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Veröffentlicht am 24.07.2019

Geschichte in der Geschichte

Wenn ich tot bin
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INHALT:
Nach zehn Jahren in der Gewalt ihres brutalen Peinigers gelingt der 19-jährigen Madelin McFarland die Flucht. Ihre Mutter Susan ist überglücklich, die totgeglaubte Tochter in die Arme schließen ...

INHALT:
Nach zehn Jahren in der Gewalt ihres brutalen Peinigers gelingt der 19-jährigen Madelin McFarland die Flucht. Ihre Mutter Susan ist überglücklich, die totgeglaubte Tochter in die Arme schließen zu können. Doch wenige Stunden später ist Madelin erneut verschwunden, Susans Mann liegt schwer verletzt in der Küche, und ihre jüngere Tochter Harper ist so verstört, dass sie kein Wort mehr spricht. Detective Sergeant Kate Fincher von der Polizei Edinburgh setzt alles daran, Madelin zu finden. ‹Amy›, wie sich die junge Frau nun anscheinend nennt, flieht in die Highlands – doch vor wem?

MEINUNG:
Auch wenn der Name etwas anderes vermuten lässt, ist Karen Sander das Pseudonym der deutschen Autorin Sabine Klewe, die bei über die britische Autorin Val McDermid promoviert hat. Ich habe früher sehr viele Romane von Val McDermid gelesen und schätze ihren Schreib- und Erzählstil sehr.

Die Autorin lässt dem Leser nicht viel Zeit zum Durchatmen, sondern man ist ab der ersten Seite mitten im Geschehen. Alles was im Klappentext beschrieben wird passiert in den ersten Seiten. Zunächst hatte ich auch angenommen, dass es sich hier um die klassische Geschichte um ein jahrelang entführtes Mädchen handelt, dass durch Glück endlich wieder den Weg zurück nach Hause gefunden hat. Seltsam ist dabei nur der Angriff auf Susans Mann und dass Madelin dann sofort wieder verschwindet.
Detective Kate Fincher und ihr Kollege, der die Familie schon seit dem ersten Verschwinden von Madeline kennt, nehmen die Ermittlung auf. Die Geschichte wird aus der Sicht von mehreren Beteiligten erzählt, so dass man einen guten Einblick in die Gedankenwelt und die Beweggründe der Protagonisten erhält. Neben den bekannten Personen gibt es auch eine Person, die sich Amy nennt und die auf der Flucht ist. Der Gedanke liegt nahe und es sicherlich genau so von der Autorin beabsichtigt, dass man Amy für Madelin hält. Nach ungefähr 200 Seite scheint der Fall gelöst zu sein und natürlich war ich misstrauisch, was da nun noch kommen mag, denn immerhin gab es noch gut 100 Seiten.

Kate Fincher spürt auch, dass der Fall noch nicht abgeschlossen zu sein scheint und ermittelt zum Teil auf eigene Faust weiter. Ehrlich gesagt konnte ich mir keinen Reim machen, wie die Geschichte gelagert sein und könnte und war dann natürlich umso überraschter als alles in eine weitere Geschichte überging. Beide Geschichten sind natürlich miteinander verknüpft. Es kommt zu üblichem Showdown, den ich als etwas übertrieben empfunden habe, ebenso wie den gedankenlosen Alleingang von Kate. Für mich war es ein bisschen zu viel des Guten, was die Autorin hier zum Schluss alles „rausholt“ und zusammenführt. In meinen Augen hätte es die Geschichte nicht im dem Maß gebraucht, aber das mag sicherlich Geschmackssache sein. ? Auf jeden Fall hat mich das fantastische Setting der schottischen Highlands sehr begeistert, denn das hat die Autorin sehr gut eingearbeitet, so dass vor meinem geistigen Auge auch ein Bild entstehen konnte.

FAZIT:
Wenn ich tot bin ist ein atmosphärischer Thriller aus deutscher Feder, durch der Charakter der Einsamkeit in den Highlands durch und durch fließt. Mir gefiel, dass die Geschichte nicht dem klassischen Ablauf einer Rückkehr eines jahrelang entführten Mädchens gewesen ist, die ich erwartet hätte. Bis auf den Schluss, der wir bei Thrillern so häufig, der für mich für ein wenig zu viel des Guten war, fand ich die Geschichte sehr spannend und werde die Autorin jetzt im Auge behalten.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 24.07.2019

Solides Debüt

Die kalten Sekunden
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INHALT:
Zehn Jahre nach dem Verschwinden seiner Verlobten Ewa ist Damian Werner ein Schatten seiner selbst. Er ist sich sicher, dass er sie nie wiedersehen wird. Eines Tages stößt er jedoch auf eine Spur ...

