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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.01.2020

Spannend bis zum Schluss

Der Beobachter
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In London werden kurz hintereinander zwei alleinstehende Frauen grausam ermordet, vom Täter keine Spur. Das nächste Opfer ist ein Mann, zunächst sieht man keinen Zusammenhang zu den Frauenmorden, aber ...

In London werden kurz hintereinander zwei alleinstehende Frauen grausam ermordet, vom Täter keine Spur. Das nächste Opfer ist ein Mann, zunächst sieht man keinen Zusammenhang zu den Frauenmorden, aber die Ermittlungen ergeben das Gegenteil
Eine zentrale auffällige Figur spielt ein Arbeitsloser, der es sich zum Hobby gemacht hat, Frauen zu beobachten, die ihm gefallen. Aber kommt er als Täter in Frage?
Durch den ständigen Perspektivwechsel und die situationsgerechte Beschreibung erzeugt die Autorin immer mehr Spannung, und man fühlt sich selbst in der Rolle des Ermittlers. Man rätselt mit und landet auch in mancher Sackgasse. Das macht Spaß und hat einen großen Unterhaltungswert. Ich habe das Hörbuch beim Autofahren genossen und bin so manches Mal noch im Auto sitzen geblieben, um das jeweilige Kapitel zu Ende zu hören.
Gegen Ende verbinden sich die Perspektiven zu einer Einheit, und der Täter kristallisiert sich heraus. Aber selbst da bleibt es noch spannend, denn ein weiterer Mord droht Realität zu werden.....
Gudrun Landgrebe als Sprecherin hat mir gut gefallen, eine angenehme Stimme und angemessene Betonung, besonders in der stockenden Sprechweise des Arbeitslosen.
Ein wirklich spannendes Buch, das ich wärmstens empfehlen kann.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.01.2020

Vorverurteilung oder Wahrheit?

Nebeljagd
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Eine Frau wird in einem kleinen Dorf ermordet, und sofort fällt der Verdacht auf ihren Pflegesohn Johann Haug, der nie ein gutes Verhältnis zu ihr hatte. Außerdem steht er in Verdacht, seine frühere Freundin ...

Eine Frau wird in einem kleinen Dorf ermordet, und sofort fällt der Verdacht auf ihren Pflegesohn Johann Haug, der nie ein gutes Verhältnis zu ihr hatte. Außerdem steht er in Verdacht, seine frühere Freundin vor 20 Jahren grausam ermordet zu haben, was aber nie bewiesen wurde. Ohne ausreichende Beweise wird eine Gerichtsverhandlung initiiert, und Linn Geller ist seine Pflichtverteidigerin. Sie ist in ständigem Zweifel was Haugs Schuld betrifft und recherchiert auf eigene Faust, da sie das Gefühl hat, dass hier einiges verschleiert werden soll. Sie sieht sich der abweisenden Front der Dorfgemeinschaft gegenüber, die sich ihre feste Meinung gebildet hat und nicht davon abweicht.
Genau wie die Verteidigerin werden auch die Leser immer wieder in verschiedene Denkrichtungen gelenkt, so dass man bis zum Ende hin in Unsicherheit bleibt, ob Johann Haug wirklich ein Mörder ist. Diese Komplexität, die den Leser immer wieder in Sackgassen führt und die ein Umdenken erfordert, erzeugt eine durchgreifende Spannung, denn man möchte unbedingt die Wahrheit erfahren.
Am Anfang erschien mir der Kriminalroman etwas langatmig, vielleicht lag es daran, dass ich den Vorgängerband nicht kannte und erstmal in das Geschehen hineinfinden musste. Aber die Spannung steigerte sich ständig und ließ mich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Der Schreibstil ist flüssig und leicht. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und erscheinen realitätsnah. Linn ist eine Anwältin, die sich durch Ehrgeiz und Hartnäckigkeit auszeichnet. Auch persönliche Bedrohungen schüchtern sie nicht ein. Wir erfahren zwar auch etwas über das Privatleben der Anwälte/Ermittler, aber das hält sich in Grenzen und ist so völlig akzeptabel. Die Szenerie wird intensiv und sehr atmosphärisch beschrieben, besonders die unsägliche Verbohrtheit und der Starrsinn der Dorfbewohner.
Ein sehr spannendes und in sich schlüssiges Buch, das ich gern gelesen habe. Besonders die sich steigernde Spannung habe ich genossen. Und ich möchte dementsprechend eine eindeutige Lesempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 31.12.2019

Weihnachtsdisharmonie

Die Weihnachtsgeschwister
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Alle Jahre wieder treffen sich die Geschwister Tamara, Elisabeth und Ingmar zu Weihnachten mit ihren Familien bei ihren Eltern und verbringen dort die Weihnachtstage. Sie übernachten im Hotel in der Nähe, ...

