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Veröffentlicht am 23.03.2021

Interessantes unbekanntes Estland

Die Zeit der Birken
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Charlotte absolviert im Jahr 1938 in Estland eine hauswirtschaftliche Ausbildung. Die junge Frau aus gutbürgerlichem, ursprünglich deutschem Haus wird daraufhin zu ihrem Onkel Julius auf die Insel Hiiumaa ...

Charlotte absolviert im Jahr 1938 in Estland eine hauswirtschaftliche Ausbildung. Die junge Frau aus gutbürgerlichem, ursprünglich deutschem Haus wird daraufhin zu ihrem Onkel Julius auf die Insel Hiiumaa geschickt, wo sie ihm nach dem Tod seiner Frau zur Hand gehen soll. Charlotte genießt nicht nur die neu gewonnene Freiheit fern des strengen Elternhauses, sondern auch die Zeit mit ihrem estnischen Jugendfreund Lennart, der inzwischen dort arbeitet. Die beiden verlieben sich ineinander, wohlwissend, dass Charlottes Eltern diese „unangemessene“ Verbindung niemals tolerieren würden. Charlotte wird schwanger und die beiden freuen sich sehr auf ihr gemeinsames Kind. Doch bevor die kleine Familie ihr Glück genießen kann bricht der Zweite Weltkrieg an und stürzt das kleine Land ins Chaos. Vierzig Jahre später verliebt sich Gesine auf einem Gestüt in Schleswig-Holstein in den Pferdetrainer Grigori. Dieser ist russischen Ursprungs und aus seinem Heimatland geflohen. Doch bevor sich die Beziehung der beiden vertiefen kann ist Grigori von einen Tag auf den anderen ohne ein Wort zu sagen spurlos verschwunden. Gesine findet heraus, dass sie Wurzeln in Estland hat und dass sich die Geschichte ihrer und Grigoris Vorfahren zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges überschneiden. Wie hängen die beiden Geschichten zusammen?

Christine Kabus Buch „Die Zeit der Birken“ ist in einem sehr angenehm zu lesenden, flüssigen Schreibstil verfasst. Durch anschauliche Beschreibungen von Landschaft und Gegebenheiten fällt es leicht, in die verschiedenen Zeiten und Länder einzutauchen und sie sich lebhaft vorzustellen. Das Cover ist hübsch und hochwertig, auch wenn ich die abgebildete Szene mit zwei hübsch gekleideten Frauen am offenen Pferdegatter nicht wirklich im Buch wiederfinde und hier lediglich der Kontext passt. Sehr gut gefallen haben mir die Landkarten von Estland und Hiiumaa im vorderen Teil des Buches, da ich so das Land besser kennenlernen und den Weg der handelnden Personen mitverfolgen konnte – das Nachschlagen und Orientieren hat großen Spaß gemacht.

Der Prolog war spannend und interessant, es war weder deutlich, aus wessen Perspektive er geschrieben wurde, noch zu welcher Zeit. Ein vielversprechender Beginn, ab dem es mir dann aber leider zunehmend schwer fiel, tiefer in das Buch hineinzukommen. „Die Zeit der Birken“ ist in zwei Handlungsstränge unterteilt, einen im Deutschland der siebziger Jahre, einen in Estland zur Vorkriegszeit. Beide Erzählstränge weisen Parallelen auf, beide Mütter der Protagonistinnen führen ein strenges Regiment und stellen sich für ihre Töchter eine Zukunft und Ehe vor, die nicht deren Wünschen entsprechen. Während mir die Geschichte um Charlotte und Lennart etwas zu schnell ging hat sich der von Gesine und Grigori hingegen in die Länge gezogen. Zum Ende hin kam dann alles Schlag auf Schlag, es kamen (etwas zu viele) Zufälle zueinander und die Zusammenführung beider Geschichten wurde verwirrend und leider etwas unglaubwürdig. Die Fülle an Informationen und Familienkonstellationen hat mich etwas überwältigt. Der Schluss hat mich des Weiteren etwas unbefriedigt zurückgelassen, da ich mir hinsichtlich zweier lieb gewonnener Personen noch Aufklärung erhofft hatte, die aber ausblieb.

