Handlung: Meine Erfahrungen mit der Fletcher-University Reihe von Tami Fischer waren bisher ein einziges auf und ab. Nach einem in meinen Augen eher mittelmäßigen Auftakt in "Burning Bridges" hat mich ...
Handlung: Meine Erfahrungen mit der Fletcher-University Reihe von Tami Fischer waren bisher ein einziges auf und ab. Nach einem in meinen Augen eher mittelmäßigen Auftakt in "Burning Bridges" hat mich Band 2 "Sinking Ships" total mitreißen können, bevor Band 3, "Hiding Hurricanes" für mich eher wieder durchwachsen war und Band 5, "Crushing Colors" ein echtes Highlight wurde. Kein Wunder, dass ich mich neugierig, aber ein wenig zwiegespalten an Band 4 gewagt habe. Es stellte sich jedoch schon nach wenigen Kapiteln heraus, dass die Geschichte von Savannah und Maxx aufgrund der abermals sympathischen Figuren, der glaubwürdigen Chemie, des humorvollen Schreibstils und der inhaltlichen Tiefe eindeutig wieder Highlight-Potenzial hat. "Moving Mountains" nimmt sich mit Maxx´ Aufenthalt im Gefängnis und Savannahs Angststörung und Depression sehr greifbare, realitätsnahe und ernste Probleme vor und bespricht diese mit der notwendigen Ernsthaftigkeit, ohne dass die Atmosphäre deswegen bedrückend wird. Im Gegenteil: ich fand die schrittweise Annäherung von Maxx und Savannah und die gemeinsame Arbeit an ihrer jeweiligen Selbstliebe-Mission sehr herzerwärmend, motivierend und inspirierend gestaltet und habe die 464 Seiten deshalb rundum genossen.
Schreibstil: Wie schon in den anderen Bänden ist vor allem Tami Fischers flüssiger, humorvoller und emotionaler Schreibstil dafür verantwortlich, dass man die Geschichte nicht aus der Hand legen möchte, wenn man einmal angefangen hat zu lesen. Die Dialoge sind knackig, Popkulturreferenzen und Anspielungen erweichen das Nerdherz, die liebevollen Kabbeleien der Clique fahren konstant den ein oder anderen Lacher ein, in den romantischen Szenen knistert es ordentlich und neben lockerer Romantik rockt "Moving Mountains" auch ernstere, tiefgründigere Szenen. Was wünscht man sich für einen NA-Roman also mehr?
Figuren: Savannah ist in der gesamten Fletcher-Freundesgruppe die Figur mit der meisten Tiefe und mir persönlich auch am ähnlichsten, weshalb ich schon von Band 1 an sehr gespannt auf ihre Geschichte war. Nun zu lesen, wie sie an ihren Problemen mit der mentalen Gesundheit arbeitet, ihr Leben selbst in die Hand nimmt und mithilfe einer Liste, die Summer "Mission Selbstliebe" tauft, aus ihrer Comfort Zone ausbrechen möchte, war für mich gleichermaßen berührend wie inspirierend. Auch Maxx, der frisch aus dem Gefängnis entlassen wurde, in dem er vier Jahre lang unschuldig saß, um seine Familie zu beschützen, nachdem er sich vor Liebe blind als Teenie auf die falschen Leute eingelassen hat, hat einiges zu verarbeiten und lässt sich deshalb von Savannahs Mission mitreißen. Mir hat sehr gut gefallen, dass die Beziehung zwischen den beiden deutlich weniger körperlich als die der Figuren in den anderen Bänden und im Gegenzug deutlich emotional komplexer gestaltet ist und die beiden mit der Zeit lernen, sich gegenseitig eine echte Stütze zu sein. Mit anderen Worten: die beiden sind einfach GOALS!
Die Zitate:
Maxx: "Du weißt ganz genau, was du willst, und du gibst deinen Traum nicht auf, auch wenn er weit entfernt scheint und es vermutlich kein leichter Weg wird. Du ziehst das durch mit deinem Studium und bist immerhin nächstes Jahr schon fertig. Du folgst deinem Herzen, einfach so. Wer zum Teufel hat dir bloß jemals eingeredet, du seist nicht mutig?
Savannah: "Es gibt nur eine Sorte Mensch. Weder gut noch böse, schwarz oder weiß. Wir sind alle grau und bunt."
Savannah: "Denn wenn Maxx und ich zusammen waren, konnten wir Berge versetzen."
Das Urteil:
"Moving Mountains" überzeugte mich mit abermals sympathischen Figuren, einer glaubwürdigen Chemie, einer emotional komplexen Beziehung, dem humorvollen Schreibstils und der inhaltlichen Tiefe, sodass Savannahs und Maxx´ Geschichte direkt hinter "Crushing Colors" an die Stelle meines liebsten Bandes der Reihe rutscht. Eindeutige Leseempfehlung!
Nachdem mich bisher die "All Saints High"-Reihe und die "Boston Belles"-Reihe von L. J Shen in ihren Bann gezogen haben, habe ich mich sehr über den Nachschub der Dark-Romance-Queen gefreut, der im Dezember ...
