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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.12.2023

Gespensterwohnung

Kant und das Leben nach dem Tod
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Das dies bereits Band 3 ist, hat mir als Neueinsteiger keinerlei Probleme bereitet. Ich hatte nicht das Gefühl, dass mir Vorkenntnisse fehlen und auch mit dem Ermittlerteam bin ich schnell warm geworden. ...

Das dies bereits Band 3 ist, hat mir als Neueinsteiger keinerlei Probleme bereitet. Ich hatte nicht das Gefühl, dass mir Vorkenntnisse fehlen und auch mit dem Ermittlerteam bin ich schnell warm geworden. Es besteht aus Leuten mit Ecken und Kanten, aber ohne Sonderlinge oder problembeladene Persönlichkeiten.

Der Erzählstil ist angenehm, wenn auch eher ruhig und die Kapitel sind nicht zu lang.
Das Buch würde ich in zwei Handlungsstränge aufteilen. Zum einen die polizeilichen Ermittlungen. Diese verlaufen sehr stringent und geradlinig. Hier gab es keine großen Überraschungen. Keine Erkenntnisse die zu falschen Fährten führen. Sondern ein Stein passt auf den anderen und führt Stück für Stück zum Ziel.

Und auf der anderen Seite ist Antonia. Ein Mädchen aus Portugal, was nach dem Tod der Mutter wieder zurück nach München kommt und hier Fuß fassen will. Wie die beiden Stränge zusammenhängen, wird nach und nach klar, vor allem durch den gemeinsamen Bezugspunkt – die Hochhaussiedlung. Das nimmt den Ermittlungen etwas an Spannung, da Hintergründe bzw. Täter sich dadurch abzeichnen.

Das große Pluspunkt dieses Buches ist weniger die Ermittlungsarbeit, … also vielmehr das realistische Setting. Die Auseinandersetzung mit der Anonymität, das Desinteresse dem Nachbarn gegenüber, dem Alleinsein im Alter bleibt im Kopf und macht dieses Buch zu einem sehr klugen Krimi.

Veröffentlicht am 20.11.2023

Familienerbe

Glutspur
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In den ersten Abschnitt von Glutspur wird man ziemlich reingeschmissen. Beschrieben wird der Selbstmord von Daniel. Dies passiert ohne Vorkenntnisse zu seiner Person. Weder Alter, Beruf, Familiensituation ...

In den ersten Abschnitt von Glutspur wird man ziemlich reingeschmissen. Beschrieben wird der Selbstmord von Daniel. Dies passiert ohne Vorkenntnisse zu seiner Person. Weder Alter, Beruf, Familiensituation oder ähnliches.

Das nächste Kapitel spielt im September. Ist das nun nach dem Selbstmord oder davor und der Selbstmord ist eine Folge der Ereignisse? Dieser Bezug fehlte völlig und irritierte mich, auch wenn im Kapitel selber erste Hintergrundinformationen folgen und eine Einordnung möglich war.

So war mein Einstieg in das Buch eher holprig. Auch nach den ersten 100 Seiten viel es mir schwer einen Bezug zum Buch herzustellen. Es kam eher schwerfällig und behäbig daher. So bin ich nie in einen Lesefluss gekommen und war vielmehr froh, wenn ich eine Pause einlegen und es zur Seite legen konnte.

Die 3 Stränge um Liv, Hannah und Nima kommen komplett getrennt daher. Durch den Klappentext könnte man meinen, dass sie zusammen ermitteln. Das ist nicht der Fall. Die Personen berühren sich, aber nur hervorgerufen durch die örtliche Nähe von Wohn- bzw. Arbeitsplatz.

So bleibt es bis zum Schluss im Dunkeln, wo nun die Gemeinsamkeit liegt. Auch nach Lesen des Buches bin ich unsicher, ob das nun gut gemacht ist oder eher störend. Ich tendiere eher zum störenden Fazit, da die fehlenden Berührungspunkte in der Ermittlung nur für eine unterschwellige Spannung gesorgt haben.

Fazit: die Auflösung ist nicht schlecht, aber der Weg dahin sehr verschachtelt und ruhig

Veröffentlicht am 06.11.2023

Mehr als ein griesgrämiger Postbote?

Kein guter Mann
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Wer ist eigentlich Walter? Ein oder kein guter Mann?

Der griesgrämige Postbote fällt negativ auf. Der Autor schafft es auf leicht verständliche und auch humorvolle Art, das Portrait von Walter zu zeichnen. ...

Wer ist eigentlich Walter? Ein oder kein guter Mann?

Der griesgrämige Postbote fällt negativ auf. Der Autor schafft es auf leicht verständliche und auch humorvolle Art, das Portrait von Walter zu zeichnen. Als Leser kann man über die Aktionen und das Verhalten von Walter durchaus schmunzeln, aber ehrlich – in der Realität würden wir ihn lieber nicht als Nachbarn haben wollen.

Aber Walter war nicht immer so. In Rückblenden erfahren wir mehr von dem jungen Mann. Die ersten Begegnungen sind verwirrend. Will das Portrait des jungen Walter doch so gar nicht mit dem aktuellen übereinstimmen. Was ist in der Zwischenzeit geschehen und hat ihn so nachhaltig beeinflusst? Wie ist er zu dem griesgrämigen Postboten geworden? Mit dazu beigetragen hat das Gerede der Personen im Ort / in seinem Umfeld. Ist es doch so viel einfacher sich eine Meinung auf Grund der kursierenden Erzählungen zu bilden, anstatt sich die Mühe zu machen mit Walter persönlich zu reden und seine Sicht zu hören. Doch was ist genau passiert?

Das Buch ist ein leichter, warmherziger, stellenweise humorvoller Roman mit Schmunzelfaktor. Er geht zu Herzen ohne kitschig zu werden. Macht aber auch nachdenklich. Leise Gesellschaftskritik klingt an, ohne das der Autor mit dem gehobenen Zeigefinger daherkommt.

Veröffentlicht am 31.10.2023

Unterstützer oder Feind?

Feindesopfer
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Wie das Buch bewertet wird, ist eine sehr persönliche Einschätzung. Ich habe eine Bewertung gelesen, die ich komplett nachempfinden kann und die nur 3 Sterne bekommen hat. Im Gegensatz empfinde ich die ...

Wie das Buch bewertet wird, ist eine sehr persönliche Einschätzung. Ich habe eine Bewertung gelesen, die ich komplett nachempfinden kann und die nur 3 Sterne bekommen hat. Im Gegensatz empfinde ich die dort angebrachten Kritikpunkte wiederum als Stärke.

Die Kapitel sind kurzgehalten und flüssig zu lesen. Lediglich die finnischen Orts- und Straßennamen sind für unser deutsches Ohr ungewöhnlich und können irritieren. Die Anzahl der verwickelten Personen ist angenehm überschaubar, so dass man keine Probleme bei der namentlichen Zuordnung hat.

Wenn man es für einen Thriller nicht außergewöhnlich genug findet oder einem der Nervenkitzel fehlt, kann ich die Kritik nachvollziehen. Aber mich hat es zu keiner Zeit gestört. Es überwiegen die Ermittlungsarbeit und trotzdem hat man kleine (und kurze) private Einblicke bei den Hauptermittlern Jusuf und Jessica. Der Druck unter dem Jusuf steht, nachdem er zum ersten Mal die Ermittlungen leitet, konnte ich spüren und hat die Handlung vorangetrieben.

Am Anfang ist durchaus Durchhalten gefragt. Der Mordfall kommt nicht besonders spektakulär daher. Und die Ermittlung gestaltet sich zunächst schleppend. Es gibt nicht viele Anhaltspunkte und neue Ergebnisse lassen auf sich warten. So gibt es hier leider ein paar Längen. Aber so abgedroschen es klingen mag, ich wurde für das Durchhalten belohnt. Es wurde immer interessanter und wendungsreich. Wenn man meinte die Zusammenhänge verstanden zu haben und zu durchschauen, war doch wieder alles anders. Man könnte sogar sagen, dass es bis zur letzten Seite noch Überraschungen gab. Das findet man äußerst selten und hat mich mehr als überzeugt.

Veröffentlicht am 27.10.2023

Dörfliche Idylle mit ungeahnten Abgründen

Beuteherz
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Mit Beuteherz hält man ein ruhiges Buch in den Händen. Ich würde es nicht wirklich als spannend bezeichnen, aber es baut sich eine Sogwirkung auf, die einen genauso wenig loslässt wie die Hauptperson Annie. ...

Mit Beuteherz hält man ein ruhiges Buch in den Händen. Ich würde es nicht wirklich als spannend bezeichnen, aber es baut sich eine Sogwirkung auf, die einen genauso wenig loslässt wie die Hauptperson Annie.

Die ersten 100 Seiten drehen sich vor allem um die Rückkehr von Annie in ihr Heimatdorf. Wie es für sie ist wieder dort zu sein und auf Bekannt aus ihrer Jugendzeit zu treffen. Sowohl gute als auch schlechte Erinnerungen sind damit verbunden. Ein Leben war ihr dort nicht mehr möglich, da sich Vorfälle schnell rumsprechen. Und genauso schnell werden Urteile gefällt ohne die Sichtweise aller Betroffenen zu kennen.

Der Krimianteil kommt nach und nach hinzu. Ein Mädchen verschwindet und die Hintergründe sind unklar. Ist sie davongelaufen oder nicht? Als Saga endlich gefunden wird, lässt Annie deren Schicksal nicht los. Zum einen ist dies ihrem beruflichen Hintergrund als Sozialarbeiterin, als auch ihrer familiären Verbundenheit geschuldet. Ihre Hartnäckigkeit fand ich nicht immer nachvollziehbar, aber das ist Geschmackssache. Da sie keine Polizistin ist, lässt sie sich von Spekulationen und zu schnellen Schlussfolgerungen leiten. Dies sorgt für Abwechslung und der ein oder anderen Wendung.

Mit wirklicher Spannung kann der Fall nicht punkten. So hatte ich beim Täter den richtigen Riecher. Aber interessant und realistisch beschrieben sind die Einblicke in die Gefühlswelt der Betroffenen. Was die Ungewissheit mit ihnen macht, das Aufkommen von Schuldgefühlen, das Verarbeiten der Trauer, wie schwer es fällt die Realität zu akzeptieren, …

Fazit: ein unblutiger, leicht zu lesender Krimi vor der Kulisse einer dörflichen Gemeinschaft