Toll fand ich, dass die Autorin versucht hat, in die jeweiligen Handlungen historische Ereignisse zu verweben und insbesondere Informationen über politische und gesellschaftliche Gegebenheiten in Estland einzubauen. Es wird deutlich, wie detailliert und ausführlich die Autorin recherchiert hat. Leider sind diese Informationen nur teilweise etwas ungeschickt eingebaut, so dass sich bestimmte Parts wie aus einer Enzyklopädie lesen und dies den Lesefluss der eigentlichen Geschichte unterbricht. Dennoch habe ich viel über Estland und die dort ansässigen „Deutschbalten" sowie die Geschichte dieses beeindruckenden Landes gelernt und bin sehr dankbar dafür.

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Veröffentlicht am 17.03.2021

Susans rosarote Welt

Rosarotes Glück
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Ich kannte Susan Sideropoulos bisher nur als Schauspielerin, die mich in „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ durch meine Jugend begleitet hat. Dann habe ich sie vor einigen Jahren als Moderatorin einer Großveranstaltung ...

Ich kannte Susan Sideropoulos bisher nur als Schauspielerin, die mich in „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ durch meine Jugend begleitet hat. Dann habe ich sie vor einigen Jahren als Moderatorin einer Großveranstaltung erlebt und auch hier ist ihre Positivität und Lebensfreude übergesprungen. Insofern war ich neugierig und gespannt, wie sie sich als Autorin machen wird, da sie bei diesem Medium nicht von ihrer Ausstrahlung profitieren kann. Im Buch wurde zwar des Öfteren versucht, Susans Energie zu transportieren, leider ist der Funke in meinem Fall jedoch nicht übergesprungen. Die direkten Ansprachen des Lesers wirkten auf mich künstlich und gestellt, angesprochen gefühlt habe ich mich dadurch aber nicht.

„Rosarotes Glück“ erzählt Susans Geschichte von ihrer Kindheit bis in die Gegenwart. Bis auf den Beruf unterscheidet sich diese ehrlich gesagt aber nicht sehr von der anderer Personen. Das macht sie zwar nahbar, aber nicht unbedingt interessant oder gar herausragend - derartige Geschichten aus dem Leben hört man häufig bis täglich gehört und deshalb brauche sie zugegebenermaßen nicht auch noch in schriftlicher Form. Susan ist zwar sympathisch, irgendwie aber auch langweilig. Sie bemüht sich, persönlich zu schreiben und hat sich dem Leser gegenüber auch geöffnet. Ich stimme ihr prinzipiell zu, dass positives Denken und grundsätzlicher Optimismus viel bewirkt, aber ich hatte mir von dem Buch hilfreiche Tipps erhofft und keine Erzählung darüber, wie bestimmte Dinge bei ihr gelaufen sind. Irgendwie hatte ich durchweg das Gefühl, das Buch weiß nicht so richtig, was es sein will: Susans Biographie? Ein Ratgeber für Beziehung/ Erziehung/ Karriere/ Selbstfindung/ Persönlichkeitsentwicklung? Ein Motivations- und Mutmach-Buch? Es war nicht Fisch und nicht Fleisch, von allem ein bisschen bunt durcheinandergemischt ohne wirkliche Aussage.

Sprachlich ist es ebenfalls nicht herausragend. Susan benutzt eine einfache, leicht verständliche Sprache und teilweise sogar umgangssprachliche Abkürzungen. Sie ist sich dessen bewusst, aber sie bedient sich des Öfteren bekannter bis kitschiger Kalendersprüche und Allgemeinplätze, die so häufig gehört wurden, dass sie abgedroschenen klingen. Auch ihre Rubrik „„Jakob sagt immer“ fand ich etwas daneben. Insofern gab es einige Stellen, die bei mir für Augenrollen gesorgt haben. Sehr gestört haben mich auch die Empfehlungen anderer Autoren oder Life-Coaches, die so häufig angepriesen wurde, dass ich mich durch diese unverhohlene Werbung bevormundet gefühlt habe.

Inhaltlich hat mich „Rosarotes Glück“ dementsprechend überhaupt nicht überzeugt, es bekommt aber einen Extra-Punkt von mir durch die tolle Optik, die mich absolut anspricht! Das Hardcover ist bereits wunderhübsch in seiner Gestaltung und glitzert sogar ganz toll. Susan teilt private Erinnerungen in Form von Fotos ihrer unterschiedlichen Lebensepochen mit dem Leser, was mir großen Respekt vor so viel Mut zollt. Im inneren sind die Überschriften ebenfalls in rosa gehalten, es gibt farblich abgehobene Spruchbänder und den „Klebezettel“ des „Rosaroten Denkanstoßes“. Das Farbkonzept ist absolut stimmig und zieht sich durch das gesamte Buch – es kommt selten vor, dass die Grafik ein Buch für mich „rettet“.

