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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.12.2024

Eine etwas verwirrende, anfangs langatmige Lektüre.

Brennende Felder
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Die Szenerie spielt größenteils in Rosental, einem Dorf in Oberösterreich. Im Zentrum steht Luisa Fischer mit ihrem unsteten Leben auch im Ausland. ihren Gedanken, ihrem Handeln, ihrem Empfindens auf die ...

Die Szenerie spielt größenteils in Rosental, einem Dorf in Oberösterreich. Im Zentrum steht Luisa Fischer mit ihrem unsteten Leben auch im Ausland. ihren Gedanken, ihrem Handeln, ihrem Empfindens auf die Außenwelt. Bauer und Landrat Ferdinand Goldberger und sein halbwüchsiger Sohn Anton mit autistischen Zügen bilden im zweiten Romanteil den soliden Sockel gegenüber Luisas dysfunktionaler Bauernfamilie im Nachbarort. In dieser ländlichen Idylle mit farbig beschriebenen Jahreszeiten, mit deftiger Jägerschaft und Überlebensproblemen der Landwirte als passender Rahmen entwickelt sich Luisas Kosmos zu einer extrem schwierigen Persönlichkeit. Ihrem Lebensschema der großen anfänglichen Anziehung zu einigen Männern folgt Alltag und Routine, Entfremdung und schließlich Abscheu und Hass – beschrieben mit überzeugenden erzählerischen Qualitäten.
In feinsten Nuancen und Verschiebungen in ihrem Gefühls- und Stimmungsleben ergeben sich aber auch nur vage beschriebene Schlüsselszenen wie z.B. Luisas Idee im Gespräch mit Katja, deren Scheidung von Jacob und Geldteilung oder im Keller zusammen mit Anton und auch den Twist im letzten Kapitel, die der Fantasie zwar freien Lauf lassen, aber den Leser vielleicht etwas ratlos zurücklassen.

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Veröffentlicht am 13.12.2024

Eine Hommage an die ehemalige Filmindustrie in osteuropäischen Kriegsgebieten

Die Projektoren
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Das in zwei Segmente unterteilte Cover zeigt im Schriftbild Perspektiven, farblich vor dem mehrschichtigen Hintergrund gut platziert – kreativ.
Mit 1056 Seiten ist dieser Roman sehr umfangreich. Beginnend ...

Das in zwei Segmente unterteilte Cover zeigt im Schriftbild Perspektiven, farblich vor dem mehrschichtigen Hintergrund gut platziert – kreativ.
Mit 1056 Seiten ist dieser Roman sehr umfangreich. Beginnend in Annaberg-Buch im Erzgebirge geht die Zeitreise ins heutige Kroatien, nach Serbien etc., in Orte wie Novi Sad, Split, Belgrad oder ins Velebitgebirge. Stets spielen Projektoren, Filmvorführgeräte in Bioskopen, den Kinos vergangener Zeiten, eine wichtige Rolle neben der historischen Rückbesinnung auf endlose, verwirrende Kampfhandlungen der Partisanen zwischen deutschen, serbischen, kroatischen, russischen Soldaten etc. Auch auf die Helden der Projektoren wird Bezug genommen: Tarzan, Winnetou oder Old Shatterhand neben vielen Stummfilmkomikern. Auf den Autor Karl May, sein Leben und seine Erzählungen wird häufig zurückgegriffen. Wie das Leben eines jungen Meldegängers, Cowboy, in diesen Breiten durch den 2. Weltkrieg ausgesehen hat, wird mittels vieler Albträume bruchstückhaft unsortiert beschrieben. Der Inhalt folgt leider keiner linearen Abfolge, keinem roten Faden. Der Schreibstil, durchsetzt mit kroatischen Begriffen, teils mit langer Satzkonstruktion, ist anstrengend, auch stellenweise wirr. Man braucht robustes Durchhaltevermögen beim Lesen.

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Veröffentlicht am 12.12.2024

Ein bemerkenswertes , vielschichtiges Werk im Universitätsmilieu.

Der Fall Miriam Behrmann
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Die Professorin der Philosophie Miriam Behrmann, Leiterin des Instituts THACT an der Universität Wien, rekapituliert als Ich-Erzählerin den gesamten Vorgang ihrer erwarteten Suspendierung aufgrund von ...

