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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2024

Viel zu viele Themen die von der Story ablenken

Das Flüstern des Lebens
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Die Beschreibung des Buches verspricht eine große Liebesgeschichte, auch das Cover ist dahingehend gestaltet, der Fokus der Geschichte liegt jedoch vor allem auf den Verwicklungen innerhalb der Familie ...

Die Beschreibung des Buches verspricht eine große Liebesgeschichte, auch das Cover ist dahingehend gestaltet, der Fokus der Geschichte liegt jedoch vor allem auf den Verwicklungen innerhalb der Familie nach dem Tod von Corinna und dem daraus folgenden Erbe. Isabelle, Corinnas Nichte, erbt die Kaffeeplantage in Tasania und muss sich dieser Herausforderung stellen, die sie ihr gesamtes Leben überdenken lässt. Corinnas Tochter Hannah muss sich mit ihren widerstreitenden Gefühlen und ihrer Vergangenheit auseinandersetzen.

Man folgt der Geschichte durch vier verschiedene POV, wovon zwei (Moritz, Isabelles Bruder und Doris, Corinnas Schwester) für die Storyline nicht wirklich von Bedeutung sind. Auch wenn die beiden Hauptcharaktere sympathisch und herzlich dargestellt werden, so bleiben sie doch irgendwie blass, weil dies weniger durch ausgefeilte Beschreibungen erfolgt, als dass sie vor allem durch ihre Schickschalsschläge definiert werden. So folgt das dann bei allen Personen im Verlauf des Buches, obwohl es doch heißen sollte "show don't tell". Gerade zu Beginn gibt es so viele lose Fäden, dass es schon zu konstruiert wirkt, vor allem, da die handelnden Personen sich einfach mal gegenseitig Fragen stellen könnten. Bei der versprochenen Liebesgeschichte fehlte mir komplett die Chemie, kein slow burn, keine Annäherungsphase, alles war sehr überstürzt. Zudem war es für die eigentlich Storyline recht irrelevant und nahm auch nicht viele Seitenzahlen in Anspruch. Davon gab es leider einige Themen, die für die Entwicklung und das Ende des Buches unwichtig waren, wodurch dann vieles nicht richtig auserzählt oder nur oberflächlich abgehandelt wurde.

Insgesamt hatte das Buch einfach zu viele Storylines, es wurden immer mehr Schlagworte und Themen abgearbeitet, um möglichst überall den Spannungsbogen aufrecht zu halten. Wenn es davon so viel braucht, fehlt es leider beim Charakteraufbau. Das ist schade, denn der Schreibstil hat mir an sich gut gefallen, da es angenehm zu lesen war und gut zu einer Familiengeschichte passt.

Veröffentlicht am 11.04.2024

Was wäre wenn

Mit den Jahren
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Als Jette, die sich in ihrem Singledasein eingerichtet hat, auf Eva und Lukas trifft, die seit vielen Jahren zusammen sind, Kinder haben und ein geregeltes Leben führen, prallen verschiedene Lebenswege ...

Als Jette, die sich in ihrem Singledasein eingerichtet hat, auf Eva und Lukas trifft, die seit vielen Jahren zusammen sind, Kinder haben und ein geregeltes Leben führen, prallen verschiedene Lebenswege aufeinander und alle drei fragen sich, wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, wenn sie an irgendeiner Stelle anders abgebogen wären.

Dieses Buch zeichnet sich aus durch die vielschichtigen Zwischentöne und die unaufgeregte Erzählweise. Durch die Blickwinkel der drei Protagonisten stellt die Autorin die verschiedenen Perspektiven vor, ohne diese moralisch zu werten oder zu hierarchisieren. Der Verlauf der Erzählung ist auf eine ruhige Weise unvorhersehbar, denn man hat das Gefühl, ganz alltägliche Personen in ihrem Leben zu begleiten. Das Hinterfragen des eigenen Lebensentwurfes in den 40ern ist durchaus normal und jeder der drei geht anders damit um. Dabei regt der offene Stil der Autorin dazu an, sich selbst Gedanken zu machen, da sie nicht den einen Weg vorgibt, sondern außerhalb der heteronormativen Strukturen denkt.

