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Veröffentlicht am 04.11.2023

Ein Dämon auf dem Campingplatz.

Der Tod sonnt sich im Campingstuhl
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Sofia beginnt gerade sich auf dem Campingplatz am Hirschgrund-See so richtig wohlzufühlen. Sie hat den Campingplatz geerbt, als ihre Großmutter kürzlich verstorben ist. Trotzdem kreisen ihre Gedanken immer ...

Sofia beginnt gerade sich auf dem Campingplatz am Hirschgrund-See so richtig wohlzufühlen. Sie hat den Campingplatz geerbt, als ihre Großmutter kürzlich verstorben ist. Trotzdem kreisen ihre Gedanken immer wieder um die Frage wie sie den Campingplatz möglichst schnell und gewinnbringend verkaufen kann, zuvor muss sie jedoch den Streit mit der Baufirma klären, der ihre Großmutter eine enorme Menge Geld im Voraus bezahlt hat, um das Toilettenhäuschen zu renovieren.

Dann reisen auch noch immer wieder neue Gäste an, heute beispielsweise ein Österreicher, der an allem etwas auszusetzen hat und eine sehr seltsame Jugendgruppe. Diese wird begleitet von zwei hübschen jungen Betreuerinnen und einem seltsamen Schönling in schwarzem Outfit. Besonders auffällig ist aber das Verhalten der Jugendlichen: sie sind durch die Bank weg brav, leise und in keiner Weise auffällig.

Als während eines nächtlichen Sturms der Strom ausfällt, macht sich Sofia auf die Suche nach der Ursache. Sie findet dabei die Leiche einer der beiden hübschen Betreuerinnen in ihrer Scheune. Und wie beim ersten Mord rollt auch nun eine Maschinerie von offiziellen Ermittlungen an, die von Sofia und Evelyn wieder innoffiziell unterstützt wird.

Im zweiten Band um den Campingplatz am Hirschgrund-See hat die Dramatik ein wenig nachgelassen. Die Bayerischen Klischees werden weiter brav bedient und der Klamauk unterhält gut. Allerdings vermisste ich die Spannung, die beim ersten Mal doch deutlicher zu spüren war.

Die Skurrilität dagegen toppt den ersten Teil auf jeden Fall. Das Flair der ganzen Story von der grölenden Seniorengruppe bis hin zur Teufelsaustreibung wird wunderbar transportiert und auch die Charaktere ergänzen sich mit ihren sonderlichen Eigenschaften.

Auch in diesem Fall habe ich mir das Hörbuch mit Yara Blümel gegönnt. Yara liest gut, aber auch in diesem Fall hat sie mich nicht komplett überzeugen können. In bestimmten Situationen fehlt mir die Authentizität, die man durch ein bisschen mehr Empathie für die Charaktere hätte erreichen können. Aufgrund des Unterhaltungswerts liegt aber Band 3 schon auf meinem Stapel.

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Veröffentlicht am 07.06.2023

Rache an einer dörflichen Ungemeinschaft.

Ich lüge bis du stirbst: Thriller
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Nach zwölf Jahren kehrt Scarlett Dyer an den Ort ihrer Kindheit und Jugend, das Küstenstädtchen St. Pit im Vale of Glamorgan zurück. Sie hat dort schreckliches erleben müssen und ist inzwischen ein anderer ...

Nach zwölf Jahren kehrt Scarlett Dyer an den Ort ihrer Kindheit und Jugend, das Küstenstädtchen St. Pit im Vale of Glamorgan zurück. Sie hat dort schreckliches erleben müssen und ist inzwischen ein anderer Mensch geworden. Ihre Veränderungen haben ihr Stärke verliehen, die sie nun dabei unterstützt Rache zu nehmen. Rache an allen, die ihr damals Unrecht getan haben.

