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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.11.2020

Dieses Buch kann KEIN Leben retten

Bird Therapy
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Soviel glaube ich im Vorfeld sagen zu können, ohne dass diese Behauptung gänzlich aus der Luft gegriffen ist. damit Dadurch würde die Botschaft nämlich gänzlich überbewertet und das Buch in eine Psycho-Schublade ...

Soviel glaube ich im Vorfeld sagen zu können, ohne dass diese Behauptung gänzlich aus der Luft gegriffen ist. damit Dadurch würde die Botschaft nämlich gänzlich überbewertet und das Buch in eine Psycho-Schublade gesteckt, in die es meiner Ansicht nach ganz und gar nicht hineingehört. Aber offenbar passt gerade das für den Autor selbst geradezu perfekt.

Es geht um Joe Harkness - eben den Autor - und die Erfüllung, die er darin findet, dass er in die Natur geht und Vögel beobachtet - mit und ohne Gleichgesinnte. Und wie das sein Leben verändert hat. Was aus meiner Sicht nichts allzu Nennenswertes bedeutet, sondern eben so viel, dass ein Hobby, für das man lebt und das eben ziemlich viel Platz im eigenen Leben einzunehmen beginnt, ganz klar Veränderungen mit sich bringt. Für sich selbst und sein Umfeld. Und zwar nicht gerade kleine.

Ich fand es gar nicht uninteressant zu lesen, da ich auch gern in die Natur ziehe und es schön finde, mich dort fundiert umschauen zu können - nicht nur, aber auch in Bezug auf die Vogelwelt. Das habe ich schon gemacht, als ich drei Jahre alt war und allem um mich herum arg viel Aufmerksamkeit gewidmet, mehr als heute. Und ich habe mich nicht im Geringsten darum geschert, wie sich das auf mich auswirkt und wie andere dasselbe sehen. Aus naheliegenden Gründen natürlich - weil Kleinkinder so nicht denken.

Kurzum, was ich sagen will: der Autor macht viel heiße Luft. Klar ist es toll, zu erfahren, was es alles für organisierte Möglichkeiten zur Beobachtung von Vögeln gibt und was er dabei empfindet. Aber es ist streckenweise auch sehr, sehr langatmig, um nicht zu sagen: langweilig. Und zwar sorgfältig aufgemacht, aber nicht so richtig catchy. Also, nicht so, dass mir das Buch irgendwas geben würde. Und so gebe ich es einfach weiter - an den nächsten Vogelfreund oder einen, der es werden möchte.

Veröffentlicht am 24.11.2020

Eine merkwürdige Zufallsbegegnung mitten im Wald

Flüstern mit Megafon
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Eine merkwürdige Zufallsbegegnung mitten im Wald
ist es, die Miriam und Ralph zusammenführt, die beiden Protagonisten von "Flüstern mit Megafon", die uns die Autorin zu diesem Zeitpunkt bereits recht detailliert ...

Eine merkwürdige Zufallsbegegnung mitten im Wald
ist es, die Miriam und Ralph zusammenführt, die beiden Protagonisten von "Flüstern mit Megafon", die uns die Autorin zu diesem Zeitpunkt bereits recht detailliert vorgestellt hat. Zwei Menschen mit einer merkwürdigen - Miriams Fall muss man sogar sagen: grausamen Biografie, die jeder für sich ian einen bestimmten Punkt gelangt sind, der sie in den Wald führte.

Es ist ein Aufeinandertreffen von zwei verlorenen Seelen, die dennoch unterschiedlicher nicht sein könnten. Ralph, ein gestandener Familienvater, fühlt sich in seinem Leben, seinem Beruf als Psychotherapeut, in seiner Ehe mit Sadie, nicht (mehr) gut aufgehoben. Miriam hingegen hatte gar kein "normales" soziales Leben, seit drei Jahren ist sie nicht mehr aus dem Haus gegangen, ihre Kontakte beschränken sich auf ihre beste Freundin und auf einen Nachbarn. Es gibt einen Grund, aber im Hinblick auf ihre Vergangenheit, auf das von ihr Erlebte, ist dieser eher nebensächlich, bzw. unbedeutend. Und man kann gut verstehen, warum Miriam nur noch flüsternd durch die Welt geht.

Was ich allerdings weniger verstehe, ist: aus diesem so fantasievollen, so anregenden Stoff ist einfach nicht genug herausgeholt worden - irgendwie kann ich der Geschichte oft nicht folgen, vieles ist unlogisch und vermag irgendwann auch einfach nicht mehr zu fesseln. Es sind interessante Charaktere, die in der Welt des Romans leben - aber sie sind einfach nicht von dieser Welt! Wäre ja nicht weiter schlimm, wenn sie und ihre Geschichte uns in irgendeiner Form nahegebracht worden wären, doch das ist nicht der Fall - im Gegenteil, ich habe mich mehr und mehr von dieser Geschichte entfernt, so dass der Abschied am Ende des Romans vollkommen emotionslos ausfiel. Für mich keine Geschichte, die mir mißfiel - aber doch eine, die - leider - stellenweise so ziemlich an mir vorbeiging. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies für jemanden das Nonplusultra, der Roman schlechthin sein könnte, daher gibt es von mir nicht einmal eine eingeschränkte Leseempfehlung - obwohl ich an einigen Ideen der Autorin durchaus meine Freude hatte.

Veröffentlicht am 24.11.2020

Stille leben

Stille ist
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Was für ein Buch! Hier beschreiben Menschen, was Stille für sie bedeutet. Es sind Menschen, die besonderes erlebt oder ungewöhnliche Berufe ergriffen haben. Auch blickt ein jeder auf eine ganz besondere ...