Ein toller Roman, der von den verschiedenen Lebensansichten der Protagonisten lebt und in deren Unsicherheiten und Gedankengängen man sich wiederfinden kann.

Veröffentlicht am 02.04.2024

Berührende Generationenerzählung

Issa
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Über mehrere Generationen hinweg erzählt die Autorin über das Leben der Frauen in der Familie der Protagonistin Issa, geprägt vom Streben nach Unabhängigkeit und dem unbedingten Willen, der Tochter ein ...

Über mehrere Generationen hinweg erzählt die Autorin über das Leben der Frauen in der Familie der Protagonistin Issa, geprägt vom Streben nach Unabhängigkeit und dem unbedingten Willen, der Tochter ein besseres Leben zu ermöglichen.
Immer abwechselnd folgt man dem Leben von Issa, die ihren Platz im Leben finden will und zur Vorbereitung auf die Geburt traditionelle Rituale ihrer Vorfahren durchläuft und ihren Ahninnen, die mit Unterdrückung, Misshandlungen und Krieg zu kämpfen haben. Einfühlsam und vielschichtig entwirft Mirrianne Mahn ihre Charaktere, die humorvoll und mutig ihren eigenen Weg gehen. Man erhält beim lesen einen tiefen Einblick in die Kultur und die Traditionen, welche die Menschen seit Jahrhunderten begleiten. Der historische Kontext der Kolonialisierung spielt besonders in den Zeitsprüngen in die Vergangenheit eine Rolle, wird aber auch deutlich mit den Rassismuserfahrungen von Issa in Deutschland.
Die Verknüpfung der Familiengeschichte hat mich etwas an "Heimkehren" von Yaa Gyasi erinnert, auch hier wird die Entwicklung und Identität der Charaktere im Kontext zu den Vorfahren betrachtet.

Ein berührendes Buch über Emanzipation und kulturelle Identität, starke weibliche Charaktere und die Erlebnisse unserer Vorfahren, die wir alle in uns tragen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.03.2024

Spannendes Thema mit mäßiger Umsetzung

Leading Mothers: Warum sich gerade Mütter eine Führungsposition zutrauen können
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Mütter werden im beruflichen Kontext oft benachteiligt, sei es bei Beförderungen oder auch beim Zutrauen von Kompetenzen. Dieses Buch soll Abhilfe schaffen und Mütter ermutigen und bestärken, Führungspositionen ...

Mütter werden im beruflichen Kontext oft benachteiligt, sei es bei Beförderungen oder auch beim Zutrauen von Kompetenzen. Dieses Buch soll Abhilfe schaffen und Mütter ermutigen und bestärken, Führungspositionen anzustreben.

Die Autorin Anette Lippert hat hierfür zahlreiche Quellen zusammengetragen, Studien ausgewertet und Mütter in Führungspositionen nach ihren Erfahrungen befragt. Diese vielseitigen Einblicke werten das Buch auf, denn vom (Argumentations-)Stil konnte es mich leider nicht überzeugen. Die grundlegende Annahme des Buches ist, dass Mütter per se gute Führungskräfte sind und dass die im Erziehungsalltag angwandten Kompetenzen im Beruf immer hilfreich sind. Zum einen ist das pauschalisierend und zum anderen nicht richtig, eine kritische Einordnung findet jedoch nicht statt. Außerdem war mir die Zielgruppe des Buches nicht klar.

Soll es Mütter ansprechen, die bereits in Führungspositionen sind und die ihre Kompetenzen nicht kennen? (Das wäre schlecht und eher unwahrscheinlich.)
Soll es Mütter ansprechen, die noch keine Führungskraft sind und die eine Argumentationshilfe brauchen? (Der Weg zur Führungskraft wird jedoch nicht dargestellt. Die Interviewpartnerinnen berichten aus ihrer innehabenden Führungsposition und wie das Muttersein ihnen dabei hilft.)
Oder soll es nicht eher Menschen ansprechen, die Müttern in Führungspositionen nichts zutrauen und die durch das Buch zu Umdenken gebracht werden sollen? (Der Buchtitel ist nicht dahingehend formuliert, es ist jedoch die naheliegendste Erklärung. Denn Mütter, die mit ihren Kompetenzen tagtäglich arbeiten, kennen diese auch.)

