Kern drehen und jede für sich allein genommen schon spannend genug wäre.
Auch glaubwürdig wirkt diese Geschichte. Zum einen merkt man, dass der Autor weiß, wovon er spricht, wenn etwas erklärt wird, zum anderen sind die Ereignisse gerade eben noch so, dass sie nicht aus der Luft gegriffen wirken. Immer wieder tragen Wendungen dazu bei, dass der Spannungsbogen noch ein bisschen weiter gespannt wird, obwohl man schon dachte, man wäre am Maximum angelangt.

Beim Lesen des Klappentextes denkt man zuerst an Dan Browns "Illuminati", und so abwegig ist der Vergleich nicht, trotzdem gelingt es hier, trotz ähnlichen Themas eine komplett neue Geschichte zu erfinden. Die Ideen wurden so umgesetzt, dass eine nicht dagewesene Geschichte entsteht, und auch so, dass jede davon fruchtet, weil sie so fein ausformuliert ist.

Gelungen finde ich auch die Verknüpfung der Themen. Man merkt, dass der Autor Ahnung hat und sich nicht alles aus den Fingern saugt. Dabei werden immer wieder physikalische, mathematische und religiös-philosophische Sachverhalte erklärt, so ganz nebenbei in kurzen Sätzen, was im ersten Moment logisch klingt, aber danach überhaupt nicht mehr, Quantenphysik eben. Wer also eine riesengroße Abneigung gegen Physik hat, findet hier wahrscheinlich nicht sein Lieblingsbuch. Trotzdem sind die Erklärungen ausreichend, um zu verstehen, worum es geht, und spannend genug, um das Bedürfnis zu wecken, ausführlich nachzuschlagen.
Wissenschaft und Religion werden meiner Meinung nach angemessen dargestellt, ohne in Klischees zu verfallen.


Fazit

Ein großer Lesespaß ist hier auf jeden Fall für alle gegeben, die bei mindestens einem der Themen Thriller, Wissenschaft, Religion oder Dan Brown jubeln.
Wer einen Pageturner mit einem kleinen bisschen Bildung nebenbei sucht, ist hier ebenfalls richtig.
Für mich ein unglaublich gutes Buch, das ich nahezu uneingeschränkt empfehlen würde.

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Veröffentlicht am 24.08.2021

hochspannend, fesselnd und aktuell

Outlaw Ocean
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Direkt zu Beginn ein Hinweis: Ich habe das englische Taschenbuch vom Vintage Books-Verlag gelesen, ISBN 978-1-101-97237-3, lade die Rezension aber hier hoch, weil es das passende Buch nicht bei der Lesejury ...

Direkt zu Beginn ein Hinweis: Ich habe das englische Taschenbuch vom Vintage Books-Verlag gelesen, ISBN 978-1-101-97237-3, lade die Rezension aber hier hoch, weil es das passende Buch nicht bei der Lesejury gibt, wer also eine andere Version liest, sollte nur auf die inhaltliche Rezension achten.


In 15 Kapiteln wird über verschiedenen Themen berichtet, jeweils abgeschlossen, sodass sie in beliebiger Reihenfolge ohne Vorwissen gelesen werden können.
Die Themen reichen dabei von zwei Sea Shepherd Missionen über Zwangsarbeit und Sklaverei und teil kuriose Gesetzeslücken bis hin zu brandgefährlichen Situationen, Piraterie und Umweltverschmutzung. In den meisten Kapiteln legt der Autor den Fokus auf die beteiligten Menschen, ohne dabei in schwarz-weiß-denken zu verfallen, sondern auch die Grauschattierungen berücksichtigt.

Besonders gut gefallen hat mir das letzte Kapitel, in dem nochmal Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, die man als Leser:in befolgen könnte, wenn man zur Lösung einiger der angesprochenen Themen beitragen möchte.
Thematisch ist das ein guter Abschluss für das Buch, außerdem sind solche mehr oder weniger konkreten Handlungsmöglichkeiten gut, wenn man gerade erst beginnt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, aber trotzdem etwas tun möchte.