Als Scarlett dann aufgrund eines Zufalls ihren ehemaligen Peiniger in die Rachepläne einweihen muss, beginnt sie auch diese Tatsache auszunutzen und fängt noch mehr zu manipulieren. Eine Person nach der anderen erlebt Scarletts Rachepläne. Bis sie eines Tages sogar die vermisste Drahtzieherin findet. Nun wird sehr schnell klar, dass sie auch hier ihre Rachepläne etwas anpassen muss, dann aber zu einem finalen Showdown laden kann.

Ein interessantes und spannendes Hörbuch. Zuweilen ist die Handlung etwas skurril, bzw. sie erscheint mir unlogisch: beispielsweise die lange Gefangenschaft in einem Bunker durch eine geistig eingeschränkte Person oder die Tatsache, dass die Protagonistin Scarlett Dyer überhaupt nichts von ihrer düsteren Vergangenheit an ihren Ehemann Jacob preisgegeben hat oder dass sie überhaupt keine echte Autorin ist. Überhaupt habe ich etwas lange gebraucht, um mit Scarlett warm zu werden. Aber am Ende hatte sie doch genügend Sympathiepunkte gesammelt.

Schön dargestellt ist das ländliche walisische Leben, die dörfliche Ungemeinschaft in St. Pit und das daraus resultierende Verlangen Scarletts an einer blutroten Rache. Es sind zwar zu Beginn relativ viele Charaktere, aber sie sind gut gezeichnet und man findet sich zurecht. Die Sprecherin des Hörbuchs Eva Herzig liest gekonnt und bis auf wenige Eigenheiten absolut angenehm.

Mein persönliches Highlight waren insbesondere zum Ende hin die Dialoge mit der Protagonistin. Diese weist einige Anzeichen einer Persönlichkeitsstörung auf, welche die Autorin gekonnt nutzt, um eine ordentliche Spannung aufzubauen und andere Personen im Unklaren zu lassen. Eine klare Empfehlung für alle Spannungsliebhaber, die nicht unbedingt alles logisch erklären können müssen.

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Veröffentlicht am 28.05.2023

Mittelmäßiges Endzeitszenario

°C – Celsius
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Mehrere unbekannte Flugobjekte tauchen über dem chinesischen Luftraum mit Kurs auf Taiwan auf. Die westliche Welt gerät sehr schnell in Aufruhr. Ist das ein Angriff? Sehr schnell wird eine Klima-Wissenschaftlerin ...

Mehrere unbekannte Flugobjekte tauchen über dem chinesischen Luftraum mit Kurs auf Taiwan auf. Die westliche Welt gerät sehr schnell in Aufruhr. Ist das ein Angriff? Sehr schnell wird eine Klima-Wissenschaftlerin der Uno eingebunden und sie erklärte, dass es sich um unbemannte Flugobjekte handelt, die helfen können, das Klima zu beeinflussen.

Gleichzeitig wurde die Weltpresse nach China auf den Mount Everest eingeladen. Ihnen wird das neue chinesische Programm zur kontrollierten Absenkung der weltweiten Durchschnittstemperatur vorgestellt. Gepaart mit dem Vorwurf an die westlichen Nationen ihre Pflichten im Klimaschutz in den letzten Jahrzehnten sträflich vernachlässigt zu haben.

Die ganze Welt ist plötzlich sensibilisiert und versucht die chinesischen Schritte in Richtung Geoengineering zu verstehen. Es gibt weltweit die unterschiedlichsten Reaktionen: von Widerstand bis Zuspruch ist alles dabei.

Celsius ist ein weiters Endzeitszenario von Marc Elsberg. Ein paar seiner Werke habe ich bereits gelesen und ich habe mich auch auf dieses Buch sehr gefreut. Marc Elsberg schreibt wie immer spannend und seine Charaktere gehen sehr schnell ins Leserblut über. Ein bisschen habe ich mich an den extrem kurzen Kapiteln gestört, die doch viele leere (Teil-)Seiten im Buch verursacht haben. Irgendwie ist das skurril, wenn man zwischen den Zeilen zum Klimaschutz mahnt.

