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Veröffentlicht am 30.11.2020

Auftakt mit Schwächen

Falkenmädchen (Divinitas 1)
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Miranda ist anders als ihre elf Geschwister. Während sie alle ein recht normales, wenn auch nicht gerade wohlhabendes, Leben führen, kann Miranda nur davon träumen, normal zu sein oder Freunde an ihrer ...

Miranda ist anders als ihre elf Geschwister. Während sie alle ein recht normales, wenn auch nicht gerade wohlhabendes, Leben führen, kann Miranda nur davon träumen, normal zu sein oder Freunde an ihrer Seite zu haben. Jeden Tag verwandelt sie sich in einen Falken und kann ihrer Tiergestalt nur entfliehen, sobald der Mond am Himmel steht. Dieser uralte Fluch lastet seit Generationen auf ihrer Familie und niemand hat Einfluss darauf, welches Kind mit den göttlichen Genen geboren wird.
Als Miranda unfreiwillig dem Prinzen in die Hände fällt, scheint ihr Schicksal besiegelt zu sein. Sie kann sich nicht allein befreien und auf Hilfe von außen braucht sie nicht zu hoffen, denn sie hat niemanden, der noch hinter ihr stehen würde, nachdem sie ihren einzigen Verbündeten verloren hat. Doch dann entwickelt sich alles ganz anders, als sie es jemals für möglich gehalten hätte.

Die Welt, in die man eintaucht, hat ein mittelalterlich anmutendes Setting. Es gibt keine großen, technischen Errungenschaften, Wege werden zu Pferde zurück gelegt, die Wäsche im Fluss gewaschen. Hinzu kommt dann jedoch die magische Komponente, die auf zwei verschiedene Arten einzieht. Zum einen gibt es da die Elfen, die unterschiedliche Fähigkeiten besitzen und dann noch die verfluchten Menschen, die ihre Gestalt wandeln können bzw. müssen.
Die Geschichte wird aus zwei Ich-Perspektiven erzählt, so dass man die beiden Protagonisten Aeric und Miranda sehr intensiv begleiten kann und detaillierte Einblicke in ihre Gedankenwelt und ihre Gefühlslage bekommt. Den überwiegenden Teil der Handlung ist man mit der Protagonistin unterwegs, deren Leben sich im Verlauf des Buches stark verändert. Als verfluchte Bauerntochter fristet sie ein ziemliches trostloses Dasein. Am Tage ist sie ein Falke, in der Nacht muss sie sich von ihrer mürrischen Mutter schikanieren lassen. Nach ihrer Ankunft am Königshof, an dem sie sich alles andere als passend aufgehoben fühlt, beginnt sich für sie viel zu verändern. Es ist jedoch keinesfalls so, dass ihr fortan alles in den Schoß fällt, die Widrigkeiten, die es zu bestehen gilt, sind nur immer wieder andere. Es ist schon eine Entwicklung in ihrer Figur zu spüren, die durch verschiedene Dinge beeinflusst wird. Und auch wenn sie ein gewisses Maß an Stärke und Selbstbewusstsein dazu gewinnt, so ist es doch so, dass sie bis zum Schluss manchmal etwas blass bleibt und sich im Hintergrund hält. Es ist schwer das näher zu beschreiben, ohne zu spoilern. Auf der einen Seite entscheidet sie nach ihrem Herzen und nach dem, was sie für angemessen hält, auf der anderen Seite konnte ich einen Teil ihrer Entscheidungen aber eben auch nicht so richtig nachvollziehen und sie muss von anderen darauf gestoßen werden, was doch eigentlich so offensichtlich ist und was ihr eigentlich ja auch nicht entgangen ist, womit sie sich aber vielleicht trotzdem nicht genug beschäftigt hat. Sie war für mich keine unsympathische Figur, aber sie hat mich auch nicht so mitgerissen, wie manch andere Charaktere es schon geschafft haben.
Aeric hat als Prinz, und im Verlauf dann König, einige Pflichten zu erfüllen, denen er sich nur schwer entziehen kann. Als die Unstimmigkeiten mit den Elfen größer werden, muss er seinen Schwur erfüllen und in den Kampf ziehen, auch wenn er nicht unbedingt selbst der ist, der den Ausgang des Kampfes auf die Weise herbeisehnt, wie er ihn anstreben soll. Auf ihm lastet ein ziemlicher Druck und für die, die er liebt, ist er bereit einiges zu tun, auch wenn das düstere Konsequenzen mit sich bringt. Auch wenn er selbst manchmal nicht ganz verstanden hat, was mit ihm los war, so war es doch für mich als Leserin häufig ziemlich offensichtlich. Was irgendwie auch schade war.
Es passiert schon einiges im Buch, aber es ist eben nicht so, dass es immer die großen Überraschungen oder Wendungen waren. Die Verstrickungen nehmen zu, die Intrigen und Geheimnisse ebenfalls und doch gab es irgendwie wenige Augenblicke, in denen ich dachte „damit habe ich nicht gerechnet“ oder „das bringt neue Fahrt in die Handlung“. Dabei haben die Welt und die Figuren durchaus Potenzial. Die Zeitsprünge im Buch haben die Geschehnisse zwar in gewisser Weise voran gebracht, haben für mich die Spannung jedoch auch nicht unbedingt immer verstärkt. Am Ende des Bandes ist es dann auch ziemlich offensichtlich, in welche Richtung es sich in der Fortsetzung entwickeln wird, was die Vorfreude ein wenig schmälert – ich hoffe daher „Wolfsprinz“ wird noch einiges mehr zu bieten haben.

