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Veröffentlicht am 29.06.2020

... eine Trilogie, die nicht nur eingefleischte Fantasy-Fans mögen!

Das Buch der gelöschten Wörter - Zwischen den Seiten
3

Band 2 der Trilogie von Mary E. Garner: Immer noch muss das Buch der gelöschten Wörter bereinigt werden; wird gerätselt, was es mit der Demenz von Hope´s Mutter auf sich hat; kämpft Hope an der Seite von ...

Band 2 der Trilogie von Mary E. Garner: Immer noch muss das Buch der gelöschten Wörter bereinigt werden; wird gerätselt, was es mit der Demenz von Hope´s Mutter auf sich hat; kämpft Hope an der Seite von Rufus und Co. und versucht, sowohl die Bücherwelten als auch die reale Welt zu retten und den Bösewicht Quan Surt zu stoppen; und immer noch ist klar, dass es in den eigenen Reihen des Bundes einen Verräter geben muss, doch tappen Hope und ihre Freunde nach wie vor im Dunkeln bezüglich dessen Person. Die Zeit drängt und die Mission wird immer gefährlicher ...


Nachdem mir der erste Band trotz einiger Kritikpunkte sehr gut gefallen hat, war ich richtig gespannt auf die Fortsetzung. Ohne Kritikpunkte bleibt auch die leider nicht - dennoch bleibt genug Begeisterung für Vorfreude auf Band 3!

Es ging los mit einem sehr mysteriösen und spannenden Prolog. So waren die Erwartungen an diesen Band gleich sehr hoch. -Und hiermit sind wir auch schon beim ersten Kritikpunkt: Diesen Prolog hätte man eigentlich nicht gebraucht. Ich glaube, er sollte lediglich dazu dienen, gleich mysteriös und sehr fesselnd und spannend in diesen Band einzusteigen. Für den Rest dieses Bandes und auch dieser Reihe ist er nämlich irrelevant. Er tauchte erst im letzten Abschnitt an einer einzigen Stelle kurz wieder auf - und ohne den Austausch in der Leserunde hat man sicher das Gefühl, dass der Prolog nie wieder erwähnt wird. Seine Auflösung ist nämlich so unscheinbar und leise, dass er fast schon untergeht im ganzen Rest. -Widersprüchlich ist diese Auflösung noch dazu. Das fand ich sehr unbefriedigend.

Auch mehrere andere Szenen, etwa die mit Ezra, hätte es nach jetzigem Stand nicht gebraucht, weil sie nicht mehr relevant werden. Dadurch wirken sie überflüssig und störend. Es bleibt abzuwarten, ob sie doch noch eine Bedeutung für den 3. Band bekommen werden, oder ob es bei dieser Bewertung bleibt.

Nach wie vor fällt auf, dass längst nicht alle Figuren gelungen sind. Wirklich komplex und tiefgründig sind nur wenige; die meisten bleiben oberflächlich, flach, grau, viele -v.a. bspw. Christian- sind auch ziemlich vorhersehbar. Wieder andere (Oliver!) sind sehr überzeichnet, wirken dadurch sehr übertrieben und nervig. Schließlich gibt es auch Figuren, die letztlich keinerlei Bedeutung für die Handlung haben und bei denen man sich fragt, warum die Autorin sie überhaupt hineingeschrieben hat.

Die Handlung an sich ist nur glücklicherweise nur teilweise vorhersehbar. So darf man darauf gespannt sein, was in Dublin und sonst überall passieren wird, ob und wie sie Quan Surt endgültig besiegen können, in welche Gefahren sie auf dem Weg dorthin noch geraten werden. - da ist schon viel klarer, mit wem Hope am Ende zusammenkommen wird!

Die einzelnen Bücherwelten sind wie immer absolute Geschmackssache - ich persönlich liebe Avonlea, Anne und Green Gables! Die Szenen, die dort spielten, waren für mich das absolute Highlight in diesem Band. Avonlea und Green Gables hätten ruhig noch viel mehr Raum einnehmen dürfen!
Denn unter´m Strich setzt sich leider fort, was es schon bei Band 1 zu bemängeln gab: das Potenzial wurde längst nicht ausgeschöpft, die einzelnen Geschichten und Welten werden nicht lebendig genug, sind zu sehr und auch viel zu kurz Kulisse.

