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Veröffentlicht am 15.04.2024

Wunderbares Buch!

Gallant
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„An höhere Mächte hat sie noch nie geglaubt, denn gäbe es welche, hätten sie ihr Vater und Mutter genommen, ihr die Stimme geraubt und sie in Merilance zurückgelassen, mit einem Tagebuch als einzigem Besitz. ...

„An höhere Mächte hat sie noch nie geglaubt, denn gäbe es welche, hätten sie ihr Vater und Mutter genommen, ihr die Stimme geraubt und sie in Merilance zurückgelassen, mit einem Tagebuch als einzigem Besitz. Doch es gibt niedere Mächte, die merkwürdiger sind, und im Dunkel hinter der Tür betet sie zu ihnen.“

Wenn der Herbst ein Buch wäre, wäre er 𝗚𝗮𝗹𝗹𝗮𝗻𝘁. Die Geschichte war wie für mich gemacht: Märchenähnlich erzählt, dezente spooky Vibes, ein altes Anwesen voller Geheimnisse & eine mysteriöse Familiengeschichte... 🍂

Olivia ist eine der wenigen stummen Protagonistinnen, die mir bisher in Büchern begegnet sind. Mir hat besonders gefallen, wie der Fokus darauf gelegt wird, dass Barrieren erst von anderen geschaffen werden. Auch die Szenen, die sich auf die damit einhergehende Ausgrenzung konzentrieren, haben mich jedes Mal wieder erwischt: „Sie hasst, dass er das tun kann - einfach den Blick abwenden, um sie zum Schweigen zu bringen.“

Die Erzählung wird durch Illustrationen sowie Tagebucheinträge ergänzt. Beide Aspekte haben der Geschichte einen ganz besonderen Anstrich verliehen – vor allem, weil sie Bestandteil der Geschichte sind. ☕️ Gallant ist damit vermutlich eines der schönsten Bücher in meinem Regal und eines der wenigen in denen Illustrationen eine zentrale Rolle einnehmen.

Am Ende überschlagen sich die Ereignisse etwas, da Märchen aber oft bloß mit einem feuchten Kuss & dem obligatorischen 𝘏𝘢𝘱𝘱𝘪𝘭𝘺 𝘌𝘷𝘦𝘳 𝘈𝘧𝘵𝘦𝘳 enden, ist das schon ok. 🤫

Romance werdet ihr hier übrigens nicht finden, dafür zeigt sich, dass „Zuhause“ & „Familie“ etwas sind, was man wählen kann und das finde ich wunderschön.

Mich hat Gallant begeistert & ich kann’s euch nur ans Herz legen, wenn ihr eine kurzweilige Geschichte sucht, die nur ein wenig gruselig ist, sodass es sich noch ohne Probleme einschlafen lässt.

Ihr wollt mehr? Bücher mit einem ähnlichen Gefühl waren für mich „Der Atmen einer anderen Welt“ – große Liebe für die erste Geschichte – und „Das Labyrinth des Fauns“.

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Veröffentlicht am 08.04.2024

Bereit für Séancen im viktorianischen Zeitalter? 🕯️

Die geheime Gesellschaft
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1873: Ein Medium nutzt ihre Gabe, um ungeklärte Mordfälle zu lösen, während die Séance Society Frauen von ihren Erkenntnissen ausschließt und den exklusiven Status zu erhalten versucht – bis einer aus ...

1873: Ein Medium nutzt ihre Gabe, um ungeklärte Mordfälle zu lösen, während die Séance Society Frauen von ihren Erkenntnissen ausschließt und den exklusiven Status zu erhalten versucht – bis einer aus den eigenen Reihen stirbt...

Mich haben letztendlich vor allem zwei Aspekte bewegt: Zum einen, dass Lenna aus Liebe zu ihrer verstorbenen Schwester unbedingt an die spirituellen und okkulten Praktiken glauben möchte – und sich sogar ausbilden lässt! –, gleichzeitig aber ohne Beweise an deren Echtheit zweifelt, und zum anderen wie Trauer und Konventionen ein zentrales Bindeglied der Geschichte werden.

Atmosphärisch hat mir die Geschichte gut gefallen, wobei es für mich noch etwas unheilvoller hätte sein können. Dafür waren die breite Menge an (zum Teil auch widersprüchlichen) Gefühlen, die die beteiligten Personen mit in die Séancen bringen, für mich sehr greifbar. Außerdem war der weibliche Zusammenhalt erfrischend.

Es gab leider einen Charakter, der einfach eine maximal unangenehme Person ist – wie einige Leute in den Kommentarspalten bei Facebook – und bei dem ich grundsätzlich die schlimmsten Handlungen erwartet habe. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Entwicklung etwas subtiler gewesen wäre.

Trotz der düsteren Themen finden auch zarte Gefühle ihren Weg in die Geschichte. Ohne Machtgefälle hätte mir diese Entwicklung besser gefallen, schön fand ich‘s trotzdem.

Insgesamt ist „Die geheime Gesellschaft“ ein leichtgängiger Genre-Mix für einen gemütlichen Sonntag auf dem Sofa. Ich war bis zum Ende gespannt, ob und wie die Autorin die Frage nach Geistern lösen wird: Alles nur Trugbilder oder gibt es doch Dinge, die unerklärlich bleiben?