Nachdem mich bisher die "All Saints High"-Reihe und die "Boston Belles"-Reihe von L. J Shen in ihren Bann gezogen haben, habe ich mich sehr über den Nachschub der Dark-Romance-Queen gefreut, der im Dezember als spätes Weihnachtsgeschenk erschienen ist. Mit "Cruel Castaways - Rival" beginnt die Autorin eine dreibändige Reihe, in der die drei reichen, aber von ihren schwierigen Familien auf einem Internat geparkten Freunde Christian, Riggs und Arsène ihr Glück finden. Alles in allem konnte mich L. J. Shen auch mit diesem Roman wieder gut unterhalten, leider habe ich jedoch nicht die überwältigende Sogwirkung gespürt, die mich beim Lesen ihrer anderen Werke begeistert hat. Ich weiß nicht, ob es an der für mich recht generischen Handlung, oder an meinem nachklingenden Bookhangover von "The Seven Husbands of Evelyn Hugo" liegt, aber Christian und Arya konnten mich leider erst spät in ihren Bann ziehen...
Das Cover ist wie ein typisches L. J. Shen-meets-LYX-Verlag-Buch gestaltet: hübsch anzusehen, aber stimmungsmäßig ein glattes "Thema verfehlt". Dieser weiß-rosa-Covertraum mit hellen Lichtpunkten, weißen Rosen und zarten Knospen könnte leider nicht schlechter zur Atmosphäre des Buches passen (außer vielleicht es wären noch Herzchen und Einhörner zu sehen). Denn "Cruel Castaways" ist meilenweit entfernt von einer heiteren, zarten Feelgood-Romanze, welche durch die Gestaltung impliziert wird. Hier geht es nicht süß, unschuldig oder gar romantisch zu - diese Geschichte ist mal wieder explizit, gefühlskalt und hart und hätte daher trotz der Tatsache, dass es hier deutlich zivilisierter und zahmer zugeht als in anderen Büchern der Autorin in meinen Augen eher einen schwarz-roten Vamp-Look verdient gehabt.
Erster Satz: “Fass. Bloß. Nichts. An.”
Sagen wir es wie es ist: die ersten 250 Seiten hat mich die Geschichte leider völlig kalt gelassen. Das liegt zum einen daran, dass die Handlung sehr vorhersehbar und die Dynamik schlichtweg unoriginell ist. Bei allen Facetten der Handlung - egal ob es um den Schadensersatz Prozess rund um Aryas Vater ging, Christians Ambitionen als Anwalt, die geteilte Vergangenheit von Arya und Christian oder ihre Enemies-to-Lovers-Beziehung, die daraus resultiert - hatte ich das Gefühl, das genauso schon mal irgendwo gelesen zu haben. Dabei gibt sich L. J. Shen wirklich Mühe, die rund 450 Seiten abwechslungsreich zu gestalten und wechselt dazu zwischen zwei Ich-Perspektiven und zwei Zeitebenen. Sowohl Arya als auch Christian dürfen abwechselnd erzählen, wie sie sich damals als Teenager kennengelernt haben und wie sie sich heute wieder begegnen. Dabei ist von Anfang an klar, was die beiden damals getrennt hat und dass Arya früher oder später in Christian ihren Jugendfreund erkennen und seine Charade aufdecken wird. Die wenigen Fragen über den Verlauf des Lebens der beiden zwischen dem aktuellen und dem vergangenen Handlungsstrang, die zunächst offenbleiben und über den Verlauf des Romans geklärt werden, sind dabei nur wenig drängend und haben mich zu wenig interessiert, um gespannt weiterzulesen.
“Scheiß auf sie alle. Auf unsere Familien. Unsere Eltern. Die Leuchte, die uns unrecht tun. Scheiß auf Weihnachtsessen, Christbäume, Bienenwachskerzen und hübsch verpackte Geschenke. Von heute an sind wir drei eine Familie. Wir verbringen jedes Weihnachten, jedes Ostern, jedes Thanksgiving zusammen. Wir stehen füreinander ein, und wir werden verdammt noch mal gewinnen.”
Selbst der Schreibstil wirkte auf mich uninspiriert. Auch wenn sich die Autorin hier wieder an Themen aus dem Dark Romance Genre bedient, und toxische Anklängen, intrigante Manipulationen, roher Schmerz, sexuelle Belästigung und Gewalt miteinbindet, wirken diese Aspekte wie Fremdkörper in der ansonsten deutlich zahmeren Geschichte. Diesmal scheint die teilweise derbe Sprache der Figuren und ihre Grausamkeit sich selbst und anderen gegenüber nicht so recht zu passen und beinahe aufgesetzt zu sein. Dementsprechend kamen auch die Gefühle der Figuren, die wie gewohnt auf der schmalen Linie zwischen Liebe und Hass tanzen, nicht lebensecht bei mir an und fühlten sich mehr wie ein unangenehmes Schleudertrauma als eine emotionale Achterbahnfahrt an.
“Du spielst mit dem Feuer", vernahm ich Arsènes warnende Stimme in meinem Kopf. "Mag schon sein" antwortete ich. "Aber wie könnte ich dieser wunderschönen Flamme widerstehen?”