Schwarz-weiß sind dagegen die Fotos, was auf der einen Seite extrem schade ist, weil es das schwieriger macht, alles zu erkennen und einem sicherlich auch Informationen entgehen, auf der anderen Seite schützt es aber auch, da teilweise grausamste Szenen gezeigt werden.

Der Schreibstil ist sehr sachlich, so wie man ihn in einer Zeitung erwarten würde, und auch angenehm zu lesen. Natürlich schwieriger als fiktionale Texte, das liegt aber hauptsächlich daran, dass der Inhalt schwerere Kost ist. Zu jedem Thema gibt es Hintergrundinformationen, zusätzliche Quellen und der Leserschaft werden die Zusammenhänge genauestens erklärt, sodass man auch als eher Laie im Thema Hohe See kaum nachschlagen muss.

Das Buch wirkt hochwertig, der Buchrücken ist dick verklebt, sodass sich nicht so leicht Leserillen bilden, was mir sehr gut gefallen hat. Allerdings ist das Cover nicht besonders gut daran befestigt, es löste sich komplett ab. Da es sich aber im ganzen ablöste, ohne im geringsten kaputt zu reißen, und der Klebeblock als glatte Fläche zurückblieb, konnte das Cover mit relativ wenig Aufwand wieder angeklebt werden.

In einem Fazit würde ich eine absolute Leseempfehlung aussprechen für alle Menschen, die mehr über die Zusammenhänge auf hoher See erfahren möchten.
Eine Warnung muss dabei fairerweise gegeben werden: Es kann sehr gut sein, dass man bei dieser Berichterstattung den Glauben an die Menschheit sowie den Appetit auf Meeresfrüchte verliert und sich im Anschluss deutlich mehr mit das Thema Umwelt- und Meeresschutz auseinandersetzt.

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Veröffentlicht am 02.07.2021

Denkaufhänger über alltäglichen Rassismus

Such a Fun Age
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Emira ist als Babysitterin bei den Chamberlains angestellt, um sich um die Tochter Briar zu kümmern. Nach einem rassistischen Kommentar Peter Chamberlains im Fernsehen werden nachts Steine auf das Haus ...

Emira ist als Babysitterin bei den Chamberlains angestellt, um sich um die Tochter Briar zu kümmern. Nach einem rassistischen Kommentar Peter Chamberlains im Fernsehen werden nachts Steine auf das Haus der Chamberlains geworfen, sodass Emira gerufen wird, um auf Briar aufzupassen. Im Supermarkt wird sie des Kidnappings bezichtigt.

Im weiteren Verlauf wechselt die Perspektive zwischen der von Emira und Alix Chamberlain, deren Geschichten sich ziemlich verknoten.


Da ich das Buch auf Englisch gelesen habe, kann ich nicht besonders viel über den Schreibstil sagen, weil ich nicht weiß, was die Übersetzung daraus gemacht hat. Aber zumindest auf Englisch ist die Sprache auch für nicht-Muttersprachler verständlich, und was mir besonders auffiel war, dass die Charaktere unterschiedlich sprachen. Da jede:r seine eigenen Eigenheiten hatte, war es extrem authentisch und leicht, zuzuordnen, wer gerade sprach.

An den Charakteren gefiel mir, dass die Autorin es schafft, einen bei den meisten Charakteren zwischen Sympathie und Abneigung schwanken zu lassen, weil sie nach und nach kleine Stückchen an Informationen enthüllt, die ein großes Puzzle zusammensetzen.

Handlungsmäßig ist das Buch eher ruhiger, es passieren viele Dinge, aber irgendwie schafft die Autorin einen so langsamen Erzählstil, dass es die vergehende Zeit und den Alltag, in dem die Geschichte spielt, außerordentlich gut wiedergibt.