Was mich wirklich aufgeregt und die Lesefreude geschmälert hat, ist neben den Logikfehlern eindeutig Hope´s Naivität. Es ist mir unbegreiflich, wie eine erwachsene Frau so wenig intelligent sein kann.Sie wohnt bspw. ihr Leben lang in London, war mehrere Jahre lang mit diesem Christian zusammen. -Und dann haben die scheinbar niemals telefoniert, haben keine Handynummern? Sie wusste nicht mal, wo er wohnt? Sie weiß nicht, wo Camden liegt?

Ihr hätte schon lange, lange zuvor dämmern müssen, dass mit Christian irgendwas überhaupt nicht stimmt. Dass es komisch ist, dass er ausgerechnet jetzt wieder auftauchte. Dass er heimlich zu ihrer Mutter in´s Heim schleicht (sie hatte ihn sogar beobachtet!), was mit ihrem Zustand zu tun haben könnte. Dass er was im Schilde führt. -Doch sie ist bis zuletzt so unfassbar naiv, ahnt nichts, sieht den netten Christian, der ihre Mutter im Heim besucht, will mit ihm befreundet sein, betritt ein abgelegenes Gebäude, in dem er sich befindet, ganz alleine, obwohl sie unmittelbar zuvor unmissverständlich erkennen musste, dass sie nichts über ihn wusste und er sie komplett getäuscht hat, er unberechenbar ist ... Schwer zu glauben, schwer zu ertragen. Viele Dinge wirken einfach extrem unrealistisch, unglaubwürdig, regelrecht an den Haaren herbeigezogen.

Die Verfolgungsjagd, die Szenen in diesem abgelegenen Gebäude sowie im Pflegeheim bringen viel Spannung und Dramatik. Aber da sie zugleich sehr an den gerade genannten Schwächen leiden, können sie letztlich nicht wirklich überzeugen.

Das ist der Fehler, den die Autorin gemacht hat - sie hat nicht zwischen den beiden Welten getrennt. Ja, es handelt sich um ein Werk des Genres Fantasy, ja, es gibt diese Bücherwelten. Da kann man durchaus auch freier schreiben. Aber: Es gibt in diesem Werk eben auch die reale Welt. Und bei Szenen, die in der realen Welt spielen, sollte man als Autor eben schon auf den Aufbau, auf Logik, Realitätsnähe, Glaubwürdigkeit usw. achten.


Kommen wir zum Fazit - und das fällt überraschend gut aus. Natürlich fallen die Kritikpunkte in´s Gewicht, schmälern den Gesamteindruck, wirken störend, verringern etwas das Leseerlebnis und verhindern, dass man dieser Reihe die Höchstbewertung geben kann. Dennoch: Ich, die ich nun wirklich kein eingefleischter Fantasy-Fan bin, habe Gefallen an dieser Reihe gefunden. Die Bände lesen sich absolut flüssig und angenehm, man verschlingt sie in einem Rutsch. Es gibt neben der Kritik eben auch nette Lesestunden, den Zauber der Bücherwelten, liebenswerte Figuren wie Portia Gateway, aufkeimende Gefühle, Freundschaft, Abenteuer, Spannung, Gefahr ... und manchmal auch gute Dialoge. Wirkliche Längen sucht man vergebens.

Meine Vorfreude auf Band 3 ist ungebrochen - ich bin wirklich gespannt, was in diesem finalen Band alles passieren und wie das alles enden wird! Was für ein Glück, dass dieser schon Ende August erscheint.

-Und wenn jemand, der viel lieber bspw. historische Romane als Fantasy liest, diese Reihe ganz gerne liest, dann kann sie so schlecht doch gar nicht sein, oder?

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Veröffentlicht am 14.06.2020

Das beste Brotbackbuch, das wir jemals hatten!

Bäuerinnen, Brot und Sehnsucht
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Brotbackbücher gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Da wir schon seit vielen Jahren und Jahrzehnten unser Brot backen und immer auf der Suche nach neuen Rezepten sind, haben wir viele dieser Brotbackbücher ...

Brotbackbücher gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Da wir schon seit vielen Jahren und Jahrzehnten unser Brot backen und immer auf der Suche nach neuen Rezepten sind, haben wir viele dieser Brotbackbücher kennengelernt. "Bäuerinnen, Brot und Sehnsucht" ist ein wahres Juwel und vermutlich das beste Brotbackbuch, das wir jemals hatten. Wir sind absolut begeistert von diesem und verliebt in dieses großartige Buch, das wir garantiert nie wieder hergeben werden.


