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Veröffentlicht am 23.09.2023

Genialer historischer Krimin

Der Totengräber und der Mord in der Krypta (Die Totengräber-Serie 3)
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Mit „Der Totengräber und der Mord in der Krypta“ legt Oliver Pötzsch bereits den dritten Fall der Totengräber-Reihe vor. Die bunte Truppe der drei Hauptprotagonisten besteht wie immer aus dem sympathischen ...

Mit „Der Totengräber und der Mord in der Krypta“ legt Oliver Pötzsch bereits den dritten Fall der Totengräber-Reihe vor. Die bunte Truppe der drei Hauptprotagonisten besteht wie immer aus dem sympathischen Inspektor Leopold von Hertzfeld, der Tatortfotografin Julia und selbstverständlich dem kauzigen Totengräber Augustin Rothmayer, der an seinem neuen Buch arbeitet. Die Fälle sind in sich geschlossen, daher können auch Quereinsteiger das Buch ohne Probleme lesen. Nur wer die privaten Entwicklungen der Protagonisten untereinander verfolgen möchte, sollte sich an die chronologische Reihenfolge halten.
Dieses Mal bekommt es das Trio mit dem Phänomen Spiritismus zu tun. Zum Ende des 19. Jahrhunderts waren Séancen und andere spirituelle Zusammenkünfte an der Tagesordnung. Das Mordopfer, das in der Krypta gefunden wurde, war ein Naturwissenschaftler, der solche Séancen als Schwindel zu entlarven versuchte. Liegt hier möglicherweise das Motiv?
Zudem gibt es noch einen zweiten Fall zu klären, denn es verschwinden immer wieder Kinder aus einem Waisenhaus und tauchen nicht mehr auf. Hat sie tatsächlich der „Nachtkrapp“ geholt?
Oliver Pötzsch ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. Er versteht es den Leser zu unterhalten und gleichzeitig einen sehr spannenden Krimi zu erzählen. Dabei erfährt man auch so einiges über die damaligen Techniken, als die Tatortfotografie noch in den Kinderschuhen steckte. Gedanklich zieht man dabei natürlich Vergleiche zu den heutigen Techniken und es ist wirklich enorm, was sich seitdem verändert hat.
Das Buch enthält auch viel Lokalkolorit durch die Beschreibungen, aber auch die Sprache. Leo, der von Haus aus nur Hochdeutsch spricht, bekommt es immer wieder mit dem Wiener Dialekt zu tun. Mir persönlich haben diese Einlagen immer sehr gut gefallen und sie unterstreichen das Wiener Flair. Gastauftritte gibt es dieses Mal von Leos Mutter, die ihren Sohn in Wien besucht und auch ein bekannter britischer Autor gibt sich die Ehre.
Ein Roman, der nicht nur sehr spannend und unterhaltsam, sondern auch informativ ist. Dem Buch merkt man die gute Recherche an. Auch die Auflösung fand ich äußerst gelungen, der Autor überrascht hier mit einer Wendung und einem schlüssigen Ende.
Insgesamt wieder ein spannender und sehr gut erzählter Fall. Die Reihe rund um Leo, Julia und dem Totengräber ist einfach nur genial. Ich hoffe auf eine Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 16.09.2023

Ein Buch, das man nicht so schnell vergisst

Sekunden der Gnade
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Als im Jahr 1974 ein Gerichtbeschluss umgesetzt werden soll, der die Rassentrennung an öffentlichen Schulen aufhebt, sorgt dies für jede Menge Unruhen in der Bevölkerung. Künftig sollen schwarze Schüler ...

Als im Jahr 1974 ein Gerichtbeschluss umgesetzt werden soll, der die Rassentrennung an öffentlichen Schulen aufhebt, sorgt dies für jede Menge Unruhen in der Bevölkerung. Künftig sollen schwarze Schüler mit dem Bus an weiße Schulen gebracht werden und umgekehrt. In Mitten dieser Unruhen macht sich Mary Pat Fennessy Sorgen um ihre 17jährige Tochter Jules. Das ansonsten zuverlässige Mädchen ist nicht nach Hause gekommen. Mary Pat begibt sich auf die Suche und stößt dabei auf eine Mauer des Schweigens. Doch sie gibt nicht auf und setzt alles daran herauszufinden, was mit Jules geschah. Langsam beginnt sie zu begreifen, dass man ihr das Letzte genommen hat, das in ihrem Leben noch wichtig war.

