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Veröffentlicht am 17.05.2021

Easy-Reading mit viel Herzwärme

Die Villa an der Riviera
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Ich mag Romane, bei denen die Protagonistin in alten Kisten und Schränken wühlt und sich dabei überlegt, wem diese Dinge wohl einst gehört haben, was das für ein Mensch war und welches Schicksal diese ...

Ich mag Romane, bei denen die Protagonistin in alten Kisten und Schränken wühlt und sich dabei überlegt, wem diese Dinge wohl einst gehört haben, was das für ein Mensch war und welches Schicksal diese Person wohl ereilte.

Genauso ergeht es Grace. Die Miete eines Lagerabteils blieb eine Kundin seit zwei Jahren schuldig - nun soll Grace den Raum auflösen. Fasziniert von den Dingen, die sie hier sieht, beginnt sie in einem der Tagebücher zu lesen und macht sich auf die Suche nach der Kundin oder allfälliger Hinterbliebenen.

Froh, sich auf diese Weise von ihrer bettlägrigen, äusserst manipulativen Mutter abzulenken, taucht sie immer mehr in die Welt von Constanze di Donato ein.

Bereits der Prolog zeigt, dass Constance, genannt Connie, kein einfaches Leben hatte. Dass sie mit 17 Jahren zu ihrer mürrischen Tante verfrachtet wurde, macht nicht nur Grace, sondern auch die Leserinnen neugierig auf ihre Geschichte.

Diese zu entdecken ist spannend. Seite an Seite mit Grace macht man sich auf und erfährt immer mehr über Connie.

Mit Grace hat man unweigerlich Mitleid. Ihre nicht vor Ort wohnenden und schwer beschäftigten Geschwister sehen nicht, wie Grace sich aufopfert und ausgenutzt wird von ihrer furchtbaren Mutter. Im Gegenteil, Grace bekommt häufig Anrufe, in denen sich ihre Schwester beschwert, dass Grace sich schlecht um die Mutter kümmern würde. Mir wäre schon längst der Kragen geplatzt, doch Grace ist durch ein traumatisches Erlebnis nicht so stark und versucht sich zu arrangieren, was aber immer schwieriger wird.

Zum Glück hat Grace nette Arbeitgeber, Beth und Larry, und einen tollen Nachbarn - so einen wie Jamie sollte jeder in seinem Leben haben. Die drei unterstützen sie privat und bei der Suche nach Connies Geschichte, die Grace schlussendlich mit dem Neffen ihrer Arbeitgeber, Ellis, nach Italien bringt. Grace kann endlich aufatmen und sich selbst wieder finden. Ellis ist eindeutig der Neffe der Cohens, genauso verständig.

"Die Villa an der Riviera" ist das erste auf Deutsch übersetzte Buch von Alex Brown. Sie hat einen angenehmen Schreibstil, man nimmt ihr alles ab. Egal ob die bedrückende Schwere in Grace Zuhause, die staubigen Ecken im Lagerhaus oder der schweisstreibende Aufstieg zur Villa. Wie gerne möchte man sich mit dazu setzen, wenn es im Londoner Büro Tee und Babka gibt oder in Portofino neben Grace das aussergewöhnlich leckere Aprikoseneis probieren.

Es ist ein warmherziger (Liebes-)Roman mit einer tragischen Lebensgeschichte im Hintergrund. Man sollte sich Taschentücher bereit legen, man wird sie spätestens am Ende brauchen.

Fazit: Wenn Alex Brown ihre Geschichten immer so herzerwärmend erzählt, dann würde ich mich auf weitere Übersetzungen sehr freuen.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 15.05.2021

Alte Fälle und neue Morde

Der Donnerstagsmordclub (Die Mordclub-Serie 1)
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Generell mag ich ja Krimis mit kauzigen ermittelnden Senioren. Deshalb sprach mich "Der Donnerstagsmordclub" auch sofort an.

Elizabeth, Ron, Ibrahim und die neu zum Club gekommene Joyce wühlen sich durch ...

Generell mag ich ja Krimis mit kauzigen ermittelnden Senioren. Deshalb sprach mich "Der Donnerstagsmordclub" auch sofort an.

Elizabeth, Ron, Ibrahim und die neu zum Club gekommene Joyce wühlen sich durch Akten alter ungelöster Fälle, sogenannten Cold Cases. Doch plötzlich haben sie es mit einem ganz aktuellen, sozusagen direkt vor ihrer Haustüre verübten Mord zu tun. Ob das Opfer wohl derjenige ist, der fest damit rechnet umgebracht zu werden?

Es geht hier um die Machenschaften von einem Bauunternehmer und seinen "Freunden". Direkt neben der Seniorenresidenz soll gebaut werden. Dafür müsste nicht nur ein Bauer sein Land verkaufen, auch der Friedhof eines ehemaligen Klosters soll für das Vorhaben weichen. Widerstand dagegen formiert sich hauptsächlich aus der Residenz, aber auch andere sind dagegen - und auch hier scheint ein alter Fall für den Mord verantwortlich zu sein.