Auch die Figuren haben mich leider enttäuscht. Zwar ist es bei Büchern der Autorin normal, dass man die Figuren nicht zu jedem Zeitpunkt der Handlung unbedingt sympathisch findet - anders als in ihren anderen Romanen, wirkten die beiden auf mich aber weder glaubwürdig noch besonders interessant, sodass ich nicht das neugierige Bedürfnis verspürte, ihnen weiter auf den Grund zu gehen. Sowohl Christian, der sich in seiner Selbstdarstellung gerne als eiskalter Rächer darstellt, dabei aber sofort alles stehen und liegen lässt, seine gesamte Karriere und sein Leben aufgibt, als er Arya wieder begegnet, als auch Arya, die von jetzt auf gleich alle Beziehungen zu den Menschen in ihrem Umfeld auf den Kopf stellt und für die Konsequenzen wohl ein Fremdwort sind, wirkten auf mich nicht wirklich greifbar und logisch. Auch ihre Beziehung und ihre gemeinsame Vergangenheit wirkte auf mich konstruiert und einfach unecht. Von den Nebenfiguren möchte ich gar nicht erst anfangen. Egal ob Aryas Vater, der vom Vater des Jahres und strahlendem Held bis zum triebgesteuerten Bösewicht auf wenigen Seiten eine 180-Grad-Kehrtwende hinlegt, ohne dabei an Tiefe zu gewinnen, oder Aryas Freundin Jillian, die nichts tut außer existieren - hier konnte mich leider niemand für sich gewinnen. Zwar bin ich nach dem Lesen grundsätzlich schon gespannt auf Riggs und Arsènes Geschichte, aber da beide recht blass blieben und mir auf den ersten Blick nicht sonderlich sympathisch waren, weiß ich nicht, ob ich die nachfolgenden Bände lesen werde.
Fazit:
"Cruel Castaways - Rival" konnte mich leider deutlich weniger in den Bann ziehen als erhofft. Anders als in den Vorgängern der Autorin haben mich weder die Figuren noch die Handlung oder die Atmosphäre der Geschichte wirklich überzeugen können. Schade!
Nachdem mich bisher die "All Saints High"-Reihe und die "Boston Belles"-Reihe von L. J Shen in ihren Bann gezogen haben, habe ich mich sehr über den Nachschub der Dark-Romance-Queen gefreut, der im Dezember ...
Nachdem mich bisher die "All Saints High"-Reihe und die "Boston Belles"-Reihe von L. J Shen in ihren Bann gezogen haben, habe ich mich sehr über den Nachschub der Dark-Romance-Queen gefreut, der im Dezember als spätes Weihnachtsgeschenk erschienen ist. Mit "Cruel Castaways - Rival" beginnt die Autorin eine dreibändige Reihe, in der die drei reichen, aber von ihren schwierigen Familien auf einem Internat geparkten Freunde Christian, Riggs und Arsène ihr Glück finden. Alles in allem konnte mich L. J. Shen auch mit diesem Roman wieder gut unterhalten, leider habe ich jedoch nicht die überwältigende Sogwirkung gespürt, die mich beim Lesen ihrer anderen Werke begeistert hat. Ich weiß nicht, ob es an der für mich recht generischen Handlung, oder an meinem nachklingenden Bookhangover von "The Seven Husbands of Evelyn Hugo" liegt, aber Christian und Arya konnten mich leider erst spät in ihren Bann ziehen...
Das Cover ist wie ein typisches L. J. Shen-meets-LYX-Verlag-Buch gestaltet: hübsch anzusehen, aber stimmungsmäßig ein glattes "Thema verfehlt". Dieser weiß-rosa-Covertraum mit hellen Lichtpunkten, weißen Rosen und zarten Knospen könnte leider nicht schlechter zur Atmosphäre des Buches passen (außer vielleicht es wären noch Herzchen und Einhörner zu sehen). Denn "Cruel Castaways" ist meilenweit entfernt von einer heiteren, zarten Feelgood-Romanze, welche durch die Gestaltung impliziert wird. Hier geht es nicht süß, unschuldig oder gar romantisch zu - diese Geschichte ist mal wieder explizit, gefühlskalt und hart und hätte daher trotz der Tatsache, dass es hier deutlich zivilisierter und zahmer zugeht als in anderen Büchern der Autorin in meinen Augen eher einen schwarz-roten Vamp-Look verdient gehabt.
Erster Satz: “Fass. Bloß. Nichts. An.”
Sagen wir es wie es ist: die ersten 250 Seiten hat mich die Geschichte leider völlig kalt gelassen. Das liegt zum einen daran, dass die Handlung sehr vorhersehbar und die Dynamik schlichtweg unoriginell ist. Bei allen Facetten der Handlung - egal ob es um den Schadensersatz Prozess rund um Aryas Vater ging, Christians Ambitionen als Anwalt, die geteilte Vergangenheit von Arya und Christian oder ihre Enemies-to-Lovers-Beziehung, die daraus resultiert - hatte ich das Gefühl, das genauso schon mal irgendwo gelesen zu haben. Dabei gibt sich L. J. Shen wirklich Mühe, die rund 450 Seiten abwechslungsreich zu gestalten und wechselt dazu zwischen zwei Ich-Perspektiven und zwei Zeitebenen. Sowohl Arya als auch Christian dürfen abwechselnd erzählen, wie sie sich damals als Teenager kennengelernt haben und wie sie sich heute wieder begegnen. Dabei ist von Anfang an klar, was die beiden damals getrennt hat und dass Arya früher oder später in Christian ihren Jugendfreund erkennen und seine Charade aufdecken wird. Die wenigen Fragen über den Verlauf des Lebens der beiden zwischen dem aktuellen und dem vergangenen Handlungsstrang, die zunächst offenbleiben und über den Verlauf des Romans geklärt werden, sind dabei nur wenig drängend und haben mich zu wenig interessiert, um gespannt weiterzulesen.
