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Veröffentlicht am 17.02.2021

Anders als erwartet, es überrascht

Eine Liebe, in Gedanken
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Edgar und Toni sind in den sechziger Jahren ein Liebespaar und dann geht Edgar beruflich nach Hongkong - ohne Toni. Hier könnte die Geschichte zu Ende sein, fängt aber hier erst an, den Toni konnte sich ...

Edgar und Toni sind in den sechziger Jahren ein Liebespaar und dann geht Edgar beruflich nach Hongkong - ohne Toni. Hier könnte die Geschichte zu Ende sein, fängt aber hier erst an, den Toni konnte sich ihr ganzes Leben nie ganz von dieser Liebe lösen.

Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich mich entschieden hatte, wie ich das Buch finde. Die Liebesgeschichte hat mich unglaublich wütend gemacht, ich habe richtig gespürt, wie verletzt Toni gewesen sein muss und wie der gesellschaftliche Druck damals war und das hat mich noch wütender gemacht.

Nachdem sich meine Wut etwas gelegt hatte, habe ich mich mit der Beziehung von Toni und ihrer Tochter beschäftigt und das hat mich versöhnt. Ihre Tochter spricht bzw. denkt so liebevoll von ihrer Mutter und von der Liebe ihrer Mutter zu Edgar. Es ist ihr so wichtig, ihre Mutter zu verstehen, zu verstehen, warum sie danach nie richtig glücklich geworden ist in ihren Beziehungen. Sie erzählt so liebevoll über ihre Mutter und wie sie es geschafft hat, ihrer Tochter selbst den Besuch des Gerichtsvollziehers noch schön geredet hat und die Zeiten, in denen der Strom abgestellt wurde, schön für ihre Tochter gemacht hat. Das war eine der liebenswerten Eigenschaften Tonis, sie hat aus wenig ganz viel gemacht und das merkt man der Erinnerung ihrer Tochter an.

„Ein schönes Leben zeigen“ – das war das, was Toni konnte und dadurch hat sie ihrer Tochter so wahnsinnig viel mitgegeben, was diese wiederum an ihre Tochter Hanna weitergibt und das hat mich dann wieder mit dem Buch versöhnt. Das ist für mich die wahre Liebe, in Gedanken in diesem Buch. Vielleicht ist es nicht die Absicht von Kristine Bilkau gewesen, aber bei mir hat sie das erreicht damit.

Die Sprache war auch in diesem Buch wieder etwas, was mich begeistert hat. Es gelingt Kristine Bilkau die Zwischenfarben zu beschreiben, ihrer Art sich auszudrücken, verdankt die Leserin die vielen Grautöne, es gibt nicht nur Schwarz und Weiß. Die Liebesgeschichte zwischen Edgar und Toni war nicht das, was mich an dem Buch begeisterte, sondern die Sprache und die Liebe, die es zwischen Toni und ihrer Tochter gab.

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Veröffentlicht am 13.02.2021

Ein wunderschöner, ruhiger Roman

Der Klang der Wälder
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Der 17-jährige Tomura hat in der Schule die Aufgabe bekommen, dem Klavierstimmer Itadori die Tür zur Turnhalle zu öffnen, in der der schuleigene Flügel steht, der einmal im Jahr gestimmt werden muss. Tomura ...

Der 17-jährige Tomura hat in der Schule die Aufgabe bekommen, dem Klavierstimmer Itadori die Tür zur Turnhalle zu öffnen, in der der schuleigene Flügel steht, der einmal im Jahr gestimmt werden muss. Tomura öffnet nicht nur dem Klavierstimmer die Tür, sondern einer für ihn völlig neuen Welt, die Welt der Musik, genauer gesagt, der Welt des Klaviers. Die Töne des Klaviers formen für ihn eine „Landschaft des Tons“, die für ihn einen Wald formt bzw. den Klang, den dieser Wald für ihn hat in seinen Gedanken.

Danach steht für ihn fest, dass er nicht in sein Bergdorf zurückkehren möchte, sondern dass er Klavierstimmer werden möchte, er hat nicht nur seinen Beruf, sonderen seine Berufung gefunden.

Es ist ein ganz ruhiges Buch, das mit großer Kraft die Geschichte von Tomura erzählt. Tomura ist ein Junge aus den Berge, der nie großartig mit Kultur und Musik in Berührung gekommen ist.