Die Aufhebung der Rassentrenneng ist der Aufhänger zu diesem Roman, steht aber nicht unbedingt im Mittelpunkt. Es ist ein heißer Sommer in Boston. Mary Pat lebt mit ihrer Tochter Jules in Southie, einem Arbeiterviertel, das von irisch stämmigen Menschen geprägt ist.
Das Leben hat es nicht gut gemeint mit Mary Pat, ein Ehemann verstarb, vom zweiten lebt sie getrennt. Ihr Sohn Noel starb durch Drogen. Somit ist ihre Tochter Jules ihr einziger Mittelpunkt. Mit ihrem Verschwinden, entsteht ein riesiges Loch in Mary Pats Leben. Zwar ist sie nicht unbedingt die sympathischste Protagonistin, doch es ist spannend ihre Verwandlung von der verzweifelten Mutter zur harten Kämpferin zu beobachten. Unerschrocken und konsequent zieht sie ihren Rachefeldzug durch. Dabei geht sie schonungslos mit ihren Gegnern um.
Zeitgleich gibt es Ermittlungen im Fall eines jungen Schwarzen, der auf den Bahngleisen ums Leben kam. Hier ermittelt Michael Coyne, den alle aber nur Bobby nennen. Eine sehr sympathische Figur und ein Ausgleich zu den vielen gewaltbereiten Charakteren.
Dennis Lehane zeichnet in seinem Roman die verschiedensten Figuren, die mir sehr authentisch und lebendig erschienen. Szenen, in denen Gewalt ausgeübt wird, gibt es jede Menge. Das Buch ist daher nicht unbedingt für Zartbesaitet geeignet. Deutlich spürbar waren auch die sozialen Spannungen, die zwischen den Randgruppen herrschen.

Rassismus, Mutterliebe und Hass. Themen so unterschiedlich und doch so nah beieinander.
Insgesamt eine Geschichte, die unter die Haut geht. Sehr glaubhaft erzählt und berührend. Ein Buch, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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Veröffentlicht am 10.09.2023

Spannend, aber nicht der beste Strobel

Der Trip – Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
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Noch immer kommt die Psychologin Evelyn Jancke über den Verlust ihres Bruders nicht hinweg. Fabian verschwand vor zwei Jahren auf einer Urlaubsreise samt seiner Frau und dem Wohnmobil in Frankreich. Alle ...

Noch immer kommt die Psychologin Evelyn Jancke über den Verlust ihres Bruders nicht hinweg. Fabian verschwand vor zwei Jahren auf einer Urlaubsreise samt seiner Frau und dem Wohnmobil in Frankreich. Alle Suchen blieben erfolglos, die Ermittlungen wurden mittlerweile eingestellt. Doch Evelyn glaubt weiter daran, dass ihr Bruder noch lebt. Ihre Tätigkeit bei der Polizei als forensische Psychologin hilft ihr ein wenig Stabilität in ihr Leben zu bringen, das ansonsten aus dem Ruder zu laufen droht. Doch nun bittet die Polizei in Oldenburg sie um Mithilfe bei einer Mordserie. Ein Unbekannter mordet im norddeutschen Raum und immer sind es Campingplätze, auf denen er seine Opfer findet. Ein Zeuge kann den Täter beschreiben und als Evelyn das Phantombild sieht, glaubt sie darin ihren Bruder zu erkennen…