“Scheiß auf sie alle. Auf unsere Familien. Unsere Eltern. Die Leuchte, die uns unrecht tun. Scheiß auf Weihnachtsessen, Christbäume, Bienenwachskerzen und hübsch verpackte Geschenke. Von heute an sind wir drei eine Familie. Wir verbringen jedes Weihnachten, jedes Ostern, jedes Thanksgiving zusammen. Wir stehen füreinander ein, und wir werden verdammt noch mal gewinnen.”
Selbst der Schreibstil wirkte auf mich uninspiriert. Auch wenn sich die Autorin hier wieder an Themen aus dem Dark Romance Genre bedient, und toxische Anklängen, intrigante Manipulationen, roher Schmerz, sexuelle Belästigung und Gewalt miteinbindet, wirken diese Aspekte wie Fremdkörper in der ansonsten deutlich zahmeren Geschichte. Diesmal scheint die teilweise derbe Sprache der Figuren und ihre Grausamkeit sich selbst und anderen gegenüber nicht so recht zu passen und beinahe aufgesetzt zu sein. Dementsprechend kamen auch die Gefühle der Figuren, die wie gewohnt auf der schmalen Linie zwischen Liebe und Hass tanzen, nicht lebensecht bei mir an und fühlten sich mehr wie ein unangenehmes Schleudertrauma als eine emotionale Achterbahnfahrt an.
“Du spielst mit dem Feuer", vernahm ich Arsènes warnende Stimme in meinem Kopf. "Mag schon sein" antwortete ich. "Aber wie könnte ich dieser wunderschönen Flamme widerstehen?”
Auch die Figuren haben mich leider enttäuscht. Zwar ist es bei Büchern der Autorin normal, dass man die Figuren nicht zu jedem Zeitpunkt der Handlung unbedingt sympathisch findet - anders als in ihren anderen Romanen, wirkten die beiden auf mich aber weder glaubwürdig noch besonders interessant, sodass ich nicht das neugierige Bedürfnis verspürte, ihnen weiter auf den Grund zu gehen. Sowohl Christian, der sich in seiner Selbstdarstellung gerne als eiskalter Rächer darstellt, dabei aber sofort alles stehen und liegen lässt, seine gesamte Karriere und sein Leben aufgibt, als er Arya wieder begegnet, als auch Arya, die von jetzt auf gleich alle Beziehungen zu den Menschen in ihrem Umfeld auf den Kopf stellt und für die Konsequenzen wohl ein Fremdwort sind, wirkten auf mich nicht wirklich greifbar und logisch. Auch ihre Beziehung und ihre gemeinsame Vergangenheit wirkte auf mich konstruiert und einfach unecht. Von den Nebenfiguren möchte ich gar nicht erst anfangen. Egal ob Aryas Vater, der vom Vater des Jahres und strahlendem Held bis zum triebgesteuerten Bösewicht auf wenigen Seiten eine 180-Grad-Kehrtwende hinlegt, ohne dabei an Tiefe zu gewinnen, oder Aryas Freundin Jillian, die nichts tut außer existieren - hier konnte mich leider niemand für sich gewinnen. Zwar bin ich nach dem Lesen grundsätzlich schon gespannt auf Riggs und Arsènes Geschichte, aber da beide recht blass blieben und mir auf den ersten Blick nicht sonderlich sympathisch waren, weiß ich nicht, ob ich die nachfolgenden Bände lesen werde.
Fazit:
"Cruel Castaways - Rival" konnte mich leider deutlich weniger in den Bann ziehen als erhofft. Anders als in den Vorgängern der Autorin haben mich weder die Figuren noch die Handlung oder die Atmosphäre der Geschichte wirklich überzeugen können. Schade!
"The Seven Husbands of Evelyn Hugo" lag bei mir viel zu lange auf meinem SuB und durfte mich deshalb endlich über die Weihnachtsfeiertage als Buddyread mit Sofia von @sofiasworldofbooks begleiten (an dieser ...
"The Seven Husbands of Evelyn Hugo" lag bei mir viel zu lange auf meinem SuB und durfte mich deshalb endlich über die Weihnachtsfeiertage als Buddyread mit Sofia von @sofiasworldofbooks begleiten (an dieser Stelle mal wieder ein Shoutout an meine liebste Buddyreadpartnerin!). Meine Erwartungen an das Buch waren aufgrund der vielen begeisterten Rezensionen durchaus hoch, die Geschichte konnte ihnen aber mit Leichtigkeit mehr als gerecht werden und hat mir auf den letzten Meter noch ein unerwartetes, aber deshalb umso intensiveres Jahreshighlight beschert! Einfach wow!
Zunächst wie immer einige Worte zur Gestaltung. Ich habe die englische Originalausgabe gelesen, deren Titel und Cover zwar nicht unbedingt als schön zu bezeichnen sind, aber passender nicht sein könnten. Zu sehen ist die abgeschnittene Form einer blonden Frau in einem smaragdgrünen Abendkleid, Perlenkette und rotem Lippenstift, die vor dem dunkelroten Hintergrund eines Strandhauses posiert. Damit entspricht sie genau dem Bild, das ich von Evelyn Hugo während dem Lesen kultiviert habe und vermittelt einen Eindruck von Glamour und Geheimnissen - eben genau des Mottos, nachdem Evelyn lebt:
“Never let anyone make you feel ordinary.”