Wenn man nur kurz darauf schaut, aus welchem Hause das Buch stammt, überrascht das eigentlich kein bisschen - wenn ich an hochwertige Koch- und Backbücher denke, dann denke ich sofort an den Löwenzahn-Verlag und an den Ulmer-Verlag. Von beiden Verlagen hat uns bisher noch jedes Buch absolut überzeugt; die Koch- und Backbücher dieser Verlage haben unsere Küche nie wieder verlassen und sind noch heute sehr regelmäßig, oft nahezu täglich, in Gebrauch.


Der Löwenzahn-Verlag überzeugt nicht nur durch tolle Rezepte, sondern auch durch die klimafreundliche Herstellung und hochwertige Aufmachung der Bücher.


So steckt auch "Bäuerinnen, Brot und Sehnsucht" voller Liebe zum Detail, voller hübscher Illustrationen und Farbfotos zu den einzelnen Rezepten - immer ganzseitig!


Die Bäuerinnen, von denen die Rezepte stammen, und ihre Familien und Höfe werden vorgestellt. Das rundet dieses Werk ab, lädt zum Stöbern ein, macht dieses Buch noch familiärer und zu einem Erlebnis.


Zu Beginn erfährt man allerlei Wissenswertes zum Brot und seinen Zutaten und der Herstellung. Unter anderem bekommt man hier eine Anleitung sowie viele weitere Tips für das Anstellgut, das man ansetzen und dann im Kühlschrank aufbewahren muss, da man es immer wieder für Sauerteigbrote braucht.


Bisher hatte ich mit keinem Anstellgut Erfolg - es begann schon beim Ansetzen, bevor es im Kühlschrank landete, zu schimmeln. Einen letzten Versuch wollte ich mit diesem Buch unternehmen. Und siehe da - es gelang auf Anhieb! Das Anstellgut befindet sich seit Wochen im Kühlschrank, seine Qualität ist bestens, es wurden schon viele köstliche Sauerteigbrote damit gebacken. Schon insofern hat sich dieses Buch für uns absolut gelohnt!


Die Rezepte sind sehr übersichtlich und verständlich, gelingen immer. Eine hervorragende Idee ist der sogenannte Backfahrplan, den man unter dem Foto jedes einzelnen Rezeptes findet - so sieht man auf den einen Blick, wie lange ein Brot rasten muss, wie viele Zwischenschritte es gibt, wie viele Stunden die Herstellung insgesamt benötigt. So kann man genau planen. Bei anderen Büchern passiert es oft, dass man erst mitten im Rezept oder jedenfalls erst bei Beginn der Zubereitung erkennen muss, dass diese viel zu lange dauert, weil das aktuelle Brot (nahezu) aufgegessen ist und man schnell ein neues braucht. Dank des Backfahrplans kann man perfekt planen und steht nie wieder ohne Brot da, weil man nicht genug Zeit einkalkuliert hat!


Es gibt Brote und Brötchen, Rezepte mit und ohne Sauerteig, Rezepte, die im Handumdrehen fertig sind, auch solche, bei denen das Brot bspw. einen ganzen Tag lang rasten muss, bevor es in den Ofen kommt, Tortillafladen, Brioches, Hefezöpfe, Milchbrot, Feuerbrötchen für den Grill, Baguette, Bauernbrot ... es ist wirklich für jeden Geschmack mehr als genug dabei.


So sind unsere bisherigen Favoriten das Roggenbrot mit Sauerteig und Honig, das saftige Zucchini-Kastenbrot, die Kürbisbuns mit Rosmarin-Honig-Glasur, das Kamut-Walnuss-Kastenbrot, die Vinschgerln, die Dinkellaugenbrötchen (die auch als Käsestangen köstlich sind!) ...


Wir haben Backmalz und Brotklee kennengelernt - beide werden uns nie wieder ausgehen! Das Backmalz fördert die Hefe, erhöht das Aroma der Backwaren, macht sie knuspriger und länger frisch; der Brotklee verleiht Roggenbackwaren einen herrlich rustikalen Geschmack.