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Veröffentlicht am 14.03.2021

Romantik, Spannung und ganz viel Frankreich-Flair

Deadly Rendezvous – Süßer Kuss der Gefahr
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Lara ist im siebten Himmel: Vor kurzem hat die Hobbymalerin ein Portrait des berühmten Filmstars Brice Montaigneux angefertigt und im Internet veröffentlich, da meldet sich tatsächlich die Agentur des ...

Lara ist im siebten Himmel: Vor kurzem hat die Hobbymalerin ein Portrait des berühmten Filmstars Brice Montaigneux angefertigt und im Internet veröffentlich, da meldet sich tatsächlich die Agentur des Schauspielers bei ihr. Laras Idol ist begeistert von dem Portrait und möchte die Künstlerin gerne kennenlernen! Voller Vorfreude und Aufregung macht sich Lara auf den Weg nach Bordeaux. Als sie Brice gegenübersteht knistert es sofort zwischen den beiden und letztendlich nimmt die ungebundene Lara sofort an, als Brice ihr einen Job anbietet. Die beiden kommen sich näher doch bald wird die aufkeimende Beziehung erschüttert: Lara entdeckt in Brices Arbeitszimmer einen Brief, der ihn belastet. Denn vor einigen Jahren war der Schauspieler Hauptverdächtiger in einem Mordfall, wurde aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Kann Lara ihm wirklich vertrauen oder begibt sie sich durch ihre Romanze sogar in Gefahr?

Wo mich der dreisprachige, kitschige und etwas umständlich lange Titel des Buches zunächst etwas abgeschreckt hat, konnte mich das Cover aber letztendlich doch zum Lesen animieren: Ein attraktiver älterer Mann, der gut zur Beschreibung des Protagonisten passt vor der düsteren Landschaft Südfrankreichs. Besonders gut finde ich, dass es hier auch einmal ein älterer Mann mit grauen Haaren aufs Cover schafft und nicht wie üblich jugendliche Sixpack-Boys. Das Cover wirkt so erwachsen und durch die dunklen Wolken geheimnisvoll und gefährlich.

Sabines Strick Schreibstil gefällt mir ebenfalls sehr gut. Durch die Perspektivwechsel zwischen Lara und Brice erhält der Leser gute Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt beider Protagonisten. Insbesondere Brice Rückblicke in die Vergangenheit lassen mich Verständnis für ihn entwickeln, wie er so geworden ist, wie er im gegenwärtigen Erzählstrang dargestellt wird.
Die Geschichte an sich beginnt mitten im Geschehen und schreitet auch insgesamt flott voran. Zunächst fokussiert sich das Buch auf die beginnende Liebesgeschichte zwischen den Protagonisten, durch geschickt eingestreute, kleine Details wird aber bereits deutlich, dass etwas Negatives aufzieht. Im Folgenden rücken die düsteren Geschehnisse der Vergangenheit immer mehr in den Fokus und aus der gefühlvollen Lovestory wird immer mehr ein spannender Actionroman, der in einem dramatischen Showdown endet. Dieser war zwar in Teilen vorhersehbar, aber das hat der Spannung keinen Abbruch getan. Was mir gut gefallen hat ist die vernünftige und erwachsene Art und Weise, mit der Brice und Lara sich annähern. Sie gehen wertschätzend miteinander um, auch wenn Laras launische und Brice machohafte Art den jeweils anderen (und zugegeben auch mich als Leser) manchmal etwas auf die Nerven gehen. Was es aber in Romanen viel zu selten gibt ist die ehrliche Kommunikation zwischen den beiden, so dass kein künstliches Drama aufgrund von Missverständnissen entsteht. Schön, einen Roman mit erwachsenen Protagonisten über 50 zu lesen, die sich auch entsprechend verhalten!

Insgesamt ist „Deadly Rendezvous – Süßer Kuss der Gefahr“ eine wunderbare Mischung aus emotionaler Liebesgeschichte und spannendem Actionroman, der noch zusätzlich durch die wunderbar bildhaften Beschreibungen der Landschaft und Örtlichkeiten Südfrankreichs besticht und somit absolut lesenswert ist.

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Ein würdiger Abschluss für die Jungs der Special Unit Serpent

Special Unit Serpent – Dunkle Leidenschaft
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Kona ist das jüngste Mitglied der Special Unit Serpent und das Computergenie der Gruppe. Es belastet ihn zunehmend, dass ihre kriminelle Zielperson Jace Serpent immer noch auf freiem Fuß ist und wird zunehmend ...

