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Veröffentlicht am 09.03.2019

Religiöse Lebenswelt im 10. Jahrhundert

Stabilitas loci - Der Weg der Wiborada
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Wie es Titel und Kladdentext bereits aussagen geht es um die Darstellung des Lebens der Heiligen Wiborada.

Zum Leben der Heiligen selbst gibt es zwei historische Quellen, beide jedoch erst nach deren ...

Wie es Titel und Kladdentext bereits aussagen geht es um die Darstellung des Lebens der Heiligen Wiborada.

Zum Leben der Heiligen selbst gibt es zwei historische Quellen, beide jedoch erst nach deren Tod verfasst. Für das 10. Jahrhundert ist das nicht ungewöhnlich – und so hatte die Autorin genügend Raum, um durch Recherchen rund um die Lebenswelt Wiboradas einen in sich sehr stimmigen Roman zu erschaffen.

Sehr gelungen fand ich den Kreis, den die Autorin erschuf, indem sie mit einem Ungarneinfall in der Kindheit die Lebensgeschichte der Heiligen beginnt und schlussendlich auch beendet. Das finde ich sehr gelungen.
Doch gleich nach dem traumatischen Kindheitserlebnis Wiboradas begann das Buch für meinen Geschmack zu schwächeln. Denn bis zum Antritt der Pilgerreise nach Rom schildert die Autorin sehr stark die religiöse Seite und Verklärtheit Wiboradas. Dabei lässt die Autorin Wiborada sehr, sehr viele Psalmen rezitieren, die sie Original in Latein und anschließend dann übersetzt wiedergibt. An und für sich finde ich das nicht schlecht, es war mir nur einfach viel zu viel und zu wenig Handlung neben der religiösen Verklärung.

Doch mit der Reise nach Rom bis zum Ende des Buches hin relativiert sich dann alles. Die Autorin lässt viel mehr Einblick in die Lebenswelt des 10. Jahrhunderts einfließen. Die Schwierigkeiten, die die Kirche in dieser Zeit hatte, ihr schwindender Einfluss, das Wiedererstarken alter Gebräuche im Alltag der einfachen Bevölkerung. Besonders schön fand ich dann auch die Darstellung Wiboradas als eine Frau, die das starke Bedürfnis hatte ihre eigene Religiosität zu leben, ohne dabei den Bezug zu der sie umgebenden Wirklichkeit zu verlieren.

Den Schreibstil der Autorin finde ich sehr gut. Es gelingt ihr mittels Sprache sehr intensive Charaktere zu generieren, die auch noch nach dem Lesen einen starken Nachklang bei mir hinterlassen haben.

Veröffentlicht am 07.03.2019

Fantasy, aber kein Kinderbuch

Der Spiegelwächter
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An und für sich halte ich den Roman für ziemlich lesenswert. Die Autorin gehört zu den wenigen Schriftstellerinnen, der es gelingt eine gut durchdachte und damit schön nach erlebbare Fantasywelt zu gestalten. ...

An und für sich halte ich den Roman für ziemlich lesenswert. Die Autorin gehört zu den wenigen Schriftstellerinnen, der es gelingt eine gut durchdachte und damit schön nach erlebbare Fantasywelt zu gestalten. Die Wesen, die diese Welt bewohnen sind liebevoll beschrieben, mit jeweils ganz eigenen Charakterzügen. Eldrid ist halt eine Welt, die man gerne bereisen würde. Und vor allem, die Welt hat genügend Ecken und Kanten, dass sich ordentlich Stoff für eine spannende Story bietet.

Leider komme ich da aber auch schon zu den Kritikpunkten, denn die eigentliche Geschichte klingt in diesem ersten Band nur an und kann sich nicht entfalten. Das liegt aus meiner Sicht an verschiedenen Punkten und auch wenn meine Ausführungen jetzt etwas länger werden, will ich das Buch dadurch nicht herabsetzen – ich finde es schon lesenswert, wenn es auch nicht ganz meins ist.