Wir haben nun unseren eigenen, perfekten Sauerteig, und so viele tolle Rezepte für Brötchen und Brote mit Sauerteig. Überhaupt so viele tolle neue Rezepte!


Sehr erwähnens- und lobenswert ist auch, dass sehr viel mit Dinkel, Roggen usw. gebacken wird. In vielen anderen Büchern finden sich leider so gut wie ausschließlich Rezepte mit Weizen - der ja bekanntlich das mit Abstand ungesündeste Getreide ist. Wir backen fast ausschließlich mit Dinkel und anderen alten Getreiden und sind daher alles andere als begeistert von der Flut von Weizenrezepten. Umso glücklicher machen einen all Rezepte mit Dinkel und Co. hier!


Fazit: Wie immer findet sich kein einziger Kritikpunkt, sondern kann und will ich eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen! Selbst absolute Backanfänger dürften mit diesem Buch problemlos klarkommen und auf Anhieb schöne Ergebnisse erzielen und Freude am Brotbacken bekommen. Leute, die schon ewig Brot, Brötchen und Co. selbst backen, finden hier jede Menge tolle neue Rezepte, lernen Dinge wie Brotklee kennen. Aufgrund dieser Vielfalt hat wirklich jeder Freude an diesem Buch. Dank der tollen Rezepte und der hochwertigen Aufmachung, der zahlreichen Fotos zu jedem Rezept ... nimmt man "Bäuerinnen, Brot und Sehnsucht" auch nach langer Zeit sicher noch regelmäßig (wenn nicht nahezu täglich) und sehr gerne in die Hand!

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Veröffentlicht am 31.05.2020

Eine Prise Grand Hotel mit ganz viel Kulinarik!

Die Köchin von Castamar
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Spanien, 1720: Die junge, sehr gebildete, vormals relativ wohlhabende Clara Belmonte befindet sich nach dem Tod ihres Vaters, einem angesehenen Arzt, in finanzieller Bedrängnis. Da sie eine hervorragende ...

Spanien, 1720: Die junge, sehr gebildete, vormals relativ wohlhabende Clara Belmonte befindet sich nach dem Tod ihres Vaters, einem angesehenen Arzt, in finanzieller Bedrängnis. Da sie eine hervorragende Köchin ist und ebensolche Referenzen vorweisen kann, findet sie eine Anstellung beim Herzog von Castamar.

Claras Talent weckt sofort das Interesse des Herzogs - doch an eine offene Kontaktaufnahme ist natürlich nicht zu denken. Doch Wünsche und Gefühle finden ihre Mittel und Wege, und so kommunizieren die beiden heimlich miteinander; über Kochbücher, in denen sich gut versteckte Notizen befinden, und ganz besondere Gerichte.

Doch diese Kommunikation und die zart sprießenden Gefühle bleiben trotz aller Vorsicht nicht lange verborgen, und es gibt vor allem eine Frau, deren Hass auf Clara gerade nach dieser Entdeckung mit jedem Tag wächst und die Clara mit allen Mitteln aus dem Weg räumen will ...

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Band eins der zweiteiligen Castamar-Saga. Ein historischer Roman, den ich unbedingt lesen wollte, da er sich in Spanien direkt zum Bestseller entwickelte.

Múnez´ Stil gefiel mir auf Anhieb - er liest sich durchgehend angenehm und flüssig, weist eine gewisse Schönheit auf, die von den Sätzen ausgeht, ist sehr bildhaft, und auch sehr historisch. Er passt perfekt zu diesem Genre.

Der Inhalt selbst lässt mich leider zwiegespalten zurück - nicht alle Erzählstränge konnten mein Interesse gleichermaßen wecken und erhalten. Immer wieder zeigten sich gewisse Längen für meinen Geschmack. Den Strang rund um den Majordomus, den Krieg und die politische Lage fand ich mit Abstand am langweiligsten und ermüdendsten; auf ihn hätte ich gut verzichten können.

Die Stärke und der Reiz dieses Auftaktbandes liegen für mich klar in der kulinarischen Seite sowie in dem Geschehen zwischen Clara und Dona Úrsula, den Geheimnissen, den Intrigen ... sowie in der Entwicklung zwischen Clara und dem Herzog, die jeweils für Spannung und Lesefluss sorgen.