Alle Jahre wieder treffen sich die Geschwister Tamara, Elisabeth und Ingmar zu Weihnachten mit ihren Familien bei ihren Eltern und verbringen dort die Weihnachtstage. Sie übernachten im Hotel in der Nähe, weil sie weiter entfernt wohnen. So sehen sie sich nicht allzu oft und die Weihnachtstreffen verlaufen in Disharmonie und offener Aggressivität.
Durch die Entfernung voneinander ist bei den Geschwistern, die ehemals liebevoll miteinander umgegangen sind und sich gegenseitig gestützt haben, eine Entfremdung eingetreten, die geschmacklose Beschimpfungen und Unterstellungen zulässt. Rücksichtslos wird auf den Gefühlen der anderen herumgetreten.
Die geplagten Eltern wollen diesen Zustand nicht länger hinnehmen und brechen alte Traditionen, um ihre Kinder wachzurütteln und zum Miteinander statt Gegeneinander zurückzuführen. So kocht z.B. die Mutter die Willkommenssuppe aus Dosen anstatt der liebevollen frischen Zubereitung. Schließlich sind die Eltern verschwunden, als die Geschwister an der Tür klingeln. Keiner öffnet....
Die Autorin versteht es großartig, die einzelnen Hauptprotagonisten in Szene zu setzen. Sie beschreibt die Charaktere sehr realitätsnah, mit einem Hauch Sarkasmus und mit allen Rissen in dem schönen Schein. Sicherlich werden diese Züge bisweilen etwas überspitzt dargestellt, aber das erhöht den Unterhaltungswert. Man fühlt sich als unsichtbarer Zuschauer des Geschehens mittendrin und genießt die eigene Anonymität, denn so wird man nicht in die 'Weihnachtsaggressionen' hineingezogen.
Das Buch ist abwechslungsreich geschrieben, in ständigem Perspektivwechsel, was die Komplexität der Anfeindungen symbolisiert. Außerdem kommt so nie Langeweile auf, obwohl nicht wirklich viel passiert. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, weil er lebhaft, lustig und sehr ausschmückend ist.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, in der Vorweihnachtszeit, und so manchen Bezug zu unserem bevorstehenden Weihnachtsfest hergestellt. Wie sieht es bei uns aus? Sind wir frei von Disharmonien? Das Buch hat mich in mancher Weise zum Nachdenken angeregt ...., und deshalb vergebe ich volle fünf Sterne für eine gute, abwechslungsreiche und tiefgehende Lektüre, die die Botschaft der Liebe mit sich führt.

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Veröffentlicht am 20.12.2019

Vergangenheitstraumata und ihre Spätwirkungen

Die Zeit der vergessenen Kinder
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In diesem Buch lernen wir Martin und Claudia kennen, die beide in ihrer Kindheit/Jugend traumatische Erlebnisse hatten, die bis zur Gegenwart nachwirken. Martin, der Sohn einer Roma, ist Journalist, geschieden, ...