Aus meiner Sicht wird die eigentliche Geschichte durch unendlich lange Dialoge viel zu sehr in den Hintergrund gedrängt. Und hier liegt die Ursache, warum das Buch für mich schwächelt. Ludmilla ist als Protagonist einfach nur anstrengend und leider in der Darstellung einer 15jährigen nicht gelungen. Teenager handeln noch viel mehr aus dem Bauch heraus, als sich Situationen zu durchdenken. Für mich hat die Autorin zu häufig „erwachsenes“ Gedankengut in Ludmillas innere Monologe und Dialoge hineingelegt. Und sehr regelmäßig bemühte Beschreibungen wie anfunkeln, schmollen, Kinn vorschieben, angiften machen Ludmilla nicht zu einem eigenwilligen Teen, sondern auf Dauer nur unsympathisch. Zudem gibt die Autorin Handlungen die bereits geschehen sind, anderen Mitcharakteren jedoch im Handlungsverlauf noch mitgeteilt werden müssen gerne noch einmal wortwörtlich durch Beteiligte wieder. Das zieht Dialoge und Diskussionen unnötig in die Länge und drängt eigentliche Handlungen in den Hintergrund.

Soweit die Schwächen des Buches für meinen privaten Geschmack. Jetzt muss ich mich jedoch noch einmal zur Altersgruppierung des Buches äußern.

Offiziell hatte Annina Safran bei Erscheinen den Roman in die Altersgruppe 8-12 Jahre und damit als Kinderbuch eingeordnet. Mittlerweile hat sie das empfohlene Lesealter auf 10-12 Jahre heraufgesetzt. Das ist immer noch der Kinderbuchbereich.

Für mich handelt es sich eher um ein Jugendbuch oder auch den Bereich der Jung Adult. Dort wird es denke ich wirklich begeisterte Leserinnen finden, die vor allem Romane lieben, in denen es um die Darstellung von Charakterentwicklungen, eingebettet in eine wunderschöne Fantasywelt geht.

Veröffentlicht am 19.02.2019

Spannende Reise an den Rand des Römischen Reiches

Roman Quest - Flucht aus Rom
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Als seine Familie denunziert wird erhält Juba die Verantwortung für seine Geschwister Fronto, Ursula und Dora. Er soll sie und sich zu seinem Onkel nach Britannien in Sicherheit bringen. Keine leichte ...

Als seine Familie denunziert wird erhält Juba die Verantwortung für seine Geschwister Fronto, Ursula und Dora. Er soll sie und sich zu seinem Onkel nach Britannien in Sicherheit bringen. Keine leichte Aufgabe für einen Heranwachsenden, doch Juba stellt sich der Verantwortung und begibt sich mit seinen Geschwistern auf eine gefährliche und beschwerliche Reise, auf der nicht alle Menschen immer die sind, die sie zu scheinen sein.

Mit „Roman Quest“ ist ein schönes und spannendes Kinderbuch auf den Markt gekommen, dass junge Leser recht behutsam in eine für uns heute durchaus raue Welt mitnimmt. Die zum Teil aus heutiger Sicht nicht immer leicht nachvollziehbare Welt in der die Kinder leben ist kindgerecht für junge Leser formuliert. Der recht einfache und klare Schreibstil der Autorin trägt dazu bei und wird zudem noch durch die Gliederung in kurze Kapitel unterstützt.

Die Charaktere der Geschwister sind wunderbar gemischt und entwickeln sich sehr stark und unterschiedlich im Handlungsverlauf, was sie alle sympatisch macht; für hinzukommende Charaktere gilt dies auch. Man kann die Stärken, aber auch die Schwächen der Kinder und Jugendlichen gut mitempfinden.

Caroline Lawrence hat viele lateinische Begriffe in den Roman übernommen, deren Erklärung sie zum Teil in die Handlung einbaut; zum Teil auch noch einmal am Ende des Buches kurz zusammenfasst. Das hat mir recht gut gefallen.

Was mir nicht ganz so gut gefiel, jedoch zu hundert Prozent meinem eigenen Leseempfinden entgegenläuft (und damit Klagen auf hohem Niveau entspricht) ist eine etwas zu starke Überlatinisierung. Konkret meine ich die Verwendung von Pater und Mater für Vater und Mutter. Dadurch wirkt das Buch nicht unbedingt historischer. Es hemmt eher ein wenig den schönen Lesefluss. Ansonsten sind alle lateinischen Begrifflichkeiten gut dosiert eingesetzt.

Ich denke, dass das Buch von Kindern gerne gelesen werden wird. Es hat eine gute Mischung von Abenteuer mit Geschichte.

Veröffentlicht am 14.02.2019

Sci-Fi wie ich ihn mag

Terra
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Terra ist der erste Sci-Fi Roman der Brüder Orgel und spielt in unserem Sonnensystem. Sie haben sich ein bodenständigen Hintergrund ausgesucht. Erde, Mond und Mars sind bevölkert und dazwischen fliegen ...