Da ich so gut wie alle Bücher von Arno Strobel bisher mit Begeisterung gelesen habe, war ich sehr gespannt auf das neue Werk. Allein schon der Prolog ist sehr packend und man erlebt mit, welche Grausamkeiten ein kleiner Junge erleiden muss. Auch das anschließende Szenario bei dem der Leser erfährt was mit Fabian auf seinem Urlaubstrip passiert, war so genial geschildert, als wäre man direkt dabei gewesen.
Schließlich lernt man Evelyn kennen. Die Suche nach der Wahrheit und die Ungewissheit zermürben ihr Leben. Eine Stütze ist da Kriminalhauptkommissar Gerhard Tillmann, ein Ex-Geliebter und jetzt ihr bester Freund. Als Evelyn plötzlich Nachrichten ihres totgeglaubten Bruders erhält, beginnen die beiden auf eigene Faust zu ermitteln. Doch dann tauchen Widersprüche auf und man weiß als Leser nicht mehr was man glauben soll. Zudem gibt es zwischendrin immer wieder Einschübe, in denen man aus der Täterperspektive etwas erfährt. Trotz all dieser Information bleibt es aber bis zum Ende spannend, denn es ist nicht so einfach daraus ein klares Bild zu formen. Auch halten einige Wendungen den Spannungsbogen auf einem hohen Niveau.
Der Erzählstil ist wie gewohnt sehr flüssig und auch die Dialoge haben mir bestens gefallen. Lediglich die Auflösung fand ich etwas schnell abgehandelt.
Insgesamt nicht eines der besten Werke des ansonsten von mir sehr geschätzten Arno Strobels. Aber immer noch weit über dem Durchschnitt. Spannung ist auf jeden Fall gegeben und das bis zum Ende. Ganz klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Ein spannender Thriller der Extra-Klasse

Die letzte Nacht
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Seitdem ich Sara Linton vor über 20 Jahren in „Belladonna“ kennenlernen durfte, bin ich ein begeisterter Fan der Autorin Karin Slaughter. Kaum eine andere Schriftstellerin schafft es so extrem spannend ...

Seitdem ich Sara Linton vor über 20 Jahren in „Belladonna“ kennenlernen durfte, bin ich ein begeisterter Fan der Autorin Karin Slaughter. Kaum eine andere Schriftstellerin schafft es so extrem spannend zu schreiben und dabei schonungslos mit dem Leser umzugehen.

In ihrem neuen Fall bekommt Sara während ihrer Schicht im Grady Memorial Hospital eine Notaufnahme herein. Die junge Dani Cooper wird schwerverletzt eingeliefert. Ihre Wunden erinnern Sara fatal an ihre eigenen Verletzungen vor 12 Jahren. Sara kämpft um Danis Leben, doch vergebens. Kurz vor ihrem Tod kann Dani ihr noch zuflüstern, dass sie misshandelt und vergewaltigt wurde. Sara ist fest entschlossen, den Täter zur Verantwortung zu ziehen. Dabei muss sie sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen.

In den ersten Bänden der Grant County-Reihe ermittelte Sara gemeinsam mit ihrem Ex-Ehemann Jeffrey Tolliver. Seitdem ist viel Zeit vergangen und die Sara von einst hat sich verändert und hat an Format gewonnen. Gleichzeitig trat an Jeffreys Stelle der sympathische Will Trent. Nun ist es bereits der elfte Band der Georgia-Reihe und Will und Sara stehen kurz vor ihrer Hochzeit. Alle Fälle lassen sich unabhängig von einander lesen, da sie in sich geschlossen sind. Aber genauso spannend wie der eigentliche Plot ist die Entwicklung der Hauptfiguren über all die Jahre hinweg. Wer dies verfolgen möchte sollte sich an die chronologische Reihenfolge halten.
Das Buch ist von Beginn an spannend. Das hohe Spannungsniveau hält sich bis zum Ende, trotz der über 550 Seiten Auf der einen Seite ermitteln Sara, Will und seine Kollegin Faith und versuchen den Tod von Dani aufzuklären und gleichzeitig die Verbindung zu Saras Vergangenheit zu knüpfen. Ihnen gegenüber steht eine mächtige Gruppe, die sehr geschickt agiert. Nach und nach treten immer mehr grausame Verbrechen ans Licht.
Auch nach so vielen Jahren schafft es die Autorin mich immer wieder aufs Neue zu schockieren, in dem sie kein Blatt vor den Mund nimmt. In so mancher Szene geht es ziemlich hart zur Sache. Das Buch ist für Zartbesaitete also nur eingeschränkt zu empfehlen. Insgesamt ist der Schreibstil aber angenehm flüssig und man kann sich bestens in die Geschichte hineinversetzen.