Dieses Buch lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Auf der einen Seite mochte ich die Idee hinter den Gestaltenwandlern und auch den Zwist zwischen den Menschen und den Elfen, der in der Handlung dann mehr und mehr Raum einnimmt, auf der anderen Seite waren mir einige Passagen einfach zu langatmig und handlungsarm. Die beiden Protagonisten waren nicht uninteressant und auch die Figurenmischung um die beiden herum sorgt für Streitpotenzial, Verbündete und Hoffnungsträger. Man lernt nicht so sehr viele von den anderen Charakteren intensiver kennen, es beschränkt sich eher auf den engsten Kreis rund um Aeric und Miranda. Der Beginn der Geschichte war noch geprägt von schönen, gefühlvolleren Momenten, die im Verlauf dann abgenommen haben. Dann gibt es zwar auch unterschiedliche Emotionen, diese sind aber eher negativer Natur und nicht mehr so voller Zuneigung und Zuversicht.

Am Ende des eBooks gab es eine Bonusgeschichte, die die Vorgeschichte und damit die Entstehung der Götterkinder behandelt. Da es in groben Zügen Teil der Hauptgeschichte war, war das vom Verlauf zwar nicht sehr überraschend, insgesamt aber trotzdem schön zu lesen.
Fazit

Die Welt an sich und auch die Grundidee fand ich interessant und es gibt unterschiedliche Konflikte, die thematisiert werden, in der Umsetzung gab es für mich allerdings Schwächen. Einiges empfand ich als recht langatmig, wenig überraschend und handlungsarm. Die Figuren entwickeln sich zwar und werden vor unterschiedliche Probleme gestellt, einige der Dinge, die sie versuchen herauszufinden und zu beheben, sind aber eben auch ziemlich offensichtlich. Es gab einige schöne Entwicklungen und auch das Setting an sich mochte ich gern, es wäre aus meiner Sicht aber einfach mehr drin gewesen.

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Veröffentlicht am 19.11.2020

vielseitiger Reihenauftakt

Elbendunkel 1: Kein Weg zurück
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Für die Menschen im Jahr 2044 ist es ganz normal, dass Elben unter ihnen leben. Seitdem diese aus ihrer Heimat fliehen mussten, haben sie sich unter die Menschen gemischt und werden mal besser, mal schlechter ...

Für die Menschen im Jahr 2044 ist es ganz normal, dass Elben unter ihnen leben. Seitdem diese aus ihrer Heimat fliehen mussten, haben sie sich unter die Menschen gemischt und werden mal besser, mal schlechter aufgenommen. Es gibt sowohl Organisationen, die sich für die Integration der Elben einsetzen, als auch welche, die vehement gegen die Elben, die teilweise geforderte Gleichberechtigung und ihr angeblich so extrem erhöhtes Aggressionspotenzial vorgehen.
Luz ist die Tochter des Chefs der Elbensicherheitsbehörde und wächst mit dem Wissen um die Gefährlichkeit einiger Elben auf. Doch obwohl ihr Vater so strikt gegen die Elben, besonders die Dunkelelben vorgeht, hat sich in ihrem Kopf nicht verankert, dass man sich auf keinen Fall mit den Elben abgeben darf. Als sie bei einem geheimen Date einen Einblick in das Ghetto der Elben bekommt, beginnt ihre gesamte Welt sich zu verändern.