Schon nach wenigen Seiten hatte die Geschichte mich am Haken und ich wusste: das wird richtig, richtig gut! Ich finde es sehr schwer, mich zu entscheiden, wo ich bei diesem Meisterwerk überhaupt anfangen will, denke aber, man muss zunächst die interessante Erzählweise kennen, um die besondere Wirkung des Buches zu verstehen. Die Autorin breitet hier so lebensecht die Lebensgeschichte einer Hollywood-Ikone von Anfang bis Ende aus, dass es sich ohne Weiteres um eine echte Biografie handeln könnte. Dazu nutzt sie zwei Zeitebenen und verschiedene Erzählperspektiven. Zunächst lernen wir die junge Journalistin Monique kennen, die das überraschende Angebot erhält, die Memoiren von Schauspiel-Legende Evelyn Hugo zu schreiben. Zwischen kurzen Abschnitten in der Gegenwart, in denen eine betagte Evelyn Monique ihre Lebensgeschichte erzählt, ist eben jene Biografie aus der Ich-Perspektive von Evelyn eingeschoben. Beginnend mit dem Tod ihrer Mutter und dem Kennenlernen ihres ersten Ehemanns in 1954 verfolgen wir aufgeteilt in sieben Teile, die jeweils nach ihren Ehemännern benannt sind, Evelyns Aufstieg vom armen Hells Kitchen bis in den höchsten Ränge Hollywoods. Zusätzlich zu den zwei Zeitebenen und Erzählperspektiven, sind auch in regelmäßigen Abständen Zeitungsauschnitte beigefügt, die jeweils die Sicht der Öffentlichkeit auf die Geschehnisse widerspiegeln.
“Evelyn looks at me with purpose. "Do you understand what I'm telling you? When you're given an opportunity to change your life, be ready to do whatever it takes to make it happen. The world doesn't give things, you take things. If you learn one thing from me, it should probably be that.”
Durch diese beigefügten Artikel und Moniques Außensicht auf Evelyn sehen wir in ihr zunächst, was die ganze Welt sieht: eine überlebensgroße Ikone mit einem bewegten Leben, sieben Ehemännern und großem Talent. Zusammen mit Evelyn dann in die Tiefe zu gehen und herauszufinden, was wirklich hinter den sieben Ehen und ihrem großen Erfolg gesteckt hat, fühlt sich dadurch sehr intim an. Ihr Leben aus ihrer eigenen Sicht nachzuerleben ist ein schockierendes, skandalöses, beeindruckendes und immer wieder überraschendes Leseerlebnis. Denn trotz dass wir durch die Zeitungsartikel und Monqiues Recherchen in groben Zügen wissen, wie Evelyns Leben verlaufen wird, kann man nicht anders als sich kopfüber in die Geschichte zu stürzen und gebannt an jedem Wort zu hängen. Das liegt vor allem an den beiden großen Leitfragen, die sich als Spannungsgeber durch die Geschichte ziehen: Wer war Evelyn Hugos große Liebe? Und: Wie sind die Leben von Monique und Evelyn verbunden, sodass die Hollywood Größe ausgerechnet die unbekannte Journalistin dazu auserkoren hat, ihre Geschichte zu erzählen?
“People think that intimacy is about sex. But intimacy is about truth. When you realize you can tell someone your truth, when you can show yourself to them, when you stand in front of them bare and their response is 'you're safe with me'- that's intimacy.”
Auch der mitreißende Schreibstil der Autorin sorgt dafür, dass die Geschichte eine Dynamik entwickelt, der man sich nicht entziehen kann. Taylor Jenkins Reid entführt hier in das Old Hollywood der 50er Jahre und zeichnet ein Bild von Licht und Schatten. Bald wird klar, dass hier weniger die Kunst des Filmemachens im Vordergrund steht und mehr Intrigen, Machtkämpfe, Korruption, Skandale, Zufall, Glück, die Meinung der Presse und gute Beziehungen festlegen, wer Erfolg hat und wer nicht. Es geht um Opfer, Hass, Gewalt, Sucht und den schönen Schein, jedoch auch um Talent, Inspiration, Hilfe, Freundschaft und Liebe. Ich bin beim Lesen geradezu durch die Seiten gerauscht und habe immer wieder Bewunderung für Taylor Jenkins Reid verspürt, gleichzeitig ist jedoch schwer festzumachen, was ihren Schreibstil eigentlich überhaupt ausmacht, da er für mich stark mit Evelyn als erzählender Figur verschmolzen ist. Ich habe zeitweise komplett vergessen, dass hier Taylor Jenkins Reid eine fiktive Geschichte schreibt und nicht Evelyn Hugo tatsächlich von ihrem Leben erzählt. Und das ist wohl alles, was ich des Lobes über ihren Schreibstil sagen muss.
“You do not know how fast you have been running, how hard you have been working, how truly exhausted you are, until somewhat stands behind you and says, “It’s OK, you can fall down now. I’ll catch you.”