Am Ende des Buches findet sich zudem ein kleiner Exkurs zu viktorianischen Trauerbräuchen. Eine Kleinigkeit ganz nach meinem Geschmack.

Die Übersetzung stammt von Julia Walther, die auch „Die Unbändigen“ (ebenfalls empfehlenswert) übersetzt hat.

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Veröffentlicht am 08.04.2024

Ungewöhnlich!

Morden in der Menopause
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Ich gehöre nicht unbedingt zur Zielgruppe, weiß jetzt aber, welche Vorbereitungen zu treffen sind… Nur für den Fall der Fälle. 🤫 Meine Mama war bereits nach dem Buchtitel überzeugt, dass sie das Buch auch ...

Ich gehöre nicht unbedingt zur Zielgruppe, weiß jetzt aber, welche Vorbereitungen zu treffen sind… Nur für den Fall der Fälle. 🤫 Meine Mama war bereits nach dem Buchtitel überzeugt, dass sie das Buch auch lesen möchte – zum Inhalt brauchte ich gar nicht viel erzählen. Vielleicht kann ich ihr am Ende sogar ein paar Worte für euch entlocken!

Morden in der Menopause ist es ein lockeres Buch, das an einigen Stellen zwar durchaus überspitzt ist, den „Mordvertuschungsversuch“ damit aber so auflockert, dass es sicher auch gefallen kann, wenn man mit Krimis sonst eher weniger anfangen kann. Außerdem ist es aus Täterinnen-Sicht geschrieben, was mir immer extra gut gefällt! Ich hab’s in einem Rutsch beendet.

Veröffentlicht am 08.04.2024

Tolle Atmosphäre, aber eher dürftiges Worldbuilding

Haus aus Salz und Tränen
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Raue Klippen, Salz in der Luft, Getuschel über einen Fluch, Götter (und Göttinnen), die den Menschen erscheinen und die feste Verbindung zur See… Für mich, die quasi mit Fischbrötchen auf die Welt gekommen ...

Raue Klippen, Salz in der Luft, Getuschel über einen Fluch, Götter (und Göttinnen), die den Menschen erscheinen und die feste Verbindung zur See… Für mich, die quasi mit Fischbrötchen auf die Welt gekommen ist, ideale Voraussetzungen für ein gutes Buch. 🐚

Vor allem zu Beginn bin ich nur so durch die Seiten geflogen. Die Atmosphäre ist angenehm unheimlich, der Bezug zum Meer wunderbar und die Familienverhältnisse sowie –tragödien vielversprechend. Außerdem ist „YA-Horror-Fantasy-Mystery mit ein bisschen Romance“ ein interessanter Mix, sodass ich einen ganzen Schuhkarton voller Ideen & Theorien zum Geheimnis um die Töchter des Herzogs von Highmoor hatte.

Als dann die erste Einladung zum Ball ins Haus geflattert ist, war ich bereit mich in die Abendgarderobe zu werfen (bzw. eher Mäuschen zu spielen). Dank Klappentext wusste ich natürlich bereits, dass hier etwas nicht ganz mit rechten Dingen zugeht. 🤫

Leider hat sich die Welt – deren Ansätze ich richtig cool finde! – für mich zum Teil aber auch chaotisch angefühlt. Dadurch hatte ich an einigen Stellen das Gefühl, dass sich die Geschichte nicht rund zusammensetzen wird und mir als Außenstehende kollektives Wissen der Charaktere fehlt. So interessant ich viele Gedanken auch finde, letztendlich hätte es mir besser gefallen auf Teile zu verzichten, wenn andere dafür mehr Raum bekommen hätten. Das hätte ggf. auch dazu geführt, dass sich die Enthüllungen und Erklärungen gegen Ende weniger überschlagen hätten.

Die letzten Seiten waren für mein Empfinden auf jeden Fall zu viel des Guten & haben (für mich) nicht zum starken Anfang des Buches gepasst.

Wenn ihr nach einem easy read sucht & wie ich vor allem für die Atmosphäre am Start seid, dann kann ich euch das Buch empfehlen. Wenn’s euch mehr um die Charaktere & Welt geht, dann will ich euch zumindest vorwarnen, dass es zum Teil etwas holprig werden könnte.

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Veröffentlicht am 08.04.2024

Hat mich weniger erreicht

Bevor sich unsere Wege trennen
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Ich kenne die weiteren Bände der Reihe nicht, habe mir von den Kurzgeschichten allerdings etwas mehr erhofft. Die Botschaften und Handlungsstränge als solche waren oft eher ein wenig schwach, obwohl ich ...

Ich kenne die weiteren Bände der Reihe nicht, habe mir von den Kurzgeschichten allerdings etwas mehr erhofft. Die Botschaften und Handlungsstränge als solche waren oft eher ein wenig schwach, obwohl ich den komprimierten Stil durchaus gut finde. Dafür habe ich bei der Geschichte mit dem Hund („Die Frau, die sich nicht von ihrem Hund verabschieden konnte“) das Buch ein Stück weghalten müssen, um nicht auf die Seiten zu weinen.

"Die Erinnerungsfotografen" haben mich z. B. mehr berührt.

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