Kona ist das jüngste Mitglied der Special Unit Serpent und das Computergenie der Gruppe. Es belastet ihn zunehmend, dass ihre kriminelle Zielperson Jace Serpent immer noch auf freiem Fuß ist und wird zunehmend von Schuldgefühlen gequält, dass dies nicht der Fall wäre, wenn er in der Vergangenheit schneller kombiniert hätte. Nichtsdestotrotz genießt er über das Berufliche hinaus die Freundschaft zu den anderen Mitgliedern der Special Unit und freut sich deshalb sehr, dass sein Freund Killian seine große Liebe Riley heiraten möchte – noch dazu auf Hawaii, Konas Heimatstaat. Mit eingeladen ist auch Michaela, eine gemeinsame Freundin. Dass Michaela für Kona sehr viel mehr ist als nur eine Freundin wollte er sich bisher noch nicht eingestehen, doch auf Hawaii möchte er ihr seine Gefühle gestehen. Doch auf Hawaii wird Kona nicht nur mit seiner Vergangenheit konfrontiert, sondern auch wieder mit Jace Serpent, der die Versammlung der Special Unit zu seinen Zwecken ausnutzen möchte – der Showdown beginnt.

„Special Unit Serpent – Dunkle Leidenschaft“ ist der dritte Band der ebook-Reihe von Nina Bellem rund um die Jungs der Special Unit, von denen jedes Mal ein anderes Mitglied im Fokus steht. Da ich bereits den ersten Band der Reihe gelesen habe, waren mir die Hintergründe, die Personen und somit auch Kona bereits bekannt und ich habe mich sehr über das Wiedersehen gefreut. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass das Buch für einen „Quereinsteiger“ ohne Kenntnis der Vorbände etwas schwer verständlich sein könnte, da relativ wenig zur Unit, ihrem Ziel und Auftrag erläutert wird.

Das Cover zeigt passend zu den Vorbänden wieder den durchtrainierten Oberkörper eines attraktiven Mannes. Der angekündigte Schauplatz auf Hawaii erklärt wohl auch den Vulkan auf dem Titel, der allerdings im Buch selbst keine Rolle spielt. Da aber der guttrainierte Männer mehr im Fokus des Titelblatts steht, ist der Vulkan aber zweitrangig und das Cover insgesamt gelungen.

Nina Bellems Schreibstil ist wie bereits bekannt auch im dritten Band ihrer Reihe anschaulich, flüssig zu lesen und humorvoll. Auch Gefühle werden gut transportiert und das Prickeln zwischen Kona und Michaela spürbar. Ihre wohl dosierte erotische Szene war prickelnd, aber nicht übertrieben detailliert geschildert. Gut gefallen hat mir hier aber auch die Beschreibung des freundschaftlichen Bandes der Mitglieder untereinander. Die spannenden Seiten des Buches hingegen haben mich gefesselt, sie waren actionreich und aufregend beschrieben und ich konnte den E-Book-Reader nicht aus der Hand legen, bis ich erfahren habe wie die spannenden Szenen ausgehen.

Insgesamt kann man das Buch in zwei Teile spalten: Im ersten geht es um die Beziehungen der Freunde untereinander und insbesondere um das Verhältnis von Kona und Michaela. Die zweite Hälfte war die spannungsgeladene, in der sich die Ereignisse überschlagen haben, es die ein oder andere Überraschung gab sowie den Showdown mit einem alten Bekannten. Dieser hat mich zugegebenermaßen etwas enttäuscht, da ich mir ein etwas spektakuläreres Ende gewünscht hätte.

Trotzdem war „Special Unit Serpent – Dunkle Leidenschaft“ ein Buch, dass ich sehr schnell und sehr gerne durchgelesen habe und ein würdiger Abschluss dieser grandiosen Reihe. Die Figuren waren in all ihren unterschiedlichen Facetten authentisch beschrieben und ich finde es sehr schade, mich nun von dieser liebgewonnenen Truppe verabschieden zu müssen. Auch Band 3 war wieder eine gelungene Mischung aus Liebes- und Actionroman voller Emotionen und Spannung.

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Veröffentlicht am 10.02.2021

Kreativer Podcast-Thriller

Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden
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Elle Castillo ist Minnesotas beliebteste Podcasterin. Denn Elle hat sich dem „True Crime“-Genre verschrieben und rollt als private Ermittlerin scheinbar abgeschlossene Kriminalfälle wieder auf. Dabei geht ...