Damit wären wir auch schon beim großen Dreh- und Angelpunkt der Geschichte angekommen: Die Hauptfigur. Evelyn Hugo - Der beeindruckendste und vielschichtigste Mensch, der mir zwischen zwei Buchdeckeln jemals begegnet ist und der so lebensnah erschien, dass ich mich beim Lesen mehrmals davon abhalten musste, sie zu googeln. Zu sehen, wie sich diese starke Frau mit enormem Talent, großen Ambitionen und dem Willen, für ihren Traum alles zu opfern, in einer männerdominierten, eiskalten Welt bis ganz nach oben durchschlägt, hat mich zu gleichen Teilen stolz gemacht und mein Herz gebrochen. Sie ist eine moderne Frau in einer sexistischen Welt, die für ihre Fortschrittlichkeit noch nicht bereit war und sie auf das heruntergebrochen hat, was auf den ersten Blick ersichtlich war: ihre Schönheit, ihre Sexualität, ihre sieben Ehemänner. Wir bekommen allerdings einen Blick hinter die Kulissen der großen Ikone und sehen sie als Freundin, als Mutter, als Ehefrau und als Geliebte, sehen sie mit ihren Schwächen, ihren Fehlern, ihrer Menschlichkeit und bewundern sie für ihre Einstellung, sich nicht kleinreden zu lassen und selbstbestimmt zu entscheiden, wer sie sein möchte. Dadurch entsteht beim Lesen eine große Nähe zu ihr, auch wenn man sie als Figur nicht zu jedem Zeitpunkt sympathisch finden kann, und es geht nicht anders, als ihre Entwicklung über die Jahre hinweg mit Spannung zu verfolgen.
“It’s always been fascinating to me how things can be simultaneously true and false, how people can be good and bad all in one, how someone can love you in a way that is beautifully selfless while serving themselves ruthlessly.”
Besonders spannend ist, dass sie mit der Zeit nicht nur klarer sieht, was sie eigentlich möchte und langsam zu ihren Wurzeln zurückfindet, sondern auch durch ihre Erfahrungen eine aufmerksamere Beobachterin wird. Das schlägt sich auch in der Erzählperspektive wieder. Ihre eigenen Gefühle und Gedanken werden immer reflektierter und auch die Ambivalenz der Menschen um sie herum immer eindeutiger, sodass man mehrmals seine Meinung über sie ändern muss. Sowohl während ihrer Geschichte als auch rückblickend, als alle Geheimnisse aufgedeckt und alle schmerzhaften Fakten auf dem Tisch liegen, kann man Evelyn für ihre Handlungen und Entscheidungen weder ausschließlich bewundern noch klar verurteilen. Monique fasst diese Komplexität am Ende sehr treffend zusammen: "There´s Evelyn Hugo for you. Somewhere in the middle."
“No one is just a victim or a victor. Everyone is somewhere in between. People who go around casting themselves as one or the other are not only kidding themselves, but they’re also painfully unoriginal.”
Auch die Nebenfiguren sind so greifbar und lebendig dargestellt, dass man sich beim Lesen sicher ist, dass es sie gegeben haben muss. Egal ob die sieben Ehemänner, Evelyns Freundin Celia, ihre Tochter Connor oder die vielen Wegbegleiter, die eher kleinere Rollen spielen - alle sind nuanciert mit vielen Grautönen dargestellt, sodass man sie alle gleichermaßen lieben und verachten muss. Mein absoluter Lieblingscharakter war dabei der Filmproduzent Harry Cameron. Über die Gründe für meine Bewunderung für ihn sowie meine Meinung zu weiteren Nebenfiguren kann ich hier allerdings leider nicht viel schreiben, da es zu viel spoilern würde. Lasst Euch allerdings gesagt sein, dass nichts ist, wie es scheint und auch ehemals verhasste Figuren nochmal ein überraschendes Comeback haben können...
“Isn't it awfully convenient,” Harry added, “that when men make the rules, the one thing that's looked down on the most is the one thing that would bear them the greatest threat? Imagine if every single woman on the planet wanted something in exchange when she gave up her body. You'd all be ruling the place. An armed populace. Only men like me would stand a chance against you. And that's the last thing those assholes want, a world run by people like you and me.”
Monique, die die Geschichte in der Gegenwart erzählt, bleibt neben der ausführlich aufgerollten Lebensgeschichte von Evelyn eher im Hintergrund, wenn auch dadurch nicht blass. Besonders zu sehen, wie die Begegnung mit Evelyn ihr eigenes Leben und ihre Entscheidungen beeinflusst, in dem sie die vielen kleinen Lebensweisheiten berücksichtigt, die Evelyn mal ganz klar ausspricht, mal mit großen Fußspuren vorlebt, ist sehr interessant und herzerwärmend. Die große Wendung am Ende, die die Verbindung zwischen den beiden Frauen enthüllt, kam für mich allerdings nicht zu 100% überraschend, als vorhersehbar würde ich sie aber definitiv nicht bezeichnen. Eher dass Taylor Jenkins Reid durch viele versteckte Hinweise eine Art Bauchgefühl bei uns LeserInnen etabliert, das uns dann auf die richtige Fährte führt.
“When you dig just the tiniest bit beneath the surface, everyone's love life is original and interesting and nuanced and defies any easy definition.”