INHALT:
Zehn Jahre nach dem Verschwinden seiner Verlobten Ewa ist Damian Werner ein Schatten seiner selbst. Er ist sich sicher, dass er sie nie wiedersehen wird. Eines Tages stößt er jedoch auf eine Spur – jemand sucht nach Ewa und hat ein Bild von ihr ins Netz gestellt. Kurz darauf postet der Unbekannte ein weiteres Foto. Wer sucht die junge Frau? Und kann es nach all den Jahren wirklich Ewa sein? Damian und Ewa waren bereits als Kinder unzertrennlich, sie hatten keine Geheimnisse voreinander. Doch als Damian weitere Nachforschungen anstellt, muss er feststellen, dass er seine große Liebe wohl doch nicht so gut kannte, wie er immer gedacht hatte.

MEINUNG:
Die kalten Sekunden habe ich mit Spannung erwartet, weil ich gerne auch Thriller und Krimis lese, die nicht in Deutschland, England oder USA spielen. Schon in der Vorschau wurde das Buch als viel gelobtes Debüt angekündigt und ich war sehr neugierig.

Alles beginnt damit, dass Damian von seinem Kumpel auf ein Bild bei Facebook aufmerksam gemacht wird, auf dem seine seit 10 Jahren verschwundene Verlobte Ewa zu sehen ist. Der bis dahin förmlich vor sich hinsiechende Damian erfährt einen beispiellosen Energieschub und macht sich auf die Suche nach ihr bzw. zunächst nach weiteren Spuren, die ihn eventuell zu Ewa führen könnten. Auf der Such nach Ewa muss Damian feststellen, dass Ewa ihm viel verschwiegen hat und sie nicht die Frau war, wie er sie gekannt und geliebt hat.

Mir gefiel gut, dass man ohne große Vorreden gleich mitten im Geschehen war. Damian konnte einem eigentlich schon leidtun, denn seit Ewas Verschwinden, scheint ihn so ein bisschen die Lebensenergie verloren gegangen zu sein. Damit würde ich nicht sagen, dass er stark depressiv und selbstmordgefährdet ist, aber er hat sich auch sozial einfach abgekapselt und arbeitete in einer Bar. Seine Eltern sind die einzigen zu denen er noch ein recht enges Verhältnis hat und die er auch im gewissen Maß an sich heranlässt. Sie sind auch seine Unterstützer (ohne viele Fragen zu stellen) als er sich auf die Suche nach Ewa macht, was weder für ihn noch für seine Eltern ganz ungefährlich ist, denn jemand ist Damian auf den Fersen.

Auf Anraten von seinem Kumpel engagiert Damian eine Privatdetektei, dessen Inhaberin Kassandra ihn bei der Suche nach Ewa unterstützt. Die Erzählweise wechselt zwischen Kassandra und Damian, beide jeweils in der Ich-Perspektive. Man findet sich recht schnell rein, aber ich hätte es schöner gefunden, wenn die Kapitel explizit gekennzeichnet worden wären. Kassandra führt eine schwierige mit häuslicher Gewalt geprägte Ehe mit Robert, ebenfalls Inhaber der Detektei. Der Autor beschreibt diese Szene auch recht explizit, so dass ich mich beim Lesen sichtlich unwohl gefühlt habe. Roberts Aggressionen gegenüber Kassandra schweben immer über allem und drohen schnell auszuufern.

Die Spannung ist durchgängig vorhanden, aber für mich auf einem gesunden Mittelmaß. Unter die Haut ist mir das Buch vor allem wegen Kassandras Situation gegangen, weniger wegen der Geschichte um Ewa. Es gibt auch einige spannende Wendungen, die ich nicht vorhergesehen habe. Der Autor agiert so ein wenig nach dem Matroschka Prinzip. Wenn man glaub alles zu wissen, dann bringt er eine neue Wendung und wieder verschieben sich Gut und Böse bzw. die Absichten einiger Personen legen sich offen. An dem Ende muss man etwas kauen, aber es ist mal ein anderer Ansatz. Warum der Autor seine Geschichte so gestaltet hat, wie sie vorlegt, erklärt er nochmals im aufschlussreichen Nachwort.