Die Polizei, hauptsächlich vertreten von DCI Chris Hudson und PC Donna de Freitas, wollen sich zu Beginn noch gegen die Einmischung vom Donnerstagsmordclub wehren, doch sie merken schnell, dass sie keine Chance gegen die einfallsreichen und gewieften vier rüstigen Senioren haben. Und bald schon freuen sich Chris und Donna auf die Informationen, mit denen sie versorgt werden.

Richard Osmans Schreibstil ist toll. Er hat einen tollen Humor und erzählt eigentlich brillant.

Aber leider eben auch extrem ausschweifend, was die Sache ungemein in die Länge zieht. So lieb man die Crew gewinnt, so hart ist es, ihnen treu zu bleiben. Die Figuren sind köstlich gezeichnet, teilweise herrlich ironisch beschrieben, so dass man sie sich bildlich vorstellen kann und bei einigen froh ist, ihnen nicht real begegnen zu müssen - Ian zum Beispiel.

Schlussendlich hab ich den 464-seitigen Krimi nur zu Ende gelesen, weil mir der Schreibstil so gut gefiel. Ausserdem wartet der Autor noch mit der einen oder anderen Überraschungen auf, denn praktisch jeder der Beteiligten hat auf die eine oder andere Art und Weise, manchmal sogar wortwörtlich, noch selbst eine Leiche versteckt - alles also sehr geheimnisvoll.

Fazit: Alte Fälle und neue Morde - ein sehr amüsanter, aber zu ausschweifender und dadurch sehr langatmiger Cosy Krimi.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 06.05.2021

Verkupplung auf Griechisch

Ein Sommer voller Salbeiduft
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Aliki und ihre grosse Familie lernte ich vor zwei Jahren in "Oliven zum Frühstück" kennen. Damals kam die Deutsche Lisa aufgrund einer archäologischen Ausgrabung nach Palekastro und lernte Charis kennen. ...

Aliki und ihre grosse Familie lernte ich vor zwei Jahren in "Oliven zum Frühstück" kennen. Damals kam die Deutsche Lisa aufgrund einer archäologischen Ausgrabung nach Palekastro und lernte Charis kennen. Die Familie steckt nun mitten in den Hochzeitsvorbereitungen für die beiden, da gabelt Aliki einen Fremden auf der Strasse auf.

Es ist Sören, der aus Deutschland angereist ist, um das geerbte Haus seiner verstorbenen Tante zu besichtigen und den Verkauf in die Wege zu leiten. Aufgrund unvorhersehbaren Vorkommnissen muss er die Rückreise verschieben. Man könnte fast sagen, Sören sei froh darüber, dass er bleiben "muss". Aliki geht ihm nämlich nicht mehr aus dem Kopf.

Auch Aliki ist angetan von diesem Jermano. Beide haben sie eine grosse Leidenschaft, die sie gerne zum Beruf machen würden, doch die Familie sähe dies wohl nicht gerne - egal ob bei Sören in Deutschland oder bei Aliki auf Kreta. Wie gut, dass sie und ihre Verwandtschaft Deutsch spricht, so gibts keine Verständnisschwierigkeiten.

Kulturelle hingegen schon. Sören versucht alles richtig zu machen, manchmal zu richtig - aber da haben dann andere ihre Hände mit ihm Spiel.

Zwischen Herzschmerz und Gleichberechtigungswünschen beobachtet man die hochzeitsvorbereitende Sippe und bekommt dazwischen viel Kultur und kretische Traditionen vermittelt.

Im Gegensatz zum ersten Band läuft hier alles rund - nicht für die Protagonisten, aber für die Leserinnen. Es ist eine stimmige Geschichte, in der es nie langweilig wird. Dies hab ich im ersten Band bemängelt, da war ganz schön oft tote Hose.

In "Ein Sommer voller Salbeiduft" ist dies zum Glück nie der Fall. Die Autorin hat ihren Stil sehr zum Guten weiter entwickelt. Es machte mir Spass, Aliki und Sören beim Kennenlernen zuzusehen. Die Handlung war glaubhaft, Kreta als Schauplatz mag ich eh sehr und somit war ich bestens unterhalten.

Fazit: Verkupplung auf Griechisch - amüsant und romantisch.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 05.05.2021

Sehr schöne Novelle

Mittwochs am Meer
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Korrekt und zuverlässig, so ist Maurice. Jeden Mittwoch nimmt er denselben Zug nach Cancale, wird dort abgeholt, checkt im Hotel ein, geht zur Fabrik, arbeitet in seinem Büro und fährt am nächsten Tag ...

Korrekt und zuverlässig, so ist Maurice. Jeden Mittwoch nimmt er denselben Zug nach Cancale, wird dort abgeholt, checkt im Hotel ein, geht zur Fabrik, arbeitet in seinem Büro und fährt am nächsten Tag wieder zurück nach Paris.