In diesem Buch lernen wir Martin und Claudia kennen, die beide in ihrer Kindheit/Jugend traumatische Erlebnisse hatten, die bis zur Gegenwart nachwirken. Martin, der Sohn einer Roma, ist Journalist, geschieden, Vater zweier Kinder und erlebte in seiner Kindheit eine unglaublich erschreckende Phase, ausgelöst von seiner Mutter. Claudia wurde als Kind von ihrer Mutter im Stich gelassen, sie hat auch zwei Kinder, und ihr Mann hat seinem Leben willentlich ein Ende gesetzt. Die beiden lernen sich durch einen ungewöhnlichen Zufall kennen, sind sich sympatisch und spielen mit dem Gedanken, ihr weiteres Leben gemeinsam zu verbringen.
Wer jetzt meint, es handele sich um eine Liebesgeschichte, liegt daneben, denn es ist in erster Linie der Versuch einer Vergangenheitsbewältigung. Die Frage bleibt, ob psychotische Erlebnisse, selbst wenn sie schon lange zurückliegen, überwunden werden können. Oder verhindern sie, dass eine Beziehung, basierend auf Vertrauen und Zuneigung, entstehen kann?
Der Schreibstil ist flüssig und gut verständlich. Die Autorin bedient sich verschiedener Erzählebenen, so dass die Geschichte mal in der Vergangenheit und mal in der Gegenwart spielt. So baut sie eine Spannung auf, die den Leser dazu zwingt, weiter zu lesen. Mir persönlich hat dies sehr gut gefallen.
In der Vergangenheit verfolgen wir das Leben von Martins Mutter als Kind, die durch ihre Zugehörigkeit zu einer Roma-Familie ein hartes und unstetes Leben auf der Flucht führt. Die Erlebnisse sind so einschneidend, dass sich eine Psychose entwickelt, die sie zeitlebens mit sich trägt. In der Gegenwart wird Martins Sicht der Dinge geschildert, die verzweifelten Versuche, eine neue Beziehung aufbauen zu können.
Charlotte Kliemann versteht es hervorragend, die Gefühlswelt der einzelnen Protagonisten so intensiv zu schildern, dass man in die Romanwelt abtaucht und ganz nah am Geschehen ist.
Das Buch wirkt nach, man kann es nicht in einem Rutsch lesen, obwohl es spannend ist, und man immer wissen möchte, wie es weiter geht. Aber es beinhaltet so einschneidende Erlebnisse, dass man Zeit zum Nachdenken benötigt.
Mich hat die Erzählebene in der Vergangenheit am meisten berührt, ich habe einiges erfahren über die Verfolgung der Roma während der Nazizeit und über ihre Familienstrukturen. Hier hätte ich gern noch mehr gelesen....Die Gefühlsebenen der Gegenwart waren mir bisweilen etwas zu intensiv, denn immer nur Zögern oder Abwarten führt nie zum Ziel. Und wenn die Probleme unüberschaubar bleiben, sollte ich mir professionelle Hilfe suchen.
Alles in allem hat mich das Buch stark beeindruckt, es hat seine Spuren hinterlassen, und ich kann es wirklich empfehlen. Trotz der sporadischen Längen auf der Gefühlsebene ist mir das Buch fünf Sterne wert.

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Veröffentlicht am 02.12.2019

Eine einmalige Chance

Der Fund
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Diese bietet sich für Rita Dalek, als sie beim Auspacken von Bananenkisten in dem Supermarkt, in dem sie arbeitet, einen außergewöhnlichen Fund macht: eine große Menge Kokain, das sicherlich bei einem ...

Diese bietet sich für Rita Dalek, als sie beim Auspacken von Bananenkisten in dem Supermarkt, in dem sie arbeitet, einen außergewöhnlichen Fund macht: eine große Menge Kokain, das sicherlich bei einem anderen Adressaten landen sollte. Rita, die schon einige Schicksalsschläge hinter sich hat und ein bescheidenes Leben führt, obwohl sie so fleißig arbeitet, sieht plötzlich darin die Möglichkeit, ihr Leben durchgreifend zu ändern.....sie nimmt den Fund mit nach Hause! Rita ahnt noch nicht, welche Folgen diese Entscheidung nach sich zieht....
Dies war mein erstes Buch von Bernhard Aichner, und ich denke, es wird nicht mein letztes sein. Was mir ganz besonders gefallen hat, ist der Schreibstil. Ganze Kapitel sind reine Dialoge, immer unter Mitwirkung des ermittelnden Kommissars, der verschiedene Zeugen befragt, wodurch sich nach und nach die Geschehnisse nachvollziehen lassen. Wie bei einem Puzzle ergibt sich langsam ein Gesamtbild. Sehr bemerkenswert fand ich auch die Kapitel, in denen die Geschehnisse rückblickend in der Zukunft beschrieben werden (z.B. 'eine Stunde später wird Rita.....'), außergewöhnlich und gelungen. Und dann der ständige Perspektivwechsel zwischen Vergangenheit (was passierte bis zu Ritas Tod?) und Gegenwart (die Ermittlungen in Dialogform). Alles sehr beeindruckend!
Das Buch lebt nicht von blutrünstigen Horrorszenen, obwohl so einiges passiert, was einen hohen Grad von Gewalttätigkeit beinhaltet. Es ist die empathische Schilderung einer Entscheidung und ihrer Folgereaktionen. Und das fesselt einen so sehr, dass man das Buch nicht aus der Hand legen möchte. Die Protagonistin Rita ist trotz ihrer unehrlichen Machenschaften sehr sympathisch. Man freut sich mit ihr, denn man gönnt ihr einen Umschwung in ihrem harten Leben, und man leidet auch mit ihr, denn das Unheil lässt sich nicht aufhalten.
Auch die anderen Protagonisten sind nachvollziehbar in Szene gesetzt, z.B. der reiche Psychopath Bachmair, dessen unberechenbarer Charakter sehr überzeugend geschildert wird.
Alles in allem war das Buch für mich ein Lesevergnügen, und ich spreche eine deutliche Lesempfehlung aus. Ich hätte gern mehr davon!