Was für ein Buch! Hier beschreiben Menschen, was Stille für sie bedeutet. Es sind Menschen, die besonderes erlebt oder ungewöhnliche Berufe ergriffen haben. Auch blickt ein jeder auf eine ganz besondere Art auf die Welt und sein leben.

Manu Theobald, die Autorin, ist von Haus aus Fotografin, und sie stellt einen jeden ihrer Protagonisten auf ihre ganz besondere Art dar. Ein besonderes Geschenk an die Menschen, die sie hier erwählt hat, wie ich finde! Jeder findet ein Forum, das er auf seine ganz eigene Art füllt. Und für jeden ist die Stille ein Gefährte, nicht Bedrohung oder gar Feind.

Ich habe hier Menschen kennenlernen dürfen, die mich durch die wenigen Informationen, die ich über sie habe, mehr inspieren, als so mancher Dichter, Denker und Politiker. Wobei sie alle Schaffende sind, jeder auf seine Art und Weise, auch wenn sie an vollkommen unterschiedlichen Stationen ihres Lebens stehen.

Ein sehr besonderes Buch, dass sich wie ein weiches, samtenes und wärmendes Tuch um meine Seele gelegt hat. Eine Inspiration der ganz besonderen Art!

Veröffentlicht am 22.11.2020

Rule Britannia!

Teatime mit Lilibet
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Das ist nicht einfach, wie man es sich denken kann - unerwartet kommt die junge schottische Lehrerin und Idealistin Marion Crawford zu Beginn der 1930er Jahre dem Thron ganz nahe. Sie wird als Erzieherin ...

Das ist nicht einfach, wie man es sich denken kann - unerwartet kommt die junge schottische Lehrerin und Idealistin Marion Crawford zu Beginn der 1930er Jahre dem Thron ganz nahe. Sie wird als Erzieherin für die Töchter des Herzogs von York eingestellt und das sind Elisabeth, genannt Lilibet, keine andere als die jetzige Königin von England und deren jüngere Schwester Margaret, zunächst noch ein Kleinkind. Und das, wo sie eigentlich in die Slums ziehen wollte, um dort vor allem Mädchen Bildung nahezubringen.

Doch einmal in der Herzogsfamilie angekommen, kommt sie auch nicht so leicht weg, man appelliert an ihre Treue und vor allem verfällt sie Lilibets Charme - die ist wirklich ein ganz besonderes Mädchen.

Und bald auch nicht mehr Herzogstochter: aus ihrem schüchternen Vater Bertie wird der englische König Georg VI und aus ihrer plumpen, vorlauten Mutter die Königin. Und das bedeutet auch für sie eine große Veränderung: sie ist es, die ihren Vater auf dem Thron beerben wird.

Wir gehen mit Marion, die von allen nur Crawfie genannt wird, und der Königsfamilie durch schwere Zeiten. Und lernen auch andere Mitglieder des Hofstaats kennen, wobei mir sehr zupass kam, dass ich ein großer Fan der Netflix-Serie "The Crown" bin - sonst wäre ich wohl das eine oder andere mal orientierungsmäßig auf der Strecke geblieben.

War ich zunächst absolut begeistert, trat mehr und mehr die Ernüchterung ein: mir kamen einige Entwicklungen doch mehr als abenteuerlich vor. Ein guter und ausgesprochen vielversprechender Ansatz, bei dem, wie ich finde, vieles hätte eleganter gelöst werden können!

Veröffentlicht am 21.11.2020

Robinson als Lebensgefährte

Robinsons Tochter
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Wir treffen auf Polly Flint in ihrer frühesten Jugend, als sie sechsjährig bei ihren alten und frommen Tanten im gelben Haus landet. Wo sie bald - ohne es so festzumachen - spürt, dass man auch auf konventionelle ...

Wir treffen auf Polly Flint in ihrer frühesten Jugend, als sie sechsjährig bei ihren alten und frommen Tanten im gelben Haus landet. Wo sie bald - ohne es so festzumachen - spürt, dass man auch auf konventionelle Art unkonventionell und bei sich selbst bleiben kann. Die älteren Schwestern ihrer verstorbenen Mutter fahren nämlich durchaus ihren eigenen Stiefel und so gestaltet sich auch Pollys Leben nicht unbedingt der Norm entsprechend.

Auch wenn ihr vieles fehlt, eines hat sie im Überfluss, nämlich Bücher und schon früh kristallisiert sich Robinson Crusoe, den sie quasi als Mitbewohner annimmt, mit dem sie spricht und den sie wieder und wieder rauf und runter liest, als ihre hauptsächliche und maßgebliche Bezugsperson heraus. Gerade auch, wenn jemand aus ihrem Umfeld sie einmal mehr wissentlich oder ohne Absicht enttäuscht hat.

Polly Flint ist eine Geberin und das spüren die Menschen um sie herum. Doch am Ende ihres Lebens blickt sie auf ein reiches, buntes Gesamtbild zurück.

Dies ist ein Werk von Jane Gardam aus dem Jahre 1985, das erst jetzt übersetzt wurde und wie froh bin ich, darauf gestoßen zu sein! Ein wahres Kleinod ist es, eine Art Hymne auf die Großzügigkeit, ein Aufruf, seinen eigenen Weg zu gehen und sich davon nicht abbringen zu lassen. Jane Gardam, die Grande Dame des klassischen britischen Romans mit Pfiff, hat wieder einmal ein wundervolles Werk voller Humor, Wärme und Esprit geschaffen. Nur dominierte Robinson aus meiner Sicht die Handlung stellenweise doch zu stark.