Terra ist der erste Sci-Fi Roman der Brüder Orgel und spielt in unserem Sonnensystem. Sie haben sich ein bodenständigen Hintergrund ausgesucht. Erde, Mond und Mars sind bevölkert und dazwischen fliegen Passagierfahrzeuge und Transportraumschiffe. Die Erde ist ein ökologisches Wrack und die Menschheit probiert sie irgendwie zu retten. Genau in diesem Setting beginnt der Roman – mit einer Frau die im Weltall unter so seltsamen Umständen stirbt, dass der Leser weiß: Es geht nicht mit rechten Dingen zu. In den folgenden Kapiteln erfährt man dann nach und nach wie es dazu kam und was die weiteren Konsequenzen daraus sind…

Ich muss gestehen, dass ich das Buch mit gemischten Gefühlen begonnen hatte. Die Brüder sind ja sehr bekannt für ihre Fantasy-Romane. Aber wie sehr sie auch immer von der Presse gelobt wurden; ich fand die Bücher (die Ork vs. Zwerge -Reihe) immer nur ok und konnte den Rummel darum nie verstehen. Geschmäcker sind halt verschieden.

Doch dieser Roman hat mich schon von Anfang an begeistert – sowohl die Welt als auch die Geschichte. Ich konnte mir die Handlung wunderbar vorstellen, da es so nah an einer zukünftigen Realität war (z.B. Das Scrollen zwischen zwei Fingern). Das war etwas, dass für mich das Buch zu etwas Hervorragendem machte. Es gab zahlreiche Szenen in denen die Protagonisten Situationen mit dem lösen mussten, was gerade zur Stelle war. Und regelmäßig kam ich zu dem Schluss: He, das könnte im Ansatz funktionieren.
Zusätzlich gab es auch noch Illustrationen die es erleichterten sich Situationen und Orte vorzustellen. Für mich ein großes Plus. Dazu eine spannende Geschichte die mich durchgehend fesselte.

Ich war begeistert und kann nur sagen – sollte der Roman in irgendeiner Form fortgesetzt werden oder die Autoren versuchen es in diesem Genre noch einmal, dann kaufe ich das Werk gleich nach Erscheinen. Und Last but not Least – ich kann dieses Buch Drehbuchautoren nur ans Herz legen…

Veröffentlicht am 14.02.2019

Historisch schön, aber ein Krimi?

Die Meisterbanditin
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Die Autorin entführt den Leser in das Herzogtum Württemberg des 18. Jahrhunderts. Rasant und auch mitreißend entwickelt sie eine Geschichte um Gräfin Wilhelmine von Grävenitz, der Mätresse Herzogs Eberhard ...

Die Autorin entführt den Leser in das Herzogtum Württemberg des 18. Jahrhunderts. Rasant und auch mitreißend entwickelt sie eine Geschichte um Gräfin Wilhelmine von Grävenitz, der Mätresse Herzogs Eberhard Ludwigs. Im Vordergrund steht dabei jedoch nicht die Gräfin selbst, sondern das Bauernmädchen Marie, dass sich um dem Gerede der Menschen ihres Heimatdorfes zu entgehen als Magd im Haushalt der Gräfin verdingen möchte. Auch dort wird sie schnell von Entwicklungen überrollt, die ihre Lebenswelt immer wieder auf den Kopf und sie vor neue Entscheidungen stellt. Und so entwickelt sich ein naives Bauernmädchen im Verlauf der Handlung zu einer gut getarnten Spionin.

„Die Meisterbanditin“ ist ein unterhaltsamer Roman, wobei der Titel offensichtlich auf Maries Bühnenrolle innerhalb der Schauspieltruppe, jedoch auch Einiges über ihre Entwicklung innerhalb des Romans anspielt.
Für mich handelt es sich aber nicht so recht um einen Kriminalroman. Es ist eher ein Abenteuerroman, der den viel versprechenden Auftakt zu einer historischen Spionagereihe bildet. Da der Roman in einem schönen spannenden und zunehmend an Tempo aufnehmenden Schreibstil gestaltet wurde bin ich auf die geplante Fortsetzung von Silvia Stolzenburg sehr gespannt.

Das Buch empfehle ich gerne weiter. In wiefern es historische Fakten gut widerspiegelt vermag ich hier nicht zu sagen. Deutsche Geschichte im 18. Jahrhundert ist nicht meine Spezialstrecke. In das Lebensgefühl der damaligen Zeit scheint mir das Buch jedoch gut eingebettet.
Es ist nicht nur für Leser historischer Literatur geeignet. Alle, die unterhaltsame Literatur und das Abenteuer im Allgemeinen lieben wird der Roman sicherlich gefallen.