Trotz dieser Kritikpunkte war dieser Band nett zu lesen. Ich werde wohl auch den zweiten Band lesen, da ich wissen möchte, wie es mit Clara, Úrsula und dem Herzog weitergeht.

Er ist definitiv das richtige Buch für alle, die kulinarische historische Romane, Spanien, Herrenhäuser/Paläste/upstairs-downstairs-Verhältnisse verbotene Liebschaften, Geheimnisse und Intrigen, Sagas lieben.

Ein klein wenig erinnerte er mich beim Lesen auch an die spanische Serie Grand Hotel, die ich geliebt habe. Umso mehr freute es mich zu lesen, dass die Verfilmung der Castamar-Saga schon in Planung ist. Ich werde sie auf jeden Fall ansehen, denn der Stoff eignet sich wirklich perfekt dafür!

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Veröffentlicht am 18.05.2020

Eine nicht neue Grundidee, die aber mit vielen kreativen und neuen Details aufwartet

Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich
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Welcher Bücherwurm hat nicht schon mal davon geträumt, dass Bücherwelten lebendig werden, man sich jederzeit in sie hineinbegeben, sie erkunden, seine Lieblingsfiguren treffen, ganz neue Seiten an ihnen ...

Welcher Bücherwurm hat nicht schon mal davon geträumt, dass Bücherwelten lebendig werden, man sich jederzeit in sie hineinbegeben, sie erkunden, seine Lieblingsfiguren treffen, ganz neue Seiten an ihnen kennen lernen, Abenteuer mit ihnen erleben, Freundschaften mit ihnen schließen kann?

Mit Mary E. Garner´s "Das Buch der gelöschten Wörter"-Trilogie ist das nun zumindest mittelbar möglich. Der vorliegende Band "Der erste Federstrich" bildet den Auftakt hierzu:

Im Mittelpunkt steht die zweiundvierzigjährige Hope Turner, die im atemberaubenden London ein ziemlich tristes Dasein fristet: Sie ist Single, arbeitet für ein online-Datingortal, besucht regelmäßig ihre Mutter, die aufgrund ihrer Demenz schon in einem Heim lebt. Highlights ihrer Tage sind die Stunden, in denen sie lesen, ihrer Fantasie freien Lauf lassen und sich in die Werke ihrer Lieblingsautorin Jane Austen träumen kann.

Niemals hätte Hope gedacht, dass diese Welten für sie real werden könnten. Doch dann gerät sie eines Tages in die Buchhandlung "Mrs. Gateway´s Fine Books" - eine alles andere als normale Buchhandlung: die Eigentümerin verhält sich sehr merkwürdig, es duftet nach Apfelkuchen, obwohl gar keiner gebacken wurde, es sitzt ein sehr gutaussehender, mysteriöser Fremder dort ... Hope kann sich diesem Buchladen nicht mehr entziehen und sucht ihn schon bald erneut auf - wo ihr Unglaubliches offenbart wird:

Dieser Buchladen ist tatsächlich kein normaler Buchladen, sondern ein Portal in die Welt der Bücher. Doch diese Macht ist in Gefahr, zur Rettung der Bücherwelt und zum Schutz vor dem Unbekannten und Bösen wurde ein geheimer Bund von Menschen und Romanfiguren gegründet. Und niemand anderes als Hope Turner besitzt ein Talent, auf das es hierbei entscheidend ankommt ... !

Ziemlich vielversprechend also. Und spätestens, wenn man das wunderschöne Cover erblickt, möchte wohl jeder dieses Buch unbedingt lesen und in seiner Bibliothek stehen haben.

Mary E. Garner schreibt nicht schlecht. Es ist kein hochtrabender Stil, sondern einer, der zu dieser Geschichte, zu Hope passt. Sie liest sich sehr angenehm und flüssig - man könnte diese 410 Seiten auch in einem Rutsch lesen, ohne eine Anstrengung zu verspüren. Man ist als Leser auch sofort in dieser Geschichte drin, braucht keinerlei Anlaufzeit.

Sowohl der Stil als auch die Kulisse und Atmosphäre sind eine Mischung aus klassisch und modern. So trifft Austen´s Pemberley etwa auf eine ziemlich Sci-Fi-mäßig anmutende Zentrale des geheimen Bundes. Das ist definitiv eine Geschmacksfrage, man muss es mögen - mir persönlich war das teilweise schon zu modern.