Dieses Buch erzählt eindrucksvoll von alltäglichen Rassismuserfahrungen in den USA, dabe zeigt es nicht mit dem Finger, sondern regt zum Nachdenken über das eigene Verhalten an, was extrem gut funktioniert und wahrscheinlich auch nachhaltiger ist.

Es lohnt sich auf jeden Fall, dieses Buch zu lesen.

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Veröffentlicht am 28.06.2021

bringt die katholische Kirche näher

Halleluja
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Die Journalistin Valerie Schönian aus Berlin verbringt ein Jahr mit einem katholischen Priester aus dem Bistum Münster, Franziskus von Boeselager. Die beiden Personen wurden absichtlich als Gegensätze ...

Die Journalistin Valerie Schönian aus Berlin verbringt ein Jahr mit einem katholischen Priester aus dem Bistum Münster, Franziskus von Boeselager. Die beiden Personen wurden absichtlich als Gegensätze ausgewählt, denn Valerie geht nicht in die Kirche und ist Feministin und auch noch evangelisch, klischeehaft also das genaue Gegenteil eines katholischen Priesters.

In der ich-Perspektive erzählt sie von ihrem Jahr in diesem Projekt, zuerst auf einem Blog, dieser wurde nun auch in Buchform überführt. Das Buch ist dabei in sieben Abschnitte unterteilt, sie heißen "Orientierungslos", "Widerstand", "Annähern", "Entfernung", "Verstehen", "Glauben" und "Wir", beinhalten jeweils drei bis neun Kapitel und fassen den Verlauf des Jahres ziemlich gut zusammen.

Was mir bei dieser Buchausgabe besonders gut gefällt, sind die Fotos, die innen auf den Taschenbucheinband gedruckt sind und noch mehr Eindrücke vermitteln, von den Personen und Ereignissen, ein Nachwort von Franziskus von Boeselager und ein Glossar, das besonders für eher kirchenferne Menschen eine Erleichterung sein kann, weil es einige wichtige Begriffe erklärt. Wobei letzteres eigentlich nicht notwendig ist, da die Autorin selbst nicht aus dem kirchlichen Kontext kommt und damit ebenfalls nachfragen muss, Dinge nicht versteht.
Diese Lernerfahrung, die sie dabei durchlebt, macht sie sehr sympathisch. Es ist leicht, sich aufgrund ihrer Gedanken mit ihr zu identifizieren beziehungsweise sie nachzuempfinden und zu verstehen.

Auch ihr Schreibstil lässt sich sehr leicht lesen, wahrscheinlich ein Überbleibsel der ursprünglichen Veröffentlichung als Blog.
Wenn keine geschlechtsneutrale Form vorhanden ist, wird konsequent die feminine Form verwendet, was im ersten Moment besonders im katholischen Kontext ungewohnt ist, aber man gewöhnt sich ziemlich schnell daran.

Das Buch an sich lässt sich nicht zwangsläufig als Schmuckstück bezeichnen, je nach persönlichen Präferenzen natürlich, aber zumindest ein Blickfang ist es durch das kräftige gelb, das aber nicht aufdringlich oder hässlich wirkt.

Ich persönlich fand durch den Prolog extrem leicht in das Buch hinein, er beschriebt die Minuten, bevor der Abschlussgottesdienst am Ende des gemeinsamen Jahres von Valerie und Franziskus beginnt. In genau dem ton ist auch das weitere Buch geschrieben, sodass es sich in einem Rutsch durchlesen lässt.

Insgesamt finde ich das Buch als Ergebnis des Projektes "Valerie und der Priester", sehr gelungen. Es beschäftigt sich mit der katholischen Kirche, mit den Menschen, die in ihr sind und sorgt für ein besseres Verstehen, sodass man nicht zwangsläufig gläubig sein muss, um Gefallen an diesem Buch zu finden.

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