FAZIT:
Die kalten Sekunden ist für mich ein solider Thrillerdebüt gewesen, dass einige neue Facetten, vor allem hinsichtlich der Auflösung, aufzeigt. Die persönliche Situation von Kassandra ist etwas, was mir wirklich unter die Haut ging und was zu lesen auch unangenehm war. Bin gespannt, was wir noch von Remigiusz Mroz lesen werden.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 19.07.2019

Die Liebe zum Schwimmen

Im Freibad
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INHALT:
Rosemary hat ihr ganzes Leben in Brixton verbracht. Jetzt ändert sich alles, was ihr vertraut ist. Die Bücherei, in der sie gearbeitet hat, schließt. Aus dem Gemüseladen ist eine hippe Bar geworden. ...

INHALT:
Rosemary hat ihr ganzes Leben in Brixton verbracht. Jetzt ändert sich alles, was ihr vertraut ist. Die Bücherei, in der sie gearbeitet hat, schließt. Aus dem Gemüseladen ist eine hippe Bar geworden. Ihr geliebter Mann George ist gestorben. Und das Freibad, in dem sie seit über 60 Jahren jeden Morgen schwimmt, soll Eigentumswohnungen weichen.
Kate fühlt sich einsam in London. Als sie über Rosemarys Freibad für die Zeitung schreiben soll, öffnet sich ihr eine neue Welt. Kate zeigt sich nicht gerne im Badeanzug, aber mit Rosemarys Hilfe überwindet sie ihre Schüchternheit. Kate und Rosemary werden Freundinnen und beschließen, gemeinsam das Freibad zu retten. Denn der Pool ist mehr als ein Ort zum Schwimmen – er ist das Herz der Nachbarschaft.

MEINUNG:
Im Freibad war für mich das ideale Sommerbuch in meinen Flitterwochen, wo ich es mir unter Palmen und strahlenden Sonnenschein habe gut gehen lassen. Vor allem kommt bekommt man durch das Buch unheimlich Lust auf Schwimmen und das konnte ich dann gleich in die Tat umsetzen.

Die Geschichte ist aber nicht eine Hommage an das Schwimmen und öffentliche Freibäder als Teil der Kultur eines Londoner Stadtteils (in dem Fall Brixton), sondern auch ein Zeichen, dass Freundschaften und Zusammenhalt einen Menschen retten können.
Da gibt es zum einen die 83-jährige Rosemary, deren Mann George gestorben ist, und die ihr ganzes Leben in Brixton verbracht hat. Sie liebt es jeden Morgen ins nahegelegene Freibad zu gehen und ihre Bahnen zu ziehen. Rosemarys Welt droht komplett zusammen zu brechen als sie erfährt, dass ihr geliebtes Freibad, was sie auch jeden Tag an ihren verstorbenen Mann erinnert, geschlossen werden soll.

Zu diesem Zeitpunkt trifft sie auf Kate, eine junge Journalistin der lokalen Zeitung von Brixton, die eine Story über die Schließung und deren Konsequenzen schreiben soll. Im Rahmen ihrer Recherche trifft sie im Freibad auf Rosemary und bittet diese um ein Interview. Dieses gibt ihr Rosemary erst unter der Bedingung, dass Kate ebenfalls beginnt im Freibad zu schwimmen und das ist der Beginn ihrer wunderbaren Freundschaft. Kate lebt bis dahin ein sehr einsames Leben in London, nachdem sie ihr Studium der Journalistik beendet hat und hat weder in Brixton noch in ihrem Leben bisher so richtig Fuß gefasst. Die Darstellung von ihr als Beispiel einer jungen Frau, die versucht ihren Platz sowohl im Leben als auch im Berufsleben in einer großen Stadt wie London zu finden, fand ich sehr gelungen und zum Teil auch erschreckend, wie Großstadtleben Personen einfach verschluckt als wäre sie unsichtbar.

Mit zunehmendem Verlauf der Geschichte wächst natürlich auch Kate das Freibad sehr ans Herz und zusammen mit Rosemary und ihren Freunden und Bekannten aus Brixton versuchen sie die Schließung des Freibads zu verhindern. Die Autorin beschreibt die Liebe zu diesem Freibad und zum Schwimmen an sich über den kompletten Roman mit solcher Leidenschaft, dass man sich dem kaum entziehen kann und selbst sehr viel Lust bekommt ins kühle Nass zu springen. Dabei lässt sie immer wieder diverse Besucher zu Wort kommen, was für die sie der Besuch dort bedeutet und wie wichtig er für viele auch ist, um dem Alltag zu entkommen oder auch für Familien mit Kindern, die sich keinen Urlaub am Strand leisten können. Großartig ist auch die Gemeinschaft, die um Rosemary existiert und deren Teil dann auch Kate wird. Es fühlte mich eher an eine kleine Gemeinde erinnert als an einen Stadtteil mitten in einer Millionenstadt.

