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Veröffentlicht am 20.12.2021

Zeitsprung

Revolution der Träume
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Zeitreise ins Berlin des Jahres 1918: Der Krieg ist vorbei, durch die Revolution wird der Kaiser gestürzt, und doch ist alles noch sehr frisch und vulnerabel. Liebknecht und Luxemburg kämpfen für die Demokratie ...

Zeitreise ins Berlin des Jahres 1918: Der Krieg ist vorbei, durch die Revolution wird der Kaiser gestürzt, und doch ist alles noch sehr frisch und vulnerabel. Liebknecht und Luxemburg kämpfen für die Demokratie und werden von den Militärs hingerichtet. Vor diesem Hintergrund verfolgen wir die Geschichte der Freunde Carl, Isi und Artur, die sich, von den Kriegswirren getrennt, in Berlin wiederfinden.
Isi als draufgängerische Revoluzzerin und überzeugte Kommunistin erfrischt mit kleinen Trickbetrügereien und großen Waffendiebstählen und horcht als „Medium“ die Frauen der Oberschicht aus, während der im Krieg verwundete Artur mit halbseidenen Geschäften zum König der Unterwelt aufsteigt und der verträumte, empathische Fotograf Carl als Kameramann bei der UFA anheuert und sich im Stummfilm bewährt.
Die goldenen zwanziger Jahre sucht man vergeblich in diesem Berlin der Nachkriegszeit. Hunger und Verelendung prägen das großartig von Autor Andreas Izquierdo gezeichnete Porträt der großen Stadt. Frauen, die sich verkaufen müssen, da der Mann im Krieg gefallen und die Kinder nicht sattzukriegen sind. Kinder, die nie einen Vater kennengelernt haben und bereits in jungen Jahren die Härte der Nachkriegszeit spüren. Freunde, die sich vor dem Krieg begegneten und sich nun langsam wiederfinden müssen und dabei auch feststellen, dass Krieg alles und alle verändert.
Doch Isi, Carl und Artur halten zusammen. Und so einander am Leben.
Faszinierende, detailreiche Reise in eine Zeit, die wir uns heute nicht mehr vorstellen können. Persönlich fand ich die Erzählung manchmal zu langatmig, aber dennoch spannend und stimmig.

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Veröffentlicht am 04.11.2021

Frit your meal

Ran an die Fritteuse – Draußen frittieren
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Su Vössing ist vielen vielleicht aus „Kochduell“ bekannt. Mit „Ran an die Fritteuse“ beweist sie Kreativität und möchte so manches Vorurteil gegenüber dem Einsatz von Fritteusen entkräften. Dem üblicherweise ...

Su Vössing ist vielen vielleicht aus „Kochduell“ bekannt. Mit „Ran an die Fritteuse“ beweist sie Kreativität und möchte so manches Vorurteil gegenüber dem Einsatz von Fritteusen entkräften. Dem üblicherweise gleich als erstes gegen die Fritteuse in der eigenen Küche ins Feld geführte Vorwurf, dass das Fett unangenehm riecht, begegnet sie mit dem Vorschlag, doch im Freien – neben dem Grill – auch die Fritteuse zu installieren und gibt auch gleich nützliche Tipps am Anfang des Buches über den richtigen Aufstellort für den ganzjährigen Einsatz.
Zu den Rezepten: Die Rezepte sind in einige Gruppen gegliedert (Fritten, Vegetarisch, Fleisch, Fisch / Meeresfrüchte und Süßes aus der Fritteuse). Das Buch ist übersichtlich, jede Speisenzubereitung ist gut und ausführlich erklärt (so werden beispielsweise die benötigten Zeiten in Zubereitungszeiten, Marinierzeiten und Frittierzeiten getrennt) und die Bilder von Su Vössings Mann, die die Speisen höchst appetitanregend, in schönen Farbkombinationen darstellen, lassen einem einfach das Wasser im Mund zusammenlaufen.
So gibt es wunderbare Calamari fritti mit Safranrouille, Rosenküchle mit Kirschkompott, oder Hähnchen mit BBQ-Sauce. Oder auch Wan Tans mit Ricottafüllung, ein scharfes Tomatendip zu knusprigen Zwiebelringen oder kleine Backfischchens mit Curry-Dip.
Überhaupt die Saucen: Eigentlich geht es in diesem Buch weniger um das Frittierte selbst als um die wunderbaren Begleiter, die ich, mangels der Möglichkeit, aktuell mit der Fritteuse ins Freie zu übersiedeln, für die Rezension öfter ausgetestet habe als die Rezepte für das Frittierte selbst.
Die Dips, Dressings und Saucen sind auch am Ende des Buches nochmals zusammengefasst auf 4 Seiten aufgelistet, was einen schönen Überblick gibt. Auch das Inhaltsverzeichnis, getrennt in ein alphabetisches Rezeptregister und ein zusätzliches Zutatenregister, rundet den Eindruck, dass hier jemand weiß, wie man ein Kochbuch ansprechend und praktisch gestaltet, ab.
Ich hatte jedenfalls sehr viel Spaß beim Nachkochen und es schmeckte bisher allen Probanden. Ich bin sicher, dass Buch wird noch oft zum Einsatz kommen!