Die beschriebenen beruflichen Tätigkeiten und Skills treffen dabei vor allem auf Corporate Jobs zu, wodurch die daraus abgeleiteten Kompetenzen wenig auf andere Jobs (z.B. sozialer Bereich oder Service, wo überwiegend Frauen arbeiten) übertragbar sind. Diese fehlende Übertragbarkeit tritt ebenso bei einigen Beispielen auf, wo es von der beschriebenen Situation mit dem Kind zu einer Situation mit Mitarbeitern ein arg großer Sprung ist. Die Handhabung des Erziehungsalltages ist zudem so individuell, dass man m.E. über die daraus als allgemeingültig dargestellten Kompetenzen nicht unbedingt immer verfügt, denn jeder erzieht anders.

Am Ende eines jeden Unterkapitels wird der Abschnitt in Schlagworten zusammengefasst. An sich ein guter Gedanke, jedoch sind diese Stichpunkte belanglos und austauschbar. „Freundlichkeit und Respekt“, „Solidarität“ oder „Selbstbewusstes Auftreten“ sind einfach nur Aufzählungen positiver Eigenschaften, die ich nicht untrennbar mit Führungskräften oder Müttern verbinde.

Insgesamt muss ich sagen, dass mich der Grundgedanke des Buches sehr angesprochen hat aber die Umsetzung war nicht überzeugend. Sehr schade, denn das Thema ist ein wirklich Wichtiges.

Veröffentlicht am 22.03.2024

Eindringliche Erzählung über Postpartale Depression

Liebesmühe
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Einfühlsam und schonungslos ehrlich erzählt die Protagonistin des Romans von ihren Erwartungen und Erfahrungen nach der Geburt des Kindes. Sie verwebt wissenschaftliche Erkenntnisse mit ihren persönlichen ...

Einfühlsam und schonungslos ehrlich erzählt die Protagonistin des Romans von ihren Erwartungen und Erfahrungen nach der Geburt des Kindes. Sie verwebt wissenschaftliche Erkenntnisse mit ihren persönlichen Erlebnissen und zeigt ihre Verzweiflung und Hilflosigkeit, als das erwartete Glücksgefühl ausbleibt.

Das Besondere an diesem Buch ist der tiefe und ungeschönte Einblick in die Gedankenwelt der Protagonistin, deren innere Weiterentwicklung man ganz nah verfolgt. Es folgt eine Auseinandersetzung mit den Themen postpartale Depression, körperliche Autonomie, die Rolle der Mutter in unserer Gesellschaft, verschiedenen Erziehungsansätze und -ideologien u.v.m. Der Fokus liegt dabei auf dem Empfinden der Mutter, eine eher untergeordnete Rolle spielen das Kind und der Partner. Für die Erzählweise ist das sehr stimmig, da die Gefühle der Protagonistin unabhängig vom Kind zu betrachten sind. Die vielschichtige Darstellung der Situation zeigt die Zerrissenheit zwischen der Erwartungshaltung der Gesellschaft und ihrem tatsächlichen Empfinden. Aufgrund ihres wissenschaftlichen Hintergrunds versucht die Erzählerin, ihr Erleben zu analysieren und zu kategorisieren, was sich in dem oft eher sachlichen Schreibstil wiederspiegelt. Auch durch ihr unterstützendes Umfeld kann sie schließlich den Heilungsprozess beginnen.

Für Personen, die selbst mit (postpartalen) Depressionen zu kämpfen haben, könnte das Buch triggernde Szenen enthalten. Es leistet jedoch einen wertvollen Beitrag zur Sichtbarkeit von Lebensrealitäten abseits des idealisierten Mutterdaseins und liefert Grundlagen für eine selbstbestimmte und informierte Entscheidung für oder gegen Kinder.

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