Wenn man das so liest, könnte man denken, dass das Buch nur so vor Kitsch trieft. Dem ist aber nicht so. Es ist eine ganz ruhige Geschichte eines einfachen Jungen, der durch eine zufällige Begegnung seine Bestimmung findet. Was wäre gewesen, wenn er nicht derjenige gewesen wäre, der dem Klavierstimmer an diesem Nachmittag die Turnhalle geöffnet hätte? Hätte er dann jemals den Klang der Wälder, den das Klavierspiel in im auslöst, gehört? Wir wissen es nicht. Und so ist es eine Geschichte, die zeigt, wie wichtig dann auch ein glücklicher Zufall ist.

Tomuras Weg zum Klavierstimmer zeigt, dass es sich lohnt, an einer Sache dranzubleiben und auch Rückschläge hinzunehmen und immer weiter zu machen. Es hat mich beeindruckt, wie geradlinig er seinen Weg verfolgt, auch wenn er es selbst gar nicht so wahrnimmt. Faszinierend ist auch, durch dieses Buch mehr über die japanische Lebensart zu lernen und über das Leben dort.

Dies zu beschreiben, ist Natsu Miyashita auf wunderschöne Art gelungen. Die Sätze sind kleine Meisterwerke, die die Leidenschaft und Ernsthaftigkeit Tomuras beschreiben. Sie vermitteln seine Konzentration, seine immer wiederkehrenden Selbstzweifel und auch seine Liebe zum Klavierspiel und was dies in ihm auslöst. Es ist ein Buch, das mir dadurch, wie die Geschichte erzählt wird, ein wenig innere Ruhe gegeben hat. Es ist kein Buch, das durch eine spannende, action-geladene Geschichte fesselt, es fesselt durch die innere Leidenschaft Tomuras und den Erzählstil Natsu Miyashita

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Veröffentlicht am 10.02.2021

Ein Buch, das ab der ersten Seite durch starke Sprache begeistert

Was Nina wusste
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Ein Familiengeheimnis, dass das Leben dreier Frauen, Vera, Nina und Gili bis in die Gegenwart beeinflusst, hiervon erzählt das Buch „Was Nina wusste“ von David Grossman. An Veras 90. Geburtstag beginnt ...

Ein Familiengeheimnis, dass das Leben dreier Frauen, Vera, Nina und Gili bis in die Gegenwart beeinflusst, hiervon erzählt das Buch „Was Nina wusste“ von David Grossman. An Veras 90. Geburtstag beginnt endlich die Reise in die Vergangenheit, um zu klären, was die Beziehung dieser drei Frauen so schwer macht.

Nina lebte einige Jahre als Kind ohne ihre Mutter und diese Zeit hat sie geprägt und nicht nur sie. Dadurch wurde alles in ihrem Leben geprägt und hat Einfluss auf all ihre Beziehungen gehabt, besonders auch auf die Beziehung zu ihrer Tochter und natürlich zu ihrer eigenen Mutter. Diese Beziehungen sind kompliziert und man spürt als Leser:in den Schmerz, der sich durch die Zeit und die Generationen zieht.

Es ist ein Buch, das ich nicht in einem Rutsch gelesen habe und bei dem ich mir viele Notizen gemacht habe und was mir durch seine Intensivität sehr nahe gegangen ist. Einmal ist es David Grossman ganz hervorragend gelungen, die Gefühle und Gedanken der Personen, die in diesem Buch so wichtig sind, zu beschreiben und es mir als Leserin geradezu möglich gemacht hat, ein wenig in ihren Kopf zu gucken und die Gefühle zu spüren. Hinzu kommt, dass die Geschichte sehr intensiv ist und eine Schwere und Traurigkeit immer mitschwingt.

Das Buch konnte mich emotional sehr fesseln und ich habe ein paar Tage gebraucht, um wieder aus dem Buch und den dort erlebten Gefühlen wieder herauszufinden. Es hat mich durch seine Sprache und auch durch die Art, wie die Geschichte von Gili erzählt wurde, mitgenommen und ich kann es sehr empfehlen. Die Kraft der Sprache, Gefühle zu vermitteln, hat mich beeindruckt.