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Veröffentlicht am 12.10.2021

Hohes Tempo, rasante Twists

Tod im Hohen Venn
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Was als harmloser Einkaufsausflug des Lütticher Kripochefs Piet Donker nach Weybach, einer belgischen Kleinstadt, beginnt, entwickelt sich in rasendem Tempo als eine verzwickte Entführung mit Mordabsicht. ...

Was als harmloser Einkaufsausflug des Lütticher Kripochefs Piet Donker nach Weybach, einer belgischen Kleinstadt, beginnt, entwickelt sich in rasendem Tempo als eine verzwickte Entführung mit Mordabsicht. Eine ganze Familie ist verschwunden, das Auto wird ausgebrannt aufgefunden, und es mehren sich die Zeichen, dass das aktuelle Verbrechen mit einem nie aufgeklärten Unfall mit Todesfolge, bei dem das Kind eines Polizeibeamten getötet wurde, zusammenhängen könnte. Piet Donker läuft sprichwörtlich die Zeit davon, nicht nur bei der Suche nach den Entführungsopfern, da man befürchten muss, dass diesen bald die Atemluft ausgehen könnte, sondern auch die Zeit, die er eigentlich an diesem Wochenende für seine Tochter Liv und seine Lebensgefährtin Sina reserviert hatte. Und immer, wenn er meint, den Täter bereits gefasst zu haben und die Entführungsopfer retten zu können, macht eine dramatische Wendung die Hoffnungen zunichte. Doch es wäre nicht Piet Donker, wenn er nicht zum Schluss nicht nur diesen, sondern auch noch zwei 27 Jahre zurückliegende Verbrechen aufdecken würde.

Ein sympathischer Ermittler, der im Gewissenkonflikt zwischen der Verantwortung für die vermutlichen Opfer und seinem Privatleben hin- und hergerissen wird. Eine gewaltig-beeindruckende Landschaft, die in der Erzählung manchmal zu kurz kommt. Sehr bildlich und detailliert dargestellte Protagonisten, die Schuld auf sich geladen haben. Und ein Rachefeldzug, der auf Lügen gründet und sehr viel Unschuldigen viel Leid zufügt.

Meine erste, aber sicherlich nicht letzte Ermittlung mit dem empathischen Belgier.

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Veröffentlicht am 13.01.2021

Nachdenklich, mutig und wunderschön

Die Farbe von Glück
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Clara Maria Bagus hat uns mit diesem Roman ein wahres Geschenk offenbart. Ich habe gefühlte Ewigkeiten zum Lesen gebraucht, einerseits, weil ich dieses wunderbare Buch nicht beenden konnte, aber auch, ...