Generell ist es bezeichnend, dass man trotz des enormen Foreshadowings immer wieder von der Geschichte überrascht wird und auch das Ende einschlägt wie eine Bombe. Zwar weiß man durch die Vorausgriffe der Zeitungsartikel, was in etwa passieren wird und dass Evelyn am Ende ihres Lebens alleine dastehen wird. Auf den absoluten Herzschmerz der letzten 100 Seiten kann dieses Wissen einen aber dennoch nicht vorbereiten. Nach dieser emotionalen Reise durch Evelyns Leben zuzusehen, wie sie nacheinander alle Menschen verliert, die ihr jemals am Herzen lagen, ist einfach nur herzzerreißend und ich gebe gerne zu, dass ich beim Lesen des Endes geweint habe. Und zwar die kompletten letzten 50 Seiten! Als kleine Kostprobe kommt zum Abschluss meiner Rezension das Zitat, das mich am allermeisten zerstört hat:
“But if you have to go, then go. Go if it hurts. Go if it's time. Just go knowing you were loved, that I will never forget you, that you will live in everything Connor and I do. Go knowing I love you purely, Harry, that you were an amazing father. Go knowing I told you all my secrets. Because you were my best friend.”
Fazit:
Unterm Strich ist "The Seven Husbands of Evelyn Hugo" also ein wahnsinnig lebensechtes Porträt einer starken Frau, das von Beginn an durch eine unglaublich interessante Dynamik und intensive Nähe zu den Figuren mitreißt und beim Lesen die gesamte Palette an verfügbaren Emotionen ausgelöst hat. Ich bin tief beeindruckt von dieser Geschichte über Identität, Sexualität, Beziehungen und wahre Größe und werde sie definitiv noch lange in Erinnerung behalten.
Zum Abschluss noch ein paar weitere Zitate:
“Sometimes reality comes crashing down on you. Other times reality simply waits, patiently, for you to run out of the energy it takes to deny it.”
“Heartbreak is a loss. Divorce is a piece of paper.”
“And taking pride in your beauty is a damning act. Because you allow yourself to believe that the only thing notable about yourself is something with a very short shelf life.”
“Which is about the cruelest thing you can do to someone you love, give them just enough good to make them stick through a hell of a lot of bad.”
“Oh I know the whole world prefers a woman who doesn't know her power, but I'm sick of all that.”
Ich bin ein großer Fan von Märchenadaptionen und da die Bücher von Christian Handel schon längere Zeit auf meiner Wunschliste stehen, habe ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen und mir ein Exemplar ...
Ich bin ein großer Fan von Märchenadaptionen und da die Bücher von Christian Handel schon längere Zeit auf meiner Wunschliste stehen, habe ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen und mir ein Exemplar seiner brandneuen düster-atmosphärischen Neuerzählung des Märchens „Rumpelstilzchen“ angefragt. "Schattengold" ist eine gelungene Mischung aus klassischem Märchen und moderner Phantastik - Christian Handel füllt hier das bekannte Handlungskonstrukt mit neuen Ideen und hat mir damit schauerlich-schöne Lesestunden bereitet.
Zunächst wie immer einige Worte zum Cover. Zu sehen ist die schwarz-goldene Silhouette einer Frau in wallendem Kleid vor einem staubig-grauen Hintergrund. Im Vordergrund ragen knorrige Äste und dünne Klauen scherenschnittartig ins Bild und geben der Szenerie zusammen mit dem goldenen Vollmond und den Spinnennetzen einen schaurigen Touch. Die Motive - der Mond, die Äste und Spinnennetze - lassen sich auch innerhalb des Buches an den Kapitelanfängen finden und ziehen sich über den Farbschnitt meiner limitierten Ausgabe hinweg. Neben dem Buch hat mir der Verlag passend zum Buch goldene Schokoladenmünzen, ein Lavendelkissen und Postkarten mitgesendet. Das "Feengold" wurde gleich verspeist, das Lavendelkissen liegt nun auf meinem Nachttisch, um mich vor dem Dunklen Volk zu beschützen. Insgesamt gibt´s also einen Daumen hoch für die Gestaltung!
Erster Satz: "Der Geist meiner Mutter lebte an einem kleinen Weiher mitten im Firnwald, direkt an der Grenze zum Feenreich."
Christian Handel erzählt in "Schattengold" aufgeteilt in zwei Teile, wie die junge Müllerstochter Farah beschuldigt wird, Feengold zu besitzen, vor die Königin zitiert wird und als Wiedergutmachung ihre "goldenen Hände" dazu einsetzen muss, Stroh zu Gold zu spinnen. Da sie selbst diese Gabe nicht besitzt, muss sie sich Hilfe aus dem Feenreich holen und geht dafür drei schicksalshafte Handel mit einem dunklen Feenwesen ein, die sie schon bald bereuen wird... Mit diesem kurzen Rundumschlag ist schon klar, dass die Handlung in groben Zügen dem klassischen Märchen um Rumpelstilzchen folgt. Der Verlauf der Geschichte sowie einige Schlüsselszenen werden einem beim Lesen also nicht neu erscheinen. Der Autor füllt das bekannte Handlungskonstrukt jedoch mit neuen Ideen und Abwandlungen und kleidet das stereotype Märchenschema mit Details zum Setting sowie eine genaue Charakterzeichnung aus, sodass ein mitreißendes Gesamtbild entsteht.
"Über mich gebeugt stand das Wesen aus dem Wald, der Spinnenmann. Groß und hager, die knochigen Gliedmaßen an den Gelenken seltsam verdreht, als sei er ein zum Leben erwachter Baum. Seine Augen leuchteten gespenstisch. "Erinnerst du dich", flüsterte das Wesen, ohne seine Lippen zu bewegen. Ich war mir nicht sicher, ob ich seine Stimme mit den Ohren oder nur mit dem Kopf hörte. "Farah...?"