Beste Thriller-Unterhaltung und ein Muss für alle Fans von Sara Linton und Will Trent. Karin Slaughter schreibt einfach nur genial!

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Veröffentlicht am 08.08.2023

Temporeich, aber nicht ganz so spannend

Plagiat
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Während einer Solo-Klettertour im Yosemite Nationalpark erreichen Carla seltsame Nachrichten ihres Bruders Darian. Dieser scheint ernsthaft in Schwierigkeiten zu sein. Carla bricht ihre Tour sofort ab ...

Während einer Solo-Klettertour im Yosemite Nationalpark erreichen Carla seltsame Nachrichten ihres Bruders Darian. Dieser scheint ernsthaft in Schwierigkeiten zu sein. Carla bricht ihre Tour sofort ab und fliegt nach München. Kaum angekommen, erhält sie die Nachricht vom Tod Darians, der in Polen Suizid begangen haben soll. Carla ist überzeugt davon, dass ihr Bruder dies niemals getan hätte und begibt sich auf Spurensuche. Noch ahnt sie nicht, mit wem sie es dabei zu tun bekommt und welche todbringenden Konsequenzen dies mit sich zieht.
Zeitgleich wird in Deutschland die junge Wiebke Janssen als die neue und vielversprechende Kanzlerkandidatin gehandelt. Dabei wird sie vom „Internationalen Komitee für Wirtschaft, Technologie und Fortschritt“ gefördert. Die Zukunft für sich erscheint glanzvoll, der Wahlsieg scheint greifbar. Doch dann taucht der Verdacht des Plagiats ihrer Dissertation auf. Ein Umstand, der fatale Folgen hätte…

Das Buch beginnt mit einem sehr spannenden Prolog, der einen sofort fesselt. Doch die eigentliche Story wird in mehreren Handlungssträngen und ständig wechselnden Schauplätzen erzählt. Normalerweise führt dies dazu, dass die Spannung gesteigert wird. Hier fand ich es anfänglich eher verwirrend. Erst als sich die ganzen Figuren gefestigt hatten und man den Sprüngen zwischen den Handlungsorten folgen konnte, kam etwas Spannung auf.
„Plagiat“ ist kein Politthriller im eigentlichen Sinn, eher ein Thriller mit politischen Ansätzen, die sich aber immer mehr im Verlauf der Handlung verlieren. Stattdessen gibt es viel action mit wenig Tiefgang. Wiebke und der Plagiatsverdacht geraten immer mehr in den Hintergrund, dafür tritt Carla als Protagonistin immer mehr in den Vordergrund. Carla ist eine starke Frau und nicht nur zäh, sondern auch durchsetzungsfähig. Doch spätestens als Carla von Griechenland nach Deutschland radelt und aus jeder Ecke ihr eine helfende Hand entgegengestreckt wird, überspannt der Autor den Bogen der Glaubwürdigkeit um einiges.

Der Autor Jochen Frech gehörte lange Zeit einem SEK der Polizei an und stand auch mit dem israelischen Geheimdienst und einer Anti-Terror-Einheit in Verbindung. Der Mann weiß also wovon er schreibt. Sein eingebrachtes Fachwissen macht sich das ganze Buch hindurch bemerkbar. Vieles dürfte also dem realen Leben entnommen sein. Die Figuren in dem Buch sind klar unterteilt in die Guten und Bösen, leider allzu oft stereotypische Figuren, denen es nicht geschadet hätte, ein bisschen mehr Leben eingehaucht zu bekommen.

Zum Ende hin gibt es einen klassischen Showdown und einen runden Ausgang. Allerdings bleiben auch viele Fragen offen, die im Verlauf der Handlung auftauchen, aber leider nicht beantwortet werden.
Insgesamt ein temporeicher, aber nicht ganz so spannender Thriller. Das Thema war gut gewählt, die Umsetzung empfand ich nicht ganz so gelungen, da manche Aspekte nicht genügend ausgeleuchtet wurden.

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