Clara Maria Bagus hat uns mit diesem Roman ein wahres Geschenk offenbart. Ich habe gefühlte Ewigkeiten zum Lesen gebraucht, einerseits, weil ich dieses wunderbare Buch nicht beenden konnte, aber auch, weil ich so viele Passagen aus dem Buch herausschreiben wollte, notieren, bewahren, mir vor Augen halten.

Eine schöne, eine traurige, eine nachdenkliche Geschichte, die uns mit Fragen an uns selbst konfrontiert:
Wie weit darf man für sein eigenes Glück und für das Glück der Menschen, die uns nahestehen, gehen?
Und ist es nicht so, dass man seinem Schicksal nie entkommt, egal, welche Flucht man versucht? Und dass sich Glück nicht erzwingen lässt?

Der Roman hat mich tief berührt. Sprachlich brillant, mit Weisheiten versehen, die jeden anrühren und betreffen. Ein zeitloses Buch über die Liebe und das Leben, das wohl jeden Leser zutiefst berührt.

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Veröffentlicht am 13.10.2020

Familiengeheimnisse

Baskische Tragödie
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Luc Verlain, erfolgreicher Ermittler aus Paris, hat bereits vor 3 Bänden Paris verlassen und ist in seine Heimat Aquitaine zurückgekehrt. Dort hat er mit seinem Team inzwischen bereits 3 mysteriöse Mordfälle ...

Luc Verlain, erfolgreicher Ermittler aus Paris, hat bereits vor 3 Bänden Paris verlassen und ist in seine Heimat Aquitaine zurückgekehrt. Dort hat er mit seinem Team inzwischen bereits 3 mysteriöse Mordfälle aufklären können. Der unstete Commissaire ist sesshaft geworden und hat in seiner Arbeitskollegin Anouk, mit der er nun ein Kind erwartet, auch seine Liebe gefunden.
Doch dann findet ein fünfjähriger Junge am Stand der Aquitaine ein Päckchen Kokain, nascht im Glauben, Zucker vor sich zu haben, etwas von dem Pulver und fällt ins Koma. Der Drogenfund am Strand bleibt kein Einzelfall, auch an anderen Stränden und in anderen Dezernaten werden ähnliche Pakete angespült.
Während dieser Ermittlungen erhält Luc Nachricht über ein medizinisches Gutachten, das im Baskenland erstellt wurde – er IST bereits Vater eines Mädchens, mit dessen Mutter Luc eine kurze Affäre in Paris hatte. Da Luc bereits Ziel mehrerer anonymer Nachrichten des offenbar gleichen Verfassers war und auch Anouk bereits einmal ein Schreiben erhalten hat, beschließt Luc, der Sache nachzugehen und endgültig reinen Tisch zu machen. Ohne irgendjemanden darüber zu informieren, reist Luc Richtung Baskenland. Doch damit begibt er sich in die Falle eines gnadenlosen Jägers, der nur eines zum Ziel hat: Lucs Leben zu zerstören, so wie Luc sein Leben vor vielen Jahren zerstört hat.
Eine spannende Verfolgungsjagd beginnt, und atemlos fragt man sich öfters: kann Luc das wirklich alleine schaffen? Der Gegner scheint übermächtig und Luc immer einen Schritt voraus zu sein.
Alexander Oetker hat mit „baskische Tragödie“ keinen klassischen Krimi vorgelegt – man begleitet den sympathischen Protagonisten Luc Verlain vielmehr in einer Zeitreise zurück zu einem seiner ersten und sicherlich prägendsten Fälle. Wie immer bei den Luc-Verlain-Krimis wird auch der Region, sozusagen der Kulisse, Raum geboten und wir erfahren viele Details über das Baskenland, die mir so noch nicht bekannt waren. Alte Bekannte aus den ersten drei Fällen tauchen auch hier wieder auf und halten die Geschichte sehr lebendig. Ich freue mich auf eine Fortsetzung!

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