Elle Castillo ist Minnesotas beliebteste Podcasterin. Denn Elle hat sich dem „True Crime“-Genre verschrieben und rollt als private Ermittlerin scheinbar abgeschlossene Kriminalfälle wieder auf. Dabei geht es ihr nur um eines: Sie möchte Gerechtigkeit für die Opfer nie aufgeklärter Verbrechen. In der neuesten Staffel ihres Podcast widmet sie sich keinem geringeren als dem spektakulärsten Fall der Polizeigeschichte des Bundesstaates: Dem des sogenannten „Countdown-Killers“. Dieser tötete seine Opfer auf perfide, zahlenbasierte Art und Weise nach seinem ganz eigenen „Countdown“. Lange Zeit versetzte er Minnesota in Angst und Schrecken, dann konnte eines seiner Opfer fliehen und die Serie brach ab. Eine verbrannte Männerleiche wurde am Tatort gefunden und für die Öffentlichkeit war klar: Der Countdown-Killer ist tot. Doch Elle glaubt nicht daran und fängt an, die alten Spuren neu zu beleuchten. Da wird wieder eine junge Frau entführt, das Muster passt zum damaligen Vorgehen. Hat Elle den Mörder wieder aufgescheucht oder einen Trittbrettfahrer heraufbeschworen? Bevor sie diese Frage beantworten kann, wird der Fall persönlich…

Spannung pur! „Der Countdown-Killer“ ist ein absolut gelungener Thriller, der mich als Leser absolut fasziniert und gefesselt hat. Die Mischung aus verschiedenen Stilelementen fand ich wahnsinnig kreativ und hat mir großen Spaß gemacht, es wird zwischen Elles Podcast, unveröffentlichten Entwürfen und Interviews dazu, eigenen Gedankenmonologen und der eigentlich erzählten Handlung abgewechselt. Schade nur, dass nicht alle Folgen des Podcasts im Ganzen abgedruckt wurden, ich war dann doch etwas überrascht und enttäuscht, dass nach Folge 6 plötzlich Folge 11 kam und in letzterer nur kurz zusammengefasst wurde, was an Themen in den Zwischenfolgen behandelt wurden. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und auch die Aufteilung in vier große Abschnitte war stimmig und passend.

Eine tolle Aktion fand ich auch den begleitenden Crime-Hörspiel-Podcast des Fischer-Verlags, der unkompliziert über den abgedruckten QR-Code aufgerufen werden kann. Eine super Idee, man konnte den Podcast im Buch quasi „live“ mithören, was das Gelesene noch eindrücklicher gemacht hat. Eine tolle Aktion!

Der Fall des Countdown-Killers wurde sehr spannend geschildert, Elles Nachforschungen und Erkenntnisse wurden authentisch und nachvollziehbar dargestellt und der Leser konnte gemeinsam mit ihr Rätseln und dem Killer auf die Spur kommen. Dabei gab es einige Überraschungen und unvorhergesehene Wendungen, die mir gut gefallen haben. Elle als Protagonistin war mir sehr sympathisch, ich habe ihre Einstellung und ihren Enthusiasmus sehr bewundert – auch bereits bevor ich ihre Hintergründe kannte. Je weiter die Geschichte voranschritt, umso mehr hat sie mich allerdings genervt: Ihre Handlungen waren teilweise impulsiv und egoistisch, sie hat wenig Rücksicht auf ihr liebevolles Umfeld genommen (Martín ist so ein toller Mann!) und sich immer und immer wieder im Kreis gedreht. Das ließ sie zuweilen labil und hysterisch wirken und sie hat des Öfteren die Grenzen ihrer Befugnis überschritten und somit gegen ihre eigenen Grundsätze verstoßen. Überrascht war ich, dass plötzlich mitten im Buch die Perspektive und Zeitebene gewechselt hat, was den Leser die Hintergründe des Täters hat verstehen lassen. Das hat mich kurz irritiert, war aber durchaus notwendig zum vollständigen Verständnis der Täterhandlungen. Dementsprechend habe ich die Auflösung des Falles als stimmig und absolut rund wahrgenommen. Auch das Cover – das ich zunächst einfach nur hübsch und ansprechend fand – macht nach der Lektüre absolut Sinn und ist somit sehr passend für das Buch.

Insgesamt hatte ich eine tolle, abwechslungsreiche Lesezeit mit diesem kreativen Podcast-Thriller und würde das Buch jedem empfehlen, der Spaß am Mix verschiedener Stilelemente hat und gerne gemeinsam mit einer authentischen und größtenteils sympathischen Protagonistin auf Verbrecherjagd gehen möchte.

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