Der Auftakt der Dilogie hat mir gut gefallen, es ist aber auch ein Buch, das man nicht mal so entspannt wegsuchtet, wie vielleicht andere Werke aus dem Fantasy-/Dystopie-Bereich. Die Konzentration wird ganz schön gefordert und es gab für mich innerhalb der Geschichte immer wieder Passagen, die ich doppelt gelesen habe, um all die enthaltenen Informationen wirklich aufzunehmen. Es ist eine komplexe Welt, mit Verstrickungen und Zusammenhängen, die sich erst so nach und nach offenbaren. Durch die zahlreichen Figuren, die man im Verlauf der Handlung kennenlernt, die Namen von Organisationen, Feinden, Verbündeten und das Einflechten von vergangenen Ereignissen in die aktuellen Geschehnisse, gibt es viel zu entdecken, aber eben auch viel zu verarbeiten.
Am Ende des Buches gibt es eine Personenübersicht und eine Auflistung von Hierarchien in der Elbenwelt und unterschiedlichen Völkern bzw. Stämmen, die es da gibt. Eine schöne Ergänzung und Übersicht, in der viele Informationen noch mal anschaulich aufgearbeitet werden.

Die Handlung spielt nicht sehr weit in der Zukunft, aber trotzdem hat sich einiges geändert, nicht nur was technische Fortschritte und Entwicklungen angeht. Die Licht- und Dunkelelben sind in die Menschenwelt gekommen, es gibt Institute, in denen sie teilweise leben müssen, damit sie keine Gefahr darstellen und Organisationen, die für die Sicherheit sorgen oder für die Gleichstellung der Elben kämpfen. Das Verhalten der Menschen gegenüber den Elben bietet immer wieder Raum für gesellschaftskritische Themen, die sich durch das Buch ziehen. Ausgrenzung, Vorurteile und Misstrauen erleben die Elben genauso wie gewaltsame Übergriffe. Dabei kommt es zwar darauf an, ob sie Lichtelben oder Dunkelelben sind, aber für einige Bereiche macht auch das nur wenig Unterschiede. Auch die technischen Fortschritte, die man in der Geschichte präsentiert bekommt, fand ich ganz spannend, einiges davon kann man sich auch in der realen Umsetzung ziemlich gut vorstellen.

Trotz der Komplexität der Handlung und der Charaktere, empfand ich den Schreibstil insgesamt als angenehm und ich habe mich in der Geschichte gut mitgenommen gefühlt. Im Verlauf des Buches begleitet man unterschiedliche Personen, so dass man einen guten Blick auf die teilweise parallel ablaufenden Ereignisse bekommt, ohne dass einem zu viel vorweg genommen wird. Zu Beginn jedes Kapitels der Name der Figur, mit der man in der folgenden Passage unterwegs sein wird. Manchmal hat man einen Wissensvorsprung gegenüber einem Teil der Figuren, es bleiben aber auch Überraschungen für den Leser übrig und selbst wenn man schon mehr weiß, ist es interessant zu verfolgen, wie die Charaktere darauf reagieren, wenn sie dann eingeweiht werden.
Durch die Perspektivwechsel erhält man auch einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelten der Figuren, die man begleitet. Einige Charaktere blieben bis zum Schluss für mich schwer zu durchschauen, allen voran Darel. Er ist ein sehr interessanter Protagonist, der kein klassischer Bad Boy ist, aber doch irgendwie sehr in die Richtung geht. Ihm zu vertrauen ist schwer, das muss auch Luz immer wieder feststellen. Kaum denkt man, man wüsste auf wessen Seite er steht und was sein Plan ist, macht er irgendwas, womit man nicht rechnet und was das Blatt wieder wendet. Durch die Passagen, in denen man ihn begleitet, kann man auch ein wenig hinter seine Mauern schauen, dennoch weiß ich immer noch nicht genau, was ich von ihm halte und was wohl seine Absichten am Ende sein werden.
Luz durchlebt im Buch einen ziemlichen Wandel, was schon allein an den Enthüllungen liegt, die es nach ihrem Aufenthalt im Elben-Ghetto gibt. Für sie bricht eine Welt zusammen und es ist für sie zunächst sehr mühsam, sich eine „neue“ aufzubauen und sich mit dem abzufinden, was dort ans Licht gekommen ist. Sie ist gezwungen sich zu entwickeln, aufgrund der neuen Erkenntnisse und aufgrund der veränderten Situationen, denen sie sich stellen muss. Dabei stürzen die unterschiedlichsten Emotionen auf sie ein. Geheimnisse, mögliche Intrigen, neu geknüpfte Freundschaften, sich gegenseitig ausnutzen, hoffen auf einen Mitstreiter an der Seite – all diese Dinge begleiten Luz und dass man dabei auch mal die Orientierung verlieren kann, kann man ihr kaum verübeln. Auch dass sie nicht immer weiß, wem sie vertrauen kann und wann es gut ist, auf den einen oder anderen zu hören, kann man ihr kaum verdenken. Trotzdem empfand ich es manchmal als sehr unglücklich, dass sie so vorlaut vorprescht, besonders in Momenten, in denen sie die Situation nicht einschätzen kann und obwohl sie vorher schon festgestellt hatte, dass es teilweise eben doch ganz gut ist, sich an Anweisungen zu halten oder nicht gleich alle Karten auf den Tisch zu legen.
Neben den beiden hat auch Niall viel Raum in der Handlung eingenommen. Als Lichtelb gehört er zwar nicht zu den extrem verachteten Elben, aber besonders hoch angesehen ist er eben auch nicht. Er steht im ziemlichen Kontrast zu Darel und blieb manchmal fast noch etwas blass, obwohl man auch von und über ihn einiges erfährt. Die beiden Protagonisten sind aber eben extrem starke Charaktere, da hat man es nicht so leicht, sich zu behaupten.
Die anderen Figuren spielen mal mehr, mal weniger intensiv eine Rolle, ich empfand die Mischung der Charaktere aber als gelungen und sehr vielfältig. Es macht die Geschichte auf jeden Fall noch bunter und spannender, weil auch unter den Nebencharakteren der eine oder andere für eine kleine Überraschung gut ist.