Das Worldbuilding ist dabei eher zurückhaltend gestaltet, wir lernen jedoch ein menschliches Königreich, dessen südlicher Nachbar und die zweigeteilte Feenwelt im Firnwald kennen. Vor allem die Beziehungen zwischen den Menschen und dem Lichten und dem Dunklen Volk bieten viele Kontraste und Konflikte, welche als Hintergrund für dieses Märchen sehr spannend sind. Auch das Magiesystem ist eher minimalistisch erklärt und bis zum Ende bleibt lange Zeit unklar, welche Art von Magie Farah nun eigentlich besitzt, welche Rolle ihre Ziehmutter Berit spielt und in welcher Beziehung sie zu den Feen steht. Diese geheimnisvolle Unklarheit war für mich der Hauptspannungsgeber der Geschichte und trägt zur tollen Atmosphäre des Romans bei.
"Winzige Spinnen huschten über den Stein. Wie poliertes Ebenholz glänzten ihre fingernagelgroßen Leiber in der Dunkelheit. Es mussten Dutzende sein, Hunderte, die durch das Fenster hineinströmten. Vor dem Zinnteller teilte sich der Strom, ehe er sich auf der anderen Seite wieder zusammenfand. Die Spinnen erinnerten an eine Armee tierischer Soldaten und sie waren auf dem Weg zu... mir. "Farah", flüsterte die Stimme des Monsters hinter mir, und ich wirbelte so schnell herum, dass mir schwindelig wurde."
Apropos Atmosphäre... Wir lesen hier von Pilzgnomen, Geistern im Wasser, verbotenem Feengold, blutenden Wäldern, brennenden Katzen und einem geheimnisvollen Mann ohne Namen auf einer einsamen Lichtung. Zieht man von der so entstehenden Märchenatmosphäre noch den Kitschfaktor ab und addiert den dezentem Horroreinschlag dazu, erinnert die Geschichte stark an einen Tim-Burton-Film: mystisch, gruselig, romantisch und verträumt zu gleich - eben durch und durch märchenhaft! Zum Leben erweckt wird diese Mischung durch den Schreibstil von Christian Handel, der genau wie in seinem Handlungskonzept moderne Sprache mit altertümlicher mischt. Besonders das Ende hat mich sehr verzaubert und auch überrascht, sodass ich seine anderen Märchenadaptionen definitiv weiterverfolgen werde - besonders "Becoming Elektra" und "Rowan & Ash" stehen schon länger auf meiner Wunschliste.
"In meinem Reich kennt man keine Namen", sagte die Mottenfrau. Sie drehte sich schneller und schneller, und mit jeder Drehung stiegen mehr Falter von ihrem Kleid auf und bildeten um sie herum eine Wolke. "Wenn er einen Namen besaß, dann in einer anderen Zeit, in einem anderen Leben", rief sie über das Pfeifen des Windes hinweg. "Wenn er einen besaß, so ist er lange vergessen. Nicht einmal mehr die Knochen und Steine erinnern sich an ihn. Und selbst das Dunkel Volk besitzt nicht die Macht, in der Zeit zurückzureisen und einen verlorenen Namen zu finden."
Mein einziger Kritikpunkt an "Schattengold" ist, dass die Geschichte mit etwa einem Jahr eine recht große Zeitspanne abdeckt und zwischen dem ersten Teil mit dem Handel um das gesponnene Gold und dem etwa neun Monate späteren zweiten Teil mit dem Showdown im Feenwald alles wie im Zeitraffer abzulaufen scheint. Das beeinflusst die Liebesgeschichte, aber auch die Figuren, die sich sehr schnell entwickeln und dabei auch einige Sprünge machen, die man ich nicht ganz nachfühlen konnte. Darunter leiden in meinen Augen besonders die Nebenfiguren, welche allesamt sehr interessant gestaltet sind, aber zum Teil bloß Hilfsfiguren der Hauptperson bleiben. Vor allem Prinz Magnus, die geheimnisvolle Berit und Farahs queerer Bruder Thomas hätten noch mehr Potenzial gehabt, das durch die beiden temporeichen Handlungsblöcke und dem großen Zeitsprung dazwischen allerdings nicht genutzt werden konnte.
"Manchmal geht es nicht darum, dass wir Angst haben", sagte ich leise. "Sondern darum, dass wir trotz dieser Angst tun, was nötig ist."
Auch Tierfiguren wie ein Waschbär und eine Eule kommen hier vor, was ich sehr süß und in diesem Märchensetting passend fand. Ich habe allerdings bis zum Ende darauf gewartet, das aufgelöst wird, was es mit den beiden auf sich hat, und war etwas enttäuscht, als die beiden einfach Tiere blieben. Dafür macht dann unterm Strich aber die Hauptfigur Farah wieder wett, die mir als starke Heldin sehr gut gefallen hat. Den Sprung zum Highlight hat "Schattengold" also haarscharf verpasst, eine ausdrückliche Leseempfehlung mag ich aber trotzdem aussprechen!
Fazit:
"Schattengold" ist eine gelungene Mischung aus klassischem Märchen und moderner Phantastik - Christian Handel füllt hier das bekannte Handlungskonstrukt mit neuen Ideen und hat mir damit schauerlich-schöne Lesestunden bereitet.