Das Buch unterhält gut und auch das Thema ist meiner Ansicht exzellent recherchiert. Superspannend fand ich die kleinen Provokationen zwischen den Zeilen: China als die Supermacht, welche die Welt zum Klimaschutz auffordert oder ein Professor das Aufforsten als aktives Geoengineering darstellt. Das hat richtig Spaß gemacht. Nicht gefallen haben mir die beiden Szenarien, die in den späteren Teilen ausgeführt wurden und deren Kontingenz. Irgendwie war ich das Buch am Ende leid. Vielleicht geht es einfach nicht anders. Der Ausgang des Klimawandels ist nicht vorherzusagen. Das war bei einem weltweiten Stromausfall schon einfacher. Schade ist es trotzdem.

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Veröffentlicht am 22.05.2023

Ein etwas anderer Blick auf Venedig.

Der freie Hund
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Antonio Morello wurde nach Venedig zwangsversetzt – angeblich zu seinem eigenen Schutz. Er hatte in seiner Heimatstadt Cefalú auf Sizilien einige Mafia-Größen innerhalb der Politik festgenommen. Gebeutelt ...

Antonio Morello wurde nach Venedig zwangsversetzt – angeblich zu seinem eigenen Schutz. Er hatte in seiner Heimatstadt Cefalú auf Sizilien einige Mafia-Größen innerhalb der Politik festgenommen. Gebeutelt von traumatischen Erlebnissen der Mafia-Racheaktionen muss sich der freie Hund nun um Gewaltverbrechen in Venedig kümmern. Und das ganz ohne ein ordentliches Team, denn die im Untergebenen haben eigentlich überhaupt keine Lust auf einen dahergelaufenen Süditaliener.

Gleich an seinem ersten Arbeitstag stellt er auf dem Weg zur Questura einen kleinen Gauner und landet dabei mitsamt seinem neuen Anzug in einem der zahlreichen Kanäle. Mit seinen eigenwilligen Methoden eckt er sehr schnell bei den Venezianern an und seine Ermittlungen werden zum Spießrutenlauf zwischen Mafiosi, Vorgesetzten und Kollegen.

Wer Antonio Morello besser verstehen möchte, muss auch verstehen, was für eine Vergangenheit er mit sich herumträgt. Dazu gehört nicht nur der jüngste erfolgreiche Schlag gegen die Mafia in seiner Heimatstadt. Auch in seiner Kindheit haben ihn so manche Dinge geprägt.

Nach dem ich schon einige der Dengler-Krimis von Wolfgang Schorlau gelesen hatte, war ich auf dieses Werk neugierig. Und ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Die Hintergrundinformationen zum Mafia-Geschehen waren super recherchiert und würzen die fiktive Story noch einmal mit einer Extra-Portion Spannung. Ich hatte erst kürzlich Agromafia von Oliver Weiler[1] gelesen, und beide Autoren brachten identischen Background in ihre Werke ein. Beeindruckend.

Mit Antonio Morello haben die beiden Autoren einen Protagonisten erschaffen, der durchaus auch an Commissario Montalbano von Andrea Camilleri erinnert. Kein Wunder, widmen sie dieses Buch sogar dem Erfinder von Montalbano. Morello ist ebenso ein Sturkopf und er setzt seinen Willen mit ganzer Kraft durch. Nur damit genügt er seinem eigenen Verständnis von Recht und Ordnung.

Meine geheime Heldin in diesem Roman ist Anna Klotze, auch die „Kampfmaschine“ genannt. Die Polizistin aus Triest ist ebenso mysteriös wie sympathisch. Und dabei bleibt sie undurchsichtig und verrät beispielsweise in diesem Band noch nicht welches Beuteschema sie favorisiert, als sie Morello notgedrungen während der Ermittlungen einen Kuss auf den Mund drückt. Alles in allem macht dieser Band Lust auf mehr und die vielen halbgaren Blicke in die Vergangenheit und die schön gezeichneten Figuren bieten dafür auch genügend Luft. Interessant fand ich auch den nüchternen Blick auf die von Touristen überlaufene Stadt Venedig und deren Probleme. Die durchaus kritischen Worte lassen Venedig in einem ungewöhnlichen aber immer noch sympathischen Licht erscheinen. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

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Veröffentlicht am 14.05.2023

Eiskalte Engel auf einer griechischen Insel.