Umso weiter das Buch voranschreitet, umso turbulenter, spannender und verstrickter wird es. Man taucht tiefer in die Welt ein, erfährt etwas von der Vergangenheit der Figuren bzw. der Entwicklung der Welt ganz allgemein. Am Ende wird man mit vielen Fragen zurückgelassen, die mich sehr neugierig auf die Fortsetzung machen. Es ist schon einiges geschehen, neue, mögliche Entwicklungen werden angedeutet und vermutlich wird Band zwei noch einiges bereithalten, womit man aktuell nicht rechnet.
Fazit

Ein vielseitiger, spannender Reihenauftakt, der mich sowohl mit den facettenreichen Figuren, als auch mit dem Weltenaufbau und den behandelten Themen überzeugen konnte. Es wird immer komplexer und verstrickter und ich bin wirklich gespannt, was noch alles kommen wird. Gesellschaftskritisch, turbulent, neugierig machend – Band eins war auf jeden Fall ein toller Auftakt, auch wenn ich Protagonistin Luz nicht in jeder ihrer Entscheidungen komplett verstehen konnte.

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Veröffentlicht am 16.11.2020

locker-leichter Provinzkrimi mit Witz und Charme

Hummelstich - Casanova muss sterben
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Achtung: zweiter Band! Die Geschichte wird nicht direkt fortgesetzt, aber man kennt natürlich schon einige der Figuren, die sich in der Zwischenzeit teilweise auch weiterentwickelt haben. Es ist nicht ...

Achtung: zweiter Band! Die Geschichte wird nicht direkt fortgesetzt, aber man kennt natürlich schon einige der Figuren, die sich in der Zwischenzeit teilweise auch weiterentwickelt haben. Es ist nicht so, dass man Band zwei nicht versteht, wenn man das erste Buch nicht kennt, für die Zusammenhänge in der Handlung ist es aber sicher schöner, mit „Ein Mord kommt selten allein“ zu beginnen

Ein Jahr ist vergangen seitdem im beschaulichen Hummstelstich gewaltsame Morde die Dorfgemeinschaft erschütterten. Der damals sehr unerfahrene Polizist Sven Grüneis bekam bei seinen Ermittlungen Hilfe von Bea von Maarstein und gemeinsam gelang es ihnen, die Verbrechen restlos aufzuklären. Nun gibt es einen weiteren Toten, der ihnen Rätsel aufgibt. Ist Harald Stenz wirklich eines natürlichen Todes gestorben? Hat er sich vielleicht übernommen mit seinen zahlreichen Frauengeschichten und seinem schwachen Herzen damit zu viel zugemutet? Oder steckt vielleicht doch mehr dahinter und es hat jemand nachgeholfen?
Ein neuer Fall für Bea und Sven, die wieder als Team agieren.