Doch dieses Mal ist alles anders. Kein freies Zimmer mehr, eine andere Rezeptionistin und ein Liebesbrief verändern sein Leben. Der verlässliche Maurice wird vergesslich, er folgt nicht mehr strikt seiner Agenda und vergisst sogar seine Arbeit. An allem ist Dominique schuld, seine Affäre. Doch alles ist noch viel komplizierter als es auf den ersten Blick erscheint.

Alexander Oetker baut den Spannungsbogen gekonnt auf. Seine Erzählung ist eine Offenbarung auf 176 Seiten.

Am Anfang weiss man als Leser noch nicht, auf welche Geschichte man sich da einlässt, es hört sich zu Beginn mit der Zeichnung des peniblen Maurice so gar nicht als "Mittwochs am Meer" an.

Als es soweit ist, eben "Mittwochs am Meer", spürt man die Liebe der Protagonisten sowie die Zweifel und fragt sich, ob einer der beiden einen Fehler machen oder sich zurück ziehen wird und wie das Ganze wohl ausgehen wird - alles wäre möglich.

Am Ende wird man, auch aufgrund persönlicher Rückblicke der Charaktere, überrascht von der Komplexität der Geschichte, die der Autor auf diesen wenigen Seiten zum Besten gibt.

Oetkers Schreibstil überzeugt wie immer. Die Liebe zur auserwählten Destination ist auf allen Seiten sichtbar und wenn beim Leser bei der nächsten Mahlzeit dasselbe auf dem Teller liegt wie ganz oft auf deren der Protagonisten, nämlich Fisch und Kartoffeln, kann man sicherlich von einer gelungenen Erzählung sprechen.

Fazit: Eine sehr schöne Novelle, in die die Leser mit allen Sinnen mit hineingezogen werden und die in einem überraschenden Finale gipfelt.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 03.05.2021

Kreative Mordfälle sind Kennzeichen dieser Krimiserie

Spanisches Blutgeld
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Auf die jeweiligen neuen Bände dieser Serie freue ich mich jedesmal riesig!

Catalina Ferrera versteht es nämlich wie fast keine andere Autorin, kreative Mordfälle zu kreieren. Einfach nur ein Schuss aus ...

Auf die jeweiligen neuen Bände dieser Serie freue ich mich jedesmal riesig!

Catalina Ferrera versteht es nämlich wie fast keine andere Autorin, kreative Mordfälle zu kreieren. Einfach nur ein Schuss aus einer Waffe wäre ihr viel zu einfach. Deshalb bin ich immer wieder aufs Neue gespannt, was Ferrera sich da wieder ausgedacht hat.

Im vierten Fall ist auch Gerichtsmedizinerin Chi überrascht - und total ahnungslos. Sie hat keinen Schimmer, was zu diesen grausamen Verletzungen bei dem am Strand aufgefundenen toten Studenten führte. Erst ein Hinweis eines Kollegen aus einer anderen spanischen Stadt bringt die Ermittler auf eine mögliche Spur.

Bis dahin tappen Karl Lindberg und Alex Diaz und ihr Team völlig im Dunkeln. Karl stellte sich seinen ersten Arbeitstag nach fünf Wochen Babypause zwar anders vor, ist dann aber doch schnell wieder in seinem Element. Wie hat er die Strassen Barcelonas vermisst!

Nun ist er auf ihnen unterwegs, zu Familie, Freunden und Arbeitgeber des getöteten Studenten. Einige davon wissen garantiert mehr als sie sagen und lügen wie gedruckt. Die Sergents stehen unter enormen Zeitdruck und unter Lebensgefahr müssen sie diesen speziellen Fall baldmöglichst auflösen.

"Spanisches Blutgeld" macht Spass zu lesen, ich war von der ersten Seite vollends in der Geschichte drin und war gespannt, wann es den Ermittlern gelingt, erste Ergebnisse zu präsentieren. Die Leser wissen nämlich ein klein bisschen mehr als Karl, Alex und Co. - aber ob das am Ende auch noch so ist oder doch ganz anders?

Das werdet ihr nur herausfinden, wenn ihr den Krimi selber liest. Ich kann ihn euch wärmstens empfehlen.

Das nicht nur weil man in diesen Epidemie-Zeiten auf diese Weise zumindest lesend und sehr günstig nach Barcelona kommt und mit Karl in den Stadtvierteln und am Strand spazieren gehen kann, sondern auch weil der Krimi sehr spannend ist und ausserdem das Wiedersehen mit der immer grösser werdenden Ermittler-Familie immer wieder eine (Lese-)Reise wert ist. Me gusta mucho!

Fazit: Dieser kreativer Mordfall, der mit einem rasanten und gefährlichen Finale aufwartet, hat mich total begeistert.
5 Punkte.

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