FAZIT:
Die Geschichte über die Freundschaft zweier Frauen und die Liebe zu einem Freibad und dem Schwimmen im Allgemeinen haben mein Herz beim Lesen mit Wärme erfüllt. Das ideale Sommerbuch und doch eine Geschichte, die hängen bleiben wird und an die ich beim nächsten Besuch im Freibad denken werde.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 19.06.2019

Ganz zauberhaft

Bleib doch, wo ich bin
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INHALT:
Kaya hat alles, was sie zu ihrem Glück braucht: eine kleine Buchhandlung in ihrem Heimatort, beste Freunde und ihr heiß geliebtes Shetlandpony. Für einen Mann, der länger bleibt als eine Nacht, ...

INHALT:
Kaya hat alles, was sie zu ihrem Glück braucht: eine kleine Buchhandlung in ihrem Heimatort, beste Freunde und ihr heiß geliebtes Shetlandpony. Für einen Mann, der länger bleibt als eine Nacht, ist eigentlich kein Platz in ihrem Leben.
Lasse ist überzeugter Großstädter und nur aufs Land gezogen, weil er als Lehrer die erstbeste Vertretungsstelle annehmen musste. Als Kaya ihn auf einer Scheunenparty trifft, ahnt sie nicht, dass der gutaussehende Typ der Klassenlehrer ihrer Nichte ist. Eine Begegnung mit aufregenden Folgen …

MEINUNG:
Bleib doch, wo ich bin spielt im beschaulichen Neuberg. Es gibt zwar ein Neuberg in Hessen, aber ich glaube der Ort ist fiktiv, da er in der Nähe von Köln sein soll. Neuberg ist ein kleiner Ort, in dem Protagonistin Kaya lebt und eine kleines Buch-Café führt. Außerdem liebt Katja Pferde, besonders ihr Shetlandpony Achterbahn, und ihre Nichte Milli.

Kaya ist aus ihrer Familie die einzige, die in Neuberg geblieben ist und das Landleben schätzt. Eine dauerhafte Beziehung ist nicht so ihr Ding bis sie auf einer Party Lasse, den Klassenlehrer von Milli kennenlernt. Zwischen den beiden funkt es ziemlich schnell, aber natürlich gibt es auch die üblichen Hindernisse, u.a. ob Lasse überhaupt in Neuberg bleiben will. Lasse ist nämlich überzeugter Großstädter.

Auch wenn die Geschichte recht vorhersehbar ist und hier das ein oder andere Klischee bedient wird, mochte ich den flüssigen und humorvollen Schreibstil der Autorin sehr. Kaya hat sofort mein Herz gewonnen, weil sie selbstbewusst und natürlich ist und weil sie Bücher und Tier liebt. Lasse und sie sind auch ein wunderbares Paar, bei deren Zuneigung mir das Herz aufgegangen ist. Die Vorurteile zu Stadt und Land verarbeitet die Autorin auch sehr humorvoll und fährt keine verhärteten Fronten.

FAZIT:
Bleib doch, wo ich bin hat mich sofort in seinen Bann gezogen, weil ich vor allem die ehrliche und schlagfertig Protagonistin Kaya so mochte und weil sie Tiere und Bücher so mochte. Mit Erschrecken habe ich festgestellt, dass Band 2 erst im März 2020 kommt. Ich hätte sofort weiterlesen wollen. Es gibt noch so viele interessante Charaktere.

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Konnte mich nicht restlos begeistern

Meistens kommt es anders, wenn man denkt
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INHALT:
Nele hat von der Liebe die Nase gestrichen voll. Ihr neuer Job bei einer angesagten Hamburger PR-Agentur soll ab jetzt an erster Stelle stehen. Inhaber Claas betraut sie mit der Imagekampagne für ...