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Veröffentlicht am 10.02.2021

Lesenswerter Roman über das Erwachsenwerden

Schöner als überall
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Der Debütroman "Schöner als überall" von Kristin Höller fängt an wie ein typisches Roadmovie. Noah hat auf der Party am Abend zuvor bzw. nach der Party, weil die Nacht ist noch jung und so, ein bisschen ...

Der Debütroman "Schöner als überall" von Kristin Höller fängt an wie ein typisches Roadmovie. Noah hat auf der Party am Abend zuvor bzw. nach der Party, weil die Nacht ist noch jung und so, ein bisschen zu viel Gas gegeben und ist jetzt im Besitz eines Speere, der eigentlich zu einer Bronzestatue gehört. Also leiht er einen Transporter und nötigt seinen Freund Martin, mit ihm zusammen den unsäglichen Speer zu beseitigen. Sie fahren also los und fahren und landen irgendwann in ihrem ruhigen und beschaulichem Heimatort. Und hier wird auch die Geschichte ruhiger und eine Reise von Martin, dem Erzähler dieser Geschichte, zu sich selbst. Er wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Warum ist er Noahs bester Freund? Was war das eigentlich damals mit Mugo, seiner Jugendliebe? Es ist ein wunderbar ruhiges, schön geschriebenes Buch über das Erwachsenwerden und macht Lust, mehr von Kristin Höller zu lesen.

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Veröffentlicht am 05.01.2021

Mehr als Aufräumen und Ausmisten

Das Minimalismus-Projekt
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Im Buch „Das Minimalismus-Projekt“ hat Christof Herrmann 52 Möglichkeiten zusammengefasst, die das Leben leichter machen können. Er hat diese 52 Möglichkeiten in 52 Kapitel unterteilt, so dass die Möglichkeit ...

Im Buch „Das Minimalismus-Projekt“ hat Christof Herrmann 52 Möglichkeiten zusammengefasst, die das Leben leichter machen können. Er hat diese 52 Möglichkeiten in 52 Kapitel unterteilt, so dass die Möglichkeit besteht, in jeder Woche des Jahres ein Kapitel anzugehen oder sich die Kapitel herauszusuchen, die gerade besonders interessant sind oder einfach alle Kapitel nacheinander zu lesen und dann zu schauen, was gerade passt bzw. was man aus dem Buch mit in den Alltag nehmen möchte, um sich so einem minimalistischen Leben anzunähern und mehr Zeit für die ganz wichtigen Dinge zu gewinnen.

Durch die Einteilung in die einzelnen Kapitel ist es einfach, sich genau das herauszusuchen, was gerade wichtig ist. Gut gefällt mir, dass das Buch nicht dogmatisch ist und dass es sehr im Hier und Jetzt ist, also nicht auf eine höhere Ebene geht, sondern gute Beispiele bzw. gemachte Erfahrungen weitergibt. Es gibt Tipps für nachhaltigeres Leben, Tipps für Freizeitbeschäftigungen, die auch ohne viel Geld in die Hand nehmen zu müssen, Spaß machen, Tipps für Familien, die mit ihren Kindern minimalistisch leben möchten und auch Tipps wie man sich immer wieder daran erinnern kann, dass man gerade dabei ist, die Wohnung wieder vollzustellen. So finde ich es ganz gut, sich bei Anschaffungen auszurechnen, wie lange man dafür arbeiten muss und ob die geplante Anschaffung jetzt nötig ist oder nicht (z.B. wenn ich mir das nächste schwarze Oberteil kaufen möchte).

Ein für mich auch sehr wichtiger Teil ist der in dem über Multitasking und Singletasking gesprochen wird. Außer beim Fernsehen zu essen, fällt mir jetzt nicht wirklich viel an, was ich gleichzeitig kann. Eine der Tätigkeiten wird auf jeden Fall vernachlässigt und sich das immer mal wieder vor Augen zu führen, kann nicht schaden, um am Ende dann durch Konzentration auf eine Sache doch etwas besser geschafft zu haben und dabei wertvolle Zeit für etwas anderes gewonnen zu haben. Letztendlich regt es dazu an, sich auf das zu fokussieren, was einem selbst wichtig ist und es kann nicht schaden, sich zwischendurch immer mal wieder darauf hinzuweisen.

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