One of the Girls
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Lexi feiert ihren Junggesellinnenabschied in Griechenland. Sie und ihre Freundinnen haben ein Haus auf einer kleinen Insel für sich allein. Traumhafte Lage, ein direkter Fußweg zum Strand, keine Zivilisation ...

Lexi feiert ihren Junggesellinnenabschied in Griechenland. Sie und ihre Freundinnen haben ein Haus auf einer kleinen Insel für sich allein. Traumhafte Lage, ein direkter Fußweg zum Strand, keine Zivilisation weit und breit. Selbst für den Handyempfang muss man sich auf den Gipfel eines Berges bewegen.

Die zukünftige Braut Lexi hatte sich eigentlich eher was kleines Gemütliches vorgestellt. Aber was kann man schon dagegen tun, wenn die beste Freundin und Trauzeugin die Hen Party plant. Schon am ersten Tag kommen Überraschungen auf die Mädels zu. Geheimnisse werden offenbart und gleichzeitig lernen wir mehr und mehr über die einzelnen Vergangenheiten.

Sechs junge Frauen, jede mit eigenen Gefühlen, eigenen Träumen, eigenen Baustellen und möglicherweise Motiven die einem zu Beginn verborgen sind. Vieles wirkt inszeniert, und auch die zukünftige Braut Lexi lernt viel dazu.

„»Es ist befreiend, etwas für sich selbst zu tun, Robyn. Nicht für die anderen. Nicht für irgendein Publikum – egal ob es zahlende Zuschauer sind, wie bei einer Tanzvorführung, oder deine Familienmitglieder, deine Freunde oder die ganze Gesellschaft, für die du performst.«“ (S. 292)

An verschiedenen Stellen wird One Of The Girls als Thriller gehypt. So bin auch ich über eine Leserunde auf diesen Roman aufmerksam geworden, welche mit dem Satz „Wenn aus einem Kurzurlaub zum Junggesellinnenabschied ein Thriller wird!“ eingeleitet wurde. Ich persönlich wurde genau deshalb enttäuscht:

Der gesamte Roman erwirtschaftet seine Spannung in den ersten zwei Drittel durch subtile Andeutungen in den Zwischensequenzen einzelner Kapitel. Von Beginn an wird dem Leser vorgehalten, dass am Ende jemand sterben wird, dass ein Mörder unter den Mädels ist und alles ganz schlimm wird. Leider macht mich dieser Stil eher mürbe und ich dachte mir die ersten zwei Drittel: na, wann passiert denn endlich was? Bei mir erzeugt das erzwungene Nichtwissen leider kaum Spannung. Viele Mitleserinnen haben jedoch genau diesen Stil der Autorin geliebt. Es funktioniert also offensichtlich bei anderen. Am Ende kommt es dann zum Showdown, der meines Erachtens stark übertrieben ist. Aber gut, irgendwann muss man die ganzen Ankündigungen doch wahr werden lassen.

Alles in allem möchte ich aber nicht nur schlecht über dieses Buch reden: mir gefällt sehr gut, wie nach und nach die Vergangenheit der Protagonistinnen aufgearbeitet wurde. Jedes Kapitel ist einem der sechs Mädels gewidmet. Auch lässt der Schreibstil nichts zu wünschen übrig. Man kann es flüssig lesen. Held des Romans ist und bleibt für mich weiterhin Robyn. So viel Sympathie habe ich in den letzten Büchern keiner Figur entgegengebracht. Das Buch ist speziell, definitiv kein Thriller, aber es ist auch nicht schlecht.

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