Die Idee, dass Buchwelten lebendig werden, dieser Wettkampf gegen die zeit, Gut gegen Böse ist ja nun nicht völlig neu; Ähnliches hat man in letzter Zeit schon gelesen (etwa: "Jane Austen - Jagd auf das verschollene Manuskript" von Kathleen Flynn oder "Pages & Co. - Matilda und das Geheimnis der Buchwandler" von Anna James) ... insofern war ich etwas skeptisch. Dennoch überzeugt "Das Buch der gelöschten Wörter" insofern, da Garner wirklich kreativ ist, Ideen wie die rund um diese gelöschten Wörter wirklich neu sind, man das so noch nicht gelesen hat.

Auch erzählerisch haben wir eine gelungene, kurzweilige Mischung aus Tempo und gemütlicher Atmosphäre, die man genießen kann; aus Humor, Spannung und Gefahr.

Was mir auch sehr gut gefiel und für Lesefluss und eine gewisse Sogwirkung sorgte, sind all die offenen Fragen, die schon früh aufgeworfen werden und über die man als Leser unentwegt rätselt, etwa: Warum taucht ihr Ex nach so langer Zeit wieder auf? Was führt er im Schilde? Warum merkt sie nicht, dass mit ihm etwas überhaupt nicht stimmt? Werden Hope und Rufus oder Hope und Kenan ein Paar werden? Wer ist dieser mysteriöse bärtige Mann? Was geschah wirklich mit Hope´s Mutter? Kann sie geheilt werden? Was hat(te) sie mit dem Bund zu tun, was weiß sie über Hope´s Gabe, warum hat sie nie etwas gesagt? Oder wollte sie es tun, hat aber jemand genau das verhindert?

Längst nicht alle Fragen wurden am Ende dieses ersten Bandes beantwortet, sodass ich den zweiten Band schon deshalb mit Spannung erwarte.

Weiterer Kritikpunkt sind die Figuren:

Manche, wie Hope´s Mutter, sind rätselhaft. Man ahnt, dass sie eine tragende Rolle spielen müssen, kann das Geheimnis um sie aber noch nicht entschlüsseln. Bei ihrem Ex weiß man sofort, dass er etwas im Schilde führen muss, weiß aber auch am Ende des Bandes noch nicht, was das ist, wie er nun in das große Ganze einzuordnen ist. Bei wieder anderen schwankt man zwischendurch öfter in der Zuordnung darüber, ob sie nun gut oder böse sind. Gerade Hope als Hauptfigur hat mich aber (noch) nicht überzeugt. Sie wirkt definitiv nicht reif genug für ihr Alter, oftmals regelrecht naiv und einfach gestrickt. Oft genug kann man nur den Kopf schütteln, möchte zu ihr rennen, sie aufklären, warnen, von manchen Dingen abhalten ...

Auch ansonsten schwankt dieser Auftakt ziemlich in der Qualität - Pemberly war schön. Den Welten von Bambi und Lassie konnte ich hingegen nichts abgewinnen. Die angekündigte Reise zu Dracula machte viel Hoffnung. Schon die Kulisse hätte so viel ermöglicht! Leider war dieser Ausflug nach Transsilvanien aber sehr kurz und auch nicht sonderlich gefährlich. Hier würde viel, viel Potenzial verschenkt, blieb ich als Leser unbefriedigt zurück.

Fazit: Ein Auftakt mit Schwächen. Das Potenzial wurde nicht ausgeschöpft, der Band blieb etwas hinter den Erwartungen zurück, überzeugte nicht ganz. Dennoch schenkt er ein paar nette Lesestunden und schafft es, dass man die Trilogie weiter verfolgen möchte, noch ein wenig über die Geschichte nachdenkt, wissen möchte, wie Hope sich weiter entwickelt, Antworten auf all die offenen Fragen bekommen, generell wissen möchte, wie es weitergeht. Und letztlich geht es dem Leser mittelbar wie Hope unmittelbar: Man möchte weiter durch die Bücherwelt wandeln. Zum Glück muss man darauf nicht allzu lange warten, erscheint der zweite Band doch schon Ende Juni!

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Veröffentlicht am 26.04.2020

Ein schöner historischer Inselroman!

Die Strandvilla
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Sylt im Jahre 1913: Nachdem ihr Mann nicht von der See zurückgekehrt ist, weiß die junge Witwe Moiken nicht, wie es für sie und ihre Tochter Emma weitergehen soll, nachdem ihre Schwiegermutter das Haus ...