Die Professorin der Philosophie Miriam Behrmann, Leiterin des Instituts THACT an der Universität Wien, rekapituliert als Ich-Erzählerin den gesamten Vorgang ihrer erwarteten Suspendierung aufgrund von Anschuldigungen ihrer Promotionsstudentin Selina Aksoy, aus einfachen, türkischen Verhältnissen stammend. Während Miriam ebenso wie Selina emigrierte und nur durch eigenen Leistungsanspruch ihr diese Karriere gelingt, wird diese Erwartungshaltung von Selina als psychischer Missbrauch ihrer Mentorin empfunden. In der nächsten Generation wird quasi diese Wahrheit durch kaum greifbare Anschuldigungen torpediert, nur weil nun die Work-Life-Balance und andere Interessen Vorrang haben. Die Zusammenarbeit im Institut beleuchtet Situationen, passend zu Selinas Vorwürfen, greift aber auch zurück auf Erinnerungen der Ich-Erzählerin über ihre Familie in Polen, ihr Leben in Princeton und mit ihrer kleinen Familie. Der Schreibstil zeigt philosophisch tiefe Gedankengänge, auch im universitären Gefecht der Geschlechter. Darüber hinaus bieten die Einblicke in Miriams Privatleben liebevoll beschriebene Szenen als Ausgleich für ihre harte Existenzbedrohung. Schließlich regt das Romanende sehr zum Nachdenken an, denn unausgesprochen bleibt das zu erwartende Urteil. Ein Lesevergnügen!

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Veröffentlicht am 11.12.2024

Langatmiger Verlauf mit fremdartig wirkendem Buddhismus

Toni & Toni
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Ein seltsames Paar. Antonia, hier Toni, ausgebildete Tänzerin, findet in Toni, Philosophie Student und an der Pforte des LOFT in Wien arbeitend, den Tanzpartner zur Umsetzung ihres Tanzprojektes. Allein ...

Ein seltsames Paar. Antonia, hier Toni, ausgebildete Tänzerin, findet in Toni, Philosophie Student und an der Pforte des LOFT in Wien arbeitend, den Tanzpartner zur Umsetzung ihres Tanzprojektes. Allein schon diese Tatsache wirkt sehr unrealistisch. Aus den Depressionen der weiblichen Toni erwachsen erneut häufige Selbstverletzungen in Form von Hautritzungen mit Krankenhausbesuchen seit früher Jugend – diese bildlichen Beschreibungen berühren zwar, ermüden jedoch in ihrer Länge. Der männliche Toni flieht aus diesen Tagen des bedrückenden Alltags in Zen-Buddhismus und die japanische Sprache, was menschlich verständlich ist. Hat man als Leser jedoch keine Beziehung zu diesem Fachgebiet, bleibt diese Lektüre nicht nahe genug greifbar. Daher kann dieser Roman langweilen.

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Veröffentlicht am 10.12.2024

Persische Kultur und abwegiges Begehren

Die Rose von Nischapur
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Das Cover zeigt das Porträt eines jungen Mannes, dessen obere Kopfhälfte durch rote Rosenblüten verklärt ist, Zu interpretieren ist diese Gestaltung wohl durch den Namen der weiblichen iranischen Hauptfigur ...

Das Cover zeigt das Porträt eines jungen Mannes, dessen obere Kopfhälfte durch rote Rosenblüten verklärt ist, Zu interpretieren ist diese Gestaltung wohl durch den Namen der weiblichen iranischen Hauptfigur Nastaran, was eine Blume, eine Rosenart bedeutet. Die Figur des jungen Mannes soll wohl den Engländer David darstellen, der 2015 über zwei Monate in Teheran den 15 Jahre älteren Schriftsteller Nader und Nastaran so gut kennenlernt, dass sich aus Freundschaft sogar Liebe, Eifersucht und abwegiges Begehren in einem autoritären Staat entwickelt. Die Beschreibung zunehmender Intimität, aber auch der Einsamkeit aufgrund sexueller Tabus klingt taktvoll an.
In diesem Spannungsfeld einer fatalen Beziehungsgeschichte ergeben sich außerdem tiefgehende, auch familiäre Gesprächsrunden um den Dichter Omar Khayyam, um dessen lyrische Gedichte mit prägnanter Aussagekraft, über dessen philosophische Lebenseinstellung als Atheist und Materialist. Diese Thematik persischer Kultur wird wiederholt in weiteren Sequenzen mit historischen und religiösen Fakten vertiefend verknüpft, was zwar informativ ist, aber nicht wie ein roter Faden im Roman verläuft. Die Sehnsucht nach mehr Freiheit innerhalb der Bevölkerung und die gebotene Vorsicht für Reisende aus dem Westen werden ebenso thematisiert. Am westlichen Verständnis von Orientromantik wird hier ordentlich gerüttelt.

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