Band eins der Reihe hatte ich als Hörbuch gehört und ich mochte die ausdrucksstarke Erzählweise von Gabriele Blum richtig gern. Die humorvollen Passagen wurden sehr lebendig vorgetragen und haben dadurch besser auf mich gewirkt, als jetzt, wo ich das Buch gelesen habe. Katharina Schendel schreibt wieder mit einer angenehmen Lockerheit, die der durchaus ernsten Thematik trotzdem Leichtigkeit verpasst. Mit Witz und Charme erzählt sie, wie Bea und Sven sich erneut auf Spurensuche begeben und was ihnen dabei alles passiert. Viele unterschiedliche Dorfbewohner, aber auch Tiere spielen dabei eine Rolle und zwischendurch entsteht ziemliches Chaos. Die Geschichte hat sich flüssig lesen lassen, trotzdem musste ich für mich persönlich feststellen, dass mir die Hörbuchvariante einfach besser gefallen hat. Da ist die Handlung besser und intensiver bei mir angekommen und auch die humorvollen Szenen konnten ihre Wirkung voll entfalten. Beim selbst Lesen habe ich die witzigen Vergleiche, die verbrecherisch agierenden Tiere und die manchmal etwas verschrobenen Dorfbewohner zwar auch erlebt, aber es war eben einfach anders. Ich denke auch nicht, dass das Buch schwächer war, als Band eins, aber es ist bei mir eben einfach nicht so angekommen. Beim nächsten Mal gibt es dann vielleicht doch einfach wieder ein Hörbuch, bei dem schon allein durch die Betonung und die Vortragsweise die Inhalte der Geschichte mehr so auf mich wirken, wie es gewünscht ist.

In Hummelstich ist vieles so, wie man es sich in einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft vorstellt, aber es gibt eben auch Menschen, die aus der Reihe fallen, die Intrigen planen, die Verschwörungen anzetteln und illegale Aktionen planen. Auch am noch so idyllischsten Örtchen machen die Bösewichte eben nicht Halt. Sven Grüneis hat sich weiterentwickelt und ist längst nicht mehr so naiv und unbedarft, wie noch im ersten Fall, in dem er gemeinsam mit Bea von Maarstein ermittelt hat. Er hinterfragt mehr, zweifelt, ist skeptisch und hat trotzdem einen Großteil seiner angenehmen Art behalten. Ohne Bea wäre er in einigen Momenten aber wohl trotzdem noch aufgeschmissen, denn so überladen mit Verbrechen ist Hummelstich nun auch nicht, dass er in dem Jahr alles lernen könnte, was man anderswo erleben würde. Im Laufe der Ermittlungen sind die beiden auf verschiedene Hinweise gestoßen, die auf unterschiedliche Personen hingedeutet haben. Und auch wenn am Ende nicht immer alles mit dem Fall zu tun hatte, so wurden dabei doch einige Geheimnisse und Verstrickungen aufgedeckt. Es war wieder schön die beiden zu begleiten und dabei auch einige der anderen Dorfbewohner wieder zu sehen bzw. neu kennen zu lernen. Die Figuren ergeben eine sehr bunte und lebendige Mischung, die immer mal wieder für eine Überraschung gut ist. Eine besondere Note verleihen die tierischen Aktionen der Geschichte. Auf unterschiedliche Weise spielen die Haus- und Hoftiere der Bewohner eine Rolle, zu viel möchte ich dazu aber nicht verraten. Auch der Ara Dr. Jekyll bekommt wieder seine Auftritte, auch wenn er insgesamt etwas weniger intensiv vertreten war, als in Band eins. Bei ihm hat mir ganz besonders die tolle Stimmlage gefehlt, die seine Äußerungen im Hörbuch toll unterstützt hat.