INHALT:
Nele hat von der Liebe die Nase gestrichen voll. Ihr neuer Job bei einer angesagten Hamburger PR-Agentur soll ab jetzt an erster Stelle stehen. Inhaber Claas betraut sie mit der Imagekampagne für den Politiker Rüdiger Hofmann-Klasing, dessen Umfragewerte tief im Keller sind - aus gutem Grund, wie sie bald herausfindet. Darüber hinaus beschließt ihr kleiner Bruder Lenny, der das Down-Syndrom hat, sich eine eigene Wohnung zu suchen. Ausgerechnet Nele soll ihn im Kampf mit den besorgten Eltern unterstützen, dabei ist sie doch insgeheim die größte Glucke von allen. Um das Chaos perfekt zu machen, stellt Nele fest, dass Claas mehr als nur ein netter Chef für sie ist und dass er ihr Herz ganz schön zum Stolpern bringt. Aber soll sie sich von der Liebe etwa schon wieder einen Strich durch die Rechnung machen lassen?

MEINUNG:
Meistens kommt es anders, wenn man denkt ist ein Spin-Off zu Wenn’s einfach wäre, würde es jeder machen, welches ich sehr mochte. Dementsprechend habe ich mich auch sehr auf dieses Buch gefreut. Nele ist die Mitbewohnerin von Anni und daher hatte ich von ihr schon einen Eindruck bekommen.
Nele ist frisch Single, nachdem sie sich von ihrem ehemaligen Kollegin Tobi (bekannt aus dem Vorgängerband) getrennt hat und arbeitet nun in ihrer absoluten Wunschagentur, die u.a. von Claas geführt wird. Nele glaubt, dass sie einfach keinen Mann findet, mit dem es funktioniert bzw. früher oder später geht die Beziehung in die Brüche. Aus diesem Grund steht nun die Karriere an erster Stelle. Nele ist außerdem ein Familienmensch. Ihr Bruder Lenny, der das Down-Syndrom hat, steht für sie weit oben auf ihrer Prioritätenlisten.

Ich finde es schön, dass Lenny hier im Buch auch ordentlich Platz bekommt, ohne dabei die Geschichte von Nele zu untergraben. Lenny hat eine Freundin, die ebenfalls das Down-Syndrom hat, und möchte ein selbstbestimmtes Leben führen und Nele soll ihm dabei helfen. Natürlich kann ich das Leben mit einem Menschen, wie Lenny nicht beurteilen, aber ich konnte ihn sehr gut verstehen und habe innerlich gehofft, dass es für ihn eine Chance geben wird. Lenny weiß auch ganz genau, was er möchte und möchte auch seinen Platz in der Gesellschaft. Wenn das einigermaßen realistisch sein könnte, dann hat Petra diesen Aspekt sehr gut eingearbeitet. Zumindest regt das Buch vielleicht den ein oder anderen inkl. mir selbst mal zum Nachdenken an.

Die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Nele und Claas fand ich alles in allem recht unspektakulär und vorhersehbar. Natürlich ist es schwierig, weil Claas ihr Chef ist und sie unterschiedliche Vorstellung haben, wie sie das händeln können. Hier spitzt sich auch der Konflikt zu, dass Nele sich von allen Seiten einspannen lässt, sowohl familiär als auch beruflich, auf Grund ihrer hohen Hilfsbereitschaft und ihrer Unfähigkeit auch mal nein zu sagen.

Obwohl es wieder altbekannte Gesichter, wie Taxi-Fahrer Knut gibt, fehlte mir hier ein bisschen der übliche Witz und Charme, den ich von der Autorin sonst so kenne und mag. Ich habe bisher alle Bücher gelesen und die Geschichten folgen immer einem ähnlichen Muster, u.a. spielen sie immer in Hamburg. Ich lebe selbst in Hamburg und weiß natürlich um den Charme der Stadt, dennoch wäre es wirklich wünschenswert, wenn die Autorin mal ein paar andere Wege einschlagen würde, z.B. wären ein paar andere Schauplätze wünschenswert als die typischen Hot Spots á la Elbstrand, Kiez und Schanze etc.

Die Sprecherin mochte ich sehr gerne. Ich bin nur etwas irritiert, dass es bei Audible Yara Blümel ist und nicht Nana Spier.


FAZIT:
Meistens kommt es anders, wenn man denkt war eine schöne Geschichte mit durchaus wichtigen Themen am Rand der Hauptgeschichte, dennoch konnte mich das Buch nicht so richtig abholen und begeistern, wie einige andere Bücher der Autorin. Ich persönlich würde mir auch wünschen, wenn sie vielleicht mal ein paar neue Wege in ihren Geschichten einschlagen würde.
Ich vergebe 3 von 5 Sternen.