Sylt im Jahre 1913: Nachdem ihr Mann nicht von der See zurückgekehrt ist, weiß die junge Witwe Moiken nicht, wie es für sie und ihre Tochter Emma weitergehen soll, nachdem ihre Schwiegermutter das Haus für sich beansprucht und Mutter und Tochter plötzlich auf der Straße stehen.

So kann Moiken ihr Glück kaum fassen, als Theodor von Lengenfeldt, Eigentümer des besten Hotels der Insel, sie einstellt. Fortan kann sie jeden Tag ihrer Leidenschaft nachgehen, allerlei süße Köstlichkeiten kreieren, obendrein in Luxus leben.

Dieses Glück scheint sich noch zu steigern, als Theodor um ihre Hand anhält und sie ein verlassenes Strandcafé entdeckt, das sie wiedereröffnen möchte. Der Traum wird jedoch schon bald zu einem Alptraum, da Theodor Moiken vor allem deshalb geheiratet hat, weil er endlich einen Stammhalter haben will, und sie auf Schritt und Tritt kontrolliert und beherrscht.

Doch Moiken kämpft für ihr Glück und ihre Träume. Dabei spielt auch Boy Lassen eine Rolle - ihre Jugendliebe, nun berühmter Inselfotograf - und noch immer unzählige Schmetterlinge in Moiken´s Bauch auslösend ...

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Ein Roman, der nach einer schönen Sommerlektüre, nach herrlichen Lesestunden, nach einer Auszeit am Meer klingt. Unter´m Strich wird der Leser auch nicht enttäuscht.

Die Geschichte liest sich angenehm und flüssig.

Mich persönlich konnte sie nicht von der ersten bis zur letzten Seite zu jeweils einhundert Prozent fesseln. Darüber, woran genau das liegt, rätsele ich noch immer ... Es gab einfach immer wieder Passagen, die mich weniger fesselten als andere, bei denen ich mich zwingen musste, langsam, präzise, konzentriert zu lesen, weil ich gemerkt hatte, dass ich geneigt war, diese schneller zu lesen, zu überfliegen.

Zu Beginn war mir der Stil auch fast schon zu modern; ich vermisste die Atmosphäre dieser Zeit, was die Sprache und auch die Stimmung betrifft. Vielleicht brauchte ich auch einfach Zeit, um in diese Geschichte hineinzufinden, denn im späteren Verlauf verlor dieser Kritikpunkt an Gewicht, wurde es immer atmosphärischer und bildhafter.

Die Figuren sind gut gezeichnet, teilweise durchaus komplex. Sie warten mit allerlei Geheimnissen auf - ebenso wie die Geschichte mit allerlei überraschenden Wendungen aufwartet. Schnell ist "Die Strandvilla" so spannend, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Und so bekommt der Leser ca. 460 Seiten, die ihm ein paar schöne Lesestunden schenken, ihm Spannung und Gefahr, Inselflair, Nostalgie, Romantik und einiges mehr bieten. Eine Reise, die einen mehr als einhundert Jahre zurück- und auf diese wunderschöne Insel versetzt.

Am Ende bleiben viele Fragen, auf die man am liebsten sofort eine Antwort hätte: Was geschah mit Theodor? Wird Frieda überleben oder sterben? Wie ergeht es Emma in Berlin, wie geht es mit Moiken und Boy, möglicherweise auch mit ihnen als Familie weiter? Was wird aus der Strandvilla und dem Café werden? Werden die Prophezeiungen der Wahrsagerin sich weiter bewahrheiten? Inwiefern wird Henriette weiterhin gegen Moiken intrigieren?

Zum Glück wird zu Beginn des nächsten Jahres die Fortsetzung erscheinen. Auf diese freue ich mich schon sehr! Ich hätte beim Start in diesen Roman nicht gedacht, dass ich einen zweiten Band so unbedingt lesen möchte. -Das spricht doch eindeutig für Buch und Autorin!

Definitiv eine Empfehlung für alle, die historische Romane mögen und einen historischen Roman suchen, der auf einer Nordseeinsel spielt und in dem eine Frau, die für ihre Träume kämpft, und allerlei süße Köstlichkeiten die Hauptrolle spielen ...

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