Gut gefallen haben mir die Verknüpfungen von Kapitelnummerierung, Kapitelnamen und Inhalt der Handlung. Die Kapitel sind ja fortlaufend nummeriert und in jedem Kapitel ist diese Zahl dann auf ganz unterschiedliche Weise mit eingebunden. Das hat mir schon im ersten Band gut gefallen. Am Ende des eBooks befindet sich auch noch mal eine Übersicht an Wörtern, die einem vielleicht nicht so geläufig sind bzw. die im „Hummelstichler-Dorfslang“ im Buch vorkommen und was sie bedeuten. Die allermeisten haben sich aber aus dem Zusammenhang in der Handlung auch erschlossen und viele der Bezeichnungen kannte ich persönlich auch.
Fazit

Ein unterhaltsamer Provinzkrimi, in dem trotz Todesfall die Leichtigkeit in der Geschichte nie verloren geht. Mit viel Witz und Charme lässt die Autorin ihre Figuren agieren und auf die Suche nach der Wahrheit gehen. Mir hat die Hörbuchvariante besser gefallen, weil es bei mir einfach intensiver angekommen ist und es noch abwechslungsreicher und lebendiger war, die Charaktere und Tiere zu begleiten, aber auch gelesen hat die Geschichte durchaus Spaß gemacht, auch wenn vielleicht nicht jede humorvolle Passage die volle Wirkung bei mir erzielt hat. Insgesamt sind ernstere, blutigere Krimis und Thriller aber vielleicht auch mehr meins, als die lockere Variante.

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Veröffentlicht am 16.11.2020

zwischen Liebe und Perfektion im Scheinwerferlicht

Winterküsse in Paris. Spitzentanz und Zirkusliebe
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Im Scheinwerferlicht der Pariser Oper lebt Coco ihren großen Traum. Sie ist eine erfolgreiche Balletttänzerin und darf in großen Aufführungen auch Soloparts tanzen. Coco hat hart gearbeitet, um dort zu ...

Im Scheinwerferlicht der Pariser Oper lebt Coco ihren großen Traum. Sie ist eine erfolgreiche Balletttänzerin und darf in großen Aufführungen auch Soloparts tanzen. Coco hat hart gearbeitet, um dort zu stehen und das Publikum mit ihrer Kunst und Leidenschaft zu verzaubern. Mitten im Höhepunkt ihrer Darbietung passierte dann ein folgenschwerer Unfall, der sie auch ein Jahr später noch verfolgt und es unmöglich macht, befreit und glamourös über die Bühne zu schweben. Doch wenn sie ihre Anstellung in der Oper nicht verlieren möchte, muss sie es schaffen, ihre Ängste zu besiegen. Dafür geht Coco ungewöhnliche Wege und sucht Hilfe bei Trapezkünstler Farid im Zirkus…

Die Leidenschaft für das Ballett nimmt einen großen Teil der Geschichte ein. Für Protagonistin Coco gibt es nichts Wichtigeres als zu tanzen, ihre Rollen perfekt auf die Bühne zu bringen und dafür nimmt sie vieles in Kauf. Als ein Unfall in einer Aufführung sie aus dem Leben reißt, liegt ein sehr steiniger und harter Weg vor ihr, um überhaupt wieder Ballerina sein zu können. Doch so hartnäckig sie auch arbeitet und so unermüdlich sie auch trainiert, sie kann nicht alle Dämonen besiegen. Ihre Karriere steht auf der Kippe, wenn sie nicht wieder tanzen kann, wie zuvor, dann könnte es sein, dass sie ihren Job verliert. Man kann sich gut vorstellen, wie sehr es die Protagonistin mitnimmt, was mit ihr passiert ist und wie beängstigend und aufwühlend es jetzt sein muss, alles verlieren zu können, wofür man ewig gearbeitet hat. Durch die Ich-Perspektive wird ihr Schmerz und ihre Last noch deutlicher. Man begleitet Coco sehr intensiv auf ihrem Weg, erlebt die Intrigen der Konkurrenz, denen sie ausgesetzt ist, sieht die Fortschritte, die sie macht, ist dabei, wenn die Mauern Stück für Stück fallen und sie neue Hoffnung schöpfen kann. So einfach, wie es jetzt vielleicht klingt, ist es aber nicht. Es gibt immer wieder Rückschläge und neue Hindernisse. Es geht viel um Vertrauen und um Mut fassen, aber auch um Freundschaft, Familie und Liebe.
Der Schreibstil ist angenehm, ich habe mich von Beginn an gut mitgenommen gefühlt und empfand die Entwicklung und das Auftreten der Protagonistin größtenteils als nachvollziehbar und authentisch. Auch wenn Coco Fortschritte macht, so ist nicht über Nacht alles wieder, wie es war, sie macht Fehler und trifft auch mal falsche Entscheidungen. Der Druck, der auf ihr lastet, ist enorm und doch nimmt sie manchmal gar nicht wahr, was da um sie herum wirklich passiert, bis ihr die Augen geöffnet werden. Es fällt ihr schwer zu vertrauen, nicht nur aufgrund des Unfalls, sondern auch weil es im Ballett ein ewiger Konkurrenzkampf ist und ihr teilweise noch eingeschärft wird, dass sie eben an sich denken muss, wenn sie voran kommen möchte.
Besonders schön fand ich das Zusammenspiel von Coco mit dem Trapez-Künstler Farid. Der junge Mann hatte es auch nicht immer leicht, er arbeitet ebenfalls hart an sich und kämpft für seine Träume und auch wenn es Parallelen zu dem Ehrgeiz von Coco gibt, so ist er eben doch anders. Obwohl beide im Rampenlicht stehen, leben sie in unterschiedlichen Welten. Die Passagen im Zirkus waren anders als die im Ballett, ich mochte diesen Kontrast aber sehr gern, vor allem auch die zarten Gefühle, die zwischen den Protagonisten entstehen und immer intensiver werden.
Für Coco ist es eine absolute Herzensangelegenheit wieder auf der Bühne stehen zu können und auch wenn ich fand, dass es deutlich wurde und man durch die detaillierten Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt nah am Geschehen war, so haben mich persönlich nicht all ihre Emotionen komplett erreicht und mitgenommen. Es ging mir einfach nicht so ans Herz, wie ich es mir manchmal gewünscht hätte. Was aber nicht heißt, dass es nicht gefühlvoll geschrieben und beschrieben war. Trotzdem war die Geschichte schön zu verfolgen und ich mochte die Dynamik zwischen den Figuren, das Wechselspiel aus Vertrauen und Misstrauen, aus Hoffnung, Verrat, Lügen und Zusammenhalt.

Inspiriert von der Handlung habe ich mir in einer Lesepause ein Video vom „Pas de deux“ aus dem Nussknacker angesehen und konnte mir dann noch besser vorstellen, wovon die Figuren reden und was die Stellen sein könnten, die Coco so eine Angst bereiten. Einige der Begriffe für Schritte und Figuren kannte ich, andere Sachen waren mir unbekannt, ich fand es insgesamt aber nicht störend beim Verfolgen der Geschichte, wenn ich nicht jeden Ausdrücke komplett einzuordnen wusste bzw. wie es aussieht, was sie dort machen. Nur beim „Pas de deux“ war ich eben doch neugierig und habe es als schöne Ergänzung empfunden, einen Teil des Stückes zu kennen, mit dem die Balletttänzer ihr Publikum im Nussknacker verzaubern.
Fazit

Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Das passt sowohl zum Zirkus, als auch zum Ballett. Die Künstler und Tänzer arbeiten hart für ihren Traum, für die Magie, die beim Publikum ankommen und sie den Alltag eine Weile vergessen lassen soll. Farid und Coco sind schon allein durch ihre Berufe und ihre Leidenschaft für das, was sie da tun, besondere Charaktere. Ich mochte ihr Zusammenspiel und sie dabei zu begleiten, wie sie miteinander und aneinander wachsen. Auch wenn mich nicht alle Emotionen, die im Buch enthalten warten, hundertprozentig erreicht haben, so hat mir das Lesen der Geschichte trotzdem Spaß gemacht und mich für eine Weile mitgenommen in die Welt der Opera und des Zirkus‘.

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Veröffentlicht am 11.11.2020

echte Kriminalfälle aus Deutschland – teilweise sehr erschütternd

ZEIT Verbrechen
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In diesem Hörbuch werden unterschiedliche Kriminalfälle behandelt, die in Deutschland passiert sind. Keine Fiktion, keine Fantasie, sondern wahre Fälle, die zeigen, wie grausam und brutal die Realität ...

In diesem Hörbuch werden unterschiedliche Kriminalfälle behandelt, die in Deutschland passiert sind. Keine Fiktion, keine Fantasie, sondern wahre Fälle, die zeigen, wie grausam und brutal die Realität sein kann und dass man zum Gänsehaut bekommen und schockiert sein keinesfalls ausgedachte Krimis oder Thriller benötigt.

Es ist das Hörbuch zum Podcast, wer dort also alle Folgen kennt, der wird im Hörbuch vielleicht nicht mehr viel Neues entdecken. Ich selbst kannte den Podcast nicht näher, daher waren es für mich keine Wiederholungen. Einige der angesprochenen Kriminalfälle kennt man zwar aus den Medien, aber das hat es für mich nicht weniger spannend gemacht zuzuhören.

Die Fälle, die innerhalb des Hörbuches behandelt werden, sind alle sehr unterschiedlich. Einige haben mich schockiert und noch lange hinter her zum Nachdenken gebracht, andere gingen nicht ganz so intensiv unter die Haut beziehungsweise es ist mir leichter gefallen eine gewisse Distanz zu dem Ganzen zu bewahren. Wodurch man aber wusste, dass es alles reale Geschichten sind, wirkte es insgesamt auch mich intensiver, als es fiktive Krimis oder Thriller tun, egal wie blutig, brutal und grausam diese sind. Die Realität ist manchmal einfach noch erschreckender und furchteinflößender, eben genau weil es nicht ausgedacht sondern wirklich passiert ist.

Einige der Themen, die im Laufe des Hörbuchs behandelt werden, sind: Mord in unterschiedlicher Ausführung, zum Beispiel an den eigenen Kindern, an Lebenspartnern oder an Fremden, falsche/erzwungene Geständnisse, falsche Zeugenaussagen/falsche Anschuldigungen, Gewalt unter Jugendlichen, niemals gefundene Vermisste. Die Mischung ist also sehr vielfältig und abwechslungsreich. Interessant fand ich auch die Einblicke in die Ermittlungen und Berichterstattungen, die zu den Fällen mit eingearbeitet sind. So detaillierte Eindrücke bekommt man sonst ja nicht unbedingt. Dabei wird auch offen gelegt, dass nicht immer alles gut gelaufen ist, es durchaus auch Ermittlungspannen gab oder Verdächtige einfach nicht weiter verfolgt wurden aus den unterschiedlichsten Gründen. Spannend war dabei auch wie spät es erst möglich war anhand von DNA Spuren oder Fingerabdrücken Täter zu überführen.
Manchmal waren die Schilderungen etwas langatmig beziehungsweise zu ausschweifend angelegt. Teilweise entfernte man sich zwischendurch von dem eigentlich angesprochenen Fall, da es dann Vergleichsfälle gab, die mit eingeflochten wurden oder einfach Situationen, die ähnlich geartet waren und bei denen dann geschildert wird, wie man dort vorgegangen ist. Teilweise führten die Ermittlungen selbst auch einfach etwas von dem eigentlichen Verbrechen weg. Interessant war es schon trotzdem zu erleben, welche Möglichkeiten es in der Forschung so gibt und gab, welche Methoden genutzt wurden und wo es vielleicht parallelen gab. An der einen oder anderen Stelle hätte es aus meiner Sicht aber kürzer sein dürfen.

Insgesamt mochte ich die verschiedenen Sprecher sehr, auch wenn einem die eine Stimme vielleicht etwas besser gefällt, als die nächste. Durch den Wechsel grenzen sich die Fälle ganz gut zueinander ab und man kann sich gut darauf einlassen, dass jetzt etwas anderes behandelt wird. Es unterstützt die Unterschiedlichkeit der Fälle zusätzlich. Auch die Sprechweisen an sich haben mir gut gefallen. Es ist schon eher sachlich, wird nicht zu sehr aufgebauscht oder hochgeputscht, aber es ist trotzdem ausdrucksstark, zu der Situation passend und nicht nur monoton weggelesen. Zwar wirkt es nicht direkt „urteilend“ aber eben auch nicht völlig fern ab der beschriebenen Dinge. So wirkte es auf mich beim Hören auf jeden Fall.
Fazit

Ein sehr bunt gemischtes Hörbuch mit Kriminalfällen aus Deutschland von denen einige wirklich erschreckend und schockierend waren. Es gab jetzt nicht so viele blutige oder brutale Details, wie man das in fiktiven Geschichten häufig erlebt, dafür gab es mehr Einblicke in die unterschiedlichen Ermittlungsansätze und Befragungen der mutmaßlichen Täter und der Zeugen. Schon allein da es sich um reale Fälle handelte, war es teilweise erschütternd, wozu Menschen fähig sind… manchmal ist die Realität eben viel grausamer als jede Fiktion…

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