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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.02.2020

Langweilig!

Milchmann
2


Wenn die Presse ein Buch über den grünen Klee lobt, ist zwar Neugier angesagt, aber keineswegs ehrfürchtiges Nachplappern der sich überschlagenden Pressestimmen. Und so scheue ich mich nicht, meine Meinung ...


Wenn die Presse ein Buch über den grünen Klee lobt, ist zwar Neugier angesagt, aber keineswegs ehrfürchtiges Nachplappern der sich überschlagenden Pressestimmen. Und so scheue ich mich nicht, meine Meinung ehrlich zu formulieren: Ein Buch, das langweilt, hat seinerzeit schon bei Reich-Ranicki verloren. Genauso bei mir. Denn was nutzt eine vermeintlich brillante Sprache oder die gar vermuteten gesellschaftspolitischen Inhalte, wenn das Buch anödet, sodass man sich durch die Seiten schleppt und letztlich mit einem Seufzer der Erleichterung des Lesen beendet? Was bleibt dann von der angeblichen Genialität des Buches übrig?

Das Schönste am Buch ist (für mich) das Cover. Dieser wunderschöne Abendhimmel hat so manchen Leser angelockt, so auch mich. Für den Inhalt, den ich so nicht wirklich erkennen konnte, nutze ich ausnahmsweise die Verlagsankündigung: „Eine junge Frau zieht ungewollt die Aufmerksamkeit eines mächtigen und erschreckend älteren Mannes auf sich, Milchmann. Es ist das Letzte, was sie will. Hier, in dieser namenlosen Stadt, erweckt man besser niemandes Interesse. Und so versucht sie, alle in ihrem Umfeld über ihre Begegnungen mit dem Mann im Unklaren zu lassen. Doch Milchmann ist hartnäckig. Und als der Mann ihrer älteren Schwester herausfindet, in welcher Klemme sie steckt, fangen die Leute an zu reden. Plötzlich gilt sie als »interessant« – etwas, das sie immer vermeiden wollte. Hier ist es gefährlich, interessant zu sein.“

Man schlägt das Buch auf und es geht los, dieses endlose Geschwätz über alles und nichts. Und dazu noch in endlosen Bandwurmsätzen verpackt, diese wiederum in endlosen Kapiteln ausgebreitet. Wortreiche Schilderungen von Nichtigkeiten. Neigung der Autorin, dasselbe mit mehreren Wörtern zu benennen. Viel Ekel, viel Abscheu, viel Depression, viel jugendliche Wut. Selten aufblitzender schwarzer Humor. Und entsetzlich langweilig, das vor allem. Nein, für mich ist das Buch keine literarische Offenbarung.

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Veröffentlicht am 29.05.2023

Für mich das schlechteste Buch seit langem

Für jede Liebe ein Problem
1

Es gehört schon etwas Mut dazu, die eigene Meinung zu diesem Buch klar und direkt auszudrücken. Deshalb überlegte ich erst eine Weile, ob ich meine Meinung „sanft“ verpacken sollte. Aber das wäre letztlich ...

Es gehört schon etwas Mut dazu, die eigene Meinung zu diesem Buch klar und direkt auszudrücken. Deshalb überlegte ich erst eine Weile, ob ich meine Meinung „sanft“ verpacken sollte. Aber das wäre letztlich unehrlich. Da soll man mir lieber nachsagen, ich sei altmodisch, von gestern, nicht up to date. Weil ich Sprache liebe, gute, inspirierte Sprache, die zu lesen Genuss ist und die die erzählte Geschichte zu einem mit allen Sinnen erlebbaren Abenteuer macht.
Das vorliegende Buch könnte vom Plot her eine nette, leichte Unterhaltung sein. So war zumindest meine Erwartung. Doch der entsetzliche, zwanghaft vergewaltigte Sprachstil, um queerem und nonbinärem Sein modisch gerecht werden zu wollen, ist für mich so schmerzhaft grausig und unlesbar, dass ich die Lektüre irgendwann abbrechen musste.
Die verquasten Sätze, die oberflächliche, mit nichts wirklich in die Tiefe gehende Schilderung der Personen und die Verhohnepipelung der deutschen Sprache empfand ich als Beleidigung. Beleidigung des Lesers und vor allen Dingen Beleidigung eines Themas, das wahrlich mehr Ernsthaftigkeit und mehr psychologische Tiefe verdient hätte. Wenn wenigstens ein wenig echte Freude am Kochen vermittelt worden wäre. Doch auch hier nichts als Plattitüden und Klischees.
Fazit, sorry: Für mich das schlechteste Buch seit langem.

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Veröffentlicht am 05.07.2021

Sehr schräg, sehr traurig, sehr klug

Das Universum ist verdammt groß und supermystisch
1


Dass sich ein ganz besonderes und absolut lesenswertes Buch hinter dem Cover versteckt, glaubt man nicht. Das Titelbild zeigt einfallslos und platt-altmodisch die handelnden Personen und verrät dadurch ...


Dass sich ein ganz besonderes und absolut lesenswertes Buch hinter dem Cover versteckt, glaubt man nicht. Das Titelbild zeigt einfallslos und platt-altmodisch die handelnden Personen und verrät dadurch nicht im Geringsten die kluge Sensibilität der Geschichte. Das ist schade, denn aufgrund der äußeren Gestaltung wird es das Buch schwer haben, seine passenden Leser zu finden. Es braucht also die persönliche Empfehlung.

Ganz kurz der Inhalt zusammengefasst: Da seine Mutter wieder mit einem neuen Mann zusammenlebt, spricht Gustav nicht mehr, solange bis „der Mann“ wieder weg ist. Gustavs innigster Wunsch ist, seinen echten Vater zu finden. Der könnte alles sein, vielleicht auch ein Binnenschifffahrtskapitän. Charles, das Mädchen mit dem riesigen bunt gestreiften Schal, findet nichts dabei, dass Gustav nicht spricht und immer seine Wasserpflanze Agatha mit sich trägt. „Wir finden deinen Vater“, sagt sie. Ganz einfach. Und Gustavs Opa, der traurige Clown im Altersheim, wird wieder jung bei der Suche nach Gustavs Vater, bei der Reise von Berlin bis Istanbul. Gustav zweifelt immer wieder, doch Charles weiß, wie man die Kraft des Universums aktiviert.

Eine absolut schräge Geschichte, keine Frage. Und eine schöne dazu. Eine, die Mut macht. Nie aufzugeben zum Beispiel. Oder es zu wagen, der eigenen Sehnsucht zu folgen. Oder Fremdem mit Offenheit zu begegnen. Aber auch treu zu sich selbst zu sein. Das und noch viel mehr steckt in diesem Buch, das es verdient, mehrfach gelesen zu werden, um weitere Feinheiten zu entdecken. Lisa Krusche erzählt kindgerecht lustig und aufregend, doch wer aufmerksam liest, spürt einen riesengroßen Berg an Traurigkeit hinter dem Vordergründigen. Ein Satz ist mir besonders hängen geblieben, der die Zaghaftigkeit, das Ängstlich-Sein, sich auf den Weg zu machen, so ausdrückt: „Besser nicht wegfahren, sonst passt man am Ende nicht mehr in seine Welt.“ Die Autorin schildert mit ganz feiner Beobachtungsgabe das, was Menschen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, ausmacht. Sie spielt mühelos mit den Sätzen wie eine Jongleurin, dadurch macht sie das Lesen leicht. Und genau darin liegt ihre besondere Schreibekunst. Denn „manchmal braucht man jemanden, der für einen träumt, wenn einem selbst die Fantasie fehlt“.

Fazit: Ein sensibles und lustig-kluges Buch für aufmerksame Leser.

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Veröffentlicht am 04.04.2021

Typischer Fall von "denkste"

Geiger
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Die einzig wirklich verblüffende Szene wird im Klappentext in voller Länge verraten. Denn diese Szene ist eine gekonnte Verlockung, um Thriller-Leser neugierig zu machen. Doch das Buch ist – aus meiner ...


Die einzig wirklich verblüffende Szene wird im Klappentext in voller Länge verraten. Denn diese Szene ist eine gekonnte Verlockung, um Thriller-Leser neugierig zu machen. Doch das Buch ist – aus meiner Thriller-Leser-Sicht gesehen – eine Mogelpackung.
In Kurzform: Das Telefon klingelt. „Geiger“ sagt jemand. Großmutter Agneta legt auf, nimmt die Waffe und erschießt ihren Musik hörenden Mann. Kommissarin Sara Nowak, eigentlich für die Verfolgung der in Schweden strafbaren Prostitution tätig, wird von diesem Mord aufgeschreckt, denn sie kannte die Familie von Kindesbeinen an. Und so verfolgt sie, obwohl an den Ermittlungen nicht wirklich beteiligt, ihre eigenen Spuren.
Eigentlich lässt sich das Buch gut lesen, was den Schreibstil betrifft. Und wenn es um konkrete Ermittlungsschritte geht. Doch ansonsten fehlt es mir an allem, was für mich einen guten Thriller ausmacht. Die Protagonisten bleiben mir völlig fremd und unverständlich in ihren Handlungen. Trotz geschickt eingesetzter Rückschauen bzw. Erinnerungen bleibt für mich zu viel offen, um wenigstens ansatzweise Verständnis zu gewinnen. Viel Platz wird eingeräumt den schwedischen Besonderheiten, was sozialpolitische, gesellschaftliche und rechtliche Dinge betrifft. Auf widerlichste Weise werden Pädophilie und Prostitution abgehandelt. Als politischer Laie kann ich den Wahrheitsgehalt der im Buch enthaltenen Aussagen über DDR, Geheimdienst, Kalten Krieg usw. nicht beurteilen. Deshalb blieb mein Interesse an diesen breit behandelten Themen sehr gering. Wo bleibt da der eigentliche Thriller? Das offene Ende will zur Lektüre der weiteren Thriller aus dieser Reihe verlocken. Klappt bei mir allerdings nicht.

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Veröffentlicht am 04.02.2021

Zu viel Gerede und zu wenig Handlung

Der Malik
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Wenn ein Philosoph einen Kriminalroman schreibt, kann man etwas Besonderes erwarten. Und so ist dieses Buch tatsächlich ungewöhnlich. Dass es mich dennoch nicht überzeugte, liegt an mir und meinem Anspruch ...


Wenn ein Philosoph einen Kriminalroman schreibt, kann man etwas Besonderes erwarten. Und so ist dieses Buch tatsächlich ungewöhnlich. Dass es mich dennoch nicht überzeugte, liegt an mir und meinem Anspruch an das Genre Kriminalroman.
Die beiden Kommissare Michael Lenhart und Sabine Preiss sind auch privat ein Team. Als ein Mitarbeiter des österreichischen Finanzministeriums auf Malta verschwindet, wird eine Sonderkommission gebildet mit Lenhart und Preiss. Ausgangspunkt der Ermittlungen ist der einzige Hinweis, nämlich ein Zettel mit den Worten „der Malik“. Der Leser wird detailreich hineingezogen in ein raffiniertes und völlig undurchsichtiges Konstrukt an Firmen, Stiftungen und Beteiligungen in verschiedenen Ländern, an die äußerst geschickten Schachzüge und die Skrupellosigkeit eines verbrecherischen Kartells, das alle politischen Register zieht.
Spaß macht das Buch an den Stellen, an denen österreichischer Dialekt und österreichische Lebensart lebendig werden. So werden zum Beispiel im Kommissariat regelmäßige Pausen mit gepflegter Nahrungsaufnahme zelebriert. Spaß macht das Lesen auch durchaus, weil nicht mit Muskeln gefochten wird, sondern mit Geist und Verstand. Die eingestreuten philosophischen Anmerkungen des Michael Lenhart würzen das Buch. Aber alles, was zu viel ist, führt zum Überdruss. Zu viel selbstgefälliges Philosophieren von Lenhart, zu viel überflüssiges Wissen (Codex Hammurapi), zu viele ausufernde Details, was zum Beispiel die EU-Förderungspolitik und deren mögliche Korruption betrifft – die Liste der „Zu viel von“ ließe sich noch fortsetzen. So hatte ich einerseits Spaß an diesem unkonventionellen und durchaus intelligenten Kriminalroman, andererseits hat er mich auch seitenweise gelangweilt bis hin zum Gefühl des Überdrusses. Kurzum: Zu viel